• Keine Ergebnisse gefunden

FETTE FARBEN NOVEMBER 2021

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "FETTE FARBEN NOVEMBER 2021"

Copied!
27
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

UHREN

FETTE FARBEN

2021

(2)
(3)

Elegance is an attitude

Regé-Jean Page

The Longines Master Collection

Erhältlich online: www.longines.de

(4)

Beijing · Dresden · Chengdu · Dubai · Hong Kong · Macau · Shanghai · Shenyang · Tokyo · Vienna · Xi’an

SeaQ Panoramadatum

Tauchen Sie ein in das Original

Glashütte Original Boutique . QF, Quartier an der Frauenkirche . Töpferstraße 4 . 01067 Dresden Tel. +49 (0)351 82 12 59 70 . E-mail: Boutique.Dresden@glashuette-original.com

IMPRESSUM

CHEFREDAKTION:Inga Griese (verantwortlich), Dr. Philip Cassier REDAKTION: Jan Lehmhaus. DIGITAL: Sara Krüger, Lina Dörsam ART DIRECTOR: Philippe Krueger GESTALTUNG: Delia Bob FOTOREDAKTION: Elias Gröb, Julia Sörgel (Photo Director) BILDBEARBEITUNG: Malte Wunder, Thomas Tyllack, Kerstin Schmidt LEKTORAT: Matthias Sommer, Andreas Stöhr

AXEL SPRINGER SE vertreten durch den Vorstand Dr. Mathias Döpfner (Vorsitzender), Jan Bayer, Dr. Stephanie Caspar, Dr. Julian Deutz.VERLAGSLEITUNG WELT:Merrit Kraus; Stv.: Heiko Rudat ANZEIGEN UHREN: Lisa Bönisch, Sandra Metzner PUBLISHER : Carola Curio (carola.curio@axelspringer.de) DRUCK: BDN sp. z o.o., Sp. k. 59-730 Nowogrodziec HERSTELLUNG: Thomas Künne.

UHREN ist ein Magazin in WELT AM SONNTAG. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit. Informationen zum Datenschutz finden Sie unter www.welt.de/datenschutz. Sie können diese auch anfordern unter Axel Springer SE, Datenschutz, Axel Springer Straße 65, 10969 Berlin. Sie erreichen uns unter uhren@welt.de, www.iconmagazine.de

EDITORIAL

Das Image des Gebrauchtwagenhändlers ist keines, um das sich Menschen aktiv bemühen. Dafür gibt es gu- te Gründe – am schwersten wiegt, dass Dinge, die schon benutzt wurden, in ihrer Qualität nur schlecht ein- zuschätzen sind. Bei mechanischen Uhren verhält sich das etwas anders: Ihnen wohnt oft ein nostalgischer Wert inne, sie wecken – vor allem, wenn sie vererbt werden – Erinnerungen und lassen einen gern glauben, früher sei die Welt besser gewesen. Als Geschäftsmodell allerdings waren Vintage-Modelle lange nicht sonderlich attraktiv. Natürlich wollen die Manufakturen ihre Neuware auf den Markt bringen, aufgearbei- tete Zeitmesser stören da eher, als dass sie helfen. Doch seit einigen Jahren entdecken Hersteller wie auch Juweliere das Potenzial, das in dem Thema steckt. Erstens gibt es Uhren, die neu so gut wie nicht zu haben sind, weil die Manufakturen mit der Produktion nicht hinterherkommen, zweitens spielt die Unterschei- dung von neu und gebraucht bei der jungen Generation nicht mehr die gleiche Rolle wie früher. Deshalb hat mein Kollege Jan Lehmhaus sich umgehört, was dran ist am Vintage-Hype. Und fürs Hier und Jetzt ha- ben wir ein farbenfrohes Fotoshooting, unseren Comic und überhaupt viel Schönes, das freut, wenn ge- brauchte Tage an den Nerven zehren. Denn darum geht es doch am Ende: dass sich die Stimmung hebt, wenn man Richtung Handgelenk blickt. Mehr muss ja überhaupt nicht sein.

Philip Cassier

Regatta-Uhren erfordern ein besonderes Know- how, der Mechanismus, der die Zeit für die Segler herunterzählt, ist äußerst schwierig zu konstruie- ren. Bei Richard Milles

„RM 60-01 Les Voiles de Saint Barth“ kommt noch ein einzigartiges Design dazu, das auch dann fas- ziniert, wenn kein Boot oder Meer in der Nähe ist (185.000 Euro).

TITEL: ARMIN ZOGBAUM; CLAUDIUS PFLUG; MARTIN DUCKWORTH/NFB/GETTY IMAGES; WEMPE

Inspiriert ist sie vom Wolkenkratzer-Bau der 30er-Jahre – heute hat man mit ihr zwei Zeitzonen im Blick: Wempes „Iron Walker GMT“ ist ab Dezember

für 3175 Euro in den Filialen des Juweliers erhältlich

VON FRÜHER FÜR MORGEN

7

(5)

I NHALT SZENE

Der legendäre Mafia-Pate Al Capone habe sich, heißt es, eine bieder-bürgerliche Fassade gegeben, war im Branchenbuch Chicagos als Händler für gebrauchte Mö- bel eingetragen. Wer nun glaubt, das schwerstreiche „Scarface“ hätte hinter ver- schlossenen Türen pompös gelebt, mag enttäuscht sein von seiner Wohnungsein- richtung, die jetzt bei Witherells versteigert wurde: neben etlichen Waffen brave Schwarzwaldschnitzereien, Pseudo-Louis-seize-Möbel und Porzellankitsch. Bei Schmuck und Uhren aber hatte er eine Leidenschaft für wirklich Elegantes – und seine Initialen. Die Platin-Taschenuhr von Patek Philippe erzielte 229.900 Dollar.

MOBSTERS GLANZ UND GLORIA

PICTURE ALLIANCE/ WITHERELL'S/ CHICAGO TRIBUNE/ TNS (2); HANHART

NEW LOOK 10

Immer in Bewegung bleiben – vier bekannte Modelle, die sich sehr schön verjüngt haben

SIEH HER 12

Warum Inga Griese seit 15 Jahren gern mal eine Uhr von Louis Vuitton trägt

ZEITFENSTER 14

Ein Streifzug durch die Uhrenwelt ist wie eine Tour durchs Herbstlaub.

Man entdeckt die tollsten Sachen

KICK & PUSH 22

Audemars Piguets CEO François Bennahmias spricht über Tradition und Comic-Helden

ALTER SCHWEIZER! 26 Wie die Uhrenindustrie den Markt

für Gebrauchtuhren entdeckt

SCHRUMPFKUR 29 Was sagt uns das? Lange sollten Männeruhren vor allem groß sein.

Nun werden sie wieder dezenter

LAUES LÜFTCHEN 30

Für unser Comic-Paar geht es zum Strand – und für einen von beiden geht das schief

TRADITION, ABER RICHTIG 34 Hände, die begeistern: Ein Werkstatt-

Besuch bei Lang & Heyne in Dresden

DIE GANZE PALETTE 36 Unser großes Fotoshooting vertreibt mit

seiner Farbenpracht jeden Herbstblues

OFFEN FÜR ALLES 48

90 Jahre „Reverso“ – eine Ausstellung in Paris blickt nicht nur zurück

GLASHÜTTES ZWEITER GRÜNDER 50 A. Lange & Söhne erinnert an den

Uhren-Pionier Günter Blümlein

Der legendäre Mafia-Pate Al Capone habe sich, heißt es, eine bieder-bürgerliche

Hanhart lässt das allererste NFT-Zertifikat für eine Uhr versteigern – kurz gesagt, die digital aufwendig gesicherten Rechte für Entwurf, Design und Ansicht des Zeitmessers, dessen Gestaltung die Idee der Blockchain visualisiert. Und das NFT ist sogar hybrid: Der Käufer darf die Uhr genau einmal von Hanhart bauen lassen.

GANZ DIGITAL. UND ANALOG

(6)

10

„Sektor-Zifferblatt“ sagen Kenner zum Gesicht der „Heritage Classic“. Zentrum, Minutenkreis und kleine Sekunde haben jeweils eine eigene Struktur. Mit dem feinen Fadenkreuz ist das

neue Modell fast noch typischer 1930er als die Vorlage. Auch in der Größe bleibt es traditionell dezent. Das Gehäuse misst 38,5 Millimeter. Darin arbeitet ein ganz modernes Automatik- werk mit amagnetischer Siliziumspirale. Edelstahl, 1900 Euro

A LTE BEKANNTE M IT NEUEM GESICHT

LONGINES Heritage Classic

1934

2021

Wesentlich ist für die Marine-Uhren von Ulysse Nardin seit je die ungewöhnliche Geometrie des Zifferblatts: mit Gangreserve-

anzeige oben und großer laufender Sekunde unten. Zum 175. Firmenjubiläum hat die Manufaktur eine neue „Torpilleur“-

Familie vorgestellt. Ganz traditionell mit schlanken römischen Ziffern und Birnenzeigern natürlich, hier allerdings im derzeit angesagten Panda-Look. Automatik, Stahlgehäuse, 7200 Euro

ULYSSE NARDIN Torpilleur

2021

1905

Es muss gar nicht Jahrzehnte dauern, bis ein Hersteller ein erfolg- reiches Modell sehr gründlich überarbeitet. Beim „Noramis Chro- nograph“ sind nur die Struktur mit zwei Hilfszifferblättern und die typische Typografie erhalten geblieben. Das Datumsfenster wurde nach links gerückt, mit Eisenbahnminuterie und Pilzdrücker gibt es Retro-Elemente. Nicht zuletzt sind jetzt die Zeiger für laufende und

gestoppte Zeit farblich getrennt, wie es sich für einen seriösen Chronographen gehört. Automatik, Edelstahl, 2950 Euro

UNION GLASHÜTTE Noramis Chronograph

2011

2021

In den 1960er-Jahren entwickelte sich das Tauchen von einem exklusiven Abenteuer zum Massensport. Und die Schweizer, die zuvor Profitaucher mit schweren Zeitmessern

ausgerüstet hatten, bauten fortan schlankere Uhren für den Spaß unter Wasser. Alpina entschied sich statt der aufgesetz- ten Drehlünette für einen innen liegenden Ring. Bei der Neu- auflage ist man diesem Prinzip genauso treu geblieben wie

der Zeigerform. Automatik, Edelstahl, 1495 Euro

1969

2021

ALPINA

Diver Seastrong 300 Heritage

Glashütte I/SA | Automatik Taucheruhr | Edelstahl | Geprüftes Chronometer | Wasserdicht bis 30 bar | 2.975 €

RÜCKGRAT ERKENNT MAN AM HANDGELENK.

