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ARGUS PHARMAKOTHERAPIE

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ARS MEDICI 102015

ARGUS PHARMAKOTHERAPIE

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind aufgrund ihrer schmerzstillenden, fie- bersenkenden und entzündungshemmen- den Eigenschaften aus der Schmerztherapie nicht mehr wegzudenken. Ihr systemischer Einsatz wird allerdings durch ihre zahlrei- chen Nebenwirkungen begrenzt, die sich vor allem gastrointestinal, kardiovaskulär und renal äussern können.

Daher werden seit langer Zeit auch topische Formulierungen von NSAR in der Schmerz- und Rheumatherapie eingesetzt. Sie haben im Vergleich zur oralen Anwendung ein bes- seres Sicherheitsprofil, da ihr Risiko für die gefürchteten systemischen Nebenwirkun- gen der Prostaglandinhemmung deutlich reduziert ist. Allerdings ist bei der topischen Applikation auch der therapeutische Effekt begrenzt. Denn zwischen dem applizierten Wirkstoff und seinen Zielstrukturen, den Cyclooxygenasen, liegt das Stratum cor- neum der Epidermis. Seine biologische Auf- gabe ist es, das Eindringen von Pathogenen und Giftstoffen aus der Umwelt in den Kör- per zu verhindern. Biochemisch ist das Stra- tum corneum eine semipermeable Mem- bran, die hauptsächlich aus Hornzellen (Korneozyten) besteht, die in eine komplex aufgebaute Matrix aus lamellär aufgebau- ten Lipidschichten eingebettet sind.

Um die Aufnahme von Medikamenten in einer brauchbaren Konzentration zu er- möglichen, muss diese Lipidmatrix entspre- chend modifiziert werden. Dies ist beispiels- weise durch niedermolekulare Alkohole wie Ethanol möglich. Etofenamat ist ein nicht selektiver Cyclooxygenase-Hemmer, der äusserlich zur Behandlung von Schmerz- und Entzündungszuständen verschiedener Ursachen eingesetzt wird. Der lipophile Wirkstoff ist bereits in verschiedenen Gels und Sprays im Handel. Zur Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten wurde nach einer hydroalkoholischen Gelgrund- lage für die topische Applikation mit ver - besserter Wirkstoffpenetration durch die

Epidermis gesucht. Ethanol wurde bei den getesteten Grundlagen als Lösungsmittel, Konservierungsmittel und zur Verbesserung der Hautpenetration in drei unterschiedli- chen Konzentrationen (15%, 20% und 30%) eingesetzt. Es wurden sowohl ver- schiedene In-vitro-Versuche als auch In- vivo-Versuche an Ratten durchgeführt.

Gute Hautpermeabilität und antiinflammatorische Wirkung Alle drei getesteten hydroalkoholischen Gels waren weiss, einheitlich im Aussehen und hatten einen alkoholischen Geruch.

Die pH-Werte der Formulierungen lagen alle um einen Durchschnittswert von 5,58 ohne si gnifikante Unterschiede. Der Alko- holgehalt beeinflusste die Viskosität, sie nahm mit zunehmender Ethanolkonzen- tration ab. Unter der höchsten Ethanol- konzentration von 30 Prozent war erwar- tungsgemäss auch die antimikrobielle Ak- tivität am höchsten.

In einem weiteren Versuchsansatz wurde die Freisetzung von Etofenamat aus den drei Gelformulierungen durch Polysulfon- membranen gemessen. Bereits eine Stunde nach der Gelapplikation waren signifikante Unterschiede zu verzeichnen: Die 30-Pro- zent-Formulierung wies ein höheres Freiset- zungsprofil auf. Der Unterschied zu den an- deren beiden Formulierungen steigerte sich noch im Verlauf der Beobachtung. Nach zwölf Stunden waren aus der 15-Prozent- Formulierung 22 Prozent, aus der 20-Pro- zent-Formulierung 29,3 Prozent und aus der 30-Prozent-Formulierung 66 Prozent des vorhandenen Etofenamats freigesetzt worden. Unter Berücksichtigung der erziel- ten Ergebnisse wurde die 30-Prozent-For- mulierung für die weiteren Experimente ausgewählt, so die Autoren weiter.

Im nächsten Versuchsansatz wurde in vitro die Penetrationsfähigkeit durch mensch - liche Haut untersucht. 24 Stunden nach Auftragen des ausgewählten Gels waren

2,3 Prozent des applizierten Etofenamats durch die Epidermis penetriert.

Reduktion von Ödem und Entzündung Nun ging es an die klinische Effektivität in vivo. Für diese Testung wurde das Carra- geen-induzierte Hinterbeinödem als Tier- modell herangezogen. Carrageen ist eine aus Rotalgen gewonnene Substanz, die nach Injektion zur lokalen Entzündung und Ödembildung führt. Im hier vorliegenden Kontext wurden die Versuchsratten in zwei Gruppen eingeteilt: Die Kontrollgruppe er- hielt nur die Carrageen-Injektion in beide Hinterpfoten ohne jegliche Therapie, die Therapiegruppe erhielt 30 Minuten zuvor das Etofenamat-Gel auf die rechte Hinter- pfote aufgetragen. Unmittelbar nach der Injektion sowie fünf Stunden später wurde jeweils das Pfoten volumen als Marker für das Carrageen-induzierte Ödem bestimmt.

Während es bei den unbehandelten Pfoten sowie bei den Kontrolltieren zu einer Schwellung der Pfoten um 40 Prozent kann, konnte diese bei den mit Etofenamat-vorbe- handelten Pfoten deutlich reduziert werden – hier war eine Schwellung um durchschnitt- lich 3,3 Prozent nachweisbar. In der an- schliessenden Histologie zeigte sich, dass die Vorbehandlung nicht nur das Ödem, sondern auch die Infiltration des Gewebes mit Entzündungszellen signifikant reduziert hatte. Allergische Reaktionen wurden nicht gefunden.

Fazit

In den hier beschriebenen In-vitro-Untersu- chungen konnte klar gezeigt werden, dass die Ethanolkonzentration in der Gelgrund- lage das Freisetzungsprofil von Etofenamat beeinflusste. Die begünstigende Wirkung von Ethanol auf die Penetration könnte, so vermuten die Autoren, durch die Austrock- nung des Stratum corneum und die so ent- stehenden Risse in der Lipidschutzschicht bedingt sein. Die In-vivo- Versuche bestätig- ten zudem das therapeutische Potenzial der neuen Formulierung mit 5,0 Prozent Etofe- namat in einer 30-Prozent-Ethanol-Hydro- gelgrundlage. Insgesamt scheine die neue Formulierung vielversprechende Charakte- ristika für die Therapie von Patienten mit akuten und chronischen muskulären Schmer- zen zu haben, betonen die Autoren. Adela Žatecky

1. Marto J et al.: Topical gels of etofenamate: in vitro and in vivo evaluation. Pharm Dev Technol 2014 [Epub ahead of print]; doi:10.3109/10837450.2014.915571.

Einfluss der Gelformulierung auf Wirksamkeit

Ethanol verhilft Etofenamat zur besseren Hautpenetration

Bei der externen topischen Applikation von Medikamenten ist entscheidend, ob es die Stoffe in wirk-

samer Konzentration durch die epidermale Barriere zum Wirkort schaffen. Hier spielt auch die Vehi -

kelgrundlage eine wichtige Rolle. Der Einfluss der Gelgrundlage auf Penetration und Wirksamkeit

des NSAR Etofenamat wurde in einer aktuellen Entwicklungsreihe deutlich.

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