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Omo, Uhu und Holbein

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Academic year: 2022

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(1)Omo, Uhu und Holbein. Autor(en):. Katt, Anna. Objekttyp:. Article. Zeitschrift:. Actio humana : das Abenteuer, Mensch zu sein. Band (Jahr): 98 (1989) Heft 2. PDF erstellt am:. 30.01.2022. Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind.. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch.

(2) Uhu UND. OLBEIN. Werbung gilt allgemein als Ärgernis in unserer Kommunikations-Gesellschaft. Wenn wir genau hinsehen, entdecken wir, dass Werbung Kunst ist. Eine Kunst, in der sich der Zeitgeist spiegelt,in der wir uns selbst und unsere geheimen Sehnsüchte wiederfinden.. Mirr intianö tjir irr srn uirlt lrrnra. öutöi ûtjnbni unîi lafnt uß îrm alitr. Ritpiflrn tjainîit ira Intimi Gîrtirftnt Kan do ûurrfi rm jtin îrr unr mtnn ûûttiftabrn Kail îrr man hœgttrii unD balD bnjtiffrn rm gumîtt L>o îuialj m mas non im frlbrr lrmrn dit friiulît uff fitjribni imû lâfraimD uirrrs itir tjrlrrnnnt Kan so ungrfdgr&t uirrrDrn unit irtj um mit unö un Dfben prirrt tiaùra unît gam? nut uon int ?ü ton nrrarn rr fyg lurr rr uitll burgrr ourîi banüfuimjtß grfrllm frouirn unît nrKfroumm uirr^ßn bröarff brr km bar)n 6rr unit îJraumrfj grlrrr um rin iimltrfira Ion -eibrr înr Jungra Knabm uni) mrù tin notti öra froiuiaftm imp gruiontint |ft * ànno m rrrrr vut. |. jtr. vor fast fünf Jahrhunderten als Firmenschild den Passanten in Gehrichtung die Vorzüge der Schule anpries, mindert für uns seinen Kunstwert nicht. Wer aber wollte die werbenden «Tafelbilder» unserer Zeit zur Kunst erklären? Kunstvoll scheint an diesen lediglich ihre Verführungskunst, und der möchten wir nur allzu gern entgehen. Ein Ärgernis, so erklären die Kulturkritiker, ist die Werbung in unseren Augen; auf Schritt und Tritt, 24 Stunden am Tag und zwölf Monate im Jahr verstellt sie uns die Sicht auf die Wirklichkeit des Lebens - eine «optische Umweltverschmutzung». Schon seit 32 Jahren, seit wir Vance Packards Buch «Die geheimen Verführer» lasen, träumen wir von einer besseren Welt, von einer Welt ohne Reklame. Dort könnten wir morgens unbesorgt Radio, sogar das Lokalradio hören, denn wir blieben beim Frühstück von der Werbung für ultrasichere Menstruationsbinden verschont. Wir würden ohne Angst den Briefkasten öffnen, weil uns keine Lawine von Postwurfsendungen überrollt. Beim Versuch, das Rauchen aufzugeben, würde uns auf der Strasse nicht an jeder Piakatwand ein strahlendes Modell mit «Rauche - staune - gute Laune» verhöhnen. In den Illustrierten müssten wir nicht mehr verzweifelt nach den Artikeln suchen. Und abends dürften wir sofort und ohne den Duft der grossen weiten Welt den Kinofilm geniessen.. nno 1516 fertigte ein Designer namens Hans Holbein für den Luzerner Gelehrten Oswald Geishüler, genannt Myconius, ein Firmenschild für dessen Lernstudio. «Wer jemand hie, der weit lernen dütsch schriben und läsen ...», dem wies das Bild den Weg in die «Buchstabierschule» des anerkannten Theologen und Latinisten. Heute ist der Maler jener Reklametafel als Hans Holbein der Jüngere ein Begriff, und wir bewundern das Firmenschild des Lernstudios als Kostbarkeit von unschätzbarem Wert im Kunstmuseum Basel. Dass das Bild 32. «Wir» - wer ist das? Wer wünscht sich diese werbefreie Traumwelt herbei? Offenbar nur wenige. Umfragen in Deutschland ergaben zum Beispiel, dass 54 Prozent der Bevölkerung Werbung als «hilfreich für den Verbraueher» schätzen, 49 Prozent mögen die Anzeigenwerbung in der Zeitung, und 44 Prozent halten Werbefernsehen für unterhaltsam. Werbung als genussvolle Lebenshilfe: Sind wir nun endgültig der Manipulation anheimgefallen? Doch ganz so leicht machen wir es der Werbung nicht. Sie muss sich schon etwas einfallen lassen, um uns für sich zu gewinnen. Unsere Einstellungen und Erwartungen muss sie bestätigen, denn passen die Bilder nicht in unsere Lebenswelt, sind wir an ihnen meist nicht interessiert. Schliesslieh leitet sich Werbung von dem althochdeutschen Tätigkeitswort «hwerban» ab, und das heisst: sich um jemanden bemühen. Mit einem «Eye-Mark-Recorder», einer speziehen Kamerabrille, können Blickläufe eines Menschen aufgezeichnet werden. Sprunghaft bewegt sich das menschliche Auge über die Seiten eines Heftes, in dem er.

