14 granatapfel4 ∙ 2017
bat mich ins Haus und ließ mich kurz warten.
Nach ein paar Minuten kam Frater Giuseppe Magliozzi und empfing mich sehr herzlich.
Wir gingen in sein Büro. Hier berichtete ich ihm kurz von meiner Arbeit bei den Barmher- zigen Brüdern in Graz und überreichte ihm die Festschrift vom 400-Jahr-Jubiläum. Wir blät- terten sie gemeinsam durch – dabei erkannte er sofort unseren Prior Paulus Kohler, den er schon einmal persönlich getroffen hatte.
Geschichte mit Unterbrechungen Danach erzählte mir Frater Giuseppe von der Geschichte der Barmherzigen Brüder auf den Philippinen: 1611 kamen die ersten zwei Brüder aus Spanien hier an und gründeten ein kleines Hospital in Bagumbayan bei Manila.
Sechs Jahre später verfügte der spanische König Philipp III., unter dessen Herrschaft die Philippinen damals standen, dass die Brüder die königlichen Hospitäler übernehmen und Am 30. November des Vorjahrs landete ich in
Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Auf keinen Fall wollte ich es versäumen, dort die
„St. John of God-Polyclinic“ zu besuchen.
Schließlich ist sie eine Einrichtung der Barmherzigen Brüder. Gleich am zweiten Tag machte ich mich auf den Weg. Mein erster Eindruck von dieser Metropole war: drückend heiß und viele Menschen, vor allem viele arme Menschen. Mit der Navigations-App auf mei- nem Handy fand ich bald die Hidalgo Street, in der die Polyclinic liegt. Und dann erblickte ich schon das Logo der Barmherzigen Brüder und die Aufschrift „St. John of God“.
Hinter dem eisernen Tor saß ein Mann von der Security. Ich erzählte ihm, woher ich komme, und dass ich gerne mit einem Verantwortli- chen sprechen würde. Kurz darauf kam ein anderer Mann, dem ich dasselbe erzählte. Er
Zu Gast in Manila
1611 kamen die ersten Barmherzigen Brüder auf die Philippinen. Doch Ende des
19. Jahrhunderts erlosch der Orden und kehrte erst fast 100 Jahre später wieder zurück.
Was er heute in dem südostasiatischen Inselstaat tut, darüber hat sich Friedrich Gössler, Mitarbeiter im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz, bei einem Besuch informiert.
V O N F R I E D R I C H G Ö S S L E R
Barmherzige Brüder
&Christliche Welt Philippinen
Zu spüren ist eine sehr freundliche, herzliche Atmosphäre und, dass hier Gutes gut getan wird.
Friedrich Gössler (l.) überreichte Frater Giuseppe Magliozzi eine Festschrift der Barmherzigen Brüder Graz.
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Fotos: Friedrich Gössler, Prietl
neue gründen sollten. Insgesamt wirkten hier nun zehn Brüder. Sie übernahmen das könig- liche Hospital in Manila, gründeten Hospitäler in Cavite, Cebu, Zamboanga, San Rafael und Bellavista und übernahmen die Krankensta- tion im Zuchthaus von Zamboanga. Nach der Aufhebung des Ordens in Spanien 1835 konnten sich die Brüder auf den Philippinen noch halten, bis Ende des 19. Jahrhunderts der Orden auch hier erlosch.
1985 fragte der Erzbischof von Manila bei der Generalleitung in Rom an, ob der Orden auf die Philippinen zurückkehren könnte. Drei Jahre später gründeten die Barmherzigen Brüder in Manila ein Ausbildungszentrum und eine Tuberkulose-Klinik, die unentgeltlich ihre Dienste anbot. 1995 wurde sie in eine Poli- klinik umfunktioniert, 1996 wurde zudem eine Schule für hörbehinderte Kinder eingerichtet.
Mann der ersten Stunde und seit damals uner- müdlich hier tätig ist der aus Rom stammende Frater Giuseppe Magliozzi. Insgesamt leben auf den Philippinen heute zehn Brüder, zwei Scholastiker und drei Novizen. Auch nach Cavite kehrte der Orden zurück: Neben dem Noviziat gibt es hier eine Heim und eine Schule für behinderte Kinder.
Herzliche Atmosphäre
Nach diesen Ausführungen führte mich Frater Giuseppe durch die sechs Etagen des Hauses in Manila, und ich durfte Fotos machen. Wieder im Erdgeschoß angekommen, tauschten wir unsere E-Mail-Adressen aus und verabschiede- ten uns. Mein Eindruck von diesem Besuch ist derselbe, wie ich ihn von anderen Häusern der Barmherzigen Brüder kenne: zu spüren ist eine sehr freundliche, herzliche Atmosphäre und, dass hier Gutes gut getan wird.
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Porträt Neubau Kunsthaus Marianna
Ich will es – werde clean!
Im Rahmen des Wettbewerbs „Kunst der Hospitalität“ waren die MitarbeiterInnen der Barmherzigen Brüder aufgerufen, sich künst- lerisch mit den Werten des Ordens auseinan- derzusetzen. Bernhard Prietl hat zwei Fotos unter dem Titel „Ich will es - werde clean!“
eingereicht:
Ich dachte nach, wie man Hospitalität fotogra
fisch darstellen könne. Mir fiel überhaupt nur eine Möglichkeit ein. Es waren die Hände. Dann habe ich zwei Patienten angesprochen, ob sie mir hierfür zur Verfügung stehen würden.
Ich sehe in meinem Bild zwei Dimensionen. Jesus heilte im MarkusEvangelium (1,40f.) den Aussät
zigen (siehe auch Zitat im Foto). Unsere Patienten erinnern mich manchmal an Aussätzige. Sie wer
den vielfach von der Gesellschaft und oft sogar von der eigenen Familie verstoßen. Daher ist es ein wichtiger Dienst, diesen Menschen einen Ort zu bieten, an dem sie so angenommen werden, wie sie sind. Wir von der Therapiestation Walk
about versuchen, die Hand nach drogenkranken Menschen auszustrecken und sie ein Stück ihres Weges zu begleiten. Ich denke, dass allein schon durch diese Annahme ein Stück Heilung pas
siert. Die erste Dimension ist also eine möglichst bedingungslose Bereitschaft zu helfen. Die zweite Dimension ist die Heilung durch Jesus. Man ver
sucht bei der Therapie auch die jeweilige Ursache der Sucht zu ergründen. Meist ist sie jedoch sehr komplex und besteht aus einer Anhäufung von frühem Mangel an Liebe, gebrochenen Beziehun
gen oder anderen Traumatisierungen. Menschlich gesehen scheint da eine vollständige Heilung unmöglich. Jesus jedoch heilt ganzheitlich.
Bernhard Prietl ist Diplomkrankenpfleger. Er arbeitet seit sechs Jahren in der Therapiestation für Drogenkranke Walkabout in Kainbach, seit einem halben Jahr ist er mit der Stationsleitung betraut.
Kunst
der Hospitalität
Die Niederlassung in Manila ist nach dem Ordensgründer Johannes von Gott benannt.
Eines der beiden Fotos, mit denen Bernhard Prietl beim Wettbewerb „Kunst der Hospitalität“ in der Kategorie Fotografie den ersten Platz belegte.