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BAG-Bericht zu den Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik

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Academic year: 2022

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Wie schon in den vorhergehenden Berichten des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) werden auch in der aktuellen Auswertung der der Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik 2012-I die einzelnen Berufsordnungen hinsichtlich der Beschäftigungsstruktur, des Tätigkeits- und Anforderungsprofils, der beruflichen Ausbildung sowie der Arbeitslosenzahlen und der offenen Stellen analysiert. Das BAG weist darauf hin, dass sich - wegen der Zusammenfassung artver- wandter Berufe in einzelnen Berufsordnungen und der nicht immer gegebenen Unterscheidung des statistischen Datenmaterials zwischen Personenbeförderung und Güterverkehr - die Angaben auf beide Verkehrsbereiche beziehen.

Kraftfahrzeugführer

Es überrascht wenig, dass auch der aktuelle BAG-Bericht hinsichtlich der Arbeitsmarktsituation in der Speditions-, Transport- und Logistikbranche einen stetig steigenden Personalbedarf aus- weist. Zwar konnten wie schon in den Jahren zuvor teils deutliche Beschäftigungszuwächse insbe- sondere im Bereich der Kraftfahrzeugführer und Schienenfahrzeugführer sowie bei den Fachkräf- ten für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen (KEP) verzeichnet werden, doch reichten diese nicht aus, um den in diesem Segment insgesamt steigenden Fachkräftebedarf zu decken. Den Grund für die erheblich anwachsende Nachfrage nach Speditions-, Transport- und Logistik- dienstleistungen sieht das BAG u. a. in der internationalen Vernetzung der Waren- und Handels- ströme. Verstärkt werde diese Tendenz durch den zunehmend spürbaren demographischen Wandel bei den Kraftfahrzeugführern (Berufskraftfahrern). Dazu führt der Bericht aus, dass zuletzt rund 20 % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Deutschland zur Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen, 49 % zur Gruppe der 30- bis 49-Jährigen und 31 % zu den 50- bis 64-Jährigen zähl- ten. Deutliche Veränderungen würden bereits in ein paar Jahren spürbar. Die Altersstruktur werde sich bis zum Jahr 2024 dahingehend verschieben, dass das Erwerbspersonenpotenzial dann zu jeweils 40 % aus 30- bis 49-Jährigen und 50- bis 64-Jährigen bestehe.

Obwohl sich die Personalsituation und -verfügbarkeit bei Ausbildungsbetrieben regelmäßig be- deutend besser darstelle als bei Unternehmen, die sich nicht in der Ausbildung engagieren, bil- deten nach wie vor zahlreiche am Markt tätige Unternehmen nicht aus. Dies betreffe insbesondere kleine und mittlere Betriebe, die in weiten Teilen des Verkehrsmarktes das Gros der Marktteil- nehmer stellten, so das BAG. Als Ausbildungshemmnisse würden bei Berufskraftfahrern oft ungünstige Standorte der Berufsschulen, die den theoretischen Ausbildungsteil vermittelten, angeführt. Häufig werde auch die Sorge vor einer vorzeitigen Vertragslösung als Hemmnis für das eigene Ausbildungsengagement genannt. Als weiterer Grund für fehlendes Ausbildungsenga- gement komme hinzu, dass einige Branchenmitglieder aktiv die gezielte Abwerbung von Auszu- bildenden anderer Betriebe nach erfolgreichem Abschluss der kostenintensiven Führerschul- ausbildung betreiben. Da in diesen Fällen regelmäßig die beschleunigte Grundqualifikation angestrebt werde, habe der abwerbende Betrieb für den Zuwachs an qualifiziertem Fahrpersonal nur einen relativ geringen Kostenaufwand zu erbringen.

