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Medizingeschichte 3DMedizingeschichte 3DAus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum IngolstadtAus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt

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Bayerisches Ärzteblatt 11/2014

645 Varia

aufzubringen. Daher heirateten sie oftmals recht bald wieder, um ihre Versorgung sicherzustellen.

Allerdings räumte der Rat der Stadt Nürnberg Apothekerwitwen das Sonderrecht ein, die Apo- theke des verstorbenen Ehemannes für einen begrenzten Zeitraum weiterzuführen. So waren gleichzeitig der Fortbestand der Apotheke und der Unterhalt der Familie gesichert. Die Details dieser Porträtdarstellung weisen darauf hin, dass Dorothea Buchner mit ihrem Mann in der Apotheke zusammen gearbeitet hatte und dass sie nach dessen Tod die Apotheke mit ihrem ge- sammelten Wissen eigenständig leiten konnte.

Neben der Darstellung sind auch die Wid- mungsverse über und unter dem Bildnis beach- tenswert. Die Verse stammen von dem Schwie- gersohn Dorothea Buchners, der das Porträt in Auftrag gegeben hatte. Sie dokumentieren ei- nen Zustand vor der endgültigen Fertigstellung der Druckplatte. Der Stecher hatte nur das Por- trät in die Platte gestochen und diesen Probe- druck gemacht. Der Auftraggeber überzeugte sich anhand des Probedrucks von dessen Quali- tät und fügte die Widmung hinzu, die anschlie- ßend in die Druckplatte gestochen wurde. Das fertige, durch den Text ergänzte Porträt wurde dann in der gewünschten Auflagenhöhe ge- druckt. Das Porträt der Dorothea Buchner gibt somit einen seltenen Einblick in die verschiede- nen Arbeitsschritte der Druckgrafik-Produktion und zeigt gleichzeitig eine angesehene Frau, die erfolgreich als Apothekerin tätig war.

Literatur:

Berghaus, Peter (Hg.): Graphische Porträts in Büchern des 15. bis 19. Jahrhunderts. Wolfen- bütteler Forschungen, Bd. 63. Wiesbaden 1995.

Hoch, Fritz: Nürnberger Patrizierbildnisse in der graphischen Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

In: Zeitschrift für kulturgeschichtliche und bio- logische Familienkunde, Nr. 3, Nürnberg 1924.

Kruse, Britta-Juliane: Witwen. Kulturgeschich- te eines Standes in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Berlin (u.a.) 2007.

Das Deutsche Medizinhistorische Museum be- sitzt eine Porträtsammlung von rund 2.300 Druckgrafiken und Zeichnungen von Personen aus den Bereichen Medizin, Pharmazie und Na- turwissenschaften. Darunter befinden sich nur neun Frauenporträts, was dadurch zu erklären ist, dass Frauen der Zugang zu diesen Wissens- gebieten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erschwert wurde. Einzelnen Frauen war es den- noch möglich, als Apothekerin zu arbeiten, wie das folgende Beispiel veranschaulicht.

Der Porträtstich zeigt Dorothea Buchner (1608 bis 1684) auf einem Stuhl sitzend in der Tracht einer Nürnberger Patrizierin des 17. Jahrhun- derts. Sie trägt ein reich verziertes Kleid, auf dem Kopf thront die für ihren Stand übliche Haube aus Marderfell. In der Hand hält sie eine Rose. Sowohl ihre Kleidung als auch ihr Schmuck demonstrieren ihren Reichtum und ihre gehobene Stellung innerhalb der Nürnber- ger Bürgerschaft.

Soweit deckt sich dieses Bildnis mit zahlreichen zeitgleichen Porträts Nürnberger Patrizierinnen.

Diese Darstellung weist jedoch einige Besonder- heiten auf. Dorothea Buchner sitzt vor einem Bücherregal und wird dadurch als Gelehrte cha- rakterisiert, was im 17. Jahrhundert für eine Frau unüblich war. Bei genauem Hinsehen entdeckt man in und vor diesem Bücherregal kleine Do- sen und Fläschchen, einen Mörser zum Zerklei- nern von Arzneistoffen und ein Destilliergerät.

Dies sind Attribute der Apothekerzunft und ge- ben Hinweis auf eine Tätigkeit Dorothea Buch- ners als Apothekerin. In den handschriftlichen Zeilen unter dem Bild wird zudem ihr Wissen in der „Kunst der Artzeney“ gelobt.

In Nürnberg war es Frauen damals per Gesetz verboten, eine Apotheke zu führen. Wie kam es dennoch dazu, dass Dorothea Buchner Arz- neien herstellen und verkaufen konnte? Ihr Mann Friedrich Buchner, ein Apotheker, war drei Jahre zuvor gestorben. Witwen war es zu dieser Zeit kaum möglich, mit eigener Arbeit den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien

Medizingeschichte 3D Medizingeschichte 3D

Aus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt Aus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt

In dieser Serie stellen wir Highlights aus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt vor. Das Museum wurde 1973 im ehemaligen Anatomiegebäude der Universität Ingolstadt eröffnet. Es zeigt die Entwicklung der abendländischen Medizin von der Antike bis heute. Dazu gehört auch ein barock gestalteter Arzneipflanzengarten.

Autorin

Dorothea Niggemeier, M. A., Deutsches Medizinhistorisches Museum, Anatomie- straße 18-20, 85049 Ingolstadt, E-Mail:

dorothea.niggemeier@ingolstadt.de, Internet: www.dmm-ingolstadt.de

Bildnis der Dorothea Buchner, 1676, Johann Jakob Metzger (Stecher), Nürnberg, Kupferstich und Radierung.

Zander-Seidel, Jutta: „Haubendämmerung“.

Frauenkopfbedeckungen zwischen Spätmittelal- ter und Früher Neuzeit. In: Schorta, Regula und Schwinges, Rainer C. (Hg.): Fashion and clothing in late Medieval Europe. Basel 2010, 37-43.

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