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Effekt von mehrfacher Lasernadelakupunktur auf die Geruchswahrnehmung des Menschen

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Academic year: 2021

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Aus der Abteilung für Neuroradiologie des Institutes für Radiologie der Universität München

Leiter: Prof. Dr. med. Hartmut Brückmann

Effekt von mehrfacher Lasernadelakupunktur auf die

Geruchswahrnehmung des Menschen

Dissertation

zum Erwerb des Doktorgrades der Medizin an der Medizinischen Fakultät

der Ludwig - Maximilians - Universität zu München

vorgelegt von

Anna Katharina Beck

aus Dortmund

2012

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Mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät

der Universität München

Berichterstatter: Univ.-Prof. Dr. med. Martin Wiesmann

Mitberichterstatter: Priv. Doz. Dr. Klaus Stelter Priv. Doz. Dr. Stefan Förster

Mitbetreuung durch den

habilitierten Mitarbeiter: Prof. Dr. rer. biol. hum. Jessica Freiherr

Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. M. Reiser, FACR, FRCR

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Abkürzungsverzeichnis

HNO-Arzt: Hals-, Nasen-, Ohren-Arzt GERAC: German Acupuncture Trials

ARC: Acupuncture in Routine Care Studies

ART: Acupuncture Randomized Trials

TCM: Traditionelle Chinesische Medizin

ATP: Adenosintriphosphat

cAMP: cyclisches Adenosinmonophosphat

Na+ : Natrium-Ionen

Ca2+ : Calcium-Ionen

GABA: γ-Aminobuttersäure

MW: Mittelwert

SD: „standard-deviation“= Standardabweichung

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1.

Einleitung

1.1 Allgemeine Einführung

1.1.1 Epidemiologie der Geruchsstörungen

Die Prävalenz von Geruchsstörungen wird oft unterschätzt. Etwa 79.000 Men-schen werden jährlich wegen Geruchsstörungen in deutMen-schen Krankenhäusern behandelt (Damm 2004a). In dieser Zahl sind jedoch noch nicht die Patienten erfasst, die sich bei niedergelassenen HNO-Ärzten oder Allgemeinmedizinern in Behandlung begeben. Vor allem ältere Menschen leiden unter Geruchsstörun-gen. Etwa die Hälfte der Menschen zwischen 65 und 80 Jahren, und drei Viertel der über 80-jährigen leiden an Beeinträchtigungen des Geruchssinns (Doty 2001, Doty 1984).

Das Ausmaß der Beeinträchtigung der Lebensqualität der Patienten wird von den Außenstehenden oft nicht genügend wahrgenommen (Bromley 2000). Immerhin klagen 56 % der Betroffenen über einen starken Einschnitt ins tägli-che Leben und in das psychologistägli-che Wohlbefinden.

Dem subjektiven Empfinden des Verlusts des Geschmackssinns liegt meist eine Störung des Geruchssystems zugrunde (Deems 1991). Oft verändert sich dadurch auch das Ernährungsverhalten, was gesundheitliche Risiken zur Folge haben kann und bestehende Krankheiten verschlimmern kann. So kann es beispielsweise zu einer Zunahme des Körpergewichts kommen, zu einer Schwächung des Immunsystems durch sehr einseitige Ernährung oder zu vermehrter Zuckeraufnahme bei Diabetes mellitus (Doty 2005b).

Auch können Gefahren durch giftige Dämpfe oder verdorbene Lebensmittel nicht oder kaum mehr sowohl olfaktorisch als auch gustatorisch wahrgenom-men werden (Doty 2001 und 2005b).

1.1.2 Ursachen der Geruchsstörungen

Geruchsstörungen können verschiedenste Ursachen haben. Vor allem virale Infektionen des oberen Respirationstraktes, Schädel-Hirn-Traumata und Sinus-erkrankungen stellen die häufigsten Ursachen chronischer Anosmie (totaler Ver-lust des Geruchssinns) oder Hyposmie (partieller VerVer-lust des Geruchssinns) dar

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(Deems 1991). Auch Allergien, Defekte der Nasenscheidewand und Polyposis können zu einer Minderung des Geruchssinns führen. Außerdem können meta-bolische und endokrine Störungen wie Diabetes mellitus, Hyper- und Hypothy-reose und psychische Störungen wie Depression die Geruchsfunktion beein-flussen (Doty 2005b).

Der Verlust des Geruchssinns kann auch als ein Frühzeichen für neurodegene-rative Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Morbus Alzheimer oder Multiple Sklerose auftreten (Doty 1997c, 2001 und 2003a, Mesholam 1998, Hawkes 2003a). Sowohl die Art und der Verlauf, als auch das zeitliche Auftreten des Verlusts bzw. der Einschränkung des Geruchssinns stellen sich bei den un-terschiedlichen Erkrankungen als sehr heterogen dar. Dadurch können olfak-torische Tests als Hilfe zur Differentialdiagnose dienen (Hawkes 2003a, McCaffrey 2000). Außerdem kann dies zu einem besseren Verständnis der pa-thophysiologischen Vorgänge der zugrunde liegenden olfaktorischen Anomalien führen (Doty 2005b).

Als strukturelle Korrelate können sowohl bei An- als auch bei Hyposmie eine potentiell reversible Schwellung der Nasenschleimhaut oder eine strukturelle Schädigung des Riechepithels zugrunde liegen. Durch ein Schädel-Hirn-Trauma kann es zum Abriss der Fila olfactoria oder zu Kontusionen des Bulbus olfactori-us kommen. Mit zunehmendem Alter gibt es eine physiologische Atrophie des Riechepithels (Presbyosmie). Partielle Anosmien beruhen auf dem Fehlen von Rezeptormolekülen für bestimmte Düfte, so dass eine „Geruchsblindheit“ für be-stimmte Substanzklassen besteht. Vermutlich besitzen diese Menschen kein funktionelles Gen für den entsprechenden Duftstoffrezeptor (Speckmann 2008).

1.1.3 Therapieoptionen

1.1.3.1 Konventionelle Therapiemöglichkeiten

Bisher bekannte Therapiemöglichkeiten von Geruchsstörungen liefern noch kei-ne zufriedenstellenden Ergebnisse. Konventiokei-nell medikamentöse Optiokei-nen zur Therapie olfaktorischer Störungen umfassen vorwiegend topische oder

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systemi-sche Steroidgaben. Auch Vitamin- und Zinkpräparate werden verwendet. Ope-rativ können Geruchsstörungen beispielsweise durch Polypenexzision behan-delt werden. Allerdings ist dadurch nur in wenigen Fällen eine Verbesserung des Geruchsvermögens möglich. In den meisten Fällen erlangen betroffene Pa-tienten keine normale olfaktorische Funktion zurück (Doty 2001). Einige Stu- dien weisen heterogene Ergebnisse auf, wie z. B. die Studie von Litvack (Litvack 2009), in der sich das Geruchsvermögen von Anosmikern nach endo-skopischer Sinusoperation verbesserte. Dies funktionierte dagegen nicht bei Hyposmikern. Daher scheinen die Entwicklung und Erforschung weiterer Thera-piemöglichkeiten dringend erforderlich zu sein.

1.1.3.2 Akupunktur als Therapieoption

Eine alternative Therapieoption stellt die Akupunktur dar. Von allen Patienten, die jährlich in deutschen Krankenhäusern wegen Geruchsstörungen behandelt werden, erhalten 20 % Akupunkturbehandlungen (Damm 2004a). Hierzu sind allerdings, abgesehen von wenigen Fallberichten (Michael 2003, Zhang 2006), nur wenige Studien vorhanden. Tanaka und Mukaino (1999) berichten, dass durch Ohrakupunktur die olfaktorische Sensitivität gesteigert wird. Vent et al fanden heraus, dass Akupunktur als Behandlung bei Virusgrippen-Anosmie bessere Ergebnisse liefert als die Behandlung mit Vitamin B-Komplex (Vent 2010). Anzinger et al (2009) entdeckten, dass durch Stimulation mittels Lasernadelakupunktur peripherer Akupunkturpunkte ebenfalls die olfaktorische Sensitivität gesteigert werden kann.

Zahlreiche Studien zeigten, dass Akupunktur vor allem bei Schmerzpatienten eine effektive Behandlungsmethode darstellt und einige zugrunde liegende phy-siologische Mechanismen wurden bereits erforscht (Irnich 2002, Petti 1998). Wirksamkeitsnachweise in randomisierten, kontrollierten Studien wurden außer-dem für die Indikationen Übelkeit und Erbrechen (Lee 2004), postoperativer Zahnschmerz (Ernst 1998), Rückenschmerzen (Brinkhaus 2006a), Gonarthrose (Witt 2005, White 2007) und laterale Epicondylopathie (Trinh 2004) erbracht. Auch zur Behandlung von Migräne und Spannungskopfschmerz wurden viele Akupunkturstudien durchgeführt. Hier zeigte die Akupunkturbehandlung bes-sere Ergebnisse als die Vergleichsgruppe einer Warteliste bzw. herkömmliche

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Medikamentenbehandlung. Allerdings konnte meist kein signifikanter Unter-schied zwischen der Wirkung der echten Akupunktur und der so genannten Sham-Akupunktur nachgewiesen werden (Linde 2005 und 2006a, Brinkhaus 2006a, Molsberger 2006 und 2006a, Haake 2007).

Betrachtet man die Technik der Sham-Akupunktur, die als eine Art Placebokon-trolle dienen soll, genauer, ist dieser Zusammenhang weniger erstaunlich. Dincer und Linde (2003) untersuchten insgesamt 47 verschiedene Studien, in denen Akupunktur mit Shamakupunktur verglichen wurde. Sie fanden heraus, dass die Durchführung der Shamakupunktur sehr uneinheitlich gehandhabt wurde: oberflächliche Nadelung der gleichen Akupunkturpunkte, die in der Studie untersucht werden sollten, Nadelung anderer Akupunkturpunkte, die in der jeweiligen Studie nicht indiziert waren, Nadelung an Körperstellen, die keine Akupunkturpunkte darstellen, Verwendung von speziellen Placebonadeln, die nicht die Haut penetrieren (Streitberger 1998) oder Verwendung von ausge-schalteten Elektroakupunktur- oder Lasernadelgeräten.

Dieses unterschiedliche Verständnis von Shamakupunktur macht deutlich, dass hier noch keine optimale Lösung für einen Placebovergleich in der Akupunktur-forschung gefunden wurde. Linde et al (2004a) stellten fest, dass die Pro-bandeninformation ebenso uneinheitlich gehandhabt wird: Sehr wenige wurden über die Möglichkeit einer Placebobehandlung informiert. Vielen wurde erzählt, dass eine Art Technikvergleich angestellt wird. Dies hat nicht nur ethische Rele-vanz, sondern könnte auch die Studienergebnisse beeinflussen.

Ein Review der existierenden Akupunkturstudien (Linde 2001b) zeigte, dass meist die Probandenzahl in den Studien zu gering war und die Studien generell zu uneinheitich gestaltet sind. Viele Studien zeigen unklare Ein- und Aus-schlusskriterien, subjektive Variablen als Zielparameter oder wissenschaftlich nicht belegte Testverfahren. Auch das Fehlen einer Kontrollgruppe und keine oder nur eine einfache Verblindung stellen große Defizite in der Akupunktur-forschung dar (Kaptchuk 1998, Ceccherelli 2000).

Die Durchführung valider Akupunkturstudien wird durch methodologische und technische Probleme der Behandlung erschwert. Dies könnte ein Grund dafür sein, weshalb nach wissenschaftlichen Kriterien für eine Vielzahl der Anwen-dungsgebiete bisher weder die Wirksamkeit noch die Wirkungslosigkeit gezeigt werden konnte (Irnich 2002b).

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Da in den meisten Akupunkturstudien kein Unterschied zwischen echter Aku-punktur und ShamakuAku-punktur gefunden wird, wurde die Vermutung nahegelegt, die Wirkung der Akupunktur könnte auf der Erwartungshaltung der Probanden beruhen. Studien hierzu ergaben widersprüchliche Ergebnisse: Linde (2007a) entdeckte einen statistisch signifikanten Zusammenhang von Erwartungshal-tung und Akupunktureffekt bei der Behandlung von Kopfschmerz, Rücken-schmerz und Gonarthrose. Anzinger (2009) widerlegte den Zusammenhang zwischen Erwartungshaltung und Effekt von Lasernadelakupunktur auf die olfaktorische Sensitivität.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Akupunktur ein Wirkungspotential vermuten lässt. Wie genau, und auf welchen Mechanismen diese Wirkung be-ruhen könnte, muss in wissenschaftlich sauber geplanten und qualitativ hoch-wertigen Studien erforscht werden. Vor allem zum Problem der Placebokon-trolle und der doppelten Verblindung müssen bessere Lösungen gefunden wer-den.

1.1.3.3 Lasernadelakupunktur als Therapieoption

Die so genannte Lasernadelakupunktur bietet eine neue Methode zur klassi-schen Akupunktur an.

Die in den 90er Jahren entwickelte Technik wurde vor allem bei schmerzemp-findlichen Patienten und Kindern eingesetzt. Bei dieser Technik werden anstelle von Nadeln Laserlicht-Stifte verwendet. Ein Nachteil dieser Stifte ist, dass die Akupunkturpunkte nacheinander manuell stimuliert werden müssen. Dies entspricht nicht der Arbeitsweise klassischer traditioneller Akupunktur, bei der therapiespezifische Punktekombinationen simultan stimuliert werden (Schikora 2004).

Im Jahr 2000 wurde ein neues so genanntes Laserneedle-System entwickelt. Diese Lasernadeln bestehen aus stumpfen optischen Faserkabeln, die an einem bestimmten Akupunkturpunkt auf die Haut geklebt werden. Bis zu acht Lasernadeln können gleichzeitig befestigt und simultan stimuliert werden. Litscher et al. (2005) und van Amerongen et al. (2009) zeigten, dass Laser-nadelakupunktur genauso wirksam und effektiv angewandt werden kann, wie die traditionelle Metallnadelmethode.

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Die Wirksamkeit von Lasernadelakupunktur wurde bereits in einigen Studien nachgewiesen. Erste wissenschaftliche Arbeiten von Litscher et al. untersuchten sowohl periphere Effekte bezüglich Hauttemperatur und Hautdurchblutung (Litscher 2009), als auch zerebrale Effekte: Veränderungen der Blutflussge-schwindigkeit zerebraler Arterien, Veränderungen im zerebralen Oxygenstoff-wechsel und Effekte auf Deskriptoren des Enzephaloelektrogramms zur Ab-schätzung der Narkosetiefe (Litscher 2007). Van Amerongen et al (2009) und Kempf et al (2009) wiesen einen positiven Effekt von Lasernadelakupunktur bei gynäkologischen Beschwerden nach.

Lasernadelakupunktur stellt somit eine adäquate Methode dar, um Akupunktur-forschung zu betreiben. Durch die Äquivalenz der beiden Methoden lassen sich Ergebnisse aus der Forschung mit Lasernadeln wiederum in die Praxis der klas-sischen Metallnadelakupunktur übertragen.

1.1.4 Vorteile einer Akupunkturbehandlung

Nebenwirkungen traditioneller Akupunkturbehandlung werden generell als sehr mild und vorübergehend beschrieben (Yamashita 2000). Schwere Nebenwir-kungen wie Pneumothorax und Infektionen sind vermeidbar und beruhen auf fahrlässigem Verhalten des behandelnden Therapeuten (Yamashita 1999) oder mangelnden Hygienemaßnahmen (Lao 2003, White 2004). In Händen von aus-gebildeten Akupunkteuren, die nach allen Regeln der Kunst arbeiten, ist Akupunktur eine sichere medizinische Intervention (White 2001, Witt 2009) mit weitaus weniger Nebenwirkungen als herkömmliche tägliche Behandlung mit Medikamenten (Mac Pherson 2001).

Durch das nichtinvasive Verfahren der Lasernadelakupunktur können die mei-sten Nebenwirkungen der klassischen Nadelakupunktur zusätzlich vermieden werden, wie z.B. kleine Blutungen oder Schmerzen beim Einstich oder Zurück-ziehen der Nadel (Yamashita 2000). Die in den Lasernadeln verwendete Laser-strahlung von 685 nm mit Leistungsdichten von etwa 5 W/cm² bewirkt keine messbaren mikromorphologischen Veränderungen in sämtlichen untersuchten Schichten des Hautgewebes (Litscher 2004b). Die Modalität der peripheren Sti-mulation ist nicht ausschließlich optisch, sondern auch thermisch: Die

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Energie-dosis einer Lasernadel, die in 20 Minuten emittiert wird, steigert die Hauttem-peratur lokal in einer Entfernung von 1 cm von der Stimulationsstelle um etwa 0,7 °C. Außerdem kommt es lokal zu einer deutlichen Zunahme der Hautdurch-blutung, was mittels Laser-Doppler-Flowmetrie (Messeinheit Flux: Produkt aus Konzentration und Geschwindigkeit der Erythrozyten) bestimmt wurde. Dies ist als positiver Effekt zu werten (Litscher 2006c). Bei chronischen Kopfschmerzen, insbesondere Migräne, stellt die Akupunktur im Vergleich zu üblicher Medika-mentenbehandlung eine effektivere und zudem kostengünstigere Behandlungs-alternative dar (Herman 2005, Vickers 2004). Ballegaard et al. (1999) fanden heraus, dass Akupunktur als Zusatz zu herkömmlicher Behandlung von Angina pectoris insgesamt hilft, Kosten zu reduzieren, da weniger Hospitalisie-rungskosten anfallen und insgesamt weniger Operationen nötig werden. Insge-samt zeigt die Akupunktur in all den Studien im Rahmen des „Modellvorhabens Akupunktur“ (ART, ARC, GERAC) eine akzeptable Kosteneffizienz im westli-chen Gesundheitssystem. So wurde 2006 beschlossen und seit Anfang 2007 umgesetzt, Akupunktur bei chronischem Lendenwirbelsäulen-Syndrom und chronischen Knieschmerzen in den Leistungskatalog der gesetzlichen Kranken-kassen in Deutschland aufzunehmen (Cummings 2009).

1.2 Theoretischer Hintergrund

1.2.1 Akupunktur

Akupunktur stellt ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dar. Die Geschichte der Akupunktur reicht mehr als 4000 Jahre zurück (Unschuld 1997). Das älteste, erhaltene medizinische Lehrwerk über Akupunk-tur, der „Innere Klassiker des Gelben Fürsten“, wurde zwischen dem 2. Jahr-hundert v. Chr. und dem 2. JahrJahr-hundert n. Chr. erstellt (Ots 1999). Die Lehre der Akupunktur beruht auf einem naturphilosophischen Konzept, ist empirisch begründet und folgt einer Systematik, welche auf dem Menschenbild der TCM basiert (Porkert 1987). Das taoistische Weltbild spielt hier unter anderem eine große Rolle: Die Urenergie des Lebens, das Tao, entsteht durch die Spannung der beiden Polaritäten Yin und Yang. Die chinesische Physiologie und

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Pathologie basieren auf einer funktional induktivsynthetischen Sichtweise. Sehr genaue Beobachtungen des Patienten werden mit Hypothesensystemen verknüpft und in funktionale Zusammenhänge, wie z.B. Entsprechungen in der Natur, gebracht (Hempen 2000). Die Existenz von Leitbahnen, in denen Aku-punkturpunkte mit ähnlichem Wirkspektrum im Sinne eines Energie-flusssystems miteinander in Verbindung stehen, wird postuliert. Ist ein Mensch gesund, so fließt nach der Theorie der TCM die individualspezifische Lebens-energie „Qi“ harmonisch durch die Leitbahnen und verteilt sich gleichmäßig. Wird dieser Energiefluss durch äußere oder innere Einflüsse gestört, führt dies zu Krankheit. Die Behandlung an Akupunkturpunkten soll den harmonischen Fluss des Qi wiederherstellen und körpereigene Regulationsmechanismen aktivieren (Porkert 1987, Hecker 2001). Ein wissenschaftlicher Nachweis dieser Postulate, wie z.B. die Existenz der Meridiane, konnte bisher nicht erbracht werden.

Die westliche Öffentlichkeit interessierte sich erstmals für Akupunktur, als ein Reporter des US-Präsidenten Nixon 1972 bei einem Besuch der Volksrepublik China operiert werden musste. Dabei wurde die Analgesie ausschließlich mit-tels Akupunktur erzielt (Hempen 2000). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befasst sich seit 1979 mit der Akupunktur und erstellt Indikationslisten. Seit 1997 wird die Akupunktur vom National Institute of Health (NIH) als komplementäre Therapiemethode empfohlen (NIH 1998).

Die wissenschaftliche Aufklärung der physiologischen Wirkprinzipien der Nadel-akupunktur ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Zum Wirksamkeits-nachweis für einzelne Indikationen existieren bereits mehr als 100 klinisch-kontrollierte Akupunkturstudien (Irnich 2002b). Aus physiologischer Sicht kann man die Akupunktur als periphere Reiztechnik verstehen, die Funktionen des zentralen Nervensystems beeinflusst. Dabei wird ein peripherer Stimulus an der Haut, an Muskeln, Nerven oder am Periost gesetzt (Ceccherelli 2000). Segmen-talreflektorische und suprasegmentale regulative Mechanismen scheinen dabei eine wesentliche Rolle zu spielen.

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1.2.2 Deqi-Sensation

Die so genannte Deqi-Sensation ist eine körperliche Wahrnehmung, die wäh-rend der Nadelung an Akupunkturpunkten auftreten kann. Sie tritt nicht bei allen Patienten auf und weist unterschiedliche Charakteristika auf (Kong 2005): Zie-hend, dumpf, warm, sich ausbreitend oder kribbelnd sind häufige Adjektive, die zur qualitativen Beschreibung der Deqi-Sensation herangezogen werden (Langevin 2001, Hempen 2000). Manche Autoren sehen das Auslösen einer Deqi-Sensation als Voraussetzung für eine effektive Behandlung an (Hempen 2000). Das Deqi-Gefühl ist weitgehend aus Übersetzungen alter chinesischer Texte bekannt und es gibt nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit diesem Phänomen auseinander gesetzt haben (Vincent 1989, Park 2002, Ho 2007). Einige Autoren berichten, dass eine Deqi-Sensation auch bei Laserakupunktur auftritt (Siedentopf 2005, Weber 2005). Litscher et al. (2004b) hingegen postulieren, dass bei Lasernadelakupunktur keine subjektiv wahr-nehmbaren Sensationen auslösbar sind. Salih et al (2010) fanden heraus, dass die Deqi-Sensation sowohl bei Probanden, die mit Laserakupunktur behandelt wurden, als auch bei Probanden, die mit Scheinlaser behandelt wurden, auftraten.

In der vorliegenden Studie spielt die Wahrnehmung einer Deqi-Sensation eine große Rolle, da die Probanden hierdurch möglicherweise zwischen Placebo- und Lasernadelakupunktur unterscheiden könnten.

1.2.3 Grundlagen des Geruchssinns

1.2.3.1 Besonderheiten des Geruchssinns

“Ich kann dich nicht riechen” - diese volkstümliche Redensweise sagt schon viel über den uns oft unbewussten Einfluss der Duftwahrnehmung auf unser Leben aus. Der Mensch kann einige tausend verschiedene Duftstoffe unterscheiden. Das Riechvermögen des Menschen ist zwar schwächer ausgeprägt als das vie-ler Tiere, dennoch beeinflusst die Duftwahrnehmung unser Leben erheblich, nimmt Einfluss auf vegetative und hormonelle Steuerungsprozesse und ist an der Entwicklung von Sympathie und Antipathie beteiligt (Schmidt 2006). Die Wahrnehmung von Düften signalisiert uns Nahrungsquellen und warnt vor

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Gefahren. Vegetativ führt die Wahrnehmung eines bestimmten Duftes zum Beispiel zur Einleitung des Verdauungsreflexes. Mütter und Kinder erkennen sich am Duft. Auch unser Wohlbefinden und unsere Stimmung werden durch Düfte geprägt.

Duftstoffe sind kleine flüchtige Substanzen, die oft lipophil, aber auch gering wasserlöslich sind. Die Geruchsschwellen für verschiedene Duftstoffe unter-scheiden sich und sind nicht konstant. Auch in der Korrelation zwischen Qualität und Konzentration findet sich eine Besonderheit: Steigt die Duftstoffkonzen-tration, ändert sich neben der Intensität häufig auch die Qualität der Duftwahr-nehmung. Als Beispiel riecht Ionon in niedrigen Konzentrationen nach Veilchen, in hohen dagegen nach Holz (Schmidt 2006).

1.2.3.2 Aufbau des Geruchsorgans

Die Nasenhöhle (Cavum nasi) steht mit dem oberen Rachenraum in Verbindung und wird durch die Nasenscheidewand unterteilt. Durch drei Ausstülpungen (Nasenmuscheln = Conchae nasales) wird die Oberfläche der Nasenhöhle vergrößert. Die Schleimhaut, die die Nasenhöhle auskleidet, wird unterteilt in respiratorische Schleimhaut und Riechschleimhaut. Während die respirato-rische Schleimhaut, die die Atemluft erwärmt, anfeuchtet und reinigt, auf den unteren beiden Nasenmuscheln lokalisiert ist, befindet sich die Riechschleim-haut auf der oberen Nasenmuschel, der Nasenkuppel und auf den oberen Teilen der Nasenscheidewand.

Bei einem normalen Atemzug erreicht vermutlich nur der zehnte Teil der einge-atmeten Duftstoffe die Riechschleimhaut. Dieser Prozess kann durch „Schnüf-feln“ (schnelle Atembewegungen) deutlich gesteigert werden (Speckmann 2008) und bereitet einen Teil des Gehirns, den piriformen Cortex, auf die Geruchsverarbeitung vor (Sobel 1998a).

Die Riechschleimhaut besteht aus dem Riechepithel, einem mehrreihigen Flimmerepithel und der Lamina propria. In der Lamina propria befinden sich Blutgefäße, Nervenfasern und die Glandulae olfactoriae, die den Riechschleim bilden. Beim Menschen ist die Riechschleimhaut etwa 5 cm² groß und bein-haltet 10 – 30 Millionen Geruchszellen. Diese stehen in direktem Kontakt mit der Außenwelt und sind ständig toxischen und infektiösen Einflüssen ausgesetzt

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(Speckmann 2008). Im Vergleich zu anderen Sinneszellen haben diese eine kurze Lebensdauer von durchschnittlich wenigen Monaten und werden während des gesamten Lebens fortlaufend durch Basalzellen (neuronale Stammzellen) ersetzt (Calof 1996, Graziadei 1979b). Riechzellen sind ein seltenes Beispiel für Nervenzellen, die im adulten System noch zu mitotischer Teilung fähig sind. Geruchszellen sind primäre Sinneszellen mit einem eigenen ableitenden Axon. An ihrem apikalen Pol befindet sich ein Dendrit mit einer Verdickung oder einem Riechköpfchen mit 5 – 20 Sinneshaaren (Zilien), die mit Riechschleim bedeckt sind. In diesem Schleim binden bestimmte Proteine die Duftstoffe und erleich-tern somit den Transport zu den olfaktorischen Zilien. An den basalen Enden bündeln sich die dünnen Axone zum Nervus olfactorius, ziehen durch die Siebbeinplatte und dann direkt zum Gehirn (Speckmann 2008) (siehe Abb.1). Neben den Geruchs- und Basalzellen befinden sich noch Stützzellen in der Riechschleimhaut. Sie umhüllen und isolieren die Dendriten, beseitigen Zell-trümmer degenerierter Neurone und deaktivieren Duftstoffe (Silbernagel 2010).

Abb.1: Darstellung des Riechepithels und des Bulbus olfactorius (Modifiziert nach „Neuro - und Sinnesphysiologie“, 2001)

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1.2.3.3 Funktion des Geruchsorgans

In den Zilien findet die chemoelektrische Transduktion statt. Ca. 1000 mensch-liche Gene codieren für Duftstoffrezeptoren. Davon sind jedoch nur etwa 350 Gene funktionsfähig. Dies lässt vermuten, dass im Laufe der Evolution die Be-deutung des Geruchssinns beim Menschen abgenommen hat. Jede Geruchs-zelle exprimiert nur einen, höchstens zwei, von etwa 350 verschiedenen G-Pro-tein-gekoppelten Duftstoffrezeptortypen. Von insgesamt 10 – 30 Millionen Ge-ruchszellen sind somit etwa 30.000 spezifisch für eine bestimmte Gruppe von Duftstoffen. Am Rezeptormolekül lösen Duftstoffe eine Kette biochemischer Re-aktionen aus, die vermutlich unabhängig davon, welcher Duftstoff exprimiert wird, immer gleich abläuft (Speckmann 2008). Das Duftstoffsignal wird erst ver-stärkt und dann in einen elektrischen Impuls umgewandelt: Das aktivierte G-Protein stimuliert eine Adenylatcyclase, die aus ATP den Botenstoff cAMP syn-thetisiert. Dieser Botenstoff bindet an die Zilienmembran und öffnet die Ionen-kanäle, so dass Na+ und Ca2+ in die Zelle strömen. Die Zelle depolarisiert und über das Axon werden Aktionspotentiale zum Riechkolben (Bulbus olfactorius) weitergeleitet. Durch die erhöhte Ca2+-Konzentration in der Zelle schließen die Kanäle wieder und die elektrische Erregung wird beendet (Silbernagel 2010). Diese Art der Adaptation wird unter anderem durch eine Verringerung der cAMP-Empfindlichkeit und den Abbau von cAMP durch die Phosphodiesterase bewirkt. Das Rezeptorpotential der Zelle nimmt folglich ab, obwohl diese noch durch Duftstoffe stimuliert wird (Speckmann 2008). Dabei beschränkt sich die Adaptation auf eine bestimmte Gruppe von Düften: Ist man beispielsweise auf Zigarettenrauch adaptiert, kann man Kaffeeduft dennoch wahrnehmen (Schmidt 2006).

Habituation und Adaptation finden auch im Bulbus olfactorius statt, moduliert durch übergeordnete Zentren wie Nucleus olfactorius anterior, Cortex piriformis, entorhinaler Kortex und Amygdala.

1.2.3.4 Zentrale Verschaltung

Das zentrale olfaktorische System kann in einen primären, sekundären und ter-tiären Anteil gegliedert werden (Albrecht 2008) (siehe Abb.2). Gebündelte Axo-ne laufen im Nervus olfactorius durch die Siebbeinplatte bis zum Bulbus olfactorius. Der Bulbus olfactorius zählt zum Paläocortex, dem ältesten Teil des

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Endhirns. Er weist sechs Schichten auf: Stratum fibrosum, S. glomerulosum, S. plexiforme externum, S. mitrale, S. plexiforme internum, S. granulosum (Trepel 2008). Der Bulbus olfactorius wird als primäre olfaktorische Struktur bezeichnet. Hier bilden die Axone der Geruchszellen Synapsen mit Mitral- und Büschelzellen. Diese funktionelle Einheit wird als Glomerulus bezeichnet. Alle Geruchszellen, die auf eine Mitralzelle konvergieren, exprimieren den gleichen Duftstoff (chemotope Projektion). Die Duftstoffrezeptoren werden auch entlang des Axons exprimiert und scheinen auf noch nicht geklärte Weise miteinander zu interagieren, um gebündelt auf der gleichen Mitralzelle zu landen. Ein Glomerulus kann somit als eine Art “Sammelstelle” für Signale eines Rezeptor-typs gesehen werden (Speckmann 2008).

Die Axone der Mitral- und Büschelzellen ziehen als Tractus olfactorius zum sekundären olfaktorischen Kortex, der im Wesentlichen folgende Gebiete enthält: Nucleus olfactorius anterior, ein kleiner Teil des entorhinalen Kortex, piriformer Kortex, Teile der Amygdala und Tuberculum olfactorium. Bemerkens-werterweise ist das Geruchssystem ein Sinnessystem, welches ohne thalami-sches Relay in neokortikale Hirnareale projiziert (Silbernagel 2010). Der pirifor-me Kortex stellt die wesentlichste Station der Duftdiskriminierung dar. Dabei werden ein vorderer und ein hinterer Teil unterschieden, die histologisch zwar identisch, funktionell jedoch heterogen sind (Gottfried 2006a). Der piriforme Kortex spielt auch eine wichtige Rolle bei olfaktorischer Erinnerung (Dade 2002), wobei die Amygdala an der emotionalen Geruchserinnerung (Herz 2004a) beteiligt ist.

Vom sekundären Kortex werden olfaktorische Impulse umgeschaltet und zu zahlreichen Regionen des tertiären Kortex weitergeleitet. Hierzu gehören der Hippocampus, Teile des Hypothalamus und des Thalamus, Kerne der Amyg-dala, die Inselregion, Basalganglien und der Kortex orbitofrontalis. Die genaue Verschaltung innerhalb dieser Gebiete ist sehr komplex. Der orbitofrontale Kortex als wichtigstes tertiäres olfaktorisches Areal ist für die bewusste Wahrnehmung eines Geruchs und Bewertung hinsichtlich angenehmer und unangenehmer Duftstoffe verantwortlich (Silbernagel 2010). Vermutlich über-nimmt der orbitofrontale Kortex zusammen mit dem Inselkortex auch die Integration der olfaktorischen Reize mit gustatorischen, visuellen, viszeralen

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und thalamischen Reizen. Die Areale des tertiären olfaktorischen Kortex wirken an der Analyse, Interpretation und Wiedererkennung der Duftreize mit und bilden somit die Grundlage für Einflüsse auf Emotion, Verhalten und Ernährung (Small 2004a, Silbernagel 2010).

Abb.2: Überblick über zentralnervöse Projektionen des olfaktorischen Systems (Modifi-ziert nach Albrecht 2008)

1.2.3.5 Mechanismen der Duftstofferkennung

Innerhalb des Bulbus olfactorius gibt es zahlreiche laterale Verschaltungen und inhibitorische Mechanismen, die der Kontrastverschärfung dienen. Periglome-ruläre Zellen wirken vermutlich durch den Transmitter GABA inhibitorisch. Auch Körnerzellen wirken durch negative Rückkopplung inhibitorisch auf Mitralzellen und benachbarte Glomeruli. Außerdem können Fasern sowohl aus kortikalen olfaktorischen Arealen als auch aus dem kontralateralen Bulbus die Aktivität im Bulbus regulieren, indem sie Kontakt mit Körnerzellen und periglomerulären Zellen aufnehmen. Bei einer Riechwahrnehmung kommt es somit durch er-regende und hemmende Signale zu einer bestimmten Ausgangsleistung

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(Speckmann 2008). Auch im Ruhezustand pendelt sich ständig ein Gleichge-wicht aus Hemmung und Erregung ein, da die Fasern des Nervus olfactorius spontan aktiv sind (Silbernagel 2010).

Ein Duftstoff kann durch seine verschiedenen Strukturmerkmale an eine große Anzahl verschiedener Rezeptortypen binden. Andererseits kann jeder Rezep-tortyp auch von funktionellen Gruppen verschiedener Duftstoffe aktiviert wer-den. Jeder Duftstoff erzeugt somit im Bulbus olfactorius ein charakteristisches Aktivitätsmuster unterschiedlicher Stärke und zeitlicher Abfolge, das mit der Kodierung einer bestimmten Geruchsqualität in enger Verbindung zu stehen scheint. Dennoch kann man von der chemischen Struktur eines Duftstoffes allein nicht auf seine Rezeptoraffinität und seinen spezifischen Geruch schlie-ßen (Silbernagel 2010).

1.2.4 Physikalische Grundlagen der Lasernadelakupunktur

1.2.4.1 Laser in der Medizin

Im Gegensatz zu gewöhnlichem Licht (beispielsweise Sonnenlicht oder Licht einer Glühlampe) ist Laserstrahlung monochromatisch, kohärent und polarisiert. Monochromasie bedeutet, dass das emittierte Licht nur eine definierte Wellen-länge besitzt und deshalb als einfarbig wahrgenommen wird. Die WellenWellen-länge wird hierbei durch die verwendete Laserquelle bestimmt. Kohärenz bezeichnet die örtliche und zeitliche Phasengleichheit der emittierten Photonen. Wichtig für die Anwendung in der Medizin ist vor allem die räumliche Kohärenz. Dadurch kann Laserlicht auf sehr kleine Strahlendurchmesser fokussiert werden und hohe Intensitäten erzielen (Medizinphysik 2006). Durch das Eindringen in die Haut wird die Kohärenz jedoch durch Streuung an Zellstrukturen in beträcht-lichem Maß aufgehoben (Basford 1995). Photonen von polarisiertem Licht schwingen nur in einer gemeinsamen Ebene (Romberg 2005).

Als weitere Besonderheit weist der Laserstrahl eine sehr geringe Strahlendiver-genz auf. So bleibt das Licht auch in größerer Entfernung noch stark gebündelt und Intensität und Wirkung nehmen bei zunehmender Entfernung kaum ab. Die Leistungsdichte (W/cm²) eines Lasers berechnet sich aus der abgegebenen Leistung (in Watt) pro Bestrahlungsfläche (cm²) und wird somit umso größer je

(23)

dünner der Laserstrahl ist (Pothmann 1998).

Laserlicht wird nach dem Prinzip der stimulierten Emission erzeugt. Wenn ein Lichtquant (Photon) von einem Elektron auf der äußeren Elektronenschale ei-nes Atoms adsorbiert wird, wird dieses in einen höheren Energiezustand E2 versetzt. Üblicherweise geht das angeregte Elektron nach einer mittleren Ver-weilzeit spontan in einen tieferen Energiezustand (E1) über. Dabei wird wie-derum ein Photon der Energie: E2 – E1 emittiert, das die gleiche Frequenz und Phase aufweist wie das eingehende Photon. Damit der Prozess kontrolliert abläuft, müssen sich mehr Elektronen im angeregten Zustand als im Grund-zustand befinden (Inversion). Dies kann dadurch erreicht werden, dass das emittierende Medium in einen Resonator gebracht wird, um eine ausreichende Verstärkung des emittierten Lichts zu erhalten. Ein Resonator besteht beispiels-weise aus einem System aus zwei Spiegeln, dass das emittierte Licht mehrfach durch das Medium leitet.

Kurz nach der Entwicklung des Lasers 1960 erfolgte die erste Anwendung zur Therapie in der Augenheilkunde. Zur Koagulation der Netzhaut wurde der Ru-binlaser zunächst im Tierexperiment eingesetzt. 1962 wurden dann erstmals Patienten gelasert. Erst 1965 wurde die Laserbehandlung mit dem Argon-Laser richtig erfolgreich. Weiterhin spielt die Augenheilkunde eine Vorreiterrolle für den Einsatz von Lasern. Inzwischen werden viele Operationen mit Laser durch-geführt (Medizinphysik 2006).

1.2.4.2 Lasernadelakupunktur

In Lasernadelgeräten dienen Halbleiter-Laserdioden aus monokristallinem Ar-sen in der Größenordnung eines Salzkorns als Strahlungsquelle. Die Laser-leistung beträgt 55 mW. Das emittierte Lichtfeld hat einen elliptischen Quer-schnitt. Durch Einkopplung in die runden Lichtwellenleiter der Lasernadeln ent-stehen optische Verluste von etwas weniger als 10 %. Lasernadeln stellen op-tische Faserkabel mit einem Durchmesser von 500 μm dar, deren Lichtaus-trittsfläche direkt auf die Haut aufgesetzt werden kann (siehe Abb.3). Durch zu-sätzlichen Verlust entlang der optischen Faser beträgt die optische Leistung am distalen Lasernadel-Ausgang etwa 30 – 40 mW. Laserdioden emittieren rotes

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Licht der Wellenlänge 685 nm. Daneben wird infrarotes Licht der Wellenlänge 880 – 950 nm ausgesendet, da das rote Licht infrarote Photonen im Lichtwel-lenleiter anregt (Lichtkonversion). Die Wellenlänge ist so gewählt, dass quasi-elastische Streuvorgänge bei Eintritt der Photonen in die Haut dominieren, das heißt, dass lediglich die Photonenbahn geändert wird. Die Photonenabsorption - und damit die Erwärmung der Haut - kann vernachlässigt werden.

Die optische Leistungsdichte an der distalen Lichtaustrittsfläche der Laser-nadeln sollte im Bereich von 5 – 10 W/cm² liegen, da erst ab einer Leistungs-dichte von 5 W/cm² der Effekt des Laserreizes dem einer Metallnadel-Aku-punktur entspricht (Litscher 2005). Höhere Leistungsdichten sollten nicht gewählt werden, da nur für oben genannten Bereich gezeigt wurde, dass die meisten Probanden kein Reizereignis wahrnehmen, und somit eine adäquate Placebokontrolle mit verblindetem Studien-Design durchführbar ist. Um Stimulationen äquivalent des kontinuierlichen Dauerreizes einer Metallnadel zu gestalten, sollte im Dauerstrichmodus gearbeitet werden (Schikora 2004). Für diese Art der Lasernadelakupunktur gilt ebenso wie für Metallnadel-Akupunktur eine Dosis-Wirkungs-Beziehung im Sinne des Weber-Fechner-Gesetzes. Demnach korrelieren Reizeinwirkung und Reizantwort über einen logarith-mischen Zusammenhang miteinander (Empfindungsstärke E ~ ln Reizstärke S). Hierdurch können sowohl die Schwellenwert- als auch die Sättigungscharak-teristik erklärt werden: Es muss ein Mindestmaß an Reizstärke vorhanden sein, um einen Effekt zu erzielen. Eine Verdoppelung der Reizstärke führt aber nicht zu einer Verdoppelung des Effektes.

Die gesamte optische Energiedosis, die durch Lasernadeln in das Gewebe übertragen wird, kann durch die Behandlungszeit variiert werden. Bewährt hat sich eine 20 minütige Stimulationszeit, wobei eine Energie von etwa 55 Joule auf die Haut übertragen wird. Für diese Leistungsdichten und Strahlungsdosen wurden im Tierexperiment keine messbaren morphologischen Veränderungen bestrahlter Haut festgestellt. Es ergab sich lediglich ein Hinweis auf eine Zu-nahme der Hautdurchblutung und einen Temperaturanstieg. Die Stimulations-modalität scheint folglich nicht ausschließlich optisch, sondern auch thermisch zu sein (Schikora 2004).

(25)

Abb.3: Lasernadelgerät mit optischen Faserkabeln bei Stimulation peripherer Akupunk-turpunkte an der Hand

(26)

2.

Zielsetzung und Fragestellungen

Anzinger et al. (2009) stellten eine unmittelbare, signifikante Verbesserung des Geruchsvermögens nach einmaliger Lasernadelakupunktur fest. Allerdings wurde der Effekt lediglich bis zu einer Stunde nach der Akupunktur gemessen. Während einer weiteren Studie aus unserer Arbeitsgruppe konnten wir im Langzeitvergleich feststellen, dass der positive Effekt einer einmaligen Laser-nadelakupunktur auf die olfaktorische Sensitivität bis zu drei Tage lang anhielt. Um Studien möglichst nah einem späteren Behandlungsschema anzugleichen, wurde bei der vorliegenden Studie darauf geachtet eine effektive Behandlungs-methode zu entwickeln. In der klinischen Praxis wird meistens nicht nur einmal akupunktiert, sondern mehrfach innerhalb eines unterschiedlich gestalteten Zeitraums. Es konnte noch nicht gezeigt werden, ob mehrfache Akupunktur tatsächlich den Effekt einer einzigen Akupunkturbehandlung steigert. Im Hinblick auf einen etwaigen Behandlungserfolg ist aber nicht nur das unmittelbare Ergebnis, sondern vielmehr der Langzeiteffekt über Wochen und Monate hinweg wichtig. Die meisten Akupunkturstudien sind so konzipiert, dass sowohl mehrfach akupunktiert als auch der Langzeiteffekt gemessen wird (Flachskampf 2007, Brinkhaus 2010). Hintergrund hierfür bieten lediglich Fall-berichte oder Anweisungen aus traditionellen chinesischen Medizinbüchern.

In der vorliegenden Studie wurden zwei Haupthypothesen untersucht. Erstens sollte untersucht werden, ob sich der bereits gezeigte Effekt von einfacher Lasernadelakupunktur auf die olfaktorische Sensitivität (Anzinger 2009) durch mehrfache Stimulation verändert. Insbesondere sollte untersucht werden, ob dieser Effekt noch gesteigert werden kann, oder ob eine „Überstimulation“ eintritt, welche den Effekt infolge wieder verringert.

Im zweiten Ziel der Studie sollte untersucht werden, wie lange der Effekt von mehrfacher Lasernadelstimulation auf die olfaktorische Sensitivität anhält.

(27)

3.

Material und Methoden

3.1 Probandenkollektiv

An der Studie nahmen 32 Probanden teil, darunter 17 Männer und 15 Frauen. Das Alter der Teilnehmer variierte zwischen 19 und 39 Jahren mit einem Durch-schnittsalter von 25,8 Jahren und einer Standardabweichung von4,5 Jahren. Kein Proband hatte nachweisbare olfaktorische Defizite oder nahm Medikamen-te ein, von denen bekannt ist, dass sie das GeruchssysMedikamen-tem beeinträchtigen können (Doty 2004, Frye 1990a, Schiffman 1993), ausgenommen Kontrazepti-va. Alle Probanden waren Nichtraucher und übermäßiger Alkoholkonsum während der Studiendauer wurde ausgeschlossen. Keiner der Probanden litt unter neuropsychologischen Erkrankungen und das Vorhandensein von depressiven Symptomen wurde mittels Beck Depression Inventory (Beck 1961) ausgeschlossen. Dieser Fragebogen ist weit verbreitet und gut validiert um die Schweregrade depressiver Symptome einzuteilen. 0 bis 9, von 63 Punkten insgesamt, werden als ein normales Testergebnis angesehen (Groth-Marnat 1990). Keiner der Probanden erreichte mehr als 9 Punkte (MW: 1,9; SD: 2,1; range: 0 - 7).

Alle Probanden wiesen in einem Geruchsscreening mit Sniffin´ Sticks (Burghart Medizintechnik, Wedel, Deutschland) Normosmie auf. In insgesamt drei ver-schiedenen Tests (Identifikation, Diskrimination und Schwellenwert für die Wahrnehmung von Duftstoffen) mussten mindestens 30.3 Punkte erzielt werden (MW: 38,2 ; SD: 2,1; range: 34,8 - 41,8). Dies stellt den Schwellenwert von Hyposmie zu Normosmie in der Altersklasse der 16- bis 35-jährigen dar (Hummel 2007).

Die Probanden wurden zu früheren Akupunkturbehandlungen befragt. 23 der 32 Probanden wurden noch nie akupunktiert. Fünf Probanden erhielten ein bis zwei Akupunkturbehandlung vor mehr als einem Jahr vor Beginn der Studie. Drei Probanden erhielten ein bis fünf Akupunkturbehandlungen vor mehr als drei Jahren vor Beginn der Studie. Die Behandlungsgründe (Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Tonsillitis, Dysmenorrhoe) interferierten nicht mit den untersuchten Effekten dieser Studie. Kein Proband wurde wegen Riech-störungen behandelt. Lediglich einer der Probanden bekam acht Monate vor

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Beginn der Studie bereits zu Forschungszwecken eine Lasernadelakupunktur. Hierbei wurden die gleichen Punkte stimuliert, die auch in dieser Studie zur Anwendung kamen.

Die Probanden gaben ihr schriftliches Einverständnis zur Teilnahme an der Studie. Das Aufklärungsprotokoll und die Einverständniserklärung waren von der Ethikkommission der Ludwig-Maximilians-Universität München genehmigt und die Studie war im Einklang mit der Deklaration von Helsinki konzipiert. Jeder Proband erhielt ein Merkblatt mit Verhaltensregeln (Verzicht auf Parfüm, Duftdeodorant, Duftcremes, Haarspray und Makeup). Außerdem wurden die Probanden dazu aufgefordert, am Studientag weder Kaffee zu sich zu nehmen noch Kaugummi zu kauen. Eine viertel Stunde vor Beginn des Riechtests bzw. der Akupunktur durften sie nur noch Wasser zu sich nehmen.

3.2 Olfaktorische Schwellenwertbestimmung

Die olfaktorische Sensitivität wurde mit Hilfe des Schwellentests der Sniffin´ Sticks (Burghart Medizintechnik, Wedel, Deutschland) bestimmt. Diese Test-stifte stellen derzeit europaweit den Goldstandard für die Untersuchung der ol-faktorischen Sensitivität dar. Sie wurden bereits in über 100 veröffentlichten Studien verwendet und von der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie anerkannt (Mueller 2006). Dieser Test weist eine hohe Relia-bilität auf, selbst wenn er mehrmals, auch über größere Zeiträume hinweg, an derselben Person angewandt wird (Albrecht 2008). Die Validität wurde in Stu-dien mit mehr als 3.000 Probanden erprobt (Hummel 2007, Kobal 2000).

Sniffin´Sticks bestehen aus Riechtest-Sets mit 14 cm langen Stiftkörpern, die sonst zum Schreiben auf Kunststoff-Wandtafeln verwendet werden. In dem Ge-häuse befindet sich ein Faserstab, der mit dem Duftstoff n-Butanol befüllt ist. Das gesamte Volumen umfasst 4 ml. Zur Geruchspräsentation wird die Kappe geöffnet und der Proband riecht drei Sekunden lang an der Faserspitze. Dabei sollte die Faserspitze in einem Abstand von etwa zwei Zentimetern von der Mitte der Nasenlöcher entfernt gehalten werden (siehe Abb.4). Der Schwel-lenwert wurde für beide Nasenlöcher gleichzeitig bestimmt (birhinal). Bei dem Schwellentest wird überprüft, ab welcher Konzentration ein Riechstoff

(29)

wahr-genommen werden kann. Dieser Subtest besteht aus 16 Stiften gefüllt mit verschiedenen Konzentrationen an n-Butanol Lösung. Der Stift mit der höchsten Konzentration an n-Butanol wird mit 1 bezeichnet, der mit der niedrigsten Konzentration an n-Butanol wird mit 16 bezeichnet. Somit entsprechen niedrige Testpunktzahlen einer hohen Geruchsschwelle, das heißt einer geringen Geruchssensibilität. Hohe Testpunktzahlen entsprechen einer niedrigen Geruchsschwelle und einer hohen Geruchssensibilität. Der Schwellentest wurde standardmäßig durchgeführt (Hummel 1997, Kobal 1996): In einem „forced-choice“ Paradigma mussten die Probanden aus 3 Stiften, die ran-domisiert im Abstand von etwa 3 Sekunden präsentiert wurden, den Stift mit dem Duftstoff n-Butanol identifizieren. Die anderen beiden Stifte waren mit geruchsneutraler Lösung befüllt. Zwischen den Dreiersätzen wurde eine Zeitspanne von 30 Sekunden eingehalten, um Adaptations- und Habituations-vorgänge zu vermeiden. Wurde zweimal hintereinander der richtige Stift identifiziert, ging man zur nächsthöheren Verdünnungsstufe weiter. Wurde ein falscher Stift genannt, so ging man um eine Verdünnungsstufe zurück. Nach insgesamt sieben Umkehrschritten wurde der geometrische Mittelwert aus den letzten vier Umkehrschritten errechnet und als Schwellenschätzwert festgelegt (Hummel 1997, Kobal 1996). Die Messdauer betrug 10 bis 20 Minuten.

Während der gesamten Messungen hatten die Probanden die Augen geschlossen und trugen photoresistente Keramikbrillen, so dass ein visuelles Erkennen der Riechstifte ausgeschlossen war.

Abb.4:

Olfaktorische Schwel- lenwertbestimmung mittels Sniffin´Sticks

(30)

3.3 Lasernadelakupunktur

Zur Stimulation der Akupunkturpunkte diente ein Lasernadelgerät (Ronbar AG, Basel) mit 8 optischen Faserkabeln. Jede Lasernadeldiode besaß eine Leistung von 55 mW. Vor den Versuchen wurde die optische Leistung am distalen Ausgang jeder Lasernadel mit einer in den Lasernadelapparat integrierten Messvorrichtung geprüft. Die Messwerte schwankten von 24 bis 32 mW. Dies entspricht einer optischen Leistungsdichte von etwa 12 bis 16 W/cm². Ab einer Leistungsdichte von 5 W/cm² entsprechen die Effekte der Lasernadelakupunk-tur den Effekten von herkömmlicher MetallnadelakupunkLasernadelakupunk-tur (Schikora 2004). Es wurde im Dauerstrichmodus gemessen. Die Stimulationszeit betrug jeweils 25 Minuten. Die durchschnittlich abgegebene Energie am Ende der Stimulation betrug insgesamt 42 Joule pro Lasernadel.

Aus Sicherheitsgründen, und um das doppelblinde Studiendesign zu wahren, trugen sowohl Probanden als auch Untersucher Sicherheitsbrillen. Für die Pro-banden waren undurchsichtige Keramikbrillen vorgesehen. Die Untersucher tru-gen halbtransparente, blaue Sicherheitsbrillen mit einer Filterfunktion für rotes Licht entsprechend der Wellenlänge des verwendeten Laserlichts.

Es wurde ein spezielles Akupunkturschema zur Beeinflussung des Geruchsver-mögens angewandt (Anzinger 2009). Die Lasernadeln wurden an folgenden Punkten auf die Haut aufgeklebt:

 „Yingxiang“ (Dickdarm 20): Zwischen Nasenflügel und Nasolabialfalte in einer Vertiefung, etwa 0,5 cun seitlich der Unterkante des Nasenflügels (Ein „cun“ ist ein chinesisches Maß und entspricht der Daumenbreite des jeweiligen Patienten) (Hempen 2000) (siehe Abb.5)

 „Hegu“ (Dickdarm 4): Auf der Handrückseite zwischen erstem und zwei-tem Metakarpalknochen, genau an der radialen Seite in der Mitte des zweiten Metakarpalknochens in einer Vertiefung (Hempen 2000) (siehe Abb.6)

 „Meisterpunkt der Qi-Bewegung“: Auf dem Handrücken, an der Basis des dritten Metakarpalknochens distal des Processus styloideus ossis meta-carpi 3 (Anzinger 2009) (siehe Abb.6)

(31)

Abb.5: Platzierung der Lasernadeln am Akupunkturpunkt „Yingxiang“ beidseits. Zur Ver-blindung trägt die Probandin eine undurchsichtige Keramikbrille.

Abb.6: Platzierung der Lasernadeln an den Akupunkturpunkten „Hegu“ beidseits und „Meisterpunkt der Qi-Bewegung“ an der dominanten Seite (hier: rechts).

Die Punkte „Hegu“ und „Yingxiang“ wurden auf beiden Seiten stimuliert, der „Meisterpunkt der Qi-Bewegung“ nur auf der jeweils dominanten Seite entspre-chend der Händigkeit.

Bei der Placebostimulation wurden die Lasernadeln in der gleichen Weise und an den gleichen Punkten aufgeklebt, wie bei der echten Lasernadelakupunktur. Der einzige Unterschied bestand darin, dass der Lasernadelapparat nicht

(32)

ein-geschaltet wurde. Der Untersucher wusste nicht, ob ein Placebo- oder ein La-sernadelakupunktur-Lauf an der Reihe war. Ein anderer Wissenschaftler betä-tigte hierzu das Lasernadelgerät. Diese Person nahm an keinen weiteren Unter-suchungen und Auswertungen dieser Studie teil.

3.4 Fragebögen

Vor der ersten Akupunktursitzung wurde die Händigkeit der Probanden mittels Fragebogen des Edinburgh-Inventars (Oldfield 1971) bestimmt. Aus 10 Punkten wird ein Lateralitätsquotient berechnet (Bogen siehe Anhang). An der Studie nahmen 30 Rechtshänder (Lateralitätsquotient: Mittelwert: 95,6; SD: 10,4) und 2 Linkshänder (Lateralitätsquotient: Mittelwert: 80,0; SD: 20,0) teil.

Vor jeder Akupunktur gaben die Probanden auf einer 100 mm langen visuellen AnalogskalaAuskunft über ihren aktuellen Sättigungsgrad. Die Skala der ersten Frage zum Hungergefühl (Wie hungrig fühlen Sie sich?) reichte von 0 (= über-haupt nicht hungrig) bis 100 (= sehr hungrig). Bei der zweiten Frage zum Verlangen nach Essen (Wie stark ist in diesem Moment Ihr Verlangen nach Essen?) konnten sich die Probanden innerhalb von 0 (= sehr schwach) bis 100 (= sehr stark) einstufen. Bei der dritten Frage zum Völlegefühl (Wie voll fühlt sich Ihr Magen momentan an?) gab es die Möglichkeiten von 0 (= überhaupt nicht voll) bis 100 (= sehr voll).

Außerdem wurden die Probanden vor jeder Sitzung zu ihrem Schlafverhalten, ihrem Alkohol-, und Kaffeekonsum, sowie ihrem emotionalen Befinden befragt. Hier wurde auch nach körperlichen Erscheinungen, insbesondere Erkältung mit Schnupfen oder Kopfschmerzen gefragt. Im Krankheitsfalle hätten Probanden aus der Studie ausgeschlossen werden müssen, um eine mögliche Beeinflussung des Geruchsvermögens zu vermeiden. Auch wurde nochmals speziell Zigarettenkonsum, Passivrauchverhalten und Medikamenteneinnahme abgefragt, um Probanden gegebenenfalls bei Nichteinhalten der Bedingungen von der Studie auszuschließen. Nach jeder Geruchsschwellentestung wurden die Probanden wiederum mittels 100 mm langen visuellen Analogskalen über ihr emotionales Befinden, ihre Erregung und Konzentration während des Tests befragt. Auf die Frage: „Wie haben Sie sich während des Schwellentests gefühlt?“ konnten sie sich auf der Skala zwischen 0 (= negativ) und 100 (= po-sitiv), sowie zwischen 0 (= ruhig) und 100 (= aufgeregt) einschätzen. Zur

(33)

Konzentration (Wie konzentriert waren Sie während des Schwellentests?) reichte die Skala von 0 (= unkonzentriert ) bis 100 (= sehr konzentriert).

Zusätzlich wurden die Probanden schriftlich befragt, ob während der Laserna-delakupunktur bzw. Placebostimulation irgendwelche körperlichen Empfindun-gen wahrEmpfindun-genommen wurden.

3.5 Durchführung

Die Messungen der 32 Probanden wurden pseudorandomisiert, so dass 16 Pro-banden eine Lasernadelakupunktur (im Folgenden auch Stimulation genannt), und 16 Probanden eine Placeboakupunktur (im Folgenden auch Placebo ge-nannt) erhielten (siehe Abb.7).

Abb.7: Aufteilung der Probanden in Stimulations- und Placebogruppe

Weder Proband noch Untersucher wussten von Beginn der Studie bis zum En-de En-der Auswertung über die Aufteilung Bescheid, um En-dem doppelblinEn-den De-sign gerecht zu werden. Die behandelnde Untersucherin durchlief eine Aku-punkturausbildung bei einer internationalen Gesellschaft für Chinesische Medi-zin (Societas Medicinae Sinensis, SMS) und wurde vor Beginn der Studie in der Behandlungstechnik mit Laser geschult. An sieben aufeinanderfolgenden Tagen wurde jeweils zur gleichen Tageszeit 25 Minuten lang stimuliert, bzw. placebo-behandelt. Jeder Proband blieb über die sieben Tage hinweg in einer Gruppe,

(34)

d.h. bekam er am ersten Tag eine Lasernadelstimulation, so bekam er sieben Tage lang eine Lasernadelstimulation. Bekam er am ersten Tag eine Placebo-bahandlung, so bekam er sieben Tage lang eine Placebobehandlung.

Vor der ersten Akupunktursitzung, also an Tag 1, wurde die Geruchsschwelle einmal als Referenzwert gemessen. Nach dem Aufsuchen der Akupunktur-punkte an den anatomisch beschriebenen Stellen wurde die Haut mit Desinfek-tionsmittel entfettet. Dann wurden die Stellen der Akupunkturpunkte nochmals mit Hilfe eines Punktsuchgerätes verifiziert (Silberbauer PS3, Blum, Deutsch-land). Dieses Gerät misst den Hautwiderstand, der an den Akupunkturpunkten geringer sein soll (Hyvaerinen 1977a). Man berührt dabei mit der Spitze des Gerätes die Haut und sucht das Areal ab, in dem der Akupunkturpunkt vermutet wird. Das Punktsuchgerät zeigt den Hautleitwert sowohl optisch als auch akustisch an. Am Akupunkturpunkt zeigen Blinkfrequenz eines eingebauten Lämpchens und Frequenz der Tonhöhe ihr Maximum (Silberbauer 2009).

Die Lasernadeln wurden direkt auf die gefundenen Stellen geklebt. Anschlie-ßend setzten Proband und Untersucher die Schutzbrillen auf und das Laserna-delgerät wurde von einer dritten Person ein- bzw. nicht eingeschaltet. Nach 25 Minuten zog der Untersucher den Stecker des Lasernadelgerätes aus der Steckdose. Dann wurde nochmals die Geruchsschwelle mittels Sniffin´Sticks bestimmt. Erst nach dem Schwellentest wurden die Lasernadeln abgeklebt, und die Brillen abgenommen. Die gleiche Prozedur wiederholte sich an Tag 2 bis 7. Der einzige Unterschied zu Tag 1 bestand darin, dass nun vor der Akupunktur keine Schwellentestung mehr erfolgte.

Darüber hinaus wurde die Geruchsschwelle zu vier weiteren Zeitpunkten ge-messen, um den Langzeitverlauf zu beobachten. Die erste Messung erfolgte einen Tag nach der letzten Akupunktursitzung, also an Tag 8. Die nächsten Messungen wurden drei und sieben Tage nach der letzten Akupunktursitzung durchgeführt, also an Tag 10 und 14. Die letzte Geruchsschwelle wurde einen Monat nach der letzten Akupunktur gemessen, also an Tag 35 (siehe Abb.8). Direkt nach jeder Schwellentestung mussten die Probanden sowohl ihr emo-tionales Empfinden als auch ihre Konzentration und Erregung während des Tests angeben. Nach jeder Akupunktur gaben die Probanden schriftlich Auskunft über eventuelle körperliche Empfindungen während der Akupunktur.

(35)

Abb.8: Zeitlicher Ablauf der Geruchsmessungen

3.6 Statistische Methoden

Für die statistische Auswertung wurde SPSS (Statistical Package for the Social Sciences, Version 16.0, Chicago, IL) verwendet. Sowohl die olfaktorischen Schwellenwerte als auch die Werte zu Hungergefühl und psychometrischen Parametern wurden mittels multivariater Varianzanalyse für Messwieder-holungen (repeated measures ANOVA) mit dem Innersubjektfaktor Zeit in 12 bzw. 11 Ausprägungen (12 bzw. 11 Zeitpunkte) und dem Zwischensubjektfaktor Gruppe (Stimulation, Placebo) gerechnet. Da Sphärizität in unserem Datenkol-lektiv nicht vorhanden war, wurde eine Korrektur nach Greenhouse-Geisser angewandt. Anschließend wurden paarweise t-Tests gerechnet. Dabei wurden immer alle Parameter der Folgetermine gegen den des ersten Messzeitpunkts getestet. Das Ergebnis dieser Tests wurde für Mehrfachvergleiche mithilfe der Methode nach Bonferroni korrigiert. Das Signifikanzniveau wurde bei allen Tests mit p<0,05 festgelegt und auf Mehrfachtestung (Bonferroni) korrigiert (p<0,0045 bzw p<0,0042).

Bei der Feststellung des Sättigungsgefühls wurden zur Antwortevaluierung im Fragebogen drei verschiedene Fragen formuliert: zwei gleichsinnige (Wie hung-rig fühlen Sie sich? Wie stark ist in diesem Moment Ihr Verlangen nach Essen?) und eine gegenläufige (Wie voll fühlt sich ihr Magen momentan an?). Graphisch

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wurden die Antworten untereinander in Scatterplots gegenübergestellt.

Für die genannten Empfindungen während der Akupunktur (Wärmegefühl, Krib-beln, Muskelzucken, Schmerz, Müdigkeit und Druckgefühl an einem Akupunk-turpunkt) wurden Häufigkeiten in den Gruppen Placebo und Stimulation errech-net und graphisch gegenübergestellt.

(37)

4.

Ergebnisse

4.1 Geruchsschwellenwerte

Der Mittelwert der olfaktorischen Schwellen für n-Butanol vor der Akupunktur lag bei allen 32 Probanden bei 10,2 (SD 1,5). Hier bestand kein Unterschied zwischen den Probanden der Lasernadelstimulations-Gruppe und den Proban-den der Placebogruppe.

Es konnte ein statistisch signifikanter Haupteffekt des Innersubjektfaktors Zeit (F(11)=20,80, p<0,001) und des Zwischensubjektfaktors Gruppe (F(1)=16,66, p<0,001) gefunden werden. Außerdem konnte ein signifikanter Interaktions-effekt zwischen den Faktoren Gruppe und Zeit gefunden werden (F(11)=17,84, p<0,001).

In der Stimulationsgruppe verbesserte sich die Geruchsschwelle signifikant nach Lasernadelstimulation. Dieser Effekt hielt noch mindestens eine Woche nach der letzten Stimulation an. Allerdings konnte der Effekt im Vergleich zu einmaliger Stimulation durch mehrfache Stimulation nicht weiter gesteigert wer-den. Die Werte blieben über den Zeitraum der Akupunktur und bis zu einer Wo-che darüber hinaus erhöht und fielen an Tag 35 wieder ab (siehe Abb.9 und 11). An den gepaarten t-Tests erkennt man, dass in der Stimulationsgruppe über den gesamten Zeitraum der Akupunktur, das heißt sieben Tage lang, ein signifi-kanter Unterschied zwischen dem Mittelwert der Geruchsschwelle vor der ers-ten Akupunktur an Tag 1 (Zeitpunkt t1), und dem jeweiligen Mittelwert der Ge-ruchsschwelle unmittelbar nach der Akupunktur an Tag 1 bis 7 (Zeitpunkte t2 bis t8) bestand (siehe Tab.1). Darüber hinaus blieb eine signifikante Senkung der Geruchschwelle, also eine Steigerung der olfaktorischen Sensitivität, an Tag 8, 10 und 14 (Zeitpunkte t9 bis t11), an denen keine Lasernadelstimulation mehr erfolgte, sondern lediglich die Geruchsschwelle gemessen wurde (siehe Abb.9 und 11). An Tag 35 (Zeitpunkt t12) war der Mittelwert für die Geruchsschwelle zwar noch erhöht (10,8), es bestand jedoch kein signifikanter Unterschied mehr zu dem Ausgangsmittelwert vor der ersten Akupunktur (10,2). Zwischen den einzelnen Mittelwerten der Geruchsschwellen während des gesamten Akupunk-tur- und Messzeitraums konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden (siehe Tab.1).

(38)

In der Placebogruppe konnte zu keinem Messzeitpunkt ein signifikanter Unter-schied der Geruchsschwelle festgestellt werden (siehe Tab.1, Abb.10 und 12).

Tab.1: Ergebnisse bei Lasernadel- und Placebostimulation: Mittelwerte (MW) und Stan- dardabweichungen (SD) für die Geruchsschwellen zu den verschiedenen Zeit-punkten sowie t-Werte und p-Werte der Vergleiche der Geruchsschwellen aller Zeitpunkte gegen den Ausgangsschwellenwert t1 (n = 16).

Zeit Gruppe MW SD t-Wert:

Vergleich t1 versus: p-Wert: Vergleich t1 versus: t1 Stimulation Placebo 10,210,2 1,71,3 t2 Stimulation Placebo 12,510,2 1,61,3 t (15) = 23,6t (15) = 0,0 p < 0,001p = 1,00 t3 Stimulation Placebo 12,510,4 1,71,1 t (15) = 19,5t (15) = 0,9 p < 0,001p = 0,38 t4 Stimulation Placebo 12,9 10,5 1,7 1,2 t (15) = 13,9 t (15) = 2,2 p < 0,001 p = 0,05 t5 Stimulation Placebo 12,8 10,4 1,5 1,0 t (15) = 11,9 t (15) = 0,8 p < 0,001 p = 0,41 t6 Stimulation Placebo 12,5 10,4 1,5 1,1 t (15) = 9,8 t (15) = 1,0 p < 0,001 p = 0,32 t7 Stimulation Placebo 12,8 10,0 1,4 1,4 t (15) = 9,2 t (15) = 0,8 p < 0,001 p = 0,45 t8 Stimulation Placebo 12,910,5 1,51,3 t (15) = 14,7t (15) = 1,7 p < 0,001p = 0,11 t9 Stimulation Placebo 12,410,3 1,51,2 t (15) = 10,9t (15) = 0,8 p < 0,001p = 0,46 t10 Stimulation Placebo 12,1 10,3 1,4 1,2 t (15) = 9,2 t (15) = 0,7 p < 0,001 p = 0,52 t11 Stimulation Placebo 11,9 10,2 1,3 1,2 t (15) = 9,4 t (15) = 0,3 p < 0,001 p = 0,81 t12 Stimulation Placebo 10,8 10,4 1,8 1,2 t (15) = 4,1 t (15) = 1,5 p = 0,009 p = 0,15

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Abb.9: Darstellung der olfaktorischen Sensitivität der Stimulationsgruppe über die Zeit anhand eines Boxplot-Diagramms. Die Box repräsentiert die 25. und 75. Perzen- tile, der horizontale Strich repräsentiert den Median. Der Stern zeigt eine statisti- sche Signifikanz mit p < 0,05 an.

Abb.10: Darstellung der olfaktorischen Sensitivität der Placebogruppe über die Zeit hand eines Boxplot-Diagramms. Die Box repräsentiert die 25. und 75. Perzentile, der horizontale Strich repräsentiert den Median.

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Abb.11: Darstellung der mittleren olfaktorischen Sensitivität über die Zeit sowie ter Zeitverlauf der Stimulationsgruppe

Abb.12: Darstellung der mittleren olfaktorischen Sensitivität über die Zeit sowie ter Zeitverlauf der Placebogruppe

4.2 Sättigungsgrad

Bei der graphischen Gegenüberstellung der Antworten auf die drei Fragestel-lungen korrelierten die ersten beiden (Wie hungrig fühlen Sie sich? Wie stark ist in diesem Moment Ihr Verlangen nach Essen?) gleichsinnig miteinander und lie-ferten somit kongruente Ergebnisse (siehe Abb.13). Sowohl die Gegenüber-stellung der ersten mit der dritten Frage (Wie voll fühlt sich ihr Magen momen-tan an?), als auch die der zweiten mit der dritten Frage lieferten uneinheitliche

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Ergebnisse und korrelierten nicht miteinander. Die dritte Frage wurde deshalb verworfen.

Abb.13: Korrelation der Antworten zu Hungergefühl und Verlangen nach Essen

Zur weiteren Auswertung wurden die Ergebnisse der ersten Frage (Wie hungrig fühlen Sie sich?) verwendet. An allen Testtagen beschrieben sich die Proban-den auf der visuellen Analogskala als wenig hungrig mit Mittelwerten von 20 (SD: 2,2) bis 54 (SD: 2,5), wobei 0 als überhaupt nicht hungrig und 100 als sehr hungrig definiert waren. Es konnten keine signifikanten Haupteffekte des Inner-subjektfaktors Zeit (F(10)=2,16, p=0,045) und des ZwischenInner-subjektfaktors Gruppe (F(1)=5,91, p=0,021) gefunden werden. Außerdem konnte kein signifi-kanter Interaktionseffekt zwischen den Faktoren Gruppe und Zeit gefunden wer-den (F(10)=1,05, p=0,397).

4.3 Psychometrische Parameter

Nach jedem Schwellentest beschrieben die Probanden ihr emotionales Emp-finden als eher positiv. Die Mittelwerte innerhalb der Gruppen Placebo und Sti-mulation schwankten an den einzelnen Messtagen zwischen 55 (SD: 2,4) und

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74 (SD: 1,4), wobei 0 als maximal negativ und 100 als maximal positiv auf der visuellen Analogskala definiert waren. Keine signifikanten Haupteffekte des Innersubjektfaktors Zeit (F(11)=1,61, p=0,152) und des Zwischensubjektfaktors Gruppe (F(1)=0,62, p=0,438) konnten gefunden werden. Außerdem konnte kein signifikanter Interaktionseffekt zwischen den Faktoren Gruppe und Zeit gefunden werden (F(11)=1,72, p=0,125). In der Placebogruppe wurde an einem und in der Stimulationsgruppe an zwei Messtagen jeweils ein Fragebogen zum emotionalen Empfinden versäumt auszufüllen, so dass mit n=29 gerechnet wurde.

Die Probanden beschrieben ihre Erregung als eher ruhig. Hierbei schwankten die Mittelwerte zwischen 18 (SD: 1,3) und 35 (SD: 2,8), (0 = ruhig, 100 = aufge-regt). Es konnten keine signifikanten Haupteffekte des Innersubjektfaktors Zeit (F(11)=2,83, p=0,029) und des Zwischensubjektfaktors Gruppe (F(1)=0,376, p=0,545) gefunden werden. Auch hier konnte kein signifikanter Interaktions-effekt zwischen den Faktoren Gruppe und Zeit gefunden werden (F(11)=0,42, p=0,795). In der Placebogruppe wurde an einem und in der Stimulationsgruppe an zwei Messtagen jeweils ein Fragebogen zur Erregung versäumt auszufüllen, so dass mit n=29 gerechnet wurde.

Die Probanden beider Gruppen waren eher konzentriert, mit Mittelwerten von 62 (SD: 2,3) bis 80 (SD: 1,2), (0 = unkonzentriert, 100 = sehr konzentriert). Auch hier konnten keine signifikanten Haupteffekte des Innersubjektfaktors Zeit (F(11)=0,92, p=0,485) und des Zwischensubjektfaktors Gruppe (F(1)=1,55, p=0,058) gefunden werden. Kein signifikanter Interaktionseffekt zwischen den Faktoren Gruppe und Zeit konnte hier gefunden werden (F(11)=1,05, p=0,396). Korrelationen zwischen psychometrischen Werten und Geruchsschwellen-werten wurden deshalb nicht durchgeführt. In der Placebogruppe wurde an drei und in der Stimulationsgruppe an zwei Messtagen jeweils ein Fragebogen zur Konzentration versäumt auszufüllen, so dass mit n=27 gerechnet werden musste.

(43)

4.4 Sensationen während der Akupunktur

Mit folgender Frage wurden die Probanden aufgefordert, Angaben über körper-liche Sensationen während der Akupunktur zu machen: „Sind bei Ihnen körperli-che Veränderungen/Erskörperli-cheinungen während der Akupunktur aufgetreten? Wenn ja, geben sie bitte an, welche.“ Als Freitextantwort wurden Wärmegefühl, Kribbeln, Muskelzucken, Schmerz, Müdigkeit und Druckgefühl an einem Aku-punkturpunkt genannt. Insgesamt nahmen 32.1 % aller Probanden irgendeine Sensation wahr, während die Mehrheit, 67.9 %, nichts verspürte. Interessan-terweise nahmen sowohl Probanden aus der Stimulations- als auch aus der Placebogruppe die gleichen körperlichen Sensationen wahr. In der Stimula-tionsgruppe spürten 34,8 % der Probanden irgendetwas, während 65.2 % nichts wahrnahmen. In der Placebogruppe nahmen 29,5 % der Probanden ir-gendetwas wahr, während 70,5 % nichts wahrnahmen (siehe Abb.14).

Es wurden Häufigkeiten der unterschiedlichen Empfindungen in den Gruppen Stimulation und Placebo errechnet und graphisch gegenübergestellt (siehe Abb.15). Da Probanden aus beiden Gruppen gleiche Empfindungen in annä-hernd gleicher Häufigkeit beschrieben, kann davon ausgegangen werden, dass sie subjektiv tatsächlich keinen Unterschied zwischen Lasernadelstimulation und Placebostimulation erkennen konnten.

Stimulation Placebo

Abb.14: Prozentzahl der Probanden der Stimulations- und Placebogruppe, die eine körperliche Sensation wahrgenommen haben

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Abb.15: Häufigkeiten der unterschiedlichen körperlichen Sensationen in den Gruppen Stimulation und Placebo

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5.

Diskussion

5.1 Zusammenfassung der Hauptergebnisse

Mit der vorliegenden Studie wurde erstmals die Wirkung von wiederholter La-sernadelakupunktur auf den Geruchssinn des Menschen in einem doppelblin-den, randomisierten und placebokontrollierten Design untersucht.

32 gesunde Probanden wurden über einen Zeitraum von einer Woche täglich mit Lasernadelakupunktur stimuliert bzw. placebobehandelt. Die Messung der Geruchsschwelle mittels Sniffin´ Sticks wurde nach jeder Akupunktursitzung und darüber hinaus zu weiteren 4 Terminen durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Geruchsschwelle unter Lasernadelstimulation signifikant verbesserte. Dieser Effekt hielt auch noch über eine Woche lang nach der letzten Akupunkturbehandlung an. Allerdings war der Effekt nach der ersten Akupunktur bereits maximal, konnte durch mehrfache Stimulation nicht noch weiter gesteigert werden. In der Placebogruppe traten keine Veränderungen auf. Schlussfolgernd kann festgestellt werden, dass mehrfache Stimulation zu keiner Wirkungssteigerung im Vergleich zu einmaliger Stimulation führt. Der erzielte Effekt hält jedoch länger an.

5.2 Diskussion der Methoden

5.2.1 Probandenkollektiv

Die Probanden wurden mittels validierter Fragebögen und Test-Screenings ausgewählt, um zu gewährleisten, dass gesunde und normosmische Proban-den teilnahmen. Auch während des Studienverlaufs wurProban-den sie immer wieder zu ihren Verhaltensweisen befragt und auf die strengen Vorgaben hingewiesen (siehe Anhang). Zum Teil war es dadurch schwierig, die Motivation der Teilneh-mer zu erhalten. Andererseits war dies notwendig, da es zahlreiche Faktoren gibt, die sich auf das Geruchsvermögen auswirken können, und so den Stu-dienverlauf als Störgrößen ungünstig und uneinheitlich hätten beeinflussen können. Die Studie baute auf einer bereits durchgeführten Erhebung zum Effekt einmaliger Lasernadelstimulation auf (Anzinger 2009).

Referenzen

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