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NIEDERSCHRIFT ÜBER DIE DRITTE SITZUNG 59

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NIEDERSCHRIFT ÜBER DIE DRITTE SITZUNG 59

N I ED ERS CHR IFT Ü B E R DIE DRITTE SITZUNG

Re gi onalburo für Europa, Kope nha gen Dienstag, 25. Septe mbe r 1984, 15.30 Uhr

VORSITZENDER: Prof ess or D. JA KO VLJ EVI C (Jugoslawien)

INHALT

Seite 1. No min i er u ng des R eg ion ald ire kto rs (Abschluss) ... 60 2. Dan ka dr es s en an Dr. Leo A. K a p r i o ... 60

(2)

6 0 REGIONALKOMITEE; VIERUNDDREISSIGSTE TAGUNG

l. NOMI NIE RUN G DES REGIONALDIREKTORS: Punkt 7 der Tage so rdn ung (Abschluss)

Der VOR SITZENDE bat den Berich ter sta tte r um Verlesung des in der ge sc hlo sse nen Sitzung des Regionalkom it ees a us gea rbe ite ten E nt s c h l i e s s u n g s e n t w u r f s .

Die BE RI C HT ERS TAT TER IN verlas folgenden E nt s ch lie ssu ngs ent wur f zur Nominierung des R eg io nal ­ direktors :

Das Re gi ona lko mit ee für Europa -

unter B er ück sic hti gun g von A rtikel 52 der Verfa ssu ng und in üb er ein stimmung mit Artikel 47 seiner G esc häf tso rdn ung - 1. NOMINIERT Dr. J.E. Asvall zum Re g io n ald ire kto r für Europa;

2. ERSUCHT den Generaldirektor, dem Exekutivrat die Ernennung von Dr. J.E. Asvall für eine Amtszeit von 5 Jah re n ab 1. Februar 1985 vorzuschlagen.

Beschluss : Der E nt s ch l ie s sun gse ntw urf wurde ei nstimmig angenommen.

Dr. ASVA LL (Direktor für Programm-Man age me nt ) erklärte, dass dies ein gro sse r Aug en b li c k für ihn sei. Er sei sich der Bürde der Aufg abe bewusst und werde es nicht auf die leichte Schulter nehmen, dass ihm dieses Ve r tra uen entge gen geb rac ht wurde.

Sein er Mein un g nach zeige seine Nominierung, dass die M it gl i ed s ta a te n mit den H au ptl ini en und Idealen des Regionalbüros einver sta nde n seien, wie sie in den Pr og r am m en der letzten Jahre zum A u s ­ dr uc k ge kommen sind, und dass sie mit ihrer For tsetzung ei nv ers tan den seien. Das Regionalbüro ma ch e eine Zeit be s ond ere r Anf ord e r un g en und Her a us f or d er u ng e n durch, er sei sich auch voll der D iv erg enz en und wic ht i ge n An l ieg en der Region, aber auch der Bereitschaft zur Zusammenarbeit für eine bessere Zukunft der e u ro päi sch en Bevöl ker ung bewusst. Es b e st änd en grosse Erw ar tu n ge n in bezug auf die Rolle des Regionalbüros auf d e m Gebiet de r Gesundheit, doch müsse diese Rolle auf eine realistische Weis e wah rge n om m en werden. Deshalb sollten sowohl die Anlie gen der Region in ihrer Gesamtheit als auch die be s ond ere n Belange der ei nzelnen M i tg l ie d st a at e n und G ru pp en im Auge be ha lte n werden.

Als Direktor für Pr o gr a mm- Man age men t habe er sich in Ü b ere ins tim mun g mit Dr. Kaprio auf die Mi tg li e ds t aa t en konzentriert, die umfas sen de Z us a mm e na r bei tsp rog ram me betreiben, und dabei viele

freundschaf tl ich e Be zie h un g en angeknüpft, die, wie er hoffe, anha lte n werden. Er hoffe, jetzt auch mit den anderen Mit gliedstaaten, mit dene n er bis he r nicht so eng zusammengea rbe ite t hätte, ä hn l i ­ che B e zi ehu nge n aufb au en zu können. Er unterstrich, dass unter den Resso urc en der WGO der Mensch an erst er Stelle steht; wer mit d e m Regi on alb üro vertraut sei, habe bestimmt die E in s a t z b e r e i t ­ schaft der we ib li c he n und män n li c he n M i ta rbe ite r festgestellt, die sich einer Sache widmen, an die sie glauben. Er fühle sich beehrt, mit solchen M en s ch e n z u sa m me nzu arb eit en und hoffe, ihnen durch die Schaffung der richtigen Atm osphäre und Arb eit sbe d in g un g en das Gefühl ve r mit tel n zu können, dass ihre Arbeit sinnvoll und etwas Besonderes sei.

Er habe auch das Glü ck gehabt, mehr er e Jahre lang für und mit Dr. Kaprio arbei ten zu dürfen;

er habe ihn ob dess en ge is tig en Fähigkeiten, Weisheit, Herz en swä rme und Integrität sehr geschätzt und sich Dr. Kaprios u nei nge sch rän kte r Unte rst ütz ung und aufri cht ige r Freundschaft erfreut. Es sei für ihn ein schweres Handicap, ein em so her v o rr a ge n de n Beispiel folgen zu sollen; er könne und wo l l e ihn aber nicht nachahmen, da eine Nacha hmu ng immer schlechter sei als das Original. Alle r­

dings könne er versprechen, als WG O -R e gi o na l di r ek t or für Eur opa seine ganze Ei nsa tzb ere its cha ft und Arbe its kra ft den M it g li e ds t aa t en zur V er fü gun g zu stellen.

2. DA NK ADR ESS EN AN DR. LEO A. KAPRIO

Der VO RSITZENDE eröffnete die Feier zu Ehren von Dr. Kaprio.

Dr. DUHR (Luxemburg) erklärte, dass er, in di es e m bes o nd e re n Aug e nb l ic k der Gesch ich te des Regionalbüros, im Nam en aller D el egi ert en der euro päi sch en WGO -R e gi o n das Wort ergreife. Mit Tra uer und Niedergesch lag enh eit nähmen sie jetzt offiziell von Dr. Kap rio Abschied, bevor dieser in etwas über vier M o na t en sein Amt verla sse n werde.

