674
Bemerkungen
iiber bisjetzt bekannte aramäische Inschriften.
Von Dr. A. Merx.
Ehe die Abhandlung von Levy iu Bd. 18 der Zeitschrift in
meine Hand kam , hatte ich mich mit der Entzifferung der palmy¬
renischen Inschrifteu beschäftigt — Entziiferung konnte man es an¬
gesichts der Eichiiornscheu Leseungeheuer wohl noch nennen, — und
so war es kein angenehmes Gefühl, als ich mir nach Durchsicht
jener Arbeit, mit der icb ip vielen wesentlichen Punkten selbständig
zusammengetrotfen war, sagen musste, oleum et operam perdidi.
Einzelnes ist indessen, wie der Verfasser selbst sich darüber auch
keineswegs täuscht, noch immer nicht sicher, und so mag es ge¬
stattet sein, eine Anzahl von dunkelu Stellen der Palmyrenen unter
Beibehaltung der von Levy angenommenen Reihenfolge zu beleuchten.
Nro I. Z. 4 liest Levy niti nobilis, was beanstandet werden
kann. Ich weiss zwar nichts an die Stelle des n zu setzen, aber
in Nro I — III , welche ganz gleiche Schriftzüge aufweisen , lindet
sich kein n mit so scharfen Winkeln unten ; namentlich nach liuks
ist das n stets geschweift und nicht eckig, noch weniger hat rt nach
rechts einen Winkel __JL • Da aber dennoch, wie sich bei Nr. 10
zeigen wird, hier ein n zu lesen ist, tröste ich mich mit dem Glau¬
ben, dass die Copie nicht ganz treu ist. Dagegen gibt der Text
zu zwei sprachlicheu Bemerkungen Veranlassung. Hoffmann Gramm.
S. 112 führt den Streit über die alte Aussprache des «-^ au, von
dem einige meinten , es nehme nie Qusäy an , während es im öst¬
licben Neusyrisch fast durchgängig hart ist; nnsre Inschrift beweist
die doppelte Aussprache iu 'Akacpuvag und 'Axonuov = ^JQSxbi^
und «-iii.2)a£!l . Bemerkenswerth ist ferner die Wiedergabe des o
in beiden Nameu durch o und w ; das Schriftsyrische der Maroniten
(wohl aber das der Nestorianer) kenut diese Verwendung des o
nicht, wie es überhaupt kein diphthongisches 6, sondern nur getrüb¬
tes ä kennt. Um so häutiger zeigt dagegeu die uicht in die gram¬
matische Punktation eingefangene V(dkssprache , wie man aus dem
♦ 7
Merx , Bemerkungen über bis jetzt bekannte aram. Inschriften. 675
Neusyrischen sehliessen muss, das 6 und zwar sowohl aus u ent¬
wickelt im Suifixum = pD als durch Diphthongesciruug entstan-
p •
den, (f^v^v|=g6rä, pQ^gozä Wallnuss (Stoddard) , wie denn auch
Bar Ali die 'Af elformen der Verba primae 1 und bald mit Zeqäfä
schreibt, t~<^h f*>Ql = '^U jl^t etc. bald mit Petäh'ä
z. B. «""k^o) , jedoch weit seltner, jedenfalls aber nach der seiner
Zeit üblichen Sprechweise. So schreibt er auch obi und nicht <i^.
Dieser 0-Laut ist nach unsrer Inschrift also alt und, wie aus dem
geschriebnen o zu ersehen ist, diphthongesciertes au oder gestumpf¬
tes u.
Endlich ist die syntactische Bedeutung des stat. abs. in t.*i^ao]
bemerkeuswerth; es zeigt sich hier, weun das Wort Gentilicium ist,
wie kaum zu bezweifeln, die Bedeutung des absolutus als des eigent¬
lichen Status indeterminatus, und es ist zu übersetzen ein 'Aqoäer, nicht der'Aqo«jp'äer, wofür Ui»2>Qiiii stehen würde. Levy's Ueber¬
setzuug „der edle Acopäer" ist daher sprachlich unmöglich, da ent¬
weder beide oder keins der Wörter im absolutus stehn müsste.
Wenn man niti liest, kann es nur Apposition zu io^^^i»! sein,
und es ist zu übersetzen: 'Alayonä Sohn des 'A'ailam des Edeln,
eines'Aqoqp'äers, doch werden wir unten finden, dass ntp gelesen
werden muss.
In Nr. II ist die Lesung unanfechtbar, dagegen hat sich der
Steinmetz ausser dem schou bemerkten Fehler .-*>ja*ji für -joiq*.]
noch einen audern zu Schulden kommen lassen; für -ioiqj*! i^^j
T r
muss jedenfalls i*v>j geleseu werden wie III, 8. Was den Namen
^Qj^ betrifft, so muss er für aramäisch angesehen werden. Vou
« f
Levy ist auf den Gottesnamen -»i^ Ass. B. 0. I, 327 verwiesen,
n 7
und von diesem Worte ist ^cn^io regelrechtes Diminutiv. Was aber
... ^ t
Assemani's Uebersetzuug der Woi'te -•oiai:i_i.aj ^..jio durch Dominus
meus betrifft, die auch Chwolson beibehalten hat, so scbeint sie
mir nicht richtig; das ^ ist nicht Suffix , sondern gehört zum
Stamme, wie l^fio beweist, -.cnoiiiisj _j.io ist also der Hunde¬
herr. In ^r!>o als stat. abs. aber ist eiue später ausser Gebrauch 4t
gekommene Form erhalteu, während der übliche constructus Ifio
676 Merx, Bemerkungen über bie jetzt hekannte aram. Inschriften.
,«»•■"• Vf*l*
z. B. Js?» (iio dominus urbiura, fi^ dominus universi, auf die
o «
Combination mit %jA fübrt. Dass aber endlicb das Diminutiv eines
Götternamens ein passender Name für seinen Verebrer ist, wird
Niemand bezweifeln. Den Hundeherrn selbst halte ich für Orion,
den Jäger.
In Nr. III wird durch Beers Verweisung auf isb Num. 3, 24
der auffallende Eigenname «.*^*^ nicht erläutert, da dieses Wort
obwohl in /iariX aus Aar\k der LXX anerkannt, in derPesiti9-a durch
«.001*2^ wiedergegeben, also nicht so im Hebräischen gelesen ist.
Um so richtiger ist aber die Vergleichung von Hi»^ = -itybx mit
abgeworfnem n . So steht auf gleicher Stufe mit Bilduu-
T »
gen wie nn^bt*, fiJ^N, d. b. Jahve ist Gott, ^a::^*»^ d. h.
der Monat ist Bei , = Adon ist Bei. Den Namen in Z. 4
liest Beer ^üi^^j.» , wobei sich aber keine passende Erklärung fin¬
den lässt, daher nehme man an, und vergleiche isNy^l^
1 Chron. 7, 6. In der schwierigen Stelle ^tsj^^o caJ^ f**£) ^io .jj
ist es doch wohl gerathen bei Beers Annahme zu bleiben, dass sie
die Heimath des Malku enthalte, wiewohl es für jetzt unentschie¬
den ist ob i oder ; punctirt werden muss. Der Vorschlag Levy's
maa ':m (i)nD [i:]« n scheidert daran, dass für das i in inc
= nnc kein Raum auf dem Stein ist, dass sich ein altpersischer
nnc in römischer Zeit neben einem knixQonoq, axQazrjyöq , duce¬
narius u. s. w. wunderlich ausnimmt, und endlich dass bei dieser
Lesung die Relativpartikel in ^z-^-, einfach i wäre, während sie
soust in dieseu Inschriften ■'-i durchgängig geschrieben wird. Reli-
?
gionsgeschichtlich ist Z. 2 Q^jO bemerkenswertb als Beleg, dass
im aramäischen Kult der gleiche Ausdruck für weihen, opfern üblich
war wie im Jahvekulte a-i-pn.
In Nr. IV haben wir die bedeutendste aber auch schwierigste
Inschrift, in der zuerst das Wort jAaoAiio Z. 2 zu einer Bemer¬
kung Veranlassung gibt. Dies Wort, dem griechischen imStjfiia
entsprechend, wollte Eichhorn und Levy mit ihm in I^QjA^io ver¬
bessern, was nur als abstractum vom 'Afel absteigend genommen
werden kann — die mitgebrachte Gesellschaft, wie Castellus versteht,
der es durch coetus 3 Ezr. 5, 73 übersetzt. Richtiger ist es dann
durch ductores, adducentes, addnctio übersetzt. Sonst heisst es noch
y * • 7
compilatio, das Zusammenbringen, in der Verbindung h-—^ .iQjAiio
J\ferx, Bemerkungen über bis jetzt bekannte aram. Inschriften. 677
^» • » T Afr
Compilation der Zeiten, nnd -»ooi ..^cAi^j fZoxciAaio ZQ*A.»io
Compilation alter Chroniken Ass. B. 0. II, 312. Begreiflicher Weise
kann aber addnctio nur schwer dem iniSrjfila entsprecben, und
vor allen Dingen bietet der gerade hier sehr deutliche Stein nicht
j^QjAiiD, sondern lA^oA^io. Bleiben wir daher bei der richtigen
Lesart des Textes stehn, und sehen wir zu, was sich nach den Ge¬
setzen der syrischen Etymologie damit anfangen lässt.
