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Wie wir die Welt wahrnehmen - Experiment zu Wahrnehmung und Kommunikation

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Academic year: 2022

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Wie wir die Welt wahrnehmen – ein Experiment zu Wahrnehmung und Kommunikation

Ein Beitrag von Ottmar Jerke, Denzlingen

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icht immer sind wir uns als Lehrende unserer Wahrnehmung und Kommuni- kation vollständig bewusst. So geht es natürlich auch Ihren Schülern.

Dieser Unterrichtsvorschlag zeigt bekannte und vielleicht auch unbekannte Phänomene in der Kommunikation und Interaktion zwischen Men- schen auf. Ein Experiment verdeutlicht, wie ein- zigartig unsere Wahrnehmung ist. So trägt es zu mehr Empathie, Toleranz und Respekt vor fremden Sichtweisen bei und gibt eine mög- liche Antwort auf die Frage, wie Unterricht in Lerngruppen gelingen kann.

Das Wichtigste auf einen Blick

Klasse: 7/8

Dauer: 6 Schulstunden (Minimalplan: 3) Methoden:

Kommunikations- und Wahrnehmungs- übungen • Kommunikations- und Wahrneh- mungsexperiment

Ihr Plus: lexibler Einsatz der Übungen zur Kommunikation durch modularen Aufbau • Checklisten und Moderationsbeispiele für die Lehrkraft • weitere differenzierte Beob- achtungsbögen auf CD 7

Kompetenzen:

– die Ursache von Missverständnissen er- kennen und beheben können

– die Subjektivität unserer Wahrnehmung und die Einzigartigkeit der Menschen er- kennen

– bewusster und toleranter mit sich selbst und seinem Umfeld umgehen

– eigene Anliegen, seine Bedürfnisse und seine Empindungen präziser kommuni- zieren

– anderen besser zuhören Dein Weg – mein Ziel

© Thinkstock

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2 von 32 Wahrnehmung und Kommunikation (Kl. 7/8) Ich und die anderen 6

Worum geht es?

Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht den Umgang mit anderen Menschen. In der Interaktion kommt es jedoch immer wieder zu Missverständnissen und Störungen, wenn wir kommunizieren. Dies stellen Schülerinnen und Schüler1 zum einen im schulischen Alltag und im Unterricht fest, aber auch im nichtschulischen Alltag.

Es ist also hilfreich, sich über sein eigenes Kommunikationsverhalten bewusst zu werden. Das Experiment zeigt zudem, dass Missverständnisse selten auf böser Absicht beruhen, sondern oft der Subjektivität von Wahrnehmung geschuldet sind. So trägt das Experiment auch zu einem toleranten Umgang miteinander im Ethikunterricht bei.

* Im weiteren Verlauf wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur „Schüler“ verwendet.

Was müssen Sie zum Thema wissen?

Interaktion und Adaptation

Beim Mannschaftssport kennt man schon lange die Kompetenz der Adaptation an Spielsitu- ationen. Indem ein Spieler seinen Gegenspieler besonders gut beobachtet, kann er dessen wahrscheinlichstes Verhalten erahnen oder gar vorhersagen. So kann er besser bzw. Erfolg versprechend darauf reagieren. Die Adaptation bezeichnet also die Fähigkeit des Menschen, sich an seine soziale Umwelt anzupassen.

Diese Kompetenz hilft nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag bei der Kommunikation mit anderen Menschen. Denn jede Interaktion ist ein Zusammenspiel zwischen den Beteiligten und auch Teilnahmslosigkeit ist eine Art von Kommunikation – frei nach dem Kommunikationswis- senschaftler Paul Watzlawick (1921–2007) gilt: Man kann nicht nicht kommunizieren.

Die Einzigartigkeit unserer Wahrnehmung

Das Experiment verdeutlicht Lernenden wie Lehrenden die Einzigartigkeit unserer Wahrneh- mung und die eigene Kommunikationsfähigkeit. Es eröffnet sich eine neue Sichtweise auf und ein Verständnis für die eigene Lebenssituation und die Lebenssituationen anderer. Indem die Subjektivität von Wahrnehmung erkannt wird, nehmen die Toleranz und der Respekt anderen Menschen gegenüber zu.