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NIEDERSCHRIFT UBER DIE DRITTE SITZUNG 61

Bevor er sich direkt an Dr. Kap rio wende, wolle er dem nomin ier ten neu en Regionaldirektor, Dr. Asvall, seinen Glück wun sch aussprechen. Er hoffe, dass Dr. Asvall die schwere Bürde auf sich nehmen könne, alle Völker Europas innerhalb von 15 Ja hr e n zur Ve rwi rkl i ch u ng des Ziels "Gesundheit für alle" hinzuführen. Diese enorme und faszinierende Aufgabe sei aber noch leicht im Verg lei ch zu den Schwierigkeiten, dene n die Re gio na ld ire kto ren de r Regi on en Afrika, A s i e n und Lateinamerika gegenüberstehen, wo Mi ll i on e n Me n sc h en krank sind, wei l dort Armut herrscht und in Armut leben, weil sie kra nk sind. Diese Vö lk erg r up p en hä tte n ihre ganze Hoffnung auf die WGO gesetzt und e r w a r ­ teten in vo ll em Vertrauen, aber auch mit Ungeduld, dass diese Org ani sa t io n sie dabei unters tüt zen werde, end lic h Armut, Krankheit, Unter ern ähr ung und Hung er sno t zu überwinden.

D er neue Re gio nal dir ekt or solle sich nicht entmu tig en lassen, w e nn nicht alle seine Projekte innerhalb der v on ihm ge s et z te n Fr i ste n erreicht w e r d en könnten. Goethe hab e einmal geäussert, dass der M en s ch nicht dazu geb ore n sei, die Probleme der ganzen Welt zu lösen, sondern nur den Ursprung der Probleme e r ke nne n und nicht die G r e nz e n des Verst ehb are n übe rsc hr e it e n solle. Der künftige R eg i on al dir ekt or solle auch an eine Max im e Kants denken, nämlich dass m a n die Me ns chh eit - in seiner eigen en Person und in der des Mit me ns c he n - immer als Zweck und nie als blosses Mittel zum Zwec k b et rac hte n solle.

Dr. D uh r wan dte sich an Dr. Kaprio und gab seinem Beda ue rn darü ber Ausdruck, dass die D e le ­ giert en in ein paar M on a te n ohne Dr. Kaprio, sein Fachwissen, seine Ei nsatzbereitschaft, seine g u t ­ müt ig e Art und vor alle m seine freundliche Haltung w e rd e n auskommen müssen.

Dr. Kapr io sei am 28. Juni 1918 in Tu us ula in Finn lan d geboren, ei ne m Land, das seine Frei hei t h oc h einsc hät ze und in sei nem Kampf u m Una bhä ngigkeit un geheure Opfer habe bri ng en müssen. Der Red ne r informierte das Komitee, dass Dr. Kapr io im Z ei c he n des Krebses g e b o r e n sei; Dr. Duhr las

zum Spass einige Hor os k o p- V or a us s ag e n für Februar 1985 vor, zu w el c he m Zeitpunkt der Re g io n al d ir e k­

tor offiz iel l zurüc ktr ete n werde. Obwohl der Red ner selbst nicht an die A s tro log ie glaube, mü s se er wie der H i st ori ker Emmanuel Las Cases feststellen, dass die Me n sc h en noch nie an so viele Dinge geglaubt hä t te n wie jetzt, in einer Zeit der Ungläubigkeit.

Ni e m a n d e m sei es gelungen, herauszubekommen, ob Leo Kaprio ein brav er oder au fs ässiger Junge, ein gew is s en h af t er Student ode r d er Mi t tel pun kt v on Parties g e we sen sei. M a n könne ihn sich abe r

leicht als einen gewissenhaften, fleissigen jun ge n M a n n vorstellen, der h i n t er einer freundlichen Gu tm ütigkeit einen qu i ck l ebe ndi gen Intellekt verbarg, den n er ha be schon 1938, im Alter von 20 J a h ­ ren, sein V or k li n ik u m hin ter sich gebracht. Dan n zoge n die G ew i tt er wol ken des Krieges herauf, die u n ver mei dli che Kata str oph e erfasste den g r ös ste n Teil der Menschheit. Als junger, noch in d e r A u s ­ bildung stehe nde r Arzt erlebte Leo Kaprio auch den Sc h rec ken des Krieges, er diente seinem Land als M i li tär arz t und erreichte 1944 d e n Rang eines Stabsarztes. Er w ar A ug en zeu ge der dram ati sch en

Ge s ch ehn iss e gewo rde n und hat te miterlebt, wie die jungen Soldaten ihre Gesundheit, Träume, o p t i ­ m i s t is c he n Pläne und ihr sorgloses Gemüt verl ore n und zu unschu ldi gen O p f e r n m en s ch l ic h er V e r b l e n ­ dung wurden. Oh nmächtig und mit Em pörung im Her z en mus s te er ausserdem, wie seine Mitbürger, die sinnlose Zers tö run g seines Landes mit ansehen.

Als sich der Stu rm gelegt hatte, war Leo Kaprio mit seinen Studien fertig und gehörte zu der wi ch ti g en Zunft der m e n s c h li c he n Wohltäter, die Ärzte genannt werden. In Ägyp te n und der g r i e c h i ­ schen Anti ke sind die Är zt e im Laufe der J a hr hun der te oft durch Scharlatane öffen tl ich en S ch m äh u n­

gen ausge set zt worden. Hom er räumte d e m Arzt eine Rangs tel lun g vor v i el e n an de re n M e n sc h en g ru p pe n ein. Ovid andererseits hob hervor, dass es nicht immer d e m Arzt zu ve r da n ke n war, dass der Patient wied er ges un d wurde. Desca rte s v er tr aut e der M e d i z i n grenzenlos, wä h ren d Goethe kein Zu t rau en zu den Ä r z te n hatte. Und was sollen wi r zu Molière sagen, der in seinem Stück "Der eingebildete K r a n ­ ke" zu ve r st e he n gab, dass die M e d i z i n ein grosser Un s i n n sei, d e n der M e n sc h erso nn en hatte?

W ie de m auch sei, Dr. Kaprio war nicht nur Sohn eines Arztes, sondern auch Arzt im besten Sinne. Er erhielt seinen D okt or t it e l in M e di z in v on der Universität Hel sin ki und wurde von seiner Regierung mit wi ch ti g en M i s s io n en in Finnland betraut. In den US A lernte er neue Au f fa s su n ge n in bezug auf me diz in i sc h e Probleme, neue Uni ver s i tä t en und Lehr er kennen, neben bei gelang es ihm auch, w ei ter e Diplo me zu sammeln. Im Jahr e 1948 erwarb er einen a ka de mis che n Grad in der Fac hrichtung Öffentliches Ge s un d hei tsw ese n an der Johns Hopkins University, Baltimore, und 1956 promo vie rte er in d er s el b en Fa ch richtung an der Harvard University. Im Jahre 1964 betrieb er an der Johns Hopkins Unive rsi ty sp ezielle Stud ien über Gesundheitsplanung.

Im Jahre 1952 ernannte der finnische Ge sun dhe it sm i ni s te r Dr. Kap ri a zum Ab te i lu ng sle ite r für das öf fentliche Ge su nd he i ts w es e n im St aa tlichen Gesundheitsamt. Diese Stelle bekl ei det e er bis

1956; er s pielte eine aktive Rolle bei der Um or gan isi eru ng des zent ral en Gesundheitsdienstes, w o ­ bei er v o rüb erg ehe nd glei ch zei tig den Posten des Generaldire kto rs im s ta at lic hen Ge s un d hei tsw ese n

i n n e h a t t e .

Sein breites medi zin isc hes Wis s en und seine spezielle Ausbildung in An gel ege nhe ite n des öf fe nt lic hen Gesundheits wes ens b r ac hte n Dr. Kap ri o bereits 1948 in Berü hru ng mit inter na tio nal en Ges und heitsorganisationen, insbesondere mit der WGO. Die Ver fassung der W GO trat am 7. April 1948

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62 REGIONALKOMITEE ; VIERUNDDREISSIGSTE TAGUNG

in Kraft, wobei bereits zu Beginn der Vo r sch lag bestand, sechs Regionalbüros einzurichten. Die WGO war damals die einzige O rg an isa tio n innerhalb des VN-Systems, die eine Linie der Regionalis ier ung betrieb und damit auch Erfolg hatte. Bei den Genf er B e spr ech ung en 1948 vertrat Dr. Kaprio bereits die finnische Re gierung bei der WGO. Jene Besprechungen hatt en im Palais des Nations, dem vor läu ­ figen Hauptsitz der WGO, stattgefunden; auch das Regionalbüro sollte nach seiner Grün dun g in einem der überf üll ten Gebäude untergebracht werden. Der Raummangel wurde immer schlimmer, und sc hliess­

lich wurde auf einer Sond er sit zun g des Re gionalkomitees K op en hag en als en dgültiger Standort ausge­

wählt. 1957 hatte man endlich sein eigenes Gebäude.

Seit 1948 hat Dr. Kaprio also an za hl reichen W GO -T agu nge n teilgenommen, en tweder als De le gie r­

ter Finnlands oder in seiner Eigen sc haf t als Experte für das G es u ndh eit sve rwa ltu ngs wes en. Am 12. März 1956 wurd e er bei der WGO fest an gestellt und erhielt eine Stelle in Al ex and ria als Be ra­

ter für öffentliches Ge su ndheitswesen. Jetzt musste sich der Mann aus dem Norden mit der Hitze Af ri k as abfindeni

Währe nd seiner Tätig kei t am Region al bü ro für das Östli che Mi t tel mee r wurde er 1958 befördert und erhielt die Stelle eines Ad mi nis tra tor s im Bereich Planung des öffe ntl ich en Gesundheitswesens.

Sechs Jahre später be kleidete er den gleichen Posten in Kopenhagen. Im Jahre 1963 vertr aut e ihm der damalige Generaldir ekt or, Dr. Candau, die Leit ung der Ab t eil ung Öf fe ntliche Ge sun dhe its die nst e bei der WG O- Hau ptv e rw a lt u ng in Gen f an. Im Jahre 1966 sc hli esslich wurde Dr. Kap ri o zum R e gi ona l­

direktor für die W G O- R eg i on Eur opa gewählt und bekl eid ete dieses Amt dann fast zwei Jahr zeh nte lang Der Redner fuhr fort, dass er sich noch genau an die Be gle itu mst änd e der erst en Wahl im Jahre 1966 erinnern könne. Das Regionalkoraitee sei auf Ei n l ad u ng der ma ro k ka n is c he n Re gierung in Rabat zusammengetreten; bei h e r rl i ch e m Sep temberwetter sollten die D el egi ert en unter drei Kandi da­

ten ihren neuen Direk tor auswählen, es wa r en dies der damals amt ierende Direktor, Dr. Kapr io und ein we i ter er Kandidat. Wenn damals nicht alle D e leg ier ten für Dr. Kaprio gestimmt hätten, sei das nicht geschehen, weil m an an seinen Fähigkeiten, seiner Persönlichkeit, Erfahrung, Ei ns a tz b er e it ­ schaft oder seinem W is se n sr e ic h tu m gez weifelt habe, sondern einfach aus Achtung vor

Dr. van de Calseyde, der das Regio nal bür o zehn Jahre lang geleitet hatte. Dr. Kaprio habe auch volles Verständnis für das Mot iv dieser Takt ik gehabt und diese Geste der Freun dsc haf t gegenüber d em vo r her ige n R eg i on al dir ekt or anerkannt.

Der Redner fuhr fort, er zähle wah r sc h ei n li c h zu den wen ig e n hier gegen wär tig en Teilnehmern, die den ersten Regionaldirektor, Dr. Begg aus d em V e re ini gte n Königreich, gekannt hatten, der 1952 sein Amt antrat. Welc he Probleme habe Dr. Begg nicht zu b ew äl tig en gehabt, in ein em Europa, das noch stark unter den Fol ge n des Zweiten Welt kri egs littl Viele Kr ank enh äus er lagen noch in Ruinen, es herr sch te ein enormer Mangel an Personal, die K ind ers ter bli chk eit war hoch, ein grosser Teil der Bevö lke run g war behindert, ve rw und et oder litt an Tuberkulose, au s se r de m hat te n Dipht her ie und Pol iom yelitis epidemische Au smasse erreicht. Bereits damals hat te Dr. Begg die zukünftige Proble­

mat ik im Europa der N ac hkr ieg sze it treffend umrissen; ein A n s t ei g en der chr onischen Krankheiten, Kre bs kr an k he i te n und kar dio v as k ul ä re n Erkrankungen, die Übe ra lt e ru n g der Bevölkerung, die Notw en­

digkeit einer Üb e rwa chu ng toxischer Subs ta nze n und die Imp lik at i on e n der Kernkraftnutzung.

Was seien aber die grössten Ge su ndh ei ts p ro b le m e und wic ht ig s te n europä isc hen Ak tiv it ä te n der WGO gewesen, als Dr. Ka pr i o das Amt seines Vorgängers übernahm? In seinem ersten Bericht habe der neue Regionaldi rek tor die Bereiche aufgezählt, in denen sein Büro alle Länder der Region unt er­

stützte: Methodik des öffen tli che n Ge sun dheitswesens, Ve rb re i tu n g bev öl k er u ng s st a ti s ti s ch e n und ge su n dh e it ss tat ist isc hen Materials, Unte rri cht und Berufsausbildung. Er habe auch die Pro bl emb e­

reiche der Tri nkw ass er ve rs o rg u ng und A b w a s s e r e n t s o r g u n g , besonders in den Industrieländern, der langfristigen Un ter stü tzu ng der M it g li e dst aat en in bezug auf den Ausb au der Ge s un d hei tsd ien ste und der Ges undheit von Mutter und Kind angegangen. Ei n besti mmt er Bereich verrate aber deutlich Dr. Kaprios Handschrift, nämlich die langfristige Planung der T ät ig k ei t en im Gesundheitswesen.

A u s s e r d e m stand die El -T o r- C ho l er a vor den To re n Europas, die ch ro nis che n Kr ank h ei t en nahmen mit er sch reckender Ge s ch w in dig kei t zu, und die medi zin isc he A u s b il d un g machte sowohl den Ges und he i ts b e­

amten der einzelnen Länd er als auch den M it a rb e it e rn am Re gio nal bür o viel Kopfzerbrechen. Zudem gab es Probleme im Stipendienwesen, da Leute aus aller Welt in Eur op a studieren wollten.