l'v* '
Das Syrische kennt eine Form l^-:kQ.£vß^j entsprechend dem
O-.o . G. • ■
arabischen S.liä^ z. B. xLsax.* Schminktöpfchen ; syrische Formen
,f • 'l'v *
dieser Art sind |Aioaa>*io |A^aj*io von rbn durchbohren, das
,.•,» » -.c- ..ü,
Haarsieb, |A-i>Qaio=r:!i.cyLaJ( . ilJaa.v-.JI (Bar Ali), das Ausgleiten,
,» » ''
das Hinfallen, \liQi^i!0 , der Schlupfwinkel u. a. m. Von einer
Wurzel tertiae Jod wie ^^1 kann mit dieser Bildung nur eine Form
)AjoZI:ö entstehen, die wie ^Ali^osiio als nom. actionis heissen
muss die Ankunft, weiter die Anwesenheit, die also dem kntSrjfjLia
vollständig entspricht. Das Schriftsyrische nun hat regelmässig in
Nominalbildungen den dritten Radical Jod unterdrückt, wenn er un¬
mittelbar auf einen Vocal, ausgenommen ä, folgte , und ihn nur da
erhalten, wo er an einem vorangeheuden Consonanten seine Stütze
Ii' ' Ii' * - "
fand. Während es daher in der Form |J.fi\£> , = J.-Ä_ä ,
• • r. o . 1' 'i 1 'v * J ' *■
}J.^QI3 — J^Äj heisst: , U-i*, t*:2JQs^, heisst es nach der
Form ]W,6i£) Plural 1a1^^!o stets IA^I^ berii9-ä Plur. ]Aj;=>,
nach der Form ]i^'::^c^£i stets Uo^io statt iA*Q^io> Ucuiio
^ • ..• » » » • T
statt (Aja«.io, ko,** statt |A*o,jj und ebenso nach der Form
,.,» G--. 5»' Ia'
= nur (Axio pars statt lA^xio. Da diese Unter¬
drückung des -J« nicht nur da statt findet, wo ein i vorangeht,
soudern auch bei concurrierenden ü und ä, so genügt die alte
Categorie des Quiescierens nicht, sonderu mau muss von einer
wirklichen Unterdrückung reden. Dass hier wirklich der be¬
schriebene Process eingetreten ist, zeigeu die stat. abs. singularis
. f V » T •
uud iQ**io (nicht Q>*io wie die Grammatiken schreiben),
wo für das ^ ein o eingetreten ist, mit Aufgabe des kurzen ü,
die auch sonst eintritt, wenn keine Doppelconsonanz folgt, wie in
\* " * 1* 1*'**%
|Ali»Qaio plur. lAi^aio, |A*.QiiA2 plur. |Aj*=i*Z, und mit
l> 7 *
678 Merx, BerMrhung/'n üher bie jetzt bekannte aram. Inschriften.
Annahme des gewöhnlichen a, das in vocallos gewordene nnd wie¬
der vocalbediirftige Silben tritt. IjCtzteres historisch richtig auf¬
gefasst ist freilich so auszudrücken : Die Vocale der Urform , in
0- ,.
diesem Falle KIäs, die im Aramäischen von vier Vocalen auf drei
reduciert wird, schwinden oder treten hervor, je nachdem sie vor
eine Doppelconsonanz zu stehen kommen oder nicht; daher heisst
es Ia^oAjD, wo die Doppelconsonanz das u schützt, ebenso in
ft. .f P .. V
] ZciMiD , dagegen im Plural ( -^QjAio , wo die Doppelconsonanz das
ä gehalten hat. So scheint es denn, als ob diese Formen im Plural
]' *
in die Analogie der Abstracta auf KO übergetreten wären, was sie
in der That nicht sind, da das o aus ursprünglichem-! entstanden
ji .• 1' ' '
ist, wie ebenso in lAxio für mänäjatä plur. |/cu.io für manäjäta,
wobei nach Umsetzung des -t in o , das voraufgehende ä gekürzt ist.
Wir erkennen sonach in l^joA^io einen Archaismus, den wir
aus den vorbandenen syrischen Formen als historisch nothwendig
erschlossen, und den die Inschrift paläographisch belegt. Es er¬
übrigt daher nur noch das der ersten Silbe, da nach modernerer
Orthographie ]loZl^ erwartet wird. Das Jod scheint mir nun in
der That nichts zu sein als Vocalbuchstab, der für das etymologisch
erforderte ] mit e-Vocal gleich zur Markierung der Aussprache ge-
j • ft •»>
setzt ist. Ich lese und punktiere daher \^-^oi\jii!ac3 = inidtjfittf.
• r
Von hier ab bis zum Worte «.Aia* Z.3 ist die Erklärung sicher;
um so unsicherer wird sie in den folgenden zwei Wörtern, die Levy
liest: (ins) ]in.s-: n^-id , wobei er für .v^d an -i-a denkt und einen
Amtsnamen darin vermuthet, für ]n.xT aber keinen Kath weiss.
Um für die Erklärung eine Grundlage zu gewinnen, mache
icb zunächst darauf aufmerksam, dass Z. 4 hinter den Worten
. ' * K » T *
tjQiQs^cn c°>QX.»amji£> dieselben Zeichen aber mit Q angeschlos¬
sen wieder vorkommen, und dass ohne Zweifel das griechische
• »
vmigeTi^aavTU durch das Verbum »Aia* ausgedrückt ist. Halten
wir nun gegen diese zu vermuthende Wiederholung desselben Wortss
deu griechischen Text vmjgerrjßavTa nagovoia Siijvsxsl FovrtX-
Xiov KgiaTcsivov tov fiyijaafievov xal ratg ini§t]firjaccaaig omj-
^iKkariwaiv , so zeigt er, dass sich die Dienste, imigereiv , des
Julius Aurelius Zabdila, dem die Inschrift gilt, anf zweierlei be¬
zogen habeu, auf den Crispinus und auf die anwesenden vexillarii.
Seheu wir nacb dieser vorläufigen Festsetzung den palmyrenischen
4 7 *
Merx, Benierkungen über bis jetzt hekannte amm. Inschriften. 679
Text an, so folgen auf «.^iQ.« Z. 3 vier Buchstaben, deren letzter
j ist, auf o IjaiQ^^cn Z. 4 dieselben vier Zeicheu. Iu Z. 3
folgen dann siclier lesbar ~3l\o ^ und der letzte Consonant siebt
einem wie das in ca)o5,XEaabii Z. 3 sehr ähnlich. Ich lese
daher die letzten 5 Buchstabeu von Z. 3 _aj2?o und ergänze ein
TT . '
..a, also >-2>.zi3L\o et veritus est, so dass wir zunächst erhalten
TT,- " '
,.aüj2|o .... t.*iQ*, er diente .... und zeigte sich ehrerbietig,
* < T
was ein tv Sta Svolv für vnijQSTSiv ausmacht. Von >AiQ* hängt
dann der Accus. >.ss)ai.xsiaina z. 4 ab, wie dies Wort aucb sonst
den Accusativ und nicht blos ^ nach sich hat. Die fraglichen vier
Zeichen in Z. 3 u. 4 lese ich nun so: l*r^ und erkläre es nach
Q, . O ^ '
üji^ plur. ^^^), wofür die Lexica dasselbe vexillum bieten, das
3. ,
wir in unserer Inschrift schmerzlich vermisst haben. Die Form \i\
J' '• 3 ' •
muss syrisch |A.«? werden, wovon regelrechter status abs. ist.
Gegenüber dem iniSr^fjiia läge es auch uahe an n.sn sehen zu
denken, so dass N'^na angesichts hiesse; wir weisen dies aber
ab weil n.si einmal nicht aramäisches Wort für sehen ist, andrer-
.. T .
seits auch, weil unser angesichts eher durch u^sja oder etwas
Aehnliches wiedergegeben zu werden pflegt. Der Einwand, dass
wir selbst auf das unaramäische rtvS-i zurückgehen, den mau aus
jeuem Abweis gegen die vorgelegte Erklärung selbst machen könnte,
will nicht viel sagen, denn ein andres ist es anzunehmen, dass ein
technischer Ausdruck, der von einer sonst ausser Gebrauch gekom¬
menen Wurzel absteigt, in der Sprache erhalten ist, ein anderes
anzunehmen, dass die Wurzel sich in ihrem anderwärts üblichen
Sinne zeige, den Aramäer sonst durch jv*> ausdrücken.
Um von hier aus weiter zu kommen , müssen wir beachten,
dass der griechische Text uicht etwa vexillarii bietet, sondem
ovij^MaTiwat, vexillationibus. Was sind vexillationes? Die Ge¬
sammtzahl der vexillarii; und was sind die vexillarii selbst? Wir
lassen Walch antworten, der in seiner Ausgabe von Tacitus Agrieola
p. 240 sagt: „Unter deu Vexillaren verstehen wir mit Lipsius de
Mil. 1, 8. 5, 19 und zu Annal. 1, 17 die nach zwanzig Dienstjahren
ihres Eides entbundenen Veteranen ( exauctorati ), welche bis zu
völliger Verabschiedung (missio) beim Vexill ihrer Legion als be¬
sondere Mannschalt blieben, von aller Arbeit frei, ausser den Feind
zurückzuschlagen. Ihr Name Vexillarii, Vexilla legionum, Vexillarii
(580 Merx, Bemerlcungen über bis jetzt bekannle aram. luschriften.
e cohortibus. Ihre Entstehung seit August." Was ihr Verhältniss
zn ihren Legionen anbetrifft, so weist Walch nach, dass die Vexil¬
laren oder halbenteideten Veteranen jeder Legion als beson¬
dere Mannschaft zugeordnet waren, obwohl nicht behaup¬
tet werden kann, dass in das Corps der Vexillarier einer Legion,
nur ehemalige Soldaten dieser Legion aufgenommen wurdeu , oder
auch andre. „Als historische Thatsache steht fest: Jede
Legion hatte enteidete Veteranen bei sich." ib. p. 250.
Im Allgemeinen ist wahrscheinlich, dass Soldaten von verschiedenen
Legionen zusammen in das Vexillarencorps einer Legion gesteckt
wnrden, die Stärke einer solehen Ahtheilung belief sich durchschnitt¬
lich auf fünfhundert Mann. Die Entstehung des Namens soll nach
Walch p. 258 daher abzuleiten sein, dass diese nur für die Schlacht
selbst gebrauchten Truppen die rothe Schlachtfahue , das Vexillum,
in ihrer Mitte hatten , und die eigeutlichen Träger und Beschützer
der Fahne waren. Die Ausdrücke für das Einstellen eines Soldaten
in dies Corps sind retineri apud vexillum und mitti suh vexillo
Tacit. Ann. 1, 17, 36. Die vexilla'ii werden mit ihren Legionen
in alle Weltgegenden geschickt, gelegentlich auch von ihnen ge¬
trennt, sie bilden eineu ewigen Zunder für Militäraufstände, daher
sie Tacitus discordiam legionum nennt Ann. 1, 38, sie lockerten
die Mannszucht , und wie wir nach alle dem annehmen dürfen , sie
traten als eximierte Abtbeilung deu Insassen der Colonien gewiss
mit Anforderungen von mancherlei Art entgegen.
Aus diesen Walchschen Bemerkungen ergibt sich für nns, dass
wir unter den vexillationibus {ovrj^iXkariMai.) des griechischen Tex¬
tes das besondere jeder Legion zugetheilt" Corps der halbenteideten
Veteranen zu verstehen haben. Nach diesen vorläufigen Bemer¬
kungen gehen wir an den palmyrenischen Text Z. 4, wo nach den
Worten Ijoia^oi ca)Qj_i2im*i£) zunächst das schon bekannte
l't^, dann eine Reihe von Zeichen, die ich so lese:
«■'ra; rr'wcDT |n'12"i]
Levy hingegen hat gelesen: n'^j-'jI: rT<NB ■jTix"' | nsi, wozu ich nur
bemerke, dass das Zeichen für ^ in ]'nN'' kein ] ist, sondern ent¬
weder b oder o. Ehe wir jedoch übersetzen, müssen wir auch das
Folgende noch dazu nehmeu. Nach der Copie der Inschrift rücken
die Zeilen 3 uud 4 links etwas ein. Daraus habe ich Veranlassung
geuommen iu Z. 3 einen Buchstabeu t\ zu ergänzen; da Z. 4 noch
weiter einrückt, so ergänze ich hier zwei Zeichen, nämlich ""n.
