Spursatz
Maximilian Kling
LMU München
Zillertal, 08.01.2015
Sobolew-Räume (Wdh.)
Denition: Sei U ∈Roen und 1≤p ≤ ∞.
Der Sobolew-Raum Wk,p(U) ist der Raum aller lokal integrierbaren Funktionen u :U 7→R, sodass für jeden Multiindexα:= (α1, ..., αn) mit
|α| ≤k die schwache Ableitung Dαu in Lp(U)existiert.
Erinnerung: v=Dαu ist dieα-te schwache Ableitung von u, falls Z
U
uDαΦdx = (−1)|α|
Z
U
vΦdx ∀Φ∈Cc∞(U)
Der Sobolew-0-Raum
Denition: Die Sobolew-Norm ist deniert als:
kukWk,p(U) :=
( (P
|α|≤k
R
U|Dαu|pdx)1p 1≤p<∞ P
|α|≤kess sup|Dαu| p=∞
Denition Der Sobolew-0-Raum W0k,p(U) ist der Abschluss vonCc∞(U) in Wk,p(U).
u liegt also inW0k,p(U)gdw. ∃(um)m∈N⊂Cc∞(U) sodass um →u im Sinne der Sobolew-Norm.
Der Spuroperator - Motivation
Sei im Folgenden wiederU ∈Rn oen.
Denition Der Rand∂U istCk, wenn ∀x0 ∈∂U ∃r >0 und eineCk Funktionγ :Rn−17→R, sodass unter eventueller Änderung der Koordinatenachsen gilt:
U∩Br(x0) ={x ∈Br(x0)|xn> γ(x1, ...,xn−1)}
Sei nun∂U C1 undu ∈W1,p(U).
Problem bei Berechnung von RWP: u∈W1,p(U)ist auf ∂U schwer zu denieren, da ∂U Lebesgue-Nullmenge und u auf Nullmengen nicht deniert. Lösung:
Spursatz
Sei U beschränkt und∂U C1. Dann existiert ein beschränkter linearer Operator
T :W1,p(U)7→Lp(∂U) sodass:
• Tu=u|∂U wennu∈W1,p(U)∩C( ¯U)
• kTukLp(∂U)≤CkukW1,p(U)
∀u ∈W1,p(U), wobeiC nur vonU und p abhängt.
Wir nennen Tu die Spur vonu auf∂U.
Beweis des Spursatzes (I/IV)
Sei zunächstu ∈C1( ¯U),x0 ∈∂U und ∂U ach bei x0, in der Ebene {xn=0} liegend.
Dann existiert ein oener BallB :=Br(x0) mit B+:=B∩ {xn≥0} ⊂U¯ DeniereBˆ:=Br
2(x0) und wähle η∈Cc∞(B) mitη|B ≥0 undη|Bˆ =1.
Zuletzt sei Γ :=∂U ∩Bˆ undx0 = (x1, ...,xn−1)∈R={xn=0}.
Beweis des Spursatzes (II/IV)
Es ergibt sich:
Z
Γ
|u|pdx0 ≤ Z
{xn=0}
η|u|pdx0 Gauÿ= − Z
B+
(η|u|p)xndx Prod.Regel=
− Z
B+
|u|pηxn+p|u|p−1(sgn u)uxnηdx Young-Ungl.
≤ C
Z
B+
|u|p+|Du|pdx Im Fall x0∈∂U, aber einem nicht-achen Rand, wird der Rand in einer Umgebung von x0 veracht und es ergibt sich mit Veränderung der Variablen:
Z
Γ
|u|pdS ≤C Z
U
|u|p+|Du|pdx wobei mit dS das jeweilige Oberächenmaÿ gemeint ist.
Beweis des Spursatzes (III/IV)
∂U ist kompakt⇒ ∃(xi0)i∈{1,...,N}, N<∞ und entsprechend (Γi)i∈{1,...,N} sodass ∂U =∪Ni=1Γi und
kukLp(Γi)≤CkukW1,p(U) ∀i ∈ {1, ...,N}
Mit der Konvention:Tu =u|∂U gilt also:
kTukLp(∂U) ≤CˆkukW1,p(U), Cˆ∈R (1) wobeiCˆ nur vonU und p abhängt.
Beweis des Spursatzes (IV/IV)
Bisher:u∈C1( ¯U). Sei also u∈W1,p(U). Dann gibt es(um)m∈N⊂C∞( ¯U) sodass um W1
,p(U)
−→ u. Mit (1) gilt also:
kTum−TulkLp(∂U)≤Cˆkum−ulkW1,p(U)
Also ist (Tum)m∈N Cauchy-Folge inLp(∂U). DeniereTu :=m→∞lim Tum in Lp(∂U).
Istu ∈W1,p∩C( ¯U), liefert ein Approximationsargument auch gleichmäÿige Konvergenz von um gegenu und:
Tu=u|∂U
Nullspurfunktionen in W
1,p(U )
Im Folgenden werden Funktionen mit Nullspur betrachtet.
Satz Sei U beschränkt,∂U C1 undu ∈W1,p(U). Dann:
u ∈W01,p(U)⇐⇒Tu=0 auf ∂U
Beweis ⇒ Seiu ∈W01,p(U)⇒ ∃(um)m∈N⊂Cc∞(U) :um W1
,p(U)
−→ u. DaTu =0 auf∂U ∀m∈Nund T :W1,p(U)→Lp(∂U) lin. beschr.
Operator, folgt Tu=0 auf∂U.
Beweis des Nullspursatzes (I/V)
⇐ Sei Tu=0 auf∂U. Mit Zerlegung der Eins und erneutem Verachen von ∂U, kann auch angenommen werden:
u ∈W1,p(Rn+) ∧ u hat kompakten Träger ∧ Tu=0 auf ∂Rn+=Rn−1 Dann ∃(um)m⊂N∈C1( ¯Rn+) : um W
1,p(Rn+)
−→ u und es gilt:
Tum =um|
Rn−1 →0 inLp(Rn−1) Ist nun x0 ∈Rn−1, xn≥0, so gilt:
|um(x0,xn)| ≤ |um(x0,0)|+ Z xn
0
|um,xn(x0,t)|dt
Beweis des Nullspursatzes(II/V)
Also:
Z
Rn−1
|um(x0,xn)|pdx0 ≤C( Z
Rn−1
|um(x0,0)|pdx0+ xnp−1
Z xn
0
Z
Rn−1
|Dum|pdx0dt)
m→ ∞ liefert:
Z
Rn−1
|u(x0,xn)|pdx0≤Cxnp−1 Z xn
0
Z
Rn−1
|Du|pdx0dt für fast jedesxn≥0 (2)
Beweis des Nullspursatzes(III/V)
Sei nunη ∈C∞(R+)mitη ≡1 auf[0,1],η≡0 auf R\[0,2]und 0≤η≤1 und:
ηm :=η(mxn), (x ∈Rn+) wm :=u(x)(1−ηm) Dann:
wm,xn =uxn(1−ηm)−muη0 Dx0wm =Dx0u(1−ηm) Es ergibt sich:
Z
Rn+
|Dwm−Du|pdx ≤C Z
Rn+
|ηm|p|Du|pdx+Cmp Z 2
m
0
Z
Rn−1
|u|pdx0dt
Beweis des Nullspursatzes (IV/V)
Nun gilt:C R
Rn+
|ηm|p|Du|pdx −→0 und mit (2) lässt sich folgern:
Cmp Z 2
m
0
Z
Rn−1
|u|pdx0dt ≤Cmp( Z 2
m
0 tp−1dt)(
Z 2
m
0
Z
Rn−1
|Du|pdx0dxn)
≤C Z 2
m
0
Z
Rn−1
|Du|pdx0dxn−→0 wenn m→ ∞ Insgesamt also: Dwm→Du inLp(Rn+)
Beweis des Nullspursatzes
Da oensichtlich auch wm=u(1−ηm)→u(1−0) =u inLp(Rn+) können wir folgern, dass:
wm−→u in W1,p(Rn+) nach Def. der Sobolew-Norm.
Aber wm =0, sobald 0<xn< m1. Deswegen können wir diewm so modizieren, dass ∃(um)m∈N⊂Cc∞(Rn+), sodass um →u in W1,p(Rn+).
Es ergibt sich u ∈W01,p(Rn+)