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S Mut zu eigenen Erfahrungen

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Academic year: 2022

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© 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/13/1111-3 Physik Journal 12 (2013) Nr. 11 3 M E I N U N G

Meinung von Anna Bakenecker.

Die Physikstudentin in Heidelberg ist Bundessprecherin der jungen DPG.

S

tudierende stehen heute stark unter Strom: Ein vorgegebener Stundenplan wie in der Schule und die nach jedem Semester abzu- legenden Prüfungen, von denen die meisten für die endgültige Bewertung relevant sind, spornen zum Absolvieren des Studiums in Regel studienzeit an und bauen einen anhaltenden Leistungsdruck auf. Auch das BAföG-Amt trägt dazu bei, da es damit droht, den Geldhahn nach der Regelstudien- zeit zuzudrehen. Leider bleiben dann wichtige Erfahrungen, abseits vom vorgegebenen Lehrstoff, auf der Strecke.

Universitäten machen oftmals die Erfahrung, dass ERASMUS- Plätze für einen Auslandsaufenthalt unbesetzt bleiben, weil die Gefahr besteht, dass nicht alle Veranstal- tungen anerkannt werden und sich das Studium verlängert. „Nein, ich fahre nicht als Sommerstu- dentin ans CERN, dann verpasse ich meine Klausur“, sagte mir eine Kommilitonin. Ob Sommerschu- len an Forschungseinrichtungen, Praktika in der Industrie oder Auslands semester, für diese wich- tigen Erfahrungen bleibt oft keine Zeit mehr im Studium. Ich kann nur jedem Studierenden ans Herz legen, sich die Freiheit und die Zeit zu nehmen, vom vorgegebenen Stundenplan abzuweichen, um außerhalb der eigenen Universi- tät Erfahrungen zu sammeln, die wichtige Entscheidungspunkte im Studium und danach sein können. Das Bachelor/Master- System hat es nicht, wie zunächst beabsichtigt, einfacher gemacht, ein Semester im Ausland zu studie- ren. Universitäten erkennen viele dort erbrachte Leistungen nicht oder nicht vollständig an, wenn Leistungspunkte (ECTS) nicht übereinstimmen. Den Studieren- den würde die Entscheidung, ins Ausland zu gehen, sehr viel leichter

fallen, wenn die jeweilige deutsche Universität großzügiger Veranstal- tungen anerkennen würde. Hier steht die Empfehlung der eigenen Universitätsprofessoren, Erfah- rungen im Ausland zu sammeln, klar im Widerspruch zur gelebten Praxis.

Auch die Unternehmen verlan- gen keinen Studienabschluss in der Regelstudienzeit. Dies versichern mir immer wieder Physikerinnen und Physiker, die in den unter- schiedlichsten Bereichen in der Wirtschaft tätig sind. Ein einge- schobenes Praktikum in einem Unternehmen ist in diesem Fall oft mehr wert und kann darüber hinaus eine ausschlaggebende Orientierungshilfe sein. „Für ei- nen Einstieg in der Wirtschaft ist Berufserfahrung Gold wert“, riet mir ein Physiker und Personal- manager eines großen Industrie- unternehmens. Hier bieten die Universitäten während der Ausbil- dung viel zu wenig Informationen und Orientierung an. Obwohl 75 Prozent der Studierenden später in der Wirtschaft tätig sind, bleibt lange unklar, welche Möglich- keiten sich hier eigentlich bieten.

Die Ausbildung des Physikers ist ausschließlich auf die wissen- schaftliche Laufbahn ausgerichtet.

Informationsveranstaltungen oder freiwillige Zusatzqualifikationen könnten neben eingeschobenen Praktika und Exkursionen zu Industrieunternehmen die Studie- renden auf dem Weg in den Beruf unterstützen.

Die junge DPG versucht seit ihrer Gründung vor sieben Jahren, Studierenden bei diesem Blick über den Tellerrand zu helfen und mit ihren Angeboten Orientierung zu geben. Bei Exkursionen werden jungen Physikerinnen und Physi- kern Forschungseinrichtungen und Institute gezeigt, um das breite und vielfältige Spektrum der Physik

kennen zu lernen. Bei Workshops erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Inhalte abseits des Lehrplans in engem Austausch mit einem Experten in dem Ge- biet – eine Zusammenarbeit, die übrigens auch den Dozenten jedes Mal viel Freude bereitet. Und die Berufs vorbereitungsseminare bringen Physiker aus der Praxis mit künftigen Absolventinnen und Absolventen zusammen, um Erfahrungen weiter zu geben und Fragen im persönlichen Gespräch zu beantworten. Die große Nach- frage nach den Veranstaltungen der jungen DPG zeigt, dass der Bedarf nach Orientierung und Hilfestellung und das Interesse, Physik mitzugestalten und hautnah zu erleben, vorhanden sind.

Deshalb möchte ich die Studie- renden auffordern, eigene Akzente zu setzen und den vorgefertigten Weg des Bachelor studiums ruhig mal zu verlassen. Natürlich gehört Mut dazu, Angebote wie Sommer- schulen und Praktika anzunehmen und nicht immer nur auf die nächs- te Klausur oder die nächste münd- liche Prüfung zu schielen. Aber die Erfahrungen, die sich abseits des vorgegebenen Stundenplans bieten, können für den weiteren Weg im und nach dem Studium nur eine Bereicherung sein.

Mut zu eigenen Erfahrungen

Nach der Bologna-Reform bleibt in den Studienplänen oft keine Zeit mehr für Sommerschulen, Praktika oder Auslandssemester.

Anna Bakenecker

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