Den Anfange der fünften Zeile liest Levy: Nin i-i N'in» ]DT und
übersetzt, durch die später erwähnte Marktthätigkeit des Jul. Aur.
Zabdila verführt: kaufte er Getreide, da er elc, wobei er -»n für
n corrigiert und den Buchstaben H eiumal für y daun für "i
nimmt, eudlich für das gelesene «nas noch «"iisy emendirt. Ich
halte den ersten Strich i , der an sich nur T sein könnte, überhaupt
Afer.r , Bcmerhunqfn Uher bin jetzt bekannte aram. Insehrißen. ßgj
für keinen Buchstaben, mag der Zeichner einen Sprung im Steine,
oder wer weiss was, einen falschen Meisselscblag , durch dieseu
Strich angedeutet haben, und lese das Weitere: "iN^50ai3, was
nichts sein kann als vexilliarii , mag nun das zweite 3' Verzeichnet
oder falsch gemeisselt, oder im Volksmunde aus 1 umgewandelt sein.
Die fragliche Stelle lautet also nach meiner Lesung: Ajj.2imjZ Ij^CiO
-•? . Da nun Ijq*v^^ legio ist, so sind die
fij-lvj^ die legionarii, die gemeinen Soldaten der Legion; Aalam^Z
V
weist auf «-amj und ..aicol, im Nothfalle emendire man A.»la£Do2
jAacooZ ist bekanntlich ad dit amen tum. Der Sinu der
Stelle wäre demnach: apud vexillum additameutorum legionariorum,
5 ' * '
aui apud Vexillarios. Freilich muss ich dabei eine Form (A^ami^,
1' '1 ' ? A 'i ' " '
wovon [ L\*\.2^ssxj l Plural und Ajl^imji:. stat. eonstr. plur. wäre,
für das sonst übliche IAsübo/ annebmen.
Wir bemerkten oben, dass die vexillationes eine besondere Ab¬
tbeilung bildeten, die mit den Legionen verbunden waren, aber nicht
zur eigentlichen Legion gehörten. Genau dasselbe drückt uuser
Text aus: die Zusätze der Legionssoldaten, die bei den
Vexillaren, das sind offenbar die den Legionen beigeordneten
Vexillarabtheilungen.
Hiermit verlassen wir diese crux interpretum, mit der Hoff¬
nung die Stelle gelöst zu baben, und bemerken im Vorbeigehen
, , - . 'io.
über das ,^*ll* nur noch, dass ihm nicht Ljlj^, wohl aber ij^ detri-
mentum, calamitas formell geuau entspricht und eiueu trefflichen
Sinn gibt, wie sich später zeigen wird. Dabei ist zu beachten,
dass der u-Laut, den wir nach dera Arabischen voraussetzen müssen,
nicht mit o bezeicbnet ist, eine Orthographie, für die wir sogleich
einen Präcedenzfall gebrauchen werden. Es ist ja unmöglich in Z. 6
das zweite Wort mit Levy «po? zu lesen, weder 0 uoch p steht
auf dera Steine, wohl aber i und a. Daher ist zu lesen j^jo
tk
01 jia^ t= OTjiDQli. , nicht nur liabitatio, soudern auch vivendi ratio
Cureton Spicil. syr. p. 28 1. 9 Beelen Clement, bin. ep. p. 131. Das
folgende Wort liest Levy niribnia, da aber die Inschrift t> bietet,
- » », » r
SO ist auch zu lesen, nicht «-o», womit syrisch ^■tUi^-^o.^co
geschrieben wird; ausserdem ist das zweite Zeichen im Worte
ebenso wenig ein 3 als das dritte eiu b. Mir scheint, da die 2
ersten Buchstaben ohne Zweifel bia sind , das dritte ein zerzerrtes, oder verzeichnetes a , >J statt Jl , so dass das ganze Wort nD^s^ä
'1 ' v'
hiesNC, wofür ara leichtesten A^tici-^* emendirt wird. Die Stelle
UJ. x.\ii. 44
682 Merx , Bemerhungen iiher his jetzt bekannte aram. Inschriften.
lautet also: oijiLai:. ^i^jo, er führte, lenkte sein Leben
friedlich.
#
Im folgendem ^.fiviü ist das ni3 , der zweite Theil von
f .1 ' 1
2qs( > iiasoi (nach Bernsteins Lexidion qualitas) im Syrischen
als selbständiges archaistisches Wort gefunden, das die spätere
Sprache verloren hat, das auch das „Chaldäische" nur mit Suffixen
gebraucbt, das aber im Mandäischen üblich geblieben ist. Hier
kauu es mit ^^io verbunden nur den Sinn haben propterea.
Endlich habe ich in Z. 7 nach der Lücke zu bemerken, dass
die drei ersten Zeichen o-'j oder sind, die den Schluss des
ausgetilgten Namens bildeten, wogegen die drei weitern Buchstabeu
nicht INT mit Levy zu umschreiben, sondern ooio ,
Hiernach lauten die Texte der Inschrift so :
». ' ' *<. ' ' 1,' " v' 'l * V*
aa2i>i£) Qn^:^ (Jf^l . m.N;r>| ..m,t.^Qj uii.:^..*. l
* * P«T ^* •« ■
|A*oA*iaa l.kX^r) em,^i.i\a)( ooi >oQJk.j 2
/ ''"v'l i"v.v'
(i^)aJZ|o KMÜiXMO jinri <.a>ifXma-::^| |ci-^ 3
« ,■•'..» »1 ' ' 1*' ' i' " "* * ' '
(-•;)Uj_k,.;^J\ AjJSkfluZ (.j^oo unV>.jttgi u£aj..t2imii£ 4
»j « » 'i * * 'i * ' ' * ' i' ' i' ' *
^*tj,,^a) ^jti^^c ^(li ^mjjo i.x.Q* ..oi looio H-»N^p\«^^ 5
» T« • » • » »,» » . »r
\Sir>'->M^j oij^ ^oiCD ZQ.O U.^^ Aj^^^.« oi^^^ i^20 6
* * * V *V * i' / 'v^*
<n.^i£ >QAMi ooio DiJ ■ t-OiA-^ci* i.^|o (oi^ 7
•* # ,* «X * . ' * ^ "
5.54 Ax* OltSDQio^o (JQCi oi_^ Aio*c( 8
ßovXri 6 Sijfiog
IovXlov Avgrjliov Ztjvoßiov,
TOV xai ZaßSiXav, dig MaX-
Xov TOV Naaaovfiov, OTgari}-
ytjaavTa iv intdij/nitf ^eov 'AXs^ävSQOv, xai vnijQiTr)-
aavTi naQovai(t Sirjvexü
'FovtMiov KqigtieIvov tov
^yrjOa/A^vov xai raig iniSr/- fiTj(7C(<saig Ovri^iXXaTiwaiv a-
yogavofit^aavTce te xai ovx öli-
yiav ätpuSrioavTa ^Qtifidxtov, xai xaltög noleiTevadfievov, ug Sid Tavxa fiaQTVQTjihijvai.
imo &eov 'lagißoXov xai vno 'lov¬
Xiov TOV i^o^itixd-
Tov knaQ^ov tov ieQOi npaiTW-
qIov xai rijg narglSog, tov wiXo-
naT()i,v TUfAtjg ](d(}tv. "A'Tovg ov'<f'.
Merx , Bemerkungen über bia jetzt bekannte aram. Inschriften. 683
Dieser Text ist zu übersetzen :
Statue des Julius Aurelius Zabdila, Sohu des Malku, des Sohnes
des Malku Nasüm, welcher Kolonien-Strategos bei der Anwesenheit
des divus (hochseligen) Alexander, des Kaisers war. Und er diente
mit Ehrerbietung vor der Fahne des Septimius des Hegemon, und
vor der Fahne der den Legionssoldaten hinzugefügten (Ahtheilungen),
die in den Vexillarien (bestehen). Und er war Marktaufseher und
verhinderte viele viele Unglücksfälle und führte sein Leben fried¬
lich. Darnm gibt ibm Zeugniss der Gott Irah'bül und aueh Julius
.... gius (?) und er war geliebt von seiner Stadt, die ihm (dies)
errichtete, Kath und Volk zu seiner Ehre. Im Jahre .')54 = 242
n. Chr.
Für die Uebersetzung ist endlich noch hinzuzufügen, dass Levy
vom Griechischen verleitet oi^^o falsch übersetzt „dass er
eifrig die Stadt liebte", ist aber passiv.
Die Sätze des palmyren. Textes, dass er den Vexillaren mit
Ehrerbietung diente, dass er viele calamitates verhinderte und sein
Leben friedlich führte, erlangen Bedeutung, weun man bedenkt, mit
welcher Straflosigkeit diese Corps in abgelegenen Städteu die Ein¬
wohner plagen konnten. Zabdila war ein fügsamer Semite, der sich
iu die Umstände fand.
Wenden wir uns zu Nr. V, so müssen wir den "iiti = Algd-
vt]v Z. 1 unangefochten lassen, der Text zeigt ein offenbar ver¬
zeichnetes n, das sich allerdings am besten zu n schickt, n liegt
ferner ab. Bessern wollen wir dagegen die Lesung in Z. 4, die
abgesehen von vielem Andern, darum unhaltbar ist, weil der sechst¬
letzte Buchstabe kein s sein kann, wie Levy annimmt. Statt
«nbo I ""»"i I NrVo I tfia ist zu lesen: ! ^ij V^io] s^jio»
trotzdem das ' in dem Eigennamen Bedenkeu haben kann. Die
griechische Beischrift fordert diese Lesung. Beide Texte lauteu
dann so:
•fSi ^fxj* lUJOaUX^^ud cnj; ial:^^»
».*io Ijjcaj la.M.^.ä.'^n.xj^ Ax^jj
vOiA^iol oi^ >cu£)l iQiO)2
i««.^^ r^.>io| ^-fiß i^i ^W(lX.t!^
«.M^Aa aij.A,Abk jiAa ^JOk^^^^k
563 nj» nffiP
OEnriMION AIPANHN 0
JAIN A 60 Y TON AAMUPO
TATON CYNKAHTIKON
EÄcc(>x*iVTa IIaki.iVQijNSiN
44*
684 Merx , Bemerlcungen liber bis jetzt bekannte aram. Inschriften.
AYPHAIos mivuyg avPHAI (lies PHAl)
OJ OPO Y {xoariarov ?) GTPA TUI
THC AEPawvog RUG TOJS
HATPilNov tEIMPIG KAI EYXA
PIGTIAG XAPIN ETOYC TW^
Ein Aureliodor kommt auch in der bilinguis bei Montfaucon vor.
