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Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr

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Michael Geyer

Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr

1

Bemerkungen zur neueren Literatur

Die Reichswehr war von Anfang an umstritten. Audi die Soldaten liebten diese Armee nicht sonderlich, weder ihre Stärke noch den Aufbau, noch ihre Stellung im Staat. Sie war eine Schöpfung der Republik, aber die einen meinten, es ginge besser ohne sie, die anderen, es wäre leiditer ohne diese. Das Unbehagen der Zeit- genossen war größer gegenüber der Armee als zu jeder anderen Institution; denn keine hatte eine so bedeutende Vergangenheit, und keine Organisation war so sehr Symbol des Alten wie die Armee.

Die Kritik sagt jedoch mehr über die Hilflosigkeit gegenüber den nach 1921 stabilen Machtpositionen der Reichswehr als über Chancen der konkreten Ver- änderung. Denn ein Wandel der Armee war immer verknüpft mit dem Umbau der Republik. Daß Veränderungen von keiner Seite in einem halbwegs funktio- nierenden parlamentarischen System vorangetrieben werden konnten, umreißt die Lage einer Republik, die ihre »Stabilität« im Patt der Kräfte gewann. Um- bauvorschlägen ging es somit nicht anders als den Plänen für eine Reichs- oder Finanzreform. Erst als die Weltwirtschaftskrise die Ausgangsbedingungen derart änderte, daß der Weg zurück zu der einmal fixierten Ordnung nicht mehr mög- lich war, boten sich auch der Armee neue Möglichkeiten. Sie gehörte zu den Gewinnern bei der Behebung der Krise, die parlamentarische Republik ging an ihr zugrunde. Daß diese Prozesse der Änderung synchron auf einer innen- und außenpolitischen Ebene verliefen, ist ein weiteres Kennzeichen dieser Republik.

Der Eifer der Kritiker war mit einer merklichen Unfähigkeit gekoppelt, Gegen-

1 Titel nach § 1 Satz 1 des Wehrgesetzes v. 23. 3. 1921 (RGBL 1921, S. 329).

Der Berichtszeitraum reicht von ca. 1965 bis 1972; bibliographische Vollständigkeit wurde nicht angestrebt. Eine erschöpfende Zeitsdiriftenbibliographie findet sich in der Zeitschrift für Militärgeschichte. (ZfM) 1 ff. (1962 ff.), die seit 1972 Militärgeschichte heißt.

Als Einführung kann das Handbuch zur deutschen Militärgeschichte 1648—1939. Herausge- geben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Freiburg i. Br. durch Hans Meier-Welcker und Wolfgang v. Groote. 4. Lieferung. VI. Reichswehr und Republik (1918—1933). Rainer Wohlfeil: Heer und Republik. Edgar Graf v. Matuschka: Organisation des Reichsheeres.

Frankfurt a. M.: Bernard 8c Graefe 1970. 379 S. mit einer räsonierenden Bibliographie sowie die Darstellung von C.H.Hermann: Deutsche Militärgeschidite. Frankfurt 21968 dienen.

Unentbehrlich sind weiterhin die »Klassiker« der Reichswehrgeschichte, die alle vor dem Berichtszeitraum erschienen sind: J. W. Wheeler-Bennett: The Nemesis of power. The Ger- man army in politics 1918—1945. London 21964 (deutsch u. d. T.: Die Nemesis der Macht.

Die deutsche Armee in der Politik 1918—1945. Düsseldorf 1954); H. J. Gordon jr.: The Reichswehr and the German republic. Princeton 1957 (deutsch u. d. Τ.: Die Reichswehr und die Republik 1919—1926. Frankfurt a. M. 1959 (zit. Gordon); G. A. Craig: The Politics of the Prussian army 1640—1945. Oxford 1955 (zit. Craig); Ο. E. Schüddekopf: Das Heer und die Republik. Quellen zur Politik der Reichswehrführung 1918—1933. Hannover, Frankfurt a. M. 1955; K. D. Bracher: Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie. Villingen 41964; W. Sauer: Die Mobil- machung der Gewalt. In: K. D. Bracher, W. Sauer, G. Schulz: Die nationalsozialistische Macht- ergreifung. Studien zur Errichtung des totalitären Herrschaftssystems in Deutschland 1933/34.

Köln, Opladen 21962, S. 685—966; K. Sdiützle: Reichswehr wider die Nation. Berlin 1963;

vgl. ferner die Bibliographie und die Dokumentationen in den Vierteljahrsheften für Zeitge- schichte (VfZG) und das noch nicht abgeschlossene Werk von Baron J. Benoist-Mechin:

Histoire de l'arn^e allemande 1—6. Paris 1964—66 (deutsch u. d. T.: Geschichte der deutschen M G M 2 / 7 3 Militärmacht 1918—1946. Bd 1—9. Oldenburg i. O. 1965—71).

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konzepte zu entwickeln: eine stille Verbeugung vor der fachmännischen Kompe- tenz des Militärs, die zu den goldenen Kälbern dieser Republik zählte. Die Kri- tiker verzeichneten publizistische Erfolge2, Reichstagsabgeordnete ernteten Ovationen, doch die Wirkung war gering. Zwar konnten Offiziere vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden, auch wurden Schriften verteilt, die auf eine Auflösung der Reichswehr drängten, doch relevante, von politischer Macht getragene Eingriffe in die Position der Armee, wie sie 1918/19 auf halbrevolu- tionärem, 1926/28 auf parlamentarischem Weg angegangen wurden, scheiterten nicht zuletzt an der parlamentarischen Deckung der fachmännischen Autonomie.

Das Verdienst an der Rettung der Weimarer Republik vor einem frühzeitigen Ende gebührt der bewaffneten Macht, die Art der Rettung steht in jedem wich- tigeren Beitrag zur Innenpolitik zur Debatte. Ein Tribunal der Historie wäre so gesehen vergleichsweise gleichgültig, wenn es nicht immer auch begriffen wor- den wäre als Aussage über die Gegenwart. In dieser Hinsicht ist die Forschungs- gesdiidite der Reichswehr untypisch für die deutsche Historie; denn Impetus der Bemühungen waren und sind die Probleme der heutigen bewaffneten Macht.

Die Genesis der relativen Autonomie der Armee hat vor Jahren W. Sauer 3 in dem Bündnis Ebert-Groener gesehen, eine These, die viele Abstriche hinnehmen mußte, aber cum grano salis immer noch zu den grundlegenden Erkenntnissen der Reichswehrforschung zählt. Die Anpassung der Armee an die Republik er- folgte nach organisationsinternen Spielregeln, die weitgehend akzeptiert wurden.

Die starke Stellung der Reichswehr hatte auch eine Kehrseite. Sie machte diese unfähig zu einer Maßnahme, die ihr immer wieder unterschoben wurde: der revolutionären Veränderung des Status quo. Dadurch hätte sie vorübergehend und mit unsicheren Erfolgschancen ihre eigene Machtposition aufgegeben, die es ja nicht nur zu verteidigen galt gegenüber revolutionären Kräften und gegen eine parlamentarische Kontrolle, sondern auch gegen die Ansprüche rechts- radikaler und paramilitärischer Verbände sowie gegen verabschiedete Offiziere der alten Armee (ζ. B. Ludendorff) 4. Dies führt zu einem zentralen Punkt, der mehr oder minder in allen zu besprechenden Büchern berührt wird. Was heißt unter den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Weimarer Republik legitime, staatliche Macht5? Die Reichswehrforschung um- geht diese Frage in einer langen Tradition elegant durch eine Reduktion auf die Träger staatlicher Macht: zivile Regierung und militärische Gewalt. Macht ist dann nicht mehr Ausübung von Herrschaft, sondern bloße Benennung von Dienststellen. Die Folgen werden bei den einzelnen Besprechungen deutlich.

2 F. J. Raddatz: Erfolg oder Wirkung. Schiduale politischer Publizisten in Deutschland. Mün- chen 1972.

s W. Sauer: Das Bündnis Ebert-Groener. Eine Studie über Notwendigkeit und Grenzen der militärischen Macht. Berlin (FU), Phil. Diss. 1957.

4 Mit der Stellung als »sekundäres System« begründet K.-J. Müller: Das Heer und Hitler.

Armee und nationalsozialistisches Regime 1933—1940. ( = Beiträge zur Militär- und Kriegs- geschichte. Bd 10.) Stuttgart 1969, S. 22 f. den Attentismus der Reichswehr.

s Programmatisch ist S. E. Ayling: Portraits of power. An introduction into 20«>> century history. London 1971. Besonders hervorzuheben R. Miliband: Der Staat in der kapitalisti- schen Gesellschaft. Frankfurt a. Μ. 1972; ähnlich W. Sauer: Die politische Geschichte der deutschen Armee und das Problem des Militarismus. In: Politische Vierteljahressdirift. 6 (1965) 340—353 mit seiner Forderung nach einer Theorie des modernen Militarismus. N u r tendiert gerade die Militärsoziologie wie ein Teil der Friedensforschung dahin, staatliche Macht in unverbindliche Strukturmuster wechselseitiger Beziehungen aufzulösen.

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I.

»Wirren« nannte das Militär selbst® die Ereignisse zwischen 1918 und 1923.

