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Archiv "Opioidmissbrauch: „Neue Strategien für alte Probleme“" (01.11.2013)

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A 2062 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 44

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1. November 2013

OPIOIDMISSBRAUCH

„Neue Strategien für alte Probleme“

Der Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten hat in den USA epidemische Züge angenommen. Inzwischen gibt es Programme, die den Einsatz von Naloxon auch durch Laien empfehlen, um Todesfälle zu vermeiden.

D

as Problem ist massiv. Durch- schnittlich stirbt in den Verei- nigten Staaten alle 19 Minuten ein Mensch durch den Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medika- menten. Im vergangenen Jahrzehnt waren es 125 000 Menschen, die an einer Überdosis starben; allein 2008 waren es 15 000. „Das sind mehr To- desfälle, als durch die illegalen Dro- gen Heroin und Kokain zusammen verursacht werden.“ Darauf wies Ca- leb Alexander auf dem World Health Summit beim Symposium „Präventi-

on von Missbrauch und Überdosie- rung von verschreibungspflichtigen Medikamenten“ hin, das in Koopera- tion mit dem Deutschen Ärzteblatt durchgeführt wurde. Alexander ist Professor für Epidemiologie und Medizin an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore.

Viele Frauen sind abhängig

Zwar hätten Medikamente wie Opioide und Benzodiazepine einen außerordentlichen Wert für Patien- ten, doch die Zahl der Missbrauchs- fälle habe in den USA epidemische

Züge angenommen. Es stürben mehr Menschen durch Medikamen- te als durch Verkehrsunfälle. Auf je- den Todesfall durch Überdosierung kämen zudem zehn Krankenhaus- aufenthalte, 30 Besuche in der Not- aufnahme sowie 100 Fälle von Missbrauch oder Abhängigkeit.

Insbesondere der Missbrauch von Opioiden sei besorgniserre- gend. „80 Prozent aller Opioide weltweit werden in den Vereinigten Staaten verbraucht. Und das, ob- wohl US-Amerikaner gerade ein-

mal 4,6 Prozent der Weltbevölke- rung ausmachen“, erläuterte Alex - ander. Die Abhängigkeit von Opioi- den sei, nach Alkohol- und Canna- bisabhängigkeit, der dritthäufigste Grund für die Teilnahme an Dro- genentwöhnungsprogrammen (Al- kohol 40 Prozent, Cannabis 20 Pro- zent, Opioide 18 Prozent). Bemer- kenswert sei zudem, dass Frauen, anders als bei anderen Suchtstoffen, fast genauso häufig zu dem Analge- tikum griffen wie Männer.

Wo liegt die Lösung? Für die Be- kämpfung dieser Epidemie sei es wichtig, dass schwächere Opioide

auf den Markt gebracht würden, und Ärzte ihre Patienten dazu an- hielten, geringere Dosen der Sub- stanzen zu sich zu nehmen, sagte Nicholas Clark von der Weltge- sundheitsorganisation (WHO).

Ursachen bekämpfen

Um dem Problem Herr zu werden, haben zahlreiche US-Staaten mitt- lerweile Monitoringprogramme auf den Weg gebracht und den Medika- menten Beipackzettel mit abschre- ckenden Warnungen beigelegt.

Ganz entscheidend für die Prävention von Todesfällen durch Opioidüberdosierungen seien Na - loxon-Distributionsprogramme, er- klärte Jodi Segal, Professorin an der Johns Hopkins Bloomberg School.

Naloxon ist ein Opioid-Antagonist, der die Wirkung von Opioiden für 30 bis 90 Minuten ganz oder teil- weise aufhebt. Er könne sowohl in- travenös, intramuskulär als auch subkutan injiziert werden. Dadurch könne das Mittel auch von medizi- nischen Laien weitestgehend pro- blemlos verabreicht werden. Zu- dem gibt es Naloxon als Spray, das über die Nasenschleimhaut in den Körper gelangt.

In einigen Regionen des Landes führen inzwischen Polizisten den Opioid-Antagonisten mit sich, um Todesfälle durch Überdosierung zu verhindern. Landesweit, mit Aus- nahme des Staates Missouri, sind Naloxon-Distributionsprogramme entweder implementiert worden oder in Planung.

„Wir brauchen neue Strategien für inzwischen alte Probleme“, sag- te Alexander. Naloxon-Distributi- onsprogramme jedenfalls – so wert- voll das Mittel für das Verhindern von Todesfällen ist – dienen nicht zur Bekämpfung der Ursache des massiven Opioidmissbrauchs.

Philipp Ollenschläger Diskutierten

über weltweiten Medikamenten- missbrauch:

Nicholas Clark (WHO), Vera Zylka-Menhorn (Deutsches Ärzteblatt), Murray Aitken (IMS Institute for Healthcare Informatics), Jodi Segal und Caleb Alexander (beide Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health) (v.l.)

Foto: Dennis Drobny

P O L I T I K

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