Die Iron Walker von Wempe ist die Essenz einer zeitlos modernen und zugleich sportlichen Uhr. Reduziert auf das Wesentliche und kompromisslos in der Verarbeitung, wird sie höchsten Ansprüchen gerecht, weil sie an einem Ort gefertigt wurde, der wie kein zweiter in Deutschland für exzellente Uhrmacherkunst steht: Glashütte in Sachsen.

AN DEN BESTEN ADRESSEN DEUTSCHLANDS UND IN NEW YORK, PARIS, LONDON, WIEN, MADRID WEMPE.COM

Gerhard D. Wempe Kg, Steinstraße 23, 20095 Hamburg

(7)

amit hier gar nicht erst eine Erwar- tungshaltung aufkommt: Wenn es um Uhren geht, bin ich leiden- schaftlich oberflächlich. Ich kaufe (oder wünsche) sie mir einzig aus optischen Erwägungen. Schmuck ist nicht so meine Sache, obwohl mein Mann da sehr, sehr schöne Schatullen großzügig ange- reicht hat, und ich sie hüte, aber nach den gla- mourösen 90er- und Jahrtausendwende-Jah- ren entfalteten die großen Abendkleid-Veran- staltungen nicht mehr den gleichen Glanz, ins- gesamt wurden sie auch weniger und weniger reizvoll. Zu täglich trage ich Ohrringe (wenn ich dran denke) und immer am rechten Hand- gelenk die Bänder mit den Anhängern für jedes Kind und Enkelkind. Und seit meinem 60. Ge- burtstag die feine Kette mit dem gravierten An- hänger #Familie, mein Schutzschild von den Kindern. Liebelei, nicht Werteschrei. Selbst- verständlich fasziniert mich schöner Schmuck, ich könnte ihn stundenlang bewundern. Aber es verhält sich wie mit berührenden Bildern im Museum. Ich käme gar nicht auf die Idee, so et- was bei mir aufzuhängen.

Aber wenn es um Uhren geht, hab ich eine klei- ne Macke. Sucht womöglich. Im Laufe der Jah- re ist da ein ganzes Reservoir an Schätzchen zu- sammengekommen, vor allem Alltagsfreunde.

Die Uhr fürs Leben kommt in vielen Varianten und Farben – Leben eben. Mit Hermès, nur als Beispiel führe ich eine abwechslungsreiche Be- ziehung, nicht nur in Modellhinsicht, sondern

mehr noch, weil jede Jahreszeit und Laune ihre unterschiedlichen Uhrenbänder haben kann.

Ich bevorzuge keine meiner Begleiterinnen, die Wahl ist eher intuitiv, aber da ist doch die eine, die eine ganz besondere Geschichte erzählt. Die Louis Vuitton „Tambour Lovely Cup“, im Ori- ginal mit einem schneeweißen Gummiarm- band, das nach 15 Jahren im Sommer mal frisch ersetzt werden musste. Da es nicht vorrätig war, habe ich die Gelegenheit genutzt, der Ver- suchung nachzugeben und gleich zwei Wech- selbänder erworben. Heute gehört es zur Grundausstattung von Armbanduhren, damals war es ein cooles Gimmick, dass man mit einem einfachen Klick mal eben das Band wechselt.

Wobei ich kein Verlangen hatte, das weiße

Gummi schien ultimativ wie die ganze Uhr. Ein Chronograph mit einem gewissen optischen Wumms, aber noch filigran genug für einen Micky-Maus-Unterarm. Sie hat zudem viele Raffinessen und Fähigkeiten, wobei ich bis heute nicht weiß, wie sie einzusetzen sind, weil ich sie nicht deswegen besitze.

Ich kann auch die Zeit nicht immer gut ablesen, die silbernen Zahlen auf dem Perlmutt-Grund brauchen einen bestimmten Lichteinfall, um deutlich zu werden. Oder Dunkelheit, dann leuchten die Zeiger so herrlich. Und allein die Monogramm-Blüte, die sich über der Sechs kontinuierlich dreht, als wäre sie eine etwas lahme Unruh, was sie nicht ist, ist ja ein Quarz- werk. Dazu die kleinen Alphabetflaggen für L und V: zauberhaft.

Alles an dieser Uhr ist elegant und schön. Und:

Sie erzählt vom Segeln. Vom ganz großen Sport, dem America’s Cup. Ich habe sie zum ersten Mal im Mai 2006 in Valencia getragen, als Zuschauerin bei den Regatten zum Louis Vuitton Cup, wie die Vorentscheidungen zum Cup-Finale seit 1983 hießen. Seinerzeit hatte der Franzose Bruno Troublé nämlich eine ge- niale Idee. Bis dahin hatten die Herausforderer im prestigeträchtigen Segel-Duell ihre eigenen Ausscheidungen organisiert, ein enormer Auf- wand zusätzlich zu den Team- und Bootkosten.

Troublé, selbst Skipper, fragte sich und die an- deren Herausforderer: „Warum zahlen wir und nicht ein Sponsor?“ – „Finde doch einen!“ blök- ten die zurück, und der Rechtsanwalt rief beim

Chef von Louis Vuitton an. Das war nicht so naheliegend, wie es heute klingt. LV war da- mals noch ein schlafender Luxusriese und Sponsoring nicht das ganz große Ding. Doch Troublé hatte nach einer Stunde eine 250 000- Dollar-Zusage. Ohne PR-Meeting, ohne Powerpoint-Präsentation. Das ging damals noch. Seither kamen einige Nullen zum Betrag hinzu, der Cup wurde zu einem wirklich gro- ßen Wettbewerb. Zu Wasser, zu Lande und im Merchandise-Handel. Doch die „Tambour“ ist kein Fanartikel, sie ist ein Klassiker der Moder- ne, für Männer, für Frauen, mit immer neuen und wiederkehrenden Raffinessen und Aus- führungen. Aber mir muss sie nichts von Zeit erzählen, sondern nur vom Meer.

AM ARM

ERZÄHL MIR VOM MEER

Seit 15 Jahren trägt Inga Griese mit Freude ihre Louis Vuittton „Tambour“. Aber nicht, weil sie wissen will, wie spät es ist

Das weiße Armband ist das Original und steht für die ewige Sehnsucht nach dem Meer

Die Zeitumstellung sagt: Herbst.

Die Rosen sagen: Pah!

Es wird höchste Zeit für die große Advents- kalenderwicklung

INGA GRIESE (4)

Für Harry gilt:

Hauptsache Kuscheln egal zu welcher Zeit

D

Wir laden Sie herzlich ein, unsere Kollektion in den A. Lange & Söhne Boutiquen Berlin, Dresden und München sowie bei ausgewählten Konzessionären zu entdecken.

Bevor eine A. Lange & Söhne tadellos läuft, investieren wir ein halbes Jahr Arbeit.

Dann bauen wir sie wieder auseinander.

Die LANGE 1 EWIGER KALENDER ist ein Zeitmesser für Kenner, die den feinen Unterschied zu schätzen wissen. Lange-typisch wird die Uhr zur Sicherstellung höchster Qualität zweifach montiert. Die dezentrale Zifferblattgestaltung sowie der außenliegende Monatsring prägen

das charakteristische Design der LANGE 1 EWIGER KALENDER.

Eine weitere Besonderheit ist die Mondphasenanzeige mit integrierter Tag-/Nacht-Anzeige. Das neue Modell ist in Rotgold oder – limitiert auf 150 Exemplare – in Weißgold erhältlich. www.alange-soehne.com

(8)

Zu den Manufakturen, die mit der künstlerischen Avantgarde kooperieren, gehört Roger Dubuis. Zuletzt hat sich das Unternehmen mit dem Urban Art Tribe verbündet, dem Graffitikünstler Gully und dem Tätowierer Dr. Woo. Der nimmt für sich in Anspruch, seine Kunst von der Sub- in die Populärkultur geführt zu haben; seine Kundenliste voller Stars aus der Entertainmentbranche gibt ihm recht. Die Part- nerschaft mit dem Uhrenbauer sieht er als Weg ins Unbekannte. Das erste gemeinsame Produkt zeigt, wie Dr. Woo das sternförmige Erkennungszeichen der Manufaktur interpretiert. In feinen Linien hat er es zu einer Raumfahrt-Szene umgedeutet. Die auf acht Exemplare limitierte „Excalibur Dr. Woo MT“, Handaufzugswerk mit Fliegendem Tourbillon im Goldgehäuse, kostet um 150.000 Euro.

DAS GEHT UNTER DIE HAUT

ROGER DUBUIS

Sinn baut Spezialuhren, kennt sich aus mit belastbaren Zeitmessern für harte Einsätze – und mit den Erfordernissen

der modernen Metallurgie vom U-Boot-Stahl bis zur kratzfesten

Beschichtung. Im Jubiläumsjahr der Marke – Sinn wird 60 – kommt ein traditionelles Material zum Ein- satz: Damaszener Stahl, dessen organische Struktur hier durch eine schwarze Beschichtung noch interessanter wirkt. Weil Zifferblatt und Gehäusemitte zu- sammen aus einem Block gefräst werden, setzt sich das Muster auch außen fort. Die „1800 S GG Damasze- ner“ wird von einem Automatikwerk angetrieben und ist auf 100 Exemplare zu je 8250 Euro limitiert. Ausgeliefert wird sie in einer Holzschatulle mit zwei Leder- bändern, Lupe und Bandwechselwerkzeug.

STAHL MIT STRUKTUR

SINN

ZEITFENSTER

TROPISCHES SCHIMMERN

CHRONOSWISS

Das handguillochierte und Hightech-beschichtete Ziffer- blatt der „Open Gear ReSec Paraiba“ glänzt in immer neuen Tönen zwischen Lagunenblau und Dschungelgrün. Und er- innert an die Turmaline, die im brasilianischen Paraíba gewon- nen werden. Der Regulator mit Automatikaufzug im Edelstahl- gehäuse kostet 9800 Euro.

