• Keine Ergebnisse gefunden

Optimale Therapiedauer bei unkompliziertem Harnwegsinfekt

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Optimale Therapiedauer bei unkompliziertem Harnwegsinfekt"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

7 2 4 A R S M E D I C I 1 42 0 0 4

S T U D I E É T U D E

JO U R N A L O F T H E CA N A D I A N

ME D I C A L AS S O C I AT I O N

Kann man auch älteren Frauen mit unkompliziertem Harnwegsinfekt mit einer kurzen Antibiotikabehand- lung helfen?

Harnwegsinfekte gehören zu den häufigs- ten Infektionen bei älteren Frauen. Fakto- ren, die zur hohen Inzidenz im Alter bei- tragen, sind Anomalien am Harntrakt, hormonelle Veränderungen, immunologi- sche Funktionseinbussen, hohe Inkonti- nenzraten, schlechte Ernährung und Be- gleiterkrankungen. Bei jüngeren Frauen erscheint eine dreitägige antibiotische Therapie generell effektiv, bei älteren Frauen ist dieses Vorgehen jedoch weni- ger gut untersucht. Die Studie wollte des- halb die drei- und siebentägige Therapie mit demselben Antibiotikum vergleichen.

Methodik

Eingang fanden Frauen ab 65 Jahre mit akuter symptomatischer, unkomplizierter Harnwegsinfektion bei kulturell nachge- wiesener signifikanter Bakteriurie. Die Harnproben bestanden aus Mittelstrahl- oder Katheterurin. Sowohl hospitalisierte wie ambulante Patientinnen wurden auf- genommen, ausgeschlossen blieben Seni- orinnen in Pflegeinstitutionen.

Die 183 Teilnehmerinnen wurden rando- misiert und doppelblind in zwei Gruppen behandelt. Die eine Gruppe erhielt 2 x 250 mg Ciprofloxacin für drei Tage,

gefolgt von 2 Tabletten Plazebo täglich für vier Tage (3-Tages-Gruppe), die andere er- hielt während sieben Tagen 2 x 250 mg Ciprofloxacin (7-Tages-Gruppe). Alle Tab- letten sahen gleich aus.

Die beiden primären Studienendpunkte waren bakterielle Eradikation zwei Tage nach Therapieabschluss sowie Risiko für Rück- fall oder Reinfektion nach sechs Wochen.

Sekundärer Endpunkt war die klinische Besserung gegenüber dem Ausgangswert nach Therapieende (5 bzw. 9 Tage).

Resultate

Escherichia coli war der häufigste Erreger im initial untersuchten Urin (71,0%), zweithäufigster war Klebsiella pneumo- niae (15,8%).

In der Intention-to-treat-Analyse wurden die für die Nachuntersuchung verlorenen Teilnehmerinnen in der 3-Tages-Gruppe als Therapieversager, in der 7-Tages-Gruppe hingegen als Therapieerfolg gewertet, um einen allfälligen Bias zu minimieren.

Bei der Bakterieneradikation ergab sich zwischen kurzer und längerer Behandlung

kein Unterschied (98% vs. 93%, p = 0,16).

Die obere Grenze des Konfidenzintervalls liegt deutlich unter der 10-Prozent- Grenze, was daraufhin deutet, dass die 3-Tages- der 7-Tages-Therapie nicht unter- legen ist. Auch für Rückfälle und Reinfek- tionen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede (Tabelle 1).

Optimale Therapiedauer bei unkompliziertem

Harnwegsinfekt

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

p u n k t p u n k t

●In einer randomisierten, sauber verblindeten Studie bei Frauen über 65 Jahre mit akutem un- kompliziertem Harnwegsinfekt war eine dreitägige Behandlung mit Ciprofloxacin therapeutisch ebenso wirksam wie die sieben- tägige Behandlung, verursachte aber weniger Nebenwirkungen.

Ta b e l l e 1 :

T h e r a p e u t i s c h e W i r k s a m k e i t

3-Tages-Gruppe 7-Tages-Gruppe p-Wert (n = 93) (n = 90)

2 Tage nach Behandlung:

bakterielle Eradikation 98% 93% 0,16

symptomat. Besserung

– Nykturie 88% 83% 0,86

– Harndrang 73% 88% 0,05

– Pollakisurie 73% 77% 0,44

– Brennen b. Wasserlassen 100% 97% 0,99

– suprapubischer Schmerz 86% 84% 0,71

6 Wochen nach Behandlung:

Reinfektion 14% 18% 0,54

Rückfall 15% 13% 0,83

(2)

S T U D I E É T U D E

Die Verbesserung der Symptome zwei Tage nach Behandlungsende fiel in beiden Gruppen sehr gut aus (98% in der 3- Tages-Gruppe und 92% in der 7-Tages- Gruppe). Auch die Beeinflussung der ein- zelnen Symptome war ähnlich.

Nebenwirkungen waren bei den älteren

Patientinnen während der ersten neun Studientage relativ häufig (Tabelle 2). Sta- tistisch signifikant häufiger waren in der 7-Tages-Gruppe Benommenheit, Appetit- verlust, Nausea oder Erbrechen. Die mitt- lere Zahl berichteter Nebenwirkungen pro Teilnehmerin war sowohl nach fünf als

nach 9 Tagen in der 7-Tages-Gruppe signi- fikant höher.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die dreitägige Therapie mit einem Anti- biotikum von bewiesener Wirksamkeit bei Ta b e l l e 2 :

N e b e n w i r k u n g e n n a c h 3 - u n d 7 - t ä g i g e r T h e r a p i e m i t C i p r o f l o x a c i n

Tag 5 Tag 9

3-Tages-Gruppe 7-Tages-Gruppe p-Wert 3-Tages-Gruppe 7-Tages-Gruppe p-Wert

(n = 91) (n = 86) (n = 91) (n = 86)

Benommenheit 15% 35% 0,003 22% 49% < 0,001

Appetitverlust 3% 19% 0,001 8% 23% 0,001

Nausea oder Erbrechen 12% 22% 0,11 13% 27% 0,04

Kopfweh 21% 29% 0,23 24% 37% 0,07

Bauchschmerzen 16% 29% 0,05 25% 38% 0,08

Diarrhö 9% 9% 0,99 14% 21% 0,24

Insomnie 11% 14% 0,65 14% 20% 0,33

Optimale Therapiedauer bei unkompliziertem Harnwegsinfekt

(3)

S T U D I E É T U D E

akutem unkompliziertem Harnwegsinfekt bei älteren Frauen einer siebentägigen Be- handlung nicht unterlegen ist, aber mit weniger Nebenwirkungen einhergeht.

Die Autoren glauben, hier erstmals eine Studie vorzulegen, die bei unkomplizier- tem Harnwegsinfekt älterer Frauen zwei

Therapielängen mit demselben Antibioti- kum nach vollständig doppelblindem Pro- zedere vergleicht.

Die Wahl des adäquaten First-Line-Anti- biotikums bei älteren Patientinnen bleibe umstritten. Cotrimoxazol (z.B. Bactrim® und Generika) sei zwar Mittel der Wahl für die empirische Therapie bei jüngeren Frauen, unterliege mit fortschreitendem Alter aber zunehmender Resistenz. Daher fiel hier die Wahl auf Ciprofloxacin, dies aufgrund der gut dokumentierten Wirk- samkeit gegen die meisten Uropathogene bei älteren Patientengruppen und der ge- ringen bakteriellen Resistenz.

Die bakterielle Eradikationsrate war in die- ser Studie generell höher und die bakteri- elle Resistenz gegen Ciprofloxacin tiefer als in früheren Studien. Die Autoren er- klären dies damit, dass ihre Patientinnen

in einem relativ guten funktionellen und kognitiven Zustand waren, und sie raten davon ab, die Ergebnisse ohne weiteres auf gebrechliche alte Patientinnen mit erheblichen Belgeiterkrankungen zu über- tragen, die oft Harnwegsinfekte durch gramnegative oder resistente Erreger er-

leiden. ●

Thomas Vogel (Unité de Recherche en gériatrie de l’Université Laval, Qué- bec/CAN) et al: Antibiotic therapy for un- complicated urinary tract infection in older women. CMAJ 2004; 170 (4): 469–473.

Halid Bas

Interessenlage: Die Studie wurde durch öffent- liche Gelder der Provinz Québec finanziert. Die Autoren deklarieren keine Interessenkonflikte.

Ciprofloxacin-Präparate in der Schweiz

Ciloxan®(Alcon) Cip eco®(Ecosol) Ciprin®(Pfizer) Ciproflox®(Spirig)

Ciprofloxacin-Mepha®(Mepha Pharma) Ciproxin®(Bayer)

Principrox®(Streuli)

Optimale Therapiedauer bei unkompliziertem Harnwegsinfekt

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

So wird bei ei- ner Behandlung mit Cisplatin in bis zu 73 Prozent der Fälle, bei weniger emetogenen Sub- stanzen bei 85 Prozent und un- ter einer Strahlentherapie so- gar bei 97

Die Autoren führten bei 34 Pati- enten mit einer peptischen Striktur und weiterbestehende_r erosiver Öso- phagitis nach einer Dilatationsbe- handlung eine Therapie mit 20 mg

Laborveränderungen von klinischem Belang wie Störungen des Elektrolyt- und Wasser- haushaltes, Blutbildveränderungen (Leukopenie, Anämie, Panzytopenie), besonders bei Patienten

Polizeizulage auch für die Bundespolizei und den Zoll wird in dieser zu Ende gehenden Legislaturperiode nicht mehr erreichbar sein.. In einem ersten Schritt wird nun aber die

Abschliessend kann konstatiert werden, dass die The- rapie einer lagerungsbedingten Kopfdeformation mit- tels Kopforthese in der vorliegenden retrospektiven

In ihren kostenfreien Informationsbroschüren und Mitgliedszeitschriften informieren die DGB­Gewerkschaften ihre Mitglieder laufend über aktuelle Sachthemen und bieten

haben informieren, damit der Personalrat die Interessen der Beschäftigten wahrnehmen und durchsetzen kann. Der Personalrat ist daher die beste Anlaufstelle, wenn es

Denn der Arbeitgeber muss den Betriebsrat umfassend informieren, damit er genau das tun kann, wofür er gewählt wurde: die Interessen der Beschäftigten vertre- ten, für