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Academic year: 2022

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Länderprofil Turkmenistan

Position auf dem Weltverfolgungsindex

Platz 23 / 70 Punkte (WVI 2020: Platz 22 / 70 Punkte) Berichtszeitraum: 1. Oktober 2019 – 30. September 2020

Inhaltsverzeichnis

Kurze Zusammenfassung ... 2

1. Position auf dem Weltverfolgungsindex ... 2

2. Trends und Entwicklungen ... 3

3. Religiöse Situation im Land ... 3

4. Triebkräfte der Verfolgung ... 4

5. Verfolger ... 4

6. Regionale Brennpunkte der Verfolgung ... 5

7. Betroffene Christen ... 5

8. Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt ... 6

9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen ... 11

10. Gebetsanliegen ... 12

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Kurze Zusammenfassung

Selbst in russisch-orthodoxen und armenisch-apostolischen Kirchen kommt es vor, dass die Sonntagsgottesdienste überwacht werden. Der Druck und Import christlicher Materialien unterliegt Einschränkungen. Christen mit muslimischem Hintergrund sind am stärksten von der Verfolgung betroffen, die sowohl vom Staat als auch von Familie, Freunden und der Gesellschaft ausgeht. Christen aus nichtregistrierten Gemeinden leiden immer wieder unter Polizeirazzien, Drohungen, Verhaftungen und Geldstrafen.

Vollständiges Länderprofil

Dieses Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Country Dossier mit weiteren Hintergrundinformationen finden Sie hier.

1. Position auf dem Weltverfolgungsindex

Die Tabelle zeigt die Wertungen und Platzierungen der vergangenen fünf Jahre, sofern das Land mehr als 41 Punkte erreicht hat und damit ein hohes Ausmaß an Verfolgung vorliegt.

Die Punktzahl für Turkmenistan im Weltverfolgungsindex 2021 liegt weiterhin bei 70 Punkten, genau wie im Jahr 2020. Die Situation ist stabil, mit nur geringfügigen Veränderungen beim Druck auf Christen und Auftreten von Gewalt im Land.

Der Druck ist im Privatleben und kirchlichen Leben am stärksten, was den starken Einfluss der beiden Haupttriebkräfte der Verfolgung für Turkmenistan widerspiegelt: islamische Unterdrückung im Privatleben und diktatorische Paranoia im kirchlichen Leben. Muslimische Familien, Freunde und Dorfbewohner üben besonders Druck auf Christen mit muslimischem Hintergrund aus, während die Regierung die Aktivitäten christlicher Kirchen besonders stark einschränkt.

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2. Trends und Entwicklungen

1) Politik: Keine großen Veränderungen zu erwarten

Das Schlüsselwort hier ist Stabilität. In den letzten Jahrzehnten hat sich in Turkmenistan kaum etwas verändert. Die diktatorische Regierung erlaubt keine wirklichen

Oppositionsparteien (einschließlich Demonstrationen jeglicher Art) und hat in nahezu allen Lebensbereichen konsequent strenge Überwachung eingeführt. Jedes Jahr werden Tausende von Menschen in Gefängnis- oder Arbeitslager geschickt. Turkmenistan wurde als das

„Nordkorea Zentralasiens“ bezeichnet.

2) Wirtschaft: Schwere Zeiten sind eingetroffen

Die Zeiten, in denen Turkmenistan sich auf ein stetiges Einkommen aus Öl und Erdgas verlassen konnte, sind vorbei. Dies verursacht große Unsicherheit in der turkmenischen Bevölkerung, zumal sie weder Hilfe noch Schutz von der Regierung erhält. Das Regime behauptet weiterhin, dass es im Land keine Covid-19-Infektionen gebe.

3. Religiöse Situation im Land

Obwohl der Islam – überwiegend der sunnitische – die Hauptreligion Turkmenistans ist, wäre es falsch, Turkmenistan als muslimisches Land zu bezeichnen. 70 Jahre Atheismus während der Sowjetzeit haben einen spürbaren Einfluss hinterlassen. Die Regierung (die Erben der atheistischen Sowjets) ist streng säkular und hat den Islam im Land fest unter Kontrolle.