14

Die kleine Manufaktur Parmigiani hat einen neuen Chef: Guido Terreni, Spezialist für die Balance von Eleganz technischer Finesse und Sportlichkeit.

Bei der Kollektion „Tonda PF“ ist ihm das gleich gelungen, mit Manufaktur-Mikromechanik in trendgerechten wasserdichten Stahlgehäusen.

Die Lünette der „Micro Rotor Steel“, so viel Noblesse bleibt gewahrt, ist aus Platin, 21.000 Euro.

SCHLICHT ZUM HINSEHEN

PARMIGIANI

Dieses und andere Tutima Glashü e Modelle erhalten Sie bei:

Grand Flieger Airport

Der Grand Flieger Airport Chronograph mit Keramiklünette in Military Green.

Zuverlässigkeit, Präzision und optimale Ablesbarkeit. Geschaff en mit eben jener Perfektion, die das Attribut „Made in Glashütte“ zu einem Qualitätsversprechen von

Weltrang gemacht hat. Erfahren Sie mehr auf www.tutima.com.

(9)

Traditionell haben sich Schuh- und Uhr- macher eher wenig zu sagen: Die einen müssen für ihre Arbeit anpacken, die ande- ren filigran vorgehen. Eine umso erstaunli- chere Kooperation findet seit fünf Jahren zwischen zwischen den Häusern Berluti und Hublot statt: Die Schweizer Uhren- konstrukteure haben es geschafft, einen so komplizierten Werkstoff wie das Leder der Pariser Manufaktur in ihre Modelle zu integrieren. Bei der „Big Bang Unico Berluti Aluminio“ ist das sogar ganz besonders gut gelungen; „Aluminio“ bezeichnet eine Pati- na-Variante des Venezia-Leders, das Hublot bei dem auf 100 Stück limitierten Exemplar für seine Lünette verwendet. Das ergibt bei einem 44-Millimeter-Gehäuse einen saube- ren, coolen Look (24.800 Euro).

HAND UND FUSS

HUBLOT Seit Jahrzehnten fördert Van Cleef & Arpels das Tanztheater. Aus der

Freundschaft von Claude Arpels und dem Choreografen George Balan- chine entstand in den 60er-Jahren das bis heute häufig aufgeführte

Ballett „Jewels“. 2012 folgte „Gems“, eine dreiteilige Choreografie des Startänzers Benjamin Millepied. David Lang und Philip Glass schrieben

die Musik dafür. Mit der jetzt gestarteten Festival-Kooperation

„Dance Reflections“ stellt Van Cleef sein Engagement breiter und dauerhafter auf. Die Förderung von Tanz-Events wird unter

anderem um Masterclasses für den Nachwuchs ergänzt. Der Lockdown beschleunigte die Einrichtung von Online-Forma- ten, mit denen man ein größeres Publikum für das Ballett als Gesamtkunstwerk gewinnen will. Dazu taugen allemal auch die plastischen Tanzszenen auf manchen Uhren von Van Cleef & Arpels wie der „Lady Danse Duo“ für 95.500 Euro.

THE STAGE IS YOURS

VAN CLEEF & ARPELS

ZEITFENSTER

Keine Cocktail-, sondern eine seriöse Taucheruhr: 60 Jahre nach dem Launch seiner „Skin Diver“ legt Mido das Modell erneut auf: Die „Ocean Star Decompressi- on Timer 1961“ trägt auf dem Blatt diesel- be Dekompressionstabelle wie das Origi- nal, so fröhlich bunt wie überlebens- wichtig beim kontrollierten Aufstieg.

Letzteres lässt sich anhand der Uhr natür- lich auch an Land erklären, dann viel- leicht doch begleitet von einem farblich passenden Drink. Im Edelstahlgehäuse der „Compression Timer“ arbeitet ein Automatikwerk. Sie ist auf 1961 Exem- plare limitiert und kommt für 1150 Euro im Set mit Milanaise-, braunem Leder- und türkisblauem Textilband.

WIEDER AUFGETAUCHT

MIDO

VAN CLEEF & ARPELS/ LAURENT PHILIPPE

MASTER OF MATERIALS

FEEL IT

CAPTAIN COOK HIGH-TECH CERAMIC

DISCOVER AND FEEL

THE RADO HIGH-TECH CERAMIC DIFFERENCE!

RADO.COM

(10)

18

Rennsport und Umweltschutz passen nicht zusammen? Zenith

zeigt, wie’s geht – und sponsert die „Extreme E“- Rallyes, für die Rennteams inklusive

emissionsfrei geladener Elektro-Boliden per Schiff in ökologisch bedrohte Regionen transportiert werden. Die passende Uhr ist Zeniths Hochleistungs-Auto- matikchrono „Defy Extreme“ im Titangehäuse mit Roségoldakzen- ten (21.600 Euro).

SAUBERRENNER

ZENITH Im Uhren-Design sind die 1960er

schwer angesagt. Und wer Sport- chronographen baut, schaut na- türlich auf die schamlos schnellen Autos jener Jahre. Breitlings „Top Time Classic Cars Squad“, besteht aus drei limitierten Modellen, die jeweils einem klassischen Sport- wagen gewidmet sind. Alle tragen die entsprechenden Logos auf dem Zifferblatt und als Gravur auf dem Stahlboden: die „Top Time Shelby Cobra“ in leuchtendem Blau, die „Top Time Chevrolet Corvette“ in Rot und die grüne

„Top Time Ford Mustang“ als Reminiszenz an das Auto, das Steve McQueen in „Bullitt“ be- rühmt machte. Automatik, Edel- stahl, je 5290 Euro.

START YOUR ENGINES!

BREITLING Als wäre Nomos’ „Autobahn“ nicht schon kontro- vers genug diskutiert worden, hat ihr Designer Werner Aisslinger jetzt noch einmal nachgelegt: mit Elementen, die die Grundformen seines Entwurfs konsequent eskalieren. „Director‘s Cut“ nennt No- mos die Edition dreier auf je 175 Exemplare li- mitierter Varianten deshalb: Alle tragen ein stählernes Sport-Armband mit groß geloch- tem Spangenelement, wie es zuletzt wohl in den 1970ern eingesetzt wurde. Kräftige Blöcke aus Superluminova lassen im Dunkeln die blaue „A7“

(rechts im Bild ), die hell- silberne „A3“ und auch die tiefschwarze „A9“ nach- leuchten. Angetrieben werden die Uhren von Nomos’ eigenem Auto- matikkaliber DUW 6101, dessen große Datums- ziffern auch mit Abstand problemlos lesbar sind.

Da kann die Hand ruhig am Lenkrad bleiben. Im was- serdichten Edel- stahlgehäuse, 3800 Euro.

NEUER ABSCHNITT

NOMOS

Hot Wheels und IWC verbindet die Begeiste- rung für präzise Mechanik, für Automobiles – und ein wenig auch ihr Gründungsjahr:

IWC wurde 1868, Hot Wheels 100 Jahre später etabliert. Gemeinsam präsentieren sie ein auf 50 Exemplare limitiertes Set aus Auto und Uhr:

einer besonderen „Pilot’s Watch Chronograph“- Edition von IWC und dem Mercedes-Benz 300 SL „Racing Works Edition“ von Hot Wheels, präsentiert in einem Werkzeugkasten aus Metall (10.800 Euro).

IM HERZEN 68ER

IWC

ZEITFENSTER

HOLGER WENS/ NOMOS

PERFORMANCE

MADE IN GERMANY

NORAMIS

WWW.UNION-GLASHUETTE.COM

(11)

Vor einem Jahr hat Frederique Constant seine markante „Highlife“-Linie vorgestellt. Gleich zu Beginn war eines der Modelle mit dem Ewigen Kalender der Manufaktur ausgerüstet. Jetzt wird weiter aufgewertet: Die „Tourbillon Perpetual Calendar Manufacture“ versammelt zwei der kompliziertesten Mechanismen in einem schlanken Gehäuse. Dafür, dass die handwerkliche Tradition ganz energisch daherkommt, sorgen auch die zwei Bänder aus Edelstahl und blauem Kautschuk. Automatik, Stahlgehäuse, 22.995 Euro.

HIGHLIFE FOREVER

FREDERIQUE CONSTANT

Andy Warhol hat nicht nur den Kunstmarkt geprägt, sondern auch, posthum, den für Vintage-Uhren.

Bei seinem Tod 1987 hinterließ er eine Sammlung von über 300 Stü- cken. Ihre Versteigerung bei Sot- heby’s zog sich über Tage und gilt als die erste Uhren-Auktion, bei der der berühmte Vorbesitzer für den Erlös wichtiger war als der Wert der an- gebotenen Stücke. Seitdem machen Prominenten-Uhren Furore.

Und Warhols Name zieht nach wie vor. Seine „Calatrava“ von Patek Philippe erzielte im Juni bei Christie’s 150.000 Dollar.

FÜR 150.000 DOLLAR RUHM

CHRISTIE‘S

Komplizierte Uhren bergen immer die Ge- fahr einer überkomplexen Gestaltung der zahlreichen Anzeigen. Die „Slim d’Hermès Quantième Perpétuel“ nimmt Ewigem Ka- lender und zweiter Zeitzone mit der Schab- lonenschrift von Philippe Apeloig alles Schwere und Behäbige. Da passt auch die neue Materialkombination des Gehäuses:

Mittelteil und Boden bestehen aus kugel- gestrahltem Titan, die Lünette ist aus Platin.

Krone und Drücker sind aus Graugold.

Automatik, 27.000 Euro.

AUFGERÄUMT

HERMÈS

ZEITFENSTER

JACK MITCHELL/ GETTY IMAGES; CHRISTIE‘S; FREDERIQUE CONSTANT/ ERIC ROSSIER (3); CALITHO

© 2021 PEANUTS WORLDWIDE LLC

WIR SIND ZUM SPAß HIER!

