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KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN MITTEILUNG DER KOMMISSION

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KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN

Brüssel, den 26. Oktober 2004 KOM(2004) 723

MITTEILUNG DER KOMMISSION Die Wirtschaft der EU: Bilanz 2004

- Zusammenfassung und wichtigste Schlussfolgerungen -

(3)

2

1. E

INFÜHRUNG

Die Erweiterung der Union zum 1. Mai 2004 stellt einen großen historischen Erfolg dar. Auch wenn der Prozess der wirtschaftlichen Integration in den neuen Mitgliedstaaten schon vor dem Beitritt begonnen hat, wurde er durch den Eintritt in die EU doch noch verstärkt. Er wird Herausforderungen, aber vor allem Chancen sowohl für die alte EU-15 als auch für die neue EU-25 mit sich bringen.

Durch Erweiterung und

Halbzeitüberprüfung der Lissabon-Strategie rücken zentrale Wirtschaftsthemen der Lissabon-Agenda ins Blickfeld

Auf der Frühjahrstagung 2004 des Europäischen Rates wurde eine hochrangige Gruppe unter dem Vorsitz von Wim Kok damit beauftragt, als Beitrag zur anstehenden Halbzeitüberprüfung der Lissabon-Strategie einen unabhängigen Bericht zu erstellen. Diese Halbzeitüberprüfung wird vor allem die Gelegenheit bieten, aus den bisherigen Erfahrungen Lehren zu ziehen und die politische Strategie sowie die politischen Instrumente zu stärken, mit denen das vom Europäischen Rat von Lissabon im März 2000 gesteckte strategische Ziel für dieses Jahrzehnt erreicht werden soll. Die anstehende Halbzeitüberprüfung hat auch den Aufbau der EU-Wirtschaftsbilanz 2004 maßgeblich beeinflusst. Nach einem einleitenden Kapitel über die jüngste makroökonomische und politische Entwicklung im Euro- Gebiet werden in der diesjährigen Wirtschaftsbilanz vier Einzelthemen untersucht, die aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für die Lissabon- Agenda ausgewählt wurden: Konvergenz, Beschäftigung, Produktivität und Umwelt. Im letzten Kapitel schließlich werden aktuelle Fragen der wirtschaftspolitischen Überwachung erörtert.

2. W

IRTSCHAFTSENTWICKLUNG

:

SPÄTER

A

UFSCHWUNG WIRFT

F

RAGE NACH DER

W

IDERSTANDSKRAFT AUF Nach dreijähriger

Wachstumsschwäche nun Erholung im Euro-Gebiet

Vor dem Hintergrund günstiger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen haben sich die Wirtschaftsaussichten 2004 aufgehellt. Das Wachstum wurde vor allem von den kräftigen Exporten getragen, während die Binnennachfrage im Euro-Gebiet langsam aber stetig an Fahrt gewann. Der Wachstumsbeitrag des privaten Verbrauchs und der privaten Investitionen als Hauptkomponenten der Binnennachfrage blieb jedoch zu unstet, um von einem wirklich gesicherten Aufschwung sprechen zu können. Es gibt wenig Belege für die These, dass die schwache Binnennachfrage der letzten Jahre auf die makroökonomische Politik zurückgeführt werden kann. Die monetären Bedingungen waren mit historisch niedrigen Kurz- und Langfristzinsen nach wie vor akkommodierend, und kennzeichnend für die Finanzpolitik war die abfedernde Wirkung der automatischen Stabilisa- toren. Der Policy-Mix schuf daher ein gesundes, die Wiederbelebung der Binnennachfrage begünstigendes makroökonomisches Umfeld.

Später, schleppender Aufschwung rückt wirtschaftliche Widerstandskraft des Euro-Gebiets ins Blickfeld

Im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften hat sich die EU-Konjunktur relativ spät und nur schleppend erholt. Dadurch sind Fragen nach der wirtschaftlichen Widerstandskraft des Euro-Gebiets und insbesondere danach laut geworden, ob das Euro-Gebiet auf negative Schocks anfälliger reagiert als andere Regionen oder ob seine Wirtschaftsstrukturen ein Wiederanziehen der Konjunktur möglicherweise weniger begünstigen. Die Analyse zeigt, dass sich nachteilige Wirtschaftsereignisse zwar auf die Vertrauensindikatoren

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ausgewirkt haben, ihre Effekte auf die Industrieproduktion jedoch von kurzer Dauer und nicht besonders stark waren. Offenbar haben strukturelle Verkrustungen für die späte, schleppende Konjunkturanpassung im Euro-Gebiet eine größere Rolle gespielt.