(3) DIMPLE DRINK-ART NO. 7. SiSsi. Andy Jllieh Wer Art hat, trinkt Dimple. ist 12 Jahre alter Scotch Whisky. Von Haig seil 1627. Exklasiv-lmportourj Schneider Import, Bingen.. blättert. Nur was sein Interesse mehr als 200 Millisekunden fesselt, wird auch wirklieh registriert. Das sind knappe 3% des Angebotenen. Da hat die Werbung es relativ schwer, ihre Botschaft im Gedächtnis des Betrachters zu verankern, denn für schriftliehe Informationen reicht dessen Aufnahmebereitschaft meist nicht aus. Bildern hingegen mag er sich aufmerksamer widmen, doch nur, wenn sie nicht alltäglich oder kontrastarm sind. Kreativität und Ästhetik sind gefordert von der Werbung, und das weiss sie zu beherzigen. Kreativ schöpft sie alle Möglichkeiten ästhetischer Darstellung aus. Schon 1914 schwärmte der französische Maler Fernand Léger: «Die modernen kommerziellen Reklametafeln, die so brutal die Landschaft zerschneiden, gehörten zu den Dingen, die die Leute mit gutem Geschmack am meisten aufbrachten Und dennoch, diese gelbe und rote Reklametafel, ein Schrei in. der sanften Landschaft, ist eine der schönsten neuen Bildanlässe, die es gibt.» Sorglos bediente sich damals die Werbung aus dem Repertoire, das ihr die historische Kunst zur Verfügung stellte. Kunstgattungen und -Stile aller Epochen wurden von ihr in eigener Sache zweckentfremdet. Die Kunstwerke selbst warben für die Produkte. So wie heute Michelangelos David für Socken, Bluejeans und potenzstärkende Mittelchen in Pose steht. Bald erhöhte die Reklame ihre Ware zum Kunstwerk. Flugs wurde Odol auf den Sockel gestellt, und auch wir dürfen in unseren Tagen Dimple im Rahmen bewundern. Doch die Kunst war nicht immer nur Dienerin der Werbung, auch die Einfälle der Reklame wirkten auf die Kunst zurück. Schon bevor die Photomontage zum künstlerischen Ausdrucksmittel wurde, nutzte die Werbung diese Technik für sich. Ebenso waren die «objects into monuments» (alltäg-. Das /zwnzorvo// express/ve Toga/P/a/ca/ drac/z/e monanzen/a/e Kwzzs/ zn d/e P/n/a/zr/ des Zwrc/zer //azzp/da/zn/zp/es.. D/e Prea/zven der B&rdeagen/wr ELP //essen dwre/z d/e ILrznd/z/wng von. BLrdang and Pzzns/ e/ne «7r/nkkzzns/» en/s/e/zen. JFer de/ Andy. ////en. S'c/zzz/ze. e/n-. /caw/I, /rag/ d/e. Peproda/cZ/on e/nes Ö/genzä/des vozz azzs. Car/o Mederer dem Laden.. 33.

(4) liehe Gegenstände als Denkmäler) des amerikanischen Künstlers Claes Oldenburg Ende der sechziger Jahre eher eine späte Reaktion auf die Utopien der Werbewelt. Diese erträumte sich bereits 1901, überdimensionierte Produkte als Architekturteile im Stadtbild zu verankern. Malerisch und photographisch, literarisch und musikalisch, getanzt und verfdmt, spiegelt die Werbung Fragmente unserer Gesellschaft. Fast klingen die Sprachschöpfungen ihrer Slogans wie Lautgedichte. Für Ata und Omo, Uhu und Imi greift sie erfmdungsfreudig in den Wortschatz der Völker. Die Erkennungsmelodien der Werbung sind uns ein steter Begleiter. Und wenn George Michael auf imposanter Bühne im blauen Scheinwerferlicht sein Lied für Diet Coke anstimmt, gerät der Werbeclip zum Rockkonzert. Sogenannte «Pop Ups», mehrdimensionale Aufklappbilder in Zeitschriften, lassen uns spielerisch die Architektur der Werbewelt en miniature erkunden. Und für den Werbefdm halten wir bereits Preise bereit. Mehr als 2000 Spots werden alljährlich auf dem Festival in Cannes präsentiert. Die besten dürfen wir später in Spielfilmlänge im Kino geniessen. Wen wundert es da, dass die «CannesRolle» ein Kassenschlager wird, begeistern sich doch heute selbst Regisseure wie Fellini und Zeffirelli für das «kleine Format». Schon verzichtet die Werbung darauf, ihr Produkt zu zeigen. Citroën genügt es, wenn sich hun-. 34. dert rassige Pferde auf der Leinwand zum Firmenzeichen formieren. Nicht lange mussten die Franzosen auf eine Erklärung ihres Kulturministers warten: «Ich liebe Werbung. Sie ist schön, erfinderisch. Werbung ist Kunst.» Eine Kunst, die jeder versteht. Eine Kunst «mit Gebrauchsanweisung». Eine Kunst, die Zeitströmungen und Trends aufsaugt und so Hintergründe und Tendenzen in unserer Gesellschaft reflektiert. Eine Kunst, die zudem unsere geheimsten Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte errät, um sie uns frohlockend entgegenzurufen; immer und überall. Es scheint, als würde sich die Hoffnung der Künstler auf eine «wahrhaft öffentliehe Kunst» verspätet erfüllen. Ihre Forderung nach einem «uneingeschränkten Zugang zum kulturellen Ereignis» wird endlieh eingelöst. Schon spottet ein Kunsthistoriker: «In der Tat scheinen sich alle Hinweise darauf zu mehren, dass die traditionellen Museen im Begriff sind, ohne merkliche Gegenwehr ihre Aufgabe als Volksbildungsstätten an die amüsanteren und breitenwirksameren Vermittlungsformen der Werbung zu verlieren.» Zukunftsweisend wirkt da die Reklame von Pepsi, in der ein beflissener Professor der Archäologie lange nach unserem Ableben im Schutt unserer Zeit die Pepsi-ColaFlasche als Kulturstück entdeckt,. a Anna Katt. Ma« kô'nn/e es «/o/tzengenz/e nenne«: £/'«e Co//age ge/angener Exe mp/are von BL/7/egra//A: gerat /'//rerse/7s, von </er Gra.//kenn gesta/te/, zam ÄT/nstwerk. Z)/e F/e//a/f r/er S7/7n//7?e/ - von c/er w/7z/'ge« Eraxen/aMs/ZzeM/c». t/'on //erzlm/an/'5ri//en à'/?or c//e .sc/?//c/2/<7. 57/7/7/0-. rang èe/' Q/nar. Z//7. za //en <7rama/75c//en C/7roënE/erc/en - stô'/t aZ/e/T/aa/// n/c/R. En Gegen/e/7: D/'e. //arnzon/e z/er F/e/fa/t /,s7 v/e//e/'c/E e/'ne Vage/pro60, 0//0 //ovvo/7/, r/a.y.y 05 sz'c// a/n 77an5/ o//er z«/n/'n//o.sï an/ Ke/7/o'rporangen //e.s Ze/7gew/es 7anr/e//..

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