• Keine Ergebnisse gefunden

2. April 1988

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "2. April 1988 "

Copied!
24
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Heute auf Seite 3: Goethes „Osterspaziergang

^tm JDTtptm|§aib!att

UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND

Jahrgang 39 — Folge 14

Deutschlandpolitik:

Erscheint wöchentlich

Postvertilebsstück. Gebühr bezahlt

2. April 1988

Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Parkallee 64/86. 2000 Hamburg 13

C5524C

Verankerung im Bewußtsein der Deutschen

D i e Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, Aussiedler und Übersiedler werden in die Konsensbildung einbezogen

D e r V o r s i t z e n d e d e s C D U - B u n d e s f a c h a u s s c h u s s e s D e u t s c h l a n d p o l i t i k , D r . O t t f r i e d H e n n i g M d B , P a r l a m e n t a r i s c h e r S t a a t s s e k r e t ä r b e i m B u n d e s m i n i s t e r für i n n e r d e u t s c h e B e z i e h u n g e n , e r k l ä r t z u d e n A u f g a b e n des n e u e n B u n d e s - f a c h a u s s c h u s s e s :

Die Einsetzung eines besonderen Bundes- fachausschusses Deutschlandpolitik ist A u s - druck des besonderen Stellenwertes, den die C D U der D e u t s c h l a n d p o l i t i k beimißt. In ihrer Regierungspolitik seit d e m 1.10. 1982 hat die von der C D U geführte Bundesregierung diesen gestiegenen Stellenwert i m m e r wieder deut- lich gemacht. Der Parteivorsitzende der C D U , Bundeskanzler D r . H e l m u t K o h l , hat dazu bei vielfältigen Gelegenheiten, unter anderem i n seinen Regierungserklärungen u n d i n seiner Tischrede b e i m Besuch E r i c h H o n e c k e r s a m 7.

September 1987, eindeutig Stellung bezogen.

A u s g a n g s p u n k t der Deutschlandpolitik der C D U ist das Grundgesetz, welches uns in sei- ner Präambel auffordert, i n freier Selbstbe- s t i m m u n g die Einheit und Freiheit Deutsch- lands z u vollenden. D i e Väter des Grundgeset- zes waren v o n d e m W i l l e n beseelt, die natio- nale u n d staatliche Einheit des deutschen V o l k e s z u wahren. Gleichzeitig wollten sie, daß das deutsche V o l k als gleichberechtigtes G l i e d in e i n e m vereinten Europa d e m Frieden der W e l t dient.

Beginn intensiver Diskussion

A n unserer erfolgreichen Deutschlandpoli- tik w i r d sich nichts ändern. Dies ist auch mit dem Entwurf der K o m m i s s i o n »Unsere V e r - antwortung i n der W e l t — christlich-demo- kratische Perspektiven zur Außen-, Sicher- heits-, E u r o p a - u n d Deutschlandpolitik" nicht beabsichtigt. M i t diesem Kommissionsent- wurf u n d den anderen Diskussionsentwürfen beginnt eine intensive D i s k u s s i o n in der Par- tei. D e r Generalsekretär hat d e n Bundes- fachausschußDeutschlandpolitik der C D U ge- beten, dieses Papier intensiv zu beraten, was in der konstituierenden Sitzung am 3. März 1988 mit mehr als 30 W o r t m e l d u n g e n geschehen ist.

A l l e M i t g l i e d e r d e s Bundesfachausschusses hatten in den vergangenen W o c h e n Gelegen- heit, schriftliche Anderungsvorschläge zu m a - chen. D a m i t entspricht der Bundesfachaus- schuß seiner Beratungsfunktion für den Bun- desvorstand der C D U , der a m 17. u n d 18. A p r i l in einer K l a u s u r t a g u n g Leitanträge für den 36.

Bundesparteitag verabschieden wird. Diese werden d a n n auf d e n antragsberechtigten Ebenen der Partei diskutiert. Eine abschlie- ßende E n t s c h e i d u n g trifft der Bundesparteitag der C D U , d e r v o m 13. bis 15. J u n i 1988 i n W i e s b a d e n stattfindet.

Frohe Ostern

wünscht seinen Abonnenten, Lesern, Mitarbeitern und Freunden

t x i s £ f t p r m ß m b l a i t Redaktion

Anzeigen- und Vertriebsabteilung

Der Bundesfachausschuß will einen Beitrag zur Konsensbildung in der Deutschlandpolitik leisten. D i e C D U hat auch in der Deutschland- politik die Aufgabe, alle G r u p p e n u n d Teile unserer Bevölkerung z u integrieren und K o n - sens z u schaffen. Heimatvertriebene u n d Flüchtlinge, Aussiedler u n d Übersiedler wer- den in die Konsensbildung ebenso einbezogen wie alle anderen Bevölkerungsgruppen.

Ansprechpartner: Jugend

Der Bundesfachausschuß will die Deutsch- landpolitik ins Z e n t r u m des öffentlichen und politischen Bewußtseins rücken. Deutsch- landpolitik darf nicht allein das T h e m a derje- nigen sein, die Deutschland noch als Ganzes erlebt haben oder die noch Freunde u n d Be- kannte m anderen Teilen Deutschlands haben, sondern sie geht alle an. In der Deutschlandpo- litik geht es nicht nur u m eine Fachdiskussion, sondern u m eine breite V e r a n k e r u n g i m Be- wußtsein der Bevölkerung. Dies gilt vor allem für unsere Jugend. Es ist daher ein wichtiges politisches Ziel, für die deutsche Frage bei u n - seren Schülern und Studenten Verständnis und Engagement z u wecken.

Der Bundesfachausschuß sieht eine weitere A u f g a b e darin, bei unseren N a c h b a r n i n der Europäischen Gemeinschaft, vor allem bei u n - seren Partnerparteien (EVP, E D U , E U C D ) das Bewußtsein z u schärfen, daß d i e Frage der deutschen Einheit nicht nur eine Frage der Deutschen ist. Dies w i r d u m so eher gelingen, je mehr wir allen N a c h b a r n klarmachen, daß die Teilung Berlins, Deutschlands und Europas die gleichen Ursachen hat u n d nur auf d e m gleichen W e g e gelöst werden kann. W i r be- mühen u n s u m d i e Unterstützung unserer N a c h b a r n i n W e s t u n d Ost für unser Ziel, i n freier Selbstbestimmung die Einheit u n d Frei- heit Deutschlands zu vollenden. D i e Überwin- dung der deutschen Teilung ist Auftrag unse- rer Geschichte u n d unserer Verfassung. Sie entspricht unserem festen politischen W i l l e n . Die C D U ist für d i e Wiedervereinigung Deutschlands und für das vereinte Europa.

Beides entspricht dem Auftrag des Grundge- setzes.

Konkrete Schritte erarbeiten

Der Bundesfachausschuß betrachtet es als seine Aufgabe, i n der k o m m e n d e n Zeit z u konkretisieren, was d i e C D U i m einzelnen unter aktiver Deutschlandpolitik versteht. Irri R a h m e n seiner Beratungsfunktion für d e n Bundesvorstand wird er jeweils mögliche k o n - krete Schritte erarbeiten und vorschlagen, damit jede vernünftige C h a n c e zur Überwin- dung der T e i l u n g Deutschlands genutzt wird.

Deutschlandpolitik ist eingebettet i n d i e Verbesserung unseres Verhältnisses zu allen Völkern M i t t e l - u n d Osteuropas. Der Bundes- fachausschuß betrachtet es deshalb als seine Aufgabe, den Dialog mit d e n M e n s c h e n u n d Völkern Osteuropas zu fördern, mehr mensch- liche Begegnungen z u erreichen, einen breite- ren Kulturaustausch z u schaffen u n d die wirtschaftlichen u n d technologischen Bezie- hungen zu intensivieren sowie für die W a h - rung und Erhaltung der Menschenrechte und der Volksgruppenrechte einzutreten. In die- sem Sinne ist D e u t s c h l a n d p o l i t i k T e i l der V e r - besserung des Ost-West-Verhältnisses.

Ostern in Berlin: Das Charlottenburger Schloß Foto Bundesbildstelle Berlin

Die Hand am Puls der Zeit

H . W . — In der Sprache seiner Zeit gab M a r - tin Luther der Obrigkeit den wohlgemeinten Rat, . d e m V o l k aufs M a u l z u schauen", was wohl auch in dem Sinne gedeutet werden darf, daß derjenige, der für das W o h l des V o l k e s verantwortlich ist, die Pflicht hat, auf das W o l - len aller Bürger z u hören.

W e n n wir jedoch so manche Fehlleistungen betrachten, können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, als habe so mancher, der d a mitredet, weniger den Finger a m Puls der Zeit als mehr die Meinung, daß man große Teile u n - seres Volkes, d i e für jene' überkommenen W e r t e eintreten, ohne die keine Gemeinschaft auf die Dauer zu leben vermag, einfach über- sehen u n d übergehen könne.

Die Redaktionen der Vertriebenenpresse wissen u m die Proteste, die das kürzlich vorge- legte Deutschlandpapier hervorgerufen hat.

W i r nehmen daher m i t großer Befriedi- gung zur Kenntnis, daß die Union nun einen Ausschuß berufen hat, der als die Stimme der heimatvertriebenen Mitbürger bezeichnet werden kann. Er sollte die Möglichkeit haben, Unklarheiten entgegenzuwirken u n d eine unmißverständliche Definition unserer Deutschlandpolitik aufzuzeigen. W i r sind der Überzeugung, daß Zusammensetzung und Vorstellungen dieses neu geschaffenen Gre- miums die volle Gewähr für die W a h r u n g u n - serer Interessen bieten.

Dabei sind es keine .Interessenvertreter" i m Sinne der Lobbyisten, denen es u m den Vorteil der v o n ihnen vertretenen merkantilen Sache

geht. Unser Feld ist sehr viel weiter gestreckt:

Es geht darum, unserem V o l k wieder die E i n - heit in Freiheit z u ermöglichen und vor allem zu verhindern, daß noch einmal eine Zukunft auf der Grundlage verordneten Unrechts er- richtet wird.

Es geht uns aber auch darum, daß alle M e n - schen unseres V o l k e s einen gesunden W o h l - stand genießen können. Grundlage eines sol- chen Wohlstandes aber sind Intelligenz, A r - beit und Fleiß. W i r leben keineswegs allein i n der W e l t ; vielmehr ist unsere Wirtschaft, v o n der wir leben, einem harten Druck ausgesetzt.

Ihre Wettbewerbsfähigkeit sollte daher nicht durch ideologische Requisiten aus der Kiste des 19. Jahrhunderts behindert werden. Der A u f b a u nach dem Kriege u n d der erreichte W o h l s t a n d beruhen auf dem Zusammenwir- ken v o n Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

Den .Proletarier", den man so gern ins Spiel bringen möchte, gibt es lange nicht mehr.

W e n n wir aber bei den im Fernsehen gezeig- ten Bildern v o n organisierten Streiks i n den vordersten Reihen Gastarbeiter aus Ländern sehen, i n denen sie arbeitslos sein müßten, dann fragen wir uns, ob denn in der Tat, wie es kürzlich hieß, deren Anwesenheit sich immer befruchtend auf unser Gemeinwesen aus- wirkt. Unsere Politiker müßten den M u t haben, darauf hinzuweisen, welche Forderungen für unsere Wirtschaft lebensgefährlich und damit geeignet sind, bestenfalls Arbeitsplätze i n Japan und Korea zu schaffen, weil dort billiger

(2)

Politik £os Dfnmu*cnblait

2. A p r i l 1988 — Folge 14 — Seite 2

produziert werden kann, während bei uns A r - beitsplätze verlorengehen.

Nationalgefühl, Zivilcourage, Dienstbereit- schaft und Pflichtgefühl sind Tugenden, die in allen Teilen unseres Vaterlandes — und nicht nur dort — hoch geschätzt werden. Sie dürfen unter den korrumpierenden Einflüssen der In- teressengruppen einer pluralistischen Gesell- schaft auch nicht verlorengehen.

Es müssen bei uns wieder jene Wertmaß- stäbe gelten, die andere Völker für sich in A n - spruch nehmen: Wäre dem bereits so, so könn- te kein Gericht die Beleidigung der Soldaten als „potentielle Mörder" straffrei lassen. Daß jedoch ein solches Urteil in Frankfurt gefällt werden konnte, beweist, wohin wir uns bewe- gen.

Während wir dabei sind, ein großes nationales Erbe zu verspielen, versteht es Honecker, un- sere große Geschichte, obwohl sie mit dem Marxismus-Leninismus nichts zu tun hat, für sich zu vereinnahmen und umzudeuten.

Bei uns dagegen wird z. B. eine Frau wie Rosa Luxemburg (deren tragisches Schicksal hier nicht zur Diskussion steht zur „Heldin der Ge- schichte" hochstilisiert. U n d dies, obwohl der sozialdemokratische Journalist Franz M e h - ring ihr „maßlose Herrschsucht und schmutzi- ge Habgier" vorgeworfen hat und selbst A u - gust Bebel die „Heldin der Geschichte" als „un- seliges Frauenzimmer" und „Giftmischerin"

qualifizierte. Erinnert man sich nicht mehr daran, daß es Rosa Luxemburg war, die da sagte: „Leute wie Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann gehören ins Zuchthaus." Oder:

„In diesem letzten Klassenkampf der Weltge- schichte u m die höchsten Ziele der Mensch- heit gilt dem Feinde das W o r t : Daumen aufs A u g e und Knie auf die Brust."

W i r sollten heute darauf achten, daß unsere freiheitliche Ordnung von keiner Seite in Ge- fahr gebracht werden kann. Das bedingt, daß sich die Bürger zu ihrem Staat bekennen und für ihn eintreten. Ein solches Bekenntnis wird jedoch durch jede nationale Würdelosigkeit erschwert, was u m so bedauerlicher ist, als da- durch Zweifel an dem Inhalt und Wert unseres Gemeinwesens geweckt werden können. W e r jedoch dem V o l k „aufs M a u l schaut", weiß, was er der überwiegenden Mehrheit seiner fleißi- gen Bürger schuldig ist.

Moskau-Reise:

Für gesicherte Verhandlungsgrundlage

Verbesserung der Beziehungen zur Sowjetunion bei Wahrung deutscher Interessen

N u n ist es endlich soweit. Bundeskanzler Helmut K o h l reist in diesem Herbst in die Sowjetunion, und KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow kommt in der ersten Hälfte des Jahres 1989 in die Bundesrepublik Deutschland. W e g e n der Besuche hatte es in den vergangenen M o n a t e n einiges H i n und Her gegeben. K o h l hatte zunächst öffentlich den W u n s c h geäußert, Gorbatschow möge doch noch während der bis Ende Juni dauernden deut- schen EG-Präsidentschaft nach Bonn kommen.

Beim Besuch des sowjetischen Außenministers Eduard Schewardnadse Mitte Januar in der Bun- desrepublik war darüber keine Einigung erzielt worden. Schewardnadse hatte mit Hinweis auf den vollen Terminkalender Gorbatschows einen Bonn- Besuch in der ersten Jahreshälfte ausgeschlossen, jedoch ein Treffen beider in der zweiten Jahreshälf- te entweder in M o s k a u oder in der Bundeshaupt- stadt für möglich gehalten. D o c h K o h l hatte z u - nächst einen baldigen Besuch in M o s k a u ausge- schlagen mit dem verständlichen Hinweis, daß er seit 1983 bereits dreimal dort gewesen sei.

