MASTER NEGATIVE
#COLUMBIA UNIVERSITY LIBRARIES PRESERVATION DIVISION
BIEJLIOGRAPHIC MICROFORM TARGET
ORIGINAL MATERIAL AS FILMED
-EXISTING BIBLIOGRAPHIC RECORD
Box
53Dimitrescu, Jon Gr 1889- Die grossinduotrio Rumäniens, 1914,
80 p, 24 cm,
Thesis, Bonn, 1914.
Bonn, Ludwig,
n
RESTRICTIONS ON USE:
Reproductionsmaynotbemadewithoutpermission fromColumbiaUniversity Libraries.TECHNICAL MICROFORM DATA
FILM SIZE: REDUCTION RATIO: / /:/ IMAGE PLACEMENT:
lA / IB IIBDATE FILMED:
lgINITIALS: 4P
TRACKING #
:2S5riii
FILMED BY PRESERVATION RESOURCES, BETHLEHEM, PA.
i-l.'
/-
'•/
I
f.
1
ZÜ^±i Mua
X•Die Großindustrie
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung der Doktorwürde
genehmigt
vonder philosophischen Fakultät der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn,
Vorgelegtvon
Jon
Gr.Dimitrescu
aus Bukarest.
Promoviertam31.Juli1914.
Bonn1914 Druck vonHeinrichLudwig Spezial'DruckereifürDissertationen.
ViJ
Berichterstatter:
Professor Dr.
Hermann Schumacher,
MitGenehmigung der Fakultät
kommt
hier nur der<rsteTeildereingereichtenArbeitzumAbdruck, DerRest
’Hrd unter
dem
alten Titel erscheinen.Staates,wieesRumänien war undnochist,
—
-Trotzdemgibt es bisheutenoch keineeinzige objektiveDarstellung der Entwicklungsmöglichkeit des gewerblichen Kapitalismusin Rumänien, Vielmehrist dasProblemindieserWeisenoch nichtgestelltworden;man
begnügtesich mit der Aufstel- lungvon Tatsachenmaterial, ohne dessenBedeutunginner- halb desgesamten Wirtschaftslebens genug zu würdigen,—
Um
derLösung derFrage etwas näher zukommen, haben wiresversucht, eineGesamtdarstellung der Entwicklung der rumänischen Industrie inihremZusammenhänge mitdem
i, politischen,ökonomischen undfinanziellenLeben Rumäniens zu geben. DievollständigeLösungderAufgabe im
Rahmen
einerInaugural-Dissertationwarunmöglich. DashierDar- gebotenesollnuralseinemöglichstalleSeitendesProblems
j umfassendeSkizzegelten. KeineeinzigeFrageist in der Tiefe ihrer allseitigenKonsequenzenbehandeltworden und konnteesauchnicht.
Aus
dem
Inhalt vorliegender Arbeitwerden sich fol- gendedreiTatsachen ergeben:1,
Daß
eineGroßindustrieinRumänien vorhandenist, IhreDaseinsberechtigungschlechthinzubestreiten,wie esvonmanchenSeiten geschieht, heißt, dieschon von der Großindustrieeingenommenewirtschaftliche Stellungvoll- ständig verkennen. Eskannsich nurdarumhandeln, eine den besonderen Verhältnissen des Landesangepaßte Len- kungderindustriellenProduktivkräfte anzustreben.f j"
INTENTIC NAL SECOND EXPOSURE
Berichterstatter
:
Professor Dr.
Hermann Schumacher,
MitGenehmigung der Fakultät
kommt
hier nur der erste Teilder eingereichten Arbeitzum
Abdruck. DerRest wird unterdem
alten Titel erscheinen.VORWORT.
Eine nicht wenig umstrittene Frage der rumänischen Volkswirtschaftspolitikistdieder Berechtigungeiner natio- nalenIndustrie innerhalbeinessoausgesprochenen Agrar- staates,wieesRumänien war undnochist,
—
-Trotzdemgibt es bisheute noch keine einzige objektiveDarstellung der Entwicklungsmöglichkeit des gewerblichen Kapitalismusin Rumänien, VielmehristdasProblemindieserWeisenoch nicht gestelltworden;man
begnügtesich mit der Aufstel- lung von Tatsachenmaterial, ohne dessenBedeutunginner- halb des gesamten Wirtschaftslebens genug zu würdigen,—
Um
derLösungder Frage etwas näher zukommen, haben wires versucht, eineGesamtdarstellung der Entwicklung der rumänischen Industrie inihrem Zusammenhänge mitdem
politischen,ökonomischen undfinanziellenLeben Rumäniens zu geben. DievollständigeLösungderAufgabe im
Rahmen
einerInaugural-Dissertationwarunmöglich. DashierDar- gebotenesollnurals einemöglichstalle SeitendesProblems umfassendeSkizzegelten. KeineeinzigeFrageist in der Tiefe ihrer allseitigenKonsequenzenbehandeltworden und konnteesauchnicht.
Aus
dem
Inhalt vorliegender Arbeit werden sich fol-gendedreiTatsachen ergeben:
1,
Daß
eine GroßindustrieinRumänien vorhandenist, IhreDaseinsberechtigungschlechthinzubestreiten,wie esvonmanchenSeitengeschieht, heißt, dieschon von der Großindustrieeingenommene wirtschaftliche Stellungvoll- ständig verkennen. Es kannsichnurdarumhandeln, eine denbesonderen Verhältnissen desLandesangepaßte Len- kungderindustriellenProduktivkräfte anzustreben.—
4—
2.
Daß
ein verfrühtesEingreifen derstaatlichenIndu- strieförderung im Verhältnis zu den Industrialisierungs- bedingungen desLandesstattgefundenhat.Wenn
wirinBezugaufdas innere Verhältnis derGroß- industriezuihrenExistenzbedingungen behaupten können, daßsieeineverfrühtegewesenist,müssenwir jedochher- vorheben,daß,wennwir das äußere Verhältnis derGroß- industrie inBetrachtziehen, dieselbe alssegensreichfür die Versorgung desLandesmit nationalen Erzeugnissensich er- wiesenhat.Weiter wird sich ergeben, daß von den dreiVoraus- setzungen des gewerblichen Kapitalismus Absatzmarkt, ArbeiterschaftundKapital
—
dieerste nur langsamsich entwickelte unddeshalb keine sichereGrundlage für die Großindustrie der 80er Jahre bilden konnte; daßvoneiner Arbeiterschaftbisheute nochkaum
dieRedeseinkann;daß endlich dieKapitalversorgung desLandes nur durch aus- ländische Mitwirkungsich vollziehenkonnte.3.
Daß
einigeIndustriezweige nurkünstlich—
durch ZuwendungstaatlicherBegünstigungen sich als lebens- fähigerwiesen haben.Von
den drei Kategorien von Fabriken—
staatliche, unbegünstigte(landwirtschaftliche)undbegünstigte—
haben sich diebeidenersten ohne fremdeHilfe entwickelt. Die staatliche Industrie hattezurGrundlagedenfesten,ständig wachsenden,staatlichenBedarf, sodannin einigenZweigen diemonopolistische Beherrschung des Inlandsmarktes; die festeGrundlageder nichtbegünstigtenIndustrie lag in einer großenMengelandwirtschaftlicherProdukteundeiner stän- digsteigenden Nachfrage nachdiesen.Die begünstigte Indu- strienimmtalssolche eine Sonderstellungein. Ihr fehlte anfangseinegenügendenatürlicheGrundlage. Nachdem
Industrieförderungsgesetz von1887sollten ebensowohl zu- kunftsvolleIndustriezweige, wie dieHolz- undPetroleum- industrie,alsauch unsichere Zweige, wie dieMetall- und Textilindustrie,unterdieselbenBegünstigungengestelltwer- den.An
Stelle einer planlosen,undifferenzierten Begünsti- gung hätteeine planvolle,denvorhandenenProduktivkräf-5
—
tendesLandesRechnungtragende Industrieförderungspoli- tiktretenmüssen. DieserAnforderungentspricht teilweise das Industrieförderungsgesetz von1912.Immerhinverharren heutenocheinigeIndustriezweigeinderkritischenLageder Ungewißheit, obsiesichauseigenen Kräften jemals behaup- tenundder ausländischenKonkurrenzstand halten werden.