Muslimische Bürger folgen eher der grundlegenden islamischen Kultur als strengen muslimischen Lehren.

Laut der World Christian Database sind Agnostiker und Atheisten die zweitgrößte religiöse Bewegung im Land, insbesondere in der Hauptstadt Aschgabat und anderen Großstädten.

Dies ist das Ergebnis von 70 Jahren erzwungenem Atheismus durch die Regierung der UdSSR von 1917 bis 1991 und durch die Regimes der turkmenischen Präsidenten Nyýazow und Berdimuhamedow seitdem.

Nur 1,1 % der Bevölkerung in Turkmenistan sind Christen. Die kleine christliche Minderheit ist aufgrund von Spaltungen und der geringen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen geschwächt. Davon gibt es nur wenige Ausnahmen, und genau das spielt der Regierung in die Hände.

In der Verfassung des Landes ist trotz gegenteiliger Behauptungen keine Religionsfreiheit verankert. Die diktatorische Regierung Turkmenistans setzt eine große Anzahl staatlicher Spitzel (Polizei, Geheimdienste, lokale Imame) ein, um alle religiösen Aktivitäten genau überwachen zu können. Sie hat der Religionsfreiheit so viele Einschränkungen auferlegt, dass man sagen kann, dass es Religionsfreiheit in Turkmenistan einfach nicht gibt. Dies gilt für alle Religionen, nicht nur für den christlichen Glauben.

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4. Triebkräfte der Verfolgung

Diktatorische Paranoia

Es sind keine religiösen Aktivitäten außerhalb staatlicher und staatlich kontrollierter

Institutionen erlaubt. Protestantische Christen werden aufgrund ihrer religiösen Aktivitäten außerhalb der eben genannten Institutionen häufig als „Extremisten“ bezeichnet. Mitglieder protestantischer Kirchen werden häufig als Anhänger einer fremden Sekte angesehen, die nur zum Ziel hat, das derzeitige politische System Turkmenistans auszuspionieren und zu zerstören. Aus dieser Sicht müssen sie nicht nur kontrolliert, sondern wenn nötig sogar vernichtet werden.

Islamische Unterdrückung

Wenn sich einheimische muslimische Bürger zu Jesus Christus bekehren, sehen sie sich häufig dem Druck und vereinzelt auch körperlicher Gewalt von ihrer Familie, ihren Freunden und der örtlichen Gemeinschaft ausgesetzt, die auf diese Weise versuchen, sie zur Rückkehr zu ihrem vorherigen Glauben zu zwingen. Manche von ihnen werden von ihren Familien für lange Zeit eingesperrt, geschlagen und eventuell sogar von der Gesellschaft ausgestoßen.

Mullahs vor Ort predigen gegen sie und erhöhen somit den Druck. Daher tun diese Christen muslimischer Herkunft alles, um ihren Glauben zu verbergen und leben ihn nur heimlich.

5. Verfolger

Ausgehend von diktatorischer Paranoia

Regierungsbeamte: Beamte auf allen Ebenen sind religiösen Gruppen gegenüber sehr feindselig eingestellt. Alle religiösen Aktivitäten werden genau überwacht, um festzustellen, ob sie die von der Regierung vorgegebenen Bestimmungen einhalten.

Wenn dies nicht der Fall ist, sind Razzien, Festnahmen, Beschlagnahmungen und Geldstrafen üblich.

Politische Parteien: Nur wenige politische Parteien sind zugelassen. Die Partei, welche die Regierung von Präsident Berdimuhamedow stellt, beteiligt sich insofern an der Verfolgung von Christen, als dass ein großer Teil der Verfolgung von der Regierung gebilligt wird.

Gewöhnliche Bürger: Vor allem auf lokaler Ebene beobachten Bürger alle religiösen Aktivitäten und erstatten den Behörden Bericht.

Ausgehend von islamischer Unterdrückung

Die eigene Großfamilie: Besonders in ländlichen Regionen üben muslimische Familienmitglieder hohen Druck auf Christen muslimischer Herkunft aus. Dies kann zu Drohungen, Schlägen, Hausarrest oder Ächtung führen.