(12)

B

22 Boxhandschuhe und der Terminator – François-

B

Boxhandschuhe und der Terminator – François-

B

Henry Bennahmias umgibt sich gern mit Sym-

B

Henry Bennahmias umgibt sich gern mit Sym-

B

bolen klassischer Männlichkeit. Audemars Pi-

B

bolen klassischer Männlichkeit. Audemars Pi-

B

guets CEO empfängt in offener Kapuzen-Trai-

B

guets CEO empfängt in offener Kapuzen-Trai-

B

ningsjacke, hinten drauf steht „Head Coach“,

B

ningsjacke, hinten drauf steht „Head Coach“,

B

und was er sagt, ist deutlich zu hören. Es scheint,

B

und was er sagt, ist deutlich zu hören. Es scheint,

B

als ob der 57-jährige Chef des Unternehmens

B

als ob der 57-jährige Chef des Unternehmens

B

aus Le Brassus, das dieses Jahr rund 42.000 Uh-

B

aus Le Brassus, das dieses Jahr rund 42.000 Uh-

B

ren baut, alles tut, um dem Klischee des leisen

B

ren baut, alles tut, um dem Klischee des leisen

B

Schweizer Uhrenbosses im Maßanzug nicht zu

B

Schweizer Uhrenbosses im Maßanzug nicht zu

B

entsprechen. Und schon geht’s ab.

B

entsprechen. Und schon geht’s ab.

B

Herr Bennahmias, Sie haben hier ein Poster von Arnold Schwarzenegger und Muhammad Ali an der Wand hängen. Was fasziniert Sie an Muskeln?

Gar nichts, was mich fasziniert, ist Talent. Es kann auch eine Sängerin sein, ein Modedesigner oder ein Künstler, die mich berühren. Ich habe in meiner Karriere das Glück gehabt, alle mögli- chen Menschen kennenzulernen, die über au- ßergewöhnliche Talente verfügen. Bei vielen Musikern durfte ich sogar hinter die Kulissen blicken – und das ist etwas, das mich antreibt.

Allerdings ist Boxen ein äußerst harter Wettbe- werb. Zieht Sie das zu diesem Sport hin?

Es ist eher, dass man im Ring nicht lügen kann, beim Kampf sieht jeder, was passiert. Alle Sport- arten leben von einem harten Wettbewerb, und sei es nur, dass alle versuchen, Dauersieger zu schlagen. Das ist die Essenz jedes Sports und auch manchmal des Geschäftslebens.

Sie sind jüngst eine Partnerschaft mit Marvel und seinen Comic-Superhelden wie Hulk oder Iron Man eingegangen. Die ticken alle buchstäblich nicht ganz sauber. Wo ist da die Verbindung zu Ih- ren Uhren, die möglichst perfekt sein müssen?

Zunächst einmal gibt es bei allem, was mit Men- schen zu tun hat, keine Perfektion. Und wir wollten durch die Comic-Superhelden auch den Blick auf die Helden des Alltags lenken. Denken Sie an die Krankenschwestern und Ärzte, was die in der vergangenen Zeit geleistet haben!

Aber wenn man sich mit denen unterhält, merkt man, dass auch sie nicht perfekt sind. Was die Marvel-Stars betrifft: Klassische Comic-Cha- raktere wie Disney-Figuren sind schon in den 30er-Jahren auf Uhren gemalt worden. Das wäre nichts Neues gewesen. Als Firma, die mit Luxus- produkten arbeitet, müssen wir die Menschen zum Träumen bringen. Das tut Marvel, deshalb sind wir nun beieinander.

Interessant, wie Sie das mit der Perfektion sehen.

Sie arbeiten immerhin in einer Branche, die beses- sen ist von diesem Begriff.

Hören Sie, wenn Sie mir ein Interview zeigen können, in dem ich in den vergangenen zehn Jahren als CEO das Wort „Perfektion“ in den Mund genommen habe, dann gebe ich Ihnen ei- nen aus. Mechanische Uhren können gar nicht

perfekt sein, schon die Zahnräder haben winzige Unebenheiten, die wir nie ganz beseitigen wer- den, deswegen haben wir geringe Gangabwei- chungen. Lassen Sie mich also bitte mit Perfekti- on zufrieden.

Die Kooperation mit Marvel hat ungewöhnlich starke Reaktionen hervorgerufen. Die einen lieben sie, die anderen lehnen sie völlig ab. War es Ihr Ziel, so zu provozieren?

Provokation ist nie das Ziel. Heute kann jeder in Social Media irgendetwas loslassen, ohne die ge- ringste Ahnung von der Sache zu haben. Man kann gar nichts mehr lancieren, ohne zu polari- sieren. Die Leute wollen einfach alles kommen- tieren, alles! Wir hatten tatsächlich nur vor, eine limitierte Edition einer Uhr vorzustellen und et-

was vom Gewinn für gute Zwecke abzutreten.

Aber um zum Boxen zurückzukehren: Meist ist es so, dass derjenige, der vor dem Kampf die Klappe hält, denjenigen umhaut, der die dicken Sprüche geklopft hat. Deshalb verhalten wir uns so ruhig.

Nun sind klassische Uhrenkunden aber als eher konservative Leute bekannt, für die Handwerks- kunst, Verlässlichkeit und Tradition viel zählen.

Ich widerspreche, wir hätten weit mehr als die 250 Stück der „Black Panther“ verkaufen kön- nen. Wir haben auch Kunden dazugewonnen wie diesen Patek-Philippe-Sammler, der nur we- gen der Kooperation zu uns kam. Sind also Handwerkskunst und Tradition wichtig? Natür- lich! Aber wir haben trotzdem schon viele c

ALLES AUSSER PERFEKTION

Kaum eine Manufaktur löst so kontroverse Gefühle aus wie Audemars Piguet. Hier spricht der CEO François-Henry Bennahmias über den Konnex von Uhrmacherei und Comic-Helden, digitale Shitstorms und darüber, was ihn der Jedi-Meister Yoda aus „Star Wars“ gelehrt hat

B I B

B M GESPRÄCH

B

GUILLAUME MEGEVAND

MODELL GEORG

MODELL GEORG

(13)

Menschen durch Partnerschaften wie diese von uns überzeugt. Der eine Weg in die Zukunft exis- tiert nicht. Derzeit interessieren sich viele junge Menschen für uns, manche von denen sind noch im Teenager-Alter. Das wäre mit einer klassi- schen komplizierten Uhr nicht passiert.

Trotzdem gab es eben viele Leute, denen der Mar- keting-Aspekt zu sehr im Vordergrund stand. Wa- ren darunter auch Kunden?

Nein, bei uns findet jeder seinen Platz. Und eins muss auch klar sein: Die „Black Panther“ wurde vermarktet, ja, aber natürlich fließt feinstes Kunsthandwerk in sie ein, da sind wir bei unse- rer Tradition.

Die Lancierung war ein riskanter Schritt. Ist es möglich, dass das auch mit der Covid-Krise zusam- menhängt? Dass die Pandemie von den Herstellern gefordert hat, größere Wagnisse für den geschäftli- chen Erfolg einzugehen?

Ich habe das noch nie so betrachtet. Wir haben schon diverse Partnerschaften für die kommen- den Jahre angestoßen, das hat nichts mit Covid zu tun. Auf die Möglichkeiten zu verzichten, die uns diese Partner eröffnen, wäre einfach absurd.

Was haben Sie seit März 2020 gelernt, als das Vi- rus über die Welt kam?

Wir mussten unser ganzes Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellen und haben uns gefragt:

Wofür sind wir überhaupt da? Uns wurde schnell bewusst, dass unser Umgang mit Men- schen der Schlüssel zu allem ist.

Was heißt das konkret?

In unseren Boutiquen hilft nichts, wenn wir un- seren Klienten emotional nicht berühren. Wer daran scheitert, beschädigt die ganze Marke.

Wir kümmern uns auch intern: Die Pandemie hat vielen Mitarbeitern seelische Probleme be- reitet, deshalb haben wir das Format „Zwei Mi- nuten mit dem CEO“ wiederbelebt. Ich stelle zwei Fragen: Was macht dich happy, wenn du morgens zur Arbeit kommst? Und: Was sollen wir ändern? Das habe ich mit 900 Mitarbeitern durchgezogen.

Und?

Die Lehre lautet: Wir können die Menschen nicht alleinlassen. Wir müssen es irgendwie schaffen, dass sie so viel wie möglich persönlich zusammenkommen. Darum geht es, wenn wir in den kommenden Jahrzehnten Erfolg haben wollen.

Kann es sein, dass gerade die Luxuswelt sich zu un- verwundbar gefühlt hat, bevor die Krise kam?

Ich glaube vielmehr: Die allermeisten waren blind, sie konnten sich nicht vorstellen, dass so etwas passiert. Entsprechend schwer fällt es nun vielen, sich auf die Gegebenheiten einzustellen.

Das gilt nicht nur geschäftlich. Wir haben nicht mehr viel Zeit, dem Planeten etwas Gutes zu tun, und wir versagen weiter.

Bei aller Einsicht – an Ihrer Tür steht ein Wort des Jedi-Meisters Yoda: „Tu’s oder tu’s nicht. Es gibt kein Versuchen.“ Ist das nicht doch etwas hart?

Ich meine damit Entscheidungsprozesse. Wenn eine Firma wächst, gibt es oft viele Menschen,

die sich schwertun, etwas zu entscheiden. Des- halb ist meine Devise: Wenn ein Risiko dir Angst macht, lass es ganz bleiben. Oder zieh es durch, aber zu 100 Prozent. Mach’s nicht halb, rede dich nicht auf einen Versuch heraus.

Etwas, das Sie voller Elan getan haben, war die Einführung der „Code 11.59“-Serie zu Beginn 2019.

Das erste Ergebnis war allerdings ein digitaler Shitstorm. Wissen Sie noch, was Ihnen damals durch den Kopf ging?

Oh ja, das war nicht schön. Aber ich war trotz- dem überzeugt, dass wir uns durchsetzen wer- den. Vor dem Launch hatten wir die Kollektion

allen unseren Konstrukteuren und Uhrmachern gezeigt. Die sagen, wenn ihnen etwas nicht ge- fällt, aber sie waren ausnahmslos zufrieden.

Heute verkaufen wir trotz Covid mehr denn je aus der Kollektion, vor allem auch komplizierte Modelle, das ist immer ein gutes Zeichen. Die Kunden nehmen die Uhr ernst.

Von außen betrachtet stellt sich die Situation eher so dar: Es ist Ihnen gelungen, einen großen Hype um die „Royal Oak“ zu entfachen und Ihr Unter- nehmen damit nach vorn zu bringen. Eine eigene Kollektion, die ein zweites Standbein wäre, haben Sie noch nicht etabliert.