Bis auf l'Ao Z. 6 ist alles deutlich, dies Wort selbst, das
auch Levy wieder mit nag&ixfjg übersetzt, kann so niclit heissen,
da neben IlagiHa doch allerhöchstens , nimmermehr aber
)iAo denkbar wäre, überdiess würde Parthien nach der griech.
Form UaQ&vaia ein o haben, wenigstens die Partber heissen
Cureton Spie. syr. p. 16 \*ol-;si und nicht Ujs oder gar l'Ao,
Ich mag indessen die Zahl der Vermuthungen nicht mehren , das
Wort harrt noch seiner Aufhellung. Ich entlehne zweifelnd das
XQaTKSTog von Levy, es feblt im Griechischen an dieser Stelle
etwas dem -"jio Entsprechendes, wobei ich nicht weiss, ob xgcirt-
(TTog das passendste ist. Für PHAIOJOPOY ist natürlich
avPIIAIOJOPOY zu verbessern.
Auch in Nr. VI finden wir eine Ausstellung zu machen, zu¬
nächst die paläographische, dass Z. 3 das erste und sechste Zei¬
chen für y statt für a genommen ist, worauf die Figur *f leitet
vgl. V Z. 4 Buchst. 4, IV Z. 5 den fünftletzten Zug. Der Name
ist dann ol-•^.s<SJO^••»l■s»^J. Ferner erfordert der Zusammenhang des
griechischen Textes auch nach Levys Ergänzung, dass in GEEIAAJY
ein Genitiv steckt, dass also duXaöiog zu ergänzen ist, es heisst
ja {xov xal) JSslevxov {xov Si^ov^t^ov) 2setXttSvog. Darum aber
ist im Palmyrenischen Z. 3 nicht mit Levy -«t | ns-'NC zu trennen,
sondern -»'U^l* als ein Name zu fassen. Ein auffall^des Ver¬
sehen ist Levy in der vierten Zeile begegnet, wo er das V vor Nbi3
iu der Uebersetzung gänzlich unbeachtet gelassen bat. Nicht der
Rath hat zehntausend Zuz zu Ehren des Julius Aurelius gespendet,
sa»ndern umgekehrt, Julius Aurelius hat dem lUth soviel geschenkt,
und das damals gewiss ebenso wie heute seltene Ereigniss, dass
ein commandierender General der Stadtbehörde Geld gibt statt es
zu fordeui, verdient wobl auf dem Ehrendenkmal seinen Platz. Was
nnn aber das Z. 4 fragliche Verbum betrifft, das Levy liest und als
Part, jiass 'Ay^'el auffasst, so scheint mir nähei' zu liegen, dass man
■* T
jr^iO annimmt. Von dieser Wurzel kommt nnra^rriM im alten
Aramaismus Ezr. 4, 13 Abgabe, der Grundbegriff ist messen, und
eiu Pael davon muss den Sinu zumessen, zutlieilen, schenken ha¬
ben. Demnach lese icli den ersten Theil der Insciirift:
Mcr.r, , Bemcrkunfjen über his jetzt bekannte aram. Inschriften. (385
- 7 «7
Z. 3 f2i*o tjfcifl* w.^:::>j(* QVnv«v^Vj1.vVs^
y««, »T •»■»» « ,
aci-i. ?,i£io aiZQ^,^^.^a)(ii ^ooi^
7 »* T» *'V* **
Aj.« oi^aZ oi^xia^ q^? ,^'1o1
565
Die Eigennamen 0VjV^1"»Vvv^ und -.jV^U sind schwerlieh
semitisch, was hier um so unbedenklicher ist, da auch Naa nicht
semitisch ist. Dies wird sich am leichtesten zu altpersisch baga
stellen, das auf den Säsäniden-Inschriften huzvar. sa lautet, wie
Spiegel anführt. (Die altpers. Keilschr. p. 210.)
Die üebersetzung des Textes ist also diese: Rath und Volk
dem Julius Aurelius^Baga , der auch Seleukus genannt wird, dem
Sühne des Xizuxizu Se'eilady. Er führte trefflich für sie sein Feld-
herrenanit, und schenkte dem Rathe zehntausend Zuz. Ihm zu Ehren.
Im Moiiat Tisri, im Jahre 565 = 253.
7 7 * 7
Das Hendiadyoin in ^a^o i.a^« ist beachtenswerth, da wir
7 7 . •^ •* f
auch in Nr. IV ein solches faudeu ^SinjZlo ..«.iD*
In Nr. VII möchte ich lieber mit Beer lesen als mit
Levy ■'-ay, ein 'AßStag kommt auch in der ISten griechischen In¬
schrift vor. Ein Uf** •-^2 cf. Bar Hebr. Chr. p. 194 IVv^JZ l-^t.^
ib. p. 399, 496. wird auf der graeca 5 avvoSiccQxng genannt.
In der folgenden Inschrift Nr. IX, wo namentlich die Erklä¬
ruug vou i-fi^^v^v^l durch NPDp-iN dankenswerth ist, möchten wir
fragen, woher Z. 2 das N-iopi sfannnt, da der palmyrenische Text
weder das Wort noch überhaupt Raum dafür hat. Ist es nicht eiu
blosses Versehen? Ausserdem ist, wie schon oben bemerkt, in die¬
sen Texten das Relativum stets 't, nie t geschrieben.
In Nr. X ist die Lesung Z. 3 bn-a; zu verwerfen, weil b
sonst niclit in Ligatur iu unsern Inschriften vorkommt; wenn das
..B.AyJ()C sie erfordert, so ist und bleibt die nchtige Lesung dort
•na^a: und es ist ein Fehler der Copie oder des Steinmetzen anzu¬
nehmen, der sich auch Z. 3 verseheu hat, indem er für ^111*1:^.10),
was im Uriecliisclien steht, falsch «-ai*l^o) mit Weglassung des '1
geschrieben hat. Es ist indessen auch möglich, dass im griechi¬
schen Munde das 1 aus r geworden ist, und so werden wir nach
dem palmyr. Texte f^ia^iiJ lesen. Gegen Levy's Uebersetzung der
Worte Is^f.^»] o,ii* -^t^J Nobibil, Sohn Saada's, der
edle Strategos, ist zu erinnern, dass Adjective im Syrischen nach¬
zustehen pflegen, dass also aucb hier richtiger und mit grösserem
686 Merx, Bemerkungen über bis jetzt bekannte aram. Inschriften.
Anspruch auf Wahrscheinlichkeit übersetzt wird: Nobibal, Sohn
Sa du's, des Edeln (Patriciers), des Strategos. So würde hier
wir in Nr. I einen gesellschaftlichen Rang bezeichnen, also etwa
Patricier heissen. Ich halte indessen weder hier noch in Nr. I
die Lesung U**» für richtig, es touss If*** gelesen werden, dies
ergiebt sich aus beiden griechischen Texten. Vergleichen wir in
Nr. I AXacpavtts AtaiXufiei tov Ziivoßiov, so kann es zweifel¬
haft sein, ob rov Artikel ist, oder mit AtatXa^u zu verbinden;
denn Zrjvoßiov bedarf keines Artikels. Sehen wir dagegen den
verstümmelten griechischen Text von Nr. X an, — wobei ich be¬
merke, dass iu Z. 4 zwischen JOYTOY und HFOC höchstens
fünf oder sechs Zeichen Platz haben, da damit schon 26 Buchstaben
hineinkommen , wie sie auch in Z. 5 u. 6 sind , — so lautet er so :
Z. 3 10 YAIOG A YPHALO gNoßi BAA OG ... 24 Buchst.
Z. 4 JOY TOY arQarHFOG Trß AAMUPOTA 26 Buchst.
Z. 5 T^ff KoXwviiaq, rbv iavrov (piXov xtX. 26 Buchst.
Die Lücke in Z. 4 ist durch argar. gerade gefüllt, arpaTrtyog ist
Nominativ zu 'lovXtog AvptjXtog gehörig, zwischen TOY und arga-
trjyog ist kein weiterer Raum, wie ihn Levy a. a. 0. S. 92 ge¬
braucht. Hieraus ergibt sich, dass in TOY das Ende eines Geni¬
tivs liegt, dass es also ein Wort schliesst und nicht Artikel ist.
Halten wir den palmyren. Text dagegen, so folgt auf Nobibal der
Vatersname, der im Griechischen verstümmelt ist, aber die Zeichen
OY . TOY enthielt.
In Nr. I fanden wir >Qli>*ii.i X^os^i^ ~ AXacptavag AiavX
Ih-" «jWM rov hier ergänzen wir das Griechische
if**. ;Z) •^zü=No3i.BAA0Caatt
JÖYbi toy
So wird also das fragliche lr-*-" au beiden Stellen durch eirov ge¬
geben, was natürlich zum Namen gehört, und es bleibt dabei nur
die Wiedergabe das ? durch T auffallend, den Edlen oder Patricier
hoffen wir aber so ans beiden Stellen vertilgt zu haben. Zugleicb
erweist sich auf diese Weise die Einsetznng eines evyev^g oder
eines dem ähnlichen Wortes, für die kein Platz auf dem Steine
ist, als unnöthig. Beide Texte von Nr. X laaten hiernach so:
MerXy Bemerhungen üher bia jetzt hekannte aram. Inschriften. 687
P f *^ 9 * J tt A *■ A
isj^^al ua^ai.l;c joio usn^Ui^sisx)
IfHA^ ><U£| _J IjXJOOj
p . . r r » «r . t»,T\ «
Ofi»« j,ciA=iJ ..mi^(i;o| tcajik^Qj
OViQAi'fbk ilibißj ls»^i)j.fc'fiB]
, K 7
^Q-MU2 t_MfAC 574 Ax«
(rEl/TIfiiov OvQooSfjv rov xgdriGrov 28 Buchst.