Anführer ethnischer Gruppen: Ethnisch turkmenische Stammesführer fördern mit Unterstützung der Behörden alle genannten Formen der Verfolgung. „Mahalla“-

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Seite 5 Versammlungen (lokale Selbstverwaltung eines Stadtviertels) erhalten in vielen Fällen die behördliche Befugnis, im Namen des Staates Christen zu verfolgen, insbesondere um missionarische Aktivitäten zu unterbinden.

Nichtchristliche religiöse Leiter: Muslimische Geistliche sind offen in ihrer Feindseligkeit gegenüber Christen, die nicht der orthodoxen Kirche angehören, insbesondere gegenüber Christen muslimischer Herkunft.

Gewöhnliche Bürger: Sie üben auf der gesellschaftlichen Ebene zusätzlichen Druck auf Christen muslimischer Herkunft aus, zum Islam zurückzukehren. Ehemalige Muslime, die den christlichen Glauben angenommen haben, werden von ihrem sozialen Umfeld und religiösen Anführern hart verfolgt.

Regierungsbeamte: Auf kommunaler Ebene besteht eine Verbindung zwischen lokalen Behörden und durch den Islam motivierter Verfolgung. Häufig kennen sich Muslime, die Druck auf Christen ausüben, und örtliche Beamte. Deshalb ist die Verfolgung von Christen muslimischer Herkunft auf kommunaler Ebene stärker als auf der nationalen Ebene, da die Regierungsbeamten behaupten, säkular zu sein.

6. Regionale Brennpunkte der Verfolgung

Das Ausmaß der Verfolgung durch Regierungsbeamte ist in Turkmenistan landesweit vergleichbar. Der Druck von Familie, Freunden und dem sozialen Umfeld auf Christen muslimischer Herkunft ist außerhalb der städtischen Gebiete stärker.

7. Betroffene Christen

Christen aus traditionellen Kirchen

Die Russisch-Orthodoxe Kirche hat sich mit den durch die Regierung auferlegten Einschränkungen arrangiert und wird daher mehr oder weniger in Ruhe gelassen.

Sonntagsgottesdienste mögen zwar überwacht werden, doch sie können ungehindert stattfinden und die Gemeindemitglieder können sich treffen. Der Druck und Import christlicher Literatur ist eingeschränkt.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christen mit muslimischem Hintergrund tragen in Turkmenistan die Hauptlast der

Verfolgung. Außer vom Staat werden sie auch von ihren eigenen Familien, ihren Freunden und ihrem sozialen Umfeld stark unter Druck gesetzt. Der vom sozialen Umfeld ausgehende Druck ist am weitaus schwerwiegendsten, weil er das alltägliche Leben stark beeinflusst.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Nach den Christen muslimischer Herkunft ist diese Gruppe von Christen die am stärksten verfolgte – vor allem, wenn die Gemeinde nicht registriert ist. Baptisten, evangelikale und pfingstlerische Gruppen leiden unter Razzien, Bedrohungen, Verhaftungen und Geldstrafen.

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8. Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Grafik: Verfolgungsmuster Turkmenistan Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex.

Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Das Verfolgungsmuster zeigt:

Der durchschnittliche Druck auf Christen ist genau wie im Jahr 2020 sehr hoch (13,7 Punkte). Der Druck erhöhte sich in den Bereichen Familienleben und Leben im Staat, während er in den Bereichen Privatleben, gesellschaftliches Leben und kirchliches Leben gleichblieb.

Extrem hoch sind die Bewertungen für die Bereiche kirchliches Leben (15,7),

Privatleben (14,5) und gesellschaftliches Leben (13,8). Die Tatsache, dass der Bereich kirchliches Leben am höchsten eingestuft wurde, spiegelt die vielen Restriktionen wider, die den Christen vom Staat auferlegt werden.

Die Punktzahl für das Auftreten von Gewalt ist niedrig und sank von 1,9 Punkten im Weltverfolgungsindex 2020 auf 1,5 im Weltverfolgungsindex 2021. Es wurden nur sehr wenige gewaltsame Vorfälle gemeldet.

Zu jedem untersuchten Lebensbereich sind im Folgenden vier der jeweils am höchsten bewerteten Fragen des Fragebogens, der zur Erstellung des Weltverfolgungsindex ausgefüllt wird, sowie Erkenntnisse aus deren Beantwortung angeführt. Den vollständigen Fragebogen finden Sie unter: www.opendoors.de/methodik

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Privatleben

War es gefährlich, privat christliche Materialien zu besitzen oder aufzubewahren?

Bei Christen muslimischer Herkunft geht die Verfolgung von der Familie oder ihrem sozialen Umfeld aus, wenn diese christliche Materialien bei ihnen finden. Christliche Materialien werden als eindeutiger Beweis für einen Glaubenswechsel angesehen. Wenn solche Materialien gefunden werden, werden sie zerstört und gegen die betroffene Person wird hart vorgegangen. Die Regierung fordert strikt, dass jegliche religiöse Literatur – unabhängig davon, ob sie ins Land eingeführt oder vor Ort gedruckt wird – von den staatlichen Behörden überprüft werden muss. Andernfalls gelten die Materialien als illegal und sind verboten. Auf der Suche nach illegalen religiösen Materialien führt die Polizei regelmäßig Razzien in Häusern und Kirchen durch. Ein Gemeindeleiter sagte: „Alle elektronischen Geräte,

Computer, Mobiltelefone etc. werden beschlagnahmt und auf ihren Inhalt hin überprüft.“

War es für Christen riskant, christliche Bilder oder Symbole zu zeigen?

Christen muslimischer Herkunft wissen, dass ein Kreuz oder andere christliche Symbole unerwünschte Aufmerksamkeit von ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld erregen. Auch für Christen aus protestantischen Freikirchen ist dies riskant, weil sie damit rechnen müssen, dass die muslimische Gemeinschaft ihnen versuchte Evangelisation vorwirft. Christen

muslimischer Herkunft und protestantische Christen ziehen auch unerwünschte Aufmerksamkeit von Beamten auf sich, wenn sie offen christliche Symbole tragen.

War es riskant für Christen, auf christliche Radiostationen, TV-Sender oder christliches Material im Internet zuzugreifen?

Christen muslimischer Herkunft müssen sehr vorsichtig sein, wenn sie von zu Hause aus auf christliche Sendungen oder Webseiten zugreifen. Werden sie entdeckt, sind heftige

Reaktionen seitens der anderen Familienmitglieder zu befürchten. Der Zugriff auf

ausländische christliche Medien ist für alle Christen in Turkmenistan schwierig. Der Zugang zum Internet erfolgt über staatliche Internetanbieter und wird daher überwacht.

Wurde ein Wechsel der Religion (auch der Wechsel der Denomination innerhalb des Christentums) abgelehnt, verboten oder mit einer Strafe belegt?

Eine Konversion zum christlichen Glauben wird als Verrat an der Familie und der Kultur sowie am Islam angesehen. Dies kann auch zu körperlicher Gewalt führen. Offiziell gibt es kein Hindernis für einen Glaubenswechsel, da die Gesetze säkular sind. Die Regierung missbilligt jedoch alles, was zu Spannungen innerhalb der Bevölkerung führen könnte.

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Familienleben

Wurden christliche Taufen behindert?

Für die Familie, Freunde und das soziale Umfeld von Christen muslimischer Herkunft gilt die Taufe als endgültiger Abschied vom Glauben der Vorfahren und stößt deshalb auf

Widerstand. Taufen in nicht registrierten Kirchen sind untersagt. Sollte der Staat davon erfahren, führen die Behörden eine Razzia durch, und die anwesenden Christen werden verhört und mit einer Geldstrafe belegt.

Wurden Eltern daran gehindert, ihre Kinder nach ihrem christlichen Glauben zu erziehen?

Muslimische Angehörige versuchen, die Kinder von Christen muslimischer Herkunft beim Islam zu halten und sie nach traditionellen Bräuchen zu erziehen. Es gibt keinen offiziellen Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen; der private Religionsunterricht wird von der Regierung eingeschränkt.

