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Auswirkung von Langzeittherapie und Therapiestopps

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STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 13 | 2019

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Osteoporose ist eine Skelettstörung mit niedriger Knochenmasse und Ver- schlechterung der Knochenmikroarchi- tektur, die zu Knochensprödigkeit und erhöhtem Frakturrisiko führen. Von ei- nigen kurzfristig bis zu 3 Jahren einge- setzten Therapien ist der Nutzen aus Studien gut bekannt: Bisphosphonate, Denosumab, Teriparatid und Abalopa- ratid reduzieren nicht vertebrale Frak- turen sowie klinische und radiografi- sche vertebrale Frakturen. Bisphopho- nate und Denosumab senken auch das Hüftfrakturrisiko. Betreffend Nutzen und Risiken einer Langzeittherapie mit und ohne Unterbrüche («drug holi- day») gibt es jedoch grosse Unsicherhei-

ten. Welche Therapien sollen und kön- nen wie lange gefahrlos unterbrochen und wieder neu aufgenommen werden?

Vier Fragestellungen

Um diese Unsicherheit zu verringern, haben die Autoren des vorliegenden sys- tematischen Reviews 48 Studien nach vier Fragestellungen durchforstet:

sSteigert eine Langzeittherapie das Risiko für Frakturen und andere Risiken?

sVariieren die Langzeiteffekte je nach Patient, Knochenbeschaffenheit oder Medikation?

sWelche Auswirkungen hat ein Thera- piestopp im Vergleich zur Weiter -

behandlung in Bezug auf Frakturen und Schäden?

sVariieren die Auswirkungen eines Therapiestopps je nach Patient, Kno- chenbeschaffenheit oder Medikation?

In allen Studien waren nur postmeno- pausale Frauen eingeschlossen, die meisten mit Osteoporose, manche mit Osteopenie.

Wirkung einer Langzeittherapie

Alendronat reduzierte bei Frauen mit Osteoporose oder Osteopenie radiogra- fische Wirbelfrakturen, nicht aber non- vertebrale oder Hüftfrakturen.

Raloxifen verringerte im Vergleich zu Plazebo bei osteoporotischen Frauen

Osteoporose

Auswirkung von Langzeittherapie und Therapiestopps

Die Behandlung der Osteoporose ist eigentlich auf lange Jahre ausgerichtet. Die meisten Studien unter- suchten jedoch nur eine Therapiedauer von drei Jahren. Wie lange weiterbehandelt werden soll und ob ein Therapiestopp mehr Nachteile bringt als eine Weiterbehandlung, so lauteten die Fragestellungen eines systematischen Reviews.

Annals of Internal Medicine

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oder Frauen mit vorgängigen Wirbel- frakturen nach 4 Jahren Behandlung ra- diografische sowie klinische Wirbel- frakturen, aber weder vertebrale noch Hüftfrakturen.

Unter Zoledronsäure sank nach 6 Jah- ren bei älteren Frauen mit Osteoporose oder Osteopenie im Vergleich zu Plazebo die klinische Frakturrate, inklusive ver- tebraler und nicht vertebraler Frakturen.

Östrogen/Progestin während 5,6 Jahren und Östrogen allein während 7 Jahren reduzierte bei Frauen mit Osteoporose oder Osteopenie im Vergleich zu Pla- zebo das Risiko für klinische Frakturen inklusive Hüftfrakturen. Für Denosumab reicht die Evidenz für die Langzeitthera- pie nicht für eine Aussage.

Ausgangswerte und Medikation haben einen unterschiedlichen Einfluss auf den Langzeiteffekt der Osteoporosethera- pie: Die Stärke der frakturpräventiven Wirkung ist bei Alendronat abhängig vom Ausgangswert der Knochendichte.

Bei Frauen mit Osteoporose war der Ef- fekt grösser als bei solchen mit Osteope- nie. Bei Zoledronsäure ist ein Zusam- menhang mit der Knochendichte un- klar. Auf die Wirkung von Raloxifen hatten weder das Alter noch die Kno- chendichte oder radiografische Fraktu- ren in der Ausgangssituation einen mo- difizierenden Einfluss. Auch der Effekt der oralen Hormonersatztherapie blieb bei variierender Knochendichte, Frak- turanamnese und -risiko unverändert.

Risiken einer Langzeittherapie

Weil in den randomisierten, kontrollier- ten Studien nur sehr wenige Ereignisse aufgetreten sind, lässt sich nicht mit Si- cherheit sagen, ob eine Langzeittherapie mit Alendronat oder Zoledronat zu aty- pischen Hüftfrakturen, subtrochanteri- schen oder Femurschaftfrakturen oder zu Kiefernekrosen führen können. Da - ten von 8 Beobachtungsstudien legen nahe, dass Bisphosphonate als Sub- stanzklasse bei Langzeitgebrauch dieses Risiko erhöhen.