Wie arbeiten Sie mit den Materialien?

Das Thema „Kommunikation und Wahrnehmung“ hilft dabei, einen angemessenen Umgangs- ton zu plegen und den Zusammenhalt der Klasse zu stärken.

Die Einheit sollte jedoch nicht zum Kennenlernen verwendet werden. Lernende und Lehrende sollten sich schon so gut kennen, dass die gruppendynamischen „Positionskampf“-Prozesse weitgehend abgeschlossen sind (das „Alpha-Tier“ ist bekannt etc.).

Eine weitere Möglichkeit zum Einsatz ist besonders dann gegeben, wenn es bei der Erarbeitung einer anderen Thematik zu Blockaden kam. Dann bietet sich die Optimierung der Schülerwahr- nehmung zur Vertiefung und zur Horizonterweiterung an.

Thematisch kann die Reihe lexibel eingebettet werden, das heißt, es ist eine Verbindung zu den unterschiedlichsten Lehrplaneinheiten möglich. Die Einheit ist insgesamt sehr schülerori- entiert und setzt ein gewisses Maß an Flexibilität der Lehrkraft voraus. Um dennoch auch den Lernenden den roten Faden aufzeigen zu können, bietet es sich an, die geplanten Module durch eine Mindmap zu visualisieren. Dies ermöglicht es zudem, die Ergebnisse der Schüler aus den Relexionsphasen, die jeweils nach einer Übung stattinden, mit einzuarbeiten.

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Die Einheit auf einen Blick

1. und 2. Stunde: Übungen zur Kommunikation (Anleitungen für die Lehrkraft)

Material Verlauf und Kompetenzen Checkliste

M 1

M 2 M 3

M 4

M 5 M 6

M 7

Übung: Zuhören

Training des aufmerksamen Zuhörens durch Vorlesen rückwärtsgeschriebener Wörter in Partnerarbeit.

Übung: Emotionen

Wie mime ich ein Gefühl? – Gefühlskarten

Pantomimische Darstellung von Gefühlszuständen mit- hilfe von Gefühlskarten im Plenum und in Gruppenar- beit.

Übung: Artikulation

Erlernen einer präzisen Ausdrucksweise durch das Sam- meln und Interpretieren von Synonymen im Plenum.

Übung: Aktiv – Passiv

Aktivität und Passivität im Tagesverlauf – ein Ziffern- blatt

Relexion der eigenen Aktivität und Passivität durch das Notieren von aktiven und passiven Phasen im Tages- verlauf.

Übung: Zielorientierung

Finden einer zielorientierten Strategie, um einen Partner zum Öffnen seiner Faust zu bewegen.

M 1–M 7 vorbereiten ggf. Arbeitsaufträge auf CD 7

ggf. farbige Gefühls- karte M 3, CD 7

3. und 4. Stunde: Ein Experiment

Material Verlauf und Kompetenzen Checkliste

M 8 M 9

M 10–M 15

M 16 M 17

M 18 M 19

Beschreibung des Experiments Verlauf des Experiments

Anleitung und Checkliste sowie Anleitung und Modera- tionsbeispiele für die Lehrkraft.

Stadtpläne

Drei Stadtpläne (A, B und C) in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für das Experiment.

Allgemeiner Beobachtungsbogen Beobachtungsbogen: Zuhören

Ein Beobachtungsbogen für ein geübtes (M 16) und ein differenzierter für ein ungeübtes Publikum (M 17).

Auswertung des Stadtplan-Experiments Was zeigt das Experiment für den Alltag?

Impulse und Fragestellungen für die Relexion des Ex- periments im Plenum (M 18). Tafelbild zur Zusammen- führung der Erkenntnisse (M 19).

M 8 und M 9 vorbe- reiten

M 10–M 19 in ausrei- chender Anzahl kopie- ren

weitere Beobach- tungsbögen auf

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CD 7

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5 von 32 Ich und die anderen 6 Wahrnehmung und Kommunikation (Kl. 7/8)

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5. Stunde: Wirklichkeitskonstruktionen

Material Verlauf und Kompetenzen Checkliste

M 20 Der Eisberg

Beschreibung eines Fotos „Spitze des Eisbergs“ als as- soziativer Einstieg.

