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Deutschlands globale Partner

Mit wem sollte die nächste Bundesregierung zu Nachhaltigkeit kooperieren?

von Sven Grimm und Wulf Reiners,

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Die aktuelle Kolumne

vom 10.06.2021

(2)

Deutschlands globale Partner

Mit wem sollte die nächste Bundesregierung zu Nachhaltigkeit kooperieren?

„Zukunftsgerichtete Politik investiert in die Gestaltung multila- teraler Normen und Regelwerke und rückt die multilaterale Zu- sammenarbeit in ihren Mittelpunkt, zu dem die bilaterale und eu- ropäische Zusammenarbeit flankierend und unterstützend hin- zukommen.“ In ihrer Kolumne zur Bundestagswahl 2021 beto- nen Anna-Katharina Hornidge und Imme Scholz die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit, die auf das globale Gemein- wohl gerichtet ist. Welche Partner braucht Deutschland, und wel- che Partner brauchen Deutschland, um den globalen Herausfor- derungen der 2020er-Jahre begegnen zu können?

Deutschland steht nicht allein vor der Bewältigung weichenstel- lender Zukunftsfragen: Die Art, wie wir global wirtschaften, kon- sumieren und uns bewegen, muss die plantaren Grenzen berück- sichtigen. Große Herausforderungen wie etwa der Klimawandel oder die COVID-19-Pandemie sind nur mit Ansätzen zu bewälti- gen, die über Länder- und Politikfeldgrenzen hinaus abgestimmt sind. Die Bundesregierung betont die globalen wechselseitigen Abhängigkeiten und die Notwendigkeit von Kooperation auch in ihrem Weißbuch zum deutschen Engagement für Multilateralis- mus (Mai 2021).

„Unabhängig von parteipolitischen Überlegungen wird die Notwendigkeit von gemeinschaftlichem Handeln auf globaler Ebene sowie mit zentralen bilateralen Partnern in der kommenden Legislaturperiode weiter zunehmen.“

Unabhängig von parteipolitischen Überlegungen wird die Not- wendigkeit von gemeinschaftlichem Handeln auf globaler Ebene sowie mit zentralen bilateralen Partnern in der kommenden Le- gislaturperiode weiter zunehmen.

Globale Partner über die OECD-Länder hinaus

Die wichtigsten Partner für die Beantwortung grenzüberschrei- tender Fragen findet Deutschland in der Europäischen Union und in den transatlantischen Beziehungen, erweitert um die OECD- Länder. In diesem Kreis kann in den meisten Fällen auf eine ge- meinsame Basis gesellschaftlicher Grundwerte aufgebaut wer- den, auch wenn sie von populistischen Gruppen infrage gestellt werden. Kooperation für das globale Gemeinwohl muss aller- dings über die OECD-Welt hinausgehen, wenn sie wirksam sein soll.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind eine Reihe von Staa- ten des „globalen Südens“ wirtschaftlich und politisch hervorge- treten. Menschliche Lebensgrundlagen weltweit zu erhalten und

zu verbessern, macht diese Länder als Kooperationspartner uner- lässlich, sei es aufgrund ihrer großen (und weiter ansteigenden) Wirtschaftskraft mit einhergehendem CO2-Ausstoß (China, In- dien), aufgrund der klimapolitisch bedeutsamen Waldressourcen (Brasilien, Indonesien) oder aufgrund industriepolitisch relevan- ter Vorbildfunktionen in der jeweiligen Region (Mexiko, Südaf- rika). Oftmals ist es eine Mischung aus diesen Faktoren. Zudem machen diese Staaten ihren Einfluss auch regional und global spürbarer, etwa über ihr Engagement in Drittstaaten oder auch in Sicherheits- und Finanzinstitutionen wie der Shanghai Coope- ration Organisation (SCO) oder der New Development Bank, die sie initiiert haben (NDB; die Bank der BRICS).

Notwendige, aber nicht unbedingt gleichgesinnte Partner Trotz nationaler Entwicklungsagenden mit eigenen Nachhaltig- keitszielen haben diese Staaten nicht unbedingt vergleichbare In- teressen oder gleiche Wertebezüge wie Deutschland und die EU.

Dennoch sind sie unerlässlich für global tragfähige Problemlö- sungen. Für internationale Kooperation unter diesen Vorausset- zungen ist jedoch die Verlässlichkeit von Zusagen auf Grundlage abgestimmter Interessen entscheidend. Dafür ist der Austausch auch – und gerade – mit denjenigen notwendig, die abwei- chende Perspektiven haben, in einem breiten Dialog mit Gesell- schaften, nicht allein Regierungen. Hier hat Entwicklungspolitik umfangreiche Erfahrungen. Unterschiedliche Wertesysteme dür- fen keine Vorbedingung für den Dialog sein, wenn wir etwa den Klimawandel angehen wollen.

Jenseits von Finanztransfers

Die großen Staaten „des Südens“ (in Selbstdefinition) verstehen sich als natürliche Partner für die Bearbeitung globaler Fragen.

Das Denken in der Kategorie der „Entwicklungshilfezahlungen“

ist dabei verengend und unpassend. Gefragt sind handfeste Ko- operationsformate mit Beiträgen aller Seiten. Von Partnerseite werden über den Klima-Schwerpunkt unmittelbar verbundene Felder wie erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Biodiversi- tät, Ressourcenmanagement sowie Forschung und Training an- gesprochen. Der Austausch von Erfahrungen und gemeinsames Wissen um Problemstellungen und Lösungsmöglichkeiten ste- hen hierbei im Zentrum.

Da Hebelwirkungen durch finanzielle Unterstützung angesichts der Wachstumsprozesse in diesen Ländern schrumpfen, bietet global relevante Wissenskooperation ein wichtiges Feld, um ge- meinsam das globale Gemeinwohl zu fördern. Kooperation ge- lingt in den Bereichen, in denen Wissen – Forschung sowie pro- zedurale Erfahrungen verschiedener Gruppen – nachgefragt wird und oftmals gemeinsam erst geschaffen werden muss.

Die nächste Bundesregierung sollte daher – ressortübergreifend und europäisch integriert – verstärkt in angewandte Forschung mit vielfältigen Akteuren und ihre länderübergreifende Vernet- zung im globalen Süden investieren.

Die aktuelle Kolumne von Sven Grimm und Wulf Reiners, 10.06.2021, ISSN 2512-9074

© German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

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