Simulationen zufolge wirken sich strukturelle Verkrustungen vor allem auf die Investitionstätigkeit aus. Wie schnell die Rückkehr zum Potenzialwachstum erfolgt, wird demnach davon abhängen, wie sehr diese Verkrustungen die Investitionen noch belasten, nachdem die konjunkturelle Wirkung zum einen eines Nachfragemangels und zum anderen von finanziellen Restriktionen, die das Investitionswachstum gebremst haben, ausgeklungen ist. Lohnstarrheit und unvollkommener Wettbewerb, vor allem in der Dienstleistungswirtschaft, zählen zu den Hauptursachen von Preisstarrheiten im Euro-Gebiet. Die relativen Preise im Euro-Gebiet passen sich nicht schnell an, so dass kostspieligere Quantitätsanpassungen in Form einer Reduzierung der Produktion und somit der Beschäftigung nötig werden.

Möglicherweise hat auch die mangelnde Entschlossenheit bei der Haushaltskonsolidierung sowie den Struktur- und Rentenreformen die Unsicherheit erhöht und somit die Zuversicht und die Ausgaben der Verbraucher geschmälert. Energische Lösungen bei diesen offenen Fragen könnten dem Verbrauch während des Aufschwungs Auftrieb geben.

3. D

IE ÖKONOMISCHEN

G

RUNDLAGEN DER

L

ISSABON

- S

TRATEGIE

Ein genauerer Blick auf die ökonomischen Grundlagen von Konvergenz,

Arbeitsmarktentwick- lung, Produktivität und Umwelt

Auf der Tagung des Europäischen Rates im März 2000 in Lissabon setzten sich die Staats- und Regierungschefs das Ziel, Europa „zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen - einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen”. Als Beitrag zur Vorbereitung der anstehenden Halbzeitüberprüfung der Lissabon-Strategie betrachtet die EU-Wirtschaftsbilanz 2004 die ökonomischen Grundlagen der Strategie in vier Bereichen näher. Zunächst werden mit Blick auf die Kohäsion die Aussichten für Aufholwachstum und Konvergenz in den neuen Mitgliedstaaten untersucht. Anschließend werden die wirtschaftlichen Grundlagen der Arbeitsmarktentwicklung genauer unter die Lupe genommen. Die in der letztjährigen Wirtschaftsbilanz vorgenommene Analyse der Produktivitätsentwicklung wird ausgedehnt, wobei vor allem auf die Rolle der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sowie von Produktmarktreformen eingegangen wird. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Umwelt und Wirtschaftswachstum, das letzte Kapitel mit ausgewählten Fragen der wirtschaftspolitischen Überwachung.

3.1. Aufholwachstum und Konvergenz in den neuen Mitgliedstaaten

Erweiterung hat das Thema Kohäsion in den Vordergrund gerückt

Da das Einkommensniveau der neuen Mitgliedstaaten erheblich unter dem EU-Durchschnitt liegt, sollte an dieser Stelle darauf eingegangen werden, mit welchen wichtigen politischen Stellgrößen ein nachhaltiger Aufholprozess gefördert werden kann. Die bisherigen

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4 Erfahrungen der EU deuten allerdings darauf hin, dass

Einkommenskonvergenz nicht unbedingt ein rascher, kontinuierlicher und automatischer Prozess ist. Außerdem zieht das Wachstum in den Frühphasen des Aufholprozesses in den städtischen Gebieten tendenziell früher an als im ländlichen Raum, so dass sich die regionalen Einkommensunterschiede möglicherweise zunächst einmal vergrößern, wenn die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate steigt.

Wachstum in den neuen Mitgliedstaaten wird von Investitionen und steigender

Produktivität getragen

Die neuen Mitgliedstaaten haben den langen Aufholprozess weit vor dem Beitritt in der Transformationsphase Anfang der 90er Jahre begonnen – wenn auch in den meisten Fällen in nur verhaltenem Tempo. Diese wirtschaftliche Konvergenz ist bislang allein von den Investitionen und der Gesamtfaktorproduktivität getragen worden. Die Herausforderung wird darin bestehen, diesen Prozess auf eine breitere Basis zu stellen, indem ungenutzte Arbeitskraft einbezogen wird und so die in den meisten neuen Mitgliedstaaten recht niedrigen Erwerbstätigenquoten angehoben werden und indem allmählich eine höhere inländische Ersparnis mobilisiert wird, um die ausländischen Direktinvestitionen, die bislang eine maßgebliche Rolle gespielt haben, zu ergänzen.

Aufholprozess erfordert umfassenden Politikansatz

Wie kann nun die Politik dazu beitragen, ein kräftigeres Wachstum auf breiterer Basis zu fördern? Die Liberalisierung des Handels hat seit Anfang der 90er Jahre bereits erheblich zum Wachstum beigetragen.

Eine zentrale Priorität wird darin bestehen, die makroökonomische Stabilität weiter zu festigen, denn die öffentlichen Defizite sind in den meisten Fällen noch zu hoch und die Inflation muss in einigen Mitgliedstaaten noch sinken und stetiger werden. Auch die institutionelle Reform ist für eine nachhaltige Konvergenz von großer Bedeutung, und da die Aussicht auf den EU-Beitritt als externer Anker, der die politische Unterstützung für den Wandel mobilisieren hilft, nun entfällt, gilt es jetzt, die Reformdynamik zu erhalten und die Unterstützung für weitere inländische Reformen zu sichern.

EU-Kohäsionspolitik kann erhebliche Wirkung entfalten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind

Auch die Strukturfonds müssen zur wirksamen Förderung der Konvergenz beitragen, doch müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein:

stärkere räumliche Konzentration auf die bedürftigsten Regionen und Mitgliedstaaten, bessere thematische Konzentration und wirkungsvollere Mittelverwendung in der Verfolgung der Ziele von Lissabon. Der Beitrag der EU-Kohäsionspolitik zu realer Konvergenz wird in erster Linie von der Festlegung der politisch Verantwortlichen auf eine stimmige nationale und regionale Politik abhängen, so dass die Strukturfonds in einem Umfeld zum Einsatz kommen, das durch makroökonomische Stabilität, weitere Strukturreformen und gute Governance gekennzeichnet ist.

3.2. Der Arbeitsmarkt in der EU: eine ökonomische Analyse der jüngsten Entwicklungen und Aussichten

Beschäftigungsziel von Lissabon erscheint ehrgeizig und ist vermutlich nicht mehr zu erreichen

Zur Halbzeit im ersten Jahrzehnt der Lissabon-Strategie ist schwerlich zu sehen, wie die Beschäftigungsziele bis 2010 noch erreicht werden können; dies ist teilweise auf die Konjunkturschwäche, vor allem aber auf die langsamen und unzureichenden Fortschritte bei den Strukturreformen zurückzuführen. Positiv ist allerdings anzumerken, dass die Verbesserung der Arbeitsmarktentwicklung im Laufe der 90er Jahre großteils strukturell war und in einigen Bereichen, wie bei der Ausweitung der Frauenerwerbstätigkeit, weitere signifikante

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Fortschritte erzielt wurden.

Die Strategie ist klar, aber es bleibt noch viel zu tun

Die wichtigsten Bestimmungsfaktoren der Arbeitsmarktentwicklung und die Art von Maßnahmen, die die Mitgliedstaaten ergreifen müssen, um das in Lissabon gesetzte Ziel - mehr und besserer Arbeitsplätze - zu erreichen, sind wohl bekannt und kommen in dem umfassenden Ansatz der Europäischen Beschäftigungsstrategie in vollem Umfang zum Ausdruck. Dazu gehören beispielsweise Reformen, die eine Lohndifferenzierung entsprechend der Produktivitätsentwicklung und den örtlichen Arbeitsmarktbedingungen ermöglichen, Abgaben- und Sozialleistungsreformen in Verbindung mit zielgerichteten aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen, eine Arbeitsmarktregulierung, die die Schaffung von Arbeitsplätzen fördert, und eine Politik zur Verbesserung der allgemeinen Bildung und beruflichen Bildung insbesondere für gering qualifizierte und ältere Arbeiter. Die Reformstrategien müssen detailliert und länderspezifisch sein und auf das jeweilige Geflecht aus Arbeitsmarkt- und Sozialschutzregelungen eingehen. Vergleicht man jedoch die in den EU- Beschäftigungsempfehlungen und den Grundzügen der Wirtschaftspolitik genannten länderspezifischen Prioritäten mit den in den letzten Jahren erzielten Fortschritten, so wird deutlich, dass in verschiedenen Bereichen dringender Handlungsbedarf auf der Ebene der Mitgliedstaaten besteht.