Wurden christliche Kinder unter Druck gesetzt, auf irgendeiner Bildungsebene an

antichristlichem oder an die Mehrheitsreligion propagierendem Unterricht teilzunehmen?

Das muslimische Umfeld (Familie, Freunde, Gesellschaft) drängt besonders Kinder von Christen muslimischer Herkunft dazu, den Islamunterricht zu besuchen – manchmal sogar gegen den Willen der Eltern. Die Teilnahme an allen Aktivitäten, die von Schulen oder anderen Bildungseinrichtungen organisiert werden, ist für die Schüler verpflichtend.

Sind Kinder von Christen wegen des Glaubens ihrer Eltern schikaniert oder diskriminiert worden?

Kinder von Christen muslimischer Herkunft und Christen aus protestantischen Freikirchen werden in der Regel von der Gemeinschaft mit anderen Kindern ausgeschlossen. Oft werden sie in den Schulen vor den anderen Kindern gedemütigt und verleumdet.

Gesellschaftliches Leben

Wurden Christen im Alltag aus religiösen Gründen belästigt, bedroht oder behindert (z. B.

weil sie sich nicht an durch die Mehrheitsreligion oder die Tradition vorgeschriebene Kleiderordnungen usw. halten)?

Christen muslimischer Herkunft werden von der Familie, Freunden und dem sozialen Umfeld (einschließlich der lokalen muslimischen Anführer) bedroht, um sie dazu zu bewegen, ihren neuen Glauben aufzugeben. Lokale muslimische Gemeinschaften schikanieren auch

protestantische Christen, die sie der Evangelisation beschuldigen. (Nicht registrierte) Protestantische Gemeinden werden von den Behörden schikaniert, bedroht, diskriminiert und bei ihren Aktivitäten behindert.

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Seite 9 Wurden Christen von ihren lokalen Gemeinschaften oder von privaten Gruppen überwacht (dazu gehören auch Meldungen an die Polizei, Beschattung, das Abhören von

Telefonleitungen, das Lesen/Zensieren von E-Mails usw.)?

Christen muslimischer Herkunft werden von Mitgliedern ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld überwacht. Auch Christen aus protestantischen Gemeinden werden von ihren muslimischen Nachbarn überwacht, da ihnen grundsätzlich unterstellt wird, sie würden evangelisieren. Der Staat überwacht fortwährend alle religiösen Aktivitäten, sogar indem er Spitzel in religiöse Gemeinschaften einschleust.

Wurden Christen aus religiösen Gründen mit Geldstrafen belegt (z. B. Dschizya-Steuer, Gemeindesteuer, Schutzgeld)?

Die Erhebung von muslimischen Steuern (Dschizya) ist in Turkmenistan nicht erlaubt. Von staatlicher Stelle werden häufig Bußgelder verhängt. Christen werden für eine schier endlose Liste von Vergehen bestraft, wie z. B. illegale Treffen, Besitz von religiöser Literatur,

christliche Lieder auf ihren Smartphones etc.

Wurden Christen aus religiösen Gründen verhört oder gezwungen, sich bei der örtlichen Bürgerwehr/Polizei zu melden?

Christen muslimischer Herkunft, deren neuer Glaube bekannt geworden ist, werden von ihrer Familie und den Menschen in ihrem sozialen Umfeld schikaniert und streng verhört.

Der Staat führt regelmäßig Razzien bei christlichen Versammlungen durch, auch bei denen von registrierten Gruppen. Alle Anwesenden werden verhört, und viele von ihnen verhaftet und mit einer Geldstrafe belegt. Alle gefundenen Materialien werden beschlagnahmt.

Leben im Staat

Schränkt die Verfassung (oder vergleichbare nationale oder staatliche Gesetze) die Religionsfreiheit, basierend auf der Formulierung in Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, ein?

Das turkmenische Religionsgesetz (aus dem Jahr 2016) enthält viele Einschränkungen der Religionsfreiheit, darunter ein Verbot nicht registrierter religiöser Organisationen (obwohl es für eine Gemeinde praktisch unmöglich ist, eine offizielle Registrierung zu erhalten).

