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Tagebuchaufzeichnun-gen vom Oktober ’89

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378 Ärzteblatt Sachsen 9 / 2014

Tagebuchaufzeichnun- gen vom Oktober ’89

Auszüge

28.10.89: Die Zeit rast, die Informa- tionen überschlagen sich. Wieviel Zeit braucht man jetzt schon allein für das Zeitunglesen; von der ersten bis zur letzten Seite: Es lohnt sich echt wieder, ALLES zu lesen, und die UNION ist derzeit sowieso die offenste Zeitung (wie ich hörte, auch durch das persönliche Engagement des Chefredakteurs, der eine Nacht lang mit streikenden Druckereiarbei- tern diskutiert haben soll, die sich weigerten, besonders „offene“ Arti- kel zu drucken).

Die „Dialogführung“ im Kranken- haus (gemeint ist eine Versammlung Ende Oktober 1989 im Hörsaal der Pathologie des Krankenhauses Dres- den-Friedrichstadt) war ein einziger Hohn, eine Blasphemie: angefangen von der zynischen Art des ÄD, über den absolut blassen Auftritt des Bezirksarztes – über den gesamten Abend hin …

Einzelne gute Beiträge (P.J.); die kommen an, die mit ehrlicher Betrof- fenheit und Emotionalität geladen sind – und diese Betroffenheit ver- misst man bei den offiziellen Vertre- tern völlig. Deren Tenor: alle Schuld nach oben verschieben („die ganze Regierung hätte abtreten müssen“) oder nach unten („wir alle sind Schuld“).

So hoffnungslos, auch erbärmlich wie nach diesem Abend habe ich mich selten gefühlt, auch enttäuscht über meine eigene Unfähigkeit, das

„Richtige“ klar, kurz und prägnant zu formulieren…

Dann das große Forum auf der Bür- gerwiese: hoffnungsvoll, weil wirk- lich solche Massen auf den Beinen waren; das ist toll zu erleben, wie sich jetzt wirklich DAS VOLK meldet.

Die Beiträge sehr verschieden: Grund- satzfragen ebenso (auch der Macht- anspruch der SED wurde in Frage gestellt) wie Allgemeines.

Gestern die schlimmen Diskussionen wieder in der Abteilung; W., der sich nicht positioniert, K., der sich nicht engagiert, so viele persönliche Res- sentiments von jedem Einzelnen…

Abends neue Informationen durch das Gespräch mit Frau H. über Themenheft

Versammlung im Hörsaal der Pathologie des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt

Ende Oktober ’89 © Fotograf unbekannt

Kundgebung der Mitarbeiter des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt vor dem Dresdner Rathaus

© Fotograf unbekannt Versammlung im Hörsaal der Pathologie des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt

Ende Oktober ’89 © Fotograf unbekannt

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Ärzteblatt Sachsen 9 / 2014 379

Sup.Z., seine Rede vor der Stadtver- ordnetenversammlung, seine Über- gabe der Dokumentenmappe mit 170 Erlebnisberichten von „Zuge-

führten“ (heute wieder ein erschüt- ternder Bericht in der UNION – als Gegenstück unter dem Interview mit dem Staatsanwalt, das dagegen rich- tig zynisch anmutet) – überhaupt Z.'s Engagement: Wie sehr wirkt hier ein Einzelner, zerreißt sich – und die Heerscharen der blassen Funktionärs- typen dagegen…

Das ist etwas, was mich immer wie- der so ungeduldig und verzweifelt macht: Wie absolut offen es auf der Hand liegt, dass dieses System sinn- los und am Ende ist – und wie schwer es ist, das zu formulieren gegenüber Menschen, die eine völlig andere Sprache sprechen…

Dr. med. Dorothea Schuster, Dresden

Themenheft

Versammlung im Hörsaal der Pathologie des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt

Ende Oktober ’89 © Fotograf unbekannt

Kundgebung der Mitarbeiter des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt vor dem Dresdner Rathaus

© Fotograf unbekannt

Kundgebung der Mitarbeiter des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt vor dem

Dresdner Rathaus © Fotograf unbekannt

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