Diese FragebleibtnochoffenundwirdihreLösungerstnach Ablauf derneuen Begünstigungsperiode erfahren.
EINLEITUNG.
I
t .
«
')
1
Die wirtschaftliche und politische Entwick- lung Rumäniens
bis 1866,. 1. „AlsVolkvon Bauern undHirten, soerscheintdas rumänischeVolkan der SchwelleseinerGeschichte"^).
Und
wenneskeinescharfeTrennungzwischenBauern undHir- tengibt,somuß
doch betont werden, daßdieRumänen
im allgemeinen kein Hirtenvolk sind. Die ursprüngliche, bis aufden heutigen Tag charakteristischeForm
des gemein- samen ZusammenlebensderRumänen
istdasDorf,und„die Hauptbeschäftigung derDorfbewohner ist dieBearbeitung der Erde, dieschwere, heiligeKultur desBodens“^). In diesenDörfernverfertigtesich,wieesvon einem Volke, das inprimitiven Kulturverhältnissenlebt,nichtanders zu er- wartenist,derBauerselbstalles,waserbraucht. Eswurde allerdingsauchHandelgetrieben, inden Dörfern,sodannin denjenigenOrtschaften,wo
sich die Bewohner mehrerer Dörfer an großen Festenzusammenfanden,schließlich inden Städten,dieschonim14.Jahrhundert bestanden haben,und über welche Jorga folgendesberichtet:,,Am Scheideweg zwischen Abend- und Morgenland wurdedieEntwicklung der Städte durch den Verkehr zwi- schen den beidenWeltenbedingtundvollzog sichmitHilfe der Vermittlerbeider, derSiebenbürger Sachsen,dennder Deutsche gehtnichtüberdieKarpathen undderTürkever- bleibtinBukarest.“
2, Nochbisindas 19. Jahrhunderthineinbefand sich Rumänienauf der Stufe desAckerbauesundderViehzucht, meist der Naturalwirtschaft, d. h,inderPeriode deslokal gebundenenVerkehrsundder geschlossenen Hauswirtschaft.
DiepolitischeAbhängigkeit vondenTürken, unter der Jahrhunderte hindurch Land und Volk geknechtet wurde
1)N.Jorga,Geschichte des rumänischenVolkes,Bd.IS,148.
2)N.Jorga,a.a.0.S.5, 3)N,Jorga,BrasovulsiRomaniiS.12.
8
und verarmte, einerseits und diekleine Bevölkerungszahl anderseitssinddieUrsachen, daßbisMitte des 19, Jahr- hundertsdieökonomische Entwicklung der Fürstentümerso rückständig gebliebenist.
Vom
16. Jahrhundert ab standen dieFürstentümer untertürkischerOberhoheit. Im ganzen 17. und 18. Jahrhundertbildet dieGescliichtederLänder einefortlaufende Reihe vonblutigenKämpfengegen innere und äußere Feinde, Die Nation verblutetimKampfe
für ihreUnabhängigkeit. Esfolgtdie Zeitder phanariotischen Fürsten im18. Jahrhundertundweiterhindiewiederhol- tenrussischen BesetzungenbiszumKrimkriege(1853). Bis indie50er JahrewardasLandnoch wenig bevölkert-). Für das Jahr 1844, nach der damals stattgefundenen zweiten Zählung,wurdedieEinwohnerzahlauf 3,5 Mill,Menschen berechnet. Sie stieg 1854 auf4 Mill., 1859 auf4,2Mill.Menschen^), waseineBevölkerungsdichte von30,5Einwoh- nerpro Quadratkilometerbedeutet.
Überden Zustand der FürstentümerEnde des18.und Anfangdes19. Jahrhunderts geben unsdieBeschreibungen ausländischer Reisendereinklares Bild,
1)Griechen aus Phanar,einerVorstadt Konstantinopels,alsDol- metschergeschätzt.
2)Früher schon(1789)führt Carras, „Geschichte derMoldauund der Wallachei“,S.117,aus;„Die gesamten Einwohner beider Länder, Weiberund Kinder mitgerechnet, mögen sich bis auf 500000 be- laufen.“ Etwas später (1835) schätzt Neig ebaur, ,,Beschreibung derMoldau und Wallachei“,dieEinwohnerzahl beider Fürstentümer auf1,5MillionenSeelen,
DieersteZählung von1837
—
38ergabeine Gesamtzahl von2,9 Mill. Menschen; nach JonGhica
Convorbiri Economice, Bd. II S.266,sollsie1832schon 3,5Mill. Menschenbetragen haben.Wieersichtlich, sind die genauen Verhältnisse aus dieserZeit nicht feststellbar,dadieTechnik der Volkszählungen noch rückständig ist. EswerdendieFamilienhäuptergezählt,deren Zahlmit 5(Fami- lienmitglieder) multipliziertwird.
3)P.S.Aurelian,TeraNostra, Seite13. Damit scheinendie Zahlen von Jon
Ghica
nicht übereinzustimmen, a. a. 0., Bd. II S,431,derfürdas Jahr1859,nach der damals stattgefundenen Zäh- lung, dieZahl3,9Mill.angibt. Erfügtaberhinzu,„obwohlichge- neigt binzuglauben,daßdieZählungvon1859 dieEinwohnerzahlzu niedrigschätzt,könnteichdennochnichtbehaupten, daßdiegenaue Zahl weit über4 Mill. hinausginge,“9
Schon etwas früher schrieb
Raicevich’)
im Jahre 1789:,,EsgiebtinderMoldau undWallachei nurMönche, Bojaren,dieGrundbesitzerundBearbeiter derGründe,alle Sklaven von einem Despoten,dem
SklaveneinesTyrannen.Die
Rumänen
fliehendie Arbeit,so sehrsie nur können;dennsie wissen,daß sie
um
somehr abgeben müssen, jemehrsiebesitzen. DahersindsieohneIndustrie."
Um
dieselbe Zeit schreibtGeneral de Bauer")
(1778): ,,Lesmetiers
meme
lesplus necessaires sont egale- mentnegliges.“Und C
ar ras•'*)berichtetvon den großen Städten,sie seien„kaummitden schlechtesten Dörfern Frankreichsund Deutschlands zuvergleichen,"EtwasspäterberichtetH.v,
M
o11keÜ-' ,.DiePhysio- gnomie diesesLandes trägt die furchtbarenSpuren einer langen Knechtschaft. Zur Hälfte noch inTrümmern
und Schutthaufen liegen die Städte ohne Mauern, ohne Tore;denn jede Gegenwehr war bisher Verbrechen gewesen,"
,(Vorwerke,Mühlen, Wirtschaftshäuser, Alleen, Anpflan- zungen,Brückenoder Schlössererblickt
man
währendgan- zer Tagereisennicht."Und
E,Thouvenel
^) schreibt:,,Lesol delaValachienedemandequ’äproduire,maison ne rencontre qu’ä de bien longsintervallesquelqueschamps de mais ou deble. Lesvillages, fort distantslesuns des autres,nesontpourlaplupart que desamasde cabanes,"
,,Danschaque menage valaque, la femme tisse elle-meme une toilegrossiere, donteile fait ensuitedes vetementsä son marietä ses enfants: mais on peutdirequ’iln’existe pointdefabriquesen Valachie;touslesobjetsmanufactures se tirentdel’etranger."