Das BAG stellt ferner fest, dass sich die positive konjunkturelle Entwicklung der Branche im vergangenen Jahr in Form von individuellen, tariflichen und übertariflichen Lohn- und Gehalts- steigerungen für die Beschäftigten niedergeschlagen habe. Dennoch nehme die Bewerberanzahl für Ausbildungsplätze tendenziell ab. Dies könne nach Ansicht des BAG einerseits auf ein ins- gesamt mangelndes Interesse junger Leute an der Logistikbranche und andererseits an der Be- vorzugung vermeintlich attraktiverer Branchen zurückgeführt werden. Aber auch die im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen unterproportional niedrige Ausbildungsvergütung sowohl in den westlichen als auch in den östlichen Bundesländern dürfte negative Wirkung entfalten, so das BAG. Im Jahr 2011 habe die durchschnittliche Ausbildungsvergütung eines Auszubildenden zum Berufskraftfahrer laut BAG im Westen bei 685 Euro und im Osten bei 631 Euro im Monat gelegen.

Hinzu komme, dass die Anzahl von Schulabgängern, die seit jeher als potenzielle Arbeitskräfte für den Logistikmarkt angesehen wurden, stetig abnehme. Auch die in der Güterverkehrs- und

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Logistikbranche vergleichsweise häufig anzutreffenden langen und unregelmäßigen Arbeits- und Schichtzeiten und die damit verbundenen Belastungen für die Beschäftigten wirkten sich nachteilig auf die Bewerberanzahl aus.

Parallel zum Rückgang der Bewerberanzahl wachse der Anteil älterer Mitarbeiter an der Beschäf- tigtenstruktur, die insbesondere die physischen Anforderungen häufig stärker belastend wahr- nehmen als ihre jüngeren Kollegen. So gehörten neben den Schienenfahrzeugführern, Lagerbe- schäftigten und Fachkräften für KEP-Dienstleistungen insbesondere Berufskraftfahrer zu den Berufsgruppen mit einer überdurchschnittlich hohen Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen. Um den Belastungen am Arbeitsplatz entgegenzuwirken, unterhielten einzelne - vornehmlich größere - Unternehmen der Branche inzwischen ein eigenes Gesundheitsmanagement. Auch seien die Un- ternehmen zunehmend bemüht, besser planbare und kürzere Abwesenheitszeiten vom Wohnort des Arbeitnehmers zu disponieren. Dies könne etwa durch eine Ausweitung von Begeg- nungsverkehren oder ein festes Netzwerk von Verkehren mit Fahrer- bzw. Equipmentwechsel und kürzeren Distanzen für den einzelnen Fahrer erreicht werden. Derartige Umorganisationen könn- ten auch dazu beitragen, die Attraktivität des Berufsbildes in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Gleich- wohl stünden einige Berufskraftfahrer nach Kenntnis des BAG derartigen Entwicklungen, die mit einem Equipmentwechsel bzw. rollierenden Systemen bei der Fahrzeugnutzung verbunden sind, skeptisch und teilweise ablehnend gegenüber. Für sie sei ein fest zugewiesener Lkw maßgeb- licher Bestandteil für die Attraktivität des Arbeitsplatzes.

Lange und unregelmäßige Arbeitszeiten beinhalteten neben der generellen Belastung der Berufs- kraftfahrer zusätzliche Unfallpotenziale, so eine weitere Aussage des BAG. Belegt werden soll diese Aussage durch Daten zu fahrpersonalrechtlichen Kontrollen von insgesamt 247.345 Beför- derungseinheiten des Güterverkehrs im Jahr 2011. Bei den rund 209.600 festgestellten Ver- stößen seien rund 69 % auf das Nichteinhalten der Lenk- und Ruhezeiten bzw. zu kurze oder zu späte Fahrtunterbrechungen entfallen, so das BAG. Weitere Beanstandungen im Bereich des Fahrpersonalrechts lägen im nicht ordnungsgemäßen Betreiben des Kontrollgeräts oder dem Nichtaushändigen von Schaublättern, Fahrerkarte bzw. Bescheinigungen. Daraus schließt das BAG: „Die Daten der Straßenkontrollstatistik des Bundesamtes deuten damit auf eine hohe Be- lastung und in Teilen Überlastung der Fahrer hin. Gleichzeitig können Verstöße - insbesondere gegen die Lenk- und Ruhezeiten - die allgemeine Verkehrssicherheit gefährden. So ist etwa Übermüdung in zahlreichen Fällen der Auslöser für Verkehrsunfälle.“

