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Archiv "Interessenkonflikte: Konsequent offenlegen" (10.09.2010)

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A 1674 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 36

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10. September 2010

INTERESSENKONFLIKTE

Konsequent offenlegen

Interessenkonflikte bestehen in allen Bereichen des Gesundheits - wesens. Um einem Vertrauensverlust entgegenzuwirken, empfiehlt die AWMF ihren Mitgliedern nun: aufdecken und ausschließen.

G

eht es um das Thema Interes- senkonflikte im Gesund- heitswesen, denken zunächst viele an niedergelassene Ärzte und Be- einflussungsversuche von Pharma- referenten. Doch das Feld sei noch weit größer, sagt Prof. Dr. med.

Claudia Spies, Leiterin der Kom- mission „Interessenkonflikte“ bei der Arbeitsgemeinschaft der Wis- senschaftlichen Medizinischen Fach- gesellschaften (AWMF): „Neben der Interaktion zwischen Industrie und ärztlicher Profession existieren deutlich mehr Interessenkonflikte, zum Beispiel bei nichtärztlichem medizinischem Personal, bei man- chen Patientenvertretungen, aber auch bei den an der Finanzierung des Gesundheitswesens beteiligten Organisationen.“

Die Auswirkungen von Interes- senkonflikten sind schwer fassbar.

Valide Daten dazu gibt es nicht.

Und die kann es auch nicht geben, sagt Spies: „Ein Interessenkonflikt ist nicht das Ergebnis einer Hand- lung, nicht ein verzerrtes Urteil oder eine verzerrte Bewertung, son- dern es ist ein Zustand. Und des- halb kann er auch nicht gezählt werden.“ Ein Interessenkonflikt könne sowohl materieller als auch psychologischer oder sozialer Na- tur sein. Und er habe nichts damit zu tun, ob sich eine Person beein- flusst fühle oder nicht.

Auch Fachgesellschaften und Berufsverbände sind nicht davor gefeit. Deshalb hat die AWMF nun Empfehlungen zum Umgang mit Interessenkonflikten bei Fachge- sellschaften herausgegeben, die sich in Teilen an den Empfehlungen des US-amerikanischen Institute of Medicin orientieren. Die Strategie der AWMF heißt dabei: Konse- quent offenlegen. Und zwar nach vier Prinzipien:

Jede entgeltliche oder unent- geltliche Zuwendung muss offenge- legt werden (Transparenzprinzip).

Jede entgeltliche oder unent- geltliche Zuwendung muss unab- hängig von Entscheidungen bezie- hungsweise Geschäften sein (Tren- nungsprinzip).

Leistung und Gegenleistung müssen in einem angemessenen Verhältnis stehen (Äquivalenzprin- zip).

Alle Leistungen müssen schriftlich festgehalten werden (Dokumentationsprinzip).

„Nicht sanktionieren, sondern motivieren“

„Die Offenlegung von Interessen- konflikten sollte in allen Zeitschrif- ten der Fachgesellschaften und ih- ren Berufsverbänden bindend sein“, heißt es in den Empfehlungen.

Wenn Fachgesellschaften bei der Organisation von Kongressen mit der Industrie zusammenarbeiteten, müsse eine gleichwertige Gegen- leistung des Veranstalters an den Sponsor erfolgen, fordert die AWMF, beispielsweise eine Anzei- genschaltung im Kongresspro- gramm. Die Förderung einer Veran- staltung müsse sich zudem auf einen

objektiven und sachlichen Grund stützen, zum Beispiel auf den wis- senschaftlichen Inhalt des Pro- gramms. Darüber hinaus müsse die Fachgesellschaft von jedem einzel- nen Referenten einfordern, vor Be- ginn der Veranstaltung seine Inte- ressenkonflikte offenzulegen. Die AWMF fordert die Fachgesellschaf- ten auf, ihre Kongresse einschließ- lich des Finanzierungssystems so zu gestalten, dass sie von der Indus- trie weitgehend unbeeinflusst sind.

Falls dennoch eine Finanzierung über die Industrie erfolge, solle die- se detailliert und standardisiert of- fengelegt werden, beispielsweise durch Angabe des Sponsorings im Kongressprogramm.

Auch alle an der Entwicklung von Leitlinien beteiligten Experten müssen mit Hilfe eines Formblatts schriftlich ihre Interessenkonflikte aufzeigen. Die AWMF will dazu ei- ne Befangenheitsskala entwickeln,

„um eine Reproduzierbarkeit der Bewertungen zu gewährleisten“, wie es in den Empfehlungen heißt.

Wer als befangen eingestuft wird, soll nicht an der Leitlinienentwick- lung beteiligt werden. Wenn zu- dem eine Finanzierung der Leitli- nienentwicklung durch Dritte vor- liege, werde die Leitlinie von der AWMF abgelehnt, erklärt Spies.

Weitere Sanktionsmöglichkeiten stehen der AWMF nicht zur Verfü- gung. „Wir wollen aber auch nicht sanktionieren, sondern motivie- ren“, sagt Spies.

Abschließend betont die AWMF, dass die Zusammenarbeit der Fach- gesellschaften mit der Industrie ei- ne wichtige Voraussetzung für die Entwicklung innovativer Therapie- konzepte sei. „Moderne Technolo- gie hat es zum Beispiel in meinem Fachgebiet möglich gemacht, dass nicht mehr jeder 3 000ste Patient bei der Narkose verstirbt, wie noch vor fünfzig Jahren, sondern jeder 100 000ste“, sagt Spies. „Das wä- re ohne die gemeinsame Entwick- lung von Gerätschaften und Thera- pieverfahren mit der Industrie nicht gelungen. Es muss aber sicherge- stellt werden, dass dieser Fortschritt nicht durch forsche Marketingstra- tegien missbraucht wird.“ ■ Falk Osterloh Um dem zunehmenden Angebot an Leitlinien zu begeg-

nen, hat die AWMF im Mai das Institut für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi) gegründet. Aufgaben des Instituts sind insbesondere die Pflege des Leitlinienre- gisters, die methodische Unterstützung von Leitliniengrup- pen und der Ausbau der AWMF-Seminare für Leitlinien- entwickler. Darüber hinaus wird es die AWMF im Netzwerk nationaler Qualitätsinitiativen und im internationalen Leit - liniennetzwerk vertreten. Das Institut wird von Prof. Dr.

med. Ina B. Kopp geleitet und ist am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg angesiedelt.

INSTITUT GEGRÜNDET

P O L I T I K

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