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Beobachtungen aus dem Blickwinkel der Kultur- und NATURKATASTROPHEN BEI JEREMIAS GOTTHELF DIE DARSTELLUNG REALER UND FIKTIVER UND THEODOR STORM

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Academic year: 2022

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https://doi.org/10.48350/160763 | downloaded: 2.12.2021 Jerewan, 6. November 2021

Christian Rohr: Die Darstellung realer und fiktiver Naturkatastrophen bei Jeremias Gotthelf und Theodor Storm

DIE DARSTELLUNG REALER UND FIKTIVER

NATURKATASTROPHEN BEI JEREMIAS GOTTHELF UND THEODOR

STORM Beobachtungen aus dem Blickwinkel der Kultur- und Umweltgeschichte

Illustration zu Theodor Storm: Der Schimmelreiter von Alex Eckener, 1939

Christian Rohr Historisches Institut Universität Bern

(2)

Inhalte

 Allgemeine Überlegungen

 Historische Hochwasserforschung aus kultur- und umweltgeschicht- licher Perspektive

 Literarische Werke als historische Quellen

 Jeremias Gotthelf: Die Wassernot im Emmental am 13. August 1837 (1838)

 Literarische und theologische Aspekte

 Hochwasserrekonstruktion

 Theodor Storm: Der Schimmelreiter (1888)

 Historische Ereignisse und literarische Fiktion

 Naturverständnis zwischen Fatalismus und aufgeklärtem Technikglauben

 Resümee: Potenziale interdisziplinärer Herangehensweisen

(3)

 Rekonstruktive Zugänge

 Rekonstruktion der Ereignisse (historische Dokumentendaten und Archive der Natur)

 Berechnung von Scheitelwasserständen und Durchflussmengen

 Bewältigungsstrategien durch die Gesellschaft

 Wahrnehmung, Deutung, Management und Erinnerung von extremen Einzelereignissen

 Langfristige Anpassungsstrategien in siedlungstopografischer, baulicher, ökonomischer, technischer und mentaler Hinsicht

 Literarische Quellen

 Längerfristige kulturelle Verarbeitung von einschneidenden oder wiederkehrenden Ereignissen

 Spiegelbilder zeitgenössischer Denkmuster und Mentalitäten

Historische Hochwasserforschung

(4)

Arten von Überschwemmungen

 Überregionale, schwere Hochwasser

 Länger andauernder Starkregen, ggf. kombiniert mit Schneeschmelze

 Allmähliches Ansteigen des Wasserstandes

 Meist ausreichend Zeit für Maßnahmen in „Risikokulturen“

 Kleinräumige Überschwemmungen

 Bäche werden nach schweren Gewittern zu reißenden Flüssen

 Eisstöße stauen Flüsse innerhalb von wenigen Stunden auf

 Schäden regional begrenzt, aber häufig besonders schwer

 Überregionale, aber moderate Hochwasser

 „Alltag“ für viele Siedlungen am Fluss vor den großen Fluss- korrektionen des 19./20. Jahrhunderts

 Sturmfluten

 Zusammenwirken von hohem Gezeitenstand und Winterstürmen

 Wattenmeer an der südlichen Nordseeküste besonders betroffen

(5)

Arten von Überschwemmungen

 Überregionale, schwere Hochwasser

 Länger andauernder Starkregen, ggf. kombiniert mit Schneeschmelze

 Allmähliches Ansteigen des Wasserstandes

 Meist ausreichend Zeit für Maßnahmen in „Risikokulturen“

Kleinräumige Überschwemmungen – Jeremias Gotthelf

 Bäche werden nach schweren Gewittern zu reißenden Flüssen

 Eisstöße stauen Flüsse innerhalb von wenigen Stunden auf

 Schäden regional begrenzt, aber besonders schwer

 Überregionale, aber moderate Hochwasser

 „Alltag“ für viele Siedlungen am Fluss vor den großen Fluss- korrektionen des 19./20. Jahrhunderts

Sturmfluten – Theodor Storm

 Zusammenwirken von hohem Gezeitenstand und Winterstürmen

 Wattenmeer an der südlichen Nordseeküste besonders betroffen

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Jeremias Gotthelf (Albert Bitzius, 1797-1854)

 Leben

 Sohn eines reformierten Pfarrers

 Ausbildung zum Pfarrer

 Seit 1831/1832 Pfarrer in Lützelflüh im Emmental (Kanton Bern)

 Soziales Engagement bei der Grün- dung einer Armenerziehungsanstalt

 Literarisches Schaffen

 Journalistische Tätigkeit für mehrere Zeitungen

 Romane, Erzählungen und Novellen

 Schonungslos realistische Darstel- lung des ländlichen Elends

Jeremias Gotthelf, Gemälde von Johann Friedrich Dietler, um 1844

(7)

Die Wassernot im Emmental (1838)

Entstehungsgeschichte, Werkinterpretation

 Frühwerk an der Schwelle zwischen journalistischer und literarischer Tätigkeit

 Entstehungsgeschichte

 Gotthelf als Pfarrer von Lützelflüh im betroffenen Katastrophengebiet

 Detaillierte „journalistische“ Recherche über die Ursachen, den Verlauf und die Auswirkungen des Extremhochwassers

 Erstpublikation im Folgejahr

 Ausrichtung des Werkes als „Predigt“

 Nicht der literarischen Form nach, sondern hinsichtlich der theologi- schen Ausrichtung

 Gott redet nicht nur in der Heiligen Schrift zu den Menschen, sondern auch „in Schnee und Sonne, bei heiterem Himmel und im Dunkel der Gewitternacht“

 Parallele Anwendung naturkundlicher und theologischer Erklärungs- methoden sowie Einbau von Sagentraditionen

(8)

Die Wassernot im Emmental (1838)

Hydrologische Auswertung (Reist et al. 2002; Weingart- ner, Reist 2004)

 Genaue Rekonstruktion und hydrologische Modellierung des Ereignisses auf der Basis von Gotthelfs Erzählung

 Schwerer und aussergewöhnlich langer Winter 1836/37

 Starke Sommergewitter im Juli und August 1837, die zur völligen Sättigung des Bodens führen

 Serie an schweren Gewittern im Quellgebiet der Emme (Rötenbach)

 Unwetter am 13. August 1837 führt zu schweren Vermurungen

 Grösste Wasserdurchflussmengen an der Emme in den letzten 200 Jahren

 Wahrnehmung und Deutung aus Sicht der Kulturgeschichte

 Bezugnahme Gotthelfs auf die Sagenwelt zur Beschreibung des Unsagbaren („Emmenschlange“)

 Genaue Schilderung des sozialen Elends der Betroffenen

 Gleichzeitigkeit naturwissenschaftlicher und theologischer Deutungen

 Niederschrift als Teil einer kollektiven Erinnerungskultur

(9)

Historische Sturmfluten

 Extreme Wassererhöhungen an der extrem flachen südlichen Nordseeküste

 Überschwemmung flacher, vorgelagerter Inseln (Halligen)

 Große Sturmfluten: 1362, 1570, 1634, 1675, 1717, 1825, 1953, 1962

 Katastrophenwahrnehmung, wenn Deichbauten versagen

 Deutungen

 Naturkundliches Erfahrungswissen vs. religiös-moralisierende

Erklärungsmuster (zum Teil vom konfessionellen Streit beeinflusst)

 Natur als Handelnde gesehen

 Vorzeichen spielen eine große Rolle

 Sagenbildung um versunkene Orte (z. B. Rungholt 1362)

 Sturmfluterlebnisse in der Literatur des 19. Jahrhunderts

 Detlev von Liliencron: Trutz, blanke Hans (Ballade, 1882/83)

 Theodor Storm: Der Schimmelreiter (Novelle, 1888)

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Sturmfluten an der südlichen Nordsee

Jan Blaeu, Zustand der Hallig Nordstrand 1662

(11)

Sturmfluten an der südlichen Nordsee

Das teilweise Verschwinden der Hallig Strand (1362/1634)

Quelle: Glaser 2008: 89

(12)

Theodor Storm (1817-1888)

 Leben

 Geboren in Husum (Schleswig-Holstein)

 Gutbürgerliches Milieu

 Studium der Rechtswissenschaften

 Tätigkeit als Rechtsanwalt, Kreisrichter und Landvogt

 Schriftstellerische Tätigkeit

 Wichtiger Vertreter des Realismus

 Lyrik widmet sich v.a. Naturthemen

 Zahlreiche Novellen

 Gesellschaft und Umwelt seiner Heimat zentral

 Vorliebe für Irrationales (Gespenster, etc.) Theodor Storm, Fotografie von Gotthilf Constabel, Hanerau, 1886

(13)

Der Schimmelreiter (1888)

 Bekannteste Novelle Storms

 Historische und fiktive Elemente

 Fiktiver Deichgraf Hauke Haien als

„Synthese“ mehrerer historischer Persönlichkeiten

 Anspielungen auf die Sturmfluten von 1717 und 1825

 Sturmflut von 1756 fiktiv

 Verarbeitung historischer Deutungs- diskurse

 Ist der Bau eines technisch innovati- ven, höheren Deiches ein Ausdruck menschlicher Hybris?

Theodor Storm: Der Schimmelreiter, Titelseite der Erstausgabe, Berlin 1886

(14)

Der Schimmelreiter (1888)

Struktur der Rahmenerzählung, Inhalte (Hildebrand 1990: 115, bearbeitet)

(15)

Der Schimmelreiter (1888)

Das Mensch-Natur-Verhältnis

(Hildebrand 1990: 117, Ergänzungen: Christian Rohr)

Volksglaube/Fatalismus Glaube an die Technik

(16)

 Interdisziplinäre Analyse literarischer Werke zu Naturkatastrophen bringt einen Mehrwert für alle Beteiligten

 Besseres Verständnis umwelt- und kulturhistorischer Kontexte bei der (germanistischen) Interpretation

 Literarische Werke als historische Quellen ersten Ranges für menta- litätsgeschichtliche Zugänge und zum kulturellen Gedächtnis, aber auch für naturwissenschaftliche Analysen

 Das Thema „Naturkatastrophen in der Literatur“ im Unterricht

 Im Zuge der Klimakrise und angesichts von aktuellen Naturkata- strophen sowie sonstigen Umweltproblemen hochbrisantes Thema

 Fächerübergreifender Projektunterricht bietet sich an

Deutsch

Weitere Sprach-/Literaturfächer

Geschichte

Geografie

Religion/Ethik

Resümee

Potenziale interdisziplinärer Herangehensweisen

(17)

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Prof. Dr. Christian Rohr Historisches Institut

Universität Bern

christian.rohr@unibe.ch

Referenzen

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