Der Redner wan dte sich dann der ge ge nwä rti gen G e su n dh e it s si t ua t io n zu. Wie habe sich das W G O- R eg ion alb üro für Eur opa in der 18jährigen Amtszeit von Dr. Kaprio verändert? Die G e s un d he i ts ­ probleme waren intensiver gew ord en und, um bei ein em Au s dru ck des Genera ld ire kto rs zu bleiben, h a t ­ ten globale Dimens ion en angenommen. Das Regionalbüro habe kons eq uen t die von Dr. Mahle r und dem Exek ut ivr at festgelegte Linie verfolgt, der zufolge vor rangig eine gerechtere Ve rt eil ung der G e su n d­

h e it s re ss our cen in der ganzen Welt angestrebt werden soll. Seit Dr. Kaprios Amts ant rit t habe das Reg io nalbüro auch an der zunehmend w i ch tig er werd end en Au f gab e gearbeitet, den Län de r n im U nt e r­

rich ts - und Forsch ung sbe rei ch beizustehen. In den Län de rn Europas verfüge man über ein reiches Re servoir an hoc hqu al i f iz i er t en Experten, die ohne weiteres bereit seien, ihr Wiss en den Ländern der anderen WG O-R egi one n anzubieten. Es sei eine Reihe von globalen Prog ra mme n in die Wege gelei­

tet worden, u.a. das Pr ogr a mm zur Tr i nk w as s er ver sor gun gs- und Sanierungsdekade, das Erweiterte Im mun ise run gsp rog ra mm und schliesslich die Strategie "Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000". Ein

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NIEDERSCHRIFT UBER DIE DRITTE SITZUNG 63

weiteres Hauptereignis sei die internationale Kon ferenz über die primäre G es u nd hei tsv ers org ung in Alma -A ta gewesen; sie bilde den Eckpfeiler eines neuen Verstä ndn iss es der kura ti ven Medizin. Den Anli eg en des ersten Re gionaldirektors sei deshalb im grossen und ganzen Rechn ung getragen worden;

die A kt iv itä ten unter dem näch st en Re gi onaldirektor sollten, wie Dr. Kaprio selbst ausgedrückt habe, sich nicht auf die med i zi n is c he n und u mwe lts pez ifi sch en Aspek te der Gesun dhe it beschränken, sondern auch genauer auf soziale und verhaltensm äss ige Risiken eingehen. In seinem Bericht habe Dr. Kaprio erneut die Hoff nun g ausgedrückt, dass die zukünftigen, wie die früheren T ät igk eit en auch we i te r hi n zum gegenseitigen Verstä ndn is be itragen und zu friedlichen, kon str uk t iv e n Bez iehungen zwischen den Mitgl ied sta ate n in sp irieren würden. Er, Dr. Duhr, sei überzeugt, dass Dr. Asvall im Sinne dieser Er wa rtungen tätig sein und die von seinem Vo rgänger in so vie len Jahr en geleistete gute Arbeit fortsetzen werde.

Für ihn gelte wie für Dr. Kaprio, dass ihr aktiver Leben sab sch nit t sich dem Ende nähere und der Herbst des Lebens unmerklich auf sie beide zukomme. Doch seien die Herbs tta ge manchmal die schönsten im ganzen Jahr. Trotz der Wor te S o k r a t e s 1 sei das Leben als solches weder ein Übel noch eine Krankheit. Das Leb en rinne d e m Mensc hen durch die Finger, ohne dass er es bemerke, ein U m ­ stand, den Ovid in seinen Me t a mo r ph o se n sehr bedauert habe. Oscar Wilde habe den gleichen G ed an ken in einfachen, poetischen W o rt e n sinngemäss so ausgedrückt: "Nur kurze Zeit währt deine Jugend.

Die Blume verwelkt, blüht aber wied er - unsere Jug en d doch kommt nie mehr zurück." Dies sei nur zu wahr, doch wer wolle sein Le b e n nochmals von vorne anfangen? Doch fürchteten, wie Giov an ni Papini

feststellte, die me i ste n M e ns c h e n in ei n e m gewissen A lt ers abs chn itt den Le b ens abe nd und h a s st e n ihn; deshalb wür d en bei ihrem Alteru ngs pro zes s S chw ier igk eit en auft re ten und der Tod würde sie vo r ze i ti g ereilen. Dies treffe besti mmt nicht auf Dr. Kapr io zu; dieser werd e in einigen M o na t en

in sein geliebtes Hei matland zu rü ck k eh r en und habe dann die Möglichkeit, alle die Dinge zu tun, wozu ihm bisher die Zeit gefehlt habe.

An Frau Kaprio gewendet, zi tierte der Redner einen beka nnt en französischen Schauspieler, der über seine Gat t in sagte, dass sie für ihn seit über 40 Ja h re n der L e i t s t e r n gewe sen sei. Diese Morte be sc hr i eb e n treffend Frau Kaprio; seit über 40 Sommern sei sie die Gatti n Dr. Kaprios und Mutter seiner Tochter und seiner zwei Söhne, die fa mil ien traditionsgemäss alle Ärzte geworden seien. Frau Kaprio habe in be zu g auf die Lau fb ah n ihres Mannes eine aktive Rolle gespielt, sie habe ihn beraten, ihn auf seinen zahl rei che n Reise n be gleitet und seine gut en und schlechten E r l e b ­ nisse geteilt. Vor allem hab e sie alles unternommen, um das Fa mi lie nle ben zu bewahren; wen n es Dr. Kaprio gelungen sei, seine edle Missi on zu erfüllen, so sei dies zu ei n em grossen Teil auch ihr Verdienst. Im Namen aller D e l eg i er t en w ünsche er, dass Frau Kaprio und Dr. Kaprio sich noch viele Jahre einer guten Gesun dhe it er fre u en mög en und in einer gelassenen, ruhig en Atmosphäre im Kreise der ihnen N a hes teh end en ein aktives Leb en führen können.

Ab sc hli ess end möchte er in Ü b er e in sti mmu ng mit allen Mit gl ie d er n des Re gi onalkomitees seine Bewu nd eru ng für die Leis tu nge n ausdrücken, die Dr. Kap ri o im Laufe seiner Karriere erbracht habe;

die Re sultate seien vie len Me n s c h e n zugute gekommen. Dr. Kaprio verdi ene den Dank seines Landes, der WGO und der ganzen Menschheit. Dr. Kaprio sei der glückliche Besitzer eines Wo chenendhauses auf einer der za hlreichen Inse lc hen im Finn isc hen Meerbusen. Seine Fre und e wür de n gern aus einer

freundschaft li che n und dank ba ren Ha l tun g heraus, zumindest in Gedanken, als Inschrift über der Tür die prop he tis che n Worte von Au g ust e Comte anbr in gen lassen, worin seine Tätig kei t treffend in ein em Satz zu sammengefasst wird: "Wissen hei ss t Voraussehen, und Vo r aus seh en hei sst Vorbeugen".

Prof ess or F LI ED NER (Vo rsi tzender des Eu rop ä is c he n Beratu ngs aus sch uss es für Me diz inische F or ­ schung, EACMR) dankte dem ab t ret end en Regionaldir ekt or im Name n des Au ssc husses. Auf dessen letz­

ter Sitzung, der zehnten, sei d e m Regionaldir ekt or eine Ge bu rts tag sto rte mit zehn Kerz en überreicht worden, denn wie im Le b en eines M en s ch e n leite der zehnte Gebur tst ag eine neue Periode ein, die Periode des selbständigen Handelns. Er wolle auch Dank sagen aus der Sicht der "Gemeinschaft der Wissenschaf ten ", die der Region ald ire kto r zus am me ngerufen habe, um sich b er at en zu lassen in bezug auf die w iss ens cha ftl ich e Basis des w ei te ren Handelns. Dr. Kapr io habe die Vorau ss etz ung en ge­

schaffen für eine Erwei ter ung und Ver tiefung der wis sen sc ha f tl i ch e n Basis für nationale Ents che i­

dungen.

Er klei det e seinen Dank in die Worte, die als Lei two rt über der Ulmer Universität stehen;

"Curando, sciendo, docendo" (Helfer der Kranken, Meh rer des Wissens und Leh rer der Weisheit).

Dr. Kapri o hab e in seinem Le ben gezeigt, was es bedeute, aus dem He rz e n heraus zu helfen; er hab e aber auch seine Tätigkeit als Arzt auf eine w i ss e ns cha ftl ich e Basis gestellt und sei ein Lehrer geworden, der es v er st and en habe, seine Mit menschen in bezug auf die No twe ndi gke it des Helfens zu belehren. Dadurch sei er zu dem Mitg lie d einer Geme ins cha ft geworden, die bei der Gründ ung der Pariser Unive rsi tät im Jahre 1213 bezeichnet wurde als "Universitas m ag is t ro r um et scholarum" - einer Ge mei nschaft der L e hr end en und Lernenden, die das Ziel verfolgten, die wissen sch aft lic he Basis des Ha ndelns zu e rw ei ter n und zu vertiefen. Im Zu sam menhang mit Dr. Kaprios bev ors te he n de m Au ss che ide n aus dem aktiven Dienst zitierte der Redner das Wort Goethes; "Alt werden bedeutet, selbst ein neues Geschäft anfangen, und man muss entweder zu hande ln ganz aufhören oder die neue Rolle mit Kraft und Hingabe übernehmen". Dr. Kap rio werd e sicher das letztere tun.

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64 REGIONALKOMITEE: VIERUNDDREISSIGSTE TAGUNG

Der VORSITZENDE erklärte, dass es ihm eine Ehre sei, sich im Namen des Region alk omi tee s an ihren ge me insamen Freund und Kollegen, Dr. Kaprio, wend en zu dürfen. Es sei ein trauriger Anlass, wen n die Organ isa tio n im Janu ar nächsten Jahres ihn als Re g io n ald ire kto r ve r lie ren werde - pe rs ön ­

lich fühle er sich aber etwas erleichtert, da Dr. Kaprio sein Amt als gesunder und sehr aktiver Me ns ch verlasse.

Er teile die H of fn ung des Komitees, dass Dr. Kaprio auch we i te r hi n auf n at ion ale r und interna­

ti onaler Ebene an der Ve r bes ser ung der Gesun dh eit sla ge in den Ländern der Eu rop äi s ch e n Regi on m it - arbe it en werde. M a n hoffe, dass er sich im Bereich der Lehre und Forschung be t ät i ge n werde, und dass die W G O aus sein em Wi sse ns sc h at z in der Sozi al- und klini sch en Med iz i n Nutz en ziehen und bei

ihrem Bemühen zur Erre ic hun g des Ziels "Gesundheit für alle" auf seine Weisheit zurü ck gre ife n könne.

Er habe jetzt die Ehre, Dr. Kapri o einen Da nk esbeweis des Komitees ü be rre ich en zu dür f en und w ü ns c he ihm nicht "good bye", sondern, "Auf Wiedersehen".

Der Vo rsitzende verlas dann den Text der Urkunde, die von d e n Del ega ti on sl e it e rn der vi eru n d- d r ei s si g st e n Tagung des Re gionalkomitees unt erz eichnet wor d en war.

"Wir, die Reg ier ung s ve r tr e te r der zweiu nd dre iss ig M i t g l i e d st a at e n der eu r opä isc hen WG O - R e g i o n sprechen anlä ssl ich der vie run ddr e is s ig s te n Tagung des Regionalko mi tee s für Euro pa Professor Leo A. Kaprio un se r en aufr ic hti gen D an k aus für seinen h er v or r ag e nd e n Einsatz als R e g io n al d i­

rektor seit d e m Jahr e 1967. Durch seine fachliche Kompetenz, das Verständnis, das er den An l ie gen der eur op äi s ch e n Völker und ihren P ro bl eme n entgegenbrachte, durch sein ent schiedenes Ei n tr ete n für die Ziele der WGO, seine weise Leitung des Regionalbüros und nicht zuletzt seine freundliche und gr os szü gig e Pe rs önlichkeit hat er sich überall ein hohes A n se hen er worben und Freunde gewonnen, nicht nur in der Region, sondern in der gan zen Welt.

Mit unseren Unt ers ch ri f te n bezeugen wir Dr. Kap ri o die Dan kbarkeit unse rer Länder für seine unersc hü tte rli che persönliche E in sat zbe rei tsc haf t für die Ziele des Gesund hei tsw ese ns im in ternationalen Rah me n und unsere Bewu nd eru ng für einen Menschen, der sein ganzes Lebe n d em Wo h le der M e ns chh eit gewidmet hat."

Frau Dr. K U U S K O S K I- V IK A TM A A (Minister für Gesu nd hei t und S o zia lwe sen in Finnland) teilte mit, dass die finnische Regierung, sofort n a ch dem bekannt wurde, dass Dr. Kapri o die W G O verl ass en werde, besch lo sse n habe, als Aner ken nun g für seine Lebensarbeit ein Porträt in Auf tra g zu geben.

Es sei ihr eine angenehme Aufgabe, dem G e ne r al di rek tor das Porträt zu überreichen; sie be grüsse es besonders, dass die vie run ddr e is s ig s te Tagu ng des Regionalko mit ees am Sitz des Re gi onalbüros selbst stattfinde, wo Dr. Ka p ri o seit 1967 amtiert habe.

Mit Über rei chu ng des Porträts wolle die finnische Re gierung ihrem Lands man n für die pr o d u k t i ­ ven und er gi ebigen Jahre danken, in denen er für die WGO gearbeitet habe. Eine Kopie des Porträts wer de im Fi nnischen S t aa tli che n Gesundhei ts amt aufgehängt werden.

Die Rednerin umriss ansch lie sse nd Dr. Kaprios L a uf bah n und führte aus, dass seine Ausb il dun g und Q ua l if i kat ion en die ideale Gru ndlage für seine internationale Tätigkeit gewe sen sei.

Dr. Kapri o habe 1945 an der Universität Helsi nki seinen ersten a ka dem isc hen Gra d erhalten, dem er später den Titel des "Master of Public Health" der Johns Hopkins Uni versity und sch liesslich den des "Doctor of Public Hea lth " hinzufügte. In seinem H e im atl and habe er sich ein breites a dm i n i ­

stratives W i ss e n an geeignet und sei von der Stellung eines Ge sun dhe it s be a mt e n auf Pr ov inzebene zum Lei te r der Ab teilung Pri mä re G e su n dh e it sv ers org ung im St aa tl i ch e n Ges und heitsamt a u f g e s t i e g e n . Sein Land habe Dr. Kaprio zum ersten Mal auf einer Tagung der europ äis che n WGO -R e gi o n im Jahre 1948 vertreten.

Die Rednerin liess das Komitee wissen, dass Finnland vorh er schon Dr. Kaprios au s se r or d en t ­ liche Le is tun gen anerkannt habe, indem m an ihm eine Eh ren pro fes sur und einen Or de n ve rl ieh en habe.

Seit Dr. Kaprios erster Konta kta ufn ahm e mit der WGO im Jahr e 1948 habe das Wis se n auf dem Gebiet der M e di zin und G es u nd hei tsv ers org ung meh r zuge nom men als im ges am ten Z ei t ra u m zuvor. Alle M i t g l i ed st a at e n der W GO hät te n an dies er Entwi ckl ung teilgehabt, und in Dr. Kaprios eigener Region sei der Q ua l it äts dur chs chn itt der G es u nd he its die nst e er heblich a ng eh obe n worden.

Sie finde das seitens der WGO Dr. Kaprio e nt geg eng ebr ach te Vert rau en gedan ke nwe cke nd und er­

freulich. Eigen sch aft en wie Bescheidenheit, Gutmütigkeit, Zie lst rebigkeit und Tü chtigkeit seien pa ssende Wörter, wenn man seinen Char ak ter umre iss en wolle; sie wisse, dass die Eu ropäische Region mit der unter seiner Lei tun g stattg efu nde nen Ent wicklung der Ge sun dhe its ver sor gun g in ihren M i t ­ gli ed st a at e n sehr zu frieden sei.

Es sei nicht leicht gewesen, einen Ma le r für das Porträt auszuwählen; erst nach sorgfältigen Üb er le g un g en habe m a n sich für Fritz Jak o bs s on entschieden, der als we it bek ann ter Mal e r seine Wer ke nicht nur in Finnland, sondern auch im Ausland ausstellt.

(7)

NIEDERSCHRIFT ÜBER DIE DRITTE SITZUNG 65

Frau Dr. Ku usk os ki -Vi kat maa bac dann den Maler, das Porträt zu e n t h ü l l e n .

Sie £uhr fort, m an sei immer gespannt darauf, inwieweit das Porträt mit d em Modell ü b e r e i n ­ stimme,- hier könne sie sagen, dass der Künstler entweder unbewusst oder nach grü ndlicher Analyse die ch ar a kt eri sti sch en Züge eine r bestimmten, en er gi s ch e n und doch h um o rv o ll e n Haltung zum A us dr uck gebracht habe. Die Redne rin danke ihm he rzlich im Nam en der Gemäldeauftraggeber.

Frau Dr. Ku u sk o ski -Vi kat maa überreichte jetzt d em Gener ald ire kto r der WGO, Dr. Mahler, Dr. Kaprios P o r t r ä t .

D er GEN ER AL D IR E KT O R gab sein em Beda ue rn darüb er Ausdruck, dass sein guter Freund und Kollege, Dr. Kaprio, zum letzten Mal als R eg ion ald ire kto r an dies er Tagung teilnehme. Gle ichzeitig mit Dr. Kaprios Eintritt in den Ruhes tan d mehre sich die Zahl der Veteranen, die eine besondere G e n e r a ­ tion von W G O- M it a rb e it e rn dar ste lle : Sie seien wä h ren d des Krieges aufgewachsen, hät ten sich zu Kr i eg s- und Frie den sze ite n ihrem Land zur Verfü gun g ge stellt und später ihre Erfahrung im inter na­

tionalen Rah men genutzt. Sie seien befähigt gewesen, sich mit allen Fr ag en der Entwicklung des Ge su ndh eit swe sen s zu befas sen und seien oft als "health generalists" bez eichnet worden; er selbst ziehe es vor, sie h o ch q ua lif izi ert e Spe zialisten in der Kunst und W is sen sch aft de r Entw ick lun g des Ge sun dhe its wes ens zu nennen. Es gebe zu wenige v o n ihnen, m a n benötige zweifelsohne meh r Ex perten im Stile Dr. Kaprios.

Dr. Ka p ri o könne auf eine lange und ehr envolle Karr ie re bei der W GO zurückblicken, die er 1956 als Ad min is tr a to r für öff entliches G es und hei tsw ese n in de r Region des Ös t li c he n Mitte lm eer s be g o n ­ nen habe, wor au f er 1962 die gleiche Fu nktion in der E u ro päi sch en Regi on üb er n om m en habe. Dann habe er 1963 die Stelle eines Leiters für öff entliche Gesun dhe its die nst e an der WG O- Hau pt ve r wa l tu n g übernommen. Zu jene m Zeitpunkt habe sich die O r ga n is a ti o n dar um bemüht, ihren Standort in bezug auf das öf fentliche Ge sun dh e it s we s en zu bestimmen, was bestimmt keine leichte Aufgabe g ew es en sei.

Es sei viel leichter, sich mit einze lne n sp ezi fischen Kr an khe ite n zu befassen, als sie in die k om ­ plizi ert en Zusamm en hä nge einzubinden, die ein integriertes Ge sun d he i ts v er s or g un g ss y st e m ausmachen.

Die W G O habe damals nicht üb e r ihre jetzigen spe zi fi sc h en und um f ass end en kolle kti ven Po l iti ken verfugt, wes hal b es damals noch schwieriger ge we se n sei, in de m Bereich vorwärts zu kommen, d e n m a n damals Ve r wal tun g des öf fen tl i ch e n Gesundheits wes en s genannt habe. Weil gerade die Fähigkeit, mit solchen Fra g en umge hen zu können, von eine m le itenden G es und hei tsb eam ten in Sp itz enstellung g e f o r ­ dert wurde, habe das Re gi ona lko mit ee für Europ a 1966 die richtige Entsc hei dun g getroffen,

Dr. Kapr io zum R eg i on a ldi rek tor zu nominieren. Das R eg ion alk omi tee und d e r Exe kutivrat seien da n n ve rn ünf tig genug gewesen, di es e n Schritt noch dreimal zu wiederholen, so dass Dr. Kaprio jetzt auf 18 ver die ns tv ol l e Jahre als Re g io n al dir ekt or zu rü ckb l ic k en könne - "ve rdi enstvoll" m ei n e er im Sinne einer vol le n An e rke nnu ng der Leistung. Dr. Kapri o sei zu eine m g ro ss en Teil an der spannen­

den Entw ick lun g in der E ur o pä i sc h en Regi on und ihrer M e ta mor pho se zu ein em Zusammenschluss d y n a m i ­ scher, z uku nft sor ien tie rte r G es un d he i ts i ni t ia t iv e n be teiligt gewesen.

Das Wic h ti g st e sei jed och die Persönlichkeit, und dies sei Dr. Kaprios besonders starke Seite. Er habe immer Dr. Kaprios Fr eundlichkeit und seine Fähigkeit bewundert, auch unter den schwie rig ste n Um s tän den seine Ruhe zu bewahren. Dr. Kap rio habe sich auch sehr kompetent gezeigt in Bereichen, die weit ü be r die Gren zen Europas hinausreichten, z.B. du rc h seine Beteiligung an der Ein st el lu n gs p ol i ti k der W GO und dur ch seinen Vor sit z im Ausschuss für glo bal e Programme. Dies sei einer der Grün de dafür gewesen, dass m a n ihm im N a me n der ge samten Or g an i sa t io n die Veran two rtu ng für eine Reihe von we lt we i te n Pr o gra mme n über tr age n habe. Es sei kein Geheimnis, dass m a n auch nach seinem "Eintritt in den Ruhes tan d" in v o l l e m Umf ang von seinem reic hen Er fahrungsschatz Geb rau ch m a c h e n werde.

Er habe sich oft gefragt, welc hes Geheimnis hi nt e r Dr. Kaprios gut mü t ig e r Art stecke; zumin­

dest einer der Gründe sei die H e rz ens wär me von Frau Kaprio, die sich in ein er gros sz ügi gen U n t e r ­ stützung ihres Ga t te n zeige; sie habe viel dazu beigetragen, Dr. Kaprio zu dem zu machen, was er sei; er wo ll e ihr deshalb bei d i e s er Ge legenheit v o n gan z em Her zen da f ür danken.

Er wo ll e Dr. Kaprio he rz lic h für alles danken, was er für die WGO ge t an habe, er wer de eine Lücke hinterlassen. Er sei sich sicher, dass er damit auch die Gefühle des Regionalkom ite es und der zah lreichen Freunde Dr. Kaprios in der ganze n Welt ausdrücke. Wi e er gehört habe, be abs ichtige Dr. Kaprio, seine we it r ei c he n de n Erfa hr ung en in den zahlreichen A sp e kt e n der G esu ndh eit sar bei t zu Papier zu bringen; an den Erg eb ni s se n sei er sehr interessiert. Er wüns che Dr. Kaprio und Frau Kapr io ein glückliches und aktives Leben im Ruhestand.

Ind em er sich an den fin nischen Minis ter für Ges undheit und Sozia lw ese n wandte, erklärte er, dass er mit Freude und Dankb ark eit im Name n der W G O das ei ndr ucksvolle Portr ät v o n Dr. Kap ri o ent- gegengenomraen habe. Die WGO fühle sich beehrt, dass Frau Dr. K u us k os ki- Vik atm aa eigens zu dieser Feier nach Ko pe nha gen gek om me n sei; er danke ihr und damit der Re gierung Finnlands h e rz lic h für dieses Ges ch en k an die WGO. Das Porträt werde an geeig net er Stelle im Regio nal bür o aufgehängt w er ­ den, damit jedes Mitgl ied der W G O-F ami lie daran erinnert werde, welch en au sse ror de n tl i ch e n Beitrag Dr. Kaprio zur Arbeit der O rg a ni s at i on geleistet habe.

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66 REGIONALKOMITEE: VIERUNDDREISSIGSTE TAGUNG

Der VORSITZENDE bat die B e r i c h t e r s t a t t e r n , den En tsc hli ess ung sen twu rf im Dokument EUR/RC34/

Co nr .Do c./ ll vorzulesen.

Die BERIC HTE RST ATT ERI N verlas folgenden Entschliessungsentwurf:

Das Regio nal kom ite e -

einge den k der vo n Dr. Kaprio währ end seiner Tä tigkeit bei der Weltgesundheit so rga nis ati on, insbesondere wä hr en d seiner 18jährigen Amtszeit als Reg ion a ld i re k to r für Europa für das inter­

nationale Ge su nd h ei t sw e se n gel ei st e te n Dienste,

in der Meinung, dass - bei Abla uf seiner Am tszeit am 31. Januar 1985 - sein Beitrag zur Ve r be sse run g der Gesu ndh eit der Be völkerung in der ge samten Europ äis che n Re g io n eine besondere Würdi gun g seitens der We lt ge s un d he i ts o rg a ni s at i on und ihrer M it g li e ds t aa t en verdient -

1. SPRICHT Dr. Leo A. Kaprio seinen a uf ric hti gen Dank AUS und

2. ERNENNT ihn zum Re gi ona ldi rek tor emeritus der Weltges un dhe its org ani sat ion .

B e s c h l u s s : De r E nt s ch l ie s sun gse ntw urf wurde per Ak k lam ati on angenommen.

Der RE G IO N AL D IR E KT O R sagte, es fiele ihm schwer, wie vorh er erwähnt worde n sei, die Ruhe zu bewahren. Vielen sei bekannt, dass er sich sehr für Ge schichte interessiere, es sei eines seiner Hobbies. Der Gen er al di r ek t or habe in tr effender Weise auf den G ene rat ion enw ech sel Bezug genommen.

W äh re n d er jetzt selbst in die Reihen der Ve te ran en treten werde, sei er während seiner Lauf ba hn durch schriftliche oder pe rsönliche Kontakte von älte ren G en er ati one n bee influsst worden. Er wo l le einige von ihnen ne n ne n und ent schuldige sich, falls er dabei irgendwelche ü b er seh en sollte.

Eine die ser Persönlichkeiten, wie der Vo r sit zen de wisse, sei Dr. Stampar. Er habe ihn sowohl du r c h seine zur ück reichende eu ro päische (wienerische) und so zi alistische (jugoslawische) T r ad iti on beeinflusst; doch auch Dr. Stampar habe V er b in d un g en zu der ande ren Seite des Atl antiks gehabt, d er dama lig e Gesundheitserzieher, Pr of ess or Turner, habe Dr. Stampar 1912 am M as sa chu set ts In s ti ­ tute of Te c hno log y unterwiesen.

Mit der franzö'sischen und be l gis che n Tr a di t io n sei er in Verb in dun g gekommen durch seinen V o r ­ gänger, Dr. van de Calseyde, und über ihn durch Dr. René Saud, Dr. Parisot und Pr o fes sor Aujaleu.

Durc h den erste n Re gio na l di r ek t or für Europa, Dr. Norman Begg aus dem Ve re in i gt e n Königreich, habe er langjährige Be zi ehu nge n m it leitenden br it i sc h en Ges und he it sb e am t en unterhalten, u.a. mit Sir John Charles, der im Zeitr aum von 1963 bis 1967 in Genf sein Kollege gewe sen sei. Prof es­

sor Ha lt er aus Belgi en sei ihm ebenfalls nahegestanden; er woll e auch Prof es sor Petrovsky, P r o f e s ­ sor Canaperia und Dr. Karl Evang erwähnen. Er könne seine Aufzä hlu ng fortsetzen, da er sich als Bote zw ischen zwei G e ne r at i on e n fühle. Er wolle jedoch Pro fe sso r Auj al eu be sonders erwähnen: sie h ä tt e n manche "M ei nun gsv ers chi ede nhe it" über den Haushalt gehabt und seien trotzdem gute Freunde geworden. Im Lé o n- B er n ar d -R o om befänden sich Bilder mit de n Personen, die an wichtigen, hi s t o r i ­ schen Er ei gni sse n beteiligt gewes en seien; er kenne sie alle, ebenso wie alle R eg i on al dir ekt ore n und Generaldirektoren.

Der Ge ner a ld i re k to r habe sich ihm g e ge nüb er immer hilf sb ere it gezeigt, auch sie ve rknüpfe ein freundschaftliches Band. Er selbst sei m e hr an den Menschen, als an Pa pi ere n interessiert; er schätze den Enthusiasmus und die Einsat zbe rei tsc haf t der Me n sc h en weit me h r als ihre schriftlichen Produkte. Er werde de n G en e ra l dir ekt or in Zukunft in jeder d en kb are n We ise unterstützen.

Er habe mit V e r g n ü ge n Dr. Duhrs Rede angehört und dabei fast den lux emb urgischen W ei s sw e in auf der Zunge sc hmecken können. Dr. Duhr und er ge h ört en zur g le ic hen Ge n era tio n und hä t te n ge meinsame Erlebnisse. Er selbst habe auch anderen Pe r son en aus den B en elu x-L änd ern nahegestanden, ja, er könne eigentlich die Reihe der Länder fortsetzen, bis er alle M i t g l i ed s ta a te n genannt habe.

In bezug auf Frauen wol le er zuerst seine Gattin nennen. Er selbst hätte nicht eine relativ au sge glichene Arbeit leisten können, wenn er nicht einen Me n sc h en gehabt hätte, bei dem er sich entspannen, mit d e m er seine A ng e le ge nhe ite n bespr ech en und von de m er Un te rst ütz ung erwarten konnte. Es sei sogar ma n chm al der Fall eingetreten, dass Deleg ier te lieber seine Gatt in als ihn um Rat gefragt hätten. Dies sei ein weite rer Faktor in seine m Le ben gewesen, der ihm seine Arbeit e r ­ leichtert habe.

Er wolle bei die se r Gel egenheit auch auf die Frau enf rag en im allge mei nen eingehen. In seiner wei bl i ch e n Verwan dts cha ft hä tt e n einige Fra ue n bereits 1850 eine wich tig e P o si tio n in Finnland ein ­ genommen; dies zeige, dass Frauen im ö ffe nt li c he n Bereich durchaus po litische Macht und Einfluss ausü ben könnten, doch bed eut e dies dann auch eine zweifache Bürde. In di es e r V e rb ind ung begrüsse

(9)

NIEDERSCHRIFT ÜBER DIE DRITTE SITZUNG 67

er auf dies er Tagung auch Frau Dr. Violaki-Paraskava. In bezug auf die Tr a gwe ite des S H E - P r o j e k t s , das von der Re gi o nal bea uft rag ten für G es und hei tse rzi ehu ng am Vortage erwähne wor den sei, vertrete er die Auffassung, dass der Ma n n nicht weic her zu sein brauche, da hi n ge g en aber me hr Umsiche und M it gef ühl zeigen solle.

Er danke seinen finnischen Lands leu cen dafür, dass sie ihm nicht ein en Vorw urf daraus gemacht hätten, dass er Finnland in d er Phase des W i ede rau fba us verl as sen und sich eine r int ernationalen Arbeit zugewandt habe. Er mü s se feststellen, dass der finnische Gesundh eit sdi ens t in vi el em sogar den Ideen de r W G O nahekomme. Auch w e nn er intern ati ona ler Beamter g e w es e n sei, habe er doch g e w i s ­

se Wurzeln, und die Ve rb in d un g en mit "dem Land, das er gut kenne", wie es oft umsc hri ebe n werde, seien des ha lb für ihn sehr wichtig. M a n könne nicht andere Völker gernhaben, w e nn m an sein eigenes V o lk nicht schätze.

Er dank e auch d em Ma l er des Porträts, mit dem er im Sommer manc he ang en ehm e Stunde verbracht habe, insbesondere da die se r auch auf der kla ss is c he n Gitarre eine kü nst ler isc he Ader gezeigt habe. Es sei nicht leicht für eine n Maler, be s tim mte G em ü ts ve rfa ssu nge n auf die Leinwand zu b r i n ­ gen, doch sei er mit dem Porträt sehr zufrieden. Er fühle sich auch befreit, da er als "R eg i on a l­

dire kto r" im Re gio nalbüro an der Wand hän gen werde, wäh ren d "er selbst" sein Leb en als freier, p r i ­ vater E in zel men sch fortführen werde. Je meh r er sich d e m Ruhestand nähere, je "leichtsinn ige r"

könne er unte r Umst än den werden; das sei wa hr sch ei n li c h sein echtes Wesen.

Er ents chu ldi gte sich noch einmal für event uel le Aus las s un g en bei seinen Da n ke s äu s se r un g en und gra tu li e rt e Dr. Asvall zu d e ss e n Nominierung. Die eig entliche Am ts übe rga be werd e in einer späteren Feier erfolgen.

A b s ch li e ss e nd un te rst ric h er, dass sich der T r a u m der "Gesundheit für alle" ohne Frieden nie ve rw irk l ic h en lasse.

St eh end er Beifall der Teilnehmer.

D e r VO RSI T ZE N DE dankte abschl ies sen d d e m Ge ne ra l di r ek t or für seinen w er tv oll en Beitrag und insbesondere für seine w i ch tig e Erkl äru ng am Montag. Es sei nicht leicht, die ge me i ns a m ge b ill igt e P ol i ti k in die Wirkl ich kei t umzusetzen, doch hoff e er auf ein Gelingen.

Schluss der Sitzung: 17.05 U h r .

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