Es stimmt, in den 27 Jahren, in denen ich bei Au- demars Piguet bin, sind wir immer daran ge- scheitert, eine belastbare Produktlinie neben der

„Royal Oak“ aufzubauen. Es braucht dafür aber auch mindestens fünf Jahre, noch dazu hat Co- vid uns zurückgeworfen. Wie wäre es also, wenn wir uns in zehn Jahren wiederträfen und sehen, welche Diskussion wir dann führen?

Sie haben als eines der ersten Unternehmen eine Strategie gewählt, die vor allem auf eigene Bou- tiquen setzt. Warum?

Ganz einfach, wenn wir einen Juwelier dazwi- schenschalten, wissen wir nie, wer unsere Uh- ren kauft. Das muss aber sein, wenn wir unseren Kunden weiter Produkte bieten wollen, die zu ihnen passen. Am liebsten würden wir die Uh- ren deshalb direkt vom Uhrmachertisch weg verkaufen.

Das führt aber dazu, dass in Städten wie Hamburg oder Berlin derzeit keines Ihrer Modelle erhältlich ist, obwohl lokale Kunden momentan sehr hoch im Kurs stehen.

Ja, das kann und wird nicht so bleiben.

Aber leidet nicht irgendwann der Mythos „Schwei- zer Uhr“, wenn die Industrie zersplittert, weil jede Marke nur noch für sich allein unterwegs ist?

Nun mal langsam, es wird weiter Juweliere ge- ben, die mehrere Marken führen, nicht jede Fir- ma kann sich eigene Geschäfte leisten. Aber es ist absolut richtig: Die Schweizer Uhrenindus- trie kann nur gemeinsam Erfolg haben. Wir brauchen starke Unternehmen, nur die erhalten die kunsthandwerklichen Zulieferer am Leben.

Ich meine, ich darf sagen, dass ich mich immer dafür eingesetzt habe. Aber auch ich setze mich nicht immer durch.

Kommendes Jahr feiert die „Royal Oak“ 50-jähri- ges Jubiläum. Möchten Sie vielleicht schon etwas dazu sagen?

Sie können davon ausgehen, dass wir den Ter- min vergessen hatten und ihn verschieben wer- den, hehe. Im Ernst: netter Versuch, Ihre Frage.

Herr Bennahmias, Sie sind jetzt 27 Jahre bei Aude- mars Piguet, zehn davon als CEO. Wie lange wollen Sie eigentlich noch an der Spitze bleiben?

Oh… (zögert). Jetzt haben Sie mich erwischt. In all meiner Zeit im Geschäft habe ich bisher je- dem Journalisten auf jede Frage geantwortet.

Heute kann ich das zum ersten Mal nicht (schweigt).Sagen wir so: Ich glaube, hier noch nicht fertig zu sein. Mehr weiß ich nicht.

Das Gespräch führte Philip Cassier New Kid on

the Block:

„Code 11.59 by Audemars Piguet“ in Keramik und Roségold, 45.200 Euro

Ausverkauft: Die

„Black Panther Watch“ in Kooperation mit Marvel ist auf 250 Stück

limitiert, 167.000 Euro Der Klassikerer Klassiker

von 1972, da-on 1972, da- mals aus Stahl,als aus Stahl, hier in Platinier in Platin mit grünem Zifferblatt:

„Royal Oak“, 105.300 Euro 05.300 Euro

AUDEMARS PIGUET (3)

L I V E YO U R PA SSIO N HIG H L IF E WO R L DT IM ER M A N U FAC T U R E

f r e d e r i q u e c o n s t a n t . c o m

JETZT EN T D ECK EN

(14)

ie Branche hat ein neues Wort für al- te Uhren: CPO steht für „Certified Pre-Owned“ und ist ein Synonym für das wachsende Geschäft mit ge- brauchten Zeitmessern. Second- hand-Ware war lange Zeit nichts, was die Industrie in den Mittelpunkt gestellt hätte. Die Hersteller zeigten zwar gern in ihren Firmenmuseen Klassiker, um ihre Tradition zu belegen, und nutzten sie als Vorlage für Retro- trends. Bei den Juwelieren lag in Zahlung Ge- nommenes jedoch etwas verschämt am Rand:

„aus Kundenauftrag“.

Wer auf sich hielt, kaufte Neuware. Parallel da- zu, aber ohne viele Berührungspunkte, gab es die Sammlerbörsen und Auktionen für histori- sche Modelle. Deren Kunden wiederum ver- schmähten zumeist die Neuware als zu zeitgeis-

tig. Sie kauften mit unterschiedlicher Expertise Altes – nicht zuletzt in der Überzeugung, dass früher alles viel besser gewesen sei. Den Herstel- lern brachten sie keinen Umsatz.

Aber nun ist alles anders, verwischen die Gren- zen zwischen beiden Welten genauso wie die Regel, dass Gebrauchtes günstiger zu haben ist als Neuware. Leicht zu sehen bei einem Bummel durch die Innenstadt: In den Schaufenstern mancher Konzessionäre stehen Schweizer Chronometer aus Vorbesitz zu Preisen, die deutlich über dem Listenpreis ungetragener Stücke liegen – weil Letztere nur Ausstellungs- stücke und gar nicht wirklich zu kaufen sind.

Zugegeben, dieses Phänomen gibt es nur bei we- nigen Marken, die mit der Produktion ihrer Bestseller die Nachfrage bei Weitem nicht be- dienen können. Aber es wirft auch ein Schlag-

Der Handel mit gebrauchten Uhren

boomt seit Jahren.

Nun steigen auch die Hersteller ein.

Jan Lehmhaus hat sich umgehört, was das für den Markt bedeutet

D

REPORT

26 Der Uhrmacher als

Werbung für eine ganze Region: Der Beruf hat

ein unvergleichliches Prestige, das auch auf den Wert von Vintage- Uhren durchschlägt

INTERFOTO/ UIG

GEHT WIEDER

GUT

CHRONOMASTER SPORT

ZEN I T H -WATCH E S .CO M

T H E F U T U R E O F S W I S S W A T C H M A K I N G S I N C E 1 8 6 5 T H E F U T U R E O F S W I S S W A T C H M A K I N G S I N C E 1 8 6 5 T H E F U T U R E O F S W I S S W A T C H M A K I N G S I N C E 1 8 6 5

licht darauf, dass Exklusives aus zweiter Hand immer breitere Zustimmung findet.

Eine Studie der Boston Consulting Group aus dem vergangenen Jahr machte in der Branche Furore. Bei knapp 16 Milliarden Euro liege der weltweite Markt für gebrauchte Luxusuhren und er werde mit acht Prozent jährlich schneller wachsen als der Primärmarkt, heißt es darin. Der Grund liege neben einer zuneh- menden Zahl von Online-Käufen in verän- derten Vorlieben der Verbraucher.

„Das Stigma des Gebrauchten verschwindet, das sieht man breit über viele Luxus-Katego- rien“, hat Philipp Man beobachtet, er ist Gründer der Uhren-Handelsplattform Chro- next. Viele Millennials sähen die Geschichte eines Produkts als Beweis seiner Wertbestän- digkeit. „Und beim gebrauchten Produkt se- hen sie den Markt-, nicht den Listenpreis.“

Bei diesen neuen Käufern beobachtet Man dann hie und da Geringschätzung gegenüber Neukäufern „die einfach in den Laden gehen und den verlangten Preis bezahlen“.

Chronext, seit 2013 im Geschäft, gehört zu de- nen, die den Markt mit verändert haben. Ne- ben dem Kölner Unternehmen sind das Fir- men wie Watchbox und die Richemont- Tochter Watchfinder. Im Netz machten sie ungeahnte Mengen von Sammlerstücken zentral bestellbar, die nicht mehr länger auf lokalen Börsen oder gelegentlichen Auktio- nen gesucht werden mussten. Daneben etab- lierten sich manche Plattformen als – sehr diskreter – Vertriebskanal für Juweliere und Produzenten, die dort schwer verkäufliche Neuware anbieten. „2020 haben wir etwa 64 Prozent der Produkte für Händler und Her- steller verkauft“, sagt Philipp Man. Jetzt sieht er bei Chronext den Anteil des Pre-Owned- Geschäfts noch deutlich schneller wachsen als den Handel mit neuen Uhren: „Mittelfris- tig gehen wir davon aus, dass CPO bei uns die Hälfte des Geschäfts ausmachen wird.“

CPO ist nicht nur ein neues Wort für Second- hand-Ware, sondern bezeichnet das Erfolgs- prinzip: Alle Uhren werden von Uhrmachern auf Zustand und Echtheit geprüft und gege- benenfalls mit einem Zertifikat versehen. Bei Chronext sind mehr als 20 Fachleute damit befasst. Das schafft beim Kunden Vertrauen.

Sicherheit durch die die professionelle Be- wertung der Authentizität hält auch Patrick Graf für den wesentlichen Faktor. Er ist Chief Commercial Officer des Juweliers Bucherer.

Während sich die Wettbewerber wie Wempe aus dem Handel mit gebrauchter Ware he- raushalten, rüstet sein Haus seit Jahren im- mer mehr seiner internationalen Filialen mit CPO-Bereichen aus. Alle Stücke sind auch im Internet zu sehen und bestellbar. Kompetenz und einen umfangreichen Warengrundstock erwarb man bei der Übernahme der US-Kette Tourneau. „Die USA haben in Sachen CPO weit längere Erfahrungen, nicht nur im Uh- renbereich“, erläutert Graf. Die Secondhand- Szene sei lange ausschließlich von Online- Plattformen dominiert worden.

Seit sich etablierte Händler wie Bucherer ein- schalteten, wachse das Vertrauen bei der Kundschaft weiter. Im gegenwärtigen Uh- ren-Boom werde bei der Restaurierung und

Beschreibung begehrter Stücke „schon viel Unfug“ getrieben. „Deshalb wird überall ganz viel vom Zertifizieren gesprochen. Plattfor- men engagieren zertifizierte Uhrmacher.

Aber das nützt ja alles nichts, wenn Sie als Unternehmer nicht von den Marken zertifi- ziert sind. Sie haben dann auch gar keine Chance, auf korrektem Weg an die Ersatzteile zu kommen.“ Bucherer biete die offiziellen Zertifizierungen und Serviceleistungen der Hersteller an.

