Fakultät für Physik
Institut für Experimentelle Teilchenphysik - ETP
KIT – Universität des Landes Baden-Württemberg und
TP II - Top-Quarks und Jets
Thomas Müller
Top Quarks: Messungen (1)
29. Mai 2020
ηj’
Vorlesungen zur Top Quark und Jet-Physik
Vorlesungstermine zur Top-Physik 22. Mai: Top Quarks: Einführung
29. Mai: Top-Quarks: Messungen (1) 19. Juni: Top Quark Messungen (2)
17. Juli: Top-Quarks: Eigenschaften und Suchen 24. Juli: Top-Quarks und Higgs Boson
Top-Quark Übungen:
27. Mai: Top-Quark Entdeckung
03. Juni: Messung des Single-Top Wirkungsquerschnitts 24. Juni: Differentieller Wirkungsquerschnitt
22. Juli: Übung zu tt+Higgs
Übersicht (1)
1. Einführung
2. Messungen
3. Eigenschaften
Das schwerste bekannte Elementarteilchen
Geschichte des Top-Quarks bis zur Entdeckung Top-Quark Paar-Produktion: QCD-Vorhersagen
Top-Quark Signatur und Nachweis Produktion einzelner Top-Quarks Differentielle Verteilungen
Quantenzahlen
Masse, Breite und Lebensdauer
Eigenschaften in Produktion und Zerfall
Übersicht (2)
Anomale Kopplungen Exotische Resonanzen Dunkle Materie
Assoziierte Produktion (tt+X) tt+(b)jets
tt+γ/W/Z tt+Higgs
4-Top Produktion
4. Suchen
5. Top + Higgs
Anknüpfend an den 22.5.
Schwerstes Elementarteilchen Koppelt stark ans Higgs-Boson
gg → H
Schleifenkorrekturen
Extrem kurze Lebensdauer: Zerfall vor Hadronisierung → Eigenschaften
Präzisionsmessung von SM Parametern
Suche nach “Neuer Physik”:
durch Präzisionsmessungen der Top-Quark-Eigenschaften
Top Quarks als Zerfallsprodukt exotischer Objekte
Top-Quarks sind Untergrund für viele Prozesse
arXiv:1407.3792
m(W)
m(top)
Das Top Quark ist etwas Besonderes
Degrassi et al, JHEP08 (2012) 098
m(H)
m(top)
Geschichte: Vom Quark-Modell zur Entdeckung
d
Δmd ≈ 0.5 ps–1 → mtop > 50 GeV !
Vtb~1
CMS
•
LHC Run-I (’10-’12): 25 fb-1 (7 and 8 TeV)•
Peak inst. Luminosität: 0.8 x 1034 cm-2s-1~ 7000 Top Quark Paare pro Stunde (8 TeV)
•
> 5,000,000 Top jeweils CMS and ATLAS•
LHC Run-II (’15-’18): 150 fb-1 (13 TeV)•
Wirkungsquerschnitt erhöht um Faktor ~3•
Peak inst. Luminosität: 2 x 1034 cm-2s-1•
Recorded: 120.000.000 tt Ereignisse / Exp.Top-Quark Fabrik LHC
ATLAS LHCb
CMS
LHC (13 TeV) Tevatron
gg/gq ~90% ~15%
qq _ ~10% ~85%
Top-Quark Paarproduktion: QCD-Vorhersagen
Czakon, Fiedler, Mitov PRL 110 (2013) 252004
NNLO NLO
LO
Parton distribution functions (PDF) Partonischer Wirkungsquerschnitt
Faktorisierung:
Top-Quark Paarproduktion (NLO)
Paarproduktion in nächstführender Ordnung, d.h. Beiträge bis zur Ordnung αS3
|Matrix-Element|2 für reelle Abstrahlungen, z.B.
Interferenz von LO Diagrammen and virtuellen Korrekturen O(αS3), z.B.