Höhere Beschäfti- gung könnte das Produktivitätswachs- tum zwar vorüber- gehend dämpfen, doch Schätzungen deuten darauf hin, dass dieser Effekt gering ist

Verschiedentlich sind Zweifel daran laut geworden, ob die Lissabonner Ziele einer gleichzeitigen Steigerung von Beschäftigung und Produktivität miteinander vereinbar sind. Analysen deuten jedoch darauf hin, dass die beobachtete Verlangsamung des Arbeitsproduktivitätswachstums seit Mitte der 90er Jahre nur zu einem geringen Teil auf steigende Beschäftigung zurückzuführen ist. So gibt es wenig Grund für die Annahme, dass sich eine höhere Erwerbstätigenquote negativ auf das längerfristige Produktivitätswachstum auswirken könnte, das schließlich für die Wettbewerbsfähigkeit und Dynamik der EU-Wirtschaft maßgeblich ist.

3.3. Produktivität, Auswirkung neuer Technologien und Produktmarktreformen

Produktivitäts- wachstum für die Erreichung des strategischen Ziels von Lissabon von grundlegender Bedeutung

Die EU-Wirtschaft muss nicht nur einen höheren Arbeitseinsatz erreichen, sondern auch das Produktivitätswachstum steigern.

Gesamtwirtschaftliche und sektorale Analysen lassen darauf schließen, dass die Produktivitätsverlangsamung seit 1995 großteils strukturell bedingt ist und das Zusammenwirken des geringen Produktivitätswachstums in einem Großteil der EU-Industrien mit mittlerer Technologie, der vergleichsweise geringen Größe der IKT produzierenden Industrie der EU und der Probleme mit dem Wachstum der Gesamtfaktorproduktivität in den die IKT nutzenden Sektoren widerspiegelt. Auch die höheren Renditen, die angesichts der Globalisierung und der größeren internationalen Mobilität des Kapitals außerhalb Europas zu erzielen sind, könnten Druck auf die Kapitalproduktivität ausüben. Diese Entwicklungen sind möglicherweise ein Grund dafür, dass die Substitution von Arbeit durch Kapital und somit das Wachstum der Arbeitsproduktivität nachgelassen hat.

Wissensproduktion und –absorption als

Die Gesamtfaktorproduktivität wird vor allem durch die Effizienz, mit der Verbesserungen der Fähigkeiten der Arbeitskräfte für die

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6 sich gegenseitig

unterstützende Bestandteile jeder erfolgreichen langfristigen

Produktivitätsstrategie

Organisation der Produktion nutzbar gemacht werden, und durch das Technologieniveau des Sachkapitals bestimmt. Die wissensbasierte Wirtschaft ist in der EU noch nicht voll verankert. Nach wie vor klafft zwischen der EU und den USA eine erhebliche Lücke, sowohl was die Höhe der Forschungsmittel als auch die Effizienz der Forschung angeht. Aufgrund des überlegenen Innovationssystems der USA hat sich deren Wirtschaft in erheblichem Maße in Richtung auf neue hochproduktive Wachstumsbranchen entwickelt, namentlich die IKT produzierenden Branchen des Verarbeitenden Gewerbes und die IKT nutzenden Dienstleistungsbranchen. Infolgedessen sind die USA nach der beschleunigten Zunahme des globalisierungsbedingten Wettbewerbs- und Technologiedrucks seit Mitte der 80er Jahre in einer erheblich robusteren Position. Erforderlich sind vor allem Reformen, die neuen innovativen Unternehmen die Möglichkeit geben, sich zu etablieren und zu wachsen. Dies unterstreicht die Bedeutung von mehr Investitionen in Humankapital, um weitere Verbesserungen der Wissensproduktion und –verbreitung zu unterstützen. Investitionen in die allgemeine und berufliche Bildung sowie in das lebenslange Lernen sind für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Union in wissensintensiven Innovationssektoren sowie für eine nachhaltige Wachstums- und Beschäftigungsentwicklung unerlässlich. Wichtig ist auch, dass die „Hebelwirkung“ zusätzlicher FuE-Investitionen auf das Produktivitätswachstum verbessert wird und das Ziel einer Steigerung der FuE-Ausgaben auf 3 % des BIP entschlossen verfolgt wird.. Es gilt also, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und die Schnittstellen zwischen Forschung und Industrie weiter zu erhöhen.

