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„Frau Doktor, was hab’ ich?“

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4 granatapfel1 ∙ 2017

Gesundheit

&

Lebenshilfe Kommunikation

me, Lebensgewohnheiten, Vorerkrankungen, Krankheiten im familiären Umfeld etc.)? Auf der emotionalen Ebene geht es um Ängste, Wünsche und Hoffnungen: Wie fühlt sich der Patient mit der Diagnose? Möchte der Patient eine Vertrauensperson an seiner Seite haben?

Fühlt sich der Patient im Gespräch mit dem Arzt wohl und hat er Vertrauen?

„In jeder Kommunikation und somit natürlich auch in der Kommunikation zwischen Arzt und Patient gibt es Reaktionen aufeinander.

Der eine Gesprächspartner sagt etwas, der andere reagiert darauf. Wenn die beiden Ge- sprächspartner auf unterschiedlichen Ebenen kommunizieren und das nicht bemerken, ist gegenseitiges Verstehen für den Moment aus- geschlossen. Sobald sie aber auf der gleichen Ebene miteinander sprechen, wird gegensei- tiges Verstehen möglich“, so Dr. Glück. „Arzt und Patient wollen gehört werden. Die meis- ten Patienten haben nach etwa zwei Minuten das Gefühl, alles Wichtige gesagt zu haben und, dass dann der Arzt dran wäre. Häufig ist es jedoch so, dass Patienten bereits nach 20 Sekunden das erste Mal unterbrochen werden. Ein übriges tun Worte, wie ,kurz‘

oder ,schnell‘: Stellen Sie sich vor, der Arzt sagt: ,Schildern Sie mir kurz/schnell die Symptome.‘ Was denken Sie in so einem Fall? Bei den meisten Menschen erzeugt das Druck. Was gerade in einer ungewohnten Umgebung, wie es bei einer medizinischen Untersuchung der Fall ist, zusätzlichen Stress erzeugt. Als Patient ist man nach so einem Gespräch meist unzufrieden, hat vielleicht nicht alles Wichtige gesagt und sucht den

„Schlechte Kommunikation im Gesundheits- wesen verursacht direkte und indirekte Kos- ten in Milliardenhöhe. Man schätzt, dass etwa ein Drittel der Behandlungsfehler auf Missver- ständnissen oder Kommunikationsproblemen innerhalb des Behandlungsverlaufs beru- hen“, betonte Dr. Tobias Glück, Klinischer und Gesundheitspsychologe, im Rahmen des Vortrages „Frau Doktor, was hab‘ ich?“ im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien.

„Um Missverständnissen vorzubeugen, ist es wichtig, auf einer Ebene zu kommunizieren.

Das heißt, dass beide Gesprächspartner von derselben Sache reden. Im Fall von Arzt und Patient, dass der eine nicht von der Diagnose und Behandlungsvorgehen spricht, während der andere Beschwerden und Sorgen äußert.

Damit es nicht dazu kommt, ist es wichtig, sich gegenseitig zuzuhören und sich aufein- ander einzulassen – was auch bei wenig Zeit möglich ist.“

Sachliches und Emotionen

In der Kommunikation zwischen Arzt und Patient unterscheidet man zwei Ebenen: die

Sachebene und die emotionale Ebene – beide Bereiche müssen beachtet, aber vor allem inhalt- lich unterschiedlich behandelt werden. Im Arzt-Patienten- Gespräch geht es im Bereich der Sachebene unter anderem um folgende Fragen: Was muss man über die Erkrankung wissen?

Welche Therapien gibt es? Welche Informa- tionen muss man dem Arzt geben, damit dieser eine Diagnose stellen kann (Sympto-

„Frau Doktor, was hab’ ich?“

Kommunikation ist grundsätzlich etwas sehr Positives, kann aber auch eine Quelle für Missverständnisse sein. Gerade in der Kommunikation zwischen Arzt und Patient gilt es, besonders sensibel und aufmerksam zu sein. Wichtig dabei: Ein gegenseitiges Verständnis und eine gute Kommunikationsbasis kann man schon mit wenigen Schritten erreichen, wenn man weiß, wie es geht.

V O N C H R I S T A P R A H E R - E N N Ö C K L

„Man schätzt, dass etwa ein Drittel der Behandlungs fehler auf Miss verständnissen oder Kommunikations problemen

beruhen.“

D R . T O B I A S G L Ü C K Dr. Tobias Glück

ist Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe in Wien, Infos:

www.tobiasglueck.at

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Arzt unter Umständen auch kein zweites Mal auf. Der Arzt wollte mit dem Wort ,kurz‘

vielleicht nur ausdrücken, dass man zuerst einmal einen Überblick gibt, sich dann Zeit für die Untersuchung nimmt und nachher nochmals Zeit für ein ausführliches Gespräch hat. Den meisten Menschen ist jedoch nicht bewusst, welche Wirkung bestimmte Worte und Formulierungen haben. Stattdessen wun- dert sich der Arzt, weil der Patient sich nicht an die Behandlungsvorgaben hält oder nicht zum Folgetermin erscheint.“

Gelungene Kommunikation

In einer erfolgreichen Arzt-Patienten-Kommu- nikation ist Vertrauen ein zentrales Thema.

Der Arzt ist der Experte für die medizinischen Angelegenheiten, der Patient ist der Experte für das eigene Leben – niemand kennt seine Lebensumstände so gut wie man selbst. Um aus Patientensicht ein erfolgreiches Gespräch führen zu können, hat Dr. Glück folgende Empfehlungen:

Notieren Sie Ihre Fragen und nehmen Sie diese Checkliste zum Gespräch mit.

Konzentrieren Sie sich auf das Gespräch und hören Sie gut zu.

Nehmen Sie eine Vertrauensperson mit, wenn Sie sich unsicher fühlen.

Fotos: IBG, ClipDealer

Psychologie

Wiederholen Sie wichtige Aussagen des Arztes, um zu überprüfen, ob Sie alles rich- tig verstanden haben.

Bitten Sie um eine verständliche Sprache ohne medizinische Fachausdrücke.

Sprechen Sie Schwierigkeiten und Ängste offen an, auch wenn Sie in einer Untersu- chungssituation aufgeregt sind.

Aus Sicht des Arztes ist das Gespräch dann erfolgreich, wenn

der Patient auf Fragen antwortet und bei der Behandlung mitarbeitet.

der Patient zeigt, dass er verstanden hat, was besprochen wurde.

der Patient an den Inhalten interessiert ist und es zu einem Dialog kommt.

der Patient den Arzt als Experten anerkennt.

der Patient genügend Zeit für das Gespräch eingeplant hat und bei der Sache ist.

Die Conclusio lautet daher: Im Krankheits- fall geht es um die richtige Diagnose und die richtige Therapie. Diese kann nur gelingen, wenn die Kommunikation zwischen Arzt und Patient funktioniert. Um das zu erreichen, braucht es nicht viel Zeit, aber den Willen von beiden Seiten, Kommunikation und Zuhören zu ermöglichen.

Ein erfolgreiches Gespräch zwischen Arzt und Patient darf nicht einseitig verlaufen.

Für eine bessere Lesbarkeit haben wir in diesem Beitrag auf die Nennung der weiblichen Formen verzichtet.

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