Seinem „Pulp-fiction“- Comeback sei Dank, ist Ex-
„Saturday-night“-Tänzer Tra- volta im neuen Jahr gleich dreifach leinwandpräsent: im Action-Epos „Broken Ar- row“ mimt er einen bomben- den Bösewicht, danach kommt er in „Phänomen“
übersinnlich intelligent daher, um in „Schnappt Shorty“
schließlich einen kleinen Ma- fioso zu spielen,
der seine Liebe zum Film ent- deckt. Kultfil- mer Quentin Tarantino prä- sentiert mit
„Four Rooms“
vier Silvester- Geschichten in einem abge- halfterten Hol- lywood-Hotel.
„Pate“ Francis
Coppola kommt komödian- tisch daher und führt Robin Williams in „Jack“ als zwölf- jähriges Kind (!) vor, derweil Robert Redford mit „Little Tree“ ein Drama zur Zeit der 30er-Jahre-Rezession insze- niert. Cineasten-Papst Martin Scorsese kümmerte sich in
„Casino“ ums Mafia-Milieu in Spielbanken, freilich nicht oh- ne seinen Hausakteur Robert de Niro. Oliver Stone poliert sein Politfilmer-Image: nach
„JFK“ erzählt er in „Nixon“
erneut eine Präsidenten-Bio- graphie – wogegen die Nixon- Töchter bereits lautstark pro- testierten.
Nach dem Erfolg von „Se- ven“ starten nun noch mehr Serienkiller im Kino: Da jagt Sigourney Weaver in „Copy- cat“ einen Massenmörder,
„Killer“ berichtet vom ersten US-Serienmörder, und „Ex- orzisten“-Macher William Friedkin erzählt aus den Ta- gebüchern von „Jack the Rip- per“.
Statt der diversen Fortset- zungen vom Vorjahr heißt der neue Trend nun Wiederverfil- mungen: das halbe Dutzend
Remakes reicht von der „In- sel des Dr. Moreau“ über
„Lolita“ bis „Tom Sawyer“.
Stephen Frears präsentiert ei- ne „Dr.-Jekyll-Mister-Hyde“- Version aus weiblicher Sicht, Eddie Murphy wandelt als
„Der verrückte Professor“ in den Fußstapfen von Jerry Lewis, während Robin Wil- liams im „Käfig voller Nar- ren“ auftritt.
Klassiker haben gleich- falls Konjunktur: mit „Ham- let“, „Romeo und Julia“,
„Othello“ und „Richard 3“
entpuppt sich Shakespeare als neuer Skript-Star der Traumfabrik. Außerdem gibt es einen neuen Puppenboom:
die britischen Kult-Knetfigu- ren „Wallace und Gromit“
starten zu neuen Abenteuern, die „Muppets“ spielen die
„Schatzinsel“ nach, und
„Alf“ erlebt seine Kino-Pre- miere ebenso wie die „Augs- burger Puppenkiste“.
Die anderen Deutschen?
Roland Emmerich läßt in seinem Fantasy-Spektakel
„Independence Day“ Außer- irdische in Amerika landen, Volker Schlöndorff erzählt im
„Unhold“ von Görings Ober- förster, derweil Kultkomödi- ant Detlev Buck den beweg- ten Til Schweiger in die „Män- nerpension“ schickt. Auch Vilsmaier, für „Schlafes Bru- der“ zum Oscar vorgeschla- gen, hat seinen nächsten Streich schon fertig: mit „Kei- ner weint mir nach“ verfilmte er den Mietshaus-Roman von Siggi Sommer. Dieter Oßwald
A-267 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 5, 2. Februar 1996 (63)
V A R I A FEUILLETON
Das Kinojahr 1996
Von Hamlet bis Nixon
Der „ Nixon“-Film läuft am 22. Februar an.Foto: Dieter Oßwald