W e n n H e l m u t Kohl nunmehr nach Ausräumung der Terminschwierigkeiten an die Ufer der M o s k w a fahren wird, kann er eine gesicherte Verhandlungs- grundlage mitnehmen. N a c h den Gipfelkonferen- zen der Staats- bzw. Regierungschefs v o n Europäi- scher Gemeinschaft und N A T O in Brüssel mit ihren grundlegenden Festlegungen ist sowohl in sicher- heits- und damit in deutschlandpolitischer als auch in wirtschaftspolitischer Hinsicht die Marschzahl vorgegeben. K o m m t noch hinzu, daß bis zur M o s - kau-Reise des Bundeskanzlers die vierte Begeg- nung zwischen Ronald Reagan und M i c h a i l Gorba- tschow i m Juni stattgefunden hat und der Bundes- kanzler vermutlich der erste westliche Staatsmann sein dürfte, der danach mit dem K r e m l - C h e f z u - sammentrifft, was das Gewicht dieses Gesprächs noch unterstreicht.

Daß sich bereits i m Vorfeld der Bekanntgabe des Reisetermins eine Einigung darüber abzeichnete, war den Äußerungen maßgeblicher Politiker zu entnehmen. So kündigte der Chefredakteur der halbamtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur

»Terroristen-Kontrolle! Zeigen Sie mal Ihren AusweisP Zeichnung aus „Berliner Morgenpost"

Frankreich:

- i

Erneuter Antrag der Sozialisten

Marschall Petain wieder nicht mehr Ehrenbürger von Verdun

„Nowosti" und frühere langjährige Botschafter in Bonn, W a l e n t i n Falin, bereits Mitte Februar in einem Zeitungsinterview an, K o h l und G o r b a - tschow würden bei ihrer bevorstehenden Begeg- nung ein gemeinsames Dokument unterzeichnen, in d e m A k t i o n e n und „gemeinsame Anstrengun-

gen" zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion beschrieben werden sollen. Er halte die Zeit für günstig, u m sich einander zu nä- hern und Schritte i m Interesse beider Seiten zu voll- ziehen.

Bundesaußenminister H a n s - D i e t r i c h Genscher sagte in einem D L F - l n t e r v i e w , m a n müsse Gorba- tschow beim W o r t nehmen, weil er seinen Ankün- digungen im West-Ost-Verhältnis habe Taten fol- gen lassen. Das zeige, „daß er in wichtigen Fragen des Ost-West-Verhältnisses und der Abrüstungs- politik nicht nur neues D e n k e n angekündigt, son- dern auch in der praktischen Politik verwirklicht hat". Er stehe immer n o c h unter d e m Eindruck des Gesprächs, das der Bundespräsident und er in Mos- kau mit Sacharow über dessen Einschätzung dieser Entwicklung geführt habe, die sich mit dem decke, was auch er, Genscher, meine, nämlich, „daß es sich hier u m eine Politik handelt, die sowohl i m Interesse der M e n s c h e n in der Sowjetunion liegt, wie aber auch im Interesse des West-Ost-Verhältnisses. Und deshalb tun wir auch etwas für uns, wenn wir uns durch eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit der Sowjetunion darum bemühen, dieser Politik z u m Erfolg z u verhelfen".

Der außenpolitische Berater des Bundeskanzlers, Ministerialdirektor Horst Teltschik, sagte zu Gor- batschows Politik der Umgestaltung unter Hinweis auf den N A T O - G i p f e l in Brüssel, entscheidend seien nicht die Ankündigungen, sondern die Taten.

Es sei bereits heute deutlich, daß eine Politik der Perestrojka, d. h. des U m b a u s der Wirtschaft, auch erforderlich mache, „daß i m gesellschaftlichen, po- litischen Bereich Reformen durchgeführt werden".

Dies habe Gorbatschow durchaus erkannt mit sei- ner Politik v o n Glasnost, d. h. mehr Öffnung nach innen u n d Demokratisierung. H i e r zeige sich, daß Gorbatschow i m m e r wieder an die Grenzen stoße,

„denn — u m es einfach zu sagen — es gibt nicht ein bißchen Freiheit; die M e n s c h e n , w e n n sie ein biß- chen Freiheit b e k o m m e n , stellen d e n A n s p r u c h auf volle F r e i h e i t . . . " Sein E i n d r u c k sei, „daß nicht die Politik der Perestrojka u n d Glasnost als solche in der Zielsetzung umstritten ist — die Diskussion richtet sich auf die Frage, wie das durchgeführt wer- den soll und mit w e l c h e m T e m p o " .

Bundeskanzler K o h l w i r d jedenfalls Gelegenheit haben, das auszuloten. Das sowjetische Staats- oberhaupt A n d r e j G r o m y k o hat sich in diesen Tagen für eine weitere Verbesserung der deutsch- sowjetischen Beziehungen ausgesprochen. Wasdie Bundesrepublik Deutschland dazu beitragen kann, soll geschehen. A n der Sowjetunion liegt es, auch die deutschen Interessen z u wahren und ihnen Rechnung zu tragen. Bruno Kussl

Grundsatzfragen:

Der französische Marschall Philippe Petain, Sie- ger der Schlacht v o n V e r d u n 1916 und später Staats- chef, ist nicht mehr Ehrenbürger Verduns. Der Rat

Terroristen:

N e u e M a s c h e Mit Bundeswehr-Fahrzeugen

Terroristen verfügen nach Erkenntnissen der Fahnder über Bundeswehr-Fahrzeuge und - K e n n - zeichen, mit denen sie zunehmend militärische Ein- richtungen ausspähen.

In einem Fahndungsaufruf, der in der jüngsten A u s g a b e der Zeitschrift „Das Heer" veröffentlicht wurde, mahnte das Bundeskriminalamt die Solda- ten z u mehr Wachsamkeit.

D i e Terrorfahnder des B K A beriefen sich auf poli- zeiliche Ermittlungen in der jüngsten Zeit, wonach

„wiederholt Bundeswehr-Fahrzeuge mit Bundes- wehr-Kennzeichen bei terroristischen Ausspähun- gen festgestellt" worden seien (s. Zeichnung).

der Lothringischen Festungsstadt beschloß ein- stimmig, den N a m e n Petains aus der Liste der E h - renbürger zu streichen. Der A n t r a g kam v o n der so- zialistischen Fraktion, die damit der „Märtyrer des Zweiten Weltkrieges" gedenken wollte. „Petain hat seinen Platz i m M u s e u m , aber nicht i m Ratssaal, wo die Bürger zusammenkommen, denn er ist mit na- tionaler Ehrlosigkeit geschlagen", erklärten die So- zialisten.

Petain wird in Frankreich teilweise als H e l d des Ersten Weltkrieges verehrt, teilweise als Kollabora- teur der Deutschen während seiner Tätigkeit als Staatschef des Vichy-Regimes i m Zweiten W e l t - kriege verachtet. W e g e n dieser Kollaboration wurde er nach dem Krieg z u m Tode verurteilt und später begnadigt. Er starb 1951.

Petains N a m e war bereits nach der Befreiung v o n deutscher Besatzung aus der Ehrenbürgerliste V e r - duns gestrichen worden. Im Januar dieses Jahres ließ der liberale 70jährige Bürgermeister Barat-Du- pont jedoch den Marschall als „Sieger v o n V e r d u n 1916" gegen den W i d e r s t a n d jüdischer Kreise wie- der i n die Liste eintragen.