Neue Beiträge von Diagrammen mit qg, qg im Anfangszustand, z.B.
TOP-QUARK SIGNATUR UND NACHWEIS
2.1
tt Ereignis-Signatur
Endzustand abhängig von W-Zerfallskanal
Universalität: Gleiche Verzweigungsverhältnisse in alle Kanäle (Quarks: Farbfaktor 3) Top-Quark-Signatur: Leptonen (e,μ,τ), jets, b-jets, fehlende transversale Energie
BR ~ 5%
Untergrund klein dileptons (e,μ):
BR ~ 30%
Untergrund ok lepton+jets:
BR ~ 45%
Untergrund groß all-hadronic:
τ-
BR ~ 15%
τ-ID schwierig
\tau+jets
_
Teilchennachweis
ve
vergl. K.Rabbertz, 4.Vorlesung
Event Display
Particle Flow
Kombination verschiedener Detektor- komponenten (Kalorimeter und Spur- detektoren) liefert optimale Auflösung 90% der Teilchen: geladen (Spur) oder elektromagnetischer Schauer
vergl. K.Rabbertz, 4. und 5. Vorlesung
Leptonen: Efficiency mit Tag-and-Probe
Sehr gute Auflösung
Nachweiswahrscheinlichkeit und Energiekalibra- tion aus dileptonischen Resonanzen: (Z, ϒ, J/ψ)
“Tag-and-Probe”- Methode:
Korrigiere die Simulation an die Daten
arXiv:1402.0923
Z→ee
CMS DP-2013/009
HLT Myon Efficiency
Efficiency =
/
Leptonen aus Zerfällen reeller W-Bosonen:
Isolationskriterium im Konus der Größe ΔR=0.3
Primärer Vertex (“prompt”) (kurze W-Lebensdauer 10-24s)
Lepton-Kriterien
Erwarteter Beitrag von neutralen Teilchen aus
anderen Kollisionen
μ
ν B0
t
Leptonen aus Zerfällen reeller W-Bosonen:
Isolationskriterium in Konus der Größe ΔR=0.3
Primärer Vertex (“prompt”) (kurze W-Lebensdauer 10-24s)
Im Gegensatz dazu:
Leptonen aus Zerfällen von Hadronen mit leichteren Quarks (b, c, s):
nicht isoliert
sekundärer Vertex (“non-prompt”) Aber: b viel höhere Rate als t
Lepton-Kriterien
Erwarteter Beitrag von neutralen Teilchen aus
anderen Kollisionen
B0 b
μ
b-Jets
Jets → Vorlesung K.Rabbertz
b-jets: Nachweis durch Ausnutzen der Lebensdauer von B-Hadronen
Sekundärer Vertex Impact-Parameter
Kombination derselben
Machine-Learning (appetizer)
b-jet tagging
https://cds.cern.ch/record/2263802?ln=de
Einfache Masterformel:
Efficiency (dt: “Nachweiswahrscheinlichkeit”, “Ansprechverhalten”) kann aus Daten bestimmt werden
MC Simulation wird an die Daten angepasst
Akzeptanz: kann nur aus Theorie (MC Simulation) bestimmt werden Luminosity: aus separater Messung
Bemerkung: Alle diese Größen sind mit Unsicherheiten behaftet, deren genaue Bestimmung i.a. schwierig ist.