M 20 in Klassenstärke

M 21 Wie real ist die Realität?

Bearbeitung eines Sachtextes über die Wahrnehmungs- fähigkeit des Menschen aus naturwissenschaftlicher Perspektive.

M 21 in Klassenstärke ggf. Originaltext auf CD 7

Dieses Symbol verweist auf die Methodenkärtchen im Methodenpool ETHIK auf der CD 7.

Niveaus der Übungen: µ µ µ erhöhtes Niveau – µ µ mittleres Niveau – µ einfaches Niveau.

So können Sie kombinieren und kürzen

Wenn Sie nur drei Stunden zur Verfügung haben, können Sie so die wichtigsten Inhalte bear- beiten:

– Verwenden Sie ausgewählte Übungen (M 1–M 7) in einer Einzelstunde.

– Führen Sie das Experiment (M 8–M 19) in einer Doppelstunde durch.

Auf der CD 7 inden Sie alle Materialien im Wordformat, die Methodenkärtchen sowie folgendes Zusatzmaterial:

• Stunde1-2_gesammelte_Arbeitsauftraege_fuer_die_Schueler.doc

• M3_Gefuehlskarten_farbig.pdf

• M17: Beobachtungsbogen_Emotionen.doc, Beobachtungsbogen_Artikulation.

doc, Beobachtungsbogen_Aktiv-Passiv.doc, Beobachtungsbogen_Zielorientie- rung.doc

• M21_Originaltext_Wie_wirklich_ist_die_Wirklichkeit

CD 7

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M 1 Übung: Zuhören

Zielsetzung: Win-win-Situation für die Schülerpaare: Es gibt keinen Verlierer, sondern beide Lernpartner ziehen ihren Nutzen aus der Übung und erleben einen Lerneffekt (Hören).

Sozialform: Partnerarbeit.

Zeit: 5–10 Minuten.

Material: Jeder Lernende benötigt einen Stift und ein Blatt Papier.

Durchführung 1. Bildet Paare.

2. Notiere drei alltägliche, bekannte Begriffe mit drei bis zehn Buchstaben nebeneinander auf deinem Blatt. Dein Partner darf diese Begriffe nicht sehen.

3. Schreibe dieselben Begriffe jeweils rückwärts darunter.

4. Lies deinem Partner die rückwärtsgeschriebenen Begriffe langsam und deutlich vor. Dein Partner errät das Wort. Du darfst die Begriffe zwei- bis dreimal wiederholen.

5. Wechselt die Rollen, sodass nun dein Partner seine Begriffe vorliest und du rätst.

Beispiel

Wort Haus Buche krank Fieber Tollpatsch

Rückwärts suah ehcub knark rebeif hcstapllot

Lautschrift [sua:(h)] [e:kub] [knark] [rebajf] [hkstaplot]

Impulse für die Reflexion

• Schildere deine Eindrücke. Wie hast du dich während der Übung gefühlt?

• Welche Erkenntnisse ziehst du aus der Übung?

Mögliche Erweiterung

Im Plenum oder als vertiefende Einzelarbeit werden die Geräuschquellen (auch Sprechen) ei- nes ganzen Tages oder eines Schultages gesammelt und in einem Zeitstrahl dargestellt. Dabei werden Dopplungen und Vervielfachungen markiert.

Dies ist nur eine mögliche Umsetzung, die Ihnen als Beispiel dient. Geben Sie den Lernenden keinen Zeitstrahl vor, damit diese möglichst kreativ an die Aufgabe herangehen. Sie werden von der Vielzahl und Verschiedenheit der Ergebnisse überrascht sein.

Die Erkenntnisse können in manchen Klassen mitunter alarmierend oder beängstigend sein. So

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9 von 32 Ich und die anderen 6 Wahrnehmung und Kommunikation (Kl. 7/8)

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Wie mime ich ein Gefühl? – Gefühlskarten M 3

Glück Wut

Überraschung Enttäuschung

Angst Sättigungsgefühl

Langeweile Trauer

Erleichterung Nervosität

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M 7 Übung: Zielorientierung

Zielsetzung: verantwortungsbewusster Umgang mit dem Gegenüber Sozialform: Partnerarbeit

Zeit: etwa 5 Minuten

Material: Es wird kein Material benötigt.

