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Entscheiden norddeutsche Apfelproduzenten anders als schweizerische?

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Academic year: 2022

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S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 1 2 / 1 1 13 Esther Bravin und Daniel Indermaur, Forschungsanstalt

Agroscope Changins-Wädenswil ACW esther.bravin@acw.admin.ch

Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW hat 2008/09 im Rahmen des EU-Projekts ISAFRUIT in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Obst- verband eine Umfrage durchgeführt mit dem Ziel, Schlüsselfaktoren und Strategien erfolgreicher Apfelpro- duzenten zu identifizieren. An der ursprünglichen Studie haben 118 Schweizer Obstbaubetriebe teilgenommen.

Im Rahmen des Projekts wurde dieselbe Umfrage mit sieben Obstbaubetrieben in der Region Altes Land in Norddeutschland durchgeführt. Aus der Schweizer Stichprobe wurden sieben Produzenten mit einer ver- gleichbaren Fläche ausgewählt. Wir haben die Umfrage- ergebnisse der schweizerischen und norddeutschen Pro- duzenten verglichen.

Schweizer Stichprobe mit grösserer Parzellenzahl

Die sieben Betriebe der Schweizer Stichprobe weisen eine Apfel-Anbaufläche zwischen 17 und 36 ha auf. Die Apfelflächen der Betriebe im Alten Land liegen zwischen 11 und 37.5 ha und sind somit der Stichprobe aus der Schweiz sehr ähnlich. Bei den Schweizer Betrieben han- delt es sich um drei Mischbetriebe (Obstbau, Weinbau, Geflügelmast) und vier reine Tafelobstproduzenten. In

der Stichprobe aus dem Alten Land gibt es zwei Misch- betriebe und fünf reine Tafelobstproduzenten.

Wie Abbildung 1 zeigt, haben die Betriebe im Alten Land auf einer vergleichbaren Fläche weniger Parzellen als die Schweizer Betriebe. Auf kleinen Parzellen kann die Arbeit weniger rationell durchgeführt werden und die Arbeitsproduktivität ist möglicherweise entspre- chend kleiner.

Die Obstproduzenten wurden in der Umfrage gebe- ten, die wirtschaftliche Lage ihrer Apfelproduktion zu beurteilen (Tab. 1). Fünf Schweizer Betriebe und sechs

Entscheiden norddeutsche Apfelproduzenten anders als schweizerische?

Je sieben Betriebe mit gleichwertiger Apfelfläche im Alten Land an der Niederelbe

(Norddeutschland) und in der Schweiz haben an derselben Umfrage im Rahmen des ISAFRUIT- Projekts teilgenommen. Interessant sind die Unterschiede in Bezug auf Zufriedenheit, Strategien und zukünftige Investitionen.

Deutschland (AL)

14%

14%

29%

43%

weniger als 5 Parzellen

zwischen 5 und 10 Parzellen zwischen 10 und 20

Parzellen

mehr als 20 Parzellen Schweiz

zwischen 5 und 10 Parzellen weniger als 5 Parzellen 14%

86%

Abb. 1: Anzahl Parzellen pro Be- trieb.

(2)

Die gute Vermarktung scheint für die befragten Schweizer Obstproduzenten ein Grund für die Zufrie- denheit zu sein, wozu die flexiblen Strukturen für den Absatz beitragen. Mit dem Verkauf des Obstes zum Beispiel direkt an Fachgeschäfte können Obstproduzen- ten die Wertschöpfung verbessern.

Neue Sorten gepflanzt

Tabelle 3 zeigt, welche Produktionsstrategien die Betrie- be in den letzten zehn Jahren umgesetzt haben. Alle sie- ben Schweizer Betriebe haben neue Apfelsorten einge- setzt und sind damit zufrieden. Sechs von sieben Betrie- ben im Alten Land haben neue Sorten gepflanzt. Wobei vier mit dem Entscheid zufrieden sind und zwei weder zufrieden noch unzufrieden.

Die Schweizer Produzenten hatten als neue Apfelsor- ten Mairac, Fuji, Kiku oder Pink Lady gepflanzt. Von den Produzenten in Norddeutschland wurde Kanzi als neue Sorte angegeben. Die bepflanzte Fläche der neuen Sorten ist meistens tiefer als 5%. Sowohl die Betriebe in der Schweiz als auch im Alten Land wählten die Sorten so aus, dass das Risiko von Ertragsschwankungen ver- mieden und Arbeitsspitzen verteilt werden können.

Drei der sieben Schweizer Betriebe und ein deut- scher Betrieb haben neue Obstarten gepflanzt. Wobei zwei Schweizer Betriebe mit den Resultaten nicht zu- frieden waren. Vor allem die Pflanzung von Steinobst ist wegen der hohen Investitionskosten nicht zu unter- schätzen: Eine Kirschenkultur kostet zum Beispiel bis zum dritten Standjahr mit Anbau, Regendach und Be- wässerung rund 130 000 Fr./ha (Berechnungen mit Ar- bokost 2010).

Mechanisierung: Die gewählte Strategie

Die befragten Obstproduzenten konnten in der Umfrage angeben, wie sie in den letzten Jahren die Faktoren Arbeit, Maschinen und Betriebsmittel eingesetzt haben.

Dabei konnten sie zwischen folgenden Strategien aus- wählen: Ab-, Zunahme oder Spezialisierung der Arbeits- kräfte, Mechanisierung, günstige Betriebsmittel und gu- tes Pflanzenmaterial (Abb. 2).

Die Mechanisierung ist die Strategie, die von den Pro- duzenten sowohl im Alten Land als auch in der Schweiz am häufigsten genannt wurde. Wobei es scheint, dass die Mechanisierung keinen Einfluss auf den Arbeits- krafteinsatz hat. Denn Änderungen bei den Arbeitskräf- ten wurden nur von wenigen Betriebsleitern vorgenom- Tab. 1: Anzahl Betriebe, die zufrieden sind,

weiter produzieren und den Nebenerwerb erweitern wollen.

Bewertung CH D

Zufrieden 5 6

Weiter produzieren 6 6

Nebenerwerb erweitern 1 2

Tab. 3: Anzahl Betriebe, die in den letzten zehn Jahren verschiedene Anbaustrategien umge- setzt haben.

Anbau CH D

Anbau neuer Apfelsorten 7 6

Verteilung der Arbeitsspitzen 4 4 Verminderung von

Ertragsschwankungen 5 5

Anbau anderer Obstarten 3 1

Vergrösserung der Apfelfläche 4 4

W E I N B A U

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der Betriebe an der Niederelbe sind mit ihrer wirtschaft- lichen Lage zufrieden. Je sechs Betriebe der schweizeri- schen als auch der norddeutschen Stichprobe werden in den nächsten Jahren weiter produzieren.

Die Obstproduzenten konnten im Fragebogen die Gründe für ihre Zufriedenheit beziehungsweise Unzu- friedenheit angeben. Eine Auswahl war vorgegeben und die Produzenten konnten maximal drei Gründe nennen.

Die zufriedenen Produzenten haben die in Tabelle 2 aufgeführten Gründe genannt. Die Schweizer Betriebe nannten insbesondere die hohe Qualität der Tafeläpfel, das Alter und den guten Zustand der Kultur, die gute Arbeitsorganisation sowie die gute Vermarktung. Die deutschen Betriebe sind vor allem aufgrund der hohen Qualität und der guten Erträge zufrieden.

In der Umfrage wurden auch die Erträge der Jahre 2005 und 2006 der wichtigsten Parzellen aufgenommen.

Die Erträge der Schweizer Betriebe waren durchschnitt- lich höher als die an der Elbe. Jedoch schienen die relativ guten Erträge auf Schweizer Seite die Zufriedenheit der Produzenten nicht zu beeinflussen.

Von den unzufriedenen Produzenten wurden sowohl in der Schweiz wie an der Niederelbe die hohen Produk- tionskosten und die tiefen Preise als Argumente genannt.

Diversifizierte Absatzkanäle machen zufrieden

Die befragten Schweizer Betriebe vermarkten die Pro- duktion über verschiedene Absatzkanäle: Zwei Betriebe verkaufen ihre ganze Produktion über einen Grossvertei- ler. Vier der sieben Schweizer Obstproduzenten setzen über 85% der Ware durch den Handel ab. Bis zu 15% wird an kleine Fachgeschäfte verkauft. EinVerkauf ab Hof wird praktisch nicht betrieben. Ein Schweizer Betrieb setzt 100% seiner Äpfel über eine Kooperative ab. Die sieben deutschen Betriebe setzen ihr Obst zu 80 bis 95% über den Handel ab. 5 bis 10% werden direkt ab Hof oder am Wochenmarkt verkauft.

Tab. 2: Von den Betrieben angegebene Gründe für ihre Zufriedenheit.

CH D

Tiefe Produktionskosten 0 1

Hohe Qualität der Tafeläpfel 3 4

Gute Verfügbarkeit u. Qualifkation

der Arbeitskräfte 1 2

Realisierung von Investitionen 1 2

Hohe Erträge 0 4

Gute Arbeitsorganisation 3 2

Alter und Zustand der Kulturen 4 2

Gute Vermarktung 3 1

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men. Die Hälfte der Befragten wählte die Strategie

«Spezialisierung der Arbeitskräfte». Diese Strategie er- weist sich als sinnvoll – denn damit kann die Qualität der Arbeit und schliesslich der Früchte verbessert werden.

Obwohl bekanntlich aus betriebswirtschaftlicher Sicht der Einsatz von gutem Pflanzenmaterial entscheidend ist, wurde diese Strategie nicht von allen Produzenten gewählt.

Zukünftige Investitionen

Die Obstproduzenten konnten in der Umfrage die Art der geplanten Investitionen angeben (Tab. 4). Alle Produ- zenten haben vor, in den nächsten fünf Jahren in die Strukturerhaltung zu investieren. Nur drei von sieben Schweizer Apfelproduzenten planen in den nächsten fünf Jahren eine Vergrösserung des Betriebs. Anders die sieben Kollegen vom Alten Land − alle geben an, in die Ausweitung des Betriebs investieren zu wollen.

Die ausgewählten Schweizer Betriebe sind für natio- nale Verhältnisse relativ gross, da die durchschnittliche

Obst-Anbaufläche in der Schweiz rund 2 ha beträgt (BLW 2011). Deswegen könnte es sein, dass sie aus orga- nisatorisch-planerischen Gründen in den nächsten Jah- ren nicht vorhaben, eine grössere Fläche zu bewirt- schaften. Anderseits ist es in der Schweiz oft schwierig, für den Obstbau geeignetes Land zu pachten oder zu kaufen. Die Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Agrarpolitik vor allem in Bezug auf das Freihandelsab- kommen wird heute auch von vielen Obstproduzenten als Hemmnis für zukünftige Investitionen genannt.

0 1 2 3 4 5 6 7

Abnahme Arbeitskraft Zunahme Arbeitskraft Spezialisierung Arbeitskraft mehr Mechanisierung günstigere Betriebsmittel gutes Pflanzenmaterial

AnzahlBetriebe

CH D (Altes Land)

Abb. 2: Strategien – Arbeit, Mechani- sierung und In- puts.

R É S U M É

Dans le cadre du projet ISAFRUIT de l’UE, la Station fédérale de recherche Agroscope Changins-Wädenswil ACW a mené en collaboration avec Fruit-Union Suisse une enquête en 2008/09 pour identifier les facteurs clés et les stratégies qui déterminent le succès d’un producteur de pommes. Sept exploitations dans le dé- nommé «Altes Land», une région en bordure de la basse Elbe (Allemagne du Nord) et sept autres en Suisse dédiant des surfaces à peu près égales à la cul- ture des pommes, ont participé à l’enquête. Dans les

exploitations suisses, les parcelles sont plus nomb- reuses et les canaux d’écoulement plus diversifiés. Les exploitations d’Allemagne septentrionale projettent d’investir dans l’agrandissement de leurs exploitations au cours des prochaines années tandis que les exploitations suisses souhaitent surtout investir dans la conservation des structures existantes. En Suisse comme en Allemagne septentrionale, les exploitations se disent satisfaites de leur situation économique et désirent produire des pommes à l’avenir aussi.

Les producteurs de pommes d’Allemagne du Nord ont-ils une approche différente de celle des producteurs suisses ?

ISAFRUIT

ISAFRUIT ist ein Projekt, finanziert durch die Europäische Kommission mit der thematischen Priorität 5 – Lebensmit- telqualität und -sicherheit im 6. Forschungsrahmenpro- gramm (Vertrag Nr. FP6-FOOD–CT-2006-016279). Der Arti- kel entspricht nicht einer offiziellen Sicht der Europäischen Kommission, sondern allein jener der Autorin und des Autors.

Tab. 4: Betriebe mit geplanten Investitionen für die nächsten fünf Jahre.

CH D

Investition in Strukturerhaltung 7 7 Investition in Vergrösserung 3 7 Investition in Spezialisierung 4 7

Zunahme Investition 6 7

W E I N B A U

15

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Kleine Stichprobe

Weil in diesem Teil der ISAFRUIT-Studie nur wenige Betriebe analysiert wurden, ist er wohl nicht ganz reprä- sentativ. Wir können nur versuchen, Unterschiede auf- zuzeigen und zu erklären. Diese Ergebnisse können also nicht auf alle Betriebe im Alten Land und in der Schweiz übertragen werden.

Dank

Herzlichen Dank an Daniela Mencarelli Hofmann und Adeline Kilchenmann (ACW) für die Zusammenstellung und Auswertung der Fragebogen, Matthias Görgens und Karin Fricke (OVR Altes Land) für die Auswahl der Betrie- be und die Verteilung und den Versand der Fragebögen.

Referenzen

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