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Archiv "AUÄ-Aktivität" (01.05.1975)

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Die Information:

Bericht und Meinung

AUÄ-Aktivität

Aus einigen Universitätsstädten der Bundesrepublik wird berichtet, daß von dort kleinere Gruppen von Me- dizinalassistenten und Ärzten zu ei- ner eigenen Informationsveranstal- tung am 7. Mai 1975 nach Hamburg reisen und dabei auch dem Deut- schen Ärztetag einen Besuch ab- statten wollen, um „von unserem satzungsmäßigen recht auf teilnah- me am plenum des ärztetages ge- brauch zu machen versuchen" — wie es in einem Kaderpapier heißt, das im März als Bericht von einer Arbeitstagung der „AUÄ" im Affen- torhaus zu Frankfurt-Sachsenhau- sen vertraulich verteilt wurde.

Dieses Strategie-Papier gibt detail- lierte Anweisungen für einen

„Marsch auf Hamburg", der sich aus der einen oder anderen Groß- stadt gar als „fly-in" abspielen soll.

Mit solcher Aktivität will nun also die „Arbeitsgemeinschaft unabhän- giger Ärzte Deutschlands" (AUÄ) — oft verwechselt mit dem seit vielen Jahren bestehenden „Unabhängi- gen Ärzteverband Deutschlands"

— erstmals seit dem 77. Deutschen Ärztetag in Erscheinung treten, nach dem man in der breiten Öf- fentlichkeit nichts von ihr gehört hatte.

Aus dem schriftlichen Bericht von der Frankfurter Arbeitstagung der AUÄ ist zu entnehmen, daß diese kleine linksextreme Kadergruppe mit ihren demonstrationswilligen Sympathisanten, deren Zahl von ei- nem führenden Mitglied der AUÄ auf 200 geschätzt wird, den Deut- schen Ärztetag, das Parlament der deutschen Ärzteschaft, dazu auser- koren hat, sich zur „Selbstdarstel- lung" größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Das war diesem Kader — wie erin- nerlich — beim letzten Deutschen Ärztetag in Berlin im Juni 1974 ge- lungen, wo eine Podiumsdiskus- sion über die Lage der Psychiatrie randalierend „gesprengt" worden war, worüber dann etwa so um- fangreich berichtet wurde wie über die gestörte Sachdiskussion des Ärzteparlaments selbst.

So heißt es jetzt auch in einem Be- schluß von knapp 100 Medizinalas- sistenten und Ärzten über das Selbstverständnis der AUÄ: „Sie wird überall dort aktiv, wo die Standesorganisationen den An- spruch erheben, im Namen der ge- samten Ärzteschaft zu sprechen oder sie zu vertreten." Insbesonde- re propagiert sich die AUÄ „als öf- fentlichkeitswirksame Gegenstim- me zu den Ärztekammern, dem deutschen Ärztetag ...". Das Pa- pier dazu weiter: „Wenn zahlreiche Ärzte immer wieder dort, wo an- geblich in ihrem Namen gespro- chen wird, durch artikulierten Dis- sens diesen Anspruch praktisch in Frage stellen, so wird damit eine Bresche geschlagen, die die Artiku- lation von Reformvorschlägen durch andere Gruppen wirksam zu unter- stützen vermag."

Hier offenbart sich die AUÄ als ärztliche (?) Hilfstruppe „anderer Gruppen" außerhalb der Ärzte- schaft. Wer hier unter diesen „an- deren" gemeint sein kann, ergibt sich aus einer weiteren Passage des Strategie-Papiers. Zum 78.

Deutschen Ärztetag in Hamburg will die AUÄ nämlich eine pro- grammatische Broschüre vorlegen, deren Inhalt „fast gar keine Gren- zen gesetzt" wurden. Die Tendenz allerdings: „Es werden keine Bei- träge veröffentlicht, die nicht mit den gewerkschaftlichen Forderun- gen zum Gesundheitswesen in Ein- klang zu bringen sind."

Weiteres aus dem Kaderpapier:

> „Ein Antrag (Frankfurt), die Be- zeichnung ,Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Ärzte Deutschlands' um das Wort ‚Deutschlands' zu kürzen, wurde einmütig angenom- men."

> „für den gemeinsamen gang zum plenum, an dem unsere schwarzbefrackten standesherren über in unserem namen abzuge- bende stellungnahmen beraten, ist der weiße ärztekittel beschlossene pflicht."

> „es wurde der vorwurf erhoben, wir würden den ärztetag nur von

außen bekämpfen, als ,ärzte-apo`

sozusagen, auch dem ist diesmal vorzubeugen. es ist gewährleistet, daß einige kollegen, die in der auä mitarbeiten, als delegierte im ple- num anwesend sind." (Mit dieser

„Gewährleistung" ist offenbar die ordnungsgemäße Wahl von vier AUÄ-Mitgliedern bzw. -Sympathi- santen durch die Delegiertenver- sammlung der Berliner Ärztekam- mer zu ordentlichen Ärztetagsdele- gierten gemeint: Priv.-Doz. Dr.

Frank Matakas, Ass.-Ärztin Anne Morgenstern, Roderich Nehls, Wis- senschaft!. Ass. Marno Brauns- dorf.)

Weitere Freunde innerhalb der ver- faßten Ärzteschaft hat sich die AUÄ jedenfalls nicht erwerben können.

Auch die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin distanzier- te sich inzwischen von einer AUÄ- Aktivität, von einem Flugblatt näm- lich, das einer der offiziellen Ärzte- tagsdelegierten aus Berlin unter- schrieben hat und in dem es heißt,

„die offizielle Standespolitik koste jährlich Hunderttausenden von Bürgern Leben und Gesundheit".

Die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin wertete diese wahnwitzige Agitationsbehauptung als den „unqualifizierten Versuch einer Minderheit, die berufspoliti- sche Arbeit der demokratisch legi- timierten Vertreter der Ärzteschaft zu diffamieren".

Alles in allem also: Jenseits der parlamentarisch-demokratischen Möglichkeit, in sehr angemessener Vertretung (1 Delegierter je 500 Ärzte) im Plenum des Deutschen Ärztetages sachbezogen mitzuar- beiten, zielen die Vorbereitungen der AUÄ auf einen größtmöglichen Eklat in der Öffentlichkeit, wobei

„Formverletzungen" (wie die Sprengung einer Ärztetagssit- zung?) angeblich vermieden wer- den sollen. Man darf heute schon gespannt darauf sein, ob es den in langjährigen ähnlichen Aktionen an den Universitäten geschulten Kräf- ten in Hamburg gelingen wird, die Pressemedien auch diesmal so für sich und ihre Absichten einzuspan- nen, wie 1974 in Berlin. DÄ

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 18 vom 1. Mai 1975 1261

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