Durchführung

1. Bildet Paare.

2. Person A macht eine Faust.

Person B versucht, Person A zum Öffnen der Faust zu bewegen.

• Alternativ zu den Paaren können Dreiergruppen gebildet werden, sodass eine Person die Beobachterrolle übernimmt.

• Sollten einige Schüler sehr aggressive Methoden anwenden, unterbrechen Sie diese Übung.

Normalerweise genügen allgemeine Hinweise, dass Sie die Lernenden gesund in die Pause schicken möchten. Eventuell müssen jedoch ausdrücklich Methoden ausgeschlossen wer- den, die Schmerzen verursachen. Die Lernenden sollten auf der verbalen Ebene bleiben. Die andere Person zu kitzeln, ist ein Grenzbereich, der bislang als harmlos und gewinnbringend für die Übung erlebt worden ist.

Wichtig: Geben Sie den Schülern keine Ideen vor! Die Lernenden sollen selbst eine geeignete Möglichkeit suchen und inden, damit ihr Partner die Faust öffnet.

Beispiele

• „Ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich, wenn du längere Zeit deine Hand zur Faust geballt hältst, das kostet dich viel Kraft und womöglich verkrampfst du.“

• „Na so dumm wäre ich nicht, dass ich dieser unvernünftigen Aufforderung auch noch nach- kommen würde. Ich inde, das sieht richtig lächerlich aus.“

• „Wenn du die Faust öffnest, gebe ich dir etwas von meiner mitgebrachten Schokolade ab, ich weiß, das ist deine Lieblingsschokolade.“

• „Wenn du die Faust nicht sofort aufmachst, dann lasse ich dich nie wieder meine Hausauf- gaben abschreiben.“

• „Die Aufgabe habe ich voll durchschaut, die Lehrerin will doch nur, dass wir Stress mitei- nander bekommen, damit sie mit uns das Thema „Gewalt“ besprechen kann. Du wirst ja wohl auch keinen Bock auf Stress haben! Das traue ich dir zumindest nicht zu.“

Impulse für die Reflexion

• Schildere deine Eindrücke. Wie hast du dich während der Übung gefühlt?

• Beschreibe deine Strategie, um deinen Partner zum Öffnen der Faust zu bewegen.

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16 von 32 Wahrnehmung und Kommunikation (Kl. 7/8) Ich und die anderen 6

M 8 Beschreibung des Experiments

Zielsetzung

Die Übung zeigt die Grundstrukturen menschlicher Wahrnehmung auf und verdeutlicht sie den Lernenden auf vielschichtige Weise. Daher ist ein besonderer Fokus auf die Reflexionsphase zu legen. Die Schüler sollen sich bewusst werden, wie wichtig es ist, sich mit seinen Mitmenschen auf gemeinsame „Startpunkte“, gemeinsame „Maßeinheiten“ und gemeinsame „Koordinaten“

zu einigen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Gegenstand

Zwei Probanden erhalten jeweils eine Version eines Stadtplans. Ein Proband ist ein „Fremder“, der sich verlaufen hat. In seinem Plan ist ein Weg eingezeichnet, den er dem anderen Proban- den, dem „Einheimischen“, beschreiben soll. Durch unterschiedliche Details in den beiden Versi- onen des Stadtplans – zum Beispiel Symbole an verschiedenen Stellen – und unterschiedliche Startpunkte sind die Lernenden dazu aufgefordert, einen Weg zur Verständigung zu finden.

Zeit: 60–90 Minuten (nicht darunter kalkulieren, dies geht sonst zulasten der Reflexion).

Personen: mindestens 8–10 Personen, ideal sind Klassen ab 20 Schülern.

Material

 2 Tische und 2 Stühle für die Probanden

 2 Overheadprojektoren oder 2 Visualizer und 2 Beamer

 Stellwand oder Sichtschutz, der zwischen den Probanden aufgestellt wird

 2–4 Kartensätze auf Folie (je eine Karte „Einheimischer“ und „Fremder“ einer Stadt)

 wasserlöslicher Folienstift

 2 Blätter Papier zum Abdecken der Stadtpläne

 je ein Beobachtungsbogen für die übrigen Schüler der Klasse (M 16 oder M 17, weitere Vorlagen auf CD 7)

Aufbau für das Experiment

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Verlauf des Experiments M 9

Suchen Sie in der Klasse mindestens vier, maximal acht Probanden für „ein interessantes Experiment“. Schicken Sie die Probanden mit folgender Aufgabenstellung vor die Tür:

Entscheidet paarweise, wer von euch „Einheimischer“ und wer „Fremder“ in einer Stadt ist.

Weihen Sie die übrigen Schüler als Beobachter in das Experiment ein:

Ihr seid die Beobachter. Eure Aufgabe besteht darin, das Geschehen genau zu notie- ren. Es ist sehr wichtig, dass ihr euch Notizen macht, weil ihr in kurzer Zeit sehr viele Informationen erhalten werdet. Nutzt hierzu bitte euren Beobachtungsbogen.

Bei diesem Experiment kommt es besonders auf eure Auffassungsgabe an! Bitte nehmt eure Aufgabe ernst und folgt dem Versuchsverlauf konzentriert. Wichtig ist während der gesamten Zeit, dass ihr den Versuchspersonen keinerlei Tipps oder Hilfen gebt, auch wenn diese direkte Fragen stellen. Stört die Versuchspersonen bitte nicht durch Lachen oder Ähnliches.

Teilen Sie die Beobachtungsbögen aus. Diese sind nach Niveau differenziert. Geübten Schülern genügt ein allgemeiner Bogen (M 16), während ein ausdifferenzierter Bogen (M 17 und weitere Vorlagen auf CD 7) zu tieferen Einsichten in der Reflexionsphase ver- hilft. Die differenzierten Beobachtungsbögen werden arbeitsteilig bearbeitet. Fragen Sie die Schüler, wer welchen Bereich (Zuhören, Emotionen, Artikulation, Aktiv – Passiv, Ziel- orientierung) beobachten möchte.

Bitten Sie das erste Probandenpaar herein und begleiten Sie es direkt zu den Plätzen. Erst dort erklären Sie die Aufgabe, wobei Sie das Abdeckblatt von den Stadtplänen nehmen.

Hinweis: Es ist empfehlenswert, mit dem erhöhten Anforderungsniveau zu beginnen. Auf diese Weise sind die Beobachter besonders aufmerksam und das Experiment bringt die gewünschten Verhaltensweisen zutage.

Du bist der „Fremde“. Du hast dich in dieser Stadt verlaufen und rufst einen einheimi- schen Bekannten an. Deine Aufgabe ist, dem „Einheimischen“ den Weg zu erklären, den du laut Stadtplan gegangen bist. Dies ist dein Startpunkt (auf Startpunkt zeigen).

Erkläre deinen Weg so, dass dein Partner deinen Weg auf seinem Stadtplan nach- zeichnen kann.

Du bist der „Einheimische“. Deine Aufgabe besteht darin, mit dem Folienstift den Weg des „Fremden“ im Stadtplan einzuzeichnen. Du gehst davon aus, dass das der Startpunkt ist (auf Startpunkt zeigen).

Ihr beide habt ab jetzt 5 Minuten Zeit, um den genauen Weg bis zum Zielpunkt zu erklären bzw. einzutragen.

Hinweis: Es ist für die Reflexion wichtig, dass dem „Einheimischen“ bereits in der Ansage die Möglichkeit eines anderen Startpunktes kommuniziert wird. Dies darf jedoch keines- falls hervorgehoben oder besonders betont werden. Vertrauen Sie Ihrer Ansage, denn sofern die Probanden dieses Experiment noch nicht kennen, werden sie Ihre Direktheit nicht bemerken und selbst auf die Suche nach dem richtigen Startpunkt gehen.

Wiederholen Sie das Experiment mindestens noch zweimal, am besten zuerst mit dem mittleren Anforderungsniveau, dann mit dem einfachen Niveau. Die Probanden, die das Experiment beendet haben, werden ebenfalls zu Beobachtern. Weisen Sie sie darauf hin, dass Hilfestellungen nicht erlaubt sind!

Auswertung (M 18).

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µµµ M 10 Stadtplan A – Einheimischer

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Was zeigt das Experiment für den Alltag? M 19

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30 von 32 Wahrnehmung und Kommunikation (Kl. 7/8) Ich und die anderen 6

M 21 Wie real ist die Realität?

Schon der Begriff „Sinnestäuschung“ legt es nahe: Unsere Sinne zeigen uns nicht die Realität.

Text: Kristina Petry, nach Hoimar von Ditfurth.

1

Zeichne eine Skizze mit dem Lichteinfall im Kopfquerschnitt mit Auge, Gehirn, Sehrinde usw. Markiere, wo der angenommen rote Lichtstrahl „rot“ ist.

2

Erkläre, was im Text mit dem Begriff „naiv“ gemeint ist (Zeile 25).

Es gibt Menschen, die nur an das glauben, was sie anfassen, sehen, hören oder schmecken können. Doch ist das die ganze Wirklichkeit? Viele Argumente sprechen dagegen. Denken wir zum Beispiel über folgende Frage nach: Würde es im Weltraum dunkel, wenn es keine Augen mehr gäbe?

„Hell“ und „dunkel“ sind keine Eigenschaften der Welt, sondern „Seherlebnisse“. Dabei tref- fen Wellen, die zwischen 400 und 700 millionstel Millimeter lang sind, auf unsere Netzhaut im Auge. Von dort werden sie als elektrische Impulse zur Sehrinde im hinteren Teil unseres Gehirns weitergeleitet. Was dann geschieht, ist den Forschern noch unbekannt. Sicher ist, dass auf der Sehrinde kein Bild entsteht und dass es auf dem Weg zur Sehrinde nicht hell wird. Also kann es auch im Weltraum nicht hell sein, obwohl wir optisch Helligkeit erleben.

Dunkel ist der Weltraum aber auch nicht, denn wenn es Helligkeit nicht geben kann, kann es auch ihr Gegenteil, die Dunkelheit, nicht geben.

Wir nehmen an, dass es Wellen unterschiedlicher Länge gibt, von denen unsere Augen aber nur einige erkennen. Aus ihnen macht das Gehirn dann optische Seherlebnisse, die für uns hell oder dunkel, rot oder blau sein können. Dabei bildet das Gehirn die Wirklichkeit nicht ab, sondern interpretiert sie. Eine Wellenlänge von 700 millionstel Millimetern zeigt unser Gehirn uns als rot, aber sie ist nicht rot.

Dass es noch weitere Wellen gibt, wissen wir zum Beispiel vom Röntgen. Hier erlaubt es uns der technische Fortschritt, diese Wellen auf andere Weise wahrzunehmen als mit den Augen. Wir erkennen es auch daran, dass wir manche Wellen als Wärme mit der Haut wahr- nehmen, die für unsere Augen nicht existieren.

Das heißt: Obwohl alles Wellen sind, reagieren verschiedene Sinneszellen darauf, je nach Wellenlänge. Manche Wellen erleben wir als Licht, andere als Farben oder als Wärme. Für andere wiederum haben wir keine Sinneszellen, wir nehmen sie gar nicht wahr. Wer nur an das glaubt, was er sieht, hört oder schmeckt, ist naiv.

Dies hat bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. der Philo- soph Platon erkannt: Wir nehmen nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit wahr und dieser Teil kommt bei uns verfälscht an. Platon entwickelte das Höhlen- gleichnis. Demnach leben die Menschen wie Ge- fangene in einer Höhle, die mit dem Rücken zum Eingang angekettet sind. Sie sehen nur die Schatten der Dinge, die vor dem Höhleneingang passieren.

Da sich die gefangenen Menschen nicht zum Ein- gang umdrehen können, halten sie diese Schatten für die Wirklichkeit.

Platon meinte, er als Philosoph müsse den Menschen die Wahrheit sagen, dass ihre Wirk- lichkeit nur aus Schatten besteht. Damit begründete er innerhalb der Philosophie die so- genannte „Erkenntnislehre“ oder „Erkenntnistheorie“. Die Wissenschaftler dieser Richtung untersuchen unsere Erkenntnis und unsere Erfahrungen über die Welt.

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