Prof. Dr. Moritz Kaßmann Fakultät für Mathematik
Sommersemester 2016 Universität Bielefeld
Klausur Mathematik für Biologen und Biotechnologen (240109) 2. Termin am 04. Oktober 2016
Hinweis: Stellen Sie bei jeder Aufgabe Ihren Lösungsweg ausführlich dar. Für die alleinige Angabe der richtigen Lösung erhalten Sie unter Umständen keine Punkte.
Aufgabe 1 (5+5 Punkte)
Geben sie jeweils die Funktionsvorschrift zu den beiden abgebildeten Funktionsgraphen an:
−4 −2 2 4
−4
−2 2 4
f
g
Lösungsvorschlag:Die Funktionenf, g:R→Rkönnen durch die folgende Funktionsvorschrift beschrieben werden:
f(x) = 2|x| −4 =
(2x−4, x≥0
−2x−4, x <0 g(x) =−|x−1|=
(−x+ 1, x≥1 x−1, x <1
Aufgabe 2 (10+5 Punkte)
Kalte Milch mit einer Temperatur von 7◦C erwärmt sich bei einer Zimmertemperatur von 23◦C innerhalb von 10Minuten auf 15◦C.
(a) Bestimmen Sie eine Funktion, die die Temperatur der Milch in Abhängigkeit der Zeit gut beschreibt.
(b) Nach welcher Zeit ist die Milch 20◦C warm?
Lösungsvorschlag:
(a) Der Wachstumsvorgang der Milchtemperatur lässt sich anhand einer beschränkten Wachstumsfunktion beschreiben. Die Funktionsvorschrift einer beschränkten Wachstumsfunktion ist gegeben durch
y(t) =S−ce−kt.
Hierbei ist die Sättigungsschranke durch die Umgebungstemperatur der Küche, d.h. S= 23, gegeben.
Die Anfangstemperatur der Milch liefert
y(0) = 7 ⇐⇒ 23−c= 7 ⇐⇒ c= 16.
Einsetzen iny(10) = 15, liefert
y(10) = 23−16e−10k = 15 ⇐⇒ k= ln(12)
−10 ≈0,0693.
Somit ist die gesuchte Wachstumsfunktion
y(t) = 23−16e
ln( 1 2) 10 t. (b) Es gilt
y(t) = 20 ⇐⇒ 23−16e
ln( 1 2)
10 t= 20 ⇐⇒ e
ln( 1 2)
10 t= 3
16 ⇐⇒ t= 10ln(163 )
ln(12) ≈24,15.
Die Milch hat nach etwa24 Minuten und9 Sekunden eine Temperatur von20◦C.
Aufgabe 3 (5+10 Punkte)
A= 1 1
2 a
.
(a) Bestimmen Siea∈R derart, dass die MatrixA die Eigenwerteλ1= 2 und λ2 =−1 hat.
(b) Bestimmen Sie zuλ1 undλ2 jeweils alle zugehörigen Eigenvektoren.
Lösungsvorschlag:
(a) Die Matrix Ahat das charakteristische Polynom
χ(λ) = det(A−λE2) = (1−λ)(a−λ)−2 =λ2+ (−1−a)λ+a−2.
Es gilt
χ(2) = 0 ⇐⇒ 4−2−2a+a−2 = 0 ⇐⇒ a= 0.
Des Weiteren gilt
χ(−1) = 0 ⇐⇒ 1 + 1 +a+a−2 = 0 ⇐⇒ a= 0.
Folglich hat die Matrix für den Wert a= 0 die beiden gesuchten Eigenwerte.
(b) Wir bestimmen nun die Eigenvektoren zu den Eigenwerten:
λ1 = 2: : Es gilt
Ax= 2x ⇐⇒
x1+x2 = 2x1
2x1+ 0x2 = 2x2
.
Die zweite Gleichung liefert unmittelbar x1 = x2. Setzen wir dies in die erste Gleichung ein, so erhalten wir 0 = 0. Somit besitzt das Gleichungssystem unendlich viele Lösungen und alle Eigenvektoren zuλ1 = 2sind von der Form
v=c 1
1
, c∈R. λ=−1: Es gilt
Ax=−1x ⇐⇒
x1+x2 =−x1 2x1+ 0x2 =−x2 .
Die zweite Gleichung liefert unmittelbar x2 = −2x1. Setzen wir dies in die erste Gleichung ein, so erhalten wir 0 = 0. Somit besitzt das Gleichungssystem unendlich viele Lösungen und alle Eigenvektoren zuλ2 =−1sind von der Form
v=c 1
, c∈R.
Aufgabe 4 (5+5 Punkte)
Berechnen Sie die folgenden Ausdrücke:
(a)
∞
X
k=1
2k 5k+1,
(b)
1 0 2 3 4 8
1 2 4 8 1 3
.
Lösungsvorschlag:
(a)
∞
X
k=1
2k 5k+1 = 1
5
∞
X
k=1
2k 5k = 1
5 ∞
X
k=0
2k 5k
!
−1
!
= 1 5
1 1−25 −1
!
= 1 5
5 3 −1
= 1 5 2 3 = 2
15.
(b)
1 0 2 3 4 8
1 2 4 8 1 3
=
1·1 + 0·4 + 2·1 1·2 + 0·8 + 2·3 3·1 + 4·4 + 8·1 4·2 + 4·8 + 8·3
=
3 8 27 62
.
Aufgabe 5 (10 Punkte)
Bestimmen Sie alle Lösungenx∈Rder Gleichung
−1−cos2(x) + sin2(x) = 0.
Lösungsvorschlag:Es gilt:
−1−cos2(x) + sin2(x) = 0
⇐⇒ −(sin2(x) + cos2(x))−cos2(x) + sin2(x) = 0
⇐⇒ cos2(x) = 0
⇐⇒ cos(x) = 0.
Folglich ist die Menge aller Lösungen der obigen Gleichung gegeben durch L=
n
x∈R:x= π
2 +kπ, k∈Z o
.
Aufgabe 6 (5+5+5+5 Punkte)
Berechnen Sie die folgenden Ausdrücke:
(a)
8
Z
1
6
√3
x2 dx,
(b)
π
Z4
0
sin(x)ecos(x)dx,
(c)
e
Z
1
xln(x)dx,
(d)
√e
Z
0
xln(x2)dx.
Lösungsvorschlag:
(a) Es gilt
8
Z
1
6
√3
x2dx=
8
Z
1
6x−2/3dx= 18√3 x
8
1= 18·2−18·1 = 18.
(b) Mit der Substitutiony(x) = cos(x) gilty0(x) =−sin(x) und somit
π
Z4
0
sin(x)ecos(x)dx=−
π
Z4
0
(−sin(x))ecos(x)dx=−
√1 2
Z
1
eydy= (ey)
1
√1 2
=e−e1/
√ 2.
(c) Mit der Regel der partiellen Integration erhalten wir
e
Z
1
xln(x)dx= 1
2x2ln(x)
e 1
−
e
Z
1
1 2x21
xdx= 1 2e2−
1 4x2
e 1 = 1
2e2−1 4e2+ 1
4 = 1
4(e2+ 1).
(d) Mit der Substitutiony(x) =x2 gilty0(x) = 2x und somit
√e
Z
0
xln(x2)dx= 1 2
√e
Z
0
2xln(x2)dx= 1 2
e
Z
0
ln(y)dy= 1
2(yln(y)−y)
e 0 = 0.
Aufgabe 7 (14+6 Punkte)
Die Funktionf :R→R sei gegeben durch
f(x) = (x2−2x)ex. (a) Untersuchen Sie f auf lokale und globale Extrema.
(b) Bestimmen Sie die Geradengleichung der Tangente anf an der Stellex0= 1.
Lösungsvorschlag:
(a) Wir bestimmen zunächst die erste Ableitung der Funktionf. Es gilt mit der Produktregel f0(x) = (x2−2x)ex+ (2x−2)ex =ex(x2−2).
Wir erhalten die kritischen Punkte der Funktion als Lösung der Gleichungf0(x) = 0. Es gilt f0(x) = 0 ⇐⇒ x2−2 = 0 ⇐⇒ x=√
2oder x=−√ 2.
Das Vorzeichen der Funktionx7→f0(x)wird durch die Funktionx2−2festgelegt. Folglich hatf0 einen Vorzeichenwechsel von +nach −inx=−√
2 und einen Vorzeichenwechsel von −nach+ inx=√ 2.
Somit hatf ein lokales Maximum inx=−√
2 und ein lokales Minimum inx =√
2. Wir untersuchen nun, ob es sich hierbei um globale Extrema handelt. Es gilt f(−√
2) ≈ 1,17 und f(√
2) = −3,41.
Zudem gilt
x→∞lim f(x) =∞ und lim
x→−∞f(x) = 0.
Also hatf kein globales Maximum, ein lokales Maximum an der Stelle x=−√
2 und ein lokales und globales Minimum inx=√
2.
(b) Die Tangente von f an der Stelle x0 = 1 besitzt die Steigung f0(1) = −e. Der Berührpunkt ist (1, f(1)) = (1,−e). Somit gilt für die Tangentengleichungt(x) =−e·x+m:
−e=−e·1 +m ⇐⇒ m= 0.
Also istt(x) =−e·x Geradengleichung der Tangente anf an der Stellex0= 1.