Damit wußte man eine Zeit exakt zu umreißen, die mit einem Dolchstoß in den Rücken der kämpfenden Truppe begann, beinahe peinlich mit dem Eklat des Kapp-Lüttwitz-Putsches geendet hätte und in den Kämpfen in Oberschlesien und in den Aktionen gegen Hamburg, Thüringen und Sachsen auslief. Nachkriegs- wirren: das beinhaltete stolz die Uberzeugung, daß man fest und ungerührt eine lange Tradition erfolgreich aufrechterhalten konnte.

Wolf gang Elben 7 geht der Frage der Kontinuität in der deutschen Revolution nach, indem er die Bedeutung der Politik der Staatssekretäre und der mili- tärischen Führung 1918/19 untersucht. Er forscht danach, welche Funktion dieser Personenkreis während der Revolution ausübte und in welchem Maße er auf die Innenpolitik einwirkte. Das Ergebnis: die Chefs der obersten Militär- behörden behielten die Möglichkeit, die Revolution zurückzudrängen und konn- ten damit den »Bruch mit der Vergangenheit mildern« (S. 170). Notwendige Voraussetzung dieses Unternehmens war die Anerkennung des neuen Staates als fait accompli mit dem Ziel der »Liquidierung der Pleite«, wie es Thaer um- schrieb e.

Kern einer nicht mehr auf das monarchische Prinzip gestützten Legitimation war die fadiliche Qualifikation der Offiziere, die für die Rückführung der Front- truppen allgemein anerkannt wurde. Es gelang, diese Qualifikation pragmatisch umzusetzen in politische Beeinflussung der Innenpolitik.

Auf demselben Weg der fachlichen Argumentation wurde die vorläufige Kon- trolle durch Soldatenräte, Beigeordnete und durch das preußische Kriegsmini- sterium zurückgebildet auf einen vernachlässigenswerten Rest9. Elben pointiert allerdings zu stark die Rätebewegung, wenn er die Maßnahmen der O H L als eine Art Verschwörung auffaßt.

Der Komplex der fachlichen Entscheidung, die in den letzten Jahren wieder in den Mittelpunkt der Diskussion rückte, bleibt bei Elben unklar. In erster Linie meint er damit kompetenzüberschreitende Beeinflussung nicht ressortspezifischer Maßnahmen. Die eigentliche Schwierigkeit liegt aber darin, daß die Regierung der Volksbeauftragten ebenfalls herrschaftstechnisch argumentierte. Die poli- tische Dimension des Handelns wird erst in der Reaktion der gesellschaftlichen Gruppen — einerseits der Räte, andererseits aber auch des Offizierkorps — deut- lich. Eine Beschränkung auf die exekutiven Spitzen ist eine zu schmale Basis in einer Situation, in der gerade die Fixierung von Macht auf »staatliche« Instanzen umstritten war. Wie fast die ganze Revolutionsforschung vergißt auch Elben

— von den revolutionären Verhältnissen beeindruckt — auf den Wandel in der Armee selbst hinzuweisen. Die monolithische Einheit des Offizierkorps brach im

• Wirren in der Reidishauptstadt und im nördlichen Deutschland 1918—1920. Berlin 1940 ( = Darstellungen aus den Nachkriegskämpfen deutscher Truppen und Freikorps, hrsg. von der Forschungsanstalt für Kriegs- und Heeresgesdiidite. Bd 6.)

7 Wolfgang Elben: Das Problem der Kontinuität in der deutschen Revolution. Die Politik der Staatssekretäre und der militärischen Führung vom November 1918 bis Februar 1919.

Düsseldorf: Droste 1965. 194 S. ( = Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bd 31.)

8 Α.. V(. Thaer: Generalstabsdienst an der Front und in der OHL. Aus Briefen und Tage- buchaufzeichnungen 1915—1919. Hrsg. von S. A. Kaehler. Göttingen 1958, S. 249 (31. Okt.

1918).

β Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik. Hrsg. von E. Kolb. Köln 1972 ( = Neue Wissen- schaftliche Bibliothek. 49.) (zit. Kolb) mit einer umfassenden Bibliographie.

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Ersten Weltkrieg auseinander 10. In der Revolution setzte sich Groener durch, der aus dem Kriegsamt in die Ukraine abgeschoben worden war u. Seeckt und Schleicher, der plötzlich auf Offizierversammlungen (!) das große Wort führte, waren Offiziere mit guten Karriereaussichten. Es gab keinen Bruch, doch es formte sich ein neuer Elitekern: gewissermaßen die nachgeholte Politik der Neu- orientierung Bethmann Hollwegs, die von den alten Offizieren mit unver- hohlener Skepsis betrachtet wurde 12.

Offen bleibt auch, was denn aus dem alten Heer in das neue hinübergerettet wer- den sollte, wie das Groener als Erklärung an Hindenburg schrieb. Formal ist es die Übernahme der alten Generalstabsoffiziere 13 oder die gleichbleibende For- mel der »Sorge für das Heer« und um den »Zusammenhalt von Heer und Hei- mat«. Zu schön ist das Klischee vom Weiterleben der wilhelminischen monar- diisdien Tradition, die schon im Ersten Weltkrieg an Überzeugungskraft verlor.

Es war eine glänzende agitatorische Formel, aber den Historiker sollte sie nicht befriedigen 14.

Die Dolchstoßlegende15 war nach außen wohl Mittel sekundärer Integration und der Salvierung der kaiserlichen Armee, gerade für die Armeespitze aber auch Anlaß, die eigene Politik zu überprüfen. Groener ist dafür ein interessantes Bei- spiel.

Die langfristigen Veränderungen unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges dürfen nicht ganz untergehen hinter dem reaktiven Verhalten gegenüber der Revolution. Die einfache Fortsetzung einer junkerlich-herrischen Tradition ge-

10 Einzelbelege für den Differenzierungsprozeß sind zu finden in Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914—1918. Bearb. von W. Deist. Τ. 1. 2. Düsseldorf 1970 ( = Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. R. 2.: Militär und Politik.

Bd 1.)

11 Groeners politische Haltung wird deutlich in Von Brest-Litovsk zur deutschen November- revolution. Aus den Tagebüchern, Briefen und Aufzeichnungen von Alfons Paquet, Wilhelm Groener und Albert Hopmann. Hrsg. von W. Baumgart. Göttingen 1971 (zit. Baumgart), s. Bespr. in MGM 13 (1973) 206—208. Vgl. u.a. S. 449: »Daß es so kam und kommen mußte, ist meines Erachtens die ganz natürliche Folge einer verfehlten Politik der Obersten Heeres- leitung seit Jahr und Tag.«

12 Dies erhält seine Bestätigung durch die Neuinterpretation der Ereignisse im Oktober 1918 durch W. Sauer: Das Scheitern der parlamentarischen Monarchie. Siehe Kolb S. 155. Ferner W. Gutsche: Bethmann Holl weg und die Politik der Neuorientierung. In: Zeitschrift für

Geschichtswissenschaft, (ZfG) 13 (1965) 209—234.

l a D. Dreetz: Bestrebungen der OHL zur Rettung des Kerns der Armee in der November-Re- volution. (Dok.) In: ZfM 8 (1969) 50—66 bestätigt die Anpassung der OHL an die gege- bene Lage und legt die Kalkulation für die Zukunft dar. Die These Schmädekes: »Die militärische Führungsschicht blieb auch in der Republik erhalten« ist inhaltsleer (J. Sdimä- deke: Militärische Kommandogewalt und parlamentarische Demokratie. Zum Problem der Verantwortlichkeit des Reichswehrministers in der Weimarer Republik. ( = Historische Stu- dien. H. 398.) Lübeck, Hamburg 1966, S. 27). Leider gehen die interessanten Untersuchun- gen zur Geschichte des Offizierkorps Anciennität und Beförderung nach Leistung. Stutt- gart 1962 ( = Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte. Bd 4.) zu wenig auf die Verän- derungen 1918—1921 ein, wie sie überhaupt die informellen Bedingungen des Aufstiegs (ζ. B. Eisenbahnabteilung!) unberücksichtigt lassen.

14 Am einfachsten wird dies deutlich in den Denkschriften Groeners bei Baumgart, vgl. dazu W. Groener: Der Weltkrieg und seine Probleme. Rückschau und Ausblick. Berlin 1920; D.

Fensch, O. Groehler: Imperialistische Ökonomie und militärische Strategie. Eine Denkschrift Wilhelm Groeners. In: ZfG 19 (1971) 1167—1177; W. Groener: Umwälzung der Heeresver- fassung. In: Deutsche Allgemeine Zeitung v. 29. 5.1927 (Nr. 247); einige Ausschnitte auch bei D. Groener-Geyer: General Groener. Soldat und Staatsmann. Frankfurt 1955.

15 F. Frhr. Hiller v. Gaertringen: »Dolchstoßdiskussion« und »Dolchstoßlegende« im Wandel von vier Jahrzehnten. In: Geschichte und Gegenwartsbewußtsein. Festschrift für Hans Rothfels zum 70. Geburtstag. Göttingen 1963; J. Petzold: Die Dolchstoßlegende. Eine Geschichts- fälschung im Dienste des deutschen Imperialismus und Militarismus. Berlin Ί 9 6 3 .

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rade in gesellschaftspolitischer Hinsicht, wie man sie etwa aus den Schriften Oberst Bauers kennt, war nur eine Lösungsvariante, die an den Ereignissen 1918/19 scheiterte. Die Sensibilisierung der Armeespitze in der Frage der Inte- gration der Arbeiterschaft, die von 1915 bis 1933 zu beobachten ist, gibt nur einen Hinweis auf wichtige taktische, wenn auch nicht grundsätzliche Wandlun- gen. Vielleicht entdeckt man hinter dem Bündnis Ebert-Groener eine ältere Zu- sammenarbeit zwischen Militär und Arbeiterschaft, die der die Revolution über- dauernden Kooperation von Gewerkschaftern und Unternehmern in der Zen- tralen Arbeitsgemeinschaft (ZAG) entspricht.

Warum aber mühsam das Ohr an den Boden pressen, um Gras wachsen zu hören, wenn wenige Meter daneben mit Lärm frisch gesprossene revolutionäre und mit ihnen demokratische Bäume gefällt werden? Ziel muß die Untersuchung des nicht-revolutionären Wandels der entscheidenden politischen Faktoren sein.

Kapazität und Art der Anpassung an den politischen, wirtschaftlichen und mili- tärischen Wandel müssen genauer ausgelotet werden. Für die Wirtschaft ist dies vergleichbar mit der Diskussion um den »Staatsmonopolkapitalismus«. Für den gesamten Bereich der exekutiven Organe gibt es solche Untersuchungen nur in Ansätzen. Erst in diesem Zusammenhang wird die Darstellung Elbens wie ein Teil der Revolutionsforschung fruchtbar.

Ein geradezu revolutionäres Ereignis war die Desintegration der Armee in der Heimat1 β. Die Geschichte der Freikorps nimmt hier ihren Anfang. Darüber hinaus muß aber der gesamte Bereich der paramilitärischen Öffentlichkeit, der sich nach einer ersten Phase der totalen Zersplitterung in den großen Wehrver- bänden konsolidierte 17, im Auge behalten werden. Diese Entwicklung läßt sich aus einer Vielzahl von Artikeln in dem Handbuch Die bürgerlichen Parteien in Deutschland 1830—1945 18 rekonstruieren. Zu den auffälligsten Erscheinungen gehört das Auseinanderfallen des Offizierkorps (Bd 2, S. 445 ff.) in politisierende Fraktionen und Interessengemeinschaften, die nur mühsam vom Militärapparat, in dem sich zeitweilig ebenfalls quasiplebiszitäre Formen durchsetzten, zurück- gedrängt wurden. Verschärfend auf diesen Zustand wirkte die Entlassung von Offizieren auf Grund der Bestimmungen des Versailler Vertrages.

Zu den gängigen Topoi der Forschung gehört die Meinung, daß Soldaten und Offiziere, soweit sie sich nicht in Freikorps sammelten, nach Hause abgewan-

" £ . Könnemann: Der Truppeneinmarsch am 10. Dezember 1918 in Berlin. (Dok.) I n : Z f G 16 (1968) 1592—1609.

17 Zu den Wehrverbänden ist in den letzten Jahren eine Reihe wichtiger Studien erschienen, u . a . V. R. Berghahn: Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten 1918—1935. Düsseldorf 1966 ( = Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bd 33.) (zit.

Berghahn); V. Rohe: Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Ein Beitrag zur Gesdiidite und Struktur der politischen K a m p f v e r b ä n d e zur Zeit der Weimarer Republik. Düsseldorf 1966 ( = Beiträge zur Gesdiidite des Parlamentarismus und der politisdien Parteien. Bd 34.) (zit.

Rohe); K. H o r n u n g : Der Jungdeutsche Orden. Düsseldorf 1958 ( = Beiträge zur Gesdiidite des Parlamentarismus und der politisdien Parteien. Bd 14.) ist indessen veraltet; H . W o l f : Die Entstehung des Jungdeutsdien Ordens und seine f r ü h e n Jahre 1918—1920. München 1970; A . W e r n e r : SA und N S D A P . SA »Wehrverband«, »Parteigruppe« oder »Revolutions- armee«. Studien zur Gesdiidite der SA und N S D A P 1920—1933. Erlangen-Nürnberg, Phil.

Diss. 1964; Κ. Finker: Die militaristischen Wehrverbände in der Weimarer Republik und ihre Rolle bei der Unterdrückung der Arbeiterklasse und bei der Vorbereitung eines neuen imperialistischen Krieges 1924—1929. Potsdam ( P H ) , Phil. Hab.sdir. 1964; ders.: Die mili- taristischen Wehrverbände in der Weimarer Republik. Ein Beitrag zur Strategie und Taktik der deutschen Großbourgeoisie. I n : Z f G 14 (1966) 357—377.

18 Die bürgerlichen Parteien in Deutschland 1830—1945. Handbuch der bürgerlichen Parteien und anderer bürgerlicher Interessenorganisationen vom Vormärz bis zum Jahre 1945. Hrsg.

von einem Redaktionskollektiv unter der Leitung von Dieter Fricke. Bd 1. 2. Leipzig 1968—70.

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dert seien. Mit der linken Hand wird damit ein umfassenderer Zusammenhang aufgelöst, zu dem es keine nennenswerte Studie gibt: Es fehlt eine Analyse der psychischen und physischen Dimensionen der Reintegration einer Massenarmee 19. Hier macht sich ein leidiger Tatbestand einer Geschichtsschreibung bemerkbar, die mehr an Institutionen als an Problemen interessiert ist.

Das Handbuch gibt darüber hinaus Hinweise auf Organisationen, die trotz der Arbeit von Castellan2 0 völlig verdrängt wurden. Technische Nothilfe, Bahn- schutz und Postsdiutz spielten in der ersten Phase der Republik als semimili- tärische Einrichtungen eine nicht unwesentliche Rolle. Sie lebten später in der Gesamtplanung einer umfassenden Landesverteidigung wieder auf. Zu den mar- kanten militärgesdiiditlichen Daten der Republik gehört, daß die Organisation kollektiver Gewalt sich nidit mehr auf die Armee beschränkte. Die Reidiswehr- forschung läuft mit einem veralteten Begriff von Militär Gefahr, auch hinter den Fakten herzuhinken.

Den Eindruck des realen Wandels der Herrschafts- und Organisationsformen bestärkt der Aufsatz von Diehl21 über die Veteranenverbände. Abgesehen da- von, daß Diehl zeigen kann, wie die demokratischen Parteien auf Grund eigener Unzulänglichkeit bei der Reintegration der zurückflutenden Massen scheiterten, kommt er zu dem Ergebnis, daß auch die wilhelminischen Kriegerverbände für diese Aufgabe unzureichend organisiert waren und mit der Abgabe dieser Funk- tion an die Wehrverbände rapide an Bedeutung verloren 22.

In der zweiten Phase der Revolution setzten sich als ein nur schwer lenkbares Instrument der militärischen Spitze die Freikorps durch, denen Hagen Schulze 23

eine fleißige Arbeit widmet. Die Polarisierung der Kräfte im Jahre 1919 macht Aussagen über die politische Lage und den Einsatz der Freikorps besonders schwierig 24. Schulze fällt dennoch Urteile in einer manchmal empörend saloppen Manier2 5, die an das journalistische Talent eines Ernst v. Salomon erinnernd Die Aufarbeitung der breiten Memoirenliteratur von Freikorpskämpfern und Sympathisanten beseitigt nicht die Gefahr, daß man ein kritisch gefiltertes Bild der Freikorps, aber immer noch das Bild einer Mythe bekommt. Gabriele Krüger 26 hat auf die folgenschwere Okkupation der Freikorps durch die »kon- servative Revolution« mit Nachdruck hingewiesen (S. 129 f.).

19 So schon Berghahn, S. 5, Anm. 2; auch die Arbeit Rohes löst dies nur im Ansatz ein.

20 G. Castellan: Le Rearmement clandestin du Reich 1930—1935. Vu par le 2« Bureau de l'Etat- major franjais. Paris 1955.

21 J. M. Diehl: The Organization of German veterans 1917—1919. In: Archiv f ü r Sozialge- schichte. 11 (1971) 141—184; ferner W. Brahmke: Die Stellung des Kyffhäuserbundes im System der militärisdien Organisationen in Deutschland 1918—1934. Potsdam, Phil. Diss.

1968; ders.: Die Funktion des Kyffhäuserbundes im System der militärischen Organisationen der Weimarer Republik. In: Z f M 10 (1971) 64—78.

22 Die alte Stuktur und Form der Beeinflussung bei K. Saul: Der »Deutsche Kriegerbund«.

Zur innenpolitischen Funktion eines »nationalistischen Verbandes« im kaiserlichen Deutsch- land 1890—1914. In: M G M 9 (1971) 97—143.

25 Hagen Schulze: Freikorps und Republik 1918—1920. Boppard a. Rh.: Boldt 1969. 363 S.

( = Wehrwissenschaftliche Forschungen. Abt. 1: Militärgeschichtliche Studien. Bd 8.); vgl.

die Bespr. in MGM 12 (1972) 208 ff.

24 Unter anderem R. Rürup: Rätebewegung und Revolution in Deutschland 1918—1919.

Wiesbaden 1968; E. Könnemann: Die Einschätzung der politischen Lage durdi die O H L nach den Märzkämpfen 1919. I n : Militärgeschichte. 11 (1972) 61—71; K. Schützle: Der

»»Kriegsrat« am 19. Juni 1919. In: Z f M 5 (1966) 584—594.

25 Was soll ζ. B. (S. 329) jene »Heraufkunft der geschiditslosen Völker aus den Trümmern der russischen und österreichischen Vielvölkerstaaten«?

26 Gabriele Krüger: Die Brigade Ehrhardt. Hamburg: Leipniz-Verlag 1971. 170 S . ( = H a m - burger Beiträge zur Zeitgeschichte. Bd 7.); vgl. die Bespr. in MGM 12 (1972) 208 ff.

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Die Freikorps wurden als mobile Truppe für den Einsatz im Innern und den Kampf im Osten zusammengefaßt. Als Instrument der O H L waren sie zwar in kritischer Situation (Ablehnung des Versailler Vertrages) fähig zur Revolte, besaßen aber keine eigenen politischen Entwürfe. Die Idee eines Grabensozialis- mus — als Phänomen der Kleingruppensoziologie in die Militärsoziologie ein- gegangen 27 — war am konkreten politischen O r t genausowenig wie ein allgemei- ner Nationalismus und Militarismus einzulösen. Zuerst der gescheiterte Oststaats- plan, dann das mißlungene Baltikumunternehmen 28 und schließlich der poli- tisch ungeschickt inszenierte Kapp-Putsch verwiesen die Freikorps in ihre Schranken.

Und doch sind die Freikorps mehr als nur ein blutiges Zwischenspiel auf dem Weg zu einem militärisch gesicherten inneren Frieden. In ihrer Organisation sind sie symptomatisch für den realen Wandel der Heeresorganisation an der Front.

Schulze weist dies im einzelnen nach (Einsatz gemischter Verbände), ohne die möglichen Konsequenzen zu ziehen. Gesellschaftspolitisch sind die Freikorps eine Organisation unter Streß und die Freikorpsideologie ist die Perpetuierung dieser pathologischen Organisationsform als Idee. Die sozialistische Graben- gemeinschaft beschwört eine Gleichheit unter dem Druck eines Feindes, der im Krieg real und permanent gegeben ist, im Frieden aber beliebig ausgesucht wird und dessen Bild ständig wachgehalten werden muß. Hier liegt die Linie der Kontinuität zu der nationalsozialistischen Bewegung, speziell zur SA sowie auch die überwiegende Ablehnung des Stahlhelm klar vor Augen. N u r unter perma- nentem Streß kann eine solche Bewegung überhaupt existieren. Fällt dieser weg, desintegriert das Korps. Untersuchungen zur Kontinuität der Verhaltens- und Organisationsformen werden unter diesem Gesichtspunkt mehr als eine Dar- stellung der Mutation der Verbände liefern. Sie sind ein Beitrag zur Geschichte des Untertans im 20. Jahrhundert.

Schulze kommt zu dem Sdiluß, daß die zivile Regierung, besonders aber der hoch im Ansehen stehende Noske, durch Entgegenkommen das von ihnen mit"

geschaffene Instrument hätte bändigen können. Dies ist m. E. eine falsche Folge- rung. Denn die Bändigung der Freikorps hätte die Fortsetzung des Kriegs- zustandes im zivilen Staat bedeutet. Sowohl ziviler wie militärischer Spitze mußte aus unterschiedlichen Motiven daran gelegen sein, die Rückkehr zu zivilen Verhältnissen zu fördern. Wenn die Auflösung der Verbände dann doch erst unter dem Druck des Versailler Vertrages zustande kam, so zeigen sich hier ein- mal mehr die Folgen eines Zustandes, bei dem jede Gruppe Änderungen blockieren konnte und ein Konsens über grundsätzliche Fragen nie bestand.

War also die Geschichte der Freikorps tragisch? Schulze argumentiert, daß die Freikorps in dem Maße, wie sie zur Stabilität der Republik beitrugen, ihr eigenes Grab schaufelten. Dies aber wäre die verfängliche Tragik einer jeden Armee, die nach einem Sieg oder einer Niederlage ihren Auftrag ausgeführt hat.

Insofern kann die Aporie des Kriegshandwerks nirgends deutlicher demonstriert werden als bei den Freikorps.

27 K. Roghmann, R. Ziegler: Militärsoziologie. ( = Handbuch der empirisdien Sozialforschung.

Bd2.) Stuttgart 1969, S. 514—566, bes. S. 531 f f . ; vgl. A.Treiber: Ausgewählte Beispiele zur Militärsoziologie. Einladung zum Selbststudium militärsoziologisdier Literatur. I n : M G M 7 (1970) 131—141.

26 H . Schulze: Der Oststaatsplan 1919. In: V f Z G 18 (1970) 123—163. Dieses Thema bildet den wichtigsten Teil des in Anm. 23 genannten Budies, das eingehend von H.-E. Volkmann in MGM 12 (1972) 208 ff. besprochen ist. Zum Vergleich auch H.-E. Volkmann: Die deutsche Baltikumspolitik zwischen Brest-Litovsk und Compiegne. Köln, Wien 1970.

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Uber die Brigade Ehrhardt hat G. Krüger29 eine ausgezeichnete Studie vor- gelegt, die den Vorzug besitzt, daß sie in einer brillianten Sachprosa geschrieben ist.

Deutlich wird der Zusammenhang zwischen der Regierungstruppe von 1918 und der Putschtruppe von 1920. In Anzeigen der MSPD-Blätter formulierten die Werbetexte der Marinebrigade unpolitisch, das Militär nahm die Brigade in Dienst für eine nebulose »Obrigkeit«, nicht aber für die Republik. Die Mutation vollzog sich im Winter 1919/20. Als Bürgerkriegstruppe konstituiert, verlor die Brigade ihren Sinn und mußte mehr und mehr die Aufgabe der Schutzpolizei übernehmen. Die Auflösung der Gesamtformation stand bevor. Gedeckt von einem Teil der Reichswehr versuchte Ehrhardt, die Brigade durch den Aufstand zu retten. Was nationale Tat werden sollte, endete im Herumstehen in Berlin.

Einmal mehr paßte sich die Gruppe an. Die Organisation Consul30, als Folge- verband in Oberschlesien konzipiert, blieb ein »Konventikel« (S. 81), unfähig zur Revolution, aber bereit zum politischen Mord als Provokation gegen Links.

Bei aller Schrecklichkeit war es ein tristes Unternehmen, gefährlich nur deshalb, weil an ihm sich die gesamten Spannungen der Weimarer Republik hätten ent- zünden können. Endstation war die Konterrevolution in Bayern. Die »Befreiung«

Thüringens und Sachsens besorgte die Reichswehr. Zurück blieb ein kleiner Kern, der von der Loyalität zu Ehrhardt gehalten wurde und nidit bereit war, in einem die Zeichen der Zeit besser erkennenden Verband wie dem Stahlhelm aufzugehen.

Umgekehrt proportional zur Bedeutung steigerte sich der Ruhm der Brigade zur Mythe.

Weniger Aufsehen als die Freikorps erregte eine andere Formationsart: die Ein- wohnerwehren. Durch drei Arbeiten von Bucher31 und Erwin Könnemann82

sind wir über sie ausgezeichnet informiert. Bucher stellt seine Arbeit ganz unter den Aspekt der Maßnahmen der obersten preußischen Behörden zum Aufbau dieser Wehren, wobei er Klarheit gewinnt, daß nach anfänglicher Skepsis νοη Seiten der Militärs zivile und militärische Behörden zusammen die Bürgerwehren aufbauten, wobei im Laufe des Jahres 1919 die Initiative von den militärischen auf die zivilen Stellen, voran die Zentrale für Einwohnerwehren, überging. Nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrages wurden sie endgültig das, was sie von allem Anfang an sein sollten: Hilfspolizeieinheiten.

Bucher betont die republikanische Ausrichtung der Wehren unter dem preußischen Innenministerium. Er hat dafür eine Fülle von Belegen aus offiziellen und offi- ziösen Akten. Dagegen will Könnemann mit einer ebenfalls ungeheueren Fülle von Material den Nachweis liefern, »daß die reaktionären Einwohnerwehren neben ihrem Einsatz als militärische Reserve ein Mittel des politischen Kampfes gegen das Zustandekommen einer antiimperialistischen Einheitsfront« (S. 337) waren. Die Einwohnerwehren waren demgemäß das Ergebnis einer »zentral geführten Konterrevolution . . . unter Ausnutzung des erhaltengebliebenen Staats- und Militärapparates und mit Unterstützung rechter Führer der SPD, USPD und Gewerkschaften« (S. 334). So trifft man auf beiden Seiten unter besonderer Be-

28 Siehe Anm. 26.

a e H.Stern: The Organization Consul. In: Journal of Modern History. 35 (1963) 20—32.

" P. Budier: Zur Geschichte der Einwohnerwehren und Zeitfreiwilligen verbände in Preußen 1918—1921. In: MGM 9 (1971) 15—59.

32 Erwin Könnemann: Einwohnerwehren und Zeitfreiwilligenverbände. Ihre Funktion beim Aufbau eines neuen imperialistischen Wehrsystems (November 1918 bis 1920). Berlin 1971;

ders.: Die militärpolitische Bedeutung der Einwohnerwehren in den Jahren 1918—1920.

In: ZfM 3 (1964) 30—42.

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tonung des staatlichen deus ex machina auf harmonisierende Urteile, die nur teil- weise dem Bild entsprechen, das vor allem Könnemann von den einzelnen Wehren zeichnet.

Die Wehren waren genauso buntgescheckt wie die soziale Landkarte Deutsch- lands. Junkerliche Organisationen — Bucher bagatellisiert den Einfluß des Schutzverbandes der deutschen Landwirtschaft — standen neben klein- und groß- bürgerlichen Wehren. Im weitesten Sinne war es (nach Bücher, S. 53) die »Ge- meinschaft von Groß-, Klein- und Kleinstbesitzern«, die die Wehren trug. Leider berücksichtigt keiner der beiden Autoren genügend die Stadt-Land-Differen- zierung. Auch eine Abgrenzung gegenüber den Volkswehren wurde bisher nicht:

ausreichend geleistet.

Gemeinsam war allen Gruppen die Erhaltung des sozialen Status quo. Das hat weder etwas mit Konterrevolution noch mit demokratischer Ausrichtung zu tun.

Diese entschied sich im unterschiedlichen politischen Engagement der Wehren (Wenn Könnemann nicht unterscheidet zwischen sozialer Beharrung und rechts- radikalem Engagement, vergibt er eine Differenzierung, die f ü r die Taktik linker Gruppen 1919 typisch war). Allgemein kann gelten, daß die Wehren eher zur Kirchturmpolitik neigten. Anders verhielt es sich in Bayern, wo die Einwohner- wehren dem Charakter von regionalen Freikorps sehr nahe kamen. Gerade die städtischen Wehren in den Unruhezentren wie Berlin strebten interessanterweise ein ähnliches Statut an. Hier kann man Könnemann folgend eine Wurzel der Konterrevolution erkennen. Man muß allerdings auch auf die bremsende Funk- tion des (sozialdemokratischen) preußischen Innenministeriums hinweisen.

Es gehört zu den Eigenarten der Weimarer Republik, daß sich gerade diq regierungstreuesten und liberalsten Wehren am ehesten in die obrigkeitsstaatliche Hierarchie einfügen ließen, während die rechtsradikalen Gruppierungen nach Autonomie strebten.

Darüber hinaus hatten die Wehren eine Funktion als Behelf für eine geheime Mobilmachungsorganisation. Zu diesem Zweck dienten die Kreisräte, die audi die »allgemeine Wehrfreudigkeit« aufrechterhalten sollten. Gleichzeitig waren diese Stellen Selektionsinstanzen für Wehrwillige. Denn an eine selbstverständ- liche Wehrbereitschaft hat die Armee aus guten Gründen nie geglaubt. Bucher versucht, dies verständlich zu machen durch die kritische Situation der Grenz- nähe, übergeht aber die ständigen Querelen, die sich auch nach 1923 trotz des Gessler-Severing-Aufkommens 33 fortsetzten.

Eine überregionale Organisation der Wehren scheiterte auf Grund des Versailler Vertrages. Um so mehr fasziniert die Entwicklung einer militanten Volksgemein- schaftsideologie — gerade 1919 konnte man sich ja nicht auf eine Klassenver- söhnung stützen — mit allen Ingredienzien wie Jugendertüchtigung, Siedlung und Integration durch Außenpolitik3 4. Die Aufrechterhaltung des sozialen Status quo konnte nur auf diese Weise gerechtfertigt werden. Politisch hatte dies vorerst kaum Auswirkungen, aber die von der demokratischen Regierung ge- deckte Konservierung des wilhelminischen Sozialsystems war verhängnisvoll für die bürgerliche Ordnung der Republik.

M K.-H. Harbeck: Das Kabinett Cuno. 22. November 1922 bis 12. August 1923. ( = Akten der Reichskanzelei, Weimarer Republik. 1.) Boppard a. Rh. 1968, Dok. 61, 78, 124 (vgl. die Bespr. in MGM 12 (1972) 220 ff.).

34 H . A . Winkler: Mittelstand, Demokratie und Nationalsozialismus. Die politische Entwick- lung von Handwerk und Kleinhandel in der Weimarer Republick. Köln 1972 (vgl. die Be- spr. in diesem Bande S. 286 f.). Einzelanalysen dieser Ideologie und deren Ideologen erschei- nen in immer breiterer Fülle.

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Gerade diese Haltung zeigt, wie überfällig das politische System der wilhelmi- nischen Ordnung war. Der Versuch der Wiedereinführung scheiterte an der absoluten politischen Unfähigkeit und dem Desinteresse der herrschenden Grup- pen, das aus einer Mischung von positiven Konjunkturerwartungen und aus der Furcht bestand, das labile System der gerade stabilisierten Republik könne doch noch zusammenbrechen. Johannes Erger35 nennt dies den Hauptgrund des Zusammenbruchs des Kapp-Lüttwitz-Putsches, nicht den Generalstreik, der eher den negativen Effekt des Zusammenschweißens der herrschenden Gruppen gehabt hat. Der Putsch war seiner Meinung nach (S. 13) ein »Militärputsch und ist es bis zu seinem Scheitern geblieben«. Tatsächlich sprengte der Putsch das instabile militärische Dreieck Reinhardt, Lüttwitz, Seeckt. Der Anlaß kam bezeichnender- weise von außen: Die Durchführung der Versailler Vertragsbestimmungen hätte den einen Eckpunkt, Lüttwitz, entmachtet. Im Jahre 1920 war noch in vielen entscheidenden Fragen die Hausmadit wichtiger als legales Verfahren. Lüttwitz versuchte zunächst, seine Forderungen auf ultimativem Weg durchzusetzen. Hätte er sein Ziel erreicht, wäre er wohl als legaler General in die Geschichte eingegan- gen, so putschte er und scheiterte in jeder Beziehung.

War das Ganze eine preußisch-militärische Variante eines Operettenputsdies?

Der Verlauf, den Erger in allen Phasen vorzüglich rekonstruiert, scheint das an- zudeuten. Schwerwiegend war jedoch, daß dieser Putsch langfristig schwelende innen- und militärpolitische Konflikte auslöste.

Feldman 36 hat auf diesen Zusammenhang in Bezug auf den Generalstreik hin- gewiesen. Ihn nur als Antwort auf den Putsch zu begreifen, wäre kurzschlüssig.

Er muß eingereiht werden in die lange Reihe von sozialpolitischen Auseinander- setzungen und in die Versuche einer Art crisis management über die ZAG. Der Putsch bietet ja überhaupt den eigentümlichen Zustand der Aktivierung gesell- schaftlicher Machtpotentiale und deren Versuch einer Verständigung bei atten- tistischer Zurückhaltung der staatlichen Organe 37.

Ähnlich steht es mit der Reichswehr. Nach den Studien von Meier-Welcker und Guske steht die korrekte und legale Haltung Seeckts fest. Nur war diese nicht Ziel, genausowenig wie die Republik, sondern Mittel, um die eigene Organisation zusammenzuhalten. Die militärisch vielleicht einzig richtige Maßnahme, die Reichswehr aus der Schußlinie zu manövrieren, ging, wie Erger und G. Krüger richtig bemerken, auf Kosten der Republik. Übergreifendes Ziel war die Auf- rechterhaltung von Ruhe und Ordnung. In welcher Form man sich diese vor- stellte, wird in den vernachlässigten Verhandlungen zur Bereinigung des Putsches deutlich. Gegen den Wunsch der legalen Regierung bauten Konservative, Rechts- liberale, Industrie und Reichswehr den Putschisten goldene Brücken. Noch vor der Neuwahl traf die zurückkehrende Regierung auf veränderte politische Ver- hältnisse.

Gerade beim Kapp-Putsch erweist sich die alte Topik »Reichswehr und Repu- blik« als zu eng. Die Reichswehrspitze handelte in keinem Moment pro- oder

3 5 Johannes Erger: Der Kapp-Lüttwitz-Putsch. Ein Beitrag zur deutschen Innenpolitik 1919/1920. Düsseldorf: Droste 1967. 365 S. ( = Beiträge zur Geschichte des Parlamentaris- mus und der politischen Parteien. Bd 35.); vgl. die Bespr. in MGM 4 (1968) 173 ff.

3 6 G.D.Feldman: Big Business and the Kapp-Putsch. In: Central European History. (CEH) 4 (1971) 99—130 ; E. Könnemann: Dokumente zur Haltung der Monopolisten im Kapp- Putsch. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. 9 (1967) 1003—1023.

37 Auf lokaler Ebene ein ähnliches Bild: H . D . L o o s e : Abwehr und Resonanz des Kapp-Put- sches in Hamburg. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. 56 (1970) 65—96;

vgl. die Bespr. in MGM 8 (1970) 252 f.

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antirepublikanisch, sondern im Interesse der Aufrechterhaltung der eigenen Orga- nisation mit Berücksichtigung der politisdien Verhältnisse38. Die Grenzen der Gewalt der Reichswehr lagen in der Unfähigkeit der militärischen Organisation, politische Madit zu übernehmen und in den Machtpotentialen der Öffentlichkeit.

Zu einer Probe auf das Exempel — und dies zeigt das kluge Verhalten Seeckts — in diesem Sinne kam es nicht.

Auch in anderem Sinne bereinigte der Kapp-Lüttwitz-Putsch die Situation.

Trotz des »Schönheitsfehlers« der plebiszitären Bestätigung Seeckts auf einer Offizierversammlung gelang es, die militanten Verbände für den Augenblick zu zähmen. Militärpolitisch begann mit dem Gespann Seedkt-Gessler eine gegen- über dem Parlament gesicherte Phase der Autonomie. Auch der Hinweis auf die wirren politischen Verhältnisse hilft nidit darüber hinweg, daß dieses Vorgehen nach einem liberalen und republikanischen Verständnis — wie es etwa bei Craig vorgezeichnet ist — Militarismus genannt werden muß.

II.

«Elle est royaliste et ligaliste» — mit diesen Worten von Francois Poncet3 9

ist gerafft das Ergebnis zweier Werke zusammengefaßt, die den neuen Trend der Reichswehrforsdiung repräsentieren. Die mit dem Zitat umschriebene Haltung war nach Meinung der beiden Autoren ein Verdienst Seeckts. Die These bedeutet einen kleinen Aufstand gegen eine beinahe zur communis opinio gewordenen Vor- stellung, daß sich Seeckt wenig um die Verfassung gekümmert habe (das be- rühmte » die Verfassung ist für mich kein noli me tangere«), und daß er mit einem, gelinde gesagt, a-demokratischen Heeresaufbau und einer bewußten Ab- sonderung des Heeres in der Weimarer Demokratie dieser Republik nicht nur langfristig Schaden zugefügt, sondern audi kurzfristig alles daran gesetzt habe, eine demokratisch-parlamentarische Ordnung zu hintertreiben.

Hans Μeier-Weicker40 hat ein ungewöhnliches Buch geschrieben, das so gar nidit in die heutige Geschichtsschreibung der Sachen und Probleme passen will, um so mehr aber Seeckt eignet. Das ruhige und souveräne Bild, das Meier-Weldser zeichnet, lebt von der großen Politik und den kleinen Dingen, wenn auch ab und

38 K.Nuss: Zur Entstehung und inneren Funktion der vorläufigen Reichswehr. (Dok.) In: ZfM 7 (1968) 216—234 betont besonders die Labilität der »zutiefst fortsdirittfeindlichen« Reichs- wehr, die sich nur im Verband mit der rechten SPD habe halten können. Zusätzlich bringt er Dokumente zur Entwicklung einer Taktik des Häuserkampfes (die Schwierigkeiten zwi- schen hierarchischem Militärapparat und den zu den Kämpfen bes. qualifizierten Freikorps werfen ein interessantes Schlaglicht auf interne Veränderungen des Heeresaufbaues), die von H.Sperling: Bürgerkriegsplanung und Reichswehrführung nadi dem Sdieitern des Kapp- Lüttwitz-Putsches 1920. In: ZfM 8 (1969) 327—342 fortgesetzt wird. (Für 1932 vgl. F.

Arndt: Vorbereitungen der Reichswehr für den militärischen Ausnahmezustand. (Dok.) In: ZfM 4 (1965) 195—203. Die Dokumente zeigen die Zusammenarbeit von Zivilbehörden, Polizei und den paramilitärisdien Notstandsorganen. Zu beachten ist audi die durchdachte Dislozierung der Truppen. Forschungen zu Garnisonen sind bisher weitgehend Sympathie- erklärungen für die jeweilige Garnisonstadt. Eine der besser gelungenen dieser Art ist von Hermann Teske: Berlin und seine Soldaten. 200 Jahre Berliner Garnison. Berlin: Haude 8c Spenersdie Verlagsbuchhandlung 1968. 101 S. ( = Berlinische Reminiszenzen. 22.). Probleme der Sicherheitspolitik oder der Steigerung der lokalen Wirtschaftskraft werden v. Teske kaum berührt, genausowenig wie die Schwierigkeiten der Offiziere in kleineren Garnisonen.

Gerade auf dieser Ebene wickelten sich aber die Beziehungen zu rechten Verbänden und

zur NSDAP ab. ^ ^

311 Zit. bei H. Meier-Welcker: Seeckt in der Kritik. In: Wehrwissenschaftliche Rundschau. (WWK) 19 (1969) 265—284; hier S. 282.

40 Hans Meier-Welcker: Seeckt. Frankfurt a. M.: Bernard & Graefe 1967. 744 S. (zit. Meier- Weldser); vgl. die Bespr. in MGM 4 (1968) 177 ff.

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an Zitierfreude das biographische Feingefühl hintergeht. Beides ist notwendiger Teil der Atmosphäre um Seeckt, des Generalstäblers und Kunstliebhabers. Seeckt:

ein preußischer Gentleman 41.

Jemand, der von dem nicht viel verstanden hat, ist Claus Guske 42. Dort wird ein biographischer Ansatz verhackstückt, so daß zum Schluß von Seeckt nichts übrig bleibt als dürre Thesen zu einer menschenlosen Geschichte, in der Personen agieren, um Material für Historiker anzuhäufen. Die Auslegung bringt manche gute Einzelergebnisse, bleibt aber Exegese.

Zu der Zahl der Bemerkungen über das Buch Meier-Welckers seien einige hin- zugefügt. Das Verhalten Seeckts während des Kapp-Putsches wird unter anderem als das Produkt anomaler Verhältnisse erklärt. Truppen wurden bekanntlich auf Anraten Seeckts (sein legitimes Recht, da er dazu von der Regierung aufgefordert wurde) nicht eingesetzt. Wenn Meier-Welckers These gilt, dann ist dies nach dem revolutionären Kollaps der Armee 1918 das nachgeholte Eingeständnis des Zu- sammenbruchs. Eine Armee, die staatliche Organisation der Gewaltanwendung, erklärte sich unfähig, Gewalt unter Ausnahmebedingungen anzuwenden. Eine solche sinnlose Organisation löst man auf oder baut sie von Grund auf um — wenn man kann. Reinhardt war vielleicht doch nicht so »idealistisch«, wie Meier-Welcker sdiildert, und Seeckt nicht so militärisch. Noske war nach dem Zeugnis Seeckts nicht ohne Grund niedergeschlagen, denn er wollte mit der Armee das Gewaltmonopol erhalten, um gegen Extremisten vorgehen zu können. Schließ- lich: was von Meier-Welcker durchaus in Übereinstimmung mit Seeckt allzuleicht übersehen wird: auch die fachkundigsten Entscheidungen haben politische Prä- missen und gesellschaftliche Implikationen. Diese aber gilt es bei dieser offensicht- lich ungeheueren Entscheidung zu analysieren.

Vollständig wird der Eklat durch jene merkwürdige Offizierversammlung, in der Seeckt als Nachfolger für den Posten des Chefs der Heeresleitung präsentiert wurde. Seeckt erhielt die Stellung legal. Der Vorfall blieb Episode, zeigt aber deutlicher als der legale Aufstieg die zeitgenössischen politischen Dimensionen zivil-militärischer Beziehungen.

Auch im wichtigsten Teil der Studie, über die Krisenzeit von 1923/24 räumt Meier-Welcker mit alten Vorurteilen auf. Es gibt keinen »schwarzen Mann«.

Seeckt blieb ein loyaler Diener, wenn nicht der Republik, so doch des Staates 4S. Die Schwierigkeiten der Interpretation bestehen darin, daß Seeckt seine Ent- würfe nicht verwirklichte. Diese richteten sich eindeutig gegen die Verfassung.

Seine qualifizierte Demokratie hat beim besten Willen nichts zu tun mit einer parlamentarisch-demokratischen Demokratie — und nur die verdient den Namen. Seine Reichsreform richtete sich primär gegen das rote Bollwerk Preußen.

41 Der Unterschied zu Meier-Welckers Quellenbeherrschung wird trotz gleicher Tendenz deut- lich bei E. Kaulbach: Generaloberst Hans v. Seeckt — Zur Persönlichkeit und zur Leistung.

In: W R 16 (1966) 666—681.

42 Claus Guske: Das politische Denken des Generals von Seeckt. Ein Beitrag zur Diskussion des Verhältnisses Seeckt-Reichswehr-Republik. Lübeck, Hamburg: Matthiesen 1971. 283 S. ( = H i - storische Studien. H . 422.); vgl. die Rez. des Verf. in MGM 12 (1972) 214 f f .

43 Vgl. auch E.Kessel: Seeckts politisches Programm. In: Spiegel der Geschichte. Festschrift für Max Braubach zum 10. April 1964. Hrsg. von K. Repgen und St. Skalweit. Münster 1964, S. 887—914; A. L. Smith jr.: Le ϋ έ η ε ^ Ι ν. Seeckt et l'armee allemande apres la defait 1919—1926. In: Revue d'histoire moderne et contemporaine. ( R H M C ) 10 (1963) 277—288;

stärker zur älteren Forschung hinneigend R. Hansen: Militär und Demokratie in der deut- schen Geschichte. Kiel 1970 ( = Gegenwartsfragen. H . 26.). D i e Distinktion zwischen einer

rediteren (Seeckt) und einer linkeren Anpassung (Schleicher) an die Weimarer Republik sagt außer über die rein formale Trennung wenig aus.

(13)

Zwei Dinge widerstrebten zunehmend dem legalen Umbau Seeckts: einmal die radikalen Verbände, die mit dem Putsch von Rechts das Konzept verwirrten;

denn auf die Kontinuität der staatlichen Madit wollte deren erster Vertreter und mit ihm die Reichswehr nicht verzichten. Zum zweiten fand Seeckt nicht die Grundlage für sein fachmännisches Diktat4 4. Dieser Umbau hat audi nichts mit einer Notstandsdemokratie zu tun. Sie beruhten nämlich nicht auf der breiten Basis der politisch verantwortlichen Interessen. Es war nur eine Anhörung dieser Gruppen geplant. Der Glaube an die Integration durch fachmännisches Handeln ist 1923/24 an den Interessengegensätzen gestorben, noch längst bevor Brüning dies einmal mehr versuchte. Der patriarchalische Sozialismus Seeckts war als Hilfs- instrument praktikabel, ohne Bürgerkrieg oder blutige Verfolgung aber nicht zum Dauerzustand auszubauen. Seeckt zog sich zurück, andere Machthaber taten dies nicht.

Der Cunctator Seeckt war — und dies allein stempelte ihn zum Zauderer — kein mutwilliger Bürgerkriegsgeneral. Er setzte seine Hoffnungen auf einen innen- politischen Wandel ohne Revolution und auf die langfristige Rückwirkung außenpolitischer Verhältnisse.

Einen methodischen Kontrast zu Meier-Welckers Biographie bietet Harold J.

Gordon jr. 45 mit seinem Buch über den Hitlerputsch 1923, in dem er in der Art eines panoramischen Positivismus alle Faktoren, die am Prozeß der Machtgewin- nung und Machterhaltung in Bayern 1923/24 beteiligt waren, entwirrt. Er erweitert diese Entwicklung in der Inflationskrise zu einem universellen Konzept, in dem nicht nur beiläufig dieGracchen, sondern auch die Studenten der Columbia University ihren Platz finden. Die Schwäche des positivistischen Konzeptes deutet sich damit an. In der wohl nicht mehr zu überbietenden genauen Analyse des Verhaltens der einzelnen Faktoren wird die inhaltliche Analyse von Macht und deren Träger an den Rand gedrängt. Die Macht als neutrales Wesen, um das die einzelnen Gruppen mit legalen und illegalen Mitteln streiten, das ist ein Konzept, das nicht einmal mehr für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen ausreichen kann und schon gar nicht für ein Land gilt, das durch Krieg und Inflation wie Deutschland so in seinen Grundfesten erschüttert war. Es ist deshalb nicht die Frage nach irgendeiner Soziologie, sondern eine Frage nach einem realistischen Konzept der Staatsmacht, wenn man mit dem Buch Gordons arbeiten will.

Einer der entscheidenden Faktoren während der Krise war die Reichswehr, genauer die 7. (bayerische) Division. Sie hatte langfristig mit drei Problemen zu kämpfen, die sich in der Krise entluden. Partikularistische Tendenzen in der Reichswehr erzeugten Spannungen in der nach dem »unitarischen« Konzept Seeckts aufgebauten Wehr, wenn auch (»Papiertiger«) Lossow nicht dazu fähig war, einen konsequenten Bruch anzustreben 46. Bei der geheimen Mobilmachung

44 Neben der älteren Arbeit von G. W. F. Hallgarten: Hitler, Reidiswehr und Industrie. Zur Geschichte der Jahre 1918—1933. Frankfurt a. Μ. Ί 9 6 2 im engeren Sinne u . a . E. Sdiröder:

Otto Wiedfeld und die Seeckt-Ebertschen Direktoriumspläne. In: Das Münster am Hell- wege. 19 (1966) 126—141.

45 Harold J . G o r d o n jr.: Hitlerputsdi 1923. Machtkampf in Bayern 1923 bis 1924. Aus dem amerikanischen übersetzt von Hans Jürgen Baron v. Koskull. Frankfurt a.M.: Bernard &

Graefe 1971. 580 S.; vgl. die Bespr. in MGM 12 (1972) 223 ff.

4e Zu den schwächsten Teilen des Budies gehört die Darstellung des Verhältnisses Bayern/Reich.

Die Gegensätze waren schärfer als Gordon sie nachzeichnet. Der Drude der Länder auf die Reidisregierung wird nicht ganz deutlich. Im übrigen notiert Seisser bei Minoux nicht,

»Seeckt werde sidi nie dazu entschließen können, ein Direktorium zu bilden« (S. 224), son- dern »Zweifel, ob Seeckt Entsdiluß findet zur Bildung eines Direktoriums« (zit. nach Der Hitlerputsdi. Bayerische Dokumente zum 8./9. November 1923. Eingel. und hrsg. von E.

(14)

war man auf die Verbände angewiesen, deren Integration in die Armee und deren Ausstattung mit legalen Befugnissen man zu verhindern suchte. Eng damit verbunden ist das Problem der Bewaffnung der Verbände. Einerseits sollte das Gewaltmonopol der staatlichen Verbände aufrechterhalten bleiben, andererseits wollte man auf die einzelnen privaten Wehren nicht verzichten.

Auf Regierungsebene haben wir den Zustand, daß der Militärtechniker Lossow die Befehle der zivilen Vorgesetzten befolgte. Gordon kommt zu dem Fazit: In Bayern war das liberale Wehrkonzept erfüllt, nur die Politiker waren keine Demokraten.

Im Hitlerputsch durchhieben die Verbände selbst den Knoten, der unentwirrbar schien. Die Verbindung zur Reichswehr platzte, denn diese blieb loyal, diszipli- niert und gehorchte in überwiegender Mehrzahl trotz anderer Sentiments den Vorgesetzten.

Die Folgen des Putsches, den Gordon als Katalysator begreift, waren ähnlich wie drei Jahre zuvor in Preußen. Die Reichswehr löste sich aus den direkten Verwicklungen der Innenpolitik und wandte sich endgültig der Planung der mili- tärischen Zukunft zu. Die Zähmung der Verbände und die Absicherung gegen partikularistische Tendenzen war geglückt. Die Beziehungen der Reichswehr zu den Verbänden waren — wenigstens vorläufig — nicht mehr gegenseitig, sondern einseitig von oben nach unten.

Zu den im engeren Sinne relevanten Maßstäben, an denen sich das Verhältnis von ziviler und militärischer Macht auf gouvernementaler Ebene messen läßt, gehört der Komplex des Oberbefehls und der Spitzenorganisation. Eckart Busch 47

wendet sich in einer rechtshistorisch ausgerichteten Untersudiung der Form des Oberbefehls von 1848 bis zur Gegenwart zu. Er bleibt ganz im Bereich der Rechtsmaterie und der rechtskräftigen Beschlüsse und hat kaum ein Interesse an Entwürfen und Kontroversen. Das ergibt eine formale Klarheit und Durch- sichtigkeit der Darstellung, wo Ressortkontroversen zur Tagesordnung gehören.

Busch akzentuiert zwei Dinge als unabdingbar für eine parlamentarische Ge- staltung des Oberbefehls: den durchgehenden und einheitlichen Befehlsweg und die parlamentarische Kontrolle. Beides wurde seiner Meinung nadi in der Wei- marer Republik nicht erreicht. Gründe dafür waren der Dualismus zwischen dem Oberbefehl des Reichspräsidenten, der Weisungsbefugnisse gegenüber dem Reichswehrminister besaß, und der Kommandogewalt des Reichswehrministers 4e, der dem Parlament verantwortlich seinerseits die »Ausübung« dieser Gewalt an den Chef der Heeresleitung übertrug.

De facto führte dies zu einer (tolerierten) »Entmachtung« des Reidiswehrmini- sters und damit zur Begrenzung der parlamentarischen Kontrolle. Durch die starke Stellung des Chefs der Heeresleitung — Busch kommentiert Seeckts Ver- such der Trennung von Befehls- und Kommandogewalt im Gegensatz zu Meier-

Deuerlein. Stuttgart 1962, S. 302.) Es ist auch immer noch Η. H. Hofmann: Der Hitler- putsdi. Krisenjahre deutscher Gesdiichte 1920—1924. München 1961 heranzuziehen. Erleich- ternd für den Leser wäre es gewesen, wenn Gordon auf die gedruckten Quellen und Dar- stellungen jeweils hingewiesen hätte. Neben älteren Dokumentationen in den V f Z G (1957, 1959) s. auch J . C . Favez: Hitler et la Reichswehr. In: R H M C 17 (1970) 22—49.

47 Eckart Busch: Der Oberbefehl. Seine rechtliche Struktur in Preußen und Deutschland seit 1848. Boppard a. Rh.: Boldt 1967. 200 S. ( = Wehrwissenschaftliche Forschungen. Abt. 1 : Militärgeschichtlidie Studien. 5.); vgl. die Bespr. in MGM 4 (1968) 218 f.

48 Sdimädeke (Anm. 13) löst die Gegenzeichnung des Reichswehrministers dahingehend auf, daß dem Reichspräsidenten nur repräsentative Funktion zukam. Diese einleuchtendere Er-

klärung, die Büschs Schwierigkeiten mit diesem Punkt auflöst, war von Anfang an kon- frontiert mit der Verfassungsrealität und einer dualistischen Interpretation.

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Welcker als »sachlich« nicht zu rechtfertigen — und durch die unter Hindenburg intensivierte Immediatstellung, die das Handicap des Reichspräsidenten, kein Ausführungsorgan zu besitzen, partiell ausglich, wurde die »verfassungs- und gesetzmäßig wohlverankerte Kommandogewalt des Ministers . . . zu einer Fik- tion« (S. 81). Der Wandel der Verfassungswirklichkeit war »verhängnisvoll«

für eine parlamentarische Kontrolle.

Das rechtshistorische Vorgehen versperrt den Weg zur Erkenntnis der Ursachen dieses Wandels. Busch zeigt die Kanäle, entlang denen dieser Wandel vor sich ging.

Scbmädeke 49 hat in dieser Frage kein Blatt vor den Mund genommen. Er sieht die Ursache der fatalen Autonomie in der Politik Seeckts und der hinter diesem Mann stehenden Generalstabstradition. Er zeigt ferner, wie obrigkeitsstaatliche Vorstellungen auch im Parlament und bei Gessler diesen Verfassungswandel unterstützten. Denn daß ein Verfassungswandel stattfand, wenn audi nicht in dem Maße wie Schmädeke das sieht, kann nicht mehr bezweifelt werden. Der Bruch zwischen einem kurzen Aufstieg der parlamentarischen Kontrolle bis 1920 und einem langen Fall war schwächer. Der Makel des Obrigkeitsstaates belastete die Weimarer Republik von allem Anfang an. Die Weimarer Lösung ist keines- wegs, wie das einige Kritiker meinen, die »natürliche«, der Organisation sui generis in dieser Zeit angepaßte Lösung: dies bedarf der historischen Erklärung.

Auch sollte man nicht Zeitumstände beschwören: Aufgabe des Historikers muß es sein, die Art der Bewältigung schlechter Zeiten zu analysieren 50.

Trotz berechtigter Einwände Meier-Welckers gegen Seeckts Darstellung bleibt die Analyse der organisatorischen Umgestaltung der Spitzengliederung die inter- essanteste und lehrreichste Partie des Buches. Abgesehen davon, daß Schmädeke die politischen Dimensionen fachlichen Handelns zeigen kann, muß trotz des Versuches eines Gegenbeweises der These Sdbmädekes weiter Aufmerksamkeit geschenkt werden, daß Fraktionskämpfe innerhalb der Armee (verstärkt durch private Reibereien), d. h. der Gegensatz von Kriegsministerium und Generalstab, fachliche Entscheidungen überwuchert haben. Der Unterschied zwischen Rein- hardt und Seeckt beruhte, was die Militärpolitik anbelangt, aber nicht in der Befürwortung der relativen Selbstregelung militärischer Angelegenheiten, son- dern in der Frage, ob die zivile Kommandogewalt von der Regierung oder vom Reichspräsidenten durchgeführt werden sollte. Beide Positionen waren in Weimar legal zu vertreten, was aber nicht der Aufgabe enthebt, die politischen Folgen der Entscheidungen zu bestimmen.

Seeckt strebte sicherlich kein Militärregime an. Im Unterschied zu manchem reaktionären General hatte er zu gut aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges gelernt. Sein Konzept — besonders in Guskes langen Zitaten wird das deutlich — war die unabhängige, vom Parlament nur beratene Exekutive. Dieses Ziel wurde aus anderen als militärischen Gründen während seiner Amtszeit nicht erreicht, während zumindest die Reichswehr dem sehr nahe kam. So blieb diese ein auto- nomes Gebilde neben Parlament und Regierung, statt militärischer Arm eines Uberstaates zu werden.

Als Geschichte der militärisch-politischen Führungsspitze der deutschen Armee

4» Siehe Anm. 13

80 Vgl. auch die Bespr. von E. Barth in MGM 2 (1967) 155 f f . und von H . Meier-Welcker in MGM 1 (1967) 141 f f . ; zum Verständnis von dessen Thesen s. audi Meier-Welcker: Militär und Militärverwaltung in ihrem Verhältnis in der deutschen Heeresgeschidite. In: WWK 17

(1967) 241—265.

(16)

präsentiert sich auch die Studie von Förster, Helmert, Otto und Schnitter 51. Für die Geschichte des preußisch-deutschen Generalstabes ist das ein zu schmaler Ansatz. So überzeugt dieses Buch auch am ehesten als ergänzende Materialdar- stellung; denn gerade vor Bereichen der geheimen Aufrüstung (einmal abgesehen von dem Problem Sowjetunion), oder der Beziehungen zu großindustriellen und großagrarischen Gruppen zeigt die hiesige Forschung bislang eine unverhohlene Sdieu. Allerdings vermag die personalisierende Geschichtsschreibung bei gleidi- bleibender moralischer Anklage nicht zu überzeugen. Sie hat eher den Effekt der Abstumpfung. Eine ernstzunehmende marxistische Alternative zu Craigs 6 2 eng- lisch-liberalem Ansatz ist diese Untersuchung jedenfalls (noch) nicht.

III.

Die Matrosen in Kiel setzten ein Fanal für die Revolution. Die spontanen Orga- nisationsversuche der Soldaten und Matrosen wurden lange Zeit von der For- schung kaum beachtet. Die sehr viel homogenere Gruppe der Arbeiterräte war leichter zu erfassen, ihre Aktionen waren auch konsequenter als die der Soldaten- räte. Die Revolte der Soldaten war und blieb im wesentlichen ein Aufstand gegen das militärische Alltagsleben 5S, sie begehrten auf gegen die äußeren For- men des Militarismus, gegen Drill, Rangabzeichen usw. Eine Politisierung des Protests erfolgte nur bedingt, wenn auch der Einfluß linker Gruppen nicht mit aller Klarheit festzustellen ist5 4. Die Revolte der Soldaten blieb mehr als die der Arbeiter ein Generalstreik gegen das militärische Leben und für den Frieden und die Rückkehr nach Hause. Eine zentrale Organisation bildete sich nur mit Mühe und dann eher mit dem Ziel der kontrollierten Durchführung der genann- ten Punkte als einer revolutionären Umgestaltung der Armee etwa in dem Sinne einer roten Garde 55. So konnten Soldatenräte durchaus zur Stabilisierung der Befehlsverhältnisse — gerade im Frontheer — eingesetzt werden. Gerade die Soldatenräte des Frontheeres sahen ihre Aufgabe dann erfüllt, wenn die Rück- führung durchgeführt war. Damit handelten sie ganz im Sinne des Rates dei;

Volksbeauftragten, denen sie meistenteils politisch nahestanden. Sie forcierten die Demobilisierung gegen den Willen der militärischen Führung und auch gegen das Interesse linker Gruppen. Sie handelten sich für diesen Einsatz zu-

11 G. Förster, H. Helmert, H. Otto, H. Schnitter: Der preußisch-deutsche Generalstab 1640—1945.

Berlin 1964 ( = Wahrheiten über den deutschen Imperialismus. 13.); sehr funktionalistisch W. Schmidt-Richberg: Die Generalstäbe in Deutschland 1871—1945. Aufgaben in der Ar- mee und Stellung im Staate. Stuttgart 1962 ( = Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte.

Bd 3.)

" Siehe Anm. 1.

" H. Hürten: Soldatenräte und deutsche Novemberrevolution. In: Historisches Jahrbuch. 90 (1970) 299—328. Hürten bezweifelt die Gegenüberstellung von sozialdemokratisch-bürger- lichen Ordnungsvorstellungen und einer von Arbeiter- und Soldatenräten getragenen plebis- zitären Massenbewegung mit einigem Recht. Allerdings geht darüber die entscheidende Dif- ferenzierung, die dennoch vorhanden ist, etwas verloren; denn der Gegensatz lautet doch wohl obrigkeitsstaatliches Militär mit ziviler, republikanischer Spitze oder eine Armee mit einer plebiszitären Komponente im sozialen Bereich und bei der Wahl des Führers.

54 D. Dreetz: Die Entwicklung der Soldatenräte des Heimatheeres (November 1918 bis März 1919). In: ZfM 9 (1970) 429—438; es sind ferner eine Anzahl von Studien über lokale Sol- datenräte und Volkswehren erschienen, die hier nicht gesondert aufgeführt werden.

55 W. Rüge: Neue Dokumente über den Soldatenrat bei der Obersten Heeresleitung. In: ZfG 16 (1968) 1402—1421; K. Wrobel: Zur Rolle der zentralen Marinesoldatenräte in der No- vemberrevolution. In: ZfM 8 (1969) 288—300.

66 R.Grau: Zur Rolle der Soldatenräte der Fronttruppen in der Novemberrevolution. In: ZfM 7 (1968) 550—564; D. Dreetz: Rückführung des Westheeres und Novemberrevolution. In:

ZfM 7 (1968) 578—589.

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