1)RaiceVich,Bemerkungenüber dieMoldauund Wallachei, 1789,S.48u,60.
2)G.deBauer,Memoireshistoriquesetgeographiquessurla Valachie(Paris1778),S.23 (beiMagiaru,a.a.0.).
3)N,Carras,Beschreibung der FürstentümerMoldauundWal- lachei(Wien1787),S,170(beiMagiarua.a.0.).
4)Helmuthv,
M
o11ke,BriefeüberZuständeund Begebenheiten inder Türkeiausden Jahren 1835bis1839 (Berlin 1841),S.5,8.5)EdouardThouvenel,La Valachie en1839(Revue des deux mondesvom15.Mai1839,S.568).
—
10—
Alle Reisendenstimmen darinüberein, daßRumänien
bis indie70er Jahrehinein wirtschaftlichkeinenFortschritt erlebte,
3.
Am
Anfangdes19,Jahrhundertswarendieproduk- tivenKräfte desLandesin derHauptsachenochinAcker- bau undViehzuchttätig. AllmählichgewannauchHandel undGewerbean Bedeutung, Die Ursache desschlechtund rückständig betriebenenLandbauesfandmitRechtCarras’) darin:„Bauernsuchen nursovielzuernten, alssiebrauchen, weilsiebefürchten müssen, der Überflußmöchteihnen von ihrenHerren,die stetsdarauf bedachtsind,daßihreUnter- tanengenau nursovielbesitzen, alssie,um
nichtHungers zusterben, von nöten haben,entrissenwerden," Zur Ein- schränkung desAckerbauestrugauch das Vorkaufsrecht der Türkei an den Bodenerzeugnissen der Donaufürstentümer bei,kraftdesseneineAusfuhrnicht stattfinden durfte,bevor dieTürkei ihren Bedarf gedeckthatte. Erst 1829 wurde dieses Vorkaufsrecht beseitigt. In Bezugauf dieVieh- zucht
hatman
berechnet,daßaus der Wallacheijährlich 30000Ochsennach Konstantinopel getriebenwurden; die Moldau ihrerseits schickte 20 000 Ochsen und 5—
6000 Pferde nach Polenund Schlesien-), Eswurden jährlich mehrere Millionen Schafe nach Konstantinopel verkauft Erst seitdem
Friedenvon Adrianopel 1829, als das Vor- kaufsrecht der Türkei beseitigt wurde, datiert der Auf- schwungder Landwirtschaftindiesen Ländern.DieLage des rumänischen
Handels
in der ersten Hälfte des19.Jahrhunderts kennzeichnetsich durch einen geringenKonsumtionshandel undeinenrelativbedeutenden Ausfuhr- wie Einfuhrhandel,inwelch letzteremdieLuxus- gegenstände den erstenPlatz beanspruchen; dabei ist die günstigeLagefürden Transithandelnichtzu unterschätzen.DennochistderHandelbei v/eitem nichtso entwickelt, als
1)Carras,a,a.0.S.121.
2)Car ras, ebendaS.123.
3)DiePreisederLebensmittelwarenungewöhnlichniedrig.Eine Kila (d,h. 585Pfund) Weizengalt nur5 Livres, eineKila Gerste 2’r<Livres. Eingemeines Pferdkostete 30
—
50L. Zwei Ochsen30bis37Vl>L.,wenn siegroßund fettwaren 62'1-j
—
75 L. Ein Schaf2’i-<L, Car ras,a.a.0,S.122,124,
11
er ineinem von der NatursobegünstigtenLandemitgegen 4Mill.Einwohnernseinkönnte.
DieeineArt des Handels, nämlich der Einfuhrhandel undspeziellderinFabrikaten,sollnäherinsAuge gefaßt werden, daerbesonderskennzeichnendfür dieEntwicklung der einheimischen Industrie, wie auch für den Stand des Bedarfs der Einheimischenfür industrielleProdukteist. Im ersten Vierteldes19.Jahrhundertssind esDeutschlandund dieTürkeiÜ. später
kommt
England hinzu die sichinden Einfuhrhandel nach derWallachei und Moldau teilen.—
-
1843*) gestaltetesich derEinfuhrhandel folgendermaßen:
1,Auf
dem
Landwegeausundüber Österreichwurden bezogen:a)
An
LeipzigerWaren
jährlich im Durchschnitt für 2 Mill. Thlr. (d.h.ungefähr 10Mill.Francs).b)
An
WienerWaren
^) werdenim Durchschnitt jähr- lichfür1Mill.fl,Conventions-Münze^) abgesetzt, c)An
KronstädterWaren
6) werdenjährlich für 2—
3
Mill,fl,Wiener
Währung
eingeführt.2.Auf
dem
Seewegekommt
inBetrachtdieEinfuhr der HäfenGalatzundBraila, dieim Jahre 18433,9 Mill.C.-M.betrug. Darin sindaber größtenteils auch Kolonialwaren mit enthalten. UnterdenIndustrieerzeugnissensindgroße
Mengen
anManufakturwaren, Baumwollgarn, Eisen und1)E.Th o u V e n e1,a.a.0., S,568. „L'AllemagneetlaTurquie se partagerent le monopole des importations jusqu'ä l'occupation russe.“
2)Neig eba ur,a.a.0.,S.251ff. InBezugaufden Handelmit Manufakturwaren,mitAusnahmeeinigerseidenerundbaumwollener Warenund von TeppichenausderTürkei,istEngland der gefähr- lichsteKonkurrentfürDeutschland.
3)Früher schon galtfürdieWallachei: ,,Lesimportationss*ele- vaienten 1832 ä 27733 000piastresetä32 001 275 piastresen1836.
(Lepiastrevautfr.0,38.) E.Thouvenel,ebenda,S.568. Imsel- benJahre,1836,betrugdie fiinfuhrindieMoldau21Mill.Piaster.
4)Essindbesonders:Tücher, Schuhmacherarbeiten,fertigeKlei- der,Handschuhe, Mailänder Seidenwaren, Leinwand,Wagen, Piano- fortes,Möbelusw,
5) 1 Gulden(Florin)Conventionsmünze
—
7Piaster,20Para~
ungefähr2Mk.,1österreichischerTaler
—
14Piaster.6^ Darunterversteht man ordinäreFabrikate und Handwerks- erzeugnisse,dieden gewöhnlichen häuslichenBedürfnissengenügten.
12
Steinkohlen englischenUrsprungsM vorhanden. IhrWert betrug 1841: 1,1 Mill. fl. C.-M., 1842: 1,3Mill. fl. C.-M., 1843: 1,5Mill.fl.C.-M, Somit betrug 1843dieGesamtein- fuhrbeiderFürstentümer an Kolonial-undIndustriewaren, inPiasterberechnet, ungefähr 80 Millionen Paster (gegen- über 53Mill,P, 1836), Davonsind aufIndustrieerzeugnisse im weiteren Sinne des Wortes,d,h.Montanprodukteeinbe- zogen, 60 Mill., auf Kolonialwaren 20 Mill. Piaster zu rechnen.
1860"), beieinemGesamtkonsumvon 1286Mill, Piaster, beteiligensich dieinländischen Produkte mit 1091,5Mill.
Piastern, d,h. 85"/,,, dieausländischenKonsumwaren, Fa- brikateundRohstoffe mit194,7 Mill.P., d. h.15"/„. Beiden eingeführten
Waren
machendieKonsumgüter32"/,,, dieFa- brikateund Montanprodukte68"/„ aus.DieletzteZahl weist auf das Vorhandenseineiner ge- werblichen Produktionhin.
Daß
eseinenHandwerkerstand schonseitdem
14. Jahrhundert in den Karpathenländern gab,daßbisEndedes16.JahrhundertHandelundGewerbe fastausschließlich von denDeutschen betrieben wurde, istalswahrscheinlichanzunehmen“^) . DasHandwerk
war von Altersher, wennauch nurim geringen Umfange, in Zünftenorganisiert. Endedes16.Jahrhundertsund Anfang des 17, wurdendiedeutschenElementeimmerstärker zu- rückgedrängt. Estrat dieEpoche derBlüte der rumäni- schen Zünfteim17,und Anfangdes18,Jahrhundertsein1) Neig eba ur, a. a.0., S.255
—
256. DieEinfuhrenglischer Manufakturwaren undenglischenEisensindieunteren Donauländer steigtvon JahrzuJahrundstelltsich mitdemAbsätze derLeipziger undWienerWarenineinesehrbedrohlicheKonkurrenz.2) Noticessur la
Roumanic
(Exposition Universelle de Parisen1867),S,149—
151.3)Nistor,HandelundWandelinderMoldaubiszum Endedes 16,Jahrhunderts.Cernovitz1912,S,61:Inderältesten Zeitbeherrsch- ten dieDeutschenunddieGenuesenden moldauischen Handel, ,.
Späterwarendiemoldauischen KaufleuteRumänen,Deutsche,Arme- nier,Italiener,Griechen,Ungarn und Juden,
4) Kaind1,Geschichte derDeutschenin den Karpatenländern, 3Bde.,1907.
5)C.Braun,Die Entwicklung des InnungswesensinRumänien, 1913,S.19,33.
13
diespäterunter der Herrschaft der phanariotischen Fürsten
dem
Niedergang durch Ersetzung rumänischer durch aus- ländischeElemente anheimgefallensind“). Eine zahlen- mäßigeErfassung derHandwerker, wie dervon ihnenher- gestelltenWaren, derMenge wiedem
Wertenach,istfür die Zeitvor1860 unmöglich. Erst1863istderVersucheiner Gewerbestatistikgemachtworden*’). DieStatistikberück- sichtigteinenTeil^) des Handwerks und die sogenannteKleinindustrie,
d.h.diejenigenUnternehmungen,bei derenBetrieb,wennsieauch ganz einfacheMaschinenver- wenden,diemenschliche Kraftalleinnicht genügt,sondern durcheine Naturkraft (Feuer, Wind,Wasser) unterstützt werden muß. Besondersseitdem
ReglementOrganiqueist dieMöglichkeit gegeben, die landwirtschaftlichenHaupt- und Nebenprodukte zuverwerten, sie in Fabrikate umzu-1) Aus der erstenHälftedes 19, Jahrhundertsberichtet Nei- geb a ur,a.a,O,,S.288: ,,DiemeistenHandwerke werdenvonFrem- den undJuden betrieben, wozu noch die Zigeuner als Schmiede kommen.“
2)Infolgeder Eröffnung der Grenzen der Donaufürstentümer durch den Friedenvon Adrianopel(1829)und der Einführung derGewerbe- freiheitdurch das Reglement Organique(1834)trateinetiefgreifende Bedarfsverschiebung inRumänien ein. Infolge derEinführung der europäischen Zivilisation und desfranzösischenLuxus wurden die
‘rumänischen HandwerkerzünftedemVerfallund der Auflösungpreis- gegeben. C.Braun,a.a.0.,S.35schreibt:,,DerheimischeHand- werkerwarder Befriedigungdesneuen Bedarfs der Einwohner der Städtenichtgewachsen. Aus diesen Verhältnissen zogen deutsche und russische, sowie französische und siebenbürgische Handwerker den unmittelbarenVorteil,dadieeinheimischenInnungensichnicht von denalten,überlieferten Vorschriften losreißenkonnten.“
3) D.
M
artianu, Analele Statistice 1863, bemerkt: ,,Überall antwortetdieBevölkerungmitSchwierigkeiteninBezugaufdasEin-kommen ihresUnternehmens, sodaß, solange keinZwang eingeführt wird,dieAngabenmangelhaftseinmüssen,“
4)Noticessur1aRo u
m
a nie,a.a,O.,S.144.Wegen Man- gel anstatistischen Angabenkonnten die Schuhmacher, Kürschner, Tischler,Bauarbeiteru. a.nicht berücksichtigtwerden. Die Zahlaller Gewerbetreibendensoll83000betragen haben;statistischwurdennur 41000Gewerbetreibendeerfaßt.14
/vandeln. Es entwickeltesich einebodenständige landwirt- schaftliche Industrie. DerZahl nach entstanden;
von 1830
—
1840 2986Unternehmungen„ 1840—1850 2032
„ 1850—1860 7849
Somitgabesimganzen1860: 12,867Gewerbebetriebe’)-
Die hauptsächlichstenArtensind:
Transport 10 151 Mühlen 6 771 Walkmühlenf.Filzu.Tuch 417 Branntweinbrennereien 1687 Bäckereien 378
Töpfereien 622 Lohgerbereien 233
Sägemühlen 608 Ziegeleien 226
Kalköfen 463 Käsefabriken 220
Transport 10 151 11625
Von
den Produktionsfaktoren spielendiezuverarbei- tendenRohproduktedieHauptrolle. Betriebs-undAnlage- kapitalwarennuringeringemMaße
erforderlich. DasA
n-1a g eka pita1 beschränkt sich auf gewisse, nicht kost- spielige,stehende
Produktionsmittel
(Mühle,Kelter, Backofen, Webstuhl u. a.). Besondere Einrichtung eines bedecktenRaumesistnichtimmererforderlich.Betriebs- kapital
istinnoch geringeremMaße
erforderlich. Die Rohstoffe werden entweder selbst produziert odervom
Eigentümer derfertigenWare
geliefert. Eskommen
beson- dersdieHilfsstoffe
(Brennmaterial) in Betracht. DieArbeitslöhne
sindkaum
alsProduktionskosten zube- trachten,da aufdem
Landemeist diemännlichen Glieder desHausesdenHausständenzur Verfügungstehen.Charak- teristisch fürdasGewerbelebeninden 60erJahren ist der Umstand, daßdiegroße Mehrheit der Gewerbebetriebe länd- licheAnsiedlungensind.Von
12867 Betriebenhaben10381, d.h.80"/(„ihren Standort aufdem
plattenLande undnur 2486,d. h. 20"/o)sind inden Städtengelegen.Den
Bedürf- nissenderLand- undStadtbevölkerung entsprechend ver- teilen sich diewichtigstenArten von Industrien auf Stadt und Landwiefolgt:1)D.Martianu, AnaleleStatistice1863.
I
15
Artder Industrie Gesamtzahl städtische ländliche
Mühlen 6.771 715 6.056
Branntweinbrennereien 1.687 122 1.565
Bäckereien 378 362 16
Gerbereien 233 223 10
Kalköfen 463
—
463Kerzenu.Seifenfabriken 145 142 3
Käsefabriken 220 6 214
Die 12867 selbständigen Gewerbetreibenden verteilen sichderNationalitätnach wiefolgt;
Rumänen
12 171 Deutsche 33Griechen 222 Engländer 19
Österreicher 208 Franzosen 17
Türken 95 Holländer 7
Russen 91 Italiener 4
Die
Rumänen
übertreffenbeiweitemmit94"/„ allean- deren Nationen,diezusammennur6"/oausmachen.Sie beschäftigen im ganzen 28 352 Hilfskräfte, im Durchschnitt2,3proBetrieb.Die GesamtheitallerGewerbe- treibendenbeziffert sich auf 41299’).
Die 12867 Gewerbebetriebe verarbeitenRohstoffe im Werte von 169,3 Mill. Piaster und liefern Fabrikate im Wertevon243,7 Mill. Piaster(ungefähr91,6 Mill. Lei), dies bedeutet eine Wertsteigerung von 74,4Mill. P. (ungefähr 24,8 Mill. Lei).