Im Rechtskampf nicht kapitulieren

BdV-Präsident Dr. Herbert Czaja zum deutsch-polnischen Verhältnis

^ £ > U 5 £fiprrußrnblail

UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Chefredakteur H u g o Wellems

Verantwortlich für den redaktionellen Teil Kultur, Unterhaltung, Frauenseite:

Silke Osman Geschichte, Landeskunde,

Literatur und Aktuelles:

Horst Zander Heimatkreise, Gruppen, Soziales und Mitteldeutschland:

Susanne Kollmitt

Politik, Zeitgeschehen, Jugend:

Ansgar Graw Aus aller Welt, Reportagen:

Dr. Cornelia Littek Ostpreußische Familie:

Ruth Geede

Bonner Büro: Clemens J. Neumann Anzeigen und Vertrieb: Helmut Grunow Anschrift für alle: Parkallee 84/86,2000 Hamburg 13. Verlag: Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Parkallee 86.

2000 Hamburg 13. DasOstpreuBenblattistdas Organder Landsmannschaft Ostpreußen und erscheint wöchent- lich zur Information der Mitglieder des Förderkreises der Landsmannschaft Ostpreußen. — Bezugspreis Inland 7,50 DM monatlich einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 9,00 DM monatlich. Bankkonto: Landes- bank Hamburg BLZ 200 500 00, Konto-Nr. 192 344. Postgirokontof Orden Vertrieb: Postgiroamt Hamburg, Konto- Nr. 8426—204; für Anzeigen: Postgiroamt Hamburg, Konto-Nr. 907 00—207. Für unverlangte Einsendungen

A wird nicht gehaftet. Rücksendung erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. —Druck Gerhard Rautenberg,

J\ eslan - re e< m

Für Anzeigen gilt Preisliste Nr. 21

Telefon (040) 446541 (mit Anrufbeantworter) und 446542

Z u der Erklärung des polnischen Außenministers Marzian Orzechowski, die Beziehungen zur Bun- desrepublik Deutschland auf eine .solide Grundla- ge der Realitäten" zu stellen, die frei ist von Rechts- positionen, die gegen das Dasein unseres Landes

und unseres Volkes gerichtet sind", stellte BdV-Prä- sident Dr. Czaja lest:

Festzuhalten gilt, daß Orzechowski davon aus- geht, es gibt Rechtspositionen für den Bestand und die Kontinuität ganz Deutschlands, die die Bundes- republik Deutschland bisher gewahrt hat. Falsch ist, daß sie sich „gegen das Dasein" des polnischen V o l - kes richten. Die Bundesrepublik Deutschland hat nach dem Grundgesetz die Mitverantwortung für ganz Deutschland. Diese und die gesamtdeutschen Verpflichtungen des Deutschlandvertrags, den der Warschauer Vertrag ausdrücklich (Art. IV) als u n - berührt erklärt hat, darf sie nicht willkürlich beisei- teschieben und die zukünftigen Beziehungen zur V R Polen i m W i d e r s p r u c h z u m Recht gestalten.

Die polnische Militärdiktatur bricht ständig i n vielen Bereichen das Recht, auch gegenüber d e m eigenen Volk, auf dem Resignation, N o t und V e r - zweiflung lasten. Sondereinheiten v o n Z o m o prü- geln ständig friedlich demonstrierende Jugend vor den K i r c h e n . Immer wieder werden Intellektuelle verhaftet. D i e handlungsunfähige zentralisierte Planwirtschaft hat den deutschen Steuerzahler über vier M i l l i a r d e n D M geschädigt und setzt dies fort. D i e menschenrechtlichen Verpflichtungen ge- genüber den Deutschen werden konstant verletzt.

N u n will man noch eine „Normalisierung" i m W i - derspruch zu einer selbst v o n Orzechowski als sol- chen nicht geleugneten Rechtslage erreichen.

Der Bundeskanzler hat wiederholt feierlich be- kräftigt, er sei nicht bereit, deutsche Rechts- positionen preiszugeben. Seit 1972 ist es erklärtes Ziel polnischer Deutschlandpolitik, die nicht ver- tragskonforme Auslegung des Warschauer Vertra- ges der Bundesrepublik Deutschland aufzuzwin- gen. D e m wird man sich widersetzen. Insofern hat eine Reise nach W a r s c h a u nur Sinn, wenn W a r - schau ein Entgegenkommen signalisiert. Orze- chowskis Erklärung läßt ein solches Entgegen- k o m m e n noch nicht erkennen. Unter diesen U m - ständen sollte auch der Bundesaußenminister die deutsche Öffentlichkeit über die fehlenden Ergeb-

nisse der unter seiner Ägide tagenden deutsch-pol- nischen Arbeitsgruppen informieren. D i e polnische Delegation fordert ununterbrochen Devisen- und Sonderhilfen, die angesichts der Nichterfüllung der Zahlungsverpflichtungen nach unserer Rechtsord- nung nicht gewährt werden können. Sie verweigert Erklärungen zur Erfüllung der Menschenrechte Deutscher und zur Erfüllung der einschlägigen pol- nischen Rechtsverpflichtungen. D e n Deutschen werden weiterhin alle kulturellen Rechte verwei- gert, Deutschen wird die ordnungsgemäß geneh- migte Ausreise blockiert. A n den kommunistischen Rechtsbrüchen u n d Z u m u t u n g e n sind viele einzel- ne deutsche Politiker mitschuldig, die willkürliche Erklärungen z u m Rechtsverzicht z u Lasten Deutschlands abgeben oder fortbestehende Rechte Deutschlands konstant verschweigen und verne- beln.

Die polnische kommunistische Zumutung zwingt unsere Verfassungsorgane, für Klarheit zu sorgen:

D i e Bundesrepublik Deutschland hat keine Ge- bietsübertragungen v o n T e i l e n Deutschlands an die V R Polen anerkannt, sie konnte und durfte das nicht. Sie hat sich i m W a r s c h a u e r Vertrag nicht verpflichtet, die Vertretung irgendeiner Rechtspo- sition Deutschlands — i m W i d e r s p r u c h zu den ge- samtdeutschen G e b o t e n des Grundgesetzes und den Verpflichtungen des Deutschlandvertrages - zu unterlassen. Frei z u vereinbarende friedensver- tragliche Regelungen drängen. Unser Selbstbe- stimmungsrecht ist durch den Deutschlandvertrag und die N o r m e n des Völkerrechts gewährleistet.

Selbst H o n e c k e r widersetzt sich bei Swinemünde polnischer Willkür.

Bei zukünftigen Gesprächen muß gegenüber der V R Polen verstärkt die Rechtslage Deutschlands und der Deutschen vertreten u n d es müssen offen die Strukturelemente eines konstruktiven und die zukünftige gemeinsame Wiederaufbauarbeit si- chernden A u s g l e i c h s unter W a h r u n g des Rechts für beide Völker erörtert werden. Das Vertrauen des polnischen V o l k e s k a n n nur gewonnen werden, wenn wir mit d e m ganzen eigenen wirtschaftlichen und politischen G e w i c h t u n d ebenso unsere Ver- bündeten mehr Menschenrechte und weniger Un- terdrückung i m polnischen Machtbereich errei- chen.

(3)

2. A p r i l 1988 — Folge 14 — Seite 3

IMs Cftproifimblott Abendland

Z

wischen Daseinsverzweiflung u n d T e u - felspakt hat G o e t h e i n seinem „Faust"

den Osterspaziergang gestellt, hübsche, scheinbar harmlose Genre-Szenen, hinter de- nen aber Lust u n d Last des irdischen Daseins aufscheinen, die alltägliche Borniertheit u n d die Sehnsucht des M e n s c h e n nach d e m G a n z - A n d e r e n :

.Christ ist erstanden Freude dem Sterblichen, Den die verderblichen, Schleichenden erblichen Mängel umwandeln".

Faust, W a g n e r , M e p h i s t o : D r e i Figuren eines tragischen Welttheaters, vielzitierte A l - legorien des M e n s c h l i c h e n — klassisch eben, bedeutungs- u n d deutungsschwer. Faust, der Supermann des deutschen Seelendramas, i n welche Laboratorien hätte er sich heute z u - rückgezogen? H i n t e r d e n Phiolen u n d Retor- ten sehen wir das schmale, nervöse Gesicht W a g n e r s auftauchen, eine Kreatur bürokrati- sierter Wissensbeamtenschaft, brütend über den V e r s c h l i n g u n g e n der D o p p e l h e l i x :

„Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben, Durch die man zu den Quellen steigt!

Und eh man nur den halben Weg erreicht, Muß wohl ein armer Teufel sterben."

W a g n e r ist der Phänotyp der Stunde, aus d e m F a m u l u s ist e i n Ingenieur der Gene, e i n A r c h i t e k t der Lebendbauweise geworden. Ihn treibt nicht Sehnsucht nach Erkenntnis, die sich der Erkenntnisse der Wissenschaft nur bedient, nicht die Hoffnung nach einer Auflö- sung des Gegensatzes v o n G l a u b e n u n d W i s - sen, er ist der F o r s c h u n g s - J u p p y des Informa- tions- u n d Manipulationszeitalters.

F

a m u l i der Genetiker, A t o m p h y s i k e r , Bio- chemiker sind die Fausts der Postmoder- ne, handlungsscheue H a m l e t s zwischen N e w A g e u n d bittersüßer M e l a n c h o l i e :

„Wer lehret mich? Was soll ich meiden?

Soll ich gehorchen jenem Drang?

Ach! unsreTatenselbst.sogutalsunsreLeiden, Sie hemmen unsres Lebens Gang."

In bewunderndem, kraftlosem Haß schauen die intellektuellen Fausts der Gegenwart auf zu den Wagners, die die W e l t revolutionieren mit Zellmanipulation u n d M i c r o c h i p .

A u f d e n Höhen, auf der Höhe der Fabrik- schlote, unter d e n A r k a d e n weitgespannter Strommastkabel schreiten Peter H a n d k e u n d Botho Strauß, mit d e n erloschenen S t i m m e n der Spätgeborenen deklamierend:

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebendenBlick;

Im Tale grünet Hoffnungsglück;

Der alte Winter in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück, Von dorther sendet er, fliehend nur, Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur;

Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben;

Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür."

Zitat n u r noch, die Flucht des Selbstmord- kandidaten Faust i n die neugeborene Natur, kein A r k a d i e n tröstet mehr w i e n o c h i n der Tragödie zweiter Teil. A l s m a n sie erst richtig entdeckte, i n der Romantik, war sie d e m auf- geklärten M o d e r n e n der romantischen Zeit zu- innerst schon verloren: die Natur. Hölderlins Schmerz kündet d e n Verlust:

„Weh mir, wo nehm ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein,

Und die Schatten der Erde?

Die Mauern stehn

Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen";

bei Benn ist der Verlust naiven Naturerle- bens endgültig geworden:

„Wenn man von Faltern liest, von Schilf und Immen,

daß sich darauf ein schöner Sommer wiegt, dann fragt man sich, ob diese Glücke stimmen und nicht dahinter eine Täuschung liegt, und auch das Saitenspiel, von dem sie

schreiben,

mit Schwirren, Dufthauch, flügelleichtem Kleid,

mit dem sie tun, als ob sie bleiben, ist anderen Ohren eine Fraglichkeit:

ein künstliches, ein falsch Potpourri untäuschbar bleibt der Seele Agonie."

Goethes „Osterspaziergang"

Variationen zu einem zeitgemäßen T h e m a

V O N H E I M O S C H W I L K

U

nnötig, Goethes Ströme u n d Bäche einer Wasserprobe z u unterziehen, die alkalische V e r s e u c h u n g z u konstatie- ren, wußte sein Faust doch schon, daß die neue, mechanistische Zeit das Geheimnis der Natur k a u m lösen, sondern es zerstören wird:

„Ihr Instrumente freilich spottet mein, Mit Rad und Kämmen, Walz' und Bügel:

Ich stand am Tor, ihr solltet Schlüssel sein;

Zwar Euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel."

Faust wollte sich an der felix simplicitas der Bauern erfreuen, sich verlieren i n den W o n n e n der Gewöhnlichkeit, die ihn aus der seelischen Zerissenheit, aus d e m Hunger nach Erkennt- nis u n d „derber Liebeslust" herausführen soll- te. Licht u n d Schatten fallen in der Osterszene über das Räsonieren des Wahrheitssuchers:

Breugelsche Tableaux, i n denen das Derbe neben d e m Feinen, das Leben d e m Hinfälli- gen, jung neben alt, Bettler neben Spießbürger, Hoffnung auf österliche Erlösung neben V e r - führung z u m Teufelspakt des Genusses steht.

G

oethe hat die Osterszene dramaturgisch geschickt zwischen Faust-Monolog u n d Teufelspakt plaziert, als teatrum mundi, in das der böse Geist einzubrechen droht. Das Festliche des Tages strahlt i n der Geputztheit v o n M e n s c h u n d Natur, die i n neuem K l e i d sich zeigen. D i e A m b i v a l e n z des Festlichen hat Goethe eingefangen in den Ausschweifun- gen der Jugend u n d in den süßen Himmelstö- nen der Engel, i n Sinnenrausch und göttlichem Augenblick.

Daß Faust z u einer gültigen Gestalt des M e n s c h e n werden konnte, liegt an der tragi- schen Fülle seiner Wünsche, Triebe und Stre-

bungen, die ihn einem Sokrates, einem Prome- theus ebenbürtig machen:

„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen;

Die eine hält, in derber Liebeslust,

Sich an die Welt mit klammernden Organen;

Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen."

Ist diese Fülle, dieser Seelenreichtum heute, in einer W e l t der abgeteilten Wahrheiten, des Spezialistentums überhaupt n o c h möglich?

Eine Zeit, die das Festliche zur Party banali- siert, verwandelt Forscherdrang u n d E r - kenntnislust i n Forschungsstipendien, Rendi- ten u n d Pensionen. D i e Wagners feiern ihre blassen Triumphe.

U

nd der Teufel? W a s ist des Pudels Kern?

W a g n e r :

„Doch gehen wir! Ergraut ist schon die Welt,

Die Luft gekühlt, der Nebel fällt!

Am Abend schätzt man erst das Haus.

Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus?

Was kann dich in derDämmrung so ergreifen ?"

Faust: „Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen?"

Sein fröstelnder Blick in die Dämmerung ist der verbotene Blick des M e n s c h e n i n die Nachtseiten des Lebens, die er als Gelehrter mit den Mitteln der A l c h i m i e u n d der M a g i e herbeizuzwingen sucht. Seelenwissen ist das Ziel des klassischen Faust, Retortenwissen das von Wagner. Faust will handeln, w e n n er weiß, W a g n e r wissen, u m nicht handeln zu müssen:

eine anämische Seele, lemurenhaftes W e s e n der Simulationsgesellschaft. V o r den C o m p u - terschirmen wird W i s s e n z u m Nichthandeln,

Kriege (simuliert) wieder führbar, Verbrechen möglich ohne einen Schuß, wie das Unwesen der H a c k e r zeigt. Eine W e l t , die den Teufel nicht mehr braucht? „Und w e n n die W e l t voll Teufel war": Ist jeder Teufel, weil keiner mehr Faust, ganz M e n s c h sein kann? Die Vergiftung der Umwelt schreitet fort, obwohl alle es ver- hindern wollen, die Waffenberge wachsen, Wälder verschwinden. M e n s c h e n verhun- gern, trotz U N O , „Club of Rome" u n d morali- schem Weltgewissen. N o c h nie war eine so

„moralische" W e l t so abgrundtief amoralisch.

