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Wie schädlich ist Cannabis wirklich?

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Kinder mit allergischen Erkrankungen werden oft aus Angst vor schwer wiegen- den Reaktionen nicht geimpft. Diese Ein- stellung ist aber nach Auffassung der Impfexperten Dres. Markus Knuf und Pirmin Habermehl, Kinderklinik und Kin- derpoliklinik der Johannes Gutenberg- Universität Mainz, nicht grundsätzlich ge- rechtfertigt.

Hilfs- und Konservierungsstoffe, Reste von Kulturmedien, auf denen der Impf- stoff gezüchtet wurde, aber auch die Antigene selbst können unter Umständen schwere allergische Reaktionen auslösen.

Eine Impfung sollte nach dem Rat von Knuf und Habermehl unterbleiben, wenn ein Kind nachweislich auf solche Inhalts- stoffe, wie etwa das Antibiotikum Neo- mycin, allergisch reagiert. Auch Gelatine ist als Auslöser von Überempfindlichkeits- reaktionen bekannt, weshalb bei einer be- kannten Allergie gegen Gelatine ebenso von Impfungen abgeraten wird.

Als wichtigste Gruppe von Allergenen in Impfstoffen gelten Reste von Kulturme- dien wie etwa Hühnereiweiss. Hühner- eiweiss ist in Spuren im Masern-Mumps- Röteln-Impfstoff sowie in FSME- und Tollwutvakzine enthalten. Ausserdem fin- det sich die Substanz in Influenza-A-Impf- stoffen und in der Gelbfiebervakzine.

Sollen Kinder mit bekannter Hühnerei- weissallergie (HEA) überhaupt geimpft werden? Gesundheitsbehörden und Impf- stoffhersteller beurteilen dies unterschied- lich. Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass Kinder mit HEA problemlos MMR- geimpft werden können. Die beiden Mainzer Mediziner empfehlen für die MMR-Impfung, Kinder mit einer Hühner- eiweissallergie stets unter stationären Be- dingungen, das heisst in einer Einrichtung mit Reanimationsbereitschaft, zu impfen.

Tests, um die Risikokinder für schwerste allergische Reaktionen vorab herauszufil- tern, haben sich nicht bewährt und sind

unter Umständen sogar gefährlich. Dage- gen wird für die Influenzaimpfung bei ei- ner HEA die Hauttestung vor der Impfung empfohlen.

Eine Impfung gegen die virale Frühsom- mer-Meningoenzephalitis (FSME) ist nach Auffassung der beiden Mediziner bei al- lergischen Kindern wegen der fehlenden Datenlage reiflich zu überlegen. Insbeson- dere seien das begrenzte Verbreitungs- gebiet des FSME-Virus sowie der meist schwächere Verlauf einer FSME-Virus-In- fektion im Kindesalter zu berücksichtigen.

Noch fraglicher ist die Gelbfieberimpfung bei allergischen Kindern. Möglicherweise sei es im Einzelfall angeraten, ein Kind mit Hühnereiweissallergie gar nicht in ein Gelbfieberendemiegebiet reisen zu lassen.

Generell sollte diese «Reiseimpfung» nur nach strenger Indikationsstellung von spe- zialisierten Zentren verabreicht werden.

U.B.

Sollen allergische Kinder geimpft werden?

Cannabis kann Angst, Erregung und Wut auslösen – bei Politikern. Die Folgen dieses Cannabis-induzierten psychologi- schen Distress-Syndroms (CIPDS) umfas- sen Überreaktionen in der Drogengesetz- gebung und -politik sowie eine fehlende Unterscheidung zwischen Gebrauch und Missbrauch, meint ein Kommentar in

«The Lancet» vom 15. Mai. Anlass ist ein systematischer Review von longitudinalen Studien auf Bevölkerungsebene, die sich mit den psychologischen und sozialen Fol- gen des Konsums von Cannabis und an- deren illegalen Drogen durch junge Men- schen befasst haben. Die Autoren dieser sehr umfangreichen Publikation, zu de- nen britische Allgemeinmediziner, Psycho- logen und Drogenfachleute sowie auch Matthias Egger vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern gehören, kommen zum Schluss, dass die verfügbare Evidenz eine gewichtige kau- sale Beziehung zwischen Cannabis-Kon-

sum und psychosozialen Schäden nicht wirklich zu stützen vermag, aber auch die Möglichkeit einer solchen Korrelation nicht ausschliessen kann. Fehlende Be- weise für eine kausale Verknüpfung ver- bieten es, dem Konsum illegaler Drogen Gefahren für die öffentliche Gesundheit zuzuschreiben. Diese Feststellung wider- spreche einer weit verbreiteten Besorgnis, sie bedeute aber nicht, dass Cannabis- Konsum in psychosozialer Hinsicht als harmlos zu betrachten ist, denn die beste- hende Evidenz lässt auch diesen Schluss nicht zu.

Die Autoren fanden 48 relevante Studien, von denen 16 eine gute Qualität hatten und die robusteste Evidenz lieferten.

Einigermassen konsistente Assoziationen - wurden zwischen Cannabis-Konsum und geringerem Ausbildungserfolg sowie psy- chologischen Gesundheitsproblemen und problematischem Verhalten gefunden. Alle diese Korrelationen – die übrigens in Aus-

mass und Aussagekraft viel geringer sind als oft angenommen – erscheinen aber durch nichtkausale Mechanismen erklär- bar, wie die Fachleute betonen.

Bessere Daten wären also wünschenswert.

Dass diese gewissenhafte Prüfung dessen, was man weiss, Politiker von eingefahre- nen Diskussionsschienen abbringen und ihnen bei der anstehenden Betäubungs- mittelgesetz-Revision zu guten Einsichten verhelfen wird – eine Illusion?

John Macleod et al.: Psychological and social sequelae of cannabis and other illicit drug use by young people: systematic review of longitudinal, general population studies. Lancet 2004; 363: 1579–1588.

Franjo Grotenhermen: How to prevent can- nabis-induced psychological distress … in politicians. Lancet 2004; 363: 1568–1569.

H.B.

Wie schädlich ist Cannabis wirklich?

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