Weiter heißt es: „Die Mehrzahl der Unfälle mit Personenschaden in Deutschland wird jedoch nicht von Lkw, sondern von Pkw verursacht ( … ). So lag der Anteil der Fahrer von Güterkraftfahr- zeugen an den Hauptverursachern von Unfällen mit Personenschäden im Jahr 2011 bei 7,0 %.

Der entsprechende Anteil von Fahrern von Pkw lag bei 68,1 %. Dabei ist die Anzahl der Fahrer von Güterkraftfahrzeugen, die Hauptverursacher von Unfällen mit Personenschaden waren, in den vergangenen Jahren tendenziell gesunken. Im Vergleich der Jahre 2011 zu 2010 nahm sie um 1,8 % ab. Die Anzahl aller anderen Verkehrsbeteiligten, die Hauptverursacher von Unfällen mit Personenschaden waren, ist hingegen im vergangenen Jahr angestiegen. Sofern Güterkraftfahr- zeuge an Unfällen mit Personenschaden beteiligt sind, sind dies zu einem großen Anteil Fahr- zeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis 3,5 t.“1

Obwohl das BAG mit vorstehenden Ausführungen Ursache und Verantwortlichkeit für ein bestimmtes Unfallgeschehen im Straßenverkehr - unmittelbar nach der Konstruktion eines Zusammenhangs zwischen Unfallgeschehen und Verstößen gegen die Lenk- und Ruhezei- ten - relativiert, verbietet sich nach Auffassung des BGL jede derart verallgemeinernde Dar- stellung. Zwar ist bekannt, dass die festgestellte Verstoßquote mit der zunehmenden Ver- breitung des digitalen Kontrollgerätes angestiegen ist. Die Ursache dafür dürfte aber nicht in einem zunehmend disziplinloseren Verkehrsverhalten der Berufskraftfahrer zu sehen sein, sondern vielmehr in der Tatsache, dass mit der neuen Kontrolltechnik auch geringste

1 Hervorhebungen durch den Verfasser

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Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten mühelos erkennbar sind. Der Bericht lässt dazu jede Aussage vermissen, in welcher Bandbreite sich die in Bezug genommenen Verstöße bewegen. Um die Relevanz von Verstößen im Hinblick auf die Verkehrssicherheit beurteilen zu können, ist diese Kenntnis aber unverzichtbar. Unbestritten dürfte sein, dass beispiels- weise die Überschreitung einer Tageslenkzeit um wenige Minuten eine andere verkehrs- sicherheitsrechtliche Auswirkung hat als eine solche von mehreren Stunden. Obwohl der BGL in mehreren Gesprächsrunden mit Vertretern des BMVBS und des BAG zum Aktions- plan Güterverkehr und Logistik im Vorfeld dieses Berichtes auf die Erhebung dieser wichti- gen Daten gedrungen hat, ist diese leider unterblieben. Es kann deshalb auch nicht beurteilt werden, ob ein in die Statistik eingeflossener Verstoß beispielsweise als (unvermeidbare) Folge einer verzögerten Rampenabfertigung auf direktem Weg zu einem Parkplatz oder als vorsätzlicher Verstoß im Transitverkehr festgestellt wurde. Ohne detaillierte Kenntnis sol- cher tatrelevanten Umstände lässt sich nach Auffassung des BGL keine belastbare Verbin- dung zu einem bestimmten Unfallgeschehen herstellen. Dies gilt in besonderem Maße für die angedeutete Beziehung zu Übermüdungssachverhalten.