EIlITPOIIov OEßaatov SOYKHNAPION 28 „
JOYAlOGAYPmiOs voßiBAAOGaaa 27 „
JOYeiTOY argarHrOG TriG AAUnPOTA 28 „
THG KOASINEIAG rON EAYTON mAON 26 „
TEIMHG ENEKEN ETOYG ... MHNEI 25 „
AHEAAAISi
In Z. 2 ergänzen wir mit Levy aeßaarov nach Nr. IX, wo
es wie hier der palmyren. Text uicht hat.
Dieser Inschrift sehliessen wir den berichtigten Texten von
Nr I noch an:
(cn)v^« h'a(i^) YWIGTil KAI
. 7, ^. . , . kUHKOSl lOY AYP
:°} . ÜNTIHATPOC 0 KAI
^■^"^^ '^.V^^"^ AAA(DS2NAG AIAIA
.j.^^6.L] V^Z AMEITOY ZHNOBI
Aii^ u>*(-*)L ÜY TOY AKOHAOY
EYSAMENOG ANE
GHKEN ETOYG AM'^b'
24 >0q(*)
544 Ax« AJYNAIOY KA
7m den kleinen von Beer und Levy glücklich erkannten Grab¬
schriften zweier Landsmänninnen der Zenobia habe ich nichts zu
bemerken, ausser dass, wie mir scheint, in XI die Lesung Tn"'nba
den Vorzug vor den übrigen hat. nn' nehme icb dann =
der einzige, und denke an Adonis, den ttii Jer. 6, 26. Am. 8, 10.
Der Narae bedeutet dann Herrin des Adouis, Geliebte des Adonis
Ferner ist wirklich i2?o , nicbt ■>:y73 zu lesen; der untere Theil des
■), wo sich's rait dem z verbindet, ist etwas zerstört. Endlich ist
der letzte Name in der zweiten Zeile nicht nbam, wie schon Eich¬
horn las, sondern ^fSoio ~ ]inN am oder Adonidoi'us; die Züge»
im Vergleiche mit Nr. XII, wo nbam steht, lassen keiue andere
Deutuug zu. Ich lese also
Zl] «-»v«^ rJAjAl^
,,da\o lO oxii^
()H8 Merx, liemerkungen üher his jetzt hekannle nnnn. In.-:rhrif'lcii.
Ill Nr. XII endlich sehe ich nicht ein, was an dem Namen
1>jAVo| in der Lesung zweifelhaft sein soll , mag er übrigens aus
DN + x oder aus n')2N+x bestehen oder von .-*>Aio abzuleiten
sein; dass Levy hier lesen will, das ist doch wohl aus nabatäi¬
schen üelüsten hervorgegangen. Den Namen der Ehegatten kann
man mit mehr Hecht ^i^ai^iij lesen als banb«, wie Levy tlmt.
Ich lese: l*-J ..a.ai>bio Z;c> l*»AiDi
AbiXioio fCt Ni^iOibi] zl]'.
Auch in Nr. XIII befinde ich mich wieder auf Kricgsfnss gegen
den edeln N^in wie oben in I und X, so lose ich natürlich wieder
Ir**», nur dass dieser Theil des Nameus hier vor dem t.ßja steht,
während er dort hinten stand. Ist aber ..ßfii lr-»*» Name, dann
T *
heisst in Z. 1 r^i^ nicht machte, soiulern Kneclit, uml die ganze
Inschrift lautet:
l«.J ^^bi« ll^bi^!:^ Ol^* ^'f^—
.. 7 ^7 7 7,,7 7 ^
~>aiQJ-lä uÄmO ^01QA*t t-CfS \f*M
7 X 7 s
447 Ajl« ■-Mf*£)
V
Dem, dessen Name in Ewigkeit gepriesen sei, 'Abd Salman bar
Nasa bar H'idabarq für sein Leben und das Leben seiner Kinder.
Im Monat Nisan J. 447. Mit dieser Lesung und Uebersetzung fällt
im Sinne von Söller vou selbst fort; iu genealogischer Keihe
das na mit eiueni Male anders zu verstehen als Sohn des N., wie
Levy thut, weuu er lf**> mit edel, ingenuus deutet, ist doch
stets bedenklich.
Während ich zu den luschriften XIV, XV und XVII nichts
zu bemerken finde, mache ich für XVI den Vorschlag statt NiT'ao
1 1' '
zu leseu (A*na) =. Uia.fl) ^ was von Cast.-Mich. freilich ohue Beleg
mit urceus übersetzt ist. Ich sehe zwar wohl, dass dies zu i^^ä*- zu
stellen ist, so dass syr. iß.« entsprechen müsste, indessen der Sinn
ist passend. Das Weihgeschenk bestand dann in einer )A*i5.a>
]A*o^Zo lama d. i. in eineni Kruge von Silber mit Bildwerken
darauf. — Der Name Oji« . ,«V>a\ zeigt das Of^m als zweiteu
Theil, wäbrend es in i,**»Oj.i.« Nr. X erster Theil ist, gleiche
Doppelstelluug nehmen wir bei Ir*** wahr, das in «.£>rS Ij-»*»
vorn steht, in den Namen lr*->* >Q^*ik| und lr*-"Or^* aber hinten.
Afcrx, Iirmrrl:>inijen ühir hin jet::t l/ckoiintr. aram. Inscliriflen. 689 G-)
Endlich zu Nr. XVIII i*nDj=\*.s füge ich bei, dass auch in
einem aramäischen Idiom das Wort umgestaltet erscheint, das Man¬
däische löst die Verdoppelung auf und schreibt Nanp z. B. Sidra
de Jah'ja Cod. Huttingt. 71 p. 4 heisst es «n-'pn soa-pb xpit«
t«->o-iD «"Bb« TNO'-n von der Erde bis zum Gewölbe der Him¬
melsfeste sind 12000 Parasangen.
Weiter tinde ich mich auch in den 2 lateiniscb-palmyrenischen
bilingues nicht ganz in Uebereinstimmung mit Levy, wenn er in
Nr. XIX (vgl. die Copie in Bd. XII der Zeitschr. zu S. 214) die
erste Zeile liest: ■>i na«: ffls:
Abgesehen davon, dass der lat. Text die Inschrift nicht dem pater
des Suricus gelten lässt, nehme ich den Anstoss, dass in der In¬
schrift, wo so vieles mit Vocaibuchstaben geschrieben ist, worin
sogar in Maximus das a durch n ausgedrückt wird, was sehr ver¬
einzelt ist, nicht wirklich -»oioa] steht. Ferner ist auch der 6te
Bucbstabe nicht für 3 zu halten , und der letzte nicht für ', es
steht deutlich i da. Zusammen sind die letzten Zeicheu ^•^'r\. n ,
wobei nicht zu zweifeln, dass das von Levy für a angesehene 0
ist, also nnpN = ojCTi.cD] das Bezeugen. Das vorangehende Zeichen
nimmt Levy für b, was ich mir gefallen lassen könute; ich ziehe
es iudessen vor, eiu n zu lesen, da uic: feminin ist, obwobl ich
das Wort im Sinne vön Monument in der Form ]A«.aj nicht be¬
legen kann. Ich lese also bis auf weiteres ojcrvio] Aasij. Die
*. f r.
Forrtl ojoiffi] als inf. 'Aqp'el neben ojcnmio kann darum kein Be¬
denken baben, weil sie anch im jüdischen Aramaismus vorliegt.
In der letzten Zeile liest Levy n'a n;iü la = fünfundvierzig-
jährig , wogegen Grammatik und Scbrirtzeicben protestiren , es steht
vielmehr da: n'b prffl -la
und so allein ist es richtig, das ] ist ein Finalbuchstabe und das
damit verbunden, nicht aber als Ligatur, sondern durch Ungescliick-
keit der Steinmetzen. Die Inschrift lautet also:
D. M. S. OjOlffi) Aj^aj """umui.t des Zeuffiiisses
SVRICVS RVBATIS aa^^« '^""'^"^ Kubat
r> 1 T o A iv/r » V I ij-r 1". ■' ■ 1 • » l^»"' I'alinyreiier , BuEeii-
PAL. SAL ^M.VXIMI U^o Ucuo;^ l^.^^^^]
ANN XLV MI .-fiOQiamaliia O^^C Cciiturle des Mii.\iiniis.
lit AVIT ANN XIIII. ^*J-* Fiiufundvierzifjährig
. • '
? L^^M ist er abgcscbiedeii.
Das letzte Wort, das von Levy ban gelesen wird, wie in der In¬
schrift Ztschr. Bd. XV S. 621, könnte mit mehr Recht qan oder
I* I
690 Merx, liemerkungen üher hü jelzt bekannte arain. Inschriften.
r|Dn gelesen werden; ersteres ist kein Wort, letzteres =Thon oder
— P|it3n nudavit, hausit, giebt keinen Sinn. So könnten wir um so
eher ein nou liquet aussprechen, als Levy's Uebersetzung ban
= er ist dahin, ganz aus der Luft gegriifen ist. Um zu diesem
Sinne zu gelangen müsste man ein Passivum von ^ia*» annehmen,
und eine solche Pualform ist im Aramäischen unerhört. Aus dem
in meinem Hesitz befindlichen Abklatsch einer andern Grabschrift,
die ähnlich endet, schliesse ich, dass die Zeichnung ungenau ist.
Sicher ist n und Der mittlere Buchstabe ist in dieser Inschrift
verzeichnet, meiu Abklatsch zeigt aber ein b, daher heisst das
Wort qVn = ca!:^*» mutavit, ein Euphemismus für: er ist abge¬
schieden.
Für unerklärt gilt uns endlich auch die von Levy Zeitschr.
Bd. XVIII S. HO und Bd. XXII S. 218 gegebene Inschrift, da die
Lesung der ersten Zeile nvi | ntüd:, mit Stat. absol. vor dem
Genitiv aus grammatischen Rücksichten unmöglich, und die Ueber¬
setzung „Denkmal seinem Freunde" darum unannehmbar ist, weil
y-} nicht aramäisch ist. Herrn Levy ist hier gelegentlich ein He¬
braismus untergelaufen.
Mit dieser Beleuchtung der palmyrenischen Monumente verbin¬
den wir sogleich eine Besprechung einiger anderer aramäischer
Denkmäler, die ebenfalls von Levy in seinen Phönicischen Studien
lieft 2 veröffentlicht sind, unter Nr. 4 und !». S. 28 u. 33, HO.
Beide Steine entbalteu nach unserer Ansicht Amulet-lnschriften und
verdienen auch darum zusammen behandelt zu werden.
Nr. 4 ist eine auf beiden Seiten beschädigte Gemme. In der
Mitte schwebt oben eine gefiiigelte Figur, über deren beiden Fittigen
die öfter auf assyrischen Cylindern vorkommenden sieben Kugeln,
i. P
Merx, Demerkungen üher his jetzt hekannle aram. Inschriften. 691
offenbar die fünf Planeten, nebst Sonne und Mond, dargestellt sind.
