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48 Technik

Haustech Januar/Februar 2011, Nr. 1-2 Januar/Februar 2011, Nr. 1-2 Haustech

Technik 49

Forschung für effi zientere Wärmepumpen

Niedrigenergiehäuser brauchen massgeschneiderte Wärmepumpensysteme für die Integration von verschiedenen Funktionen. Unter Schweizer Leitung haben zehn Länder in internationaler Forschungszusammenarbeit Prototypen entwickelt und Feldtests durchgeführt, um Empfehlungen für künftige Systeme machen zu können.

Text Jürg Wellstein

Am Annex 32 teilneh- mende Nationen unter der Schweizer Leitung von Carsten Wemhöner (5. v. l.) anlässlich eines Treffens an der Technischen Universität Graz.

Foto zvg

¢ «Niedrigenergiehäuser brauchen ange- passte Haustechniksysteme, welche die spe- ziellen Gegebenheiten von verringertem Heizwärmebedarf und konstantem Warm- wasserverbrauch sowie die Anforderung nach einem möglichst effi zienten Betrieb nutzen können», sagt Carsten Wemhöner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Energie am Bau der Fachhochschule Nord- westschweiz in Muttenz. Während der ver- gangenen fünf Jahre hat er das Projekt 32 (IEA HPP Annex 32) des Wärmepumpenpro- gramms (HPP) der Internationalen Energie- Agentur (IEA) geleitet. Zehn Länder haben sich unter der Schweizer Führung mit der Untersuchung von Heiz- und Kühlsystemen für Niedrigenergiehäuser befasst. Es wurden Prototypen entwickelt und Feldtests durch- geführt, um die Kriterien geeigneter Systeme

de, Norwegen, Schweden, USA und die Schweiz in Bezug auf Technologie und Um- setzung standen.

«Ich erachte diese breite Übersicht über den Stand einer bestimmten Technik sowie die jeweiligen Zukunftsabsichten der Teil- nehmenden als einen Vorzug der Leitungs- funktion. Diese umfasst die Koordination, Kontakt- und Internetpfl ege, Reisetätig- keiten sowie Berichterstattung und benötigt etwa ein 30-Prozent-Pensum», sagt Carsten Wemhöner.

Prototypentwicklung für länderspezifi sche Bedingungen Der internationale Vergleich hatte damals deutlich aufgezeigt, dass im Leistungsbereich von 2 bis 5 kW, in welchem Wärmepumpen den Energiebedarf von Niedrigenergiehäu- sern abdecken sollten, keine optimalen Anla- gen zu fi nden waren. Daher stand von An- fang an die Entwicklung von Prototypen als Schwerpunkt des Annex 32 fest. An der Tech- nischen Universität Graz in Österreich wurde beispielsweise ein System einer Sole-Wasser- Wärmepumpe mit 5 kW Leistung und CO2

als Arbeitsmittel entwickelt, in Frankreich ei- ne Luft-Luft-Wärmepumpe für Niedrigen- ergiehäuser getestet und in den USA eine hochintegrierte Einheit mit zusätzlicher Ent- feuchtung vermessen und simuliert.

So konnte jedes Land seinen spezi- fi schen Anforderungen entsprechend eige- ne Entwicklungsarbeiten ausführen, wel- che dann auch inspirierenden Charakter innerhalb des IEA-Projekts aufwiesen und das gemeinsame Know-how stärkten.

Gleichzeitig waren zunächst auch gewisse Erfahrungsunterschiede zu überbrücken, da insbesondere in den drei Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz die Marktentwicklung und Realisierung von Niedrigenergiehäusern (Passivhaus, Minergie-P usw.) wesentlich weiter fortge- schritten waren.

Zweiter Schwerpunkt waren Feldmes- sungen bei bestehenden, bis etwa 2007 er- stellten Niedrigenergiehäusern mit Wär-

mepumpen. Mehr als 100 Anlagen in Niedrigenergiehäusern mit alternativem Heiz- und Warmwasserbetrieb wurden un- tersucht. Carsten Wemhöner: «Die Feld- tests haben bestätigt, dass die Kriterien der EU-Richtlinie (EU-RES Direktive) eines Mindestnutzungsgrades von 2,63 zur Er- füllung der Deklaration als erneuerbare Energie überschritten werden. Damit tragen die vermessenen Wärmepumpen verglichen mit den besten fossilen Wär- meerzeugern, also kondensierenden Gas- Brennwertkesseln, effektiv zur Primärener- gieeinsparung und CO²-Reduktion bei.»

Feldtests wurden in den meisten teil- nehmenden Ländern durchgeführt, wobei in Deutschland auch eine umfangreiche Untersuchung mit rund 75 Wärmepumpen als Kesselersatz stattfand. Dabei haben So- le-Wasser-Wärmepumpen mit einem Wär- meerzeuger-Nutzungsgrad von 3,3 erwar- tungsgemäss besser abgeschnitten als Luft-Wasser-Systeme. Diese zeigen jedoch im Sommer gute Resultate für die Warm- wasserbereitung. Man konnte ferner erken- nen, dass einfacher gestaltete Konfi gura- tionen oft höhere Nutzungsgrade erreichen.

Dies darf auch als Hinweis darauf verstan- den werden, dass multifunktionale Kom- paktsysteme eine optimierte Konzeption und Auslegung verlangen, aber auch eher für den Einsatz in modernen Gebäuden de-

tailliert untersuchen zu können.

Niedrigenergiehäuser erfordern mehr Funktionen

Carsten Wemhöner: «Der Heizwärmebe- darf von Neubauten wurde durch schärfere gesetzliche Grenzwerte reduziert. In der Schweiz erfolgte dies beispielsweise mit den Mustervorschriften der Kantone (Mu- KEn). Damit hat die Warmwasserbereitung einen höheren Stellenwert erhalten, was sich auf die Anlagentechnik direkt aus- wirkt.» Die verstärkte Wärmedämmung der Gebäudehülle mit einer luftdichten Bau- weise macht in der Regel Wohnungslüf- tungen erforderlich. Zudem stellen heute Massnahmen zur Vermeidung der som- merlichen Überhitzung einen weiteren

Komfortanspruch dar. Damit erhalten ei- nerseits konsequente Wärmerückgewin- nung aus der Wohnungslüftung und ande- rerseits Kühlmöglichkeiten eine grössere Bedeutung für die Gestaltung des Haus- techniksystems. Es hat sich gezeigt, dass hierbei multifunktionale Wärmepumpen- Lösungen aufgrund von Effi zienzvorteilen durch die interne Wärmerückgewinnung, geringerem Platzbedarf, besser aufeinan- der abgestimmten Komponenten und ver- einfachter Installation interessante Opti- onen bieten. «Die Gruppe Gebäudetechnik hat in den letzten Jahren schon mehrere Forschungsprojekte zur Verbesserung der Systemintegration und Effi zienzberech- nung von Wärmepumpenanlagen durch- geführt», ergänzt Thomas Afjei. Das Bun- desamt für Energie (BFE) lancierte im

Ausschuss des IEA-Wärmepumpenpro- gramms ein entsprechendes internationales Forschungsprojekt zu multifunktionalen Systemen für Niedrigenergiehäuser und be- auftragte das Institut Energie am Bau der Fachhochschule Nordwestschweiz mit der Leitung. Nachdem die vertraglichen und or- ganisatorischen Arbeiten abgeschlossen wa- ren, begann der Annex 32 mit einem Treffen aller teilnehmenden Länder, bei dem der je- weilige Stand der Entwicklung präsentiert und Vorschläge für die nationalen For- schungsvorhaben eingebracht wurden. So konnte man einen Überblick gewinnen, wo die einzelnen Länder Österreich, Kanada, Deutschland, Frankreich, Japan, Niederlan-

Kontakte

Carsten Wemhöner Fachhochschule Nordwestschweiz Institut Energie am Bau CH-4132 Muttenz carsten.wemhoener@fhnw.ch www.fhnw.ch/iebau Wärmepumpenprogramm der Inter nationalen Energie-Agentur (IEA) www.heatpumpcentre.org Homepage des IEA HPP Annex 32 www.annex32.net