Hinsichtlich der Beschäftigungsstruktur im Bereich der Kraftfahrzeugführer führt der Bericht aus, dass im Jahr 2011 von insgesamt 805.200 sozialversicherungspflichtigen Beschäfti- gungsverhältnissen für Berufskraftfahrer 84,6 % auf den Dienstleistungssektor entfallen seien.

Der Schwerpunkt habe mit 61,8 % auf dem Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung gelegen.

Der Handel habe im Jahr 2011 13,0 % und das produzierende Gewerbe 14,8 % der Kraftfahr- zeugführer sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Das BAG geht in seinem Bericht ferner davon aus, dass von den rund 50.000 Unternehmen des gewerblichen Güterkraftverkehrs (Stand: November 2010) rund 72 % weniger als zehn Be- schäftigte haben und 83 % maximal zehn Fahrzeuge besitzen. Da die angebotene Dienst- leistung dieser Unternehmen nahezu identisch sei, stelle der Preis den Hauptwettbewerbsfaktor dar, so dass die Unternehmen einem hohen Druck zur Kostenminimierung unterlägen. Dieser Faktor sowie der generell hohe Zeit- und Termindruck kennzeichne das Arbeitsumfeld von Be- rufskraftfahrern. Die Tourenplanung beinhalte in der Regel nur wenig Spielraum für etwaige Störungen und Verzögerungen im Verkehrsablauf. Die Einrichtung von Zeitfenstermanagement- systemen an den Laderampen könne zwar einerseits zu einer Glättung der Aufkommensspitzen sowie zu einer Verkürzung der Wartezeit bis zur Be- bzw. Entladung beitragen. Andererseits er- höhe sie aber den Druck auf den Fahrer, die Laderampe rechtzeitig zu erreichen. Andernfalls oder bei Verzögerungen auf Seiten der Verlader seien lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen, die die weitere Tourenplanung behinderten.

Ein Zeit- und Termindruck, die langen Arbeitszeiten sowie häufig anzutreffende fahrerfremde Ar- beiten, wie beispielsweise Be- und Entladetätigkeiten, identifiziert das BAG als Gründe für häufige Fehlzeiten und vorzeitigen Renteneintritt zahlreicher Berufskraftfahrer. Von rund 30.300 neuen Rentenempfängern im Jahr 2010, die zuvor den Beruf des Kraftfahrzeugführers ausgeübt haben, erhielten rund 6.700 eine Rente aufgrund verminderter Erwerbsfähigkeit. Der Anteil der Renten- bezieher aufgrund einer Erwerbsminderung habe damit in dieser Berufsgruppe vergleichsweise deutlich über dem Vergleichswert im Durchschnitt aller Berufsgruppen gelegen, so das BAG.

Positiv vermerkt das BAG die Entwicklung der Ausbildungszahlen zum Berufskraftfahrer in den vergangenen Jahren. Danach seien im Jahr 2011 insgesamt rund 6.300 Auszubildende der drei- jährigen Ausbildung zum Berufskraftfahrer nachgegangen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge für diesen Beruf habe sich im Vergleich zum Vorjahr um nahezu ein Drittel erhöht. Sowohl die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge als auch die Zahl der Ausbildungs- verhältnisse für Berufskraftfahrer insgesamt hätten sich damit innerhalb von fünf Jahren unge- fähr verdreifacht. Die deutlich gestiegene Anzahl der Ausbildungsverhältnisse in den letzten Jah- ren sei nicht zuletzt auf das vom Bundesamt betreute Förderprogramm „Aus- und Weiterbildung“

zurückzuführen, das die Berufsausbildung von Berufskraftfahrern finanziell unterstütze. Einige Unternehmen nutzten nach Erkenntnissen des BAG die Fördermöglichkeiten, um erstmals in die Berufsausbildung einzusteigen.

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Die Zahl der Teilnehmer an der Abschlussprüfung habe im Jahr 2011 bei rund 2.100 gelegen.

Davon hätten rund 1.700 Auszubildende bzw. rund 81 % die Prüfung bestanden. Damit liege die Bestehensquote allerdings unter dem Durchschnitt aller Ausbildungsberufe, in denen im vergan- genen Jahr rund 90 % ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hätten.

Durch die Vorgaben des Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetzes reicht der Führerschein als allei- niger Qualifikationsnachweis nicht mehr aus, es muss eine Grundqualifikation durch eine vor der Industrie- und Handelskammer abgelegte Prüfung nachgewiesen werden, so der Bericht. Diese könne neben der Ausbildung zum Berufskraftfahrer auch durch die so genannte Grundquali- fikation oder die beschleunigte Grundqualifikation erworben werden. Bei letztgenannter würden die Teilnehmer durch einen 140-stündigen verpflichtenden Schulungsunterricht auf die Prüfung vorbereitet. Dem BAG-Bericht zufolge sind im Jahr 2011 insgesamt 11.212 Prüfungen zur be- schleunigten Grundqualifikation abgenommen worden, davon 9.383 mit Erfolg. An der Prüfung zur Grundqualifikation hätten im Jahr 2011 66 Prüflinge mit Erfolg teilgenommen, die Grundqualifika- tion für Quereinsteiger hätten zwei Teilnehmer erfolgreich abgelegt. Darüber hinaus seien 20 Teil- nehmer in der beschleunigten Grundqualifikation für Quereinsteiger und 133 Teilnehmer in der beschleunigten Grundqualifikation für Umsteiger, davon 103 erfolgreich, geprüft worden.

Berufe der Lagerwirtschaft

Dem Bericht ist zu entnehmen, dass im Jahre 2011 im Bereich Fachlageristen insgesamt rund 223.300 Warenaufmacher und Versandfertigmacher sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Damit habe ihre Anzahl im Vergleich zum Vorjahr leicht zugenommen. Ebenso habe sich die Anzahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Fachkräfte für Lagerlogistik (Lagerverwal- ter, Magaziner) erstmals wieder erhöht, nachdem sie im vergangenen Jahrzehnt stetig zurückge- gangen sei. Dennoch sei die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in den genannten Berufsgruppen der Warenaufmacher, Versandfertigmacher sowie der Lagerver- walter, Magaziner in den vergangenen Jahren tendenziell rückläufig. Gleichzeitig steige der Be- darf an qualifizierten Fachkräften. Auch die in der Lagerwirtschaft Beschäftigten seien hohen kör- perlichen Belastungen und hohen Unfallrisiken ausgesetzt. Dies gelte besonders bei Tätigkeiten im Rahmen von Be- und Entladevorgängen.

Fachkräfte für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen

Ein Kapitel des BAG-Berichts analysiert den KEP-Markt mit den Teilmärkten Kurier-, Express-, Paket- und Briefdienstleistungen. Dabei werden die beiden letztgenannten Bereiche unter dem Begriff der Postdienstleistungen zusammengefasst.

Während der nationale Briefmarkt tendenziell schrumpfe, verzeichne insbesondere der Ex- press- und Paketmarkt vergleichsweise hohe Zuwachsraten, so der Bericht. Insgesamt sei der Markt für Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen in den vergangenen Jahren regelmäßig stärker als das Bruttoinlandsprodukt gewachsen. Auch die Anzahl der sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in den KEP-Unternehmen habe in den vergangenen Jahren insgesamt zugenommen.