Ein Langzeiteinsatz von Raloxifen stei- gert das Risiko für eine tiefe Venen-

thrombose sowie für eine Lungenem - bolie gegenüber Plazebo um das 3- bis 4-Fache. Die Hormonersatztherapie erhöht auf lange Sicht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, kogni- tive Einbussen und Brustkrebs. Bei De- nosumab fehlt für eine diesbezügliche Aussage die Evidenz.

Risiken in Abhängigkeit von Patientin, Knochen und Medikation ändern sich in unterschiedlichem Ausmass: Aus Beobachtungsstudien zeichnet sich ab, dass das Risiko für atypische Hüftfrak- turen, subtrochanterische oder Femur- schaftfrakturen bei einem Bisphospho- natgebrauch von über 5 Jahren grösser ist als bei einer Anwendung von 3 bis 5 Jahren. Das Thromboembolierisiko unter Raloxifen blieb durch das Vor- handensein von kardiovaskulären Risi- ken unbeeinflusst, das Hirnschlagrisiko sank dagegen bei Frauen mit kardiovas- kulärem Risiko.

Die Risiken einer Langzeithormonersatz- therapie unterliegen einer Vielzahl von Patientencharakteristika. Die Resultate legen aber nahe, dass sich das Brust- krebsrisiko mit zunehmender Dauer der Therapie erhöht.

Folgen eines Therapieabbruchs

Zwei Studien zeigen, dass bei post - menopausalen Frauen nach 5 Jahren Alendronat eine Weiterbehandlung für weitere 5 Jahre im Vergleich zu einem Therapieabbruch zu keiner Reduktion bei nicht vertebralen Frakturen führt.

Bei vertebralen Frakturen sind die Re- sultate nicht so eindeutig.

Zoledronat reduzierte nach einer 3-jäh- rigen Therapie plus weiteren 3 Jahren gemäss einer Studie das Risiko für nicht vertebrale oder klinische vertebrale Frakturen nicht weiter, halbierte jedoch dasjenige für radiografische vertebrale Frakturen. Die diesbezügliche Evidenz für Denosumab ist unklar.

Bei der Therapie mit Alendronat hatten die Ausgangswerte der Knochendichte oder radiografische Frakturen keinen Einfluss auf das Frakturrisiko bei Ab- bruch oder bei Weiterbehandlung. Zu

den anderen Osteoporosetherapien gibt es diesbezüglich keine Daten.

Hinsichtlich schwerer Risiken eines Therapieabbruchs zeigen Studien für Alendronat und Zoledronat keinen Un- terschied zu einer Weiterbehandlung.

Für eine definitive Aussage bezüglich aty pischer Hüftfrakturen, subtrochan- terischer oder Femurschaftfrakturen sowie Kiefernekrosen gab es zu wenig Fälle. Auch für Denosumab fehlt die Evidenz für eine diesbezügliche Schluss- folgerung.

Die Ausgangswerte des Patienten oder die Art der Medikation scheinen den Effekt eines Therapieabbruchs versus Weiterbehandlung nicht zu beeinflussen.

Implikationen für die Praxis

Ein Langzeiteinsatz von Raloxifen scheint limitiert, da nur vertebrale Frakturen re - duziert wurden, während Alendronat und Zoledronat auch nicht vertebrale Fraktu- ren reduzierten. Bei einer Osteoporose- therapie mit Hormonersatz über längere Zeit überwiegen die Risiken den Nutzen.

Bei Patienten ohne vorherige Osteopo- rosetherapie reduzierte eine Langzeit- therapie mit Alendronat oder Zoledro- nat die Rate nicht vertebraler Frakturen in weit grösserem Ausmass, als sie das absolute Risiko für atypische Hüftfrak- turen und Kiefernekrosen erhöht. Des- halb scheinen Alendronat sowie Zole- dronat bei Patienten mit Osteoporose und Zoledronat bei älteren Frauen mit Osteopenie eine valable Therapieop- tion zu sein. Vergleichsdaten gegenüber Plazebo gibt es jedoch nur bis zu einer Therapiedauer von 4 Jahren bei Alen- dronat beziehungsweise 6 Jahren bei Zoledronat. VH s Referenzen: Fink HA et al.: Long-term drug therapy and drug discontinuations and holidays for osteoporosis fracture prevention. Ann Intern Med 2019 Apr 23; Epub ahead of print.

Interessenlage: Die Autoren deklarieren, keine Interessenkonflikte zu haben.

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