Produktmarkt- reformen spielen bei der Lissabon-Strategie eine zentrale Rolle, da sie die

Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern

Ein weiterer Aspekt der Bestrebungen um eine Steigerung des Produktivitätswachstums sind Produktmarktreformen. Die Regulierung der Produktmärkte hat erheblichen Einfluss auf den Grad an Wettbewerb am Markt sowie auf Abgrenzung und Größe des Marktes und somit auch Umfang und Struktur der Wirtschaftstätigkeit. Die direkten Produktivitätseffekte niedrigerer Geschäftskosten und der Abschaffung von Marktzutrittsschranken sind tendenziell gering.

Empirische Untersuchungen lassen darauf schließen, dass die Produktivität vor allem über die indirekten Effekte beeinflusst wird, namentlich eine Verringerung der Mark-ups und eine Reallokation knapper Ressourcen (allokative Effizienz), eine verbesserte Nutzung der Produktionsfaktoren durch die Unternehmen (produktive Effizienz) und Anreize für die Unternehmen, Innovationen durchzuführen und moderne Spitzentechnologie einzuführen (dynamische Effizienz). Vor allem Produktmarktreformen, die den Marktzutritt erleichtern, die Zollsätze senken, regulatorische Handelshemmnisse abbauen, Preiskontrollen aufheben und die staatliche Beteiligung an der Produktion verringern, senken die durchschnittliche Produzentenrente in einer Volkswirtschaft. In High-Tech-Branchen, in denen die Produktivität am stärksten wächst, tragen neue Unternehmen am meisten zum Produktivitätswachstum bei. Offenbar wirkt sich Wettbewerb erst mit großer Zeitverzögerung in vollem Umfang auf die dynamische Effizienz aus, und in der Literatur wird hervorgehoben, dass die Wirkung von Innovation auf das Produktivitätswachstum mit dem Abstand von der technologischen Weltspitze (technology frontier) variiert.

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Weitere Reformen sollten vor allem darauf abzielen, den Marktzutritt neuer Unternehmen zu fördern und die interne Integration voranzutreiben

Die EU hat bereits durchgreifende Reformen in Angriff genommen, insbesondere mit der Einführung des Binnenmarktes. Sie hat sich dem internationalen Wettbewerb geöffnet und ihre Netzindustrien in einem Maße liberalisiert, das den USA in nichts nachsteht oder die dortige Liberalisierung sogar noch übertrifft. Bei Maßnahmen, die den Marktzutritt und –austritt von Unternehmen erleichtern, scheint die EU gegenüber den USA jedoch im Rückstand. Es gibt noch Spielraum, den Grad an interner Handelsintegration in der EU zu verbessern. Auch die mit der Einhaltung der Vorschriften verbundenen Kosten sind offenbar höher als in den USA, was den Schluss nahe legt, dass in der EU hier noch einiges zu tun ist.

3.4. Umweltschutz: Wachstumsbremse oder wachstumssteigernde Strukturanpassung?

Es wurde in den letzten Jahrzehnten eine gewisse Reduzierung der Verschmutzungs- intensität des

Wachstums in Europa erreicht ohne eine Verdrängung von Wirtschaftszweigen

Auch wenn die ökologische Nachhaltigkeit integraler Bestandteil der Lissabon-Strategie ist, werden Umweltschutz und Wirtschaftswachstum doch oft als widerstreitende Ziele betrachtet. Die Diskussion konzentriert sich auf die Wasser-, Boden- und Luftverschmutzung sowie globale Gemeinschaftsgüter wie Klima und Ozonschicht. Wenngleich es sich hierbei in allen Fällen um mehr oder minder erneuerbare natürliche Ressourcen handelt, hat ihre Knappheit (bzw. ihr übermäßiger Verbrauch) in den letzten Jahrzehnten doch dramatisch zugenommen. Das Fehlen durchsetzbarer Eigentumsrechte hat nicht gerade dazu beigetragen, diesem Trend entgegenzuwirken.