Die Hochkonjunktur der Pre-Owned-Uhren erklärt er sich ähnlich wie Philipp Man. Auch in anderen Bereichen wie bei Autos oder in der Mode schlössen sich die Gräben zwi- schen Neu- und Gebrauchtkauf. „Zum ande- ren ist Vintage angesagt als Ausdruck von In- dividualität. Die Pandemie hat dazu den Nachhaltigkeitsgedanken bestärkt. Das ist der heutige Zeitgeist.“

Graf sagt, der Online-Anteil im Pre-Owned- Bereich sei deutlich höher als im Neuwaren- geschäft: „Aber wir stellen häufig fest, dass die potenziellen Kunden nach wie vor gern in Geschäfte kommen, um zu sehen: Sieht die Uhr wirklich so gut aus, wie ich sie mir vor- stelle? Wie fühlt sie sich an? Passt sie zu mir?“

Und Philipp Man von Chronext will das Netz seiner Lounges, in denen die online bestellten Uhren auf Wunsch übergeben werden, wei- ter ausrollen. „Das Prinzip ist sehr erfolgreich.

Den Kunden gibt schon das Vorhandensein der Lounge ein Gefühl der Seriosität und Si- cherheit, auch wenn sie persönlich vielleicht gar nicht benutzt wird.“ Die Online-Platt- form Watchfinder hingegen geht jetzt Part- nerschaften mit dem Einzelhandel ein, prä- sentiert die in ihrem Servicecenter zertifizier- ten Uhren unter anderem im Züricher Mode- haus Grieder und auf der Vintage-Etage des Pariser Kaufhauses Printemps.

Während sich der Handel mit gebrauchten Uhren etabliert, nehmen auch die ersten Her- steller selbst daran teil. Dabei sind die Heran- gehensweisen der Unternehmen so unter- schiedlich wie ihre Erwartungen. Besonders schnell agieren junge und vor allem unabhän- gige Marken der Haute Horlogerie. Richard Mille bietet seine Vintage-Ware in eigenen Boutiquen wie „Ninety“ in London-Mayfair an. H. Moser & Cie offeriert eine kleine Aus- wahl zertifizierter Gebrauchtuhren auf der Firmen-Website. „Die Ursprungsidee war, auch ausgelaufene Modelle anbieten zu kön- nen“, sagt Sales Director Nicholas Hofman.

„Wir haben die Plattform für den Gebraucht- handel kurz vor dem Lockdown eingerichtet, von dem sie dann natürlich profitiert hat.“

Im Moment sind auf der Seite mehr Modelle als verkauft gekennzeichnet als wirklich zur Verfügung stehen: Der Nachschub ist ein Problem. Moser nimmt keine Ware von Re- tailern zurück. „Und wir beobachten, dass auf dem Markt einige Stücke über dem offiziellen Verkaufspreis gehandelt werden, 25 bis 30 Prozent. So etwas kommt für uns nicht infra- ge, auch wenn einer unserer Sammler das be- treffende Stück sucht“, sagt Hofman.

Da seine CPO-Kunden keine Schnäppchenjä- ger, sondern vor allem sachkundige Sammler sind, scheint ihm die Unterscheidung von 27

ANZEIGE

(15)

Neu- und Gebrauchtware fast egal: „Es ist wie bei einem Kunstwerk: Das ist ja auch nicht ,pre- owned‘.“

In den großen Luxusgruppen, vor allem bei Marken mit umfangreichem Sortiment und vie- len Konzessionären, braucht die Entscheidung länger. Die Bedeutung des CPO-Geschäfts aber leugnet auch hier niemand mehr. IWC hat keine getragenen Zeitmesser im Angebot, wirbt aber auf seiner Website mit der Möglichkeit, bei Neu- kauf in der Boutique eine Uhr in Zahlung zu ge- ben. Zu einer Revision und einer anschließen- den Zertifizierung werden diese Stücke dann an Watchfinder weitergereicht.

Die Swatch-Group-Marke Omega arbeitet seit 2019 mit einem Authentizitäts-Zertifikat für Modelle, die älter als 30 Jahre sind und in den Bieler Werkstätten eingehend geprüft werden.

Petros Protopapas, zuständig für Brand Herita- ge, betont, dass diesen Dienst jeder nutzen kön-

ne – private Kunden genauso wie spezialisierte Händler, mit denen man gern Partnerschaften aufbauen wolle, „damit wir den Markt besser unterstützen können“. Die Beauftragung erfolgt in den Boutiquen der Marke, wo man den Kun- den bei der Gelegenheit auch die modernen Ent- sprechungen ihrer Klassiker zeige. „Omega sieht sich alle Möglichkeiten sehr genau an, die der Vintage-Markt bietet“, sagt Protopapas, „es gibt dazu eine Menge Ideen und Gespräche im Haus, und ich glaube, das Thema hat bei Omega durchaus Zukunft.“

Die Richemont-Marke Vacheron Constantin pflegt bereits seit 2017 sein „Les Collection- neurs“-Programm. Dabei werden Sets von 12 bis 20 Vintage-Stücken zu Veranstaltungen in aus- gewählten Boutiquen gebracht. Dort sollen sie, so Style-and-Heritage-Director Christian Sel-

moni, Licht auf die Leistungsfähigkeit der Ma- nufaktur werfen – und können vor Ort auch er- worben werden. Die Kunden, echte Aficiona- dos, sind jung, in Asien 25, in Europa um die 30 Jahre: „Die Ziele sind nicht nur die Kommunika- tion und das Erzeugen von Aufmerksamkeit“, sagt Selmoni, „wir betrachten es als Business- Modell, entwickeln die Kollektion weiter und verkaufen Jahr für Jahr mehr Uhren.“

Natürlich stehe man damit in Konkurrenz zu Auktionshäusern, stütze mit seiner Präsenz aber den Gesamtmarkt. Dafür kauft Vacheron von Onlinehändlern, von Sammlern und deren Er- ben. Hin und wieder wandert auch ein Stück aus der hauseigenen Sammlung in die Sets. „Wir res- taurieren in unseren Ateliers mit historischen Originalersatzteilen und verkaufen schließlich mit zwei Jahren Garantie und einem Echtheits- zertifikat“, erläutert Selmoni. Jetzt überlegt er, die Uhren auch online anzubieten. „Unser Mo-

dell sah das ursprünglich nicht vor, wendet sich an einen kleinen Kundenkreis. Aber in der Zu- kunft ist es eine Option – vorausgesetzt, wir be- kommen genug Uhren zusammen.“

Da ist Zenith unter dem Dach der LVMH-Grup- pe schon etwas weiter: Man zeigt Stücke aus sei- nem durch die Boutiquen tourenden „Icons“- Programm im Netz gleichberechtigt neben den aktuellen Kollektionen. Dabei setzt das Haus aber andere Schwerpunkte. „Wir wollen mit dem Programm keinen großen Gewinn ma- chen“, versichert Romain Marietta, zuständig für Produktentwicklung und das Heritage-The- ma. „Aber wir können jetzt schon sagen, dass es großes Interesse auf die gesamte Marke zieht. Es geht um Brand Equity, um Awareness.“ Für die

„Icons“ hat er ein Scriptbuch erstellt; nach den frühen „El-Primero“-Chronographen kann es

Flieger- oder Pilotenuhren in den Fokus rücken, später womöglich Space-Age-Design.

Selbstredend soll das Firmenmuseum eingebun- den werden. Dass mit zunehmender Bekannt- heit auch die Preise auf dem Gebrauchtmarkt steigen, sei zunächst einmal gut für die Marke – schränke aber auch die Einkaufsmöglichkeiten ein. Immerhin: „Inzwischen werden uns sehr viel mehr Uhren zur Revision zugesandt. Am Service und der Restaurierung lässt sich verdie- nen“, sagt Marietta, „Dann und wann können wir auch ankaufen, wenn einem Kunden die Restaurierungskosten zu hoch sind.“ Als Nächs- tes denke man darüber nach, das „Icons“-Ange- bot auch online verfügbar zu machen.

„Wir sehen uns als Akteure auf dem Markt, wir spielen mit”, sagt Marietta, „dabei sind andere nicht notwendig Konkurrenten.” So gelassen se- hen das auch Wettbewerber wie Chronext:

„Wenn die großen Hersteller ins CPO-Geschäft

einsteigen, ist das so, wie wenn BMW gebrauch- te Wagen verkauft: Das öffnet den Markt für viel mehr Spieler“, ist Philipp Man überzeugt. Es le- gitimiere die Idee des Gebrauchtkaufs. „Je mehr Marken in den Markt eintreten, desto mehr freuen wir uns, weil das für das gesamte CPO- Ökosystem nützlich ist.“

Patrick Graf von Bucherer hält den Einstieg der Hersteller schon deshalb für wichtig, weil ihnen die Preisbildung auf dem Sekundärmarkt ein Anliegen sein müsse. Schließlich zeige sie, wie begehrenswert die Produkte des Hauses seien:

„Da kann die Marke die Preisentwicklung nicht dem Zufall überlassen“, sagt er. Im Autohandel bewegten sich ja auch mehrere Geschäftsmodel- le nebeneinander: „Da kommt es auf den An- spruch des Kunden an.“ Und der hat immer mehr die Wahl.

Fehlt ein Teil, fertigt es ein Fachmann mithilfe einer historischen Maschine:

Uhrenrevision bei Vacheron Constantin für Modelle wie die berühmte Referenz 11671 mit zwei Zeitzonen

VACHERON CONSTANTIN (3)

FFORMATFRAGE

GLASHÜTTELASHÜTTE

Mit dem „Teutonia IV Chrono-it dem „Teutonia IV Chrono- graph“ hat Mühle-Glashütteraph“ hat Mühle-Glashütte einen Kurzzeitmesser lanciert,inen Kurzzeitmesser lanciert, der unter jede Manschetteer unter jede Manschette passt. Er kostet 3200 Euro.asst. Er kostet 3200 Euro.

Automatik, Edelstahlgehäuse.utomatik, Edelstahlgehäuse.

Durchmesser:urchmesser: 39 Millimeter

Im Uhrenbau machen wenige Millimeter m Uhrenbau machen wenige Millimeter ganze Welten aus – und den Unterschied anze Welten aus – und den Unterschied zwischen enorm und elegant. Im Moment wischen enorm und elegant. Im Moment

darf’s überall ein wenig kleiner sein arf’s überall ein wenig kleiner sein

S

STUTTGART P

Porsche Design hat s

sein prägnantes „1919“- G

Gehäuse verschlankt: zur

„Sport Chrono Subsecond 3

39“ für 4450 Euro.

A

Automatik, Titangehäuse u

und Band aus Porsche- F

Fahrzeugleder, Durch- m

messer: 39 Millimeter SCHRAMBERG

„Meister fein Automatic“

heißt dieses Junghans- Modell. Das versilberte

Zifferblatt trägt einen Sonnenschliff.

Edelstahlgehäuse am Milanaiseband für 1290

Euro. Durchmesser:

39,5 Millimeter

TOKIO Das fein texturierte Ziffer- blatt der „Grand Seiko Elegance Asakage“ soll an das Sonnenlicht des frühen Morgens erinnern, ist nur in Europa erhältlich und kostet 4800 Euro. Handaufzugs- werk im Edelstahlgehäuse.

Durchmesser: 37,3 Millimeter

SSIEBEN UNTER IEBEN UNTER IEBEN UNTER

VIERZIG IERZIG

LA CHAUX-DE-FONDS TAG Heuers nächste „Carrera“-

Generation erscheint gleich in zwei Größen: einer wuchtigen mit Day-Date-Anzeige und

dieser etwas kleineren, in Format und klarer Optik dichter am Urmodell von 1964. Automatik, Edel- stahlgehäuse, 2750 Euro.

Durchmesser: 39 Millimeter

BIELIEL

Die Uhren, mit denen Hamiltonie Uhren, mit denen Hamilton Generationen amerikanischerenerationen amerikanischer Soldaten ausstattete, sahen schonoldaten ausstattete, sahen schon genauso aus. Das Stahlband enauso aus. Das Stahlband allerdings ist ein Novum an dieserllerdings ist ein Novum an dieser

„Khaki Field Mechanical“ für Khaki Field Mechanical“ für 555 Euro. Handaufzug. Edelstahl,55 Euro. Handaufzug. Edelstahl, Durchmesser: 38 Millimeterurchmesser: 38 Millimeter LE BRASSUS

Auch Taucheruhren müssen nicht riesig sein, sondern vor allem gut ablesbar. Dafür sorgen die kräftigen Leucht-

zeiger der „Fifty Fathoms Bathyscaphe“ von Blancpain.

Automatik, Edelstahl, 8810 Euro.

Durchmesser: 38 Millimeter

(16)

Gemeinsam dem Erbe eines Contes in Venedig auf die Spur zu kommen hat Amanda Quinn und Danny Tailor einander wieder nähergebracht. Sie beschließen, zusammen für ein paar Tage auf die Seychellen zu reisen. Doch ganz ohne

Hintergedanken hat sich Amanda nicht auf den Weg gemacht: Sie weiß, dass die

Unternehmerin Margot Thompson zu Gast auf der Privatinsel sein wird, auf der auch

Danny und sie selbst relaxen. Mrs. Thompson ist als Uhrensammlerin bekannt …

(17)

Ulysse Nardin

Die „Overseas Dual Time“ lässt sich schnell an jede Zeitzone anpassen. Und mit drei mit- gelieferten Bändern (Stahl, Leder und Kaut- schuk) an jede Gelegenheit. Automatik, Edel- stahl, bis 15 bar wasserdicht, 26.600 Euro.

Mit einem Durchmesser von 45 Millimetern passt die „Zeitmeister Fliegeruhr XL Bronze“

gut an kräftige Pilotenarme, die Schiffs- schrauben-Bronze perfekt zum Wasserflug- zeug. Automatik, Lederarmband, 2975 Euro.

Ein entschiedenes Bekenntnis zu Italien ist die „Aluminium Tricolore“, aus deren Erlös Kinderkrankenhäuser unterstützt werden. Automatik, Aluminiumgehäuse am Kautschukband, 2950 Euro.

Das Traditionshaus baut Ozeantaugliches nicht nur für Seefahrer, sondern auch für Taucher. Die wuchtige „Diver X Antarctica“

ist bis 30 bar wasserdicht. Automatik, Titan- gehäuse am Kautschukband, 8900 Euro.

Richard Mille

Vacheron Constantin Wempe Bulgari

DIE UHREN VON AMANDA, DANNY & CO.

Schleppzeiger-Chronograph, Gangreser- veanzeige, Schnellaufzug, Funktionswahl- taste und veränderbare Rotor-Trägheit – die

„RM 65-01“ ist ein rasantes Stück Hightech.

Automatik, Carbongehäuse, 291.000 Euro.

Das „Fliegende Tourbillon“ im Inneren der „Ro- tonde de Cartier Squelette Double Tourbillon Mystérieux“ scheint wirklich frei im Raum zu rotieren. Handaufzug, Platingehäuse, im Set mit zwei weiteren Tourbillon-Modellen 540.000 Euro.

Cartier

(18)

A

Arne Kurth stemmt die Hände in die Hüften, doch sein feines Lächeln bleibt unverändert.

Vielleicht steckt hinter der energischen Geste, dass der Besuch ihn nun schon seit einer halben Stunde ausfragt, vielleicht ist es aber auch so, dass er sich für den nächsten Arbeitsgang wapp- net. Erneut winkt er den Gast heran, er muss noch erklären, was er mit der Aufzugsbrücke des Uhrwerks ganz zum Schluss tut. Der 42-Jäh- rige greift zu einem Gerät, das an einen Zahn- arztbohrer erinnert, am Kopf ist ein winziges Stück Wolle zu erkennen. Erst wenn er damit das Metall poliert hat, kann er selbst unter dem Mikroskop keine Kratzer mehr feststellen.

Vorher aufzuhören käme für Kurth einem Ver- rat gleich. Sechs Schritte vor der finalen Woll- Behandlung hat er für das Metallteil schon voll- zogen, da kann er auf den letzten Metern nicht nachlassen. Dabei kommt die Brücke schon rela- tiv sauber aus der CNC-Maschine, aber das reicht hier nicht. Also sandstrahlt Kurth das Teil, mattiert es mit einer Neusilberbürste, poliert es mit Gummi in verschiedenen Stärken, damit es dort glänzt, wo es soll, wofür er es abkleben muss, schleift es an den Kanten mit einem Dia- mantfräser, weitet die vorhandenen Bohrlöcher, presst die Stifte ein und poliert dann erneut in zwei Schritten. Das macht sechs Stunden Arbeit für einen Gegenstand, der im Werk des recht- eckigen Modells „Georg“ gar nicht vollständig zu sehen ist, ein Zahnrad verdeckt ihn teilweise.

Doch der Markt für Zeitmesser, die wie diejeni- gen von Kurths Arbeitgeber Lang & Heyne min- destens fünfstellige Beträge kosten, ist hart um- kämpft; ihn beherrschen große Namen mit einer Geschichte, die sich über Jahrhunderte erstreckt – und Häuser wie Patek Philippe, Vacheron Constantin oder A. Lange & Söhne sind ungern bereit, Newcomer groß werden zu lassen. Vor allem dann nicht, wenn sie wie die Dresdner ei- ne traditionelle Designsprache sprechen.

Nun liegt der Vorteil für eine unabhängige Ma- nufaktur darin, dass sie gar nicht sonderlich groß werden muss, um zu funktionieren. 60.000 Uhren baut Patek Philippe pro Jahr, bei Lang &

Heyne erschaffen die rund 30 Mitarbeiter im gleichen Zeitraum etwas mehr als 100 Stück.

Doch weil dieses Unternehmen nicht auf einen weltweit bekannten Namen zurückgreifen kann, bleibt ihm nur, stellenweise noch mehr Aufwand zu treiben als die etablierten Marken.

Am Stadtrand von Dresden war das Know-how nie das Problem. Als der Uhrmachermeister Marco Lang die Firma gemeinsam mit seinem Lehrling Mirko Heyne gründete, hatte er bereits viele Erfahrungen in der Glashütter Industrie gesammelt. Ihn motivierte einzig, möglichst hochwertige Uhren in Handarbeit zu fertigen.

Bis er 2019 seine Manufaktur verließ, war die Mannschaft auf 25 Mitarbeiter angewachsen, die für einen wirtschaftlichen Erfolg zu wenig Modelle fertigten.

Die Firma war damals schon länger Teil der Tempus-Arte-Gruppe, die wiederum dem Un- ternehmer Ulrich Rohde gehört. Der setzte 2020

Alexander Gutierrez Diaz als Geschäftsführer ein – und damit jemanden, der im Richemont- Konzern in der Vermarktung von Luxusuhren mehr als zwei Jahrzehnte tätig gewesen war.

„Die Handwerkskunst steht bei uns im Mittel- punkt von allem, was wir machen“, sagt der 43- Jährige. Gutierrez Diaz weiß, dass dieser Satz der Maßstab ist, an dem seine Mitarbeiter sein Handeln messen.

Wer in das Gebäude kommt, das früher erst ein Sägewerk und dann ein Gasthof war, dem fallen zuerst die kurzen Wege auf: Vom Maschinen- park bis zur Endmontage liegt alles ganz nah beieinander. Wenn jemand einen Fehler ge- macht hat, kann er sich nicht hinter der nächs- ten Stabsabteilung verstecken. Aber nach allem, was zu erleben ist, scheint das Team die Situati- on als Chance zu begreifen. Bei Lang & Heyne arbeitet ein junges Team, nicht alle haben in ih- rem Berufsleben von Anfang an mit Uhren zu tun gehabt.

Arne Kurth beispielsweise ist wie sein Kollege Mark Erler gelernter Zahntechniker: „Da ging es um geschmeidige Formen, hier um exakte Win-

AUFWAND

OHNE EINWAND

Handwerkskunst braucht vor allem eins: Zeit.

In der Dresdner Manufaktur Lang & Heyne ist besonders viel davon vorhanden. Philip Cassier und Jürgen Frank (Fotos) überzeugten sich vor Ort

ZU BESUCH

LANG & HEYNE (2)

34

kel“, sagt Erler. Was beide zum Wechsel bewo- gen hat? Kurth antwortet mit einer Anekdote.

Zur Weihnachtszeit sei der Chef seines Dental- labors mit Grußkarten durch die Zahnarztpra- xen gezogen, dabei sei er zuweilen nicht einmal bis zum Praxisbetreiber vorgelassen worden:

„Hier aber rufen Kunden von selbst an, schicken Fotos, oder sie kommen persönlich vorbei, weil sie wissen wollen, wie wir arbeiten.“

Ähnliches ist auch in der Montage-Abteilung zu hören. Deren Leiter Alexander Klar, seit 2007 ist er dabei, erzählt besonders gern davon, wie er versucht, der Klientel individuelle Wünsche zu erfüllen. Obwohl die Uhren aus seinem Haus sehr genau gehen, wollte ein Kunde beispiels- weise einmal sein Stück offiziell als Chronome- ter zertifiziert haben. Also schickte Klar das Mo- dell nach Glashütte in die Sternwarte, wo es den Test auf Anhieb bestand. Aber auch bei Gravu- ren sind bei Lang & Heyne Dinge möglich, für die bei der Konkurrenz keine Zeit bleibt.

Die allermeisten hier kommen aus der Region.

Aber es gibt auch Ausnahmen wie Martin Cor- des – der 30-jährige Uhrmacher stammt aus Saarbrücken und studierte vor seiner Ausbil- dung Maschinenbau in Darmstadt: „Das war mir zu trocken und theoretisch“, sagt er. Also habe er sich in Glashütte beworben, die Manufaktur mit dem größten Namen dort nahm ihn.

Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Aus- bildung war Cordes in der Abteilung tätig, die dem Werk Datumsmechanismen hinzufügt.

Aber auch das füllte ihn auf Dauer nicht aus, deshalb zog es ihn zu der kleinen Manufaktur, hier kann er ein ganzes Werk von Anfang bis Ende zusammensetzen.

Bei aller Liebe zu historischen Designzitaten wie römischen Ziffern oder schnörkeligen Louis-quatorze-Zeigern gibt es einen Grundsatz, an den die Dresdner sich halten: Überflüssigen Zierrat bei den Werken vermeiden sie. Jens Schneider, der seit 2019 Chefkonstrukteur der

Marke ist, folgt da Marco Langs Credo, dass ein- fache, aufgeräumte Geometrien ästhetisch den größten Wert haben. Schneider hat bei A. Lange

& Söhne und Moritz Grossmann seinen Anteil an der Entwicklung berühmter Modelle, er kennt seine Materie also genau.

Neun unterschiedliche Werke hat das Haus im Angebot, alles Handaufzugskaliber. Das sind in Anbetracht der geringen Stückzahlen sehr viele, die hohe Fertigungstiefe macht die Lage nicht einfacher. Eine Baugruppe wie die Unruh kom- plett zuzukaufen, wie es selbst große Schweizer Häuser tun, ist hier undenkbar. Trotzdem sähe der Besitzer Ulrich Rohde es gern, wenn per- spektivisch noch eine Automatik-Uhr dazukä- me. Der 81-jährige Professor für Physik, der in der Nähe New Yorks lebt, hat seit Kindertagen einen starken Bezug zur Zeitmessung; sein Va- ter hatte bis 1938 die erste Quarzuhr der Welt entwickelt, die leicht genug war, um sie hochzu-

heben, wenn das Stück auch noch knapp 50 Ki- logramm wog. Nichts war damals präziser. Ul- rich Rohde ist ein Mann, der weiß, dass seine Manufaktur nicht zu schnell zu groß werden darf, und er spricht er viel von seinen Verpflich- tungen gegenüber den Mitarbeitern.

Der Geschäftsführer Alexander Gutierrez Diaz hat der Gruppe in den vergangenen Monaten zwei Unternehmen zugeführt: Blaken kümmert sich in Westfalen um die Individualisierung von exklusiven Uhren, Stowa ist eine deutsche Fir- ma, die seit Langem für höchst solide Zeitmesser im Preisbereich zwischen 700 und 2000 Euro steht. Wobei sich Gutierrez Diaz streng an die Vorgaben seines Chefs hält. Mit der „Hektor“ hat Lang & Heyne eine Stahluhr herausgebracht, die im Preis bei weniger als 20.000 Euro liegt, und die erste Serie von 99 Stück war mehrfach über- zeichnet, trotzdem wollen die Sachsen die Pro- duktion nicht wesentlich erhöhen.

Es ist wie überall, wo wahre Spitzenleistung ge- fordert ist – an entsprechendes Personal lässt sich nur schwer kommen. 200 bis 250 Uhren zu fertigen, so sagt es der Geschäftsführer, das sei mittelfristig ein erreichbares Ziel. Einen millio- nenteuren Bau zu repräsentativen Zwecken hat er stoppen lassen, noch so eine Nachricht, die selten zu hören ist, ganz egal, in welcher Bran- che. In der Manufaktur loben viele Mitarbeiter Gutierrez Diaz von sich aus dafür, dass er neue Wege geht. Für die nächsten drei Jahre sind die Auftragsbücher bei Lang & Heyne prall gefüllt.

Bei der Verabschiedung wünscht sich der Besu- cher dringend, dass es auch danach so weiterge- hen möge. Einmal, weil es diese Manufakturen sind, die das Handwerk im 21. Jahrhundert am Leben halten und damit eine ganze Region adeln. Aber noch wichtiger ist wahrscheinlich, dass in der Uhrenszene die Langeweile ausbre- chen würde, wenn – bei allem Respekt vor ihren herausragenden Leistungen – irgendwann nur noch die Branchengiganten übrig wären.

Kurze Wege: Bei Lang & Heyne schaut der Geschäftsführer Alexander Gutierrez Diaz auch in der Manufaktur vorbei, die Alexander Klar leitet (ganz links). Die Werkzeuge eines Mannes wie Arne Kurth (r.) sind eine eigene Wissenschaft, ein Teil wie die Aufzugs- brücke (o.) bearbeitet er in sieben Schritten sechs Stunden lang, obwohl es im Werk teilweise verdeckt ist

35

Roségold und Stahl: Die „Friedrich III.“

(l., 27.130 Euro) ist nach dem Markgrafen von Meißen benannt und hat ein traditionelles Gesicht. Die Stahluhr „Hektor“ (16.900 Euro)

ist neu und deutlich sportlicher konzipiert

(19)

LIVE UND IN FARBE

Was der Indian Summer kann, nämlich mit dem Malkasten betören, kann die Uhrenbranche auch. Wir haben da mal etwas zusammengeharkt

Ein bisschen Sunset Strip:

Rolex „Datejust 36“. Zifferblatt mit Palmenmuster, Automatik, am Oyster-Stahlband für 6550 Euro

Der Entdecker mag warme Farben: Rado „Captain Cook Automatic Bronze“ am Textilband. Automatik, 2620 Euro

FOTOS: ARMIN ZOGBAUM

SET DESIGN & STYLING: ANNA NIZIO

RETUSCHE: OLIVIER YOSHITOMI

(20)

Violett steht für Mystik, für undurchdringliche Tiefen, der Präzision kann das nichts anhaben:

Zeniths „Defy El Primero 21“ misst sogar Hundertstel- sekunden. Automatik, Titangehäuse, 13.100 Euro

Dieses Gold strahlt fast so schön wie die Abendsonne:

„Twenty-4 Roségold“ von Patek Philippe, Automatikwerk, Lünette ausgefasst mit 160 Diamanten. Um 41.000 Euro

(21)

Mit dem Zauber von Schwarz kennt man sich aus: Chanel „J12 Phantom“.

Band und Gehäuse aus Stahl und Keramik, Automatik, 7000 Euro

Wenn der Wellengang besonders hoch ist, wirkt das Wasser manchmal grün: Omega

„Seamaster 300 Co-Axial Master Chronometer“, um 28.200 Euro

(22)

Bei zwei Uhr glänzt hell der Mond:

Glashütte Original „PanoMaticLunar“, 40 mm Automatik, Großdatum, Edel- stahl, am Lederband für 9700 Euro

Gelb steht für Dynamik – wer sie sieht, der weiß, warum: Hublot „Big Bang Unico Yellow Magic“ 42 mm, Automatik,

Keramikgehäuse, 25.900 Euro

(23)

Silber gab es lang nicht mehr, aber das spricht nicht dagegen, ein Gehäuse daraus zu fertigen:

Tudor „Black Bay Fifty-Eight 925“, Textilband und Blatt in Taupe, Automatik, 4010 Euro

Think Pink ist immer wieder schön – und wenn es mit solchen Saphiren geschieht, dann ist es noch ein bisschen schöner: Bulgari „Divina Mosaica“ mit Zifferblatt im Caracalla-Muster.

Automatikwerk, Roségold- gehäuse, 161.000 Euro

(24)

Von Grün zu Gelb macht einen Look, der bestens als Smalltalk-Auftakt dient. Und jeder erkennt die Tutima „M2 Seven Seas S“ mit Dégradé- Blatt. Automatik, Edelstahl, 1650 Euro

Für alle, die im tiefen Blau schön eintauchen wollen: Longines

„Legend Diver Watch“, Automatik, Edelstahl- gehäuse mit innen liegender Drehlünette,

2220 Euro

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Hierbei wird nach Beratung und Diagnostik die konser- vative Therapie durch Gips- retention sowie Röntgen- stellungskontrolle durchge- führt.. Fazit: Eine Kostendek- kung

„Antikapitalismus“ steht bei der extremen Rechten nicht für eine neue gerechtere Wirt - schaftsordnung, sondern wendet sich aus- schließlich gegen das internationale Kapital,

sowie Vorbereitung für: E-Autoladestation, Photovoltaik, SAT-Anlage, superschnellen Internetanschluss … Jede Hauseinheit verfügt über mindestens 175 m² Nutzfläche inkl.. Keller

HAU.. 3.25 Bedürfnisse – eine Frage der eigenen Situation Teil 3: Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland.. II. Die Bedürfnisse ändern

Wachsende soziale Ungleichheit wird eine immer größere Gefahr für den Zusammenhalt unserer Gesellschaften: Während die einen mehr haben, als sie in einem Leben je verbrauchen können,

Die Norm einzuführen, war für diese Organisationen sicher mit Aufwand verbunden, aber es brachte ihnen auch einen finanziellen Nutzen in Form von effizienten

Auch für die Arbeit mit für die Intentverarbeitung geeigne- ten Version der Engine müssen wir im ersten Schritt eini- Beklagt sich Porcupine über ungültige Eingabedaten, so

Liebe Gäste, bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Extrawünsche extra berechnet werden.... Insalata