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Archiv "POLITIK: Was man so alles erwarten könnte..." (11.11.1983)

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Bericht und Meinung

BRIEFE AN DIE REDAKTION

AN ANKE FUCHS

Aufgrund des Editorials:

„Fuchs du hast . " (Heft 34/1983) schrieb Dr. Klüss u. a.

an die SPD-Sozialpolitikerin Anke Fuchs:

Wo sind die Beweise?

Wo sind denn die von Ih- nen behaupteten Einkom- menserhöhungen über- haupt? Während auch in den letzten Jahren trotz Rezession Lohn- und Ge- haltserhöhungen allenthal- ben — wenn auch erfreulich maßvoll — von den Gewerk- schaften durchgesetzt und abgeschlossen werden konnten, hatten unsere

„Funktionäre" stillgehal- ten und eine mehr als maß- volle Honoraranhebung erst jetzt für die kommen- de Zeit abgeschlossen; das sollte Ihnen eigentlich be- kannt sein! Wo und wie wir

„Mengenausdehnung" be- treiben, müßten Sie erst einmal belegen und bewei- sen. Aber es ist ja so leicht, irgendwelche Behauptun- gen aufzustellen und dann im Raume stehen zu las- sen. Das gilt in gleicher Weise für Ihre Zahlenanga- ben. Wieviele Ärzte, vor al- lem niedergelassene Ärz- te, können Sie mir denn benennen, die ein Einkom- men in der von Ihnen be- haupteten Höhe haben!

Ich glaube, Sie sollten sich erst einmal den Unter- schied zwischen einem

„Brutto"- und einem „Net- to"-Einkommen klar ma- chen oder klar machen las- sen! Die von den verschie- denen Kassen über die In- stitution der Kassenärzt- lichen Vereinigungen an uns fließenden Geldbeträ- ge dürfen Sie auf keinen Fall als „Einkommen" be- zeichnen! Für unsere Pra- xen zahlen wir Mieten (die in den vergangenen Jah- ren mehr als einmal erhöht wurden!), unsere Mitarbei- terinnen arbeiten auch nicht für ein „Vergelt's Gott", vielmehr werden

auch hier Jahr für Jahr Ge- haltserhöhungen ausge- handelt. Die für Labor-, Röntgen- und für die Ekg- sowie sonstigen Untersu- chungen anfallenden Un- kosten, die Ausgaben für die Gerätebeschaffung steigen gleichfalls ständig und nicht zu knapp, das Benzin wird immer teurer, und die Steuern stiegen ja auch. Erst wenn Sie all das abgezogen haben, dann bleibt das übrig, was Sie als Einkommen bezeich- nen. Und das sind bei mir ganz bestimmt keine 200 000 DM! (Wobei in dem

„Netto-Einkommen" auch noch das Gehalt für die

„mitarbeitende Ehefrau"

steckt, das Sie vielleicht dem Arzteinkommen auch noch zurechnen wollen, oder?) ...

Im übrigen kann ich nur sa- gen, daß man als niederge- lassener Arzt, der nach langjähriger Krankenhaus- tätigkeit inzwischen auch schon über 18 Jahre lang seine Patienten „vor Ort"

betreut (und dies bis jetzt gern getan hat), doch ir- gendwann einmal die Lust an der Arbeit verliert und resigniert. Ob das dann zum Besten unserer Pa- tienten sein wird, ist frag- lich! Ebenso frage ich Sie, ob in Ihren Augen die

„Staatsmedizin" mit nur noch angestellten oder verbeamteten Ärzten in Ambulatorien Ihr Traum- ziel ist? ...

Dr. med. Carl-Oskar Klüss Hauptstraße 54-56 6072 Dreieich- Sprendlingen

Frau Fuchs machte sich die Antwort auf diesen Brief leicht:

Ich bin in der Tat der Auffassung, daß die neue Bundesregierung Haus- haltssanierungen zu La- sten der sozial Schwachen in unserem Lande betreibt

und gut verdienende Men- schen, dazu zählen auch die Ärzte, von diesen Maß- nahmen ausgeschlossen bleiben. Interessant ist im- mer wieder, daß man den Sozialdemokraten unter- stellt, wir wollen die Staats- medizin. Vielleicht neh- men Sie endgültig zur Kenntnis, daß wir dieses nicht wollen. Ich meine aber, daß unser Gesund- heitssystem zwar gut, aber zu teuer ist und daß es sich lohnt, darüber nachzuden- ken, wie es auf Dauer fi- nanzierbar bleibt, und in solche Diskussionen soll- ten sich auch die Ärzte sachlich einschalten."

Anke Fuchs

POLITIK

Zu der Infratest-Umfrage „Was erwarten Ärzte von der neuen Bundesregierung?", in Heft 34/1983 nachfolgend ein Brief- auszug:

Was man

so alles erwarten könnte

... Einhaltung von Zusi- cherungen über Renten- zahlungen und Berech- nungsformeln. Die gesetz- geberische Berichtigung des skandalösen Urteils des Bundesverfassungsge- richts, das den Gesetzge- ber ausdrücklich von der Pflicht entbunden hat, für Beitritt zu Rentenversiche- rung werbende Zusiche- rungen einzuhalten (z. B.

für die „freiwillige Pflicht- versicherung der Selbstän- digen"). Die Widerherstel- lung der Bewertung der

Ausbildungsausfallzeiten in der Rentenversiche- rung. Die unantastbare Ga- rantie der Versorgungs- werke (die mich selber nicht betrifft, aber ein Prüf- stein des rechtsstaatlichen Denkens ist). Die Unterbin- dung lügenhafter Angaben über das Einkommen der Ärzte und sonstiger verun- glimpfender Verallgemei-

nerungen — Schaffung ei- ner sinnvollen Berufsaus- bildung auch der Ärzte mit dem Ziel zeitgemäßer Qua- lifikation und klarer Tren- nung von unseriösen Au- ßenseitermethoden. Ab- schaffung der bankrotten Sozialversicherung und Beschränkung von derarti- gen Leistungen auf „Ar- me" im engeren Sinne.

Auszahlung der Renten- versicheru ngsguthaben zwecks Überführung in pri- vate Altersversorgungen und absolute Sicherstel- lung ihrer Unantastbarkeit.

Aufhebung der Kranken- versicherungspflicht. Freie

Rechnungsgestaltung nach Angebot und Nach- frage (warum sind Privat- patienten so dumm und zahlen Chefärzten über- höhte „Honorare"?). Ver- pflichtung eines jeden, für seine Bedürfnisse von der Mündigkeit an voll und ganz selber aufzukommen.

Nachdrückliche Aufklä- rung, daß jede verbrauchte Leistung zuerst erbracht werden muß. Aufklärung, daß eine „Gesundheitsga- rantie" nicht gegeben wer- den kann noch in Aussicht gestellt werden darf. Auf- klärung, daß ärztliche Hilfe ein Zivilisationsprodukt ist und von der Natur nicht vorgesehen ist, die von ei- ner ungestörten kulturell- zivilatorischen Entwick- lung abhängig ist. Berück- sichtigung der Tatsache, daß ärztliche Hilfe nicht er- zwungen werden kann und durch ärztefeindliche Maß- nahmen jeder Art in höch- stem Maße gefährdet wird.

Dafür Ausschaltung unlau- terer Elemente aus den Heilberufen. Aufklärung über die natürlichen Gren- zen ärztlicher Hilfe und des damit verbundenen Ri- sikos. Abwägung des Risi- kos: „mit oder ohne Arzt".

Dr. med.

Friedrich Busch Schillerstraße 16 7082 Oberkochen

10 Heft 45 vom 11. November 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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