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Wie Corona mein Leben veränderte

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Academic year: 2022

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Wie Corona mein Leben veränderte

Unter der Woche stehe ich immer um 9 Uhr auf und frühstücke zusammen mit meinen beiden Brüdern. Meine Mutter ist um diese Zeit schon längst in der Klinik. Sie ist Chefärztin in einer Klinik. Dort erarbeitet sie jeden Tag einen neuen Hygieneplan mit ihren Kollegen und Kolleginnen, um die Patienten und sich selbst zu schützen. Jeden Tag gibt es neue Informationen vom

Gesundheitsamt und dem Robert-Koch-Institut. Es gibt Menschen, die die Regeln der Klinik nicht beachten und sich und ihre Mitmenschen dadurch in Lebensgefahr bringen können. Das ganze Team muss um die 6-8 Stunden Mund- und Nasenschutz tragen, das ist nicht einfach.

Auf meiner Mutter lastet viel Druck und Verantwortung. Die Nachbarn der Klinik haben Anzeige gegen die Klinik gestellt, weil sich Patienten auf der Liegewiese getroffen haben. Das ist unfair, weil die Klinik nichts dafür kann.

Es gibt viele Menschen, die die aktuellen Regeln einhalten, aber es gibt auch welche, die dies nicht tun.

Patienten haben Familie und Freunde mit in die Klinik gebracht, obwohl dies ausdrücklich untersagt wurde. Auch Arbeitskollegen waren noch im Urlaub und hatten Kontakt mit Infizierten. Dies haben sie verheimlicht, aus Angst sie müssen dann zu Hause bleiben.

Meine Patentante leitet eine Arztpraxis und hat sich mit Covid-19 infiziert, weil einer ihrer Patienten in Österreich war. Sie musste auf der Intensivstation behandelt werden. Zum Glück ist sie jetzt wieder zu Hause und es geht ihr besser. Auf Facebook hat man sich über sie aufgeregt, warum sie keine Schutzmaßnahmen ergriffen hat. Ich finde es nicht fair, dass während sie im Krankenhaus liegt, über sie bei Facebook gelästert wird.

Aber jetzt wieder zu mir und meinem Corona- Alltag. Nach dem Frühstück logge ich mich in das Schulportal ein. Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil so viele Schüler das Portal benutzen. Nachdem ich das geschafft habe, lerne ich ca. 2 bis 3 Stunden für die Schule.

Mein großer Bruder Jonathan wollte dieses Jahr sein Abitur machen. Wir alle hatten Angst, er könnte die schriftlichen Prüfungen nicht schreiben, da es vielleicht eine zu große Infektionsgefahr wäre. Doch er konnte sie schreiben.

Wir sind alle froh darüber.

In der Zeit, in der ich lerne, lernen meine Brüder auch für die Schule. Danach mache ich immer kurz Pause. Meine Mutter ruft dann meistens von der Arbeit bei uns an, um uns zu fragen wie es uns geht. Sie gibt uns noch Aufgaben für den Haushalt. Wir erledigen sie vor und nach dem Mittagessen. Dann habe ich Freizeit. Ich habe mir vorgenommen, dass ich in der Coronakrise jeden Tag Sport mache. Ich habe die Wahl zwischen Workouts, Balletttraining oder ich fahre zu meiner Reitbeteiligung.

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Meinen Ballettunterricht bekomme ich online. Genauer gesagt bekommen wir Videos mit Übungen gesendet. Aber das macht mir keinen richtigen Spaß.

Es ist nicht das gleiche, wie der Unterricht mit meinen Freundinnen.

Am späten Nachmittag kommt meine Mutter nach Hause. Wir versuchen dann immer noch etwas zu viert zu machen. Aber das ist gar nicht so einfach, sich auf etwas zu einigen, womit alle zufrieden sind. Es hat ja alles zu. Häufig gehen wir spazieren. Nach ein paar Wochen wird das langweilig. Manchmal bringt meine Mutter Kuchen vom Bäcker mit. Dann setzen wir uns auf eine Bank und genießen die letzten Sonnenstrahlen. Meine Mutter fragt uns immer wie unser Tag war. Meistens sagen wir, dass alles gut geklappt hat.

Dann erzählt unsere Mutter wie ihr Arbeitstag war. Neben der ganzen Coronakrise bereitet sie spätabends Unterlagen für ihren Anwalt vor. Mein Vater lässt sich von meiner Mutter scheiden. Aber dieser legt uns auch noch Steine in den Weg und akzeptiert nicht, dass wir Kinder und meine Mutter keinen Kontakt zu ihm haben wollen. Das erschwert die ganze Trennung.

Sämtliche Gerichtstermine werden verschoben oder sogar abgesagt. Die Polizei, bei der wir Anzeige gegen ihn stellen wollten, organisiert alles

aufgrund der Kontaktsperre über das Internet. Leider kann ich dies nicht tun, da ich noch unter 18 Jahren bin. Ich will eine Anzeige wegen Verletzung des Bildrechts gegen ihn stellen, da er Fotos von mir und meinen Brüdern in sozialen Medien ohne mein Einverständnis veröffentlicht hat. Mein Vater fragte auf Facebook ob Corona meine Mutter in der Birne krank macht. Ich finde man sollte keine Scherze oder Dummheiten über Krankheiten sagen oder schreiben.

Meine Mutter macht sich Sorgen, dass wir mit dem Homeschooling nicht klar kommen, aber es klappt gut. Am Samstag fahre ich mit meiner Mutter zu meiner Reitbeteiligung und bewege dort mein Pferd. Auch dort habe ich das Problem, dass ich Abstand zu anderen halten muss. Ich kann nicht mit Freunden ausreiten und ich habe selten Reitunterricht. Meine Reitlehrerin und ich kommunizieren während der Reitstunde über Walkie Talkie. Damit können wir den geforderten Abstand einhalten. Aber auch das ist nicht

einfach, denn manchmal muss sie mir etwas zeigen. Dann kommt sie auf den Reitplatz und versucht den nötigen Abstand einzuhalten. Nachdem wir dort fertig sind, gehen meine Mutter und ich einkaufen. Oft kommt einer von meinen Brüdern mit. In den Supermärkten darf man nur noch mit Maske

einkaufen. Ich mag die Masken nicht so sehr, aber sie schützen mich und das ist gut so. Für das Einkaufen brauchen wir meistens zwei Stunden. Am

Nachmittag gehen wir noch raus in den Garten oder wir fahren an einen schönen Ort und laufen dort.

An manchen Wochenenden fahren wir auch in eine Stadt. Das ist aber selten.Wenn wir in die Stadt fahren, ist das für mich immer komisch so viele Leute zu sehen, weil ich sonst nur zu Hause bin und außer meiner Familie niemanden sehe. Obwohl es in dieser Zeit viel weniger Menschen als sonst sind, die man jetzt zum Beispiel in Frankfurt sieht.

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Mein Bruder Jonathan hatte in dieser Zeit Geburtstag. Er wurde achtzehn.

Eigentlich wollte er groß feiern. Aber Covid-19 hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben dann als Familie zu viert in den Geburtstag reingefeiert, was auch schön war.

Eigentlich hätte ich dieses Jahr meine Konfirmation gefeiert, aber sie musste verschoben werden. Der Termin für die Konfirmation ist jetzt erst in einem Jahr. Das ist schade, weil wir schon ein Restaurant gefunden hatten, die Einladungskarten versendet hatten und ich habe schon ein Kleid gekauft. Die Frage ist, passt das Kleid noch in einem Jahr?

Covid-19 hat auch etwas Gutes an sich, denn wir konnten viele Sachen im Haus erledigen, die wir sonst in der Schulzeit nie machen würden. Durch den geringen Flugzeug- und PKW Verkehr ist die Luft ganz klar und es ist viel ruhiger. Auch, dass wir in der Familie viel Zeit miteinander haben ist schön.

Wenn meine Familie und ich die Tagesschau sehen, wird immer vom Corona- Virus gesprochen. Schlimm war es in der Zeit, in der das Virus hier in

Deutschland ankam. Die Tagesschau dauert normalerweise eine

Viertelstunde, aber sie lief in der Zeit auch mal eine halbe Stunde. Jetzt ist es ein bisschen besser, aber bei jedem Thema ist immer wieder die Rede vom Corona- Virus

(,, Die Abschiedsfeier konnte nur in kleinem Rahmen stattfinden,

weil ...Corona oder die Kanzlerin konnte nur mit dem Präsidenten über Telefon reden, weil … Corona).

Bei vielen Filmen, die ich sehe, denke ich immer automatisch, dass die

Schauspieler nicht so nah beieinander stehen dürfen. So sehr habe ich mich schon an das Abstand halten gewöhnt.

Viele Menschen haben seit sie vom Corona- Virus gehört haben

Hamstereinkäufe gemacht, weil sie Angst hatten sie würden sich anstecken bzw. es nicht mehr genug zum Einkaufen gibt. Klar, es gibt ein Risiko für jeden Menschen. Aber manche arbeiten bis in den Abend hinein und wollen dann noch Einkaufen und durch die Hamstereinkäufe bekommen sie nichts mehr. Was vor allem gehamstert wurde, waren Klopapier, Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe und Mehl. Viele Menschen haben Mehl gekauft, weil sie nicht mehr zum Bäcker fahren und sich ihr eigenes Brot backen. Ich bin froh, dass wir eigentlich nur Luxusprobleme haben und nicht wie in anderen

Ländern in Flüchtlingsunterkünften leben und kein Wasser, sowie

Lebensmittel haben. Dort ist die Ansteckungsgefahr viel höher als hier in Deutschland. In vielen Ländern haben die Krankenhäuser nicht genügend Schutzkleidung. Dort werden die Sachen immer mehrmals gebraucht, obwohl es wichtig ist die Sachen nur einmal zu benutzen.

Sogar hier in Deutschland war es nötig, dass man die Schutzkleidung zweimal oder mehrmals benutzen musste. In manchen Ländern wurden so viele Menschen auf einmal infiziert, dass manche auf den Straßen starben.

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Die Leichenhäuser waren überfüllt mit Leichen, sodass die Leichen auf den Straßen erst Tage nach ihrem Tod in ein Leichenhaus gebracht werden konnten. In Ländern, in denen es viele Tote gab, wurden sogar Kühlwagen oder Kühlzelte vor den Krankenhäusern aufgestellt, weil die Leichenhäuser überfüllt waren. In Messehallen oder Turnhallen wurden mobile

Krankenhäuser aufgebaut, um die Massen an Infizierten zu bewältigen.

Es gab auch einen Schutzmaskenmangel. Menschen, die zu Hause waren, nähten selbst welche, um sie an andere Menschen zu verkaufen oder zu verschenken. Der Preis für eine selbstgenähte Schutzmaske liegt bei ca. 10- 14 Euro. Vor der Krise hat eine medizinische Schutzmaske ca. 0,60 -1,00 Euro gekostet. Meine Mutter benutzt ihre Schutzmaske auch zweimal oder mehrmals. Sie bekommen normalerweise immer pro Tag eine Schutzmaske ausgehändigt. Manchmal gab es Menschen, die sich pro Tag drei Masken genommen haben und meine Mutter hat ihre neue Maske an Kollegen/innen abgegeben, die näher mit dem Patienten im Kontakt sind.

So gut wie in allen Ländern fehlen Intensivbetten und Beatmungsgeräte.

Autofirmen wurden aufgefordert oder taten es freiwillig, dass sie Beatmungsgeräte herstellen statt Autos zu produzieren.

In einigen Ländern gab es einen Ärzte- und Pflegemangel. Bei meiner Mutter in der Klinik wurde Desinfektionsmittel gestohlen. Ich finde das traurig, da die kranken Menschen und das Pflegepersonal das Desinfektionsmittel dringend benötigen während für die Menschen zu Hause auch Händewaschen

ausreichend ist.

In den sozialen Medien wurden Videos und Fotos von Ärzten und Pflegern eingestellt mit dem Hashtag: Stayathome. Viele Fernseh- und Radiosender, sowie Promis beteiligten sich daran, um die Menschen zu animieren zu Hause zu bleiben. Die live Fernsehshows und Fußballspiele werden ohne Zuschauer übertragen oder gespielt. Hotels und Restaurants mussten schließen, weil niemand mehr wegen der Kontakteinschräkungen kommen durfte.

Die Kanzlerin hat alle aufgefordert nur noch für dringend notwendige Dinge, zum Sport machen oder zum Arbeiten aus dem Haus zu gehen. Das ist gar nicht so einfach zu unterscheiden, ob das, was ich draußen machen will, nötig ist oder nicht. Es gibt viele Menschen, die ein Restaurant oder

Schnellimbiss besitzen, sich tolle Ideen einfallen lassen haben um trotzdem Geld zu verdienen. So wurden provisorisch Drive-Ins aufgestellt oder über lange Platten wurde das Essen ausgegeben. Ich finde es schade, dass ich meine Großeltern die letzte Zeit nicht sehen konnte, weil es einfach zu riskant wäre. Da aber jetzt die Regierung gesagt hat, dass sich zwei Hausstände wieder miteinander treffen können, habe ich letztes Wochenende meine Großeltern sehen können. Wir haben Abstand gehalten und haben zur

Begrüßung und zum Abschied einen Armcheck und Fußcheck gemacht. Das wird jetzt ganz oft zur Begrüßung von allen Menschen gemacht, um das Risiko zu mindern, dass man sich ansteckt. Wir waren die ganze Zeit mit

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meinen Großeltern in der Natur, weil man damit das Infektionsrisiko

verringern kann. Jetzt wird bald wieder alles ein wenig aufgelockert, aber es ist nicht dasselbe wie vorher. Nächste Woche werde ich wieder in die Schule gehen. Ich kann mir das noch gar nicht so richtig vorstellen, aber ich freue mich darauf meine Freunde wiedersehen zu können. Meine Familie und ich sind uns sicher, dass es noch ein langer Weg wird bis alles wieder normal ist.

Vielleicht wird es nie mehr so wie vorher.

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