Kulturdimensionen
( Edward Hall & Mildred Hall)
Edward Twitchell Hall & Mildred Hall
❖ * 16. Mai 1914 in Webster Groves, Missouri
❖ † 20. Juli 2009 in Santa Fe, New Mexico
❖ US-amerikanischer Anthropologe und Ethnologe
❖ Begründer der interkulturellen
Kommunikation als anthropologischer Wissenschaft
❖ sehen direkte Verbindung zwischen Kultur- und Kommunikationsunterschieden in
verbaler und nonverbaler Kommunikation
Kontextorientierung
❖ Low-Context-Kulturen
❖ > Kommunikation beruht auf expliziten Äußerungen
❖ > In dieser Kommunikation ist wichtig, was man sagt und (fast) alles Wichtige wird explizit und unvermittelt ("unverblümt") gesagt
Kontextorientierung
❖ High-Context-Kulturen
❖ Kommunikation beruht auf impliziten und indirekten Äußerungen sowie auf einem gemeinsamen Hintergrundwissen, das regelmäßig informell
miteinander geteilt wird
❖ In dieser Kommunikation ist wichtig, wie man etwas sagt - oder aber: etwas eben nicht sagt (Schweigen kann sehr beredt sein!) - und (fast) alles
Wichtige wird implizit und indirekt ("durch die Blume") gesagt
Raumorientierung
❖ Kulturen prägen das Verständnis für den "Raum", im Sinne von "personal space" als benötigter Abstand zu anderen Menschen und von "territory" im
Sinne des Revierverhaltens, das seine Wurzeln in der Evolution hat und zum Überleben notwendig war
❖ eine kulturell bedingte Verletzung des "personal space" kann in einer
kulturellen Überschneidungssituation gravierende Folgen haben: Wenn ein
Fremder aggressiv und aufdringlich wirkt oder auch unnahbar und kühl, kann es auch nur bedeuten, dass seine "personal distance" sich von der eigenen unterscheidet
Raumorientierung - Beispiele
❖ Das Revierverhalten variiert ebenfalls in unterschiedlichen Kulturen:
❖ > In Deutschland wird das gleiche Territorialdenken gewöhnlich auf alle
Besitztümer ausgedehnt, inklusive dem Auto. Wenn jemand das Auto eines Deutschen berührt, ist es so, als ob das Individuum selbst berührt worden wäre
❖ > Deutsche halten Türen geschlossen. Wenn du mit einer geschlossenen Tür in Berührung kommst, dann klopfe und warte, bis du dazu eingeladen wirst,
einzutreten. Die geschlossene Tür schützt die Unversehrtheit des Raumes, bietet eine Abgrenzung zwischen Personen, minimiert Belauschungen,
Unterbrechungen und zufälliges Eindringen
Zeitorientierung
❖ Unterscheidung in:
❖ > Monochrome Kulturen ("Zeit als Struktur“)
❖ > Polychrome Kulturen ("Zeit als Kommunikation“)
❖ Bezug zu High-/Low-Context-Kulturen
❖ > bei Low-Context-Kulturen lässt sich eine stärkere Nutzung der Zeit für Arbeit feststellen
❖ > bei High-Context-Kulturen lässt sich eine stärkere Nutzung der Zeit für Soziales und Freizeit feststellen
Zeitorientierung
❖ Monochrome Kulturen ("Zeit als Struktur“)
❖ durch das Zeitverständnis der industriellen Revolution geprägt und zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
❖ Eins nach dem anderen erledigen
❖ Zeit wird als linear verstanden
❖ Zeit ist beinahe "anfassbar": Sie kann verschwendet werden und verloren sein
❖ Unterbrechungen und "Störungen" sind unerwünscht
❖ Zeitpläne (Fristen, Tagesordnungen usw.) werden sehr ernst genommen
❖ Pläne werden erstellt und befolgt
❖ Aufgabenorientierung (statt Personenorientierung)
❖ Respekt vor Privateigentum, seltenes Verleihen/Borgen
❖ Gewöhnung an kurzzeitige Beziehungen
❖ Low-Context
Zeitorientierung
❖ Polychrome Kulturen:
❖ Mehrere Dinge parallel erledigen
❖ Zeit wird als ein Punkt verstanden
❖ Offenheit für Unterbrechungen und „Störungen“
❖ Zeitpläne (Fristen, Tagesordnungen usw.) werden relativiert
❖ Pläne werden oft und problemlos geändert
❖ Personenorientierung statt Aufgabenorientierung
❖ Verleihen und Borgen ist gängige Praxis
❖ Tendenz zu lebenslangen Beziehungen
❖ High-Context
Informationsgeschwindigkeit
❖ bringt zum Ausdruck, dass je nach Kultur unterschiedlich schnell verarbeitbare Informationen bevorzugt werden
❖ in polychromen Kulturen zirkulieren Informationen in Unternehmen schnell (und informell)
❖ in monochromen Kulturen zirkulieren die Informationen in Unternehmen dagegen eher langsam (und formalisiert)
❖ z. B. Schlagzeilen von Tageszeitungen
❖ > „Guttenberg schließt Rücktritt aus“
❖ > „Verteidigungsminister zu Guttenberg schließt einen Rücktritt wegen der Affäre um den Luftangriff bei Kundus aus“