Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
Liquordiagnostik der MS
Liquor von MS-Kranken enthält ein Lymphokin (Molekulargewicht um 15 000 Dalton), das die Beweglich- keit von Makrophagen oder von tan- nierten Erythrozyten im elektrischen Feld hemmt. Durch Liquor von an MS oder einer Neurolues Erkrankten ließ sich eine deutliche Hemmung der Indikatorzellen erzielen. Liquo- res anderer entzündlicher Affektio- nen hatte diese Wirkung nicht oder in sehr viel geringerem Maße. Der Hemmwert lag bei der MS mit über 15% deutlich höher als bei entzünd- lichen Erkrankungen anderer Ätiolo- gie. Er korrelierte jedoch weder mit dem Erkrankungsstadium noch mit weiteren Liquorbefunden. Den dia- gnostischen Wert dieser Untersu- chung sehen die Autoren in der da- mit verbesserten Differenzierungs- möglichkeit einer MS von einer an- deren entzündlichen Erkrankung des ZNS. Ehl
Jenssen, H. L., Meyer-Rienecker, H. J., Werner, H.:
Nachweis eines Faktors mit elektrophoreti- scher Zellmobilitätshemmung im Liquor cere- brospinalis bei Multipler Sklerose
J. Neurol. 214 (1976), 45-59
Polyneuropathie bei B12-Mangel
Nicht nur die funikuläre Myelose, sondern auch eine Polyneuropathie kann Folge eines Mangels an Vit- amin B12 sein. Kranke wiesen eine distal betonte Schwäche der Beine auf. Das Vibrationsempfinden war erloschen, das Lageempfinden er- halten. Nur in einem kleinen Pro- zentsatz waren die Arme betroffen (7%). Der periphere Nervenschaden wurde durch elektromyographische Untersuchung objektiviert; die sen- sible Nervenleitgeschwindigkeit war verzögert, die motorische aufgrund der Muskelatrophien nicht meßbar.
Eine Demyelinisierung des Rücken- markes, aber auch peripherer Ner- ven konnte bei 13 12-freier Diät im Tierversuch nachgewiesen werden.
Durch 13 12 -Mangel entsteht ein Defi- zit an einem Koenzym, das die Fett- säure-Synthese ermöglicht. Es wer-
den deshalb anormale gesättigte Fettsäuren in die Markscheiden ein- gebaut, die für die fehlerhafte Ner- venfunktion verantwortlich sind. Ehl
Kayser-Gatchalian, M. C., Neundörfer, B.:
Peripheral with Vitamin B 72 Deficiency J. Neurol. 214 (1977), 183-193
Honeymoon-Hepatitis
lnfektiosität symptomfreier Austra- lia-Antigen-Träger sowie Übertra- gungsmodalitäten der Serumhepati- tis sind seit Jahren Diskussionsstoff in Hepatologenkreisen, wobei insbe- sondere die klinische Relevanz einer nichtparenteralen Übertragung zur Debatte steht. Die Problematik er- hellt ein Fallbericht aus Japan, der an Hand eines neuen Krankheitsbil- des („honeymoon hepatitis") die Gefährlichkeit der Flitterwochen un- terstreicht. Eine 21jährige Patientin, die nie eine Bluttransfusion erhalten hatte, erkrankte 50 Tage nach ihrer Hochzeit an einer akuten Virus-B- Hepatitis. HB sAg der Subgruppe adr war im Serum nachweisbar, die He- patitis heilte innerhalb weniger Wo- chen folgenlos aus. Als Infektions- quelle muß der Ehemann angesehen werden, der als symptomfreier HB sAg/adr Carrier mit e-Antigen identifiziert wurde. Identische Sub- typen, das Infektiosität signalisie- rende e-Antigen sowie das Auftreten der akuten Hepatitis 50 Tage nach der Heirat machen diese Annahme sehr wahrscheinlich. Bei Patienten mit HB sAg und e-Antigen muß mit der Gegenwart des Hepatitis-B-Vi- rus gerechnet werden, das auch in Speichel und Sperma nachweisbar ist. Die Autoren diskutieren, ob man bei dieser Konstellation, insbeson- dere bei positivem e-Antigen des ei- nen Partners und fehlendem Anti- HB s des anderen Partners nicht pro- phylaktisch Anti-HB,-Immunglobu- lin und HB,Ag-Vakzine verabreichen solle.
Ohbayashi, A., Nakamura, Y., Matsuo, Y., Miya- kawa, Y., Baba, K., Mayumi, M.:
Honeymoon hepatitis Lancet 1 (1977) 433
Department of Internal Medicine Osaka Medi- cal College Takatsuki City Osaka, Japan
Strahlentherapie beim Adenokarzinom der Niere
Wichtigste Maßnahme zur kurativen Therapie der Adenokarzinome der Niere ist die Tumornephrektomie mit eventueller Lymphadenektomie — eine alleinige Strahlentherapie hat nur palliativen Charakter bei inope- rablen Patienten.
Die postoperative Strahlentherapie reduziert die Häufigkeit von Lokalre- zidiven, sie bewirkt besonders in fortgeschrittenen Stadien eine Ver- besserung der Überlebensziffern;
sie ist folglich indiziert bei Tumoren, die die Niere überschreiten, bei Lymphknoten- und Venenbefall, fer- ner bei Tumoren mit hohem Maligni- tätsg rad. Ungeklärt ist bisher, ob die postoperative Strahlentherapie auch bei Tumoren, die auf die Niere be- grenzt sind, eine Verbesserung der Überlebenszeit bringt. Langzeitvor- bestrahlung (3000 rd in drei Wochen und Operation nach weiteren drei Wochen) erleichtert häufig die Ope- ration.
Sie ist indiziert bei ausgedehntem Karzinom, schwierig oder primär in- operablen Patienten. Die Prognose ist in den ersten zwei Jahren post operationem besser als ohne Be- strahlung. Störungen der Wundhei- lung, vermehrte postoperative Kom- plikationen treten bei dieser Dosis nicht auf.
Ein Nachteil der Langzeitvorbe- strahlung ist das lange Intervall bis zur Nephrektomie. In diesem Zeit- raum können Tumorzellen mögli- cherweise wieder proliferieren.
Kurzzeitvorbestrahlung (1200 bis 2000 rd in zwei bis vier Tagen und Operation am folgenden Tag) soll eine Devitalisierung der prolifera- tionsfähigen Tumorzellen bewirken
— sie scheint indiziert bei allen angiographisch diagnostizierten operablen Adenokarzinomen der Niere. Pr
Von Lieven, H., Lissner, J.:
Strahlentherapie beim Adenokarzinom der Niere
Strahlentherapie 153 (1977) 245-256 Radiologische Klinik der Universität Ziemssen- straße 1,8000 München 2
2080 Heft 34 vom 25. August 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT