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Claudia Peus im Interview: „Lernen ist unsere Chance für die Zukunft“

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Academic year: 2022

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2 2021

24 Wissenschaftliche 38

Freiräume schaffen: 56

Krebsforscher und Claudia Peus im Gespräch

„Lernen ist unsere Chance für die

Zukunft“ | 08

Magazin TUMcampus

Technische Universität München

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Danke für Ihr Feedback!

Uns haben zahlreiche Rückmeldungen er- reicht. Danke für das viele Lob, auch für das neue Layout! Außerdem erreichte uns der Wunsch, künftig weniger gedruckte Exempla- re anzubieten und dafür die Online-Version noch weiter auszubauen. Wir sind dran, haben Sie bitte noch Geduld!

Ihre TUMcampus-Redaktion Lisa Pietrzyk und Undine Ziller tumcampus@tum.de

+ 49 89 289 22799

Stand: Mai 2020

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) Umweltbundesamt (UBA) • Jury Umweltzeichen • RAL gGmbH

XT5

www.blauer-engel.de/uz195

Dieses Druckerzeugnis ist mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.

(3)

in dieser Ausgabe von TUMcampus liegt der Schwerpunkt auf einem Thema, das die Zu­

kunft unserer Wissensgesellschaft prägen wird: die berufliche Weiterqualifizierung. Bei Universitäten denkt man natürlich zunächst an junge Studierende, die frisch von der Schule ihre akademische Ausbildung beginnen und damit die Grundlage für ihre berufliche Karriere legen.

Doch das reicht in Zeiten dynamischer Tech­

nologiesprünge wie etwa in der Künstlichen Intelligenz und der Automatisierung, bei digitalen Fertigungsverfahren, in der Präzi­

sionsmedizin, der Bio­ und künftig der Quan­

tentechnologie längst nicht mehr aus. Diese haben begonnen, die Welt von morgen zu ver­

ändern – mit enormen Konsequenzen für die Arbeitswelt und die künftigen Anforderungen an jeden Einzelnen von uns. Erfolg in der Zukunft setzt voraus, das individuelle Kom­

petenzprofil entlang des gesamten Berufsle­

bens immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen.

Genau dieser Herausforderung widmet sich das neu gegründete TUM Institute for LifeLong Learning (TUM IL³). Neben Spitzenforschung und erstklassiger studentischer Lehre eröffnet sich die TUM damit eine neue Handlungs­

dimension: die lebenslange Weiterbildung von Mitarbeitenden und beruflichen Fach­ und Führungskräften. Unter der Leitung unserer Geschäftsführenden Vizepräsidentin für

This issue of TUMcampus focuses on a topic that will play an important role in shaping the future of our knowledge society: the ongoing qualification of working professionals. When we think of universities, we naturally picture young students, fresh from secondary school, looking to earn a degree that will lay the foundation for a career.

But in times of dynamic technological ad­

vances in such areas as artificial intelligence and auto mation, digital manufacturing, preci­

sion medicine, biotechnology and – in the fu­

ture – quantum technology, this will no longer be adequate. These fields have started to change the world of tomorrow – with enormous consequences for the working world and the demands that all of us will face. In the future, success will depend on continually updating our individual skill profiles throughout our working lives.

Liebe Leserinnen und Leser,

BILD Astrid Eckert / TUM

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4 TUMcampus 2 | 21 Talent Management & Diversity Prof. Claudia

Peus, die Sie auch auf dem Cover dieser Aus­

gabe sehen, entwickeln wir die TUM über das klassische Universitätsmodell hinaus zu einem globalen „Tauschplatz des Wissens“.

Fach­ und Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, aber auch aus der eigenen Mitarbeiterschaft der TUM, können sich als „erwachsene Lernende“ durch wis­

senschaftlich fundierte Bildungsangebote fort­ und weiterqualifizieren. Wir erstellen aber keine Kopie der Management­Weiterbildung typischer, privater Business Schools, son­

dern bauen mit dem TUM IL3 ein zukunftsfä­

higes Original: Denn wir integrieren in unseren maßgeschneiderten Angeboten in einzigar­

tiger Weise Management und Leadership mit neuesten Kompetenzen aus dem reichhal­

tigen Exzellenzportfolio unserer Technik­ und Naturwissenschaften, der Lebens­ und Sozial­

wissenschaften und der Medizin.

Ich bin überzeugt: Kontinuierliches Lernen wird zum Imperativ für die Resilienz unserer Wirtschaft und Gesellschaft werden! Des­

halb wollen wir unseren wichtigsten Innova­

tionsmotor ankurbeln – den Menschen selbst!

Inwieweit wir in der post­Coronawelt vom Wandel profitieren, ist nicht nur eine Frage der technologischen Kompetenz, sondern vielmehr eine kulturelle Herausforderung. Die TUM nimmt diese an.

Ihr

(TUM IL³) has been established to face this challenge. To complement leading edge re­

search and first­class degree programs, TUM is thus opening up a new sphere of activity:

life­long learning for employees, professionals and executives. Under the leadership of our Senior Vice President for Talent Management and Diversity, Prof. Claudia Peus (cover photo), we are moving beyond the classical university model and transforming TUM into a global

“marketplace of knowledge”.

Experts and executives from the private, public and non­profit sectors as well as members of TUM’s own workforce can acquire further quali­

fications as “adult learners” through scientifi­

cally designed educational programs. However, rather than emulating the management edu­

cation typically offered by private business schools, with TUM IL³, we are building an en­

tirely original and future­ready concept of our own: In our tailor­made programs, we are cre­

ating a unique synthesis of management and leadership learning with the latest competen­

cies emerging from our excellence portfolio in engineering and natural sciences, life sciences, social sciences and medicine.

I am convinced: lifelong learning will be imper­

ative for the resilience of our economy and so­

ciety! That’s why we want to energize our key innovation engine – people! How we will benefit from the transformation in the post­pandemic world is not only a question of technological competence. It will also be a cultural chal­

lenge – one that TUM is ready to embrace.

Yours sincerely,

Thomas F. Hofmann Präsident | President

(5)

Service

Termine

Ideenwettbewerb „Academicus 2021“

Ob es um mehr Kultur auf dem Campus geht, um digitale Formate in der Lehre oder mehr Platz für Räder: Jede Idee für die Ver­

besserung von Lehre, Studium und Unileben ist willkommen. Bis zum 31. Juli können Studierende, Mitarbeitende und Alumni ihre Vorschläge einreichen.

Informationen:

www.tum.de/ideenwettbewerb

1.10.

Vorankündigung Festakte School-Gründungen

Zum 1. Oktober starten die TUM School of Engineering and Design und die TUM School of Social Sciences and Technology – das werden wir feiern! Die Termine werden noch bekannt gegeben.

Mehr über die School-Transition erfahren Sie hier:

www.tum.de/school-transition ( Anmeldung bitte mit TUM-Kennung)

18.10.

Immatrikulationsfeier „Welcome@TUM"

Zum Start in diesen neuen Lebensabschnitt heißt Präsident Prof. Thomas F. Hofmann die neuen Studierenden an unserer Universität willkommen.

Informationen:

www.tum.de/welcome-at-tum

31. 7.

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08

24

6 TUMcampus 2 | 21

Editorial

03 von Thomas F. Hofmann

Spezial

08 „Lernen ist unsere Chance für die Zukunft“

Claudia Peus im Gespräch 14 TUM Institute for LifeLong

Learning eröffnet

Forschen

16 Sonnen modell erstmals vollständig bestätigt 20 Hochdotierte EU­Förderung

für Forschung an der TUM 24 TUM Innovation Networks

gehen an den Start 28 Nachhaltige Mobilität für

Metropolregionen

Lehren und Lernen

30 Linde unterstützt die Nachwuchs­

förderung in Datenwissen schaften 32 Berufsschullehramt:

Neue Ausbildung für digitalen Wandel

Politik

34 Grüner Wasserstoff und nachhaltige Pflanzenproduktion

36 Auftakt für das Munich Quantum Valley

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38

56

Inhalt

Unileben

38 Ein Stipendium, das Freiraum schafft 42 Virtueller Lunch mit dem Präsidenten 45 Europäisches Traineeprogramm

Wissenschaft und Wirtschaft

46 Start­up Personio ist drittes

„Einhorn“ aus der TUM 48 Aus dem Labor zum Start­up  

– mit viel Psychologie

Global

52 Unterwegs mit Geophysiker Johannes Scherr in Ägypten

Menschen

56 Den Krebs verstehen lernen – Jürgen Ruland im Porträt 60 Neu berufen

65 Ruhestand 67 Auszeichnungen 70 Meldungen 71 Personalien 74 in memoriam

Service

05 Termine

77 Netzwerk für die Karriere im Doppel 78 Ausblick

(8)

8 TUMcampus 2 | 21

„ Lernen ist unsere

Chance für die Zukunft“

PROF. CLAUDIA PEUS IM GESPRÄCH

BILDER Magdalena Jooss / TUM

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Die rasante Veränderung der Arbeitswelt und der technologische Fortschritt schaffen heute einen ständigen Weiterbildungsbedarf.

Die TUM hat darauf reagiert, indem sie das TUM Institute for LifeLong Learning (TUM IL3) gegründet hat. Gefördert wird das TUM IL3 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Freistaat Bayern im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern. Im Interview spricht Gründungsdirektorin und Geschäftsführende Vizepräsidentin für Talentmanagement und Diversity Prof. Claudia Peus über das TUM IL3.

INTERVIEW LISA PIETRZYK

Claudia Peus ist seit 2011 Professorin für For- schungs- und Wissenschaftsmanagement an der TUM, seit 2017 Geschäftsführende Vizepräsidentin für Talentmanagement und Diversity sowie seit 2019 Gründungsdirektorin des TUM Institute for LifeLong Learning (TUM IL³). Nach ihrer Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München war sie als Gastwissenschaftlerin am Massachu- setts Institute of Technology sowie als Post- Doctoral Fellow an der Harvard University tätig.

In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit den Themen Führung und Führungskräfteentwicklung im digitalen Zeitalter, dem Management von For- schungsorganisationen sowie Diversity in Organi- sationen.

Frau Professor Peus, was können wir uns unter lebenslangem Lernen vor stellen?

Heute Gelerntes ist morgen häufig schon von gestern. Dafür sorgt unter anderem der aktuell schnell voranschreitende naturwis- senschaftliche und technologische Fort- schritt: Gerade durch die Digitalisierung sind so viele neue Dinge, so viele neue Technolo- gien, so viele neue Möglichkeiten entstanden.

Wissensinhalte, die man in seinem Studium vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren gelernt hat, sind deshalb heute oft so nicht mehr gül- tig. Oder sie reichen nicht mehr aus. Jede und jeder von uns ist entsprechend gefordert, das

ganze Leben lang weiter zu lernen. Als Uni- versität sehen wir uns in der Verantwortung, Anlaufstelle für das lebenslange Lernen zu sein. Wir wollen nicht nur einmal Bildungs- input mit unseren Bachelor- und Master-Pro- grammen geben, sondern wir wollen Men- schen die Möglichkeit bieten, nach dem Stu- dium immer wieder zur TUM zurückzukeh- ren, um sich ein Update zu holen. Fach- und Führungskräfte werden hier, im TUM Insti- tute for LifeLong Learning, zahlreiche Weiter- bildungsmöglichkeiten vorfinden – auf dem neuesten Stand der Forschung, aber gleich- zeitig auch praxisorientiert.

Was genau hat sich verändert, das diesen Bedarf an Weiterbildung nach sich zieht?

Für Deutschland hat der Stifterverband in seinem sogenannten Future Skills Report beschrieben, dass ein besonders hoher Bedarf im Bereich ‚Digital Skills‘ besteht. Damit ist die Fähigkeit gemeint, mit digitalen Techno- logien umzugehen und digitale Informationen verstehen zu können. Der Stifterverband schreibt 2018: Damit in fünf Jahren zwei Drittel der Beschäftigten die Fähigkeit zum digitalen Lernen besitzen, müssen bis dahin 3,8 Millio- nen Menschen weitergebildet werden.

BILDER Magdalena Jooss / TUM

Spezial

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10 TUMcampus 2 | 21

Personen. Laut einer Umfrage des Massachu- setts Institute of Technology und der Bera- tungsgesellschaft Deloitte gibt fast die Hälfte der befragten 4.500 Führungskräfte an, dass sie ihre Fähigkeiten kontinuierlich erweitern müssten. Mehr als 90 Prozent beschreiben, dass sie mindestens einmal jährlich ein

‚Update‘ brauchen. Diese Zahlen wurden vor der Pandemie erhoben und ich gehe davon aus, dass der Weiterbildungsbedarf nun noch- mals dramatisch angestiegen ist. Wer hätte vor anderthalb Jahren beispielsweise von sich behauptet, dass er seine Personalauswahlge- spräche digital führt, dass er ein Team oder sogar ein ganzes Unternehmen aus dem Homeoffice führt? Da wurden wir alle quasi über Nacht herausgefordert, zu lernen, digi- tale Technologien zu verwenden. Viele Orga- nisationen müssen nun auch den Führungs- stil an diese Veränderungen anpassen. Und generell haben die letzten Jahre gezeigt, wie sehr technologische Entwicklungen verän- dern, wie wir kommunizieren, uns fortbewe- gen oder arbeiten.

Können Sie ein konkretes Beispiel für diese Veränderungen in der Arbeitswelt geben?

Nehmen Sie die Automobilbranche und den Umstieg vom Verbrennungsmotor auf E-Mo- bilität. Viele Automobilkonzerne beschäftigen Tausende von eigentlich hochqualifizierten Fachkräften, deren Fertigkeiten und Wissen

Kompetenzen gefragt, weniger die Fähigkeit, einen Verbrennungsmotor bauen zu können.

Und da erlebe ich in den Unternehmen oft eine große Sorge, wie sie diese Umstellung gemeinsam mit den Beschäftigten schaffen können. Mit dem TUM Institute for LifeLong Learning können wir die Menschen und die Unternehmen in Deutschland dabei unter- stützen, sich zukunftsfähig aufzustellen und sich die Kenntnisse anzueignen, die in Zukunft entscheidend sein werden. Es ist toll, dass wir einen Beitrag zur Wettbewerbsfähig- keit des Wirtschafts- und Wissenschaftsstand- orts Deutschland leisten können.

Das ist das Ziel des TUM Institute for Life- Long Learning?

Ja. Weitergefasst wollen wir die Anlaufstelle für Fach- und Führungskräfte unterschied- lichster Hintergründe, Branchen und Natio- nalitäten im deutschsprachigen Raum sein – und perspektivisch auch in ganz Europa. Es ist unser Ziel, Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft dabei zu unterstützen die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts effektiv und verantwor- tungsvoll bewältigen zu können.

Wie wird die TUM das erreichen?

Die TUM ist dazu in der besten Ausgangslage:

Wir sind eine der besten Universitäten in Europa, laut dem QS-Ranking im ver gangenen Jahr tatsächlich die beste Universität in der EU und im gerade erschienenen Impact Ranking von Times Higher Education haben wir den ersten Platz weltweit im Bereich Inno vation erreicht. Überdies haben wir bereits langjährige Erfahrung im Bereich der Weiterbildung von Führungskräften: In der Wirtschaftsfakultät haben wir in den letzten 15 Jahren bereits eine sehr erfolg- reiche Weiterbildung für Führungskräfte unterschiedlicher Branchen aufgebaut,

TUM Learning Festival

Um die gesellschaftliche Bedeutung des lebens- langen Lernens zu verdeutlichen und wichtige Impulse zu geben, organisiert das TUM IL³ im Jahr 2021 eine Reihe von Veranstaltungen zum Themenschwerpunkt Lebenslanges Lernen.

Alle Veranstaltungen finden Sie unter:

learningfestival.lll.tum.de

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haben inter national akkreditierte Studien- gänge und Zertifikats programme ins Leben gerufen. Wir gehören zu den wenigen Univer- sitäten in Deutschland, die damit schon jetzt im internationalen Markt erfolgreich sind.

Gleichzeitig betreiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TUM Spitzenforschung in vielen Zukunftsfeldern, beispielsweise Robotics, maschinelles Lernen, Bioengineer- ing, digitale Medizin, Additive Fertigung, Quantentechnologie und Nachhaltigkeit. Das unterscheidet uns von anderen Weiterbil- dungsanbietern wie Beratungsgesellschaften und Verlagen aber auch von den meisten Business Schools: Wir haben die Exper tinnen und Experten der Technologieentwicklung, Naturwissenschaften und Medizin direkt im Haus. Wir sind Gestalter, nicht Rezipienten, technologischer Entwicklungen und wissen, was in Zukunft möglich sein wird. Wir kön- nen Technologieentwicklung nicht nur aus erster Hand erzählen, sondern auch direkt in unseren Laboren und Werkstätten erlebbar

machen. Und gleichzeitig verfügt die TUM über exzellente Expertise in den Bildungs- wissenschaften sowie im Bereich digitale Lehr- und Lerntechnologien, auf der wir auf- bauen und die wir für unsere Weiterbildung nutzen können. Wir verfügen außerdem über herausragende Kontakte zu Unternehmen und damit zu Expertinnen und Experten aus der Praxis. Und wir können den Industrie- standort München und die starke Start-up- Szene hier vor Ort nutzen. Unser hervorra- gendes Netzwerk beziehen wir auch in die Entwicklung unserer Angebote mit ein – und zwar weltweit. Ich denke, darin sind wir ein- zigartig.

Wie können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TUM vom Institute for LifeLong Learning profitieren?

Die Weiterbildung von externen Fach- und Führungskräften ist nur eine Säule des TUM Institute for LifeLong Learning. Die zweite ist die Weiterbildung aller Angehörigen der TUM. An der TUM haben wir über die Jahre hinweg gute Weiterbildungsmöglichkeiten

„ Es ist unser Ziel, Fach- und Führungskräfte aus Wirt- schaft, Wissenschaft und Gesellschaft dabei zu unter- stützen, die Herausforde- rungen des 21. Jahrhunderts bewältigen zu können.“

PROF. CLAUDIA PEUS

Spezial

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für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwi- ckelt, die aber über unterschiedliche Einhei- ten verteilt waren. Etwa ProLehre | Medien und Didaktik, TUM horizons und unsere Angebote für Professorinnen und Professo- ren. All diese Programme haben wir jetzt am TUM Institute for LifeLong Learning unter einem Dach vereint. So sind die Kurse viel besser auffindbar und Schritt für Schritt inte- grieren wir auch die IT- und Anmeldesysteme.

So können wir Ressourcen dafür einsparen und die freiwerdenden Ressourcen dafür nut- zen, um neue Angebote zu entwickeln sowie Bestehendes zu erweitern und weiter zu ver- bessern. In unseren Angeboten spielt auch das Thema Future Skills eine große Rolle, damit verbunden auch das Thema Digital Leadership und auch der Bereich Diversity.

Gibt es auch ganz neue Angebote für Mitarbeitende?

Ja. Gerade ist unser neues Programm Career- Design @ TUM gestartet, ein strukturiertes Qua- lifizierungsprogramm für den akademischen Mittelbau. Das Programm wird es ermögli- chen, sich im Wissenschaftsmanagement, in der Lehre und Weiterbildung, im Ausgrün- dungsmanagement, im Forschungsmanage- ment oder im Technologiemanagement zu spe- zialisieren und systematisch weiterzubilden.

Mit diesem Programm beschreiten wir in Deutschland Neuland. Der akademische Mit- telbau und das Wissen schaftsmanagement sind hierzulande zwar eine zentrale Säule der Universitäten, beide haben aber, was die Weiterbildung und die Karriereperspektiven betrifft, in der Vergangenheit nicht genug Beachtung gefunden.

Claudia Peus ist Professorin für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement und Gründungsdirektorin des TUM Institute for LifeLong Learning.

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Uni-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann hat die TUM immer wieder als einen

„Tauschplatz des Wissens“ beschrieben, der vor allem vom persönlichen Austausch lebt. Was bedeutet es für das TUM Institute for LifeLong Learning, dass es während der Corona-Pandemie gestartet ist, die den direkten und persönlichen Austausch erschwert?

Die Pandemie war und ist natürlich eine beson- dere Herausforderung für uns. Wir muss- ten – wie so viele andere auch – von heute auf morgen unsere in Präsenz ge planten Pro- gramme umstellen und digital zugänglich machen. Dabei konnten wir dann aber auch ganz neue didaktische Methoden einsetzen:

Wir haben beispielsweise Online-Strategie- spiele und Online-Coaching angeboten. Zu- sätzlich wurde eine Speaker Series mit dem Titel TUMex Summer Sundays etabliert, in der hochrangige Referentinnen und Referenten über aktuelle Themen gesprochen haben. Bei- spielsweise hat ein ehemaliger General, der in Afghanistan kommandiert hat, über Führung in der Krise gesprochen. Insgesamt haben wir sehr viele Fragen dazu erhalten, wie man aus dem Homeoffice führt. Dazu haben wir dann die sogenannte TUM Knowledge Base entwi- ckelt, eine kuratierte Sammlung von Materia- lien und Informationen zum Thema virtuelle Führung und virtuelle Zusammenarbeit. Wie Sie sagen, ist der persönliche Austausch ein sehr wichtiges Element in solchen Program- men. Wir haben versucht, diesen auch in der digitalen Welt zu ermöglichen und beispiels-

„ Ich bin beeindruckt davon, was es an der TUM alles gibt und welche zukunftsträch- tigen Themen hier bearbeitet werden.“

PROF. CLAUDIA PEUS

weise eine spannende Podcastreihe gestartet, in der wir uns mit verschiedenen Gästen die Frage stellen, wie unsere Arbeit und For- schung helfen kann, die Welt zu verbessern.

Obwohl wir sehr viel positives Feedback zu unseren digitalen Veranstaltungen erhalten haben, haben wir im letzten Jahr aber auch gelernt, wie wichtig die persönliche Begeg- nung bleibt. Entsprechend werden wir auch nach der Pandemie immer eine Mischung aus digitalen und Präsenz-Veranstaltungen anbie- ten.

Was ist für Sie persönlich das Spannendste am Aufbau des TUM Institute for LifeLong Learning?

Im Moment laufe ich – gut, in diesem Fall vir- tuell – durch die TUM und stelle unser Grund- konzept vor. Ich finde heraus, woran unsere Professorinnen und Professoren forschen und wovon sie glauben, es sei besonders wichtig für die Praxis. Und ich bin beeindruckt davon, was es an der TUM alles gibt, welche zukunfts- trächtigen Themen hier bearbeitet werden und mit wieviel Leidenschaft und Ideenreichtum die Kolleginnen und Kollegen ihre Forschung vorantreiben und Implikationen für die Praxis herausarbeiten. Das ist wirklich begeisternd – und ich lerne jeden Tag etwas Neues.

Mehr zum Thema lebenslanges Lernen und zu den Angeboten des TUM IL3:

www.tum.de/lebenslanges-lernen

Spezial

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Künstliche Intelligenz, Automatisierung, digitale und additive Fertigungsverfahren, Präzisionsmedizin, Bio- und Quanten- technologien – derartige technologische Sprungentwicklungen bedingen einen rapide zunehmenden Weiterbildungsbedarf.

Zur lebenslangen Weiterbildung von Mitarbeitenden und externen Fach- und Führungskräften hat die TUM das TUM Institute for LifeLong Learning (TUM IL³) gegründet.

TEXT ULRICH MEYER

TUM Institute for LifeLong Learning eröffnet

Anlaufstätte für Fach- und Führungskräfte Gründungsdirektorin des neuen TUM IL³ ist die Geschäftsführende Vizepräsidentin für Talent Management & Diversity Prof. Claudia Peus: „Wir wollen die Anlaufstätte für Fach­

und Führungskräfte unterschiedlichster Hin­

tergründe, Branchen und Nationalitäten im deutschsprachigen Raum und perspektivisch in ganz Europa schaffen. Als beste Universität in der EU, zu der uns das QS Ranking im ver­

gangenen Jahr kürte, sind wir in einer hervor­

ragenden Ausgangsposition dafür.“

Klarer Blick für die Themen der Zukunft Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte: „Die Exzellenz der TUM besteht auch in ihrem klaren Blick für die Themen der Zukunft. Mit wegweisenden Konzepten greift sie neue Herausforderungen auf und setzt internationale Maßstäbe. Das wird auch am TUM Institute for LifeLong Learning deutlich.

Bei der virtuellen Gründungsveranstaltung am 25. Januar 2021 betonte Präsident Thomas F.

Hofmann: „Ich bin überzeugt: Kontinuierliches Lernen wird zum Imperativ für die Resilienz unserer Wirtschaft und Gesellschaft werden!

Das bedeutet, dass wir unseren wichtigsten Innovationsmotor ankurbeln müssen – den Menschen selbst! Inwieweit wir vom Wandel profitieren, ist nicht nur eine Frage der techno­

logischen Kompetenz, sondern vielmehr eine kulturelle Herausforderung. Mit dem TUM IL³ entwickeln wir die TUM über das klassische Universitätsmodell hinaus zu einem echten

‚Tauschplatz des Wissens‘. Fach­ und Füh­

rungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Gesell­

schaft können als ‚erwachsene Lernende‘

immer wieder an die TUM zurückkommen, um sich durch wissenschaftlich fundierte Bildungs­

angebote fort­ und weiterzuqualifizieren.“

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Akademische Weiterbildungsangebote wie das der TUM spielen heutzutage eine immer grö­

ßere Rolle. Dem werden wir auch in unserem neuen Hochschulinnovationsgesetz Rechnung tragen.“

Führende Unternehmen setzen auf Weiter- bildung

Bei der Entwicklung der Weiterbildungsange­

bote kooperiert die TUM eng mit führenden Unternehmen und stimmt die Themen auf den tatsächlichen Bedarf in der Wirtschaft ab.

Petra Scharner­Wolff, Mitglied des Konzern­

vorstands der Otto Group, bekannte bei der Gründungsveranstaltung des TUM IL³, sie sei „eine glühende Verfechterin des lebens­

langen Lernens“. Lernen müsse Teil des Alltags werden. Angesichts der dramatischen Ver­

änderungen der Wirtschaft sei Weiterbildung

„kein nice­to­have, sondern ein Teil der Über­

lebensfähigkeit“ von Unternehmen.

Dr. Victoria Ossadnik, Vorsitzende der Ge­

schäftsführung der E.ON Energie Deutschland, warb dafür, „Dinge zu lernen, die die Regeln brechen“. Die Unternehmen und ihre Beschäf­

tigten müssten sich darauf vorbereiten, dass sich die gewohnten Strukturen und Mecha­

nismen verändern. Ständige Weiterbildung halte die Organisation flexibel genug, um „mit Disruptionen umzugehen“. Und die Koopera­

tion mit der TUM generiere so einen wichtigen Blick von außen.

Auch Harald Krüger, Mitglied des Aufsichts­

rats der Lufthansa Group sowie der Deutschen Telekom AG, sieht das lebenslange Lernen als

„strategischen Erfolgsfaktor“. Dafür müssten

Unternehmen eine positive Lernkultur ent­

wickeln. Besonders wichtig dabei sei, flexibel zu sein und das Ziel zu beschreiben: „Auf den Impact, auf den Nutzen für das Unternehmen fokussieren und dann einfach loslaufen.“

Für den Vorstandsvorsitzenden der Infineon Technologies AG, Dr. Reinhard Ploss, geht es bei lebenslangem Lernen vor allem um die Motivation. Man müsse bei den Beschäftigten Neugier und Begeisterung wecken. Ange­

sichts der ständigen Veränderung der wirt­

schaftlichen und technologischen Rahmenbe­

dingungen stehe die Kernfrage im Raum: „Wie erfinde ich mich neu?“

Das gilt auch für die TUM selbst. Deshalb kümmert sich das TUM IL³ auch zentral um die Weiterbildung der eigenen Beschäftigten in Forschung, Lehre und Verwaltung.

Das IL³ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Freistaat Bayern im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.

„ Wir wollen die Anlaufstätte für Fach- und Führungs- kräfte unterschiedlichster Hintergründe, Branchen und Nationalitäten

schaffen.“

PROF. CLAUDIA PEUS

Spezial

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Forschen

Sonnen modell erstmals

vollständig bestätigt

Dem Forschungsteam des Borexino-Experiments ist es zum ersten Mal gelungen, Neutrinos aus dem zweiten Fusionsprozess der Sonne, dem Carbon- Nitrogen-Oxygen-Zyklus (CNO-Zyklus), nach- zuweisen. Damit sind nun alle theoretischen Vorhersagen über die Energieerzeugung im Inneren der Sonne auch experimentell bewiesen. Dem Ergebnis gingen jahrelange Bemühungen voraus, die Hintergrundquellen im Energiebereich der CNO-Neutrinos unter Kontrolle zu bekommen.

TEXT PETRA RIEDEL / ANDREAS BATTENBERG

(18)

18 TUMcampus 2 | 21 Die Sonne gewinnt ihre Energie durch die

Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium.

Dies geschieht auf zwei Arten: Der größte Teil, etwa 99 Prozent der Energie, entstammt einem Prozess von Fusionen und Zerfällen, der mit zwei Wasserstoffkernen beginnt und mit einem Heliumkern endet, der sogenannten Proton­Proton­ oder pp­Kette.

Den Rest der Energie trägt ein Zyklus bei, bei dem sich insgesamt vier Wasserstoffkerne schließlich zu einem Heliumkern verbinden, mit Hilfe von Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff als Katalysatoren und Zwischen­

produkten. Bei Sternen, die größer als unsere Sonne sind, stammt der überwiegende Teil der Energie aus diesem zweiten Prozess, dem aufgrund der Beteiligung von Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff sogenannten CNO­

Prozess.

Beweis für in den 1930er Jahren postulier - ten Fusionszyklus

Dieser zweite Zyklus war in den 1930er Jahren von den Physikern Hans Bethe und Carl Friedrich von Weizsäcker unabhängig voneinander als Energielieferant der Sonne postuliert worden, konnte bislang jedoch nicht experimentell bestätigt werden. Nun ist es den Physikerinnen und Physikern des Borexino­

Experiments, das sich im italienischen Gran Sasso Untergrundlabor befindet, erstmals gelungen, diesen Zyklus mit Hilfe der von ihm produzierten Neutrinos nachzuweisen.

„ Ich habe es lange für nicht möglich gehalten, dass diese Messung er folgreich sein würde.“

PROF. STEFAN SCHÖNERT Jahr 2007 in Betrieb genommen. Im

Borexino- Experiment kooperieren Forschungsgruppen aus Deutschland, Italien, Frankreich, Polen, Russland und den USA. In Deutschland sind folgende Institutionen beteiligt: TUM, Forschungszentrum Jülich, Johannes Gutenberg Universität Mainz, Tech- nische Universität Dresden und RWTH Aachen University.

Vor einigen Jahren hatte das Team des Borexino­Experiments bereits erstmals eine Gesamtuntersuchung der Fusionsprozesse der pp­Kette mittels ihrer Neutrinos vor­

gestellt. Maßgeblich beteiligt waren an beiden Messungen Wissenschaftlerinnen und Wissen­

schaftler des Physik­Departments der TUM.

Störquellen überdeckten bisher das Signal Die Neutrinos des CNO­Zyklus waren aufgrund ihrer Energieverteilung schwer von denen zu unterscheiden, die beim radioaktiven Zerfall winziger Spuren anderer Elemente erzeugt werden. Vor allem Bismut­210 aus Spuren­

verunreinigungen auf der Oberfläche der Detektorwand verdeckte bisher die Signale des CNO­Zyklus.

Aufgrund von Konvektionsbewegungen ge­

langten diese Verunreinigungen in die Detek­

torflüssigkeit. Um die Störung zu be seitigen, musste die Konvektion im Inneren des Borexino­Detek tors zum Stillstand gebracht werden, was technisch extrem aufwendig war.

„Ich habe es lange für nicht möglich gehalten, dass diese Messung erfolgreich sein würde“, sagt Stefan Schönert, Professor für Experi­

mentelle Astroteilchenphysik an der TUM.

„Nach sechsjähriger Anstrengung gelang uns dies nun, sodass wir das CNO­Neutrino­

Signal jetzt erstmals nachweisen konnten.“

(19)

Neue Hinweise auf die  Metallizität der Sonne Die Ergebnisse bestätigen nun nicht nur die theoretischen Vorhersagen über die beiden Fusionsprozesse der Sonne, sondern geben auch einen Hinweis auf die Metallizität der Sonne, also die Konzentration der Kerne, die schwerer als Wasserstoff und Helium sind.

Verschiedene astrophysikalische Untersu­

chungsmethoden kamen in den vergangenen Jahren zu unterschiedlichen Resultaten. „Die neuen Borexino­Ergebnisse unterstützen hier nun die Beobachtungen mit höheren Metallizi­

tätswerten“, so Prof. Lothar Oberauer von der TUM.

Wichtig ist dies vor allem im Hinblick auf wesentliche Eigenschaften von Sternen wie ihre Größe, Temperatur, Helligkeit und Lebensdauer, die von der Metallizität bestimmt werden. Die chemische Zusammensetzung der Sonne zu verstehen, ist daher grundlegend für das Verständnis der Eigenschaften aller Sterne.

Blick ins Innere des Borexino-Detektors im Untergrundlabor tief unter dem italienischen Gran Sasso Massiv in den Abruzzen.

Vor einigen Jahren hatte das Team des Borexino­Experiments bereits erstmals eine Gesamtuntersuchung der Fusionsprozesse der pp­Kette mittels ihrer Neutrinos vor­

gestellt. Maßgeblich beteiligt waren an beiden Messungen Wissenschaftlerinnen und Wissen­

schaftler des Physik­Departments der TUM.

Störquellen überdeckten bisher das Signal Die Neutrinos des CNO­Zyklus waren aufgrund ihrer Energieverteilung schwer von denen zu unterscheiden, die beim radioaktiven Zerfall winziger Spuren anderer Elemente erzeugt werden. Vor allem Bismut­210 aus Spuren­

verunreinigungen auf der Oberfläche der Detektorwand verdeckte bisher die Signale des CNO­Zyklus.

Aufgrund von Konvektionsbewegungen ge­

langten diese Verunreinigungen in die Detek­

torflüssigkeit. Um die Störung zu be seitigen, musste die Konvektion im Inneren des Borexino­Detek tors zum Stillstand gebracht werden, was technisch extrem aufwendig war.

„Ich habe es lange für nicht möglich gehalten, dass diese Messung erfolgreich sein würde“, sagt Stefan Schönert, Professor für Experi­

mentelle Astroteilchenphysik an der TUM.

„Nach sechsjähriger Anstrengung gelang uns dies nun, sodass wir das CNO­Neutrino­

Signal jetzt erstmals nachweisen konnten.“

Das Borexino-Programm wird gefördert vom Istituto Nazionale di Fisica Nucleare (INFN), Italien, der National Science Foundation (NSF), USA, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF), der Russian Foundation for Basic Research (RFBR) und der Russian Science Foundation (RSF) sowie vom Narodowe Centrum Nauki (NCN), Polen. Die Rechenzentren des INFN-CNAF in Bologna, Italien, das U-Lite-Rechenzentrum und der Supercomputer JURECA 44 im Forschungs zen trum Jülich stellten Rechenzeit zur Verfügung.

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20 TUMcampus 2 | 21

Hochdotierte EU-Förderung für  Forschung an der TUM

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat fünf Consolidator Grants an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUM vergeben. Mithilfe der hochdotierten Auszeichnungen werden sie Quanten- computer, nachhaltige Aluminium-Anwendungen, die Regulation von Proteinfunktionen, Mecha- nismen bei Fettleibigkeit und die Veränderungen der Wälder erforschen.

Forscherinnen und Forscher an der TUM konnten bislang insge­

samt 140 der renommierten ERC Grants einwerben. Diese werden jedes Jahr in verschiedenen Kategorien ausgeschrie ben. Zuletzt waren zwei ERC Advanced Grants, fünf ERC Starting Grants und drei Projektförderungen durch den ERC Proof of Concept an die TUM vergeben worden. Consolidator Grants erhalten Forscherinnen und Forscher, deren Promotion sieben bis zwölf Jahre zurückliegt.

Die Projekte werden mit jeweils bis zu zwei Millionen Euro geför­

dert. An der TUM waren nun erfolgreich:

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Forschen

Prof. Shigeyoshi Inoue

CHEMIE

Aluminium kennen die meisten Menschen nur als silbriges, leichtes Metall. Ähnlich wie bei Kohlenstoff und Silizium gibt es aber auch Verbindungen von Aluminium mit organischen Resten und sogar Verbindungen, die Kohlenstoff­Aluminium oder Aluminium­Alu­

minium­Doppelbindungen enthalten. Sie sind hochreaktiv und daher von großem Interesse für chemische Synthesen und die Katalyse. Diese Verbindungen könnten eine kostengünstige, nachhaltige und ungiftige Alternative zu derzeitigen industriellen chemischen Prozessen auf der Basis von Übergangsmetallen darstellen. In seinem Projekt „ALLOWE“ möchte Prof. Shigeyoshi Inoue deshalb hochreaktive, niedervalente Aluminiumkomplexe für die Anwendung in der Synthese und Katalyse entwickeln.

Prof. Robert König

MATHEMATIK

Quantencomputer können theoretisch klassischen Computern weit überlegen sein, wenn es um die effiziente Lösung komplexer Probleme geht. Die bisher gebauten Quantencomputer nutzen allerdings nur wenige fehlerhafte Quantenbits und erreichen daher nicht die Leistung eines idealen Quantencomputers. Im Projekt „EQUIPTNT“ untersucht Prof. Robert König das Potenzial solcher eingeschränkten Quantengeräte. Konkret werden Algo­

rithmen entwickelt, die es ermöglichen sollen, diese Geräte in Anwendungen zu nutzen. Außerdem werden Methoden erarbeitet, um das Verhalten der Quantensysteme zu simulieren. So können Modelle erstellt werden, um das Design von Quantengeräten zu planen, diese zu bewerten oder mögliche Probleme eines Systems zu identifizieren. Die Simulationen sollen auch eine Zertifizierung von Quantencomputern ermöglichen.

Shigeyoshi Inoue ist Professor für Siliciumchemie.

BILD Astrid Eckert / TUM

Robert König ist Professor für die Theorie komplexer Quantensysteme.

BILD Andreas Heddergott / TUM

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22 TUMcampus 2 | 21

Prof. Kathrin Lang

CHEMIE

Proteine sind die Arbeitstiere in den Zellen aller Lebewesen.

Permanent baut die Zelle Proteine auf und recycelt solche, die ihre Aufgabe erledigt haben. Ein entscheidender Schritt für die Regulation von Proteinfunktionen ist ihre Markierung mit einem kleinen Protein namens Ubiquitin. Der Allgegenwärtigkeit dieses Proteins entsprechend stehen viele Krankheiten mit Störungen von Abläufen in Verbindung, an denen Ubiquitin beteiligt ist. In ihrem Projekt „Ubl­tool“ möchte Prof. Kathrin Lang modulare und interdisziplinäre Werkzeuge mittels chemischer und synthetischer Biologie entwickeln, um verschiedenste Aspekte der Ubiquitin­

Markierung zu untersuchen, die mit traditionelleren Herangehens­

weisen nicht studiert werden können. Ziel der Forschung ist es auch, neue Ansatzpunkte im Ubiquitin­System zu finden, die Ziele für künftige Therapeutika sein könnten.

Prof. Paul T. Pfluger

MEDIZIN

Fettleibigkeit ist in nur wenigen Jahrzehnten zu einem globalen Gesundheitsproblem geworden. Abzunehmen ist für viele Betrof­

fene lebenswichtig, der durch Diäten hart erkämpfte Erfolg aller­

dings oft nur von kurzer Dauer. Prof. Paul T. Pfluger möchte die molekularen Prozesse aufspüren, die für das erneute Zunehmen des zuvor verlorenen Gewichts verantwortlich sind. Dafür erforscht der Professor für Neurobiologie des Diabetes der TUM am Helm­

holtz Zentrum München die molekularen Grundlagen der Resis­

tenz gegen das Sättigungshormon Leptin sowie darauf basierende Medikamente zur Gewichtsabnahme. Außerdem untersucht er die epigenetischen Mechanismen, die den Jo­Jo­Effekt bewirken – und welche Rolle bestimmte Neuronen dabei spielen. Mithilfe von CRISPR­Cas9­Technologie will er herausfinden, ob es ein epi­

genetisches Gedächtnis für Fettleibigkeit gibt, das sich durch die Manipulation von Neuronen löschen lässt. So will er den Grund­

stein für nachhaltige Adipositas­Therapien legen.

Paul T. Pfluger ist Professor für Neuro- biologie des Diabetes an der TUM und forscht am Helmholtz Zentrum Mün- chen. BILD Andreas Heddergott / TUM Kathrin Lang war bis März 2021 Professorin für Synthetische Biochemie an der TUM.

BILD Andreas Heddergott / TUM

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Forschen

Prof. Rupert Seidl

TUM SCHOOL OF LIFE SCIENCES

Waldökosysteme rund um den Globus befinden sich in einem raschen Prozess der Veränderung. Der Klimawandel und der Ver­

lust der biologischen Vielfalt verändern die Struktur und Zusam­

mensetzung von Waldökosystemen. Im Projekt „FORWARD – Ursachen und Folgen der Reorganisation von Waldökosystemen“

untersucht Prof. Rupert Seidl die Auswirkungen des globalen Wandels auf Baumsterblichkeit und ­verjüngung. Ziel ist es zu verstehen, was eine Reorganisation von Wäldern verursachen kann, wann und wo die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass Wälder sich verändern und welche Auswirkungen diese Veränderungen haben können. Das Projekt verbindet Experimente im Feld sowie in begehbaren Klimakammern mit Langzeitbeobachtungen und Simulationsmodellierung. Es soll mit Frühwarnindikatoren für die Reorganisation von Wäldern und einer ersten Karte der globalen Hotspots der Waldveränderung wichtige Entscheidungsgrund­

lagen für Waldpolitik und ­bewirtschaftung liefern.

Rupert Seidl ist Professor für Öko- systemdynamik und Waldmanagement in Gebirgslandschaften.

BILD Andreas Heddergott / TUM

Der Schleimpilz Physarum polycephalum fasziniert Forschende seit Jahren. An der Grenze zwischen Tier­, Pflanzen­ und Pilz­

reich bietet dieser einzigartige Organismus Einblicke in die frühe Evolutionsgeschichte der Eukaryonten, zu denen auch wir Men­

schen gehören. Sein Körper ist eine riesige Einzelzelle, die aus miteinander verbundenen Röhren besteht. Prof. Karen Alim untersucht, wie es ihm gelingt, sich an eine sich ändernde Umgebung anzupassen. Für ihr Vorhaben

„Understanding how genetic and physical fluidity drive adaptive behavior in a multinu­

cleate organism“ erhalten die Professorin für die Theorie biologischer Netzwerke und ein internationales Team einen Research Grant der International Human Frontier Science Pro­

gram Organization, die innovative Forschung zu grundlegenden biologischen Problemen fördert. 2020 wurde Alim bereits mit einem ERC Starting Grant des Europäischen For­

schungsrates (ERC) ausgezeichnet.

Human Frontier Science Program

Research Grant für Prof. Karen Alim

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TUM Innovation Networks

gehen an den Start

Mit fächerübergreifenden TUM Innovation Networks will die TUM noch mehr Freiräume für wissenschaft- liche Kreativität und bahnbrechende Entwicklungen schaffen. Die ersten drei TUM Innovation Networks befassen sich mit der Diagnose und Behandlung psy- chischer Erkrankungen mithilfe Künstlicher Intel- ligenz (KI), mit der Entwicklung neuartiger Materia- lien durch den Einsatz von maschinellem Lernen sowie mit der Erforschung von Leben in Kombination von KI und Robotik mit chemischen und biophysika- lischen Experimenten.

TUM­Präsident Thomas F. Hofmann setzt dabei auf die Erschließung von künftigen Innovationsfeldern über Disziplinen, Denk­ und Arbeits­

kulturen hinweg: „Mit den TUM Innovation Networks fördern wir den Pioniergeist unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in potenzialreichen Bereichen, die sich nur durch interdisziplinäre For­

schungsansätze erfolgreich begegnen lassen. Dazu nutzen wir das kreative Potenzial der gesamten Universität durch neue wissenschaft­

liche Verbindungen zwischen unseren Schools und Departments und erschließen wissenschaftlich unkartiertes Terrain. Und wir gehen auch ins Risiko. Das heißt, wir nehmen bewusst in Kauf, dass Projekte auch mal scheitern können, aber zugleich schaffen wir die Voraussetzungen für wirklich bahnbrechende Innovationen.“

„ Wir nutzen das kreative Potenzial der gesamten Universität.“

PROF. THOMAS F. HOFMANN Kreative Ideen bündeln für Forschungsfragen der Zukunft: Prof. Job Boekhoven (links) ist einer der Koordinatoren im trans-

diziplinären Team des TUM Innovation Network Robot Intelligence in the Synthesis of Life (RISE).

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Forschen

Mit fächerübergreifenden TUM Innovation Networks will die TUM noch mehr Freiräume für wissenschaft- liche Kreativität und bahnbrechende Entwicklungen schaffen. Die ersten drei TUM Innovation Networks befassen sich mit der Diagnose und Behandlung psy- chischer Erkrankungen mithilfe Künstlicher Intel- ligenz (KI), mit der Entwicklung neuartiger Materia- lien durch den Einsatz von maschinellem Lernen sowie mit der Erforschung von Leben in Kombination von KI und Robotik mit chemischen und biophysika- lischen Experimenten.

TUM­Präsident Thomas F. Hofmann setzt dabei auf die Erschließung von künftigen Innovationsfeldern über Disziplinen, Denk­ und Arbeits­

kulturen hinweg: „Mit den TUM Innovation Networks fördern wir den Pioniergeist unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in potenzialreichen Bereichen, die sich nur durch interdisziplinäre For­

schungsansätze erfolgreich begegnen lassen. Dazu nutzen wir das kreative Potenzial der gesamten Universität durch neue wissenschaft­

liche Verbindungen zwischen unseren Schools und Departments und erschließen wissenschaftlich unkartiertes Terrain. Und wir gehen auch ins Risiko. Das heißt, wir nehmen bewusst in Kauf, dass Projekte auch mal scheitern können, aber zugleich schaffen wir die Voraussetzungen für wirklich bahnbrechende Innovationen.“

„ Wir nutzen das kreative Potenzial der gesamten Universität.“

PROF. THOMAS F. HOFMANN

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26 TUMcampus 2 | 21 In einem kompetitiven Prozess wurden aus 32 Anträgen die drei innova­

tivsten Projektideen ausgewählt und gingen als TUM Innovation Networks zum 1. April 2021 an den Start:

Artificial Intelligence powered Multifunctional Material Design (ARTEMIS)

Nachhaltige Energiespeicher entwickeln und zugleich neue Materialien für die regenerative Medizin herstellen – mit den richtigen supramolekularen chemischen Verbindungen ist beides möglich. Das TUM Innovation Network ARTEMIS verfolgt das Ziel, derartige Moleküle gezielt zu identifizieren und daraus einen einzigartigen Werkzeugkasten für verschiedene technische Anwendungen zu entwickeln, und zwar mithilfe maschinellen Lernens und Additiver Fertigung.

Mögliche Anwendungen reichen von der Elektrokatalyse in der Wasserstoff­

produktion über die gezielte Regeneration von Gewebe bis hin zu „smarten“

Beschichtungen auf Implantaten. Die datengetriebene Vorhersage bietet dabei völlig neue Möglichkeiten, um Entdeckung, Synthese und Design neuer multifunktionaler Materialien voranzutreiben, genau wie für das Hoch­

skalieren und die Produktion neuer technischer Anwendungen.

Neurotechnology for Mental Health (Neurotech)

Psychische Erkrankungen sind eines der größten medizinischen Probleme unserer Gesellschaft. Phänomene wie kognitive Defizite, Depressionen oder chronischer Schmerz gehen auf Störungen des Nervensystems zurück, viele Zusammenhänge sind aber noch unklar. Für eine genauere Diagnose und bessere Behandlungen psychischer Erkrankungen entwickelt das TUM Innovation Network Neurotech neue Ansätze und Technologien.

Informationen zur Bewerbung und zum Auswahlprozess:

www.tum.de/ innovation-networks

Die neuen TUM Innovation Networks erschließen potenzialreiche Innovationsfelder an den Grenzflächen der klassischen Disziplinen.

BILD Andreas Heddergott / TUM

(27)

Forschen

Das Team nutzt dabei die extreme Detailgenauigkeit elektrophysiologi­

scher Methoden, um Vorgänge im menschlichen Gehirn zu messen und zu stimulieren, und kombiniert sie mit modernsten datenwissenschaftlichen Werkzeugen. So wollen die Forschenden nicht nur Krankheitsbilder besser verstehen und genauer unterscheiden, sondern auch individualisierbare Therapie­Strategien für Patientinnen und Patienten finden. Sie folgen dabei strengen ethischen Richtlinien und untersuchen zugleich, welche ethischen Konsequenzen für Mensch und Gesellschaft aus disruptiven Technologien der Neurowissenschaft, Neurologie und Psychiatrie entstehen.

Robot Intelligence in the Synthesis of Life (RISE)

Wie ist das Leben entstanden? Könnte es woanders auch existieren? Können wir Leben sogar künstlich erzeugen – ein System, das sich selbst erhält, reproduziert und weiterentwickelt? Diese jahrhundertealten Fragen ver­

folgt das TUM Innovation Network RISE mit einem neuartigen Ansatz, der maschinelles Lernen und Robotik mit chemischen und biophysikalischen Experimenten verbindet.

Dabei sollen Roboter den Forschenden nicht einfach mühsame Aufgaben abnehmen, sondern sind selbst Teil des Versuchsaufbaus. Sie sollen Daten in Echtzeit beobachten, Experimente analysieren und – mithilfe Künstlicher Intelligenz – ihren Verlauf verändern. Das Ziel: ein automatisiertes, unter­

stütztes und sich selbst optimierendes Experiment erschaffen – ein System also mit den ersten Anzeichen des Lebens. Und eine Entwicklung mit dem Potenzial, Forschung und Entwicklung in Industrie und Wissenschaft zu revolutionieren.

Teil der TUM Agenda 2030

Die TUM Innovation Networks sind eine der zentralen Maßnahmen der TUM Agenda 2030. Sie werden im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder mit jeweils rund 2,2 Millionen Euro über vier Jahre geför­

dert. Künftig sollen pro Jahr zwei weitere Projekte dazukommen. Alle Promo­

vierenden eines TUM Innovation Networks sind Mitglieder der International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE) der TUM, durchlaufen das koordinierte Qualifizierungsprogramm der IGSSE und werden von jeweils zwei Principle Investigators betreut.

Die TUM Innovation Networks werden gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Freistaat Bayern im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.

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28 TUMcampus 2 | 21

Nachhaltige Mobilität für Metropolregionen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will durch den Ideenwettbewerb Clusters4Future den schnellen Transfer von Forschung in die Anwendung fördern. Ins­

gesamt hatten sich 137 Projekte um den Titel Zukunftscluster beworben. Bundes­

weit werden nun sieben Projekte gefördert, darunter auch der Cluster M Cube, der an der TUM koordiniert wird.

Grundlegende Veränderungen im Mobili- tätssektor

„Mobilität ist ein wichtiger Schlüsselfaktor für den Wohlstand, die Lebensqualität und auch die Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft“, sagt Prof. Sebastian Pfotenhauer, Co­Direktor des Munich Center for Technology in Society (MCTS) der TUM und einer der Leiter des M Cube­Strategieteams. „Momentan stehen wir hier vor enormen Herausforderungen wie etwa überlasteten Infrastrukturen, dem Klima­

wandel, der Urbanisierung und nicht zuletzt sozialer Ungerechtigkeit.“ Gleichzeitig ver­

ändern disruptive Technologien wie leistungs­

fähige elektrische Antriebssysteme und die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz den Mobilitätssektor tiefgreifend, ergänzt von neuen digitalen Geschäftsmodellen wie Mobility­as­a­Service und Ride­Sharing. Neue Mobilitätsformen müssen jedoch in beste­

hende Infrastrukturen und in die Gestaltung von lebenswerten Räumen integriert werden.

Über die Technologie hinaus

„Im Zukunftscluster M Cube verfolgen wir das Ziel, auf der Grundlage der traditionellen Stärke Deutschlands bei Verkehrstechnologien Transformationen verantwortungsbewusst zu gestalten, proaktiv Gegenakzente zu Trends aus anderen Ländern zu setzen und eine Referenzregion für nachhaltige Mobilitätsinno­

vation zu werden“, sagt Pfotenhauer. „Dabei betrachten wir gemeinsam mit unseren Part­

nern auch wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische, rechtliche und ethische Aspekte der Mobilität. Wir decken ein breites Spektrum

Der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropol-

regionen (M Cube) unter Leitung der TUM hat sich im Wettbewerb

Clusters4Future des Bundes durchgesetzt. M Cube startet im

Oktober 2021 und wird dabei mit bis zu 45 Millionen Euro über

neun Jahre gefördert. In dem regionalen Netzwerk arbeiten ein

interdisziplinäres Forschungsteam und Partner aus Wirtschaft

und Gesellschaft an Lösungen für die großen Herausforderungen

im Mobilitätssektor.

(29)

Forschen

von Akteuren ab – von NGOs über die Landes­

hauptstadt München bis hin zu Hightech­Start­

ups und drei DAX­Unternehmen. Damit geht dieser Ansatz weit über rein technologische Entwicklungen hinaus.“

Die Metropolregion München bietet ideale Voraussetzungen für ein regional verankertes Forschungs­ und Entwicklungsnetzwerk für nachhaltige Mobilität. Es sind bereits enormes Fachwissen und zahlreiche Initiativen im Bereich Mobilität und Digitalisierung sowohl in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik als auch in der Gesellschaft vorhanden. So befinden sich ein Hub des europäischen Großprojekts EIT Urban Mobility sowie strategische Initia­

tiven wie die Inzell­Initiative oder die geplante Internationale Bauausstellung „Räume der Mobilität“ in der Region München. Auch plant das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, ein Deutsches Zentrum Mobilität der Zukunft in München aufzubauen.

Mehr als 40 Professuren an der TUM gestalten die Mobilität der Zukunft

Die TUM führt ihre Kompetenzen im Bereich Mobilität in der interdisziplinären Forschungs­

plattform TUM.Mobility zusammen. Dort for­

schen über 40 Professuren an einer nach­

haltigen Mobilität. TUM­Präsident Thomas F.

Hofmann betont: „Mit dem Cluster M Cube bauen wir auf eine strategische, missions­

getriebene Innovationskultur, die zur Entwick­

lung der Mobilität von morgen die führenden Akteure auf regionaler Ebene zusammenführt und sich nicht durch fachliche, institutionelle und gedankliche Grenzen einschränkt. Ganz im Sinne unserer ONE MUNICH­Strategie bündeln wir unsere Kräfte für die Zukunft einer nachhaltigen und digitalen Mobilität.“

Mehr zum Zukunftscluster M Cube:

www.mcube-cluster.de Leiten das Strategieteam des Zukunftsclusters M Cube: Prof. Gebhard Wulfhorst, Prof. Sebastian Pfotenhauer und Prof. Markus Lienkamp (v.l.n.r.). BILD Andreas Heddergott / TUM

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30 TUMcampus 2 | 21

Linde unterstützt die Nachwuchsförderung in Datenwissen-

schaften

Das 2020 gegründete Munich Data Science In­

stitute als integratives Forschungszentrum macht die enormen Potenziale der Datengenerie- rung, der Datenanalyse und des Hochleistungs- rechnens für die gesamte TUM nutzbar. Es ist die zentrale Schnittstelle und Innovationsplattform der Universität für Fragen und Lösungen aus Datenwissenschaften, Maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz und bringt dafür Menschen und Ideen disziplin- und kulturübergreifend zu- sammen.

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Lehren und Lernen

Mit einer Zuwendung von rund 1,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren fördert Linde die Ausbildung wissenschaftlicher Talente auf dem Gebiet der Datenwissenschaften und des Maschi- nellen Lernens. Exzellente Studierende mit Promo- tionsplänen können sich um Stipendien am Munich Data Science Institute (MDSI) der TUM bewerben.

TEXT ULRICH MEYER

„Linde engagiert sich für die Förderung der MINT­Ausbildung in Zusam­

menarbeit mit beeindruckenden, zukunftsorientierten Universitäten wie der TUM“, sagte Lisa Esneault, VP Corporate Communications & Global Giving.

„Als Teil unserer langjährigen Beziehung zu der Universität sind wir stolz darauf, Stipendien für Doktoranden und Masterstudenten am MDSI zu ver­

geben. “

TUM­Präsident Thomas F. Hofmann dankte Linde für die großzügige Unter­

stützung: „Mit diesem Fellowship­Programm investiert Linde in die Zukunft der nächsten Generation an Datenwissenschaftlern und Datenwissenschaft­

lerinnen. Letztere haben wir bei diesem Projekt ganz besonders im Blick.

Denn leider sind Frauen in den Datenwissenschaften noch immer stark unter­

repräsentiert. An der TUM geben wir ihnen alle Möglichkeiten, zu lernen, zu forschen und letztlich ihre Ideen auch in Anwendungen umzusetzen.“

Bewerben können sich Kandidatinnen und Kandidaten aus dem In­ und Aus­

land mit herausragenden Masterabschlüssen in Informatik, Mathematik, Sta­

tistik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften oder verwandten Studi­

engängen. Auch Masterstudierende in den Studiengängen Data Engineering and Analytics sowie Mathematics in Data Science sind antragsberechtigt.

Informationen:

www.mdsi.tum.de

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32 TUMcampus 2 | 21

Berufsschullehramt:

Neue Ausbildung für digitalen Wandel

Im neu gegründeten Kompetenzzentrum digIT4.0 TUM wird un- tersucht, wie die künftigen Lehrerinnen und Lehrer den digi talen Wandel der Berufsfelder im Unterricht optimal vermitteln können.

Die Erkenntnisse werden auch über die TUM hinaus zur Verfügung gestellt und mit Fortbildungen in die Schulen gebracht.

TEXT KLAUS BECKER

Dass die Digitalisierung nahezu alle Berufs­

felder ändert, ist heute unumstritten, ebenso, dass Schülerinnen und Schüler gut auf den Wandel vorbereitet werden sollten. Aber welche Kompetenzen brauchen Lehrerinnen und Lehrer, um dieses Ziel im Unterricht zu erreichen?

Für die beruflichen Schulen stellen sich besondere Herausforderungen: Der Unter­

richt lässt sich weniger denn je auf fachspe­

zifische Inhalte eingrenzen, weil beispielsweise im Gesundheitsbereich medizinische, techno­

logische und ethische Fragen ineinander­

fließen – und weil sich die Berufsfelder ständig wandeln. Ihren Schülerinnen und Schülern müssen die Lehrkräfte verstärkt Problemlöse­

kompetenz, Kreativität und kommunikative Fähigkeiten vermitteln. „Im Studium ist es nicht damit getan, den künftigen Lehrerinnen und Lehrern beizubringen, wie sie den Jugend­

lichen digitale Medien erklären“, sagt Eveline Wittmann, Professorin für Berufspädagogik an der TUM. „Wir müssen vielmehr die beruflichen Schulen und damit auch das Lehramtsstudium neu denken.“

Austausch mit Akteuren aus Wirtschaft und Politik

Deshalb hat die TUM das Kompetenzzentrum digIT4.0 TUM gegründet, das neue Bildungs­

konzepte entwickeln, erproben und anderen Akteuren der Lehramtsausbildung zur Ver­

fügung stellen wird. Es wird vom Bundesmini­

sterium für Bildung und Forschung mit rund 1,9 Millionen Euro aus dem Programm „Quali­

tätsoffensive Lehrerbildung“ gefördert, in dem die TUM im vergangenen Jahr nach 2015 und 2018 zum dritten Mal erfolgreich war.

Das Zentrum zeichnet aus, dass es weit über die Universität hinaus alle relevanten Akteurinnen und Akteure der beruflichen Bildung ins Boot holen wird – Unternehmen unterschiedlicher

„ Wir müssen die beruf-

lichen Schulen und das

Lehramtsstudium neu

denken.“

PROF. EVELINE WITTMANN

(33)

Lehren und Lernen

Branchen und Größen, Handwerkskammern und Wirtschaftsverbände, Einrichtungen des Schulsektors, Politik und andere Hochschulen.

Neues digitales Labor

Im ersten Schritt richtet das Zentrum im neuen digitalen Labor (TUM­DigiLLab) der TUM School of Education vier Themenbereiche mit den jeweiligen Technologien ein, in denen die Studierenden konkrete Situationen aus der Arbeitswelt durchspielen können: Industrie 4.0, Smarthome, Gesundheit sowie Gastro­

nomie und Lebensmitteleinzelhandel.

Bei Smarthome geht es um ein Szenario, in dem die Versorgung pflegebedürftiger Menschen mit sensor­ und videobasierten Technologien unterstützt werden soll. Dabei stellen sich in den beteiligten Berufen nicht nur technologi­

sche Fragen: Pflegekräfte müssen die Auswer­

tung erhobener Daten mit dem Anspruch auf Selbstbestimmung der Gepflegten in Einklang bringen. Elektrofachkräfte, die die Technik installieren, sollten die Pflegenden deshalb zum Beispiel auch zu Fragen des Datenschutzes beraten können.

Für die digitalisierten Berufsfelder erarbeitet das Kompetenzzentrum digIT4.0 TUM neue Lehr- methoden. BILD Astrid Eckert / TUM

Austausch mit Akteuren aus Wirtschaft und Politik

Deshalb hat die TUM das Kompetenzzentrum digIT4.0 TUM gegründet, das neue Bildungs­

konzepte entwickeln, erproben und anderen Akteuren der Lehramtsausbildung zur Ver­

fügung stellen wird. Es wird vom Bundesmini­

sterium für Bildung und Forschung mit rund 1,9 Millionen Euro aus dem Programm „Quali­

tätsoffensive Lehrerbildung“ gefördert, in dem die TUM im vergangenen Jahr nach 2015 und 2018 zum dritten Mal erfolgreich war.

Das Zentrum zeichnet aus, dass es weit über die Universität hinaus alle relevanten Akteurinnen und Akteure der beruflichen Bildung ins Boot holen wird – Unternehmen unterschiedlicher

Fortbildungen geplant

Auch in den anderen Themenbereichen werden Fragen aufgegriffen, die über den Tellerrand hinausweisen, etwa nach einem ressourcen­

schonenden Umgang mit Materialien. „Den künftigen Lehrerinnen und Lehrern wollen wir mit diesen Szenarien ermöglichen, die Bedeutung solcher Fragen für das jeweilige berufliche Handeln zu verstehen und zu reflek­

tieren“, sagt Wittmann. „Sie sollen in der Lage sein, Ideen zu entwickeln, wie sie Schülerinnen und Schülern einen ethisch verantwortungs­

bewussten, kompetenten und nachhaltigen Umgang damit vermitteln können. Zudem wollen wir sie befähigen, über ihren eigenen Fachbereich hinaus mit anderen Disziplinen zusammenzuarbeiten.“

Die Seminarstunden – beispielsweise Rollen­

spiele für bestimmte Unterrichtssituationen – können im Digitallabor gefilmt werden, sodass die Studierenden anschließend ihre Vorgehensweise besprechen können. Das digIT4.0 TUM hat nicht nur die angehenden Lehrkräfte im Blick, sondern wird auch neue Fortbildungen für heutige Lehrerinnen und Lehrer entwickeln.

(34)

34 TUMcampus 2 | 21

Grüner

Wasserstoff

und nachhaltige Pflanzen-

produktion

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Politik

Im Bereich Wasserstoff arbeitet die TUM künftig noch enger mit der Friedrich­

Alexander­Universität Erlangen­Nürnberg (FAU) zusammen und im Bereich pflanzliche Agrarproduktion mit der Universität Regensburg (UR). In der über das Programm Exzellenzverbünde und Universitätskooperationen (E­VUK) geförderten Wasserstoffforschung konzentriert sich die TUM vor allem auf Elektrochemie, Chemische Verfahrenstechnik und Maschinenwesen. Die FAU komplementiert dies durch einen Ausbau in Maschinenbau, Systemtechnik und in den Wirtschaftswissenschaften.

Die agrarwissenschaftliche Förderung des Projekts der TUM und der UR fokussiert auf der Verbindung zwischen Boden­ und Nahrungsmittelqualität, vornehmlich bei Nutzpflanzen wie Mais und Gerste. Gemeinsames Ziel ist es, durch neue wissenschaftliche Forschungen die nachhaltige Produktion pflanzlicher Proteinquellen zu optimieren und deren steigenden Bedarf zu sättigen.

Kooperation bei großen Zukunftsthemen

Mit der erfolgreichen E­VUK­Förderung durch die Bayerische Staatsregie­

rung soll die Bewerbung neuer Exzellenzcluster ab 2025 kraftvoll vorbereitet werden. TUM­Präsident Thomas F. Hofmann sagte: „Wir haben zwei Förder­

anträge auf Zukunftsfeldern gestellt, beide mit starken Partnern und beide haben sich erfolgreich im Wettbewerb durchgesetzt. Ein toller Erfolg, der einmal mehr zeigt, dass große Zukunftsthemen wie eine nachhaltige Mobi­

lität oder die Sicherung der globalen Ernährung nur in Verbünden starker Partner ausreichend wirksam gestaltet werden können.“

Im wettbewerblichen Förderprogramm „Exzellenz- verbünde und Universitätskooperationen“ der High- tech Agenda Bayern hat sich die TUM gleich zweimal in zentralen Forschungsbereichen erfolgreich durch- gesetzt. Dabei geht es einerseits um die Produktion, Speicherung und effiziente Nutzung von grünem Wasserstoff für die Mobilität von morgen und ande- rerseits um die nachhaltige Produktion von pflan z- lichen Proteinquellen.

TEXT ULRICH MEYER

Maisfeld in der Nähe von Rog- genstein von oben. BILD TUM 2020 entschlüsselten unter anderem Forschende der TUM erstmals das europäische Mais- genom. BILD Tom Freudenberg

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