BFE-Energieforschung: Energie in Gebäuden Bereichsleiter: Andreas Eckmanns Programmleiter: Prof. Thomas Kopp www.bfe.admin.ch/forschungwkk

Niedrigenergiehäuser fi nden immer mehr Verbreitung, wie das Beispiel

Deutschland zeigt. Grafi k zvg

Feldtest-Resultate: Abhängigkeit des Nutzungsgrads von der

Systemkonfi guration der Sole-Wasser-Wärmepumpen. Grafi k Fhg-ISE Anforderungen für Förderung KfW40 (EnEV 2002):

Primärenergie Qp H &WW < 40 kWh/(m2a)

kumulierte Anzahl der Gebäude

80 000 70 000 60 000 50 000 40 000 30 000 20 000 10 000 0

Anforderungen für Förderung KfW60 (EnEV 2002):

Primärenergie Qp H &WW < 60 kWh/(m2a)

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

¢ Passivhaus (KfW40)

¢ Niedrigenergiehaus (KfW60)

4,5

4

3,5

3

2,5

2

mittlere Jahresarbeitszahl, ohne elektrische Nachheizung November 2007 bis Oktober 2008, Sole-Wasser-Wärmepumpen

43 7 10 26 15 22 6 Anzahl

Anlagen

alle Anlagen Kombispeicher mit Pufferspeicher ohne Pufferspeicher Komplexität 1 Komplexität 2 Komplexität 3

3,38 3,76 3,98 3,88

3,53

3,79 3,83

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50 Technik

Haustech Januar/Februar 2011, Nr. 1-2 Januar/Februar 2011, Nr. 1-2 Haustech

Technik 51

Schweizer Projekt: Kühlen kann integriert werden

Am Status-Seminar, Anfang September 2010 in Zürich, gab Ralf Dott, wissenschaftlicher Mit- arbeiter am Institut Energie am Bau der Fachhochschule Nordwest- schweiz in Muttenz, einen ab- schliessenden Bericht zum Schwei- zer Beitrag im Annex 32:

Dieses Projekt untersuchte die Integration des Kühlens in ein multifunktionales Wärmepumpen- System für das Niedrigenergiehaus.

Kühlen von Wohngebäuden muss zwar als ergänzender Behaglich- keitsaspekt betrachtet werden.

Moderne Gebäudestandards arbei- ten jedoch mit verbesserter Wärme- dämmung der Gebäudehülle, verlie- ren also auch weniger Wärme im

Sommer. Deshalb gewinnt das Küh- len, neben den Funktionen Heizen, Warmwasser und Lüftung, zuneh- mend an Bedeutung, da nicht jedes Gebäude optimal realisiert und betrieben wird. Es geht hierbei vor allem um die Vermeidung von Tem- peraturspitzen bzw. um eine sanfte Absenkung der Raumtemperatur.

Mit Simulationen einzelner Sys- temkonfi gurationen auf der Grund- lage der 2008 defi nierten Standard- schaltungen für effi zientes Kühlen (SEK) und zwei Feldtests wurden Empfehlungen erarbeitet. Ein Systemvergleich zeigte, dass sehr gute Luft-Luft-Splitgeräte mit Kon- vektor und erdgekoppelte passive Kühlsysteme die besten Nutzungs-

grade für solche Anlagen ergeben.

Damit sind passive und sehr effi zi- ente aktive Kühlfunktionen aus- reichend, sodass der zusätzliche elektrische Energieaufwand mode- rat ausfällt. Ein simultaner Kühl- und Warmwasserbetrieb wird bei Erdkopplung nicht empfohlen, da die geringe Effi zienzsteigerung aufgrund des Speichereffekts des Erdreichs einen höheren Anlagen- aufwand nicht rechtfertigt und eine vereinfachte Hydraulikschal- tung vorzuziehen ist.

Heizen und Kühlen mit Wärme- pumpen in Wohngebäuden – Theorie und Praxis, Ralf Dott, ralf.dott@fhnw.ch bieten können. Denn die Feldtests haben

gezeigt, dass typische Betriebsprobleme oft bei einer ungünstigen Integration und Re- gelung von Speichern auftreten. Darüber hinaus sind komplexe hydraulische Schal- tungen mit vielen Ventilen fehleranfälliger.