Unterbalb der geflügelten Figur gebt ein doppeltes Band in sym¬
metrischer Schweifung, neben dem sich links ein Königsbild mit
Krone, langem Haupthaar und Bart, mit einer Art vou unten mit
Franzen besetztem Fracke, Kniebosen, Tricots und Hackenschuhen
befindet. Hinter dem Könige steht eine ähnlich gekleidete mensch¬
liche Figur, mit einer Hand nach dem schwebenden Wesen hin¬
deutend, mit der andern auf eine Kugel weisend, die sich in glei¬
cher Höhe mit den Hüften des Königs befindet Rechts ist eine
nnr halb erhaltene Figur in ähnlicher Stellung wie die links, links
erscbeint oben ein Flügel, der zu einer abgebrochenen menschlichen
Figur gehört, die auf der Fortsetzung des Steines stand. Die In¬
schrift ist, wie von Levy richtig erkannt ist, ßovßTQOtprjSav zu
lesen, mit seiner Lesung, mebr aber noch mit der Reihenfolge, iu
der er die einzelnen Zeichen verbindet, sind wir nichts weniger als
einverstanden. Er liest: 1 laji
2 >.uaK
3 DnabNBT'
Nun glaubt Levy in Z. 3 Vndi Rafa'el zu erkennen, die beiden
folgenden Zeichen sind -la, das letzte a, welches mit Z. 2 zusam¬
men C'iBN ausmacht, Z. 1 soll sein naTi , also die ganze Legeude
D"<iBN "la bsBi •'nasT oder D'<-ibn ia b^BT t3st. Hiergegen
ist zu erinnern, dass auf den ältern aramäischen Inschriften das
Relativum t unerhört ist, die Palmyrenen zeigen durchgängig ■>!,
noch ältere Monumente •>T=^_5j und nt, ausserdem richtet die
Bedeutsamkeit des gewonnenen Inhalts die Willkür, mit der die
Verbindung der Buchstaben ge'macht ist. Dass aber v die älteste
Form des Relativums ist, zeigt bei J.evy Phön. Stnd. H. 2 S. 24 eine
Gemme Z. 4 aipn n qui obfert, die Inschrift von Carpentras Z. 1.
Buchstabe 10 u. 11 von hinten, NnbN •'TDin -t, ferner auf dem
Papyrus von Blacas Naba "«t Ninar majestas regis (?) ""T ti-Vz NSba verba regis, n^aiif -T «••air praeda quam rapuisti.
Anstatt nun wie Levy mit Z. 3 auf unserm Steine anzufangen,
und somit von unten nach oben zu lesen, beginne mau mit Z. 1,
d. h. man lese wie sich's nicht anders gebührt, von oben nach
unten, danu lauten die Zeilen:
z. 1. Z. 2. z.3. z.4.
n S
n Cl
rCl
r J SS
r r.
^ n
r c
Dies in eine Zeile geschrieben ergibt: ^n^aa c<e"i nd"i ■'l'jy^, d. h.
1) Beachtenswerth ist die Art von Haarbeutel , mit dem das von einer runden Mütze bedeckte Haupt dieser Figur geziert ist.
692 Mrvx, Bcnirrhiivgeii üher Iis jelzt hcl.-aitnte arum. Inschriften.
Durch meine (des Amuletsteines) Hülfe, erleichtere, erleichtere (du
angerufener, auf der Darstellung geflügelter Gott mit deu sieben
Kugelu) meine Besitzerin.
Meine Abweichungen von Levy's Lesuug beschränken sich auf
drei; ich lese Z. 1, 1 a, Levy t, für mich zeugt das auch von
Levy anerkannte a Z. 3, 5; ich lese Z. 3,4 a , wie Levy selbst
Phön. Stud. H. 2. Nr. 2 S. 24 Tiaa -la Z. 2 das i in ähnlicher
Form liest, während er hier b annimmt, wobei ich auch paläographisch
im Recht zu sein hoffe ; ich lese Z. 3 das letzte Z. n , das Levy B
nimmt, wobei sicherlich beide Lesungen gleich berechtigt sind.
Gegeu Levy spricht das Resultat seiner Lesung, hebräische Na¬
men auf einer babylonischen Gemme, für mich die Ein¬
fachheit und Deutlichkeit der Worte, die in sprachlicher Hinsicht
nicht die geringste Schwierigkeit bieten, so wie ihr Inhalt, der zur
bildlicben Darstellung passt. Wem Z. 3, 4 nicht als a erscheint,
der lese getrost mit Levy dann lautete das fragliche Wort statt
Tnaa auch noch gut aramäisch "niab meine Tochter.
Bei der Deutung des ganzen Steines ist es wichtig für die
Suffixa der ersten Person das richtige Subject zu finden, ich habe
als solches den redend gedachten Stein genommen, darum auch
Tliaa als Besitzerin = Trägerin gedacht, denn dass Amuletsteiue
den Trägern Heil bringen, darin besteht ebeu ihre Bedeutung. Neben
dieser Möglichkeit liegt aber auch eine andere, es könnte ja der
auf dem Stein abgebildete König die redende Person sein. In die¬
sem Falle müsste man die Sache so zurecht legen, dass der König
zu dem Gotte flehend spricht: „Durch meine Hülfe (Fürbitte) er¬
leichtere, erleichtere meine Gattin oder '"Miigin Mutter". Man hat
die Wahl, jenachdem man au maa Herrscherin Gen. 16, 4. Jes.
47, ,5 oder an n-T'aa 1 Kön. 11, 19. 15, 13 denkt. Hier eine
genaue flntscbcidung zu treffen ist mir aus Mangel an Analogien
unmöglich. —
Die Gemme Nr. 9 bei Levy zeigt eine völlig bekleidete Figur
auf einem Stuhle sitzend, vor der eine andere steht, die der Ge¬
wandung nach zu scbliessen eine Dienerin ist. Die letztere hält in
einer Hand einen Krug, mit der andern bietet sie ihrer Herrin eine
Trinkschaale. Ich las, ohne die Bemerkung Phön. Stud. H. 2 S. Ilu
vorher gesehen zu haben, gleich die kleinere und correctere Zeichnung
bei Levy, die so deutlich ist, dass über die einzelnen Zeichen kein
Zweifel obwalten kann. Ich lese daher wie Levy:
ytüTiiBJobanrNb
Nur theile ich nicht wie er aiffli nizSN ^b'3 nnNb, weil die hier
gelesenen Eigennamen gar keineu Bezng auf die bildliche Darstel-
Merx , Bemerhingon über hia jelzt beirannte aram. Insehriften ()93
lung zulasseu, und weil, wie Levy selbst bemerkt, nwN keine aram.
Form ist, vielmebr theile ich ab: tiicn "b Dnn t<- d. h. Non
obsignatum tibi, bihe, line, nämlich: Das Lebensziel ist dir nocb
nicht untersiegelt, trinke (das Heilmittel), bestreiche (dicb mit Sal¬
ben). Zu onn = >cuLm vgl. Job 14, 17; 37, 7. Jer. 32, 14 etc.;
steht aber die angenommene Bedeutung fest, so kann über den Sinn
des Ganzen, wozu auch die dargestellte Scene passt, kein Zweifel
sein. Die mögliche Theilung Sit' nCN = trinke Heil ist unstatthaft,
weil yai'' nicht aramäiscb ist, während _A«) den aramäischen Dia¬
lect der Legende ausser Zweifel stellt. Für yiu ist also auf die
Wurzel Via* zurückzugehen, die Jes. 6, 10 vom Bestreichen mit Salbe
gebraucht ist. Sprachgeschichtlich ist die Gemme darum bemerkens¬
wertb, weil die feminine Endung i (cA!:i>Q.^ß, ■'btDp., J.iit'), wiewohl
die angeredete Person nach dem Bilde ein Weib i.st, dennoch nicht
geschrieben wird, während das ■< als dritter Radical in .^A«)
nicht fehlen darf.
Soviel über die beiden Amulete. Ich wende mich nun, da die
übrigen babylonischen Steine fast nichts als Eigennamen bieten, zu
einigen der ägyptisch-aramäischen Denkmale, zunächst zu der von
Levy Ztschr. XI S. 69 erklärten Inschrift der Serapeumvase.
Die Lesung betreffend stimme ich mit Levy überein, nur scheint
mir, dass das erste Zeichen der vierten Zeile {-, das Levy nicbt
ausdrückt, ein ■> ist, so dass der Name iTCn\ an dieser Stelle mit
eioer mater lectionis verseben ist. Um das Nachschlagen zu er¬
sparen, schreibe ich den Text noch einmal hierher:
Oisb n:3 na'ipb '»onn
"la aa-nN nay -»Dn '"i
DIN oip la» ina naa
■<T>
Die ägyptischen Wörler betreffend, ist es bemerkenswertb, dass
durch die Schreibuug -on man aucb von semitischer Seite aus be¬
weisen wird , dass der Strick ^ im Hieroglyphischeu dem n ent¬
spricht, z. B. ^ ^ Crocodil neben .,1«^.', denn 'dh ist gleich
Pfl
□ H hpi, und ""onn mit koptisch ^ui-iet occidere oder occisio
zusammengestellt, ergibt den Sinn nat, und ist der Form nach
Plural , h t p i u , es bedeutet also Schlachtopfer.
ra-ipb kaun, wie auch Levy bemerkt, Infiuitivforni sein, docli
zu berücksichtigeu ist, dass dies eiue Paelform sein rauss, dass also
4 8 *
694 Merx, Bemerhungen üher Iis jetst hekannte aram. Inschriften.
nach neuerer Schreibung Zaräj.X! zu drucken ist. Allein neben
dieser Annahme ist eine zweite möglich, die sich aus dem Gesammt-
sinn des Textes ergibt, wie wir bald finden werden. Das Wort 'na
übersetzt Levy dnrch also, doch möge er mir gestatten, dies weder
für aramäisch noch für hebräisch zu halten, hebräisch würde ]S
stehen, aramäisch etwa Ntn, oder ähnliches, das eomparative d
sicut lioc ist unmotiviert Da nun -enn Scblachtopfer sind, und
seit alten Zeiten Fleisch nicht ohne Brot, ein nnt nicht ohne r^nvo
geboten zu werden pflegt, so halte ich auch -no für einen Opfer¬
ausdruck im Plural , der das Fehlende ergänzt. Im Koptischen
lieisst Kog frustum, uoo woein. frustum panis, davon wäre ein hiero¬
glyphiscber Plural etwa dieses khin, frusta, so dass die letzten Worte hiessen : Frusta fecit coram Osiride. Eine iu Brocken aufgetragene
Minha kennt auch Levit. 0, 14 o^nc Wäre nicht das n
ein Verhinderungsgrund , der auf iiog zurückzugehen zwingt , so
\ r
könnte man auch au ' kj». denken , das im Sinne von Brot,
Nahrung mir vou Dr. Ebers nachgewiesen ist.