In jener Zeitbetrug der Gesamtwert der agrarischen ProdukteRumäniens1953,8 Mil).Piaster(ungefähr 727Mill.
Lei). Prozentualmachtvon derGesamtproduktion
Rumä-
niens dielandwirtschaftliche Produktion 89"/(n die indu- striellell°/oaus. Bei einemGesamtkonsumdesLandes im
1)Inder Noticessurla.Roumanie,S,142,wirdvoraus- geschickt: ,,DieZahlallerinRumänien tätigenIndustriellen beträgt 83 061 Menschen, wovon59869Meisterund 23 192(!) Arbeiter. In diesen ZiffernistkeinBauermitgezählt“(I). WiedieseAusführungen zudenstatistischenAngabensichverhalten,istunbegreiflich.
16
Wertevon 1286Mill, Piaster beteiligen sich dieinländi- schen Produkte mit1091,5 Mill, Piaster,d. h, 85'7o.dieaus- ländischen Produkte (Konsumtions waren, Fabrikate) mit 194,7 Mill. Piaster,d. h.15'7o-
Von
den eingeführtenWaren
machendieFabrikateund Montanprodukte dieKon- sumtionsgüter (meist Kolonialwaren) 32'7,, aus.Von
den Fabrikaten über wiegen bei weitem die Textilwaren (im Wertevon 62Mill, Piaster) unddieEisenwarenmitunge- fähr20Mill,Piaster. Esergibtsich,daßimJahre 1860 der Verbrauch an Fabrikaten und Montanstoffensich auf 438 Mill,Piaster (146 Mill. Lei) bezifferte. Daranbeteiligte sich dasAuslandmit45'7o>das Inland mit55‘7o- Jedochunter- scheidensich dieinländischen von den ausländischen Indu- striewarendadurch,daßersteremeistverarbeitetelandwirt- schaftlicheProduktesindundnur einen Produktionsprozeß, letztereabermehrereProduktionsprozesse durchlaufenundzum
TeilauchMontanproduktesind. Ein weiterer Unter- schiedbesteht darin,daßersterenichtErzeugnissekapitali- stischerProduktionsweise wieletztere sind.Was
die eigentlichfabrikmäßige Industrie
Rumäniensanbelangt,sowarihrBodenbis1860 nochnicht vorbereitet: es fehltennochvollständig dieVoraussetzungen des gewerblichen Kapitalismus, Obwohl das Fabriksystem in seiner volkswirtschaftlichen Bedeutung eine Schöpfung desKönigreichesist,sogabes inden früheren Zeiten den- nochvereinzelteFabriken. SiewurdenaberfürHof-und Armeebedarfvonden Fürstenerrichtet-). „Schon im 17,und18.JahrhundertließMatei Basarab (1632
—
1654)Glas- Vvaren herstellen, Gregor Alexander Ghica gründete eine Tuchfabrik, diesich einige Jahre lang mitpolnischen, zu- meistaberdeutschen Arbeiternerhielt. DieWallachenfolg- tenseinemBeispieleundesentstandindensiebzigerJah- ren des18,Jahrhundertseinezweite TuchfabrikinAfumati (BezirkIlfov),“Diese und ähnlicheUnternehmungen hielten sich nur kraftderfürstlichen Privilegien, Alle anderen,die als pri-
X 1) Notices sur la Roumanie (Exposition Universelle de Parisen1867),S.149—151.
-| NeculaiJ orga, Gesch,des RumänischenVolkes, Bd.II S.420,auch „BrasovulsiRomanii",
17
vateUnternehmungengegründetwurden,scheitertenschon zur Gründungszeit oder waren nur von kurzer Lebens- dauer1). Somit kennzeichnetsichdas rumänischeGewerbe- leben von 1830
—
1860 durch ein ausgebreitetesLohn- w
erk,auchals„b ä uer1ich eInd ustrie‘‘bezeichnet, dagegen nur wenig ausgebildetesHandwerk,
sogut wie gar keineFabrikindustrie,
4, Die neueste GeschichteRumäniensbeginntmit
dem
PariserFrieden (1856), als dieVereinigung beider Fürsten- tümer unter einemerblichenHerrscher mit dergleichzeitigen Aufstellungeiner liberalenVerfassungerstmöglich wurde.Inder TatwurdedurchdieDoppelwahl (am24,
Januar
1859)AlexanderIvanI,Cuzas die
Vereinigung
beider Länder vollzogen. A*m20,Juli
1862 konnte auch dieerste
einheitlicheNationalversammlung
nach Bukarest einberufen werden. Unter der RegierungCuzas erfolgte dieBefreiung der Bauern
(1864); eine Maßregel, welche dengrößten Einfluß auf diewirtschaft- licheEntwicklung desLandesausübte. Esbegannnunfür RumänieneineneueZeit,dieZeitdesErwachenszueiner freien,nationalenLebensentwicklung. Abererstdurch den Einzug des FürstenCarol von Hohenzollern
1866 und dieUnabhängigkeitserklärung
nachdem
Krieg mit der Türkei 1877—
78,wie dieErklärungRumä-
niens als
Königreich
10,/22.Mai 1881 wurdedie feste Basiszur weiterenpolitischenundwirtschaftlichenEntwick- lunggelegt.Heute würdeeinausländischerReisender mit Erstau- nen gewahr werden, daß Rumänieneineden westeuropäi- schen StaatengleicheStaats-undArmeeorganisationbesitzt,
1|1848 schreibtNeig ebaur,a.a,0.S.288
—
289:„SchonseitJahrensindinderMoldauVersuchemitGlas-, Steingut-und Tuch- fabrikengemacht worden;alleinaußerRuinensiehtmanheutewenig mehrdavon. EineMaschinenfabrikistnach sechsMonateneingegan- gen. Eine Stearinkerzenfabrikvegetiert noch, allein auchhier er- wartetmanstündlich,daßihrLebenslichtbaldausgehendürfte.Eine PapierfabrikversprichtgutenErfolg, alleinbeifehlenden eigenenhin- länglichenBetriebskapitalienistesschwer,dieKonkurrenz mitden siebenbürgischen FabrikateninderQualitätundinden Preisenaus- zuhalten.
r
18
dabeieinnicht unbedeutendes Eisenbahnnetz, einen aus- gebildetenGeld- undKreditverkehr, sowie einen ständig steigendenWarenverkehraufweist. Auch Keimeeinerem- porkommendenGroßindustriefehlen nicht.
Erster Teil
DieVoraussetzung des gewerblichen Kapitalismus
und
ihreVerwirklichunginRumänien.
Theoretische Bemerkungen,
Imfolgenden AbschnittsolldieEntstehung der Fabrik- industrieRumäniensuntersucht werden.
Als Wirtschaftsformbetrachtet istdieFabrikkapita- listischeUnternehmung;
man
könnte hinzufügen, die ent- wickeltsteForm
des gewerblichen Kapitalismus, Ein gewerb- licherKapitalismus aberistnur unter gewissenrechtlichen undtatsächlichenVoraussetzungen möglich,1,,,Es müssendie rechtlichen
Bedingungen des Verkehrs
gegeben sein: Privateigentum und Vertrags- freiheit, Erst siegeben dieMöglichkeitder individuellen Verfügungsgewalt überdieProduktionsmittelund Produkte unddieMöglichkeit,dieVertragsbedingungenbeiden Ein- käufenund Verkäufen so zugestalten, daß das Interesse desUnternehmersgewahrt wird"^),2, Die
tatsächlichen Voraussetzungen
sindmehrfacherArt,
a) die
Ansammlung von Vermögen
unddes- senVerwertung imspezifisch kapitalistischen Geiste, um
diekumulierten Geldbeträge inKapital zu1)Die der FabrikeigenartigeBetriebsform,d.h.dieeigen- artigeVeranstaltungzum ZweckefortgesetzterWerkverrichtung(nach So
m
bart,DermoderneKapitalismus, Bd.IS.^),indemsiesich auf den Arbeitsprozeßalssolchenbezieht,kommthiernichtinBetracht.2)Philippovich,GrundrißBd.I,1913, S.149.