Außerdem verbietet das Gesetz privaten Religionsunterricht, fordert die Überprüfung religiöser Literatur durch die Behörden etc.

Wurden Christen durch das Gesetz oder in der Praxis gezwungen, gegen ihr Gewissen zu handeln, z. B. beim Militärdienst oder in bestimmten Berufen?

Der Militärdienst ist obligatorisch und Christen können den Dienst in der Armee nicht aus Gewissensgründen verweigern.

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Seite 10 Wurden die Christen daran gehindert, ihre Ansichten oder Meinungen in der Öffentlichkeit zu äußern?

Alle Medien werden staatlich kontrolliert, was es für Christen unmöglich macht, ihre Ansichten in der Öffentlichkeit kundzutun. Auch der Internetzugang wird kontrolliert und christliche Meinungsäußerungen werden blockiert. Muslime betrachten christliches Predigen/Evangelisieren als nicht wünschenswert und verhindern es deshalb mit allen verfügbaren Mitteln.

Sind christliche Organisationen der Zivilgesellschaft oder politische Parteien aufgrund ihrer christlichen Überzeugung in ihrer Arbeit behindert oder verboten worden?

Der Staat lässt christliche Organisationen oder christliche politische Parteien nicht zu.

Muslime würden christliche Organisationen außerdem als Versuch der Missionierung betrachten und ihnen daher Widerstand entgegenbringen.

Kirchliches Leben

War es für Kirchen schwierig, von behördlichen Stellen eine Registrierung oder einen offiziellen Status zu erhalten?

Im Jahr 2016 wurde ein neues Religionsgesetz eingeführt, das die Anzahl der Mitglieder, die für die Registrierung einer Gemeinde notwendig sind, von 5 auf 50 erhöht hat. Allerdings war es schon vorher praktisch unmöglich, eine Registrierung zu erhalten. Gleichzeitig sind nicht registrierte Kirchen und Hauskreise verboten. Alle registrierten Kirchen mussten bzw.

müssen nach dem neuen Gesetz den Prozess der Neuregistrierung durchlaufen. Die

Neuregistrierung ist für die vormals registrierten Kirchen alles andere als einfach. Ein großes Hindernis ist der Mangel an Gebäuden. Die Gemeinden müssen einen Nachweis vorlegen, dass sie Räumlichkeiten zum Gottesdienst entweder besitzen oder mieten. Es ist praktisch unmöglich, Räumlichkeiten zur Miete zu finden, zumal die Eigentümer möglicher Gebäude vom Staat davor gewarnt werden, an protestantische Gemeinden zu vermieten. Auch russisch-orthodoxe Gemeinden und andere traditionelle Kirchen müssen bzw. mussten sich neu registrieren lassen.

Wurde die Arbeit mit Jugendlichen gezielt eingeschränkt?

Nur registrierten Kirchen sind Angebote für Jugendliche erlaubt – und auch nur dann, wenn sie das schriftliche Einverständnis beider Elternteile der jeweiligen Kinder vorweisen können.

Allerdings werden alle Treffen, bei denen Kinder und Jugendliche anwesend sind

(insbesondere Sommerlager), regelmäßig kontrolliert und es werden Razzien durchgeführt.

Das muslimische Umfeld bringt christlichen Aktivitäten, die sich an Jugendliche richten, Widerstand entgegen. Es ist üblich, dass Jugendveranstaltungen und Sommerlager vom muslimischen Umfeld blockiert wird.

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Seite 11 Wurden die Christen bei der Ausbildung ihrer eigenen religiösen Leiter behindert?

Offiziell sollte die Ausbildung von Gemeindeleitern in speziellen religiösen Einrichtungen erfolgen, die eine staatliche Lizenz besitzen und die nur von den Behörden überprüfte Bildungsmittel verwenden. Allerdings gibt es in Turkmenistan keine einzige christliche Bildungseinrichtung – nicht einmal die Russisch-Orthodoxe Kirche hat ein Priesterseminar.

Die religiöse Ausbildung auf privatