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Effi Briest. Erster Aufzug 1894 Hohen-Cremmen und Kessin. Text: Susanne Paasch nach Theodor Fontane / Musik: Gary Bachlund

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Academic year: 2022

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Text: Susanne Paasch nach Theodor Fontane / Musik: Gary Bachlund

Erster Aufzug

1894 – Hohen-Cremmen und Kessin

_________________________________________________________________________________________________________________

1.

Mutter Luise von Briest, Effi turnt auf der Schaukel vor der Terrasse des Hauses, später Zwillinge Bertha und Hertha Jahnke.

Mutter Nicht so wild, Effi! Eigentlich hättest du Kunstreiterin werden müssen.

Effi läuft auf die Mama zu und küsst sie stürmisch.

Effi Von wem hab ich das? Doch nur von dir.

Die Zwillinge Bertha und Hertha treten auf.

Mutter Leistet doch meiner Effi etwas Gesellschaft. Ich habe ohnehin noch zu tun und junges Volk ist am liebsten unter sich.

Die Mutter geht ab.

Bertha Deine Mama haben wir vertrieben.

Effi Nicht doch. Sie erwartet nämlich Besuch. Einen alten Freund aus ihren Mädchentagen. Ich habe ihn schon neulich in Schwantikow gesehen. Er ist Landrat, gute Figur und sehr männlich.

Bertha Das ist die Hauptsache. Weiber weiblich, Männer männlich. Das ist einer von Papas Lieblingssätzen.

Hertha Nun Effi, erzähl die Liebesgeschichte mit Entsagung.

Effi Er heißt Geert von Innstetten, Baron von Innstetten. Er ist genau so alt wie Mama.

Hertha Und wie alt ist denn deine Mama?

Effi Achtunddreißig.

Bertha Ein schönes Alter.

Hertha Aber erzähl endlich die Geschichte.

Effi Also Baron Innstetten! Als er noch keine zwanzig war, verkehrte er viel auf den Gütern hierherum. So lernte er Mama kennen und sie verliebten sich.

Hertha Und wie kam es nachher?

Effi Nun, es kam, wie’s kommen musste. Er war ja noch viel zu jung, und als mein Papa auftauchte, der schon Ritterschaftsrat war und das Gut Hohen-Cremmen hatte, nahm sie ihn und wurde Frau von Briest.

Bertha Und was tat Innstetten? Das Leben hat er sich ja nicht genommen.

Effi Er studierte Juristerei, wie Papa sagt, und es heißt, Bismarck halte große Stücke von ihm. So kam es denn, dass er Landrat wurde im Kessiner Kreis in Pommern und heute Mittag will er hier sein.

Hertha Und was sagt dein Vater dazu?

Effi Gar nichts. Er neckt die Mama bloß.

Es schlägt Mittag und man hört die Stimme der Mutter im Off.

Mutter Effi!

Effi Spielt nur weiter, ich bin gleich wieder da.

Effi läuft zur Terrasse. Bertha und Hertha gehen ab. Auftritt Mutter.

Effi Mama, du darfst nicht schimpfen. Warum kommt der Baron so früh? Also in fünf Minuten ist Aschenputtel in eine Prinzessin verwandelt. Und das alles bloß, um einem ältlichen Landrat aus Hinterpommern „Guten Tag“ zu sagen. Er könnte ja beinah mein Vater sein.

Mutter Es ist das Beste, du bleibst wie du bist. Du siehst so natürlich aus, so gar nicht

zurechtgemacht. Ich muss dir nämlich sagen, meine süße Effi….

Effi Aber Mama, was hast du nur?

Mutter Ich muss dir nämlich sagen, Effi, dass Baron von Innstetten soeben um deine Hand angehalten hat.

Effi Um meine Hand angehalten? Im Ernst?

Mutter Du hast ihn vorgestern gesehen, und ich glaube, er hat dir auch gut gefallen. Er ist ein Mann von Charakter – zum Glück älter als du – von guter Stellung und guten Sitten. Du wirst mit zwanzig Jahren da stehen, wo andere erst mit vierzig stehen. Du wirst deine Mama weit überholen.

Effi!

Mutter und Effi gehen in das Haus. Bertha und Hertha kommen zurück.

Bertha Effi! Komm!

Hertha Effi! Komm!

Bertha und Hertha gehen langsam ab.

Intermezzo 1.

Verlobungsbilder von Effi und Innstetten mit Eltern.

(2)

2.

Vater, Mutter, Effi. Vater überfliegt die Rechnungen. Salon, auf dem Tisch sind die Hochzeitsgeschenke aus Berlin ausgebreitet.

Vater Etwas teuer, eure Einkäufe für die Hochzeitsreise. Oder sagen wir lieber:

sehr teuer! Ihr habt euch nicht gerade die billigsten Geschäfte in Berlin ausgesucht. Aber es hat sehr viel Schick!

Mutter Effi gefällt nur das Eleganteste. Und wenn sie das Beste nicht haben kann, verzichtet sie lieber auf das Zweitbeste.

Effi Siehst du, Mama. Ich bin eben anspruchsvoll.

Vater (zu Mutter) Wenn du mir solchen Koffer und solche Reisedecke zu Weihnachten schenkst, so sind wir zu Ostern auch in Rom und holen nach achtzehn Jahren unsere Hochzeitsreise nach. Was meinst du, Luise? Nach Rom?

Mutter Unverbesserlich.

Effi Ich werde euch jeden Tag aus Italien schreiben.

Vater geht lachend ab.

Mutter Effi, hast du noch einen Wunsch?

Effi Nichts, Mama.

Mutter Wirklich nichts?

Effi Wenn es aber doch am Ende…. So müsste es ein japanischer, schwarzer Bettschirm sein und mit goldenen Vögeln darauf. Und dann noch eine Lampe für unser Schlafzimmer, mit rotem Schein.

Mutter Das kommt dir dann vor wie im Märchen, und du möchtest eine Prinzessin sein.

Effi Ja, Mama, so bin ich. Ich hatte es mir so schön und poetisch gedacht, alles in einem roten Schimmer zu sehen.

Mutter Du bist ein Kind. (Mutter küsst sie.) Aber die Wirklichkeit ist anders. Hast du den Brief von Innstetten schon gelesen? Er schreibt dir ja jeden Tag.

Effi Ach, von Geert, nein.

Mutter Du hast ja den Brief noch in der Tasche.

Effi Ach ja. Den hätte ich fast vergessen.

Sie öffnet den Brief und überfliegt ihn.

Mutter Nun, Effi, kein Wort? Er schreibt doch immer so heiter und gar nicht väterlich.

Effi Das würd ich mir auch verbitten. Er hat sein Alter, und ich habe meine Jugend.

Mutter Er ist ein Mann der feinsten Umgangsformen

und stimmt sich auf das Jugendliche ein. Wenn er in der Ehe so bleibt, so werdet ihr eine Musterehe führen.

Effi Ich bin aber nicht so sehr für das, was man eine Musterehe nennt.

Mutter Das sieht dir ähnlich. Und wofür bist du eigentlich?

Effi Ich bin…. Ich bin für gleich und gleich und natürlich für Zärtlichkeit und Liebe. Und wenn es mit der Zärtlichkeit und Liebe nicht klappt, nun, dann bin ich für Reichtum und ein vornehmes Haus. Und wenn wir dann in Berlin sind, dann bin ich für Hofball und Galaoper.

Mutter Sagst du das bloß so aus Übermut?

Effi Nein, Mama, das ist mein völliger Ernst. Was ich nicht aushalten kann, ist Langeweile.

Mutter Meine liebe Effi, lass mich dir eine Frage stellen. Noch ist es Zeit. Liebst du Geert nicht?

Effi Warum soll ich ihn nicht lieben? Ich liebe Bertha, Hertha, und natürlich liebe ich euch. Ich liebe alle, die es gut mit mir meinen und mich verwöhnen. Und Geert wird mich ja auch wohl verwöhnen. Sieh, Mama, dass er älter ist als ich, das schadet nichts. Ich wäre aber ganz und gar für ihn, wenn er nur… ja, wenn er nur ein bisschen anders wäre.

Mutter Wie denn, Effi?

Effi Neulich sagte Pastor Niemeyer etwas, was mich aufhorchen ließ. Er sagte, dass Baron von Innstetten ein Mann von Grundsätzen sei.

Ach, und ich…. Ich habe keine. Sieh Mama, das quält und ängstigt mich. Er ist so lieb und gut zu mir, aber…. Ich fürchte mich vor ihm.

Intermezzo 2.

Bilder von Hochzeitsfeier und Hochzeitsreise.

3.

Vater, Mutter mit Handarbeit. Salon.

Vater Nichts bekommt einem so gut wie eine Hochzeit, außer natürlich die eigene.

Mutter Ich weiß nicht, Briest, wie du zu solcher Bemerkung kommst.

Vater Wir wollen jetzt nicht von uns sprechen. Wir haben ja nicht einmal eine Hochzeitsreise gemacht. Aber Effi macht nun eine. Nach Italien! Beneidenswert. Ich fürchte nur, dass Innstetten sie mit seinem Kunstenthusiasmus etwas quälen wird.

Mutter Jeder quält seine Frau. Und Begeisterung für die Kunst ist doch nicht das Schlimmste.

(3)

Vater Du hättest das gut ertragen. Aber unsere arme Effi…. sie ist ein Naturkind. Überhaupt hättest du besser zu Innstetten gepasst als sie.

Mutter Überaus galant.

Vater Ich habe dich nur in eine animierte Stimmung bringen wollen.

Mutter Vielen Dank, ich bin in guter Stimmung – aber ich sehe, dass du was auf dem Herzen hast.

Vater Gefiel dir Effi bei der Hochzeit? Sie war so sonderbar, halb wie ein Kind und dann wieder sehr selbstbewusst. Anscheinend weiß sie noch nicht, was sie an Innstetten hat. Oder ist es einfach, dass sie ihn nicht richtig liebt? Das wäre schlimm.

Mutter Was du da sagst, Briest, ist das Gescheiteste, was ich seit langem von dir gehört habe.

Vater Hat sie dir ihr Herz ausgeschüttet?

Mutter Effi macht vieles mit sich selber ab. Solche Generalbeichte, das liegt ihr nicht. Sie hat irgendwo gelesen, dass Liebe das Höchste und Schönste sei. Aber sie empfindet nichts dabei.

Es ist noch nicht da.

Vater Und was ist da?

Mutter Sie ist ehrgeizig und vergnügungssüchtig.

Innstetten ist ein Karrieremensch, und das wird Effis Ehrgeiz befriedigen.

Vater Na also. Das ist doch gut.

Mutter Aber das ist nur die eine Hälfte. Ihr Ehrgeiz wird befriedigt werden, aber ihr Hang nach Zerstreuung und Abenteuer? Alles, was die Langweile bekämpft. Dafür wird Innstetten sehr schlecht sorgen. Übrigens – hast du schon die letzte Karte aus Venedig gelesen?

Sie gibt sie ihm. Vater liest die Karte.

Vater Liebe Eltern! Gestern waren wir wieder im Museum. Meine Füße tun mir noch immer weh.

Das lange Stehen vor den Bildern strengt mich an. Geert ist engelsgut gegen mich und gar nicht überheblich. Gestern habe ich die Tauben auf dem Markusplatz mit Erbsen gefüttert. Ach, wenn ich nur unsere Tauben auf unserem Hof füttern könnte….

Mutter Das arme Kind. Sie hat Sehnsucht.

Vater Ja. Diese verdammte Reiserei…. Aber sie ist nun die Baronin Innstetten. Und wenn unser Schwiegersohn eine Hochzeitsreise macht und jede Gemäldegalerie katalogisieren will, so kann ich ihn nicht daran hindern. Das ist eben das, was man sich verheiraten nennt.

Mutter Also jetzt gibst du das zu. Du hast immer bestritten, dass die Frau in einer Zwangslage sei.

Vater Ja, Luise. Aber das ist wirklich ein zu weites Feld.

Intermezzo 3.

Bilder von Bahnhof Kessin, Kutsche Ankunft vor der Wohnung von Innstetten,

Personal steht vor der Tür.

4.

Innstetten am Schreibtisch. Effi kommt leise im Morgenmantel, stellt sich hinter ihn und umarmt ihn.

Geert Schon?

Effi Schon, sagst du? Du willst mich nur verspotten.

Geert Aber nein, meine süße Effi.

Effi Ich bin leider nicht immer sehr pünktlich, aber ich bin keine Langschläferin. Darin haben mich meine Eltern gut erzogen.

Geert Darin? In allem, meine süße Effi.

Effi Das sagst du nur, weil wir noch in den Flitterwochen sind…. Aber nein, die sind ja schon zu Ende. Wir sind ja über sechs Wochen verheiratet.

Der Diener bringt das Frühstück.

Beide setzen sich an den Tisch.

Der Kaffee ist vorzüglich. Der schmeckt ja wie in Italien. Überhaupt, Geert, jetzt sehe ich erst, wie vornehm ich mich verheiratet habe.

Geert Effi, du bist ein entzückendes Geschöpf. Du weißt gar nicht, wie gern ich es dir jeden Augenblick zeigen möchte.

Effi Nun, dazu ist ja noch genug Zeit. Ich bin ja erst siebzehn und habe noch nicht vor, zu sterben.

Geert Ach! Wenigstens nicht vor mir. Und wenn ja, nähme ich dich am liebsten mit. Was meinst du dazu?

Effi Das muss ich mir noch überlegen. Tod, ich bin für das Leben. Übrigens konnte ich heute Nacht eine ganze Weile nicht schlafen und ich habe sogar ein wenig Angst gehabt.

Geert Warum denn, Effi?

Effi Du hast mir während der Kutschfahrt vom Bahnhof hierher von einem Chinesen erzählt.

Ein Chinese hat immer etwas Gruseliges, und ich habe dann immer gleich Albträume.

Geert Aber Effi, der Chinese ist schon lange tot.

Wenn du willst, will ich dir bei Gelegenheit mal sein Grab zeigen. Es liegt zwischen den Dünen und man hört dort immer das Meer rauschen.

Effi Aber da war noch etwas anderes heute Nacht.

(4)

Ich hörte einen sonderbaren Ton. Es war, als tanze man oben in langen Kleidern mit Schleppe.

Geert Ja, das ist oben im Saal. Der Wind fegt die alten, zu langen Gardinen bei geöffneten Fenstern über die Dielen.

Effi Dann müssen die Gardinen eben abgenommen werden. Und nun sage mir, wie werden wir hier leben? Hast du denn Familie in der Stadt?

Geert Nein, meine liebe Effi, da muss ich dich leider enttäuschen. In der Nähe haben wir ein paar Adlige, die du kennen lernen wirst. In der Stadt gibt es ein paar Honoratioren, Prediger, Amtsrichter und…. den Apotheker Gieshübler.

Er wird auch dein Freund werden, wenn ich dich und ihn richtig einschätze…. Erwarte mich nicht vor drei. Es gibt drüben im Landratsamt viel zu tun.

Innstetten geht ab. Effi macht ihre Toilette. Johanna hilft ihr beim ankleiden. Ein Diener erscheint und meldet den Apotheker

Gieshübler an.

Effi Johanna, machen Sie schnell. Ich lasse bitten.

Gieshübler tritt ein.

Ein kleiner, schiefschultriger, verwachsener Herr.

Mein Mann sagte mir, wir würden gute Freunde werden.

Gieshübler

Sagte er das? Ja, der Herr Landrat und Sie, meine gnädigste Frau! Da sind zwei liebe Menschen zueinander gekommen. Denn wie ihr Herr Gemahl ist, das weiß ich. Wie Sie sind, das sehe ich.

Effi Sie übertreiben. Ich bin noch sehr jung und Jugend….

Gieshübler

Ach, meine Gnädigste, sagen Sie nichts gegen die Jugend. Die Jugend, auch mit ihren Fehlern, ist schön und liebenswürdig, und das Alter, auch mit seinen Tugenden, taugt nicht viel. Ich bin eigentlich nie jung gewesen. Personen meines Schlages sind nie jung. Das ist das Traurigste.

Man hat keinen Mut und kein Vertrauen zu sich selbst. So vergehen die Jahre, und das Leben war arm und leer.

Effi gibt ihm die Hand.

Effi Ach, Sie dürfen so was nicht sagen. Was habe ich denn erlebt? Viel ist es nicht, denn ich habe fast immer nur auf dem Lande gelebt. Aber ich sehe doch gleich, dass Sie anders sind als andere. Vielleicht ist es auch ihr Name, Alonzo Gieshübler, der geheimnisvoll und romantisch klingt.

Gieshübler

Meine Mutter war eine schöne Frau aus Andalusien. Aber ich persönlich bin mehr ins

Gieshübler’sche geschlagen. Wir sind schon Apotheker in der vierten Generation.

Effi Ich bin eine geborene Briest und stamme von dem Briest ab, der, am Tag der Fehrbelliner Schlacht, den Überfall von Rathenow ausführte.

Innstetten hatte ganz Recht, als er mir versicherte, wir würden gute Freunde werden.

Gieshübler steht abrupt auf und küsst Effi mehrmals die Hand und geht, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Intermezzo 4.

Bilder von Antrittsbesuchen bei der Kessiner Gesellschaft. i 5.

Innstetten und Effi kommen festlich gekleidet von einem Ball zurück.

Geert Diesen Tag müssten wir nun eigentlich feiern, und ich weiß nur noch nicht wie. Soll ich dir einen Siegesmarsch vorspielen oder dich im Triumph über den Flur tragen? Du musst wissen, das war nun heute die letzte Visite.

Effi Gott sei Dank! Diese alte Frau von Grasenabb, eine geborene Stiefelstein, brüllte ihrer siebzigjährigen Tochter Sidonie ins Ohr:

„Natürlich die Berliner Schule, habe ich nicht Recht?“ (lacht) Und die Güldenklees….

Geert Du bist wunderbar, Effi! Die Kessiner Gesellschaft, in all ihrer Lächerlichkeit! Du bist ein entzückendes Geschöpf.

Effi Ach, Geert! Wenigstens einen Kuss könntest du mir geben. Aber daran denkst du nicht. Auf dem ganzen weiten Weg nicht gerührt, frostig wie ein Schneemann. Und immer nur die Zigarre.

Geert (lacht) Ich werde mich schon bessern. Aber nun im Ernst, Effi. Wie stehst du zu der Kessiner Gesellschaft? Wie wird es werden in Kessin?

Wirst du dich hier einleben? Wirst du populär werden und mir die Majorität sichern, wenn ich in den Reichstag will? Oder bist du für Einsiedlertum?

Effi Ich werde mich wohl zum Einsiedlertum entschließen. Nur Gieshübler ist wirklich der einzige richtige Mensch hier. Wenn ich ehrlich sein darf, mein Eindruck ist überall derselbe:

mittelmäßige Menschen, die, während sie vorgeben, über Bismarck zu sprechen, eigentlich nur meine Toilette mustern.

Geert Ja, so ist das wohl. – Effi, Bismarck ist in Varzin. Du weißt doch, dass er eine Vorliebe für mich hat und mich manchmal zu Tisch lädt.

Für morgen Mittag habe ich eine Einladung. In vier Stunden geht der Zug. Warte nicht auf mich, Effi, vor Mitternacht werde ich nicht zurück sein.

Effi Bitte Geert, du darfst nicht fort! Du darfst mich

(5)

nicht allein lassen.

Geert Aber, was hast du denn….

Effi Er schleicht immer so dicht an mir vorbei!

Geert Was? Wer?

Effi Der aus dem Saal, von oben. Immer wieder, fast jede Nacht.

Geert Unsinn! Immer wieder dieses alberne Zeug.

Lächerlich, dieser spukende Chinese. Ich möchte davon nichts mehr hören.

Effi Ja, wie ein Chinese hat er ausgesehen! Und dann… dieser sonderbare Ton. Es ist, als tanze man dort oben. Ich habe solche Albträume….

Geert Das sind die Gardinen im Saal. Ich habe es dir schon einmal gesagt, meine Kleine.

Effi Geert, ich bitte dich. Lass mich bitte nicht allein.

Geert Meine liebe Effi, ich lasse dich nicht allein aus Rücksichtslosigkeit oder Laune, sondern weil es so sein muss; ich habe ja keine Wahl, ich bin ein Mann im Dienst, ich kann zum Fürsten oder auch zur Fürstin nicht sagen: Durchlaucht, ich kann nicht kommen, meine Frau ist so allein, oder meine Frau fürchtet sich. Wenn ich das sagte, würden wir in einem ziemlich komischen Licht dastehen, ich gewiss, und du auch.

Effi Du hast Recht; ich sehe ein, das geht nicht. Und dann wollen wir ja auch höher hinauf. Ich bin eigentlich begieriger danach als du….

Geert (lacht) So sind alle Frauen!

Effi Also gut, einverstanden. Ich bleibe hier – auch allein. Aber lass uns in die Wohnung wechseln.

Es gibt hübsche Häuser….

Geert Effi! Ich kann hier nicht fort! Ich kann hier in der Stadt die Leute nicht sagen lassen, Landrat Innstetten verkauft sein Haus, weil seine Frau einen Chinesen als Spuk an ihrem Bett gesehen hat. Dann ich bin verloren, Effi. Von solcher Lächerlichkeit kann man sich nie wieder erholen. Das ist ja, wie wenn du aus einem kleinen Bürgerhause stammen würdest. Spuk ist ein Vorzug, wie Stammbaum und dergleichen, und ich kenne Familien, die sich ebenso gern ihr Wappen nehmen ließen als ihre ‚weiße Frau.‘ – Nun, Effi, keine Antwort?

Effi Was soll ich antworten? Ich finde, dass du teilnahmsvoller sein könntest. Wenn du wüsstest, wie mir gerade danach verlangt. Aber du sagst mir bloß, dass du nicht Lust hättest, dich lächerlich zu machen, nicht vor dem Fürsten und auch nicht vor der Stadt.

Innstetten will gehen.

Und, Innstetten, wenn du von Familien sprichst, denen ihr Spuk so viel wert sei wie ihr Wappen, so ist das Geschmacksache; mir gilt mein Wappen mehr. Gott sei Dank haben wir Briests keinen Spuk. Die Briests waren immer sehr gute Leute, und damit hängt es wohl zusammen.

Geert Auf Wiedersehen, Effi.

Verbeugung und Abgang.

Intermezzo 5.

Bilder von Effis Traum.

6.

Gesellschaft bei Gieshübler, Marietta Trippelli, Ehepaar Innstetten und andere.

Effi Ach, Geert, wie reizend ist das alles. Wie hab ҆ ich mich über diese Einladung gefreut.

Wer ist denn diese Marietta Trippelli?

Geert Sie ist eine berühmte Sängerin und war ein paar Jahre lang in Paris und in Russland. Sie ist in Kessin geboren, und Gieshübler, den sie übrigens Onkel nennt, hat sie zu dem gemacht, was sie jetzt ist.

Effi Wie aufregend das alles ist und welch Alltagsleben habe ich doch in Hohen-Cremmen geführt! Nie was Apartes.

Geert So darfst du nicht sprechen, Effi. Was dir so verlockend erscheint, so apart, das bezahlt man in der Regel mit seinem Glück.

Auftritt Gieshübler mit Trippelli.

Gieshübler

Meine hochverehrten Gäste! Ich habe die Freude, Ihnen eine vieljährige liebe Freundin von mir, die berühmte Sängerin Marietta Trippelli vorzustellen. Sie hat mir in ihrer immer gleichen Güte gegen mich zugesagt, heute Abend einige Lieder nach meiner Wahl vorzutragen. Darf ich die Herrschaften miteinander bekannt machen; Baron und Baronin Innstetten, Frau Pastor Trippel, Pastor Lindequist…. Liebe Marietta! Ich habe unser kleines Mahl um acht Uhr bestellt. Wir hätten also noch vorher etwas Zeit für einen Gesangsvortrag. Also ich darf Ihnen die Noten bringen, Marietta?

Trippelli

Was für Noten, Gieshübler, darauf kommt es an. Wie ich sie kenne, werden sie ganze Schränke voll Noten haben.

Gieshübler erscheint mit einem Stapel Notenhefte, die Trippelli schnell durchblättert.

„Erlkönig“… ah, bah! „Glocken von Speyer“ – Ach, dies ewige Bimbam. Aber hier „Ritter

(6)

Oluf“, nun das geht. Und hier, „Die Flüchtlinge,“

ein Melodram von Schumann, das geht auch.

Gieshübler (zu jemanden)

Bitte, begleiten sie. Wir hören zuerst „Ritter Oluf.“ ii

Trippelli

Herr Oluf reitet spät und weit, Zu bieten auf seine Hochzeitleit'.

Da tanzen die Elfen auf grünem Strand, Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand:

"Willkommen, Herr Oluf, komm tanzen mit mir, Zwei göldene Sporen schenke ich dir."

"Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag, Denn morgen ist mein Hochzeittag."

"Tritt näher, Herr Oluf, komm tanzen mit mir, Einen Haufen Goldes schenke ich dir."

"Einen Haufen Goldes nähme ich wohl, Doch tanzen ich nicht darf noch soll."

"Und willst du, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir, Soll Seuch' und Krankheit folgen dir!"

Sie thät ihm geben einen Schlag aufs Herz, Sein Lebtag fühlt' er nicht solchen Schmerz.

Drauf thät sie ihn heben auf sein Pferd:

"Reit' heim zu deinem Fräulein wert!"

Und als er kam vor Hauses Thür, Seine Mutter zitternd stand dafür:

"Sag an, mein Sohn, und sag mir gleich, Wovon du bist so blass und bleich?"

"Und sollt ich nicht sein blass und bleich?

Ich kam in Erlenkönigs Reich."

Früh Morgens als der Tag kaum war, Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.

Sie schenkten Met, sie schenkten Wein:

"Wo ist Herr Oluf, der Bräutigam mein?"

Die Braut hob auf den Scharlach roth, Da lag Herr Oluf und war toth.

Begeisterter Applaus

Gieshübler

Und nun ein Melodram von Schumann. „Die Flüchtlinge.“ iii

Trippelli

Der Hagel klirrt nieder, Es leuchten die Wogen, Die Blitze rings sprühen, Der Schaum kommt geflogen - Fort! Fort!

Der Donner laut kracht, Die Wälder all' stöhnen, Der Sturmwind rings braust Die Glocken ertönen - Fort! Fort!

Die Erd' gleich dem Meere Wankt trümmerbedeckt, Thier und Mensch sind entfloh'n Von dem Sturm erschreckt -- Fort! Fort!

"Der Steur'mann erbleicht, Nur ein Segel hat's Boot, Wer zu folgen jetzt wagte, Wär' ein kühner Pilot!"

"Greif zum Ruder, Stoß' kühn vom Gestad!"

Und Hagel und Kugeln Bestreu'n den Pfad Über's Meer.

Die Leuchtfeuer glüh'n Von Klippen und Thurm:

Das Geschütz stumm blitzt, Erstickt von dem Sturm Von seewärts her.

"Und siehst du, und hörst du?

Und banget dein Sinn?

Und jagen wir frei nicht Über's Meer dahin, Ich und du?"

Ein Schiffsmantel deckt Die Liebenden beide;

Ihr Herz schlägt vereint In stolzer Freude, Sie flüstern sich zu.

In dem Schloßhof, neben Der Pförtnerin, gleich Geschlagenem Bluthund, Steht der Bräutigam, bleich Vor Scham.

Ein todkündend Gespenst, Steht auf oberstem Thurm Ein Greis, und vor seiner Stimme der Sturm Scheint zahm.

Auf die Letzte und Schönste Seines Stammes zur Stunde Einen Fluch er ruft Wie aus Vaters Munde Nie kam!

Begeisterter Applaus.

Trippelli

Nun ist es genug.

Effi Dass ich ihnen doch sagen könnte, mein gnädigstes Fräulein, wie dankbar ich ihnen bin!

Und mit welcher Ruhe sie diese Sachen vortragen können. Wenn ich die kleinste

Gespenstergeschichte höre, so fange ich an zu zittern. Das ist doch unmöglich!

Trippelli

Meine gnädige Frau, wenn man so alt ist wie ich und so viel erlebt hat, da hält man alles für möglich! Man ist links und rechts umlauert, hinten und vom. Sie werden das noch kennen lernen.

(7)

Gieshübler

Bitte zu Tisch!

Alle ab.

Intermezzo 6.

Balladen von Trippelli verzerrt zu einem Albtraum.

7.

Effi schreibt einen Brief an die Mutter.

Effi Kessin, einunddreißigster Dezember. Meine liebe Mama! Das wird nun wohl ein langer Brief werden, denn ich habe lange nichts von mir hören lassen. Jetzt liegen die Weihnachtstage schon zurück. Innstetten hat alles aufgeboten, mir den Heiligabend so angenehm wie möglich zu machen, aber ich fühl mich doch ein wenig einsam und sehne mich nach Euch. Hier ist es fast immer rau und kalt und das Haus, das wir bewohnen, ist ein Spukhaus! Hier geistert ein Chinese herum und ich habe oft solche

Albträume. Das liegt in unserer Familie, Papa hat es auch. Du sagst immer, er solle sich nicht so gehen lassen. Innstetten verlangt von mir, ich solle das alles als Alt-Weiber-Unsinn ansehen und darüber lachen. Zum Glück habe ich Johanna, die dann in meinem Zimmer schläft, wenn Geert nicht da ist. Ich bin aber sicher, dass alles besser werden wird, wenn unser Hausstand sich mehr belebt, und dass wird der Fall sein, meine liebe Mama. Leider wird das frohe Ereignis erst im Sommer stattfinden. Innstetten bezeugt mir täglich seine Freude darüber. Ich habe dann Leben und Zerstreuung um mich her, oder, wie Geert sich ausdrückt, ein liebes Spielzeug. Und nun grüße und küsse Papa und all die andern Lieben. Glückauf zum neuen Jahr.

Deine Effi.“

Intermezzo 7.

Bilder vom Meer und Küste.

8.

Effi schreibt einen zweiten Brief an die Mutter.

Effi Kessin, zehnter Juli. Meine liebe Mama! Am Morgen des dritten Juli stand eine Wiege neben meinem Bett. Alles ist gut gegangen und Annie, unsere süße Kleine, ist gesund und munter.

Roswitha, unsere Kinderfrau, ist ganz vernarrt in „lütt Annie“, so nennt sie das Kind. Übrigens haben wir einen neuen

Landwehrbezirkskommandeur Major von Crampas. Innstetten war während des Krieges in derselben Brigade mit ihm. Wir haben uns sehr über seine Ankunft gefreut. Aber – mit seiner Frau kann es nichts werden. Sie ist immer verstimmt und eifersüchtig. Er, Crampas, soll nämlich ein Mann vieler Verhältnisse sein, ein Damenmann. Er ist ein vollkommener Kavalier und ungewöhnlich gewandt. Ja, liebe Mama, das sind nun alle Neuigkeiten aus Kessin, und nächste Woche komme ich für sechs Wochen mit

Annie und Roswitha nach Hohen-Cremmen. Ich freue mich unendlich. Deine Effi.

Intermezzo 8.

Bilder vom der Tauffeier. Einzelne Stimmen hinter der Bühne.

Alle Ich bin getauft auf Deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heilger Geist;

Ich bin gezählt zu Deinem Samen, zum Volk, das Dir geheiligt heißt.

Ich bin in Christum eingesenkt, ich bin mit seinem Geist beschenkt. iv

9.

Kessin, Spätsommer. Picknick in den Dünen. Effi, Innstetten, später Crampas.

Effi Weißt du, Geert, was Doktor Hannemann nach der Geburt von Annie gesagt hat?

Geert Nein.

Effi „Wir haben heute den Tag von Königgrätz; schade, dass es ein Mädchen ist. Aber das andere kann ja nachkommen, und die Preußen haben viele Siegestage.“

Geert (lacht) Wo ist Annie?

Effi Mit Roswitha am Strand. Sie liebt unsere „lütt Annie“. Ich bin so froh, dass sie unsere Kinderfrau geworden ist.

Innstetten und Effi winken und rufen nach Roswitha und Annie.

Wie bist du eigentlich ohne mich fertig geworden, als ich bei meinen Eltern in Hohen-Cremmen war?

Geert Schlecht genug, Effi. Sechs Wochen sind eine lange Zeit.

Effi Das sagst du nur so und machst ein betrübtes Gesicht, aber es ist eigentlich nicht wahr.

Geert Weißt du, dass du eine kleine Kokette bist? Du kommst mir ganz anders vor, Annie scheint dir

gut getan zu haben. Bis Anniechen da war, warst du ein Kind. Aber mit einem Male….

Effi Nun?

Geert Mit einem Male bist du wie vertauscht. Du hast was Verführerisches.

Effi Wir müssen wohl verführerisch sein, sonst sind wir gar nichts. – Dort zwischen den hohen Wellen – ist das nicht Crampas? Dass er bei den Temperaturen noch ins Wasser geht – wir haben Ende September.

Geert Reine Renommisterei. Er macht öfter solche Sachen. Näher, nur näher, Crampas. An ihrem Haar, ich wünschte Ihnen, dass es mehr wäre, sieht man deutlich, dass Sie gebadet haben.

Unverantwortlich!

(8)

Crampas Wer für den Strick geboren, kann im Wasser nicht umkommen.

Handkuß Gnädige Frau, guten Morgen.

Effi Entschuldigen Sie mich, Major, dass ich so schlecht die Honneurs des Hauses mache. Aber zehn Uhr früh ist eigentlich gar keine Zeit.

Kaffee oder Tee, Major?

Crampas Wenn Sie, Baronin, ein Schlückchen heißen Kaffee für eine erfrorene Wasserleiche hätten….

Geert Unverantwortlich!

Effi Greifen Sie zu, Major. Schwimmen macht hungrig.

Crampas Mir kann die See nichts anhaben. Es steht nämlich fest, dass ich einen richtigen und hoffentlich ehrlichen Soldatentod sterben werde. Zigeunerprophezeiung.

Geert Das wird seine Schwierigkeiten haben, Crampas, und wer seinen Soldatentod sterben will…

Crampas …der muss sich erst bei Bismarck einen Krieg bestellen. So sagt man, ja. Den Spaß kenne ich.

Innstetten schaut auf die Uhr und erhebt sich.

Aber, lieber Innstetten, das ist doch für Sie eine Kleinigkeit. Bismarck schätzt sie doch außerordentlich und in zehn Wochen ist der Fürst wieder in Varzin.

Geert Leider, leider, die Pflicht ruft schon wieder, ein Landrat ist immer in Dienst und dann meine Wahlkampagne…. Effi.

Flüchtiger Kuß. Crampas springt auf.

Crampas Sehen Sie, auf dem Stein dort liegt eine Robbe!

Das nächste Mal nehmen wir unsere Büchsen mit. Die Dinger haben ein festes Fell.

Geert Geht nicht. Hafenpolizei.

Crampas Wenn ich so was höre, Hafenpolizei! Alle Gesetzlichkeiten sind langweilig. Überhaupt ohne Leichtsinn ist das ganze Leben keinen Schuss Pulver wert.

Effi klatscht.

Geert Ja, Crampas, Sie kleidet das, und Effi, wie Sie sehen, klatscht Ihnen Beifall. Natürlich, die Weiber schreien sofort nach einem Schutzmann, aber vom Gesetz wollen Sie nichts wissen. Effi – Major Crampas. Und unterhalte den Major ordentlich, Effi, dass mir keine Klagen kommen. Bis zum Abend!

Innstetten geht ab. Effi und Crampas sitzen alleine.

Effi Ich hörte, Major, von Plänen für eine Theateraufführung. Und von einem Regisseur namens Crampas. Sehen Sie, Major, das gefällt mir besser als der Soldatentod.

Crampas Mir ebenfalls. Vielleicht machen wir das Theaterstück „Euphrosyne“. Sie in der Hauptrolle, und ich gebe den alten Goethe.

„Schöne Göttin, enthülle dich mir, und täusche, verschwindend, nicht den begeisterten Sinn....

Nenne, wenn du es darfst vor einem Sterblichen, deinen Göttlichen Namen….“ v

Effi Einverstanden. Und Sie werden staunen, wie gut ich diese Euphrosyne darstellen werde.

Crampas Bravo! Wenn wir uns zusammentun, werden wir das ganze Nest auf den Kopf stellen.

Beide lachen. Effi zeigt aufs Meer.

Effi Sehen Sie da die Bojen, wie sie schwimmen und tanzen? Immer, wenn ich diesen Sommer mich an den Strand hinauswagte, sagte ich mir:

da liegt die versunkene Stadt Vineta, das sind die Turmspitzen.

Crampas Und dann legst du dich auf ein Schiffsdeck und siehst hinunter. Und es erscheinen schmale, mittelalterliche Gassen und trippelnde Frauen, die alle ein Gesangsbuch in den Händen halten und zur Kirche wollen. Und alle Glocken läuten. Und wenn du das hörst, dann erfasst dich eine Sehnsucht, auch mit in die Kirche zu gehen – und du lässt dich ins Wasser fallen, du schreist! Und im selben Augenblick packt ich der Kapitän am Bein und ruft: Effi, bist du des Teufels?

Effi (lacht) Oh, Gott! Ist das von dir?

Crampas Von mir? Nein, leider nicht. Das stammt von Heine, meinem Lieblingsdichter. Bei Heine ist alles Leben, und vor allem versteht er sich auf die Liebe, und das Romantische. Aber die Liebe bleibt doch die Hauptsache. Ich kann ihn auswendig: „Du hast Diamanten und Perlen…“ oder „Deine weichen Lilienfinger….“

Er berührt zärtlich ihre Hand. Abrupt zieht sie sie zurück.

Effi Major, Sie waren doch mit Innstetten in derselben Brigade. War er sehr beliebt?

Crampas Sie bringen mich, gnädige Frau, in einige Verlegenheit. Nun, Innstetten wurde sehr respektiert. Er wurde nicht so sehr beliebt, aber dafür behandelten ihn die Kameraden mit…

Effi Respekt.

Crampas Respekt. (Er lacht.) Zu allem kam noch seine mystische Richtung.

Effi Was verstehen Sie darunter?

(9)

Crampas Es ist vielleicht besser, hier abzubrechen. Ich möchte nicht hinter seinem Rücken…

Effi Aber das ist grausam, Major, wie können Sie meine Neugier so auf die Folter spannen.

Crampas Er hatte eine Vorliebe, uns Spukgeschichten zu erzählen. „Mich täuschen Sie nicht“, hatte ich ihm einmal gesagt, „Sie wollen sich interessant machen. In höheren Karrieren will man keine Alltagsmenschen. Und da sie so etwas vorhaben, sind Sie auf den Spuk gefallen.“

Effi Spuk…

Crampas Ja, meine gnädige Frau.

Effi Was denkt er sich dabei?

Crampas Nun, er denkt wohl, dass ein Mann wie Landrat Baron von Innstetten nicht in einem gewöhnlichen Haus wohnen darf. Und er hat noch eine zweite Passion. Er handelt immer erzieherisch und ist der geborene Pädagoge.

Effi (zu sich) Er will mich also auch erziehen?

Erziehen durch Spuk?

(zu Crampas) Ich glaube Ihnen kein Wort.

Crampas Schade.

Er steht auf.

Effi Ach, Crampas, Crampas, Sie sind ein….

Crampas Narr.

Effi Nein, das Eitelste, was es gibt! Ein Landwehrbezirkskommandeur von zweiundvierzig.

Crampas Wobei die zwei Jahre, die du mir gnädig erlässt, alles wieder gutmachen.

„Deine weichen Lilienfinger, Könnt’ ich sie noch einmal küssen, Und sie drücken an mein Herz….

Er küsst leidenschaftlich ihre Hand. Blackout.

Intermezzo 9.

Bilder von Effi und Crampas.

10.

Kessin am Meer, Briest und Frau von Briest.

Vater Wie findest du Effi?

Mutter Lieb und gut wie immer. Wir können Gott nicht genug danken, eine so liebenswürdige Tochter zu haben.

Vater Sie hat alles hier in Kessin: den Mann und das Kind, und der Mann ist ein Juwel und das Kind ist ein Engel, aber dabei tut sie, als wäre Hohen-Cremmen immer noch die Hauptsache

für sie.

Mutter Sie ist eine prächtige Tochter…

Vater Aber sie ist es mir zu sehr. Es ängstigt mich ein bisschen.

Mutter Warum?

Vater Ist sie glücklich? Oder ist da noch irgendwas im Wege? Von Anfang an war mir’s so, als ob sie ihn mehr schätze als liebe. Liebe hält auch nicht immer vor, aber Schätzung gewiss nicht. Was meinst du?

Mutter Ja, Briest, du fragst immer so schrecklich naiv, als ob ich in alle Tiefen sähe. Sie wird sich hüten, mich in ihre Geheimnisse einzuweihen.

Außerdem, sie ist eine sehr schlaue kleine Person, und diese Schlauheit an ihr ist umso gefährlicher, weil sie so liebenswürdig ist.

Vater Meinst du?

Mutter Sie sagte, Innstetten sei ein vortrefflicher Mann, so einer, wie’s nicht viele gibt, aber er hat so was Fremdes. Und fremd sei er auch in seiner Zärtlichkeit. Es gäbe Zeiten, wo sie sich davor fürchte.

Vater Kenn ich, kenn ich.

Mutter Was soll das heißen, Briest?

Vater Du wolltest von Effi erzählen.

Mutter Sie meinte, Kessin sei nicht der rechte Platz für sie, das spukige Haus und die Menschen, aber Innstetten sei der beste Mensch, etwas zu alt für sie und zu gut für sie, aber sie sei noch nicht über den Berg.

Vater Wieso?

Mutter Es steckt etwas dahinter.

Vater Meinst du?

Mutter Ja, Briest; du glaubst immer, sie könne kein Wässerchen trüben. Aber darin irrst du. Sie lässt sich gern treiben. Übrigens, Innstetten fährt demnächst für eine Woche nach Berlin.

Vielleicht ergibt sich daraus eine Wendung. Er hat so etwas angedeutet.

Vater Ja, Luise. Aber das ist ein zu weites Feld.

Intermezzo 10.

Theatermusik und abklingender Beifall. vi 11.

Theatergarderobe. Auftritt Effi im Kostüm der Euphrosyne. Sie zieht sich schnell um. Auftritt Crampas im Kostüm des alten

Goethe.

(10)

Crampas (Leidenschaftliche Umarmung) Du warst wunderbar, phänomenal! Das Publikum liegt dir zu Füßen. Effi, meine süße Effi! Auch ich liege dir zu Füßen. Du hast mich bezaubert, und mir den Kopf verdreht. Effi…. ich liebe dich!

Geert (Ruft von draußen) Effi! Effi!

Effi (Zieht sich schnell den Mantel an.) Ich komme, Geert!

Crampas Sei morgen wieder hinter den Dünen bei der alten Mühle. Leichtsinn ist doch das Beste, was wir haben.

Effi Hier, nimm diesen Brief. (ab)

Crampas liest den Brief.

Crampas „Ich reise morgen nach Berlin, und dies sind meine Abschiedszeilen. Innstetten ist zum Ministerialrat ernannt worden. Ich komme nicht wieder…. Warum? Sie wissen es…. Es wäre das Beste gewesen, ich hätte dieses Kessin nie gesehen. Es soll kein Vorwurf sein. Alle Schuld ist bei mir. Aber vielleicht kann ich noch heraus. Dass wir hier abberufen wurden, ist mir wie ein Zeichen. Vergessen Sie das Geschehene, vergessen Sie mich. Deine Effi.“ Effi!

Blackout. Pause.

________________________________________

Zweiter Aufzug

Sieben Jahre später – Berlin, Bad Ems und Hohen-Cremmen

Intermezzo 11.

Berliner Festgesellschaft: Sylvesterfeier 1900. Innstetten, Wüllersdorf, Minister, Kaiser und Kaiserin. vii

12.

Herrschaftliche Wohnung in Berlin. Innstetten, Effi, Briest, Frau von Briest, Roswitha mit Annie.

Geert Heute vor sieben Jahren ging ich das erste Mal in das Kanzlerpalais, um mich einzuschreiben.

„Ich weiß, was ich an Ihnen habe, Baron, und bin sicher, unser Einvernehmen nie gestört zu sehen. Und Grüße an die frisch gebackene Ministerialrätin.“

Vater Ministerialrätin! Unsere kleine Effi! – Sieben Jahre sind schon vergangen….

Roswitha Annie möchte euch gute Nacht sagen.

Mutter Unsere große Enkeltochter! (küsst Annie) Kommst du nicht im nächsten Jahr in die Schule?

Effi Gott, ja! Ich darf gar nicht daran denken.

Vater Und wie sie heranwächst. Und schön wie die

Großmutter.

Roswitha und Annie ab.

Geert Und hat Effi euch schon von der Kaiserin erzählt?

Effi Geert, ich bitte dich.

Vater Ja, Geert, ich bitte dich auch. Raus damit. Was ist mit unserer Kaiserin?

Geert Nun, sie hat unsere Effi ausgewählt und in die Zahl der Ehrendamen eingereiht.

Effi Also gut, und dann hat der alte Kaiser Wilhelm einige gnädige Worte an mich gerichtet.

Geert An die „schöne, junge Frau, von der ich schon gehört habe.“

Mutter Das weiß ich ja gar nicht, Kind!

Vater (leise) Übrigens, Geert, mal entre nous; wünscht sich Klein-Annie nicht ein Geschwisterchen? Sie ist doch schon sieben. Oder soll das Haus Innstetten auf die Aussterbeliste? Wenn das so weiter geht, wird Annie seinerzeit wohl einen Bankier heiraten.

Innstetten lacht.

Effi Ach, Papa, das….

Vater Das ist ein weites Feld, ich weiß.

Geert Effi wird uns übrigens auf Anraten unseres alten Doktor Rummschüttel für sechs Wochen verlassen müssen. Sie macht eine Kur in Schwalbach und Bad Ems. Er hat ihre Lunge untersucht. Sie leidet seit letztem Winter an katarrhalischen Affektionen.

Mutter Ja, Effi, das wusste ich ja gar nicht! Um Gottes willen! Katarraktische....

Vater Kinder, jetzt ist es schon wieder neun Uhr geworden. Wie die Zeit vergeht. (Briest erhebt sich) Wenn ihr gestattet, wir müssen morgen früh wieder nach Hohen-Cremmen reisen.

Luise!

Effi Ja, und wir sitzen hier und die Zeit läuft davon.

In zehn Tagen lauf ich schon im Kurgarten zu Bad Schwalbach herum. Aber das Wichtigste!

Geert ist heute genau sieben Jahre beim Fürsten in Stellung.

Alle stoßen an.

Vater Auf weitere sieben Jahre!

Mutter Wir gratulieren euch, Kinder. Ich bin so stolz auf euch!

Vater Bitte keine Tränen, Luise. Und gute Reise, Effikind!

(11)

Geert Danke, wir danken euch.

Mutter Erhol dich gut. Gesundheit ist halt immer noch das Wichtigste im Leben. Und schreib mal….

Vater Luise, wo bleibst du?

Mutter Briest, sag mal, was sind eigentlich katarraktische Effekte?

Vater Ach Luise, das ist ein weites Feld.

Alle gehen, Effi bleibt allein zurück. Monolog.

Effi Alle sagen mir Liebes und Freundliches und auch Zärtliches. Und ich sitze dabei und habe die Schuld auf meiner Seele. Ich kann sie nicht loswerden. Aber lastet sie auf meiner Seele?

Nein, und das ist es, warum ich vor mir selbst erschrecke. Was da lastet, das ist etwas ganz anderes. Angst, Todesangst und die ewige Furcht: es kommt doch am Ende noch an den Tag. Und dann außer der Angst…. Scham. Ich schäme mich. Aber wie ich nicht die rechte Reue habe, so hab ich auch nicht die rechte Scham. Ich schäme mich bloß von wegen dem ewigen Lug und Trug; immer war es mein Stolz, dass ich nicht lügen könne und auch nicht zu lügen brauche. Lügen ist so gemein, und nun habe ich doch die ganze Zeit lügen müssen, vor Geert, vor meinen Eltern, und vor aller Welt, im Großen und im Kleinen.

Blackout.

Intermezzo 12.

Bilder von Berlin, Kinderspiele. viii 13.

Effis Schlafzimmer in Berlin. Roswitha und Johanna kommen mit Annie, die am Kopf blutet, herein.

Roswitha Wie konntest du nur so wild die Treppe herauf laufen! Wo soll ich bloß eine Binde hernehmen?

Johanna Im Nähtisch.

Sie bricht den Nähtisch gewaltsam auf, wühlt hektisch in den Schubladen und wirft den Inhalt auf den Boden. Zuletzt ein

Konvolut von Briefen. Innstetten tritt auf.

Geert (erschreckt) Um Gottes willen!

Roswitha Es ist nicht so schlimm, gnädiger Herr! Annie ist auf eine Treppenkante gefallen.

Geert Du bist so wild, Annie, das hast du von der Mama. Aber du hast nicht geweint, das ist brav.

Er besieht sich die Wunde und küsst Annie.

Wir müssen trotzdem sehen, dass Doktor Rummschüttel kommt. Und du tust alles, was er sagt, dann heilt es schnell. Wenn die Mama dann zurück kommt, ist alles wieder in Ordnung.

Roswitha Und jetzt zu Tisch, Annie. Das Essen ist aufgetragen.

Roswitha und Annie ab. Innstetten entdeckt die Briefe und hebt sie auf.

Geert An Frau Landrat von Innstetten. Das ist die Handschrift von… Johanna, lassen Sie mich allein.

Johanna ab.

…die Handschrift von Major Crampas? „Sei heute Nachmittag wieder in den Dünen, hinter der Mühle. Das Haus der alten Adermann ist abgelegen genug. .… Das Leben wäre nicht lebenswert, wenn das alles gelten sollte, was zufällig gilt. …. Unmöglich. Ich kann meine Frau nicht im Stich lassen, zu allem andern auch noch in Not. …. Alles ist Schicksal. Es hat so sein sollen. Und möchtest du, dass wir uns nie gesehen hätten? …sei heute noch einmal an der alten Stelle. Wie sollen meine Tage hier verlaufen ohne dich! In diesem öden Nest. Ich bin außer mir…. Und doch ist es die Rettung, die diese Trennung über uns verhängt.“

Intermezzo 13.

Bilder von Hochzeitsfeier und Hochzeitsreise.

14.

Arbeitzimmer von Innstetten, Johanna meldet Wüllersdorf an.

Johanna Geheimrat Wüllersdorf.

Johanna ab.

Geert Pardon, Wüllersdorf, dass ich Sie gebeten habe, noch gleich heute Abend bei mir vorzusprechen, aber Sie sind meine einzige Vertrauensperson.

Machen Sie sich’s bequem. Zigarre?

Wüllersdorf setzt sich.

Es geht um zwei Dinge, warum ich habe Sie bitten lassen: erstens um eine Forderung zu überbringen und zweitens, um hinterher mein Sekundant zu sein; das eine ist nicht angenehm, das andere noch weniger. Und nun Ihre Antwort.

Wüllersdorf

Sie wissen, Innstetten, Sie können über mich verfügen. Aber – muss es sein? Wir sind doch über die Jahre weg, um eine Pistole in die Hand zu nehmen, und ich, um dabei mitzumachen.

Aber nun sagen Sie, worum geht es?

Geert Es handelt sich um einen Galan meiner Frau, der zugleich mein Freund war oder doch beinah. Lesen Sie!

Wüllersdorf

Die sind an Effi -- an Ihre Frau gerichtet. Und wer hat sie geschrieben?

Geert Major Crampas.

(12)

Wüllersdorf

Also Dinge, die sich abgespielt haben, als ihr noch in Kessin wart? Liegt also sechs Jahre zurück.

Geert Sagen Sie mir offen, wie stehen Sie dazu?

Wüllersdorf

Innstetten, Ihre Lage ist furchtbar, und Ihr Lebensglück ist hin. Aber wenn Sie den Liebhaber totschießen, ist Ihr Lebensglück sozusagen doppelt hin, und zu dem Schmerz über empfangenes Leid kommt noch der Schmerz über getanes Leid. Fühlen Sie sich so verletzt, beleidigt, empört, dass einer weg muss, er oder Sie? Steht es so?

Geert Ich weiß es nicht. Es steht so, dass ich unendlich unglücklich bin. Ich bin gekränkt, ich bin schändlich hintergangen, aber trotzdem, ich bin ohne jedes Gefühl von Hass und Rachsucht.

Und wenn ich mich frage, warum nicht? So kann ich zunächst nichts anderes finden, als die Jahre…. Und dann: ich liebe meine Frau, ja, ich liebe sie noch, und so furchtbar ich alles finde, so fühle ich mich, mir selbst zum Trotz, zum Verzeihen geneigt.

Wüllersdorf

Ja, Innstetten, wenn es so liegt, so frage ich Sie:

Wozu dann die ganze Geschichte?

Geert Weil es sein muss. Man ist nicht bloß ein einzelner Mensch, man gehört einem Ganzen an. Im Zusammenleben mit den Menschen hat sich ein Etwas ausgebildet, das nun mal da ist und nach dessen Paragraphen wir uns gewöhnt haben, alles zu beurteilen, die andern und uns selbst. Und dagegen zu verstoßen geht nicht;

die Gesellschaft verachtet uns, und zuletzt tun wir es selbst und können es nicht aushalten und jagen uns eine Kugel durch den Kopf. Jenes uns tyrannisierende Gesellschafts-Etwas, das fragt nicht nach Glück und nicht nach Liebe.

Ich habe keine Wahl, ich muss.

Wüllersdorf

Ich finde es furchtbar, dass Sie Recht haben, aber Sie haben Recht. Die Welt ist einmal wie sie ist, und die Dinge verlaufen nicht, wie wir wollen, sondern wie die andern wollen. Aber unser Ehrenkodex ist ein Götzendienst, und wir müssen uns ihm unterwerfen, so lange der Götze gilt.

Geert Der Nachtzug nach Kessin geht um Mitternacht.

Wüllersdorf

Auf Wiedersehen in Kessin.

Intermezzo 14.

Pantomime vom Duell zwischen Crampas und Innstetten, mit Sekundanten. Crampas stirbt.

15.

Arbeitzimmer von Innstetten. Johanna tritt ein und bringt einen Brief.

Geert Von Wüllersdorf! (öffnet den Brief) Heute früh wieder eingetroffen. Eine Welt von Dingen erlebt; Schmerzliches, Rührendes. Gieshübler, der liebenswürdigste Pucklige. Von Ihnen sprach er kaum, aber Ihre Frau! Zuletzt brach der kleine Mann in Tränen aus. -- Und dann die Szene im Hause des Majors Crampas….

furchtbar! Kein Wort davon. Ich sehe Sie morgen. Ihr Wüllersdorf.

Innstetten klingelt nach Johanna.

Ach, übrigens, die Frau kommt nicht wieder.

Annie darf nichts wissen, wenigstens jetzt nicht. Das arme Kind. Sie müssen es ihr allmählich beibringen, dass sie keine Mutter mehr hat. Ich kann es nicht. Aber machen Sie es gescheit. Und das Roswitha nicht alles verdirbt.

Johanna steht einen Augenblick wie erstarrt. Dann geht sie auf Innstetten zu und küsst ihm die Hand. Blackout.

Intermezzo 15.

Bad Ems. Effi sitzt allein im sommerlichen Garten der Pension.

16.

Effi Ich begreife nicht, dass ich schon seit vier Tagen keinen Brief bekommen habe; Geert schreibt sonst täglich. Ob Annie krank ist? Oder er selbst?

Auftritt Postbote. Er überreicht ihr einen großen eingeschriebenen Brief. Effi unterschreibt.

Was bedeutet das? Poststempel:

„Hohen-Cremmen“, Mutters Adresse.

Zögernd beginnt sie zu lesen. Der Brief fällt zu Boden. Sie versucht aufzustehen, fällt auf den Stuhl zurück.

Was kann noch gesagt werden, das ich mir nicht schon selber sagte? Crampas ist tot. Eine Rückkehr in mein Haus gibt es nicht mehr. In ein paar Wochen wird die Scheidung ausgesprochen, und das Kind wird man dem Vater lassen.

Natürlich. Ich bin schuldig, und eine Schuldige kann ihr Kind nicht erziehen.

Sie hebt den Brief wieder auf und liest weiter.

…Und nun Deine Zukunft, meine liebe Effi. Du wirst Dich auf Dich selbst stellen müssen, und darfst dabei, soweit finanzielle Mittel

mitsprechen, unserer Unterstützung sicher sein.

Du wirst am besten in Berlin leben, in einer großen Stadt, und wirst da zu den vielen gehören, die sich um freie Luft und lichte Sonne gebracht haben. Die Welt, in der Du gelebt hast, wird Dir verschlossen sein. …. Und was das Traurigste für uns und für Dich ist, --- auch das elterliche Haus wird Dir verschlossen sein. Wir können Dir

(13)

keinen stillen Platz in Hohen-Cremmen anbieten, keine Zuflucht in unserem Hause. Wir tun dies, weil wir einfach Farbe bekennen, und vor aller Welt, unsere Verurteilung Deines Tuns, des Tuns unseres einzigen und von uns so sehr geliebten Kindes aussprechen wollen.

Effi bricht ohnmächtig zusammen. Black out.

Intermezzo 16.

Bilder von Berlin. Effi wohnt allein.

17.

Drei Jahre später. Effi bewohnt eine kleine Wohnung in Berlin.

Auftritt Roswitha.

Effi Roswitha! Du. Ist das eine Freude. Was bringst du? Ein so gutes Gesicht kann nur was Gutes bringen. Komm erzähle mir…. Wie lange haben wir uns nicht gesehen?

Roswitha

Bald drei Jahre, gnädige Frau. Ja, und jetzt, wo der gnädige Herr selbst auf Annie aufpassen kann, -- und dann hat er dazu ja auch die Johanna, das neue Kindermädchen. Die ist eine propre Person, aber noch zu hübsch und denkt vielleicht Gott weiß was alles – da habe ich mir gedacht und wollte mal sehen, wie’s der gnädigen Frau geht…. und ob der gnädigen Frau was fehle, dann würde ich gleich da bleiben und alles machen und dafür sorgen, dass es der gnädigen Frau wieder gut geht.

Effi Hast du dir das alles überlegt? Du bist doch nun durch viele Jahre hin verwöhnt, aber jetzt muss ich sparsam sein, denn ich habe nur das, was man mir gibt, du weißt, von Hohen-Cremmen her.

Was meinst du?

Roswitha

Dass ich nächsten Sonnabend mit meinem Koffer einziehe.

Effi Ach, Roswitha, was macht Annie? Ich habe solche Sehnsucht.

Roswitha

Ja, sie ist so halb und halb. Das Hübsche, und, wenn ich sagen darf, das Sonderbare, das hat sie von der Mama; aber das Ernste, das ist ganz der Papa. Und wenn ich mir so alles überlege, so ist sie doch wohl mehr wie der gnädige Herr.

Effi Gott sei Dank! …….

Roswitha

Wenn ich den gnädigen Herrn bitten würde, dass er der Annie erlaubt, Sie einmal zu besuchen?

Effi Ach, Roswitha, du bist so lieb, aber das wird wohl gegen seine Prinzipien gehen.

Roswitha

Versuchen kostet ja nichts.

Effi (lacht) Nein. Das kostet nichts.

Intermezzo 17.

Pantomime: Johanna kommt mit Annie an der Hand und übergibt Annie Roswitha.

18.

Effis Wohnung. Auftritt: Roswitha mit Annie.

Effi Annie, mein süßes Kind!

Sie hebt es in die Höhe und küsst es.

Wie groß du geworden bist! Komm, erzähle mir recht viel. Und in der Schule? Ich denke mir, du bist immer die Erste, eine Musterschülerin.

Worin bist du am besten?

Annie Ich weiß es nicht.

Effi Worin hast du die beste Zensur?

Annie In der Religion.

Effi Na siehst du, da weiß ich es doch. Und was macht Johanna?

Annie Johanna hat mich vor das Haus begleitet.

Effi Und warum hast du sie nicht heraufgebracht?

Annie Sie sagte, sie wolle lieber unten an der Kirche warten. Ich möchte sie aber nicht gerne warten lassen.

Effi Was macht unser Hund Rollo?

Annie Papa sagt, er würde so faul; er liegt immer nur in der Sonne.

Effi Und nun sage mir, Annie, wirst du mich öfter besuchen?

Annie O gewiss, wenn ich darf.

Effi Wir können dann in dem Prinz Albrecht’schen Garten spazieren gehen.

Annie O gewiss, wenn ich darf.

Effi Oder wir gehen zu Schilling und essen Eis.

Annie O gewiss, wenn ich darf.

Effi Ich glaube, es ist höchste Zeit Annie; Johanna wirt sonst ungeduldig. Roswitha! Begleite Annie bis drüben zur Kirche. Johanna wartet da und grüße sie.

Beide ab. Effi reißt ihr Kleid auf, weil sie zu ersticken droht. Stürzt ans Fenster und öffnet die Fensterflügel.

O du Gott im Himmel, vergib mir, was ich getan habe; ich war ein Kind…. Aber nein, nein, ich war alt genug, um zu wissen, was ich tat. Aber das ist zu viel. Denn das hier, mit dem Kind, das

(14)

bist nicht du, Gott, der mich strafen will, das ist er, bloß er! Ich habe geglaubt, dass er ein edles Herz habe, und habe mich immer klein neben ihm gefühlt; aber jetzt weiß ich, das er klein ist.

Und deshalb ist er grausam. O gewiss, wenn ich darf. Das hat er dem Kinde beigebracht. Ein Schulmeister war er immer, Crampas hat ihn so genannt, er hatte recht. Ein Streber war er, weiter nichts. – Ehre, Ehre, Ehre…. Und dann hat er den armen Kerl totgeschossen, den ich nicht einmal liebte. Dummheit war alles, und nun Blut und Mord. Und nun schickt er mir das Kind und richtet es ab wie einen Papagei. O gewiss, wenn ich darf! Du brauchst nicht mehr zu dürfen, ich will euch nicht mehr. Ich hasse euch. Mich ekelt, was ich getan; aber was mich noch mehr ekelt, das ist eure Tugend. Weg mit euch! Ich muss leben, aber ewig wird es ja wohl nicht dauern. O du Gott im Himmel, vergib mir….

Sie bricht ohnmächtig zusammen. Roswitha stürzt herein.

Roswitha

Doktor Rummschüttel! Er muß sofort kommen!

Roswitha rennt hinaus.

Intermezzo 18.

Bilder von Hohen-Cremmen 19.

Frau von Briest liest ihrem Mann einen Brief von Dr.

Rummschüttel vor.

Mutter Gnädigste Frau! Meine alten freundschaftlichen Beziehungen, die ich zum Hause Briest und besonders zu ihrer Frau Tochter hege, werden diese Zeilen rechtfertigen. So geht es nicht weiter! Ihre Frau Tochter wird schnell hinsiechen, wenn nicht etwas geschieht, das sie der Einsamkeit und dem Schmerzlichen ihres geführten Lebens entreißt. Ihre Nerven zehren sich auf. Ein Luftwechsel ist nötig. Aber wohin?

Es darf nur Hohen-Cremmen sein. Sie siecht hin, weil sie nichts hat, als Roswitha. Dienertreue ist schön, aber Elternliebe ist besser. Verzeihen Sie einem alten Manne, dass er sich in Dinge einmischt, die jenseits seines ärztlichen Berufes liegen. Mit der Bitte, mich Ihrem Gemahl empfehlen zu wollen, in vorzüglicher Ergebenheit Doktor Rummschüttel.

Briest schweigt und trommelt mit den Fingern auf den Tisch.

Hör bitte auf zu trommeln! Sprich lieber!

Vater Ach, Luise, was soll ich sagen? Du weißt seit Jahr und Tag, wie ich darüber denke. Soll ich hier bis an mein Lebensende den Großinquisitor spielen? Ich hab es seit langem satt….

Mutter Mach mir keine Vorwürfe, Briest, ich liebe sie so wie du, vielleicht noch mehr. Aber man lebt doch nicht bloß in der Welt, um schwach und zärtlich zu sein und alles mit Nachsicht zu behandeln, was die Menschen verurteilen und vorläufig

wenigstens, auch noch – mit Recht verurteilen.

Vater Ach was. Eins geht vor.

Mutter Und was ist das eine?

Vater Liebe der Eltern zu ihren Kindern. Und wenn man gar bloß eines hat….

Mutter Dann ist es vorbei mit Katechismus und mit dem Anspruch der Gesellschaft.

Vater Ach, Luise, komme mir mit Katechismus so viel du willst; aber komme mir nicht mit Gesellschaft.

Mutter Es ist schwer, sich ohne Gesellschaft zu behelfen.

Vater Ohne Kind auch. Und dann glaube mir Luise, die Gesellschaft, wenn sie nur will, kann auch ein Auge zudrücken. Ich werde ganz einfach telegraphieren: Effi komm. Bist du einverstanden?

Frau von Briest steht auf und küsst ihn auf die Stirn.

Mutter Natürlich bin ich’s.

Vater Und nun will ich das Telegramm schicken.

Intermezzo 19.

Effis‘ Erinnerungen an Hohen-Cremmen.

20.

Berlin. Arbeitszimmer von Innstetten. Auftritt Johanna.

Johanna Geheimrat Wüllersdorf.

Wüllersdorf

Ein Brief vom Minister!

Geert (öffnet ihn und liest)

Mein lieber Innstetten! Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Seine Majestät ihre Ernennung zum Ministerialdirektor zu

unterzeichnen geruht haben und gratuliere Ihnen aufrichtig dazu.

Wüllersdorf

Gratuliere, Innstetten.

Geert Ihnen glaub ich’s, die Gnade Seiner Majestät beschämt mich, aber ich habe mich zu freuen verlernt.

Wüllersdorf

Lieber Innstetten, in dieser Stimmung wollen Sie Ministerialdirektor werden?

Geert Die alte Geschichte mit meiner Frau quält mich seit Jahr und Tag. Nichts gefällt mir mehr. Mein Leben ist verpfuscht, und ich will mit diesen ganzen Bestrebungen und Eitelkeiten nichts mehr zu tun haben. Weg von hier! Am besten nach Afrika unter lauter pechschwarze Kerle, die von Kultur und Ehre nicht wissen. Diese Glücklichen!

(15)

Wüllersdorf

Nach Afrika, Kamerun oder Kongo! Was soll das heißen? Das ist für einen Leutnant, der Schulden hat. Es ist eine Torheit mit dem

Im-Urwald-Umherkriechen oder

In-einem-Termitenhügel-Nächtigen. Unmöglich!

In der Bresche stehen und aushalten, bis man fällt, das ist das Beste. Vorher aber im Kleinen und Kleinsten so viel herausschlagen wie möglich.

Geert Und das macht sie glücklich?

Wüllersdorf

Das Glück, lieber Innstetten, liegt in zweierlei:

darin, dass man ganz da steht, wo man hingehört, und zum zweiten in einem behaglichen

Abwickeln des ganz Alltäglichen.

Geert Gut, gut. Aber das Jahr ist lang, und jeder einzelne zwölfstündige Tag… und dann der Abend….

Intermezzo 20.

Hohen-Cremmen. Sternklare Nacht. Effi im weißen Nachthemd auf der Schaukel.

Bertha Effi! (im Off) Hertha Effi! (im Off)

21.

Effi im Bett. Roswitha stürzt herein.

Roswitha Effi, Effi!

(Effi reagiert kaum. Roswitha ruft Frau von Briest. Vater und Mutter kommen.)

Gnädigste Frau! Es steht schlimm mit der gnädigen Frau. Mir ist, als ob es jede Stunde vorbei sein könnte. Ich glaube, sie möchte Sie sprechen.

Mutter Roswitha sagt, du seiest so fiebrig?

Effi Ach, Roswitha nimmt alles so ängstlich. Sie glaubt immer, ich sterbe…. Wie schön dieser Sommer! Dass ich noch so glücklich sein könnte, liebe Mama, vor einem Jahr hätte ich’s nicht gedacht.

Mutter Werde nur erst wieder gesund, Effi; das Glück findet sich dann. Nicht das alte, aber ein neues.

Effi Ihr seid so gut. Ich war immer eine schwache Christin; aber ob wir vielleicht von da oben stammen und wieder in unsere himmlische Heimat zurückkehren, zu den Sternen oben oder noch drüber hinaus! Ich weiß es nicht, ich habe nur die Sehnsucht.

Mutter Ach, Effi, du bist doch noch immer, wie du früher warst.

Effi Nein. Ich wollte, es wäre so…. Weißt du, Innstetten…. (sie schweigt erschöpft) Vater Du wolltest uns etwas erzählen.

Effi Richtig, Papa. Es war noch in glücklichen Tagen, da las mir Innstetten abends vor, und da hieß es einmal: es sei jemand von einer fröhlichen Tafel abgerufen worden, und am anderen Tage habe der Abgerufene gefragt, wie’s denn nachher gewesen sei. Da habe man ihm geantwortet:

eigentlich haben Sie nichts versäumt. Diese Worte haben sich mir eingeprägt – es hat nicht viel zu bedeuten, wenn man von der Tafel etwas früher abgerufen wird.

Mutter Bist du so ruhig über Sterben, liebe Effi?

Effi Ganz ruhig, Mama…. Ich muss euch noch etwas von Innstetten sagen.

Vater Du regst dich auf, Effi.

Effi Nein, nein, etwas von der Seele herunter sprechen, das regt mich nicht auf. Es liegt mir daran, dass er erfährt, dass er in allem Recht gehandelt. In der Geschichte mit dem armen Crampas – und dann, womit er mich am tiefsten verletzte, indem er mein Kind in einer Art Abwehr gegen mich erzogen hat, er hat auch darin recht gehabt. Lasst ihn wissen, dass ich in dieser Überzeugung sterbe. Es wird ihn trösten, vielleicht versöhnen. Denn er hat viel Gutes in seiner Natur….

(Sie schweigt wieder, und scheint zu schlafen. Nach einer Weile gehen Roswitha und die Briests leise ab. Aus der Ferne rufen

Stimmen.) Bertha Effi, komm! (im Off) Hertha Komm doch Effi! (im Off)

(Langsam erhebt sich Effi, geht zum Fenster, sieht den Sternenhimmel und bricht zusammen.

Intermezzo 21.

Requiem 22.

Hohen-Cremmen. Effis Grab im Park.

Mutter Jetzt wird es schon wieder Herbst und es vergeht kein Tag, seit das arme Kind da liegt, an dem ich mich nicht frage….

Vater Was fragst du dich, Luise?

Mutter Ob wir nicht doch vielleicht schuld sind?

Vater Unsinn, Luise. Wie meinst du das?

Mutter Ob wir sie nicht anders in Zucht hätten nehmen müssen. Gerade wir. Und dann, Briest, so leid es mir tut…. deine beständigen Zweideutigkeiten…

(16)

und zuletzt, womit ich mich selbst anklage, ob sie nicht doch vielleicht zu jung war?

Vater Ach, Luise, lass…. das ist ein zu weites Feld.

Der Vorhang fällt.

i Adaptiert von „Der Hohenfriedberger Marsch“, (Armeemarsch I, 21).

Musik von Friedrich II (1712-1786).

ii „Herr Oluf“, (1821) Autor: Johann Gottfried Herder (1744-1803) In „Drei Balladen“, Op. 2, No.2, Musik von Carl Loewe (1796-1869), adaptiert von dem Komponisten.

iii „Die Flüchtlinge.“ Autor: Percy Bysshe Shelley (1792 - 1822), übersetzt von Julius Seybt. Musik von Robert Schumann (1810-1856), Op.122, No.2 (1852/53), adaptiert von dem Komponisten.

iv „Ich bin getauft “, (1734) Autor: Johann Jakob Rambach (1693 - 1735).

In „Erbauliches Handbüchlein für Kinder. “ Musik von Johann Balthasar König (1691-1758), 1738, adaptiert von dem Komponisten.

v Aus „Euphrosyne“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832).

„Reise in die Schweiz“, 1797.

vi Adaptiert von „Sanssoucci Quadrille“, Op. 63, Johann Straus, Jr.

(1825-1899), 1849.

vii Adaptiert von „Preußens Gloria“ (Armeemarsch II, 143), Johann Gottfried Piefke (1815-1884).

viii Nach Berliner Luft Marsch, „Frau Luna“ (1899) von Carl Emil Paul Linke (1866-1946)

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