Ziel der Umweltpolitik ist es, dass diese Ressourcen unter ein gemeinsames System von Eigentumsrechten mit durchsetzbaren Regeln gestellt werden. Die wichtigsten politischen Instrumente bestehen darin, Wirtschaftstätigkeiten, die die Umwelt gefährden oder schädigen, auf verschiedene Weise zu beschränken.

Wenn

umweltpolitische Maßnahmen

wohlfahrtssteigernde Strukturanpassungen fördern sollen, müssen sie kostengünstig, graduell und

berechenbar gestaltet werden

Die Nachfrage nach Umweltschutz hat parallel zum Wirtschaftswachstum zugenommen, und staatliche Aktivität und Marktkräfte haben einen Rückgang der Verschmutzungsintensität der Wirtschaftstätigkeit in der EU ausgelöst. Dies wurde auch durch das dynamische Wachstum und den zunehmenden Anteil des Dienstleistungssektors unterstützt. Es gibt keinerlei Belege dafür, dass diese Abkopplung der Verschmutzungsniveaus von der Wirtschaftstätigkeit durch einen Export von Verschmutzung im Wege massiver Auslagerung erreicht wurde, auch wenn die höheren Ausgaben für den Umweltschutz in einigen Fällen die Produktion der regulierten Industrien verteuert haben. Andererseits trägt die langfristige Stärkung glaubhafter Umweltstandards und –ziele zur Etablierung neuer Märkte für Umwelttechnologien sowie zur Entstehung spezialisierter Industrien und potenzieller Arbeitsplätze bei.

Um

wohlfahrtssteigernde Anpassungen der Wirtschaftsstrukturen zu fördern, muss die Umweltpolitik kostengünstig gestaltet werden

Umweltpolitische Maßnahmen führen zu einer Anpassung der Wirtschaftsstrukturen, vor allem indem sie die eigentumsrechtlichen Regelungen für natürliche Ressourcen dahingehend ändern, dass ihrer zunehmenden Knappheit und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung getragen wird. Der Preis für den Verbrauch von Umweltressourcen und für die Verursachung von Risiken für die öffentliche Gesundheit sollte auf diese Weise besser mit den sozialen Kosten in Einklang gebracht werden. Dies führt zu einem besseren Funktionieren des Marktes und somit zu einer effizienteren Ressourcenallokation und damit verbunden zu Wohlfahrtsgewinnen.

(9)

8 Die Reibungsverluste bei der Allokation und Verteilung in regulierten

Wirtschaftszweigen können die andernfalls zu erwarteten Wohlfahrtsgewinne allerdings – zumindest teilweise – wieder aufzehren. Wohlfahrtssteigernde umweltpolitische Maßnahmen müssen daher kostengünstig sein und die anpassungsbedingten Reibungsverluste, die dynamische Natur des Anpassungsbedarfs und die Unsicherheiten, denen Kosten-/Nutzenschätzungen in Ermangelung gut funktionierender Märkte unterliegen, berücksichtigen.

3.5 Aktuelle Fragen der wirtschaftspolitischen Überwachung

Wirtschaftspolitische

Überwachung muss die Zukunftsthemen identifizieren

Unter den jetzt aktuellen Themen beschäftigt sich die diesjährige EU- Wirtschaftsbilanz mit dem Entwurf des Vertrags über eine Verfassung für Europa, der die Economic Governance in der EU in verschiedener Hinsicht stärkt. Ein zweites Thema ist die Bildung, die sich in den kommenden Jahrzehnten, da sich das Bildungsprofil der Erwerbsbevölkerung weiter entwickelt, in unterschiedlicher, aber in jedem Falle signifikanter Weise auf das Wirtschaftswachstum auswirken dürfte. Und schließlich sind Strukturindikatoren und Statistiken in der EU für die Effizienz und Transparenz der wirtschaftspolitischen Überwachung von entscheidender Bedeutung.

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