A 2482 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 110|
Heft 51–52|
23. Dezember 2013 Durch Zusammenführen der Datenvon vier Studien wurde erstmals ei- ne ausreichend hohe Fallzahl er- reicht, um die relative Effizienz ei- nes HPV-basierten Screenings auf Zervixkarzinome mit der zytologi- schen Untersuchung als Screening- methode zu vergleichen. Gepoolt wurden randomisierte Studien mit 176 464 Teilnehmerinnen und min-
destens zwei Screeningrunden (1 214 415 Frauenjahre). Während der Nachbeobachtungszeit von im Mittel 6,5 Jahren wurden 107 inva- sive Zervixkarzinome ermittelt. Es wurde der Einfluss von Modifikato- ren wie Alter, mögliche Unterschie- de im Karzinomstatus und die Dau- er der protektiven Wirkung eruiert – Voraussetzungen, um ein HPV- Screening in die Routine einzufüh- ren. Beim Vergleich des experimen- tellen (HPV) mit dem Zytologie- Arm errechnete sich eine relative Inzidenzrate von 0,60 (Konfidenz- intervall [KI] 0,40–0,89) von inva- siven Zervixkarzinomen für den ge- samten Zeitraum. In den ersten 2,5 Jahren waren die Detektionsraten in beiden Armen vergleichbar (0,79), im weiteren Verlauf gab es aber ei- nen signifikanten Unterschied zu- gunsten des HPV-Armes (0,45).
Bei Frauen mit negativem Test- ergebnis in der ersten Untersuchung
schnitt das HPV-basierte Screening noch besser ab mit einer relativen Inzidenzrate von 0,30. Die kumula- tive Inzidenz invasiver Karzinome lag hier mit 4,6/105 (8,7/105 nach 3,5 und 5,5 Jahren) deutlich niedri- ger als im Zytologie-Arm mit 15,4/
105, was sich im Verlauf von 3,5 und 5,5 Jahren noch verstärkte (8,7 versus 36,0/105). Die Stadien der Karzinome unterschieden sich nicht, Adenokarzinome waren sel- tener als squamöse Formen. Die niedrigste relative Inzidenz gab es in der Altersgruppe zwischen 30 und 34 Jahren (0,36, KI 0,14–0,94).
Fazit: Ein HPV-basiertes Screening bewirkt im Vergleich mit der Zyto- logie einen um 60 bis 70 % höheren Schutz vor invasiven Zervixkarzi- nomen. Ein Alter von 30 Jahren scheint optimal für den Beginn der Früherkennung per HPV-Test, dann reichen offenbar Intervalle von fünf Jahren aus. „Insgesamt 6 randomi- siert kontrollierte Studien, mehrere Kohortenstudien und Pilotprojekte belegen für die HPV-Testung über- einstimmend eine bessere Detekti- on echter Krebsvorstufen und eine bessere Prävention des Zervixkarzi- noms im Vergleich mit der etablier- ten Zytologie“, kommentiert Prof.
Dr. med. Karl Ulrich Petry vom Klinikum der Stadt Wolfsburg. Er verweist auf 2 deutsche HTA-Be- richte und einen Bericht des IQWiG: Sie bestätigen den Nutzen des HPV-Screenings. Die aktuelle Metaanalyse aller primären Daten von 4 der 6 Studien belegt laut Petry erneut eine signifikant bessere Prävention.
Eine Umstellung der Krebsvor- sorge auf HPV-Testung wurde in den Niederlanden und Italien schon offiziell beschlossen. Petry: „Ange- sichts der hohen Evidenz pro HPV- Testung und der berechtigten Sor- gen von Zytologen und Zytoassis- tentinnen um ihre Existenz wird die politische Entscheidungsfindung in Deutschland ein spannender Präze- denzfall.“ Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Ronco G, et al.: Efficacy of HPV-based screen - ing for prevention of invasive cervical cancer:
follow-up of four European randomised con- trolled trials, Lancet online 2013 http://dx.
doi.org/10.1016/S0140–6736(13)62218–7.
FRÜHERKENNUNG DES ZERVIXKARZINOMS
Ein HPV-Test bietet mehr Sicherheit als die Zytologie
blocker-Behandlung im Mittel um 18 Schläge/min im Vergleich zur Kontrollgruppe (p < 0,001). Der mittlere arterielle Druck blieb erhal- ten, trotz eines deutlich geringeren Norepinephrin-Verbrauchs in der Es- molol-Gruppe im Vergleich zum Kontrollarm. Auch Sauerstoff- und Flüssigkeitsbedarf waren unter dem Betablocker im Vergleich zur Kon- trollgruppe verbessert. Insgesamt führten die Effekte der Betablocker- Infusion zu einer Verbesserung der 28-Tage-Sterblichkeit: Sie sank von 80,5 % in der Kontrollgruppe auf 49,4 % (p < 0,001). Auch die Aufent- haltsdauer auf der Intensivstation war bei Betablocker-Infusion im Median 5 Tage kürzer als ohne Beta- blocker (p < 0,03).
Fazit: In dieser offenen Phase-II- Studie senkte eine Esmolol-Infusi- on die Herzfrequenz bei Patienten mit schwerem septischem Schock in den vordefinierten Bereich ohne unerwünschte Effekte auszulösen.
„Die Herzfrequenzlimitation bezie-
hungsweise -normalisierung – nach einer initialen Stabilisierungsphase – bei schwer kranken und mit Nor- adrenalin hämodynamisch unter- stützten septischen Patienten mit- tels intravenös appliziertem Esmo- lol erscheint als vielversprechender und logischer Ansatz“, kommentie- ren Priv.-Doz. Dr. med. Holger Herff und Prof. Dr. med. Bernd W.
Böttiger von der Klinik für Anäs- thesiologie und operative Intensiv- medizin des Universitätsklinikums Köln. Es gebe viele Hinweise eines negativen Einflusses adrenergen Stresses auf das Herz im septischen Schock. „Die Autoren der aktuellen Studie folgern sehr vorsichtig aus ihren Daten, dass eine Frequenzli- mitation durch den Betablocker si- cher war. Dieser vorbildlich vor- sichtigen Einschätzung schließen wir uns an.“ Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Morelli A, et al.: Effect of heart rate control with esmolol on hemodynamic and clinical outcomes in patients with septic shock. A Randomized clinical trial. JAMA. 2013; 310:
1683–91.
GRAFIK
Kumulative Detektionsrate des invasiven Zervixkarzinoms bei Frauen mit initial negativem Testergebnis
Kumulative Detektionsrate (pro 105 Tests)
Zeit seit negativem Testergebnis (Jahre) experimenteller Arm
Kontrollgruppe
modifiziert nach: Lancet 2013 http://dx. doi.org/10.1016/S0140–6736(13)62218–7