Wirkungsquerschnittsmessung
Efficiency Akzeptanz
Einfache Masterformel:
Definiere: Integrierte Luminosität für MC:
Messung durch Ermittlung einer Korrektur auf die Erwartung aus MC:
Wirkungsquerschnittsmessung
Korrekturfaktor
Efficiency Akzeptanz
tt-Wirkungsquerschnitt: Vorhersage und Messung
SINGLE TOP
MESSUNG DES WIRKUNGSQUERSCHNITTS
2.2
Elektroschwache Einzel-Top-Quark-Produktion (engl: “single top”):
Produktionskanäle klassifiziert nach Virtualität des W-Bosons
s-Kanal, t-Kanal, assoziierte Wt-Produktion
Standardmodell (V–A-Kopplung ~ Vtb): 100% linkshändig polarisierte Top
Single Top-Quark Produktion
Vtb~1
Single Top-Quark Produktion
Vtb~1
Single Top-Quark Produktion
D0 and CDF combined
complex multivariate analysis simple kinematic analysis
LHC Run-I
arXiv:1503.05027
Vtb~1
Motivation / Aspekte
t-Produktion via schwacher Wechselwirkung:
Vtb → direkte Messung → Unitaritätstest
Sensitiv auf b-PDF und u/d PDF
Anzahl von Quark-Flavours im p 4-Flavour-Scheme: udsc 5-Flavour-Scheme: udscb
New Physics mit single Top-Quarks ? (FCNC)
Standard-Modell:
Verzweigungsverh.: 10-12-10-17
Anomale Kopplungen (FCNC:) Obere Grenze bisher: ~10-5
https://twiki.cern.ch/twiki/bin/view/LHCPhysics/LHCTopWGSummaryPlots t-channel
tW-channel
s-channel
Single Top-Quark Vorhersagen und Messungen
made at KIT
t-Kanal Einzelproduktion: Signatur
Signal:
Genau ein (isoliertes) Lepton
Ein “leichter” (nicht-b) Jet in Vorwärtsrichtung
Ein b-Jet aus Top-Quark-Zerfall.
Das zweite “spectator”-b” meist nicht gemessen Neutrino: fehlende Transversalenergie
Untergrund:
Mit isolierten Leptonen: tt, W+jets, Z+jets, VV
Mit fälschlich als Lepton identifizierten Teilchen:
QCD Multijets
Messung von Signal und Untergrund durch Verwendung einer optimierten multivariaten Observable (Neuronales Netz)
“QCD”
W+jets tt
Signal:
Genau ein (isoliertes) Lepton
Ein “leichter” (nicht-b) Jet in Vorwärtsrichtung
Ein b-Jet aus Top-Quark-Zerfall.
Das zweite “spectator”-b” meist nicht gemessen Neutrino: fehlende Transversalenergie
Ereignis-Selektion (“2-jet-1-tag” = 2j1t)
genau 1 Muon (pT>22 GeV), |η|<2.1) genau zwei Jets (pt >40 GeV, |η|<4.7) genau 1 b-Jet (pt>40 GeV, |η|<2.5)
transv. W-Boson-Masse: mT(W) > 50 GeV
https://arxiv.org/abs/1610.00678
t-Kanal Einzelproduktion: Signatur
fehlende Transversalenergie
Vergleich Daten und Simulation
Nicht verwendet
pT,j’
ηj’ pT,μ ημ
pT,b
ηb
arXiv:1610.00678
Signal und Untergründe
QCD W+jets
tt signal
pT,j’
pT,μ
pT,b
ηj’ ημ
ηb
arXiv:1610.00678
Kinematische Rekonstruktion
Rekonstruiere Top-Quark-Masse aus Messung und Randbedingungen:
Myon, b-Jet, Neutrino
Transversalimpuls aus fehlender transversaler Energie
Longitudinal-Impuls aus W-Boson- Masse = 80.4 GeV und 4-Impuls- erhaltung am Wμν - Vertex
Falls 2 Lösungen: verwende die mit kleinerem Impulsbetrag
Falls keine reelle Lösung: lösche
Imaginäranteil und verwende Neutrino, das am nächsten am MET Vektor liegt
arXiv:1610.00678
Modellieren des QCD Untergrunds
Vergleich (im “Seiten-Band” 2j0t)
QCD MC mit Isolation (blau) QCD MC mit inv.Isolation (rot)
QCD-angereicherte Daten (schwarz) aus
“invertierter Lepton-Isolation”
Akzeptable Übereinstimmung (Dort, wo MC vorhanden,
funktioniert die Methode)
QCD-Untergrund kann nicht durch Simulation beschrieben werden:
Riesige Rate, aber durch Auswahlkriterien stark unterdrückt → würde extrem viel CPU kostet, mit kleiner Ausbeute
Zudem große theoretische Unsicherheiten
Alternative: QCD Untergrundeigenschaften aus den Daten selbst Verwende mT(W)
QCD-Untergrund kann nicht durch Simulation beschrieben werden:
Riesige Rate, aber durch Auswahlkriterien stark unterdrückt → würde extrem viel CPU kostet, mit kleiner Ausbeute
Zudem große theoretische Unsicherheiten
Alternative: QCD Untergrundeigenschaften aus den Daten selbst Verwende mT(W)
Modellieren des QCD Untergrunds
Vergleich (in Signal-Region 2j1t)
Daten (Punkte):
Signal+non-QCD MC (grün)
QCD-angereicherte Daten (rot) aus “invertierter Lepton-Isolation”
Akzeptable Übereinstimmung (Verwendung anderer Variabler
liefert ähnliche Ergebnisse)
Neuronales Netz: Input, Training und Testing
Ordnung (engl: “Ranking”) der
Variablen anhand Signifikanzverlust, falls Variable nicht verwendet wird Verwendung der 11 Variablen mit dem höchsten Rang.
Test auf Übertraining durch Kolmogorov-Smirnov-Test von Training und Testverteilung: ok
Wirkungsquerschnitt
Messung durch Anwendung der ermittelten Korrektur auf die Vorhersage
Totaler Wirkungsquerschnitt σt+σt̅ aus Kombination von σt und R (und Fehlerfortpflanzung)
mit
Prozess Fit-
ergebnis Signal μ+ 1.13±0.08 tt+tW 1.00±0.02 W+jets 1.11±0.09 QCD 0.86±0.29 R(σt/σt̅) 1.81±0.19
Totaler Wirkungsquerschnitt σt
Messung: 238 ±13stat ±29syst ±5lumi pb
Theorie (NNLO): 217 + 6.6-4.6scale ± 6.2PDF+αS pb
Verhältnis von t-Quark und t-Antiquark:
R = 1.66 ± 0.02stat ± 0.05syst
μ+
- μ--
Ergebnisse der Messung
arXiv:1610.0067 8R = σ(t)/σ(t)
_arXiv:1812.10514
2015 Daten
2016 Daten
https://twiki.cern.ch/twiki/bin/view/LHCPhysics/LHCTopWGSummaryPlots t-channel
tW-channel
s-channel
Single Top-Quark Vorhersagen und Messungen
KIT
Zusammenfassung
Produktionswirkungsquerschnitte Top-Quark Signatur
Definition des Wirkungsquerschnitts
Anreicherung des Datensatzes durch Vorauswahl Vergleich Daten und MC Simulation
Bestimmung des QCD-Untergrunds aus den Daten
Bestimmung von Signal und Untergründen aus Anpassung an die NN- Ausgabeverteilung
Diskussion der Ergebnisse und Unsicherheiten Neuronale Netze
NEURONALE NETZE
Backup
Klassifikation (Signal vs. Untergrund)
Lineare Verfahren: analytisch behandelbar
Nicht-lineare Verfahren analytisch i.a. nicht möglich
Automatisiere Algorithmus zur Ermittlung optimaler Trennung
→ Maschinelles Lernen
Supervised Learning: Trainieren auf vorklassifizierter Stichprobe (aus Simulation oder Erfahrung), Beispiel: SPAM-filter
Teilchenphysik: Konventionelle Algorithmen seit vielen Jahren eingesetzt:
Künstliche Neuronale Netze, Boosted Decision Trees, Support Vector Machines Deep-Learning (seit 2-3 Jahren): Durchbruch in Software und Hardware
einfache Schnitte linear nicht-linear
Wähle Verfahren unter Berücksichtigung von Aufwand und Nutzen