D

es Pudels Kern? Gleichgültigkeit. „Und wie wir's dann zuletzt so herrlich weit gebracht": Wagner, der Erfolgsmensch, hingerissen v o n den technisch-wissenschaft- lichen M i t t e l n der Welteroberung. Sein Z w e i - fel — einmal der rüstige Bruder des Glaubens

— reicht nur noch bis zur nächsten Versuchs- anordung.

„Nicht mehr zweifeln können,

selbst der Schattenseite des Glaubens nicht mehr teilhaftig sein:

das ist erst der volle Zustand der Gnadelosigkeit...

Diese moralische Kastration,

die völlige Ausschneidung des moralischen Bewußtseins

bringt einen seltsamen Zustand hervor, in dem der Mensch aus einemDiener des Bösen in eine Maschine des Bösen verwandelt wird", so heißt es bei Ernst Jünger.

G

oethes M e p h i s t o ist der dressierte Affe (Pudel) Gottes, der große Verneiner, der Schatten zu werfen hat, u m das Lichtvol- le, das Gute sichtbar z u machen. Im wahrsten Sinn ein armer Teufel, müßte er heute auf See- lenfang gehen. Das Neonlicht einer künstli- chen Neuzeit bescheint eine W e l t , i n der Gut u n d Böse seltsam verwirrt erscheinen. So ver- hindert die A t o m b o m b e Kriege nur z u d e m Preis, die Auslöschung der Menschheit zu kal- kulieren wie die Vernichtung v o n Schädlingen mit Pestiziden. U n d der Fleiß des Bürgersman- nes schafft W o h l s t a n d hier u n d Elend dort, verbraucht die Zukunft seiner Kinder für den Genuß der Gegenwart.

N

ah ist Und schwer zu fassen der Gott.

Wo aber Gefahr ist, wächst

Das Rettende auch", sagt Hölderlin, der die entschwundenen Götter i m Gedicht betrauer- te.

Osterspaziergang, Ostermarsch, Oster- Gewaltmarsch: W e n i g scheint der moderne M e n s c h sich z u erhoffen v o m Fest, das W i e - derkehr, Auferstehung ankündet. N e b e n die Versuchung hat Goethe i m „Faust" die Hoff- nung gestellt:

„Ein unbegreiflich holdes Sehnen Trieb mich, durch Wald und Wiesen

hinzugehn,

Und unter tausend heißen Tränen Fühlt ich mir eine Welt entstehn".

Fausts Sehnsucht nach einer heilen, w o h l - geordneten W e l t , ist für uns zur V i s i o n gewor- den, das Feiern des Osterfestes e i n Zeichen, daß wir sie ernst nehmen. W e r i n einem Laby- rinth geboren wurde, sucht keinen Ausgang.

Das Fest aber erinnert uns daran, daß auf das D u n k e l Licht folgt, das A l t e neu wird. K o s m i - scher W a n d e l gibt Hoffnung auf einen irdi- schen, der M e n s c h kennt seine Ur-Heimat, aus der er i n die W e l t entlassen worden ist wie der Vogel i n die Lüfte:

„Doch ist es jedem eingeboren,

Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, Wenn über uns, im blauen Raum verloren, Ihr schmetternd Lied die Lerche singt, Wenn über schroffen Fichtenhöhen Der Adler ausgebreitet schwebt

Und über Flächen, über Seen Der Kranich nach der Heimat strebt."

Der Osterspaziergänger setzt ein Glaubens- zeichen: Ich hoffe, also bin ich. U n d mag die W e l t des Teufels sein, Umkehr ist immer mög- lich, Rettung auch, w e n n wir sie nur nicht v o n uns selbst erhoffen:

„Christ ist erstanden, Aus der Verwesung Schoß;

Reißet von Banden Freudig euch los!

Tätig ihn Preisenden, Liebe Beweisenden, Brüderlich Speisenden, Predigend Reisenden, Wonne verheißenden, euch ist der Meister nah, Euch ist er da!"

(4)

Politik £tts Öflpnaf tnblatt

2. A p r i l 1988 — Folge 14 — Seite 4

Bonn: Westreisen:

D e r s c h i ü s s e i z u m Tresor 1:3 - D-Mark gegen Ostmark?

Glosse zum neuen Spionagefall

I n

Ost-Berlin denkt man über neue Formen der Begrüßungsgeldauszahlung nach

„Ab noch Bonn, 8*kr«tdrlnn*n antchleS«n . . . "

aus «Berliner Morgenpost"

„Man hat's nicht leicht als Spion in Bonn", seufzte Emil Lachkowski, als ich ihn zufällig vor einem Ministerium traf.

KSie sehen ja, wie schwer unsere Arbeit ist." Er nahm die prall gefüllte, schwere Aktentasche in die andere Hand.

„Wie viele Jahre üben Sie diese Tä- tigkeit schon aus?"

„Fast zwanzig Jahre", antwortete er,

„zwanzig lange Jahre die ewige Abhet- zerei. Keine ruhige Minute hat man dabei."

„Wegen der Spionageabwehr, die Ihnen dauernd auf den Fersen ist?"

Der Ostagent lachte. „Sie sind wohl nicht von hier, sonst müßten Sie doch wissen, daß ich mit der Abhetzerei nur meine Arbeit in der viel zu kurzen Mit- tagspause gemeint haben kann. Es ist nicht einfach, in der knappen Zeit den Geheimtresor zu öffnen, die wichtigsten Sachen vom unwichtigen Papierkram zu trennen, mit der schweren Aktentasche durchs Bonner Verkehrsgefühl nach Hause zu kommen und dort die gehei- men Papiere mit der kleinen Minox- Kamera zu fotografieren. Kaum hat man das ganze Zeug wieder im Panzer- schrank verstaut, ist die Mittagspause auch schon vorbei. Viel zu oft greifen die hohen Herren heutzutage zum Stempel und versehen die Schriftstücke mit dem Geheimvermerk. Die könnten uns Agen- ten viel Arbeit ersparen, würden sie nur wirklich interessante und uns noch un- bekannte Akten mit dem Stempel ver- zieren."

„Wie kriegen Sie eigentlich den Tre- sor auf? Sicher sind Sie mit raffinierten Spezialwerkzeugen ausgerüstet, wie der Agent 007 in den James-Bond-Fil- men."

„Man braucht in Bonn kein Spezial- werkzeug", antwortete er verträumt lä- chelnd. „Eine verliebte Sekretärin ge- nügt. Liebe kennt keine Grenzen und keine Geheimnisse, sie öffnet jeden Tre- sor!"

„Wie viele Jahre wollen Sie als Agent für Honecker noch tätig sein?"

„Ich habe mir in Österreich ein wun- derschön gelegenes Grundstück mit einem alten, romantischen Bauernhaus gekauft. In zehn Jahren, wenn ich 65 bin, setze ich mich da zur Ruhe. Vorausge- setzt, ich werde vorher nicht erwischt."

Sein Gesicht sah sorgenvoll aus.

„Von wem erwischt", fragte ich ge- spannt. „Von Ihrem Chef im Ministe- rium, vom Verfassungsschutz, demMAD oder Bundesnachrichtendienst?" ,

„Vom Herzinfarkt! Als Spion in Bonn muß man täglich damit rechnen, davon erwischt zu werden."

Ost-Berlins offizielle Zwangsumtauschrege- lung — 1 Ostmark gegen 1 D-Mark — konnte noch niemals weder einen Bürger aus West- Deutschland noch aus Mitteldeutschland glau- ben machen, beide Währungen stünden sich ebenbürtig gegenüber.