Die Empfehlungen sind daher: Angemes- sene Auslegung aller Komponenten auf die

Lastsitua tion des Hauses und möglichst niedrige Vorlauftemperaturen sowie opti- male Defi nition der Speicherladestrategie.

Vorzüge der multifunktionalen Geräteintegration

Carsten Wemhöner: «Der Annex 32 ist in- zwischen abgeschlossen, die Berichte wer- den zurzeit publiziert und zahlreiche Emp- fehlungen können kommuniziert werden.

Wir gehen davon aus, dass die einzelnen Industriepartner diese Vorschläge aufneh- men und in ihre Entwicklungsanstrengun- gen für multifunktionale Wärmepumpen- Systeme für Niedrigenergiehäuser inte- grieren.»

Es wurde bei diesem internationalen Projekt erkennbar, dass es von Vorteil sein kann, alle Funktionen mit einem einzigen Erzeugersystem abzudecken und ver schie- de ne Gebäudetechnikfunktionen simultan und mit Effi zienzgewinn zu realisieren. Da- mit können bei entsprechend dimensio- nierter Anlagenauslegung hohe Nutzungs- grade erreicht werden. «Bei der Integration

können die Komponenten optimal aufein- ander abgestimmt werden, aufgrund zu- sätzlicher Funktionen sind höherwertige Anlagenteile, z.B. mit Leistungsregelung, einsetzbar und somit ist das Gesamtresul- tat besser», fasst Carsten Wemhöner die Erkenntnisse zusammen.

Ein wichtiges Thema der Simulationen und Prototypentwicklung waren auch die Kältemittel. Im Hinblick auf das geringe Ozonabbaupotenzial von CO² ist das na- türliche Kältemittel vor allem für hohe Warmwasseranteile interessant und eignet sich zudem für hohe Warmwassertemper- aturen. Wichtig ist aber eine niedrige Ein- trittstemperatur in den Gaskühler, was den Einsatz im Heizbetrieb erschwert. Bisher ist auch die Verfügbarkeit von ge eigneten Komponenten für Kleinanlagen einem verbreiteten Einsatz hinderlich. Zugleich besteht auf Komponentenseite im kleinen Leistungsbereich noch Entwicklungs- potenzial.

Neues Projekt für neue Gebäudestandards

Ist damit die Forschungsarbeit abgeschlos- sen? Carsten Wemhöner verneint diese Frage: «So sehr sich die Systemintegration als vorteilhaft erwiesen hat, durch die der- zeitigen Zielsetzungen wie Nullemission sowie Null- und Plusenergiehaus kommen weiter gehende Anforderungen auf uns zu, die beispielsweise mit einem breiteren Ein- bezug von Energiequellen und energetisch genutzten Gebäudeteilen (z. B. Fassaden) sowie der Integration von Sonnenenergie in der Wärmepumpentechnik erfüllt wer- den können. Deshalb haben wir bereits erste Vorschläge für ein neues Projekt der internationalen IEA-Zusammenarbeit ge- macht.»

Im Schweizer Beitrag wurde die hydraulische Integration einer Kühlfunktion mit Sole- Wasser-Wärmepumpen ohne simultane Kühloption

untersucht. Grafi k Annex 32

Systemkonfi guration des österreichischen Prototyps einer Sole-Wasser-Wärmepumpe mit 5 Kilowatt

Leistung und dem Kältemittel CO². Grafi k IWT, TU Graz

Speicher 35°C 55°C

Hydraulik aktive/passive Kühlung WW-Kreis

HXDHW HXcool1

Fussboden-Kreis HXcool2

GC-1 GC-2 WW-Ladung

WP-Kältekreis

Hydraulik aktive Kühlung Erdreich

Anbindung passives Kühlen

Wärmepumpe

Erdwärmesonden

WW-Speicher

Verteilsystem Verbraucher Wärmetauscher passives Kühlen

Referenzen

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