Dem Bericht zufolge liegt das Einkommensniveau, das durchschnittlich von Arbeitskräften in die- sem Bereich erzielt wird, wegen des hohen Anteils von Teilzeitkräften und geringfügigen Be- schäftigungsverhältnissen im Vergleich zu anderen Branchen relativ niedrig. Bei den Beschäf- tigten handele es sich häufig um angelernte bzw. durch interne Schulungen qualifizierte Arbeits- kräfte. Generell sei das Ausbildungsengagement in diesem Berufsfeld eher gering. Als Gründe für das geringe Ausbildungsengagement würden von den Gewerbevertretern u.a. die starke Aus- richtung des theoretischen Unterrichts sowie der Berufsschulstandorte an den Bedürfnissen der Deutschen Post AG, die den weit überwiegenden Teil der Auszubildenden in diesem Berufszweig stelle, genannt.

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Ebenso wie das Einkommen unterschieden sich die Arbeitszeiten der Beschäftigten in der KEP- Branche in den einzelnen Teilmärkten mehr oder minder stark, so der Bericht weiter. Neben den engen zeitlichen Anforderungen unterlägen zahlreiche Fachkräfte für KEP-Dienstleistungen zu- sätzlich einer vergleichsweise hohen physischen Belastung. Dies gelte sowohl für Umschlag und Sortierung, als auch für die Zustellung. Die Belastungen schlügen sich in überdurchschnittlichen krankheitsbedingten Fehlzeiten nieder. Postdienste gehörten regelmäßig zu den Branchen mit den höchsten Krankenständen. Eine wesentliche Ursache hierfür stelle das vergleichsweise hohe Risiko eines Arbeitsunfalls für Beschäftigte in der Zustellung dar.

Die Arbeitsbedingungen in der Paketbranche sowie etwaige Missstände hätten im Blickfeld der Öffentlichkeit zu einem massiven Imageverlust der gesamten KEP-Branche, mithin auch von Marktsegmenten, die nicht Teil der Berichterstattung waren, geführt, so der Bericht. Dies wirke sich nachteilig auf die Nachwuchsgewinnung aus. Generell sei jedoch zu beachten, dass die in den Medien dargestellten Zustände nicht pauschal auf alle Beschäftigten der KEP-Branche übertra- gen werden könnten.

Kaufmännische Berufe

Einhergehend mit den vergleichsweise hohen Wachstumsraten des Kurier-, Express- und

Paketbereichs in den vergangenen Jahren ist dem BAG-Bericht zufolge auch die Nachfrage nach Arbeitskräften, u.a. im kaufmännischen Bereich angestiegen. Ebenso sei insbesondere der Bedarf an Speditionskaufleuten auf Grund der guten konjunkturellen Entwicklung stetig gewachsen.

Eine verstärkte Abwerbungstendenz von qualifiziertem Fachpersonal sei in der Branche zu be- obachten.

Da die Attraktivität des Berufsbildes der Speditionskaufleute im Wettbewerb mit anderen Branchen zukünftig weiter an Bedeutung gewinne, komme der Rekrutierung von Mitarbeitern in den kom- menden Jahren eine zunehmend wichtigere Rolle zu. Dies schlage sich naturgemäß auch in einem ansteigenden Vergütungsniveau nieder.

Im Berufsfeld der Schifffahrtskaufleute habe sich die wirtschaftliche Lage der Seeschifffahrt nach einem deutlichen Aufschwung im Jahr 2010 nunmehr eingetrübt. Der Bericht stellt fest, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nachteilig auf die Arbeitsbedingungen und das Arbeits- umfeld von Schifffahrtskaufleuten auswirkten. Wenngleich die Fluktuation von Schifffahrtskaufleu- ten nach wie vor als vergleichsweise gering eingeschätzt werde, seien Abwerbungen von qualifi- zierten und leistungsbereiten Mitarbeitern dennoch keine Seltenheit. Obwohl den meisten Unter- nehmen der Branche regelmäßig eine ausreichend hohe Anzahl an Bewerbungen um eine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann vorliege, begännen Unternehmen und Branchenvertreter vor dem Hintergrund des demographischen Wandels vermehrt für den Beruf des Schifffahrtskauf- manns zu werben. Angesichts der weiter steigenden internationalen Handels- und Wirtschafts- beziehungen sowie der prognostizierten Verkehrswachstumsraten seien die Übernahme- und Beschäftigungsaussichten von Schifffahrtskaufleuten gut.