19
verwandeln1). Das Sachvermögenaber, einmal als Kapi- talgebildet,löstsichvon derleiblich individuellenPersön- lichkeit des Wirtschaftssubjektes, wird damitleicht über- tragbarunderfüllt,ohne Rücksicht aufZeitundOrt,seine Aufgabe,sichmitProfitzu reproduzieren^).
b)„DasVorhandensein von Personen,die genötigt sind, ihreArbeitskraftim DienstedesUnternehmerszu verwerten, also
besitzlose
oderunfreieArbeiter“
(Prole- tariat).c)DasVorhandenseineines großen
Absatzmark-
tes. Die Produktionfürden BedarfeinesbekanntenKun- denkreisestrittgegenüber der Produktionfürden ,,Markt"
zurück.
Die auf gezählten Voraussetzungen sind sozusagen die Elemente der kapitalistischen Produktionsweise; verwirk- lichtwirdsieerstdurch dieVerbindungvon Kapital und Arbeit, die dieVerwertungdesinden Betrieben angelegten Sachvermögens zuvollziehen hat. Das ist die
Unter- nehmung,
Dasjenige Wirtschaftssubjekt, das die Lei- tung der Unternehmung übernimmt, ist derUnterneh- mer.
Erhatzwei wichtige Funktionen zuerfüllen: eine technisch-organisatorischeund einekalkulatorisch-spekula- tiveTätigkeit^). „Ersorgt dafür,daßjeneVerkehrsobjekte zurErwerbungangebotenwerden,nachwelchen Nachfrage besteht. SeinAusgangspunktistderBedarf;sein Ziel: daß keineArt des Bedarfsunbefriedigt bleibe“^|-1)So
m
b art. DermoderneKapitalismus,Bd.I,Zweites Buch, erster Abschnitt: Begriffund Wesendes Kapitalismus, S.195—
218,und
Gewerbewesen,
Bd,I,S.52—
62.2) Wirstimmendarin mitPhilippovichüberein, daß Kapital in diesem Sinne etwas anderessei,alseineSummebeweglicherProduk- tionsmittel. ,,Esdrückteineauf realeTatsachen gegründetesachliche Verfügungsgewalt aus,welchezum Zwecke desErwerbes und der Gewinnerzielung benütztwird," Ebenda S. 151. „IndiesemSinne wirkenBodenund bewegliche ProduktionsmittelalsBestandteiledes Unternehmerkapitals. AuchderBoden erhältdamiteinenKapitals- wert,vondemseinErtraginGeldalsZinsberechnetwird."
3)Philippovich,Bd.I,S,149.
4) Somb art,Gewerbewesen,Bd.I,S.55
—
56.5)Philippovich,Grundriß,Bd.I,S.149,
20
IndiesemerstenAbschnitthabenwirnurdieVoraus- setzungen des gewerblichen Kapitalismus: Rechtsordnung, Kapital,ArbeiterschaftundAbsatzmarkt,undihreVerwirk-
lichung inRumänienzu untersuchen. Auf die sowichtige ».
Klasse des Unternehmerstandeskönnenwirwegen Mangel an Materialnichteingehen.
Dementsprechendentsteht die Frage: Sind diewirt- schaftlichenVerhältnisseRumäniensin derzweiten Hälfte des 19, Jahrhunderts derart gestaltet, daßdie objektiven Bedingungendes Kapitalismuserfülltwerden,unddaß das Fabriksystem als einorganisches Glied der rumänischen Volkswirtschaftfreiemporwachsen kannodernicht?Anders ausgedrückt:Welchessind dieHemmnisse,diederEntwick- lungeinerrumänischen Industrieim
Wege
stehen,und wo- durchlassen siesich beseitigen?DieersteVoraussetzung,daßeingewerblicher Kapita- lismus entstehen kann,ist
I.
Die Rechtsordnung.
Es
muß
also eine bestimmteForm
derRechtsordnung gegebensein, die dieWirtschaftsordnung derart gestaltet, daßder Kapitalismussichfreientfaltenkann.Eine eigentliche und vollständige Rechtsordnung be- •«
steht inRumäniennichtseitlangerZeit. IhrAusgangspunkt wardieerstemoderne,imJahre 1862 erlassene Verfassung, Abererst einpaar Jahre späterwurdeeinegeregelte Zivil- ordnungeingeführt,indem
man
imJahre 1864denfranzösi- schen„Codecivil" fastungeändertals Gesetz des bürger- lichenRechteseinführte: Erstdamitwardas Privateigen- tum, das Privat-Erbrechtunddie Vertragsfreiheit gesetzlich vollständig reguliert,und zwar imSinne des„Codecivil“.Den
ersten Schrittdazuhatteman
durchdieAnnahme
der- selbenGrundsätzeimRuralgesetzvon 1864getan.Vordiesem Gesetz bestandhinsichtlichdes Privateigen- tums undPrivat-Erbrechtes das alterumänische Gewohn- heitsrecht,dasin
dem
überliefertenrömischenRechtinsei- ner byzantinischenForm
erhalten war, jedoch durch die mittelalterlichenZuständeineine ArtFeudalsystemgeän- dert, Danachstandam
Grund und Boden das Obereigen-—
21—
tum
dem
Grundherrn zu, während die ansässigen Bauern eine Art erbberechtigte Pächter waren. Für die freien Rollerngalt eineArt Kollektiveigentum, Genau so, wie PrivateigentumundErbrechterstdurch das Gesetz von 1864 geregeltwurde, genau sowurde dann erstdie eigentliche Vertragsfreiheit für dieBauerneingeführt. Denndiesewar bedingt durchdie Freizügigkeit,und obwohlletztereschon durch das„Regl, Org,“ 1834 proklamiert wurde, galt sie erstinWirklichkeitseit 1864, als dieEntschädigung der Fronarbeitgesetzlich geregeltwurde. Vor1834warendie BauernrechtlichandieScholle gebunden.Was
dieOrgani- sationder gewerblichen Produktion anlangt,so istzu be- merken,daßdieGewerbefreiheit,
auf derenGrund- lagedas rumänischeGewerberechtberuht, nichtetwa eine Errungenschaft der Neuzeitist,sondernimmerinRumänien bestandenhat. Das ZunftwesendesMittelalters, inderGe-stalt,wieesdiewesteuropäischen Staaten besessen haben, istRumänien ferngeblieben. Die Handwerkerzünfte und Kaufmannsgilden,dieschoninfrüheren Jahrhundertenins Lebengerufenwurden,haben niemalseineBedeutung für HandelundGewerbegehabt.
DieUrsacheist darin zu suchen, daß das rumänische Städtewesen nochnicht diejenigeBlüteerlangt hat, die eine städtischeKultur erzeugen kann^),
II.
Absatzmarkt.
1.
Hemmnisse
des Absatzmarktes.Von
den übrigen Voraussetzungenistanerster Stelle derAbsatzmarktinBetrachtzuziehen. AlsGesamtsumme
dereffektivenNachfrageistderMarktderAusgangspunkt der Ausdehnung und Verteilung der produktiven Kräfte einesWirtschaftsgebietes.Wo
keineBedürfnissevorhanden sind,ist keineNachfrage,also keinMarkt, infolge dessen keineProduktion.1)Bücher,Art.„Gewerbe"imH,W.St„3.Auflage, S.865:
„Handwerkund Städtewesen bedingeneinander. Darum finden wir einaufnationalemBodenaufgeblühtesHandwerknurbeidenjenigen Völkern,die einestädtischeKultur gezeigt haben. Die nationalen Kleingewerbeder Russen, Südslaven,
Rumänen
etc. haben den bäuerlichenCharakternieverloren."22
Innerhalb einesWirtschaftsgebietes hat aberein aus- gedehnterAbsatzmarktzunächstdieBedeutung, dieinner- halb derpolitischenGrenzenvorhandene Nachfrageeinheit- lichdurchfreieBewegungzugestalten.
Man
könnte diesen Absatzmarkt auch als Nationalmarkt bezeichnen.—
Der Bildung eines nationalenMarktesstehen aber Hemmnisseim. Wege, die inden allgemeinenwirtschaftlichenVerhält- nissen des Landes selbst liegen. Sie lassen sichauf drei Hauptmomente zurückführen. Ein erstes bedeutendes
Hemmnis
warfürRumänien:A.
Die lokale Gebundenheit
(Accise).
Dieses Verharren des rumänischen Volkes bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts aufder
Stufe des lokal gebundenen Verkehrs
ist verschiedenen Ursachenzu verdanken.a) In erster Liniewar esdiedrückende
türkische Oberherrschaft.
„Daheim hatten dieTürken alles inArmut
gestürztundhier inderFremde sogen sie denRumänen
denletztenRestihrerKraft ausdem
Körper“^).Vor
dem
Adrianopeler Frieden von 1829 hattendieFürsten- tümer überhaupt nichtdas Recht, selbständig Handel zu treiben; nur der Produktenhandel mit der Türkei war er- laubt . DazutratnochEndedes 16.Jahrhunderts derVerfall desBauernstandes
unterder großen Last derwillkürlichauferlegten fiskalischenBelastung.Von
jeder ErwerbsquellewurdeeinTeil alsSteuer erhoben.Nur einTeil davonkam dem
Fürstenzugute. Alles übrige fieldem
Schatze,d. h.den Türken,zu. SomitwarendieBauern verarmtund konntensichkein Geldverschaffen,um
die Steuern zu bezahlen,was ihreUnfreiheit zurFolgehaben mußte,b)
Die Binnenzölle,
Nochbis
zum
Reglementorganique (1832) bliebendie Binnenzölle in den beiden Fürstentümern bestehen. Bis dahin hindertensieinden Städten,aufden Märkten, sogar1)N,Jorga,Geschichte des rumänischen Volkes, Bd,II,S.83.
2)Neig eba ur,a,a.0.,Seite 243:,,TürkischeAgenten kamen nach den Fürstentümern und bestimmtendiePreiseder auszuführen-
23
aufeinigenLandgüterndieEntfaltung desfreien Verkehrs unddesHandelsM Es wurdennämlichin allen fürstlichen Städtenund auf allenMärkten, sowohl auf dieausländi- schenwieauf dieinländischenWaren,3'VoZollerhoben,und nichtnurbeimEintritt,sondern auchbeimAustrittaus der Stadt. Auchder binnenländische Transitverkehr unterlag einerZollabgabe,und zwarinder Weise, daß der
Kaufmann
inallenpassierten StädteneineAbgabezuentrichten hatte.
Derzu entrichtendeZollsatz
kam
ungefähreiner W'jjigen Verzollung gleich2).—
Die Zollsätze waren keine fest- gelegten,vielmehrwurdendieselbenvonden Fürstenöfters erhöht,um
größereEinnahmenzu gewinnen. Somit konnten dieBinnenzölle nicht vorher abgeschafft werden,weil sie eineEinnahmequelle der Fürstenbildeten,deren Beseitigung eine bedeutende Schmälerung ihrer Einkünfte bedeutet hätte,c)
Die unentwickelten Verkehrsmittel,
a)
Von Eisenbahnen
war vor 1869 noch keine Spur. Sowohl diepolitischen wie die wirtschaftlichen Verhältnissewarennoch zuungünstig, alsdaßsiedas Ent- steheneinesEisenbahnnetzes ermöglichen konnten.Dazu
kamen
die ebenso bedeutenden finanziellen Gründeder geringenRentabilitätder Eisenbahneninreinen Agrargebieten, DamitEisenbahnensich rentieren,muß
ein umfangreicher, regelmäßiger Verkehr stattfinden, der nur zwischen Städten möglichist, da nurin denStädten eine Konzentration,nichtnur derIndividuen,sondern auch der Interessen, stattfindet. Aufdem
plattenLande dagegen1)Baicoianu,Geschichte der rumänischenZollpolitik bis1874, S. 13;,,Eswurdenim ganzenLande anläßlichjederHandelstätigkeit Zölleerhoben; selbst derAnkaufvon Nahrungsmitteln wurde be- steuert."
2)Neigebaur,a.a.0.,S.237,
3)DieUrsacheder Vernachlässigung derVerkehrswege bisins 19.JahrhundertschreibtWilkinson
—
„Tableauhistorique.geographi- queetpolitiquedelaMoldavieetdelaValachie",1824,S,51—
nicht mit Unrecht den politischen Verhältnissen zu. „La crainte d’etre soupconnees parlaportedevouloirfaciliterl'entreede troupesetran- geresdanslesPrincipauteslesengageäne pas entreprendre<;estra- vaux,qui seraientsinecessaires." (BeiBalcoianu,a.a.0.,S.95).m
—
24—
undnoch wenigerinden städtelosen Gebirgsgegendentritt der Personen- wie derWarenverkehrnurzufälligauf, da, wie schon hervorgehoben, dierumänische Bauernwirtschaft fastkeineHandelsbeziehungen nachaußenunterhält. Das Vorhandensein wichtiger Knotenpunkte, inzahlreiche wirt- schaftlicheVerhältnisse verschlungen,istaberfür die wirt- schaftliche Existenz der Eisenbahnen inBezug auf ihre Rentabilität die ersteBedingung. Gleichzeitigbedingterst der Eisenbahnverkehrden Massenproduktenverkehr. Somit sinddieEisenbahnenWirkung undauchUrsache der indu- striellenEntwicklung. ErstdieAusbreitung des Eisenbahn- netzes schafft dieMöglichkeit der Fabrikentwicklung in einem Lande,
InRumänienrentieren sich dieEisenbahnenbisheute nochnicht.
Sie haben
dem
rumänischen Staate bis 1905 dieSumme
von 780Mill, Francs gekostet, waszum
Durch- schnittskurs der4und Rentevon 113Leinominal für 100Lei effektivenWertdieSumme
von893,5Millionen in Renteergiebt, die fürZinsundAmortisationeineAnnuität von52,5 Mill,Francserfordert,nämlich62,4”/o für die gesamteöffentlicheSchuld erheischten Annuität^).DasReinerträgnis derBahnenbetrug:
1873®) 2,3Mill. Eres.
1880 4,4 „
1890 14,3 „
1901—1902 22,0 „ 1905—1906 33,4 „ 1911—1912 45,6 „
Esergibtsich,daßaus den Erträgen der Eisenbahnen dieAnnuitäten der Eisenbahnschuldennichtgedecktwerden können.DerStaatistseinerseitsgenötigt,jährlicheine nicht unbedeutende, allmählich sinkende
Summe
zurDeckungder Eisenbahnschulden auszuwerfen,1)Th.C.
A
s1an,Finanzele Romaniei,S,338.2)Fr.von Brackei,RumäniensStaatskreditindeutscher Be- leuchtung, 1902,S.56.
3)
Anuarul
StatistikalRomaniei,S.257.{
—
25ß) Die
Landstraßen
warenwenig entwickelt und sehr schlecht unterhalten. DerStraßenbauwurde erst in den 30er Jahren aufGrundderBestimmungendes Organi- schenReglements begonnen. Bis 1866warindesnichtviel aufdiesem Gebiete geschehen. Eswurdengebaut:1833
—
1863im ganzen: 775km, d,h. 26km
pro Jahr, 1863--1866 neue: 293 „, „ „ 98 „ „ „ Siebefandensichaberin einem solchen Zustande, daßsie bei nasser Witterung beinahe jeden Verkehr unmöglich machten^),NochEndeder 70erJahrevollzog sichderVerkehrin derHauptsache durch Privatposten, welche noch unvoll-
kommen
organisiert waren. Es mangelte auch an regel- mäßigenFahrpostverbindungen^), 1863 gabes inderMol- dauundWallachei insgesamt 38österreichischeundrussi- sche Postämter,}’) BisAnfangdes 19. Jahrhunderts gabesnur einen überausdürftigenVerkehrauf der unteren
Donau,
„Die- serWeg
(Donauweg) istvonfremdenNationennochnicht zurHandlungbenutztworden,undeshabenbloßdieGrie- chenund TürkeneinigenVerkehrmitdenMoldauern und Wallachen“®),
DieUrsachenlageninden noch wenig entwickelten wirtschaftlichenZuständen derLänder, wiein der politi- schen Tatsache,daßdieDonaumündungensichteilsimBe- sitzderTürken,teilsimBesitzderRussenbefanden.
Erstseit
dem
Frieden von Adrianopel (1829) ist der Handel und Verkehrganzfreigegeben. DasReglement Organique
(1832)hatdieDonauhäfenden Flaggenaller Nationen zugänglich gemacht. Trotzdemstandendem
Ver- kehrtatsächlich—
wennauchnicht rechtlich—
Schwierig- keiten imWege, DieDonau warbesondersan denMün-
1)Neig eba ur,a.a.0.,S.245. MancheFamilieinderStadt, dieimBesitzausgedehnterWaldungenist,mußbeidem Gebrauchdes Brennholzessicheinschränken,weilesvonihrenGüternnichtindie Stadttransportiertwerdenkann.
2)DiePostverbindung isteinedringende Notwendigkeit gewor- den(1866),da derinternationaleBriefverkehrbishernur durch Konsu- late,und zwar durch dasrussischeoderösterreichische,geht. „Aus
dem Leben König
KarlsvonRumänie
n," Bd.I, S.162, 3)Carras,1789,a.a.0,S.148.I
r
—
26—
(lungennicht schiffbar,da Rußland, dasdie
Mündungen
in!einemBesitz hatte, dieseversandenließ. Dabeisindauch dieSchwierigkeiten zu erwähnen,diedurch das EiserneTor
(ntstanden. DieserZustanddauertebis
zum
PariserFrie- den1856,—
EineSeeschiffahrtkonnteesnochnichtgeben, daRumäniennoch keine Meeresküste besaß.d) Auchder
Geldverkehr
warunentwickelt, spe-;;iellinder Bauernwirtschaft. Untersicherwarben undver- hauftendieBauernProdukte wie Dienstleistungen zunächst inder LeihformundBittarbeit,sodannauchinder
Form
des.'Jaturaltausches. Inden Verhältnissen zwischenBauerund ]lojar(Herr) spieltedasGeldnurausnahmsweiseeine Rolle, Allgemeinhatte das Geldnur dieFunktion einesWert-
]nessers.Sogarbis in dieneuesteZeit hinein, alsdenBauern
:chondieBedeutung des Geldesklargeworden war, be- zahltensienoch mitVieh,Grundstücken, Pelzjacken usw.
AufdieseWeisekonntesichdieNaturalwirtschaft bei den Bauern auchnach der Einführung der Geldwirtschaftbei denfiskalischenKassenerhalten.
Inden Städtenwarder Geldverkehr durchdieMannig- laltigkeit der Münzsorten und die Verschiedenheit der Ivurse ungeheuer erschwert. Bis 1867 hat der Kleinver- l:ehrsich österreichischer,russischerund türkischerGeld-
!orten, der Großverkehr derösterreichischen Dukatenbe- dient2); dennwederinderMoldau,nochinder Wallachei wurden
Münzen
geprägt. Deshalb existierte auch kein Münzamt.—
Diese Unsicherheit derWährung
riefallseitig las Verlangen nach einer Regelung der Münzverhältnisse liervor. Anfangder 60er Jahre drangman
eifrigdarauf, die ungeregelten Zustände durch Schaffung eines nationalen Münzsystemszubeseitigen.1)Neigebaur,a.a.0.,S.173:„Einegroße Belästigungistes liier,daß das Geldbeiden Staatskassen einen andern Kurshat,alsim
;;ewöhnlichen Verkehr" (um das Jahr1848).
2)Ausdem LebenKönig Karls von Rumänien,Bd.I,S.235.Ver- gleicheauch
Neigebau
r,ebendaS.173; ,,Nurmit österreichischen lukaten,Zwanzig-Kreuzern undrussischenSilberrubeln darfderAb- (abepflichtige vordem Beamten erscheinen, dernatürlich illegiales 3eldohne bedeutendenAbzugnichtannimmt."27
B,
Wirtschaftliche Einseitigkeit
(ausgesprochenes Agrarland),
Das zweite
Hemmnis
zurBildung eines ausgedehnten Absatzmarktesistdie Einseitigkeitderrumänischen Volks- wirtschaftimSinneeinesausgesprochenen Agrarlandes.Dieserreine landwirtschaftlicheCharakter der rumäni- schen Volkswirtschaft kennzeichnet sichdadurch,
a) daß
80%
derGesamtbevölkerungmit derLandwirt- schaft sichbeschäftigendeBauernsind,1860warenvoneinerGesamtbevölkerungvon4,3Mil- lionenMenschen3,5Millionen Landbewohner und nur0,8 Millionen Stadtbewohner, Auf10000Einwohnerberechnet, machtendieersterenüber8000,d. h.übervierFünftelaus.
Werden
nurdie erwerbsfähigen Familienhäupter berück- sichtigt, so gab es von 974 000 Familienhäuptern 684000, d, h,ungefähr80^,o,dienurinder Landwirtschafttätigwaren.b) daß, wie schon auf Seite 15 gezeigt worden
ist, die landwirtschaftlichen Produkte 1860 ungefähr 89
%
der Gesamtproduktion Rumäniens ausmachen,
die gewerblichen Produkte nur ll°/„. Nochdeutlicher zeigt sich die Einseitigkeit des Agrarcharakters Ru- mäniens in seinem auswärtigen Handel. 1871-) be- trugder Ausfuhrhandel 176Mill, Lei. Darunter werden als Fabrikate diePetroleumerzeugnisse mitgerechnet. Sie betragen0,7 Mill, Lei. Alle übrigen ausgeführtenProdukte sind landwirtschaftlicheErzeugnisse. Unter diesen nimmt das Getreide einen hervorragenden Platz mit 133 Mill,Lei ein,d, h,mehrals
75%
derGesamtausfuhr,c) daßauchdieStädtebisin die letzte ZeitnochLand- wirtschaftinnerhalb der Stadtgrenzen getrieben haben. Hier herrschtenochbisAnfangdes19,Jahrhundertsteilweise die Naturalwirtschaft. In einigenStädtensieht
man
heutenoch„die niedrigen finsteren Buden, in denen billige minder- wertige
Waren
verkauftwerden. DieBauerntauschennach demselben Systemgute Naturalien gegen schlechte Fabri- kateein“^).1)Noticesurla
Roumanie,
S.144.2)P,S.Aurelian,a.a.0.,S.180ff.
3)Jorga,Geschichte des rumänischen Volkes, Bd,II,S,458.