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Arbeiten im Obstbau – Arbeitsaufriss Kernobst Autoren: Esther Bravin (Agroscope), Dominique Dietiker und Johannes Hanhart (Agridea) November 2016

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Agroscope Merkblatt | Nr. 11 / 2016

Arbeiten im Obstbau – Arbeitsaufriss Kernobst

Autoren: Esther Bravin (Agroscope), Dominique Dietiker und Johannes Hanhart (Agridea)

November 2016

Die Obstproduktion ist arbeitsintensiv und weist bezüglich Arbeitsaufkommen starke saisonale Schwankungen auf. Die Arbeitsplanung spielt daher eine zentrale Rolle. Das Ziel ist, Arbeitsspitzen stressfrei zu bewältigen und weniger intensive Perioden für Planung, saisonunabhängige Pflegearbeiten, aber auch für Familie und Erholung zu verwenden.

Für die optimale Arbeitsorganisation ist es wichtig, die anfallenden Arbeitszeiten und Arbeitsspitzen zu kennen. Der Arbeitsaufriss ist eine grafische Darstellung des jährlichen Arbeitsverlaufs und gibt Hinweise über die Verteilung des Arbeitsaufkommens und die Arbeitsstunden. Agroscope und Agridea haben die produktionstechnische Daten aus dem Betriebsnetz Support Obst-Arbo (SOA, siehe Kasten S. 6) ausgewertet und den Arbeitsaufriss für die wichtigsten Kernobstsorten der Schweiz zusammengestellt (Äpfel: Braeburn, Gala, Golden Delicious; Birnen: Conference, Kaiser Alexander). Die Daten beziehen sich auf die Periode 2012 – 2015. Dieses Merkblatt ersetzt die im Buch « Obstbau » (Kellerhals et. al, 1997) publizierten Arbeitsvoranschläge.

Äpfel

Die Arbeitsverteilung bei der Tafelapfelproduktion zeigt, dass die Ernte mit 52 % den höchsten Arbeitszeitanteil aufweist, gefolgt von der Behangsregulierung (20 %) und der Schnittarbeiten (11 %). Für den Pflanzenschutz wird lediglich 4% der Arbeitszeit verwendet. Der Gesamtaufwand beträgt im Durchschnitt der letzten vier Jahre 574 Stunden pro Hektare für die drei berechneten Sorten.

Sortenvergleich Äpfeln

Der Unterschied im Arbeitsaufkommen der drei Hauptsorten Gala, Golden Delicious und Braeburn ist vor allem bei der Ernte klar ersichtlich (Abbildung 2). Die Handausdünnung für die Qualitätsförderung bewirkt eine erste Arbeitsspitze im Juni und Juli. Die Ernte verursacht von Anfang September bis Anfang November die zweite und grösste Arbeitsspitze. Beide Tätigkeiten können nur mit dem Einsatz von zusätzlichen Arbeitskräften bewältigt werden. Die anderen Arbeiten erzeugen keine nennenswerten Arbeitsspitzen und werden in den meisten Fällen mit betriebseigenen Arbeitskräften durchgeführt.

Abbildung 1 Verteilung der Arbeit für die Apfelproduktion, durchschnittlicher Arbeitsaufwand 574 AKh/ha (Mittelwert der Sorten Braeburn, Gala und Golden Delicious von 2012 bis 2015).

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Die Sorten unterscheiden sich sowohl in der Ausdünnungs- wie auch in der Erntephase deutlich. Die Behangsregulierung von Golden Delicious wird über eine längere Zeitperiode durchgeführt, teilweise in zwei Etappen.

Die Ernte von Gala findet um die Woche 37 statt, etwa drei Wochen vor Golden Delicious (Woche 40) und sieben Wochen vor Braeburn (Woche 44). Der erhöhte Ernteaufwand von Braeburn lässt sich mit den höheren Erträgen erklären (Tabelle 1), die mehrheitlich über 35 t/ha liegen. Gala und Golden haben ähnliche Durchschnittserträge (31 bzw. 30 t/ha). Der Unterschied zwischen den Arbeitsspitzen der drei Sorten liegt darin, dass sich die Ernte von Golden Delicious über eine zwei Wochen längere Periode erstreckt als diejenige von Gala. Der Arbeitsaufwand schwankt je nach Jahr und Betreib auch aufgrund der grossen Variabilität von Ertrag und Qualität.

Braeburn

Abbildung 3 zeigt den Arbeitsaufriss von 2012 bis 2015 für die Sorte Braeburn. Die Ernte startete je nach Jahr in der Woche 41 bis 43 und dauert etwa vier Wochen. In Spitzenjahren kann der Aufwand bis zu 160 Stunden pro Woche und Hektar betragen. Die Handausdünnung findet hauptsächlich im Juli

statt und erstreckt sich über fünf bis sechs Wochen.

Gala

Bei Gala starten die Handausdünnung zwei Wochen und die Ernte sieben Wochen früher als bei Braeburn (Abbildung 4).

Der Ernteaufwand erreicht nicht die Spitzenwerte von Braeburn, kann aber bis zu 120 Stunden pro Woche und Hektar betragen. Die Ernte startet in frühen Jahren schon Ende August und dauert durchschnittlich vier Wochen.

Golden Delicious

Die Sorte Golden Delicious unterscheidet sich von Gala und Braeburn. Die Handausdünnung weist zwei Arbeitsspitzen auf (Ende Juni und Mitte Juli, Abbildung 5). De Ernteperiode bei Golden Delicious dauert länger als bei den anderen Sorten.

Das Erntefenster liegt genau zwischen Gala und Braeburn und dauert 5 bis 6 Wochen. Die lange Erntezeit hat weniger mit den Erträgen zu tun (diese liegen bei 30 t/ha, ähnlich wie Gala), sondern vielmehr mit den Qualitätsanforderungen des Handels.

Abbildung 2 Durchschnittlicher Arbeitsaufwand pro Hektar und Sorte (AKh/ha) der Jahre (2012-2015).

Tabelle 1 Produktionsdaten bei Braeburn, Gala und Golden Delicious (*provisorisch).

Braeburn Gala Golden Delicious

2012 2013 2014 2015 2012 2013 2014 2015 2012 2013 2014 2015 Arbeitsaufwand

(AKh/ha)

660 550 675 679 595 504 585 535 561 451 564 513

Sortenquartiere (n) 16 16 15 13 34 34 35 22 22 19 19 10

Ertrag (t/ha) 42 30 42 46* 37 29 30 29* 42 27 30 23*

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3 Abbildung 3 Arbeitsaufriss der Sorte Braeburn mit Median (schwarze Linie) und Schwankungen 2012-2015.

Abbildung 4: Arbeitsaufriss der Sorte Gala mit Median (schwarze Linie) und Schwankungen 2012–2015.

Abbildung 5: Arbeitsaufriss der Sorte Golden Delicious mit Median (schwarze Linie) und Schwankungen 2012–2015.

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Birnen

Die Arbeitsverteilung bei den Birnen ist mit derjenigen der Äpfel vergleichbar. Für die Ernte wird etwas mehr als die Hälfte der Arbeitszeit verwendet (53 %). Schnitt (23 %) und Behangsregulierung (8 %) sind die zweit- und drittaufwändigsten Arbeiten. Der Schnitt ist mit 23%

anteilsmässig deutlich höher als bei den Äpfeln, während die Behangsregulierung hier nur 8% beträgt. Der Gesamtaufwand beträgt 510 Stunden pro Hektar.

Sortenvergleich Birnen

Die Arbeitsverteilungen der Sorten Conference und Kaiser Alexander weisen starke Unterschiede auf. Conference wird von Ende Juni bis Ende Juli ausgedünnt. Bei Kaiser Alexander wird dagegen nur wenig ausgedünnt ohne bemerkenswerte Steigerung des Arbeitsbedarfs. Auch bei der Ernte gibt es deutliche Differenzen. Das Erntefenster von Conference

beginnt Ende August und dauert vier Wochen bis etwa Ende September. Kaiser Alexander wird dagegen Mitte September in zwei Wochen geerntet.

Die Produktion der Sorte Conference benötigt nicht nur mehr Arbeitszeit (619 AKh/ha für Conference, 453 AKh/ha für Kaiser Alexander), sondern Conference liefert auch deutlich tiefere Erträge als Kaiser Alexander (Tabelle 2). Zwischen 2012 und 2015 lagen die durchschnittlichen Erträge bei 24 t/ha für Conference und 36 t/ha für Kaiser Alexander. Pro Tonne Conference müssen die Produzenten 25.8 AKh investieren, das ist doppelt so viel wie für Kaiser Alexander (12.6 AKh/t).

Diese Resultate bestätigen die verbreitete Meinung, dass die Produktion von Conference aufwändiger ist als diejenige von Kaiser Alexander.

Conference

Aus Tabelle 2 kann abgeleitet werden, dass Conference eine Arbeitsintensive Sorte ist. Die Handausdünnung im Juni bzw.

Juli verursacht Arbeitsspitzen von bis zu 40 Stunden pro Woche. Einige Produzenten führen nicht jedes Jahr eine Handausdünnung durch was die grosse Spanne in der Kalenderwoche 24 bis 31 (Behangsregulierung) erklärt.

Das Erntefenster von Conference dauert vier Wochen und kann Arbeitsspitzen von 180 Stunden pro Woche verursachen.

Dieser extrem hohe Aufwand kann nicht mit hohen Erträgen erklärt werden (Tabelle 2), sondern resultiert aus übermässiger Berostung und unregelmässiger Reifeentwicklung. Beides spielt eine entscheidende Rolle für die Ernteleistung.

Kaiser Alexander

Kaiser Alexander wird in der Regel Mitte September geerntet, in späten Jahren erst Anfang Oktober. Das Erntefenster ist deshalb sehr kurz weil die Ernte verspätet ist (Abbildung 9). Im Vergleich zu Conference muss Kaiser Alexander kaum ausgedünnt werden. Deswegen ist keine deutliche Arbeitsspitze im Juni und Juli zu erkennen.

Abbildung 7 Arbeitsaufrisse der zwei Hauptsorten Conference und Kaiser Alexander (2012-2015).

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

Arbeitsaufwand [Akh/ha]

Kalenderwoche Conférénce Kaiser Alexander

Abbildung 6 Verteilung der Arbeit für die Birnenproduktion, durchschnittliche Arbeitsaufwand 510 AKh/ha (Mittelwert der Sorten Conference und Kaiser Alexander von 2012 bis 2015).

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5 Tabelle 2: Arbeitskraftstunden pro Hektar, Anzahl Sortenquartiere und mittlerer Ertrag (t/ha) bei Conference und Kaiser Alexander (*provisorisch).

Conference Kaiser Alexander

2012 2013 2014 2015 2012 2013 2014 2015

Arbeitsaufwand (AKh/ha) 565 527 697 679 364 487 460 500

Sortenquartiere 13 13 9 9 20 20 11 18

Ertrag (t/ha) 17 21 30 26* 29 37 43 35*

Abbildung 8 Arbeitsaufriss der Sorte Conference mit Median (schwarze Linie) und Schwankungen 2012–2015.

Abbildung 9 Arbeitsaufriss der Sorte Kaiser Alexander mit Median (schwarze Linie) und Schwankungen 2012–2015.

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Danke

Katja Heitkämper, Andreas Naef und Anita Schöneberg (Agroscope)

Quellen:

Bravin E., Hanhart J., Carint D., Dietiker D. Support Obst Arbo:

Ein Netzwerk für den Betriebsvergleich im Obstbau.

Agrarforschung Schweiz 5 (11–12): 482–489. 2014. URL:

http://www.agrarforschungschweiz.ch/artikel/2014_1112_202 5.pdf

Kellerhals M, Müller W., Bertschinger L, Darbellay Ch, Pfammatter W Obstbau. Ed. Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale, LMZ, 3052 Zollikofen. 1. Auflage 1997, 370 pp

Bundesamt für Landwirtschaft, 2015. Obst- und Tafeltraubenanlagen der Schweiz - Flächenstatistik 2015.

URL:

http://www.blw.admin.ch/themen/00013/01896/index.html?lan g=de

Impressum

Herausgeber: Agroscope Auskünfte: Esther Bravin Redaktion: Esther Bravin Gestaltung: Dominique Dietiker Copyright: © Agroscope 2016 Support Obst Arbo (SOA) ist ein Projekt zur Förderung der

Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Obstbaus, das von Agroscope und Agridea geleitet und vom Schweizer Obstverband (SOV) finanziell unterstützt wird. Im Projekt werden produktionstechnische und betriebswirtschaftliche Datenanalysen und Beratungsgrundlagen für die Obstbaubranche und -praxis erarbeitet. Als Basis für diese Hilfsmittel dienen Produktionsdaten (Arbeits-, Masch- inen-, Pflanzenschutzmittel-, Dünger- sowie Investitions- kosten und Erlöse) von rund 25 Referenzbetrieben. SOA besteht seit 1997.

Referenzen

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