Den Namen n33, den Levy aus ns ]a entstanden denkt, raüssen
wir endlich auch noch für ägyptisch erklären, auf unserer Inschrift
heisst ja Sohn ia und nicht ta, Levy's Ableitung stösst also auf
eine Schwierigkeit. Ich halte das a für den Artikel pa >
denke also den ganzen Naraen als 3hS^ LI " ^^^^ > '^^^
Neit, oder als O ^Pet-Neit, wie pet-pra, mit Assimilation des
t in n. Den gräcisierten Namen n:a führt Parthey (Aegypt. Per¬
sonennamen. Berlin 1804) in der Form I/ivis Penis auf.
Nachdera so die Einzelnheiten beleuciitet , fragt sich , welcheu
Siun die Inschrift im Ganzen habe. Dies wird sich aus folgender
Erwägung ergeben. Der Opfernde ist 'Abitäb Bar Beneit, das Opfer
selbst gilt dem Beneit, raag naipb gedeutet werden wie es will,
also dem Vater des 'Abitab Beneit. Ferner das Opfer wird dem
Osiris-Apis dargebracht, dem verborgenen Osiris, dem Herrscher im
Todtenreicb. Opfert nun der Sohu dera Herrscher im Schattenreich
für seinen Vater, so ist der Vater gestorben, sonst hat das Opfer
* * T
keinen Sinu , und hiernach deuten wir nanp = ZacujC d. i. ad¬
ventus, also adventus Beniti ad Osiridem Hapi. Nach dem Todten¬
buch nuu kann man nicht umhin anzunehmen, dass der Verstorbene
am Ziele seiner Wanderung sich mit dem Gotte völlig vereinigt
und mit ihra identiticiert wird, daher auch sein Narae iraraer asyn¬
detisch mit dem Gottesnamen gleichsam in einen verbunden wird.
4 8 *
Merx, Bemerhungen Uher hia jetzle bekannte aram. Inachriften. 695
So gelten Opier dem Todten gebracht zugleich auch dem Osiris-
Apis, und umgekehrt nimmt der Todte an den Opfergaben, die dem
Gotte gebracht werden, seinen Theil. Unser Stein nun erzählt, wie
am Ziele der Todtenwanderung , bei der oder für die Ankunft bei
Osiris, der Sohn für seinen Vater opferte und zwar Scblachtopfer
und Speisopfer, sie galten sowohl dem Vater als dem Gotte. Die
Richtigkeit der letzten Bestimmung erkennt man leicht, weun man
die entsprechenden bildlichen Darstellungen des l odtenbuchs, ja nur
den Steiu von Carpentras vergleicht, wo anf einem Gesteile ge¬
schlachtete Thiere (Gänse, Kälber) uud Brotlagen abgebildet siud.
Hiernach übersetze ich die Inschrift: Scblachtopfer für die Ankunft
des Beult zu Osiris Apis hat dargebracht Abitab Sohn des Benit,
Speiseopfer brachte er dar vor Osiris.
Das D"ip ist sachlich dem i^cb genau entsprechend, vor das
Angesicht des Gottes die Gaben hinstellen, das ist das Wesentliche
beim Opfern, dagegen ist das b in noiNb nicht auf Opfer zu be¬
ziehen, sondern einfache Präposition der Richtung zu nai^p ge¬
hörig. So schreibt Pesit. Levit. 1,3 u. s. w. >Oj.jd für 'jDr.
Eine interessante Stelle von einem Wiener Sarkophage, weicbe
beweist, dass der Todte von den Priestern Opfer empfing und vou
dem Altare der Götter Speise nahm, theilt Brugsch mit; der Todte
, ,. 'seput-a per - eher m 'arq tcr m
säfft Iiier
^ ■ Ich empfange Todtenopfer am Schlüsse (der) Jahre aus
'aw ub-u 'tur qeq-a') m 'subu
(den) Armen (der) Priester (der) Libation , ich esse von den Broten
s'ama 'heg ' her uh' päuit - ntru
ich geniesse Bier auf dem Altare der Götterneunzahl. (?)
Brugsch Zeitschrift October 1863 Nr. 4.
Von den meisten ägyptisch-aramäischen Denkmälern ist es bei
den Blacas'schen Papyrus wohl deutlich, dass sie von jüdischer Hand
geschrieben sind, dies machen Wendungen wie i^n^ia 'nbN ]iaj:Dn"«
es werden versammelt die Götter Aegyptens, biNir prin'' Nb "caia
V '
deine Gebeine werden nicht in die Se'ol herabfahren, -inNa Nbnb
bDp(n) D"' wenn du nicht an dem Platze des Meeres tödtest u. s. w.
unzweifelhaft. Näher betrachtet stellt sich auch so viel heraus, dass
das Ganze eine Aggada enthalten hat, die sich auf deu Auszug aus
Aegypten bezog. Aus A Z. 3. .. np pjai is omn-'p, lässt sich
abnehmen, dass hier ein Aegypter sagt, die Juden sollten nicht frei
sein in „ihren Gesetzen bis sie eine Stadt bauten", aus Z. 6 pn"i
nNn Db \ü'N btDp^i naba \n:b dass die Aegypter fürchteten, die
Juden würden den ägyptischen Herreu „in ihren Herzeu schätzen,
wägen, und ein jeglicher (den Herren) tödten", vgl. Exod. 1, 10,
dass ferner der Bar'Hanes 13, 9 einem audern den königlicben
Auftrag gibt, die Juden zu tödten, -i??!« Nsbi: ""T »"h^ U3;n "la,
1) Warum nicht .^O'S amputare , ieli schneide ab von den Broten ?
696 Merx , Bemerlningen ülier hin jetzt bekannte nrnm. Insehrifcen.
wofür er den Raub der Juden als r,obn empfangen werde ((inii) pn''')
IT N"3ü3i "ib , vielleicht auch dass einem Juden Änerbie-
T. I i • 'f'
tungen für seinen Verrath gemacht werden C. G, dass er erschlagen
solle und dann trinken (und essen etc.) mit unserm Gotte und
Amulette erhalten innbi ■nbN Ds .... nraim rjrrn. Mehr aber
wird sich bei dem schlechten Zustande der Blätter kaum ermitteln
lassen, obwobl es leicht möglich ist, dass ein Kenner der Aggada
Aehnliches und Verwandtes nachweisen kann.
Den Gedanken der Unechtbeit dieser Stücke, der bei der un¬
klaren Vorgeschichte derselben, ehe sie in die Iland Lauri's gekom¬
men sind, wohl auftauchen könnte, glauben wir doch abweisen zu
müssen und zwar besonders wegen der Relativpartikel it ; ein Fäl¬
scher in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts würde schwer¬
lich auf diese l'^orm verfallen sein , die man bei dem damaligen
Stande der Kenntniss des Aramäischen nicht ahnen konnte, die aber
jetzt durch babylonische geschnittene Steine, wie wir schon oben
angemerkt baben, ausser Zweilei gesetzt ist. Eben diese Form ver¬
hindert uus auch die Zeit der Schrift nachchristlich zu denken, wo¬
gegen das angebliche Auffinden derselben im Sande von Saqqara
keine Gewähr bieten kann, da es eben nur angeblich ist. Nur
die älteren aramäischen Stücke zeigeu diese Form, die auf den
Palmyrenen schon in abgeplattet erscheint.
Eiu weiteres ägyptisches Denkmal , der Turiner Papyrus , ist
gleichfalls zu sehr Fragment, als dass sich über den Inhalt urthei¬
len liesse. Gesenius las es:
TD D^ns "713^ rnu^nnJi 'ntj bs
pi lini wit: Niiitüi mn N"n
und übersetzt: Deus domine mi! Ex eonculcatione servum tuum mi-
serum e(ripe) .... vita una est et verax dominus mens est Jeho¬
va? .... Dabei nimmt er rubiinn als Abstractum von 'iin con¬
cnlcare, und DT,D = j.*.=^ niger, dann „facili translatione" miser.
Dagegen ist einzuwenden, dass nis •'i-n nur stat. constr. sein
könnte, den aber Gesenius' Uebersetzung nicht ausdrückt , dass fer¬
ner die Assimilation des in p hebräisch, nicht aramäisch ist,
endlich, dass der drittletzte Buclistabe des Wortes nicht % sondern
n ist. Ebenso muss Einspruch gegen die Lesung 3TiTi' erhoben
werden, die beiden als i gelesenen Züge sind zu wesentlich ver¬
schieden.
In dem fraglichen nuji^inü erweist sich das dritte Zeicheu
als "1, wenn man es mit dem entsprechenden in 'N-xj vergleicht;
ist diese Form aber -\, so müssen die Zeichen in nti-.u) etwas anderes
bedeuten. In der ersten Zeile ist demnach zu lesen : inIq in
D'ns Ti3;' n'^nTina. Dies halte ich für einen Briefanfaug,
wobei ich mir allerdings erlauben muss, das bN = cii zu nehmen,
wiewohl dies sonst nicht aramäiscb ist; zu übersetzen wäre dann:
Au meinen llciiii .Miliavahischt dein llieiici- l'alum. Da hier der
Merx, Bemerkungen über bis jetzl bekannte aram. Inschriften. 697
Papyrus abreisst, so ist für die zweite Zeile kein Zusammenhang
zu suchen, die übrigens zu lesen ist ^irr» Niniai mn N-n
pi. Für ihre Uebersetzung bieten sieh eine Reihe von Mög¬
lichkeiten; da aber die entscheidende Instanz, der Zusammenhang,
in unserm Falle nicht angerufen werden kann, so enthalten wir
uns lieber, nnbeweishtire Vermuthungen aufzustellen. Den Namen
riam nnn dagegen halte ich für persisch, aus Mithra nnd ci^-i-^j
paradisiacus, indem npers. s_< einem ältern w im Parsi (Spiegel Gnamm
der Pärsisprache S. 34) entspricht; doch muss ich dies Parsisten.
zu entscheideu überlassen. —
Das letzte grössere Denkmal des ägyptischen Aramaismus ist
endlich der Stein von Carpentras mit einer abgekürzten Darstellung
des Todtengerichts. Die Verstorbene stebt betend vor Osiris, nach¬
dem der gefährliche Act der Herzensprüfung auf der Wage über¬
wunden ist; vor ihr ist ein Gestell, mit den dargebrachten Todten-
opfern bedeckt, von denen wir bei Gelegenheit der Serapeumsvase
schon geredet haben. Das Monument, viel behandelt, ist doch noch
nicht erklärt, namentlich will sich die zweite Zeile auf keinen An¬
griff ergeben. Die ersten fünf Zeichen dieser Zeile, die Lanci C3>-i:n las, sind von Beer (Inseript. et papyri veteres Semitici part. I Lpz.
1833), Kopp (Bilder und Sehr. II S. 234) und von Gesenius Mon.
p. 228 gelesen dsi ]a und erklärt: e commotione, stomachasa, etc.
Dass dies seine Bedenken hat, fühlt jeder, auch die genannten Er¬
klärer selbst, es fehlt ja das Object, was sie e commotione gethau
habeu soll; nicht geringer ist die Schwierigkeit, in einem ägyptisch
heidnischen Monumente das Wort ui-N als Mann zu nehmen, was
man sich in den jüdiscben Blacasschen i'ragmenten gern gefallen
lassen könnte. Nöldeke's Vorschlag statt oyi^a mit Annahme
mandäischer Orthographie Dy::a=>Or^ aliquid zu lesen, ist eben
um der mandäischen Orthographie willen äbzuweiseu. Diese Schreib¬
weise ist auf allen alten Monumenten unerhört. Um diesen Schwie¬
rigkeiten zu entgehen, halte ich mich an das kleine Häkchen, wel¬
ches in Barthclemy's Abzeichnung das angebliche y iu dyi hat,
während das y sonst in may in Z. 4 ein solches nicht hat,
dies Häkchen charakterisirt den Bucbstaben aber als i. So stünde
zu leseu dt ? , wobei ich den einemK "7*lähnlichen Buchstaben
als p emendiren möchte, Dnp ]a = iQ-»rC ^1^, was früher, zuvor
bedeutet, ui'Na wäre dann = l-«-*^ als Pe'il vou Sonach
ist zu übersetzen: Gesegnet sei Tehe, Tochter der T.ahapi, Tmnha
des Gottes Osiris. Du hast zuvor Böses nicht gethan. Für das p
in mp bemerke ich, dass bei Vergleichung mit den übrigen p der
Inschrift, der Bogen oben rechts als nicht ausgedrückt, beschädigt
oder in der Zeichnung übersehen erscheint; die beiden Copien bei
Gesenins diß'eriercu auch in diesem Zuge bedeutend.
Bd. xxn. 45
698 Merx, Bemerkungen üher bia jetzt bekannte aram. Inachriften.
So wenig als mit DJ") kanu ich mich auch mit den ffliN -ir-iri iu derselben Zeile befreunden. Sollte man bier die "ro "»^ip an¬
erkennen, so wäre dabei conditio sine qua non, dass für naN da¬
stünde nbsN; da dies nicht ist, so bleibt die Lesung •':i"iD = 'iip
verwerflieh. Stein oder Zeichnung sind an dieser Stelle ungenau,
ersterer vielleicht beschädigt: mit Zugrundelegung der Lancischen
Zeichnung lässt sich, wenn man von •^i-'i* ausgeiif, so viel abnehmen,
dass die beiden unmittelbar vor n stehenden Züge sich allenfalls
als 3 deuten lassen. Nehmen wir hier o-NS zusammen, in dem¬
selben Sinne wie vorher, so bleibt für die drei vorangeliendeu
Buchstaben die Lesung = Oj.d oder -ns. Da wegen des voran¬
gehenden 1 nicht inn als sicut genommen werden kann, so deute
ich iiD nach 0,2 entsprechend dem onp zuvor, bereits. Dem¬
nach umschreibe ieh die vier Zeilen:
NnbN "noi.v IT Nn:nn ^onn nl3 N3n n2''-\3
nan n^aN Nb «•'.S3 ns mnr Nb Taii<3 mp p
-np va ■'-iDiN mp 7a -in nsnn •'-idin mp
nbiB 'inb mon T'ai "»nyas nnb(i)D ""in
Und übersetze : Gesegnet sei Tehe, Tochter des Thpi , die liebt die
Angelegenheiten des Osiris des Gottes; zuvor hast du Böses nicht
gethan, früher hast du Böses nicht gesprochen, als gerechtfertigte
vor Osiris sei gesegnet von Osiris Eine Uebersetzung
des Weitern versuche ich nicht. Als 2 prs. fem. fasse ich die
Formen mas uud mas, weil nach der bildlichen Darstellung das
eigentliche Todteugericht schon vergangen, also die Gerechtfertigte,
nan, vor Osiris angekommen, nur dessen Segen empfangen kann;
die Worte machen also die Rede des Gottes aus. Hiergegen liesse
sich der Einwand erheben, dass die 2 prs. fem. in syrischer Ortho¬
graphie ein ■< zu baben pflege , allein , die chaldäische Orthographie
hat dies nicht, und auch im Syrischen selbst ist dies ^ nicht ety¬
mologisch berechtigt, sondern nur graphisches Unterscheidungszei¬
chen, was zu erweisen freilich hier der Ort nicbt ist.
Das schwierige Nnsan, von Barthelemy mit n:a darbringen
zusammengestellt, was unmöglich, da hier ein ägyptischer Titel, wenn
es überhaupt einer ist , erfordert wird , muss aus dem Koptischen
erklärt werdeu. Ich schlage vor c-rxie hk«. iioin -t amans nego¬
tium Osiridis, possessiones Osiridis.
Das Zeitalter des Denkmals bestimmt sich nach dem Kunst¬
styl, der namentlich in den unten knienden Frauengestalten hervor¬
tritt, als griechisch, es kann also nicht vor der Ptolemäerzeit ent¬
standen sein, iu der, durch die milde Regierung Ptolemäus I. ver¬
lockt, viele Einwanderer aus Palästina nach Aegypten zogen. Hecatäus
bei Jose;|)h. c. Ap. 1 , 22 sagt noXXoi tmv ävi^pconwv nvvd-avo-
fievot rtjV ■>]ni6T7]Ta xal tpiXavd'QtoTiiav rov IlToXsfiaiov, avv-
anaiQUv eig Aiyvnxov ai/rä xal xoivwvtiv tüv npayfidroiv
Merx , Bemerhungen über hia Jetzt bekannte aram. Inachriften. 699
kßovXrj&rißav. Denkwürdig ist der Stein als ein laut redendes
Zeugniss für die Mischung von Völkern, Sprachen und Sitten, die
nach Alexander in Aegypten eintrat; die kleine Tafel zeigt uns
ägyptische Religion neben griechischer Kunst, und griechische Kunst
neben aramäischer Sprache.
Hiermit schliesse ich meine Revue der aramäischen Denkmäler,
bei der ich freilich last nur f^evy's Fusstapien gefolgt bin. Sollte
mir es gelungen seine Lesungen und Deutungen hier und da zu be¬
richtigen, so liegt in der Thatsache des Berichtigens selbst, dass
diese Bemerkungen nicht aus Lust am Streiten oder Mäkeln hervor¬
gegangen sind, sondern aus der Absiebt die spärlichen Monumente
des ältesten Aramaismus verständlicher und für sprachgeschichtliche
Zwecke ergiebiger zu machen. Wäre ich Levy mit meiner Lesung
und Erklärung zuvorgekommen, er hätte vielleicht ebenso viel an
mir auszusetzen gefunden, als ich an ihm; so aber hatte ich den
Vortbeil, manches was ich verfehlt hatte, nach seiner bessern Er¬
kenntniss stillschweigend berichtigen zu können, und vier Augen
sehen doch immer mehr als zwei. — Einige andere noch nicht be¬
kannte aramäische Monumente, die in meinem Besitze sind, behalte
ich zu einer spätem Besprechung zurück, ura den Charakter dieses
weseutlich Altes revidierenden Aufsatzes dadurch nicht zu ver¬
ändern.
/
45*
700
Ueber muhammedanische Revolutions-Münzen.
Von C. J. Tornberg.
(Mit einer lithogr. Tafel.)
Die Gescliicbte des Kbalifen-Reicbes verläuft, scbon von ihren
ersten Anfängen an, in einer fast ununterbrochenen Reihe von Re¬
volutionen , welche nur zu oft den ganzen Staat dem Untergänge
nahe brachten. Die Ursachen solcher Unruhen, obgleich oft in sehr
mannichfacher Weise, doch meistens zu gleicher Zeit zusammeu
wirkend, sind nicht schwer zu ermitteln. Nicht nur die grosse
Masse fremdartiger und von einander verschiedener Volkselemente,
welche diese ungeheure Weltmonarchie in sich umfasste und welche
der Isläm zu einem innerlich zusammenhängenden Ganzen zu ver¬
einigen weder vermochte noch ernstlich versuchte, sondern auch der
unauslöschliche Stammeshass der herrschenden Araber, der sie überall,
wohin sie anch sich wenden mochten, begleitete, und der im Ver¬
laufe der Religionsentwickelung schon in sehr früher Zeit hervor¬
tretende religiöse Zwiespalt, welcher die Orthodoxen von den Frei¬
denkern aller Farben streng absonderte — dies alles waren Ele¬
mente, welche jeder ehrgeizige Mann nur zu sehr zu seinem Vor¬
theile und zur Erreichung seiner Zwecke auszubeuten wusste.
Kaum war Muhamnied gestorben, als die Ansprüche seines
Schwiegersohnes auf den erledigten Thron den ersteu Anstoss zu
jenem erbitterten Hasse gaben, welcher seit dieser Zeit, wenn aueh
mitunter scheinbar gäuzlicb erlöscht, dennoch plötzlich in hellen
Flammen aufloderte und die blutigen Kämpfe zwischen den Familien
entflammte, welche sich für berechtigt hielten, lur sich ausschliess¬
lich und allein die oberste Gewalt über das Reich zu handhaben.
Diese Gewalt, auf den Koran sich stützend, nahm in sehr kurzer
Zeit eiue religiöse Färbung an und wurde zu eiuem wirklichen Pa¬
pat, das nach dem Verluste aller weltlichen Macht bis in die spä¬
testen Zeiten fortdauerte. Die Kraft und Regsamkeit der Gewalt¬
haber, welche in deu ersten Khalifen in so staunenswertber Weise
sich zeigte, erlahmte nach uud nach und verlor sich unter den ver¬
weichlichenden Genüssen der Reicbthümer, welche die ersten Er¬
oberungen verschafften, und die schwache Hand der Regenten ver¬
mochte nichts oder nur wenig gegen die überall und immer kühner