Schienenfahrzeugführer

Aus dem BAG-Bericht geht hervor, dass im Jahr 2011 rund 36.200 Schienenfahrzeugführer in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen seien. Allerdings, so wird ausge- führt, liege die Gesamtanzahl der Schienenfahrzeugführer in Deutschland merklich über dem angegebenen Wert, da ein Teil der Schienenfahrzeugführer verbeamtet sei oder einzelne für mehrere Eisenbahnunternehmen arbeiteten und sich als selbständig bezeichneten. Die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse nehme seit der Mitte des vergangenen Jahrzehnts stetig zu.

Auch bei den Schienenfahrzeugführern sei das Durchschnittsalter in den vergangenen Jahren infolge des beginnenden demographischen Wandels deutlich angestiegen. Entsprechend aus- reichender Nachwuchs folge nicht nach. Im Jahr 2011 habe der Anteil der über 50-jährigen bei 30,4% gelegen, wohingegen die Gruppe der unter 25-jährigen Schienenfahrzeugführer lediglich

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3,1% ausmache. Seit April 2011 übersteige die Anzahl der bei der Bundesagentur für Arbeit ge- meldeten offenen Stellen die Anzahl der arbeitslosen Schienenfahrzeugführer. Im Juni 2012 seien mehr als doppelt so viele offene Stellen wie Arbeitslose registriert gewesen. Schienenfahrzeug- führer gehörten zu den Berufsgruppen mit der höchsten abgeschlossenen Vakanzzeit, d. h. es dauert überdurchschnittlich lange, bis eine Stelle wieder besetzt werde. Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass das Personal zum limitierenden Faktor für das Verkehrswachstum auf der Schiene werden könnte.

Binnenschiffer

Laut BAG ist der Arbeitsmarkt von Binnenschiffern international geprägt. So liege der Anteil aus- ländischer Beschäftigter in der Binnenschifffahrt ein Vielfaches über dem Durchschnittswert aller Berufe. Die Beschäftigten kommen dabei nicht mehr ausschließlich aus europäischen Ländern.

Trotzdem wachse der Personalbedarf - nicht zuletzt aufgrund des altersbedingten Ausschei- dens zahlreicher Binnenschiffer in den kommenden Jahren. Die Zahl der Auszubildenden sei im vergangenen Jahr erneut gesunken. Ein Grund sei das vergleichsweise geringe Ausbildungs- engagement zahlreicher Betriebe, insbesondere von Partikulierunternehmen. Ein weiterer Grund liege in der geringen Öffentlichkeitswahrnehmung des Berufsbildes, vor allem bei Schulabgängern.

Zwar kämpfe die Binnenschifffahrtsbranche nicht mit einem vermeintlich schlechten Image wie Teile des übrigen Verkehrsgewerbes. Schwierigkeiten bestünden aber angesichts eines insgesamt geringen Bekanntheitsgrades, der dazu führt, dass Schulabgänger teilweise eine Ausbildung in der Binnenschifffahrt gar nicht in ihre Berufsauswahl einbezögen. Dabei seien die Beschäftigungs- und Aufstiegsmöglichkeiten in der Binnenschifffahrt gut.

Aus dem BAG-Bericht zu den Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik ist ableit- bar, dass sich das bereits spürbare Nachwuchsproblem nicht nur im Bereich der Kraftfahr- zeugführer, sondern bei fast allen Berufen der Transport- und Logistikbranche verschärfen wird. Umso wichtiger sind sowohl Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung als auch eine qualitativ hochwertige und vor allem in ihrer Quantität zunehmende Aus- und Weiterbil- dung.

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