Während in der Ostzone als echte harte Wäh- rung seit langem schon nur noch die D-Mark gilt, sinkt der inoffizielle Kurs für Ostmark in West- Deutschland seit Jahren stetig und ist inzwi- schen beim Verhältnis 1:7 für die D-Mark ange- langt.

So krampfhaft Ost-Berlin offiziell an seiner an- geblich so harten Ostmark festhält, so heftig wehrt es sich dagegen, diese konvertierbar zu machen.

Ein- und Ausfuhr der Ostmark sind streng ver- boten und auf den Konten in Leipzig, Chemnitz, Dresden und Ost-Berlin haben sich riesige Sum- men angesammelt. Ende 1986 sprach man schon von einem Sparguthaben von über 132,3 Milliar- den Ostmark. — Zum Vergleich: in der Bundes- republik liegen circa 900 Milliarden D M auf der hohen Kante (bei 60 Millionen Einwohnern zu knapp 17 Millionen Einwohnern in Mittel- deutschland). Dieser enorm hohe Betrag läßt sich leicht erklären. Die relativ hohen Gehälter im Verhältnis zu den staatlich garantierten niedri- gen Mieten und den künstlich billig gehaltenen Grundnahrungsmitteln ließe den Mitteldeut- schen die Möglichkeit, höherwertigere Konsum- güter zu kaufen, wenn es diese nur geben würde.

Dieses fehlende Angebot läßt dann das vorhan- dene Geld auf die Sparkonten fließen. Ost-Berlin ist natürlich daran interessiert, diese Geldmenge abzuschöpfen.

In diesem Zusammenhang kam auch erneut eine Diskussion über Art und Umfang des Begrü- ßungsgeldes für Besucher aus Mitteldeutschland in der Bundesrepublik auf. Wie nicht anders zu erwarten war, kam aus Pankow zuallererst der Vorschlag, das Begrüßungsgeld doch jährlich pauschal an die .Staatsbank" in Ost-Berlin zu überweisen.

Diesem Wunsch der SED-Führung wurde aber seitens der Bundesregierung eine klare Absage erteilt. So erklärte Bundesminister Schäuble:

„Wir werden das Begrüßungsgeld nicht pauschal der DDR zur Verfügung stellen." Schlechte Erfah- rungen mit Polen aus dem Jahre 1975 sind noch in guter Erinnerung. Damals hatte die SPD-Regie- rung in Bonn dem Drängen Warschaus nachge-

geben und 1,3 Milliarden D M pauschal nach Polen zur Abgeltung von Rentenansprüchen überwiesen. Dieses Geld war dann — wie eigent- lich zu erwarten gewesen war — im bekannten bodenlosen polnischen Faß verschwunden, ohne daß die polnischen Rentner auch nur einen Zloty geschweige denn eine Mark davon zu sehen be- kommen haben.

Genauso wäre es in Ost-Berlin gelaufen. Die direkt Betroffenen hätten nichts oder auf jeden Fall nur einen kleinen Teil davon zu sehen be- kommen, aber Ost-Berlin hätte man die so drin- gend benötigten Devisen frei Haus geliefert.

Unsere Landsleute in Mitteldeutschland wür- den prinzipiell eine Lösung bevorzugen, bei der sie abweichend von der jetzigen Regelung — einmal pro Jahr 100 D M Begrüßungsgeld in der Bundesrepublik — ihre eigenen Ostmark-Er- sparnisse verwenden könnten.

Drüben herrscht in den vielen Diskussionen zu diesem Thema die einhellige Meinung, daß die meisten, die in den Westen reisen, ihren Aufent- halt dort selbst bezahlen könnten, ohne ihren Verwandten auf der Tasche zu liegen, wenn man vorher Ostmark gegen D-Mark tauschen könnte.

In der Bevölkerung würde man sogar einen Wechselkurs 1:3 akzeptieren. Abweichend vom tatsächlichen Wert der Ostmark wäre dies im Sinne der Reiseerleichterungen sicher akzepta- bel und auch finanziell machbar, allerdings müßte ein Umtauschhöchstbetrag vereinbart werden — die Berliner F.D.P. spricht von 200,—

D M . Doch nun stellt sich die Frage, wohin dann mit all den Millionen wertloser Ostmark? Ost- Berlin hat vorsorglich schon signalisiert, daß bei einer solchen Lösung der Begrüßungsgeldaus-

Pankow:

Zahlung ein Rücklauf nicht in Frage kommen werde.

Experten der Ost-Berliner „Staatsbank", sowie Wirtschaftsexperten aus der SED-Führung haben darauf hingewiesen, daß es angesichts der permanenten Devisenknappheit völlig undenk- bar sei, daß zum Beispiel Konsumgüter oder Dienstleistungen mit solchen in der Bundesre- publik aufgelaufenen Ostmark-Millionen be- zahlt werden können. Nachfragen bei den deut- schen Großbanken haben ergeben, daß weder dort, noch beim Bundesverband Deutscher Ban- ken Pläne bereitliegen, die sich mit einer solchen Umtauschaktion befassen.

Die Ständige Vertretung der DDR in Bonn verwies bei einer telefonischen Nachfrage in die- ser Angelegenheit darauf, daß zuerst einmal von Ost-Berliner Seite aus die Frage geklärt werden muß, inwieweit man das Verbot lockern könnte, Ostmark ein- oder auszuführen. Die Pressestelle der Ständigen Vertretung betonte, daß man die- ses Problem im Gesamtrahmen der Konvertibili- tat der Ostmark sehe. Bevor sich in dieser Rich- tung keine Lösung abzeichne, werde man auch keine Möglichkeit des Umtausches sehen. Ost- Berlin ist allerdings, was die Finanzen und hier besonders die so begehrten Devisen betrifft, al- lemal ansprechbereiter, als wenn es um Proble- me der Menschenrechte geht.

Da in diesem Fall zwei bedeutende Kompo- nenten zusammentreffen, einmal die enorm hohen Spareinlagen, die man flüssig machen könnte, und zum anderen die ständige Devisen- knappheit, kann man davon ausgehen, daß Ost- Berlin in dieser Angelegenheit in einem gewissen Rahmen Kompromißbereitschaft signalisieren wird. Michael A . Schwilk

Harte KGB-Kritik an Ost-Berlin

Mängel in der Arbeit des Staatssicherheitsdienstes am Pranger

Die Demonstrationen in der DDR hatten, wie aus Moskau und Ost-Berlin übereinstimmend zu erfahren war, sofortige und heftige Vorhal- tungen hoher sowjetischer Funktionäre an die SED-Führung (genannt immer wieder auch

Spendenaufruf:

Für die Landsleute in der Heimat

Unterstützt weiterhin die Arbeit der Bruderhilfe Ostpreußen

Liebe Leser,

1987 konnten wir nach 35 Jahren kontinuier- licher Betreuungsarbeit zugunsten notleiden- der deutscher Familien i n Ostpreußen eine stolze Bilanz ziehen. Und auch für 1988 haben wir uns vorgenommen, unsere Arbeit weiter auszubauen.

Doch dürfen wir dabei nicht den Alltag außer acht lassen, mit dem sich unsere Lands- leute Tag für Tag auseinandersetzen müssen.

Und der lautete in diesem Jahr: Massive Teue- rungen u n d Geldabwertungen; konstant ge- blieben ist nur die Bedürftigkeit. Oft ist da bei uns das W o r t v o n der ehemaligen „Kornkam- mer" Ostpreußen zu hören und Unverständnis darüber, daß die Menschen in dem einstmals an Erträgen reichen Land Entbehrungen erlei- den müssen.

Immer noch werden i n Ostpreußen N a h - rungsmittel produziert; allerdings gelangt ein Großteil davon i n den Export, u m die hohe polnische Auslandsverschuldung abzutragen.

Diese W a r e n müssen i m Ausland dann z u Niedrigstpreisen angeboten werden, u m auf dem überfluteten Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Parallel dazu wurden im Inland Preis- steigerungen von bis zu 200 Prozent durchge- setzt; die Folge war eine Abwertung des Zloty um 19 Prozent.

Hinter diesen nüchternen Ziffern verbergen sich allerdings Konsequenzen für unsere Landsleute. Besonders betroffen sind dabei jene, denen seit jeher unsere besondere Auf- merksamkeit gilt, nämlich die alten M e n - schen und die kinderreichen Familien. So spricht aus den vielen Briefen, die uns errei- chen, Resignation und Angst vor der Zukunft;

eine Hochzeit wird zum unlösbaren finanziel- len Dilemma, eine Krankheit gar zur Katastro- phe. Aber auch die kleinen Freuden, für uns selbstverständlich, sind unerfüllbar gewor- den: „So wie mir geht es wohl allen Großmüt-

tern", schreibt Frau D . aus Allenstein, „zu Ostern möchte m a n den Enkelchen etwas Süßes schenken. A b e r die heutigen Preise!

Und es gibt ja auch kaum etwas zu kaufen." „Ich bin jetzt 80 Jahre alt", heißt es in einem ande- ren Brief, „und wenn ich an meine Kinder u n d Enkelkinder denke, weiß ich oft nicht, wie es weitergehen soll. Aber jede Kleinigkeit v o n Ihnen ist eine Hilfe."

Unsere Aufgabe muß es also in diesem Jahr mehr denn je sein, unsere Landsleute mit ge- zielten Hilfeleistungen z u unterstützen. W i e die Vergangenheit allerdings gezeigt hat, ste- hen wir nicht alleine vor diesem Problem. Sie, liebe Leser, haben durch Ihre Unterstützung immer wieder geholfen, neue Wege der Hilfe- leistung z u erschließen.

So bitten wir Sie auch i n diesem Jahr wie- derum herzlich u m Sach- und Geldspenden für die Betreuung notleidender deutscher Fami- lien in Ostpreußen. Guterhaltene Bekleidung aller Art, aber auch Bettwäsche und Handtü- cher nehmen wir gerne zur Weiterleitung ent- gegen.

Für Geldzuwendungen können Sie den bei- liegenden Überweisungsvordruck benutzen oder diese auf unser Konto 195982 bei der Hamb. Landesbank B L Z 20050000 überwei- sen.

Sollten Sie den W u n s c h haben, mit einer ostpreußischen Familie in Kontakt z u treten oder eine Patenschaft z u übernehmen, wen- den Sie sich bitte an uns. Unsere Anschrift (auch für Sachspenden) lautet: Bruderhilfe Ostpreußen, Parkallee 86, 2000 Hamburg 13, Telefon 040/446541.

W i r sind sicher, daß es mit Ihrer Hilfe in die- sem Jahr trotz der geschilderten Umstände ge- lingt, unsere Betreuungsarbeit weiter auszu- bauen; dafür sagen wir Ihnen schon jetzt unse- ren herzlichen Dank.

Ihre Bruderhilfe Ostpreußen

Honecker persönlich!), vor allem aber harte Kritik des K G B ausgelöst. Während sich der Zweite Sekretär des Z K der K P d S U , Igor Ligat- schow, i m politischen Bereich zum Wortführer machte, übernahm der K G B - C h e f Viktor Tschebrikow persönlich, das Verhalten der DDR-Sicherheitsorgane, an Einzelfällen auf- gezeigt, als „unqualifiziert u n d nicht effektiv"

anzuprangern. In diesem Zusammenhang wurde das enge Zusammenspiel zwischen Li- gatschow und Tschebrikow, das auch für die zukünftige Position Gorbatschows (wie wie- derholt berichtet) v o n herausragender Bedeu- tung sein dürfte, erneut bestätigt. Tschebrikow erneuerte seine Forderung, potentielle

„Staatsfeinde" schon i m Vorfeld vermuteter Störaktionen auszuschalten. Die bisher in der DDR Festgenommenen bzw. auf andere Weise

„Erfaßten" seien in ein größeres „Umfeld" ein- zuordnen, das wiederum genügend Ansatz- punkte für Präventiv-Maßnahmen des Mf S bie- ten müßte.

Inzwischen hat sich in M o s k a u interne Kri- tik an Tschebrikow ergeben, die offenbar auch in Ost-Berlin nicht ohne Schadenfreude zur Kenntnis genommen wurde. Zunächst noch verhüllte Vorwürfe richteten sich gegen den K G B - C h e f i m Zusammenhang mit den

„nationalistischen Unruhen" i m Norden und vor allem im Süden der Sowjetunion. Das KGB habe offenbar weder den Zeitpunkt noch das Ausmaß des Aufruhrs in A r m e n i e n rechtzeitig erkannt und infolgedessen keine wirksamen vorsorglichen Maßnahmen getroffen. Es sei unbestreitbar, daß zahlreiche „Rädelsführer"

vorher bekannt waren.

W i e zu erwarten war, hat Tschebrikow nach dem massiven Eingreifen der Sicherheitskräf- te mit Massenverhaftungen reagiert. Westli- che Beobachter i n M o s k a u sind davon über- zeugt, daß Gorbatschow durch den Ausbruch der „nationalen Leidenschaften" neue Pro- bleme erwachsen sind: Es geht nicht nur um die Durchsetzung der wichtigsten Reformen, für die der Kremlchef persönliche Verantwor- tung trägt, sondern darüber hinaus u m die W a h r u n g der Einheit eines Vielvölkerstaates, die vor der Weltöffentlichkeit in Frage gestellt wurde. W i e aus M o s k a u hierzu noch ergän- zend berichtet wurde, haben hochrangige Re- formgegner in Moskau die Unruhen bereitsals

„gefährliche Folgen" v o n Verheißungen, Er- wartungen u n d Hoffnungen bezeichnet, die mit den Reformen geweckt wurden. pm

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Verbände des Agrarbündnis Bayern fordern Umbau der Tierhaltung, u.a.: mehr Unterstützung für Haltungssysteme mit Stroheinstreu, verbesserte Kontrollen von Schlachtkörpern

Quelle: Ernährung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau im Landkreis Landshut, Daten &amp; Fakten

(1713 bis 1740) hatte eine Leibwache aus sogenannten „Langen Kerlen&#34;, also durchweg Männern, die ein überdurchschnittliches Län- genwachstum erreicht hatten. Eines Tages sah

Und dann erzählt er, daß sie genügend Geld hätten, ein kleines Stück Land zu kaufen. „Du willst nicht i n der Stadt bleiben und Gärtner sein?&#34; Und über ihr Gesicht gleitet

Doch es zeigte sich, dass ein Ersatz von Palmöl einen massiv erhöhten Flächenbedarf zur Folge hätte, weil die anderen Öle nicht so ertragsreich sind.. Würde man Palmöl durch

Neun von zehn Rückenpatienten sind nach vier Wochen wie- der schmerzfrei, aber etwa zehn Prozent sind es auch nach über zwölf Wochen nicht. Das bio-psycho-soziale

Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei Magengeschwüren, Überempfi ndlichkeit gegen die Wirkstoffe, gegen andere Apiaceen (Umbelliferen, z. Anis, Fenchel), gegen Anethol (Bestandteil

Liegt neben einer erhöh- ten Talgproduktion zusätzlich eine Verhornungsstörung der Haarfollikel vor, kann der überschüssige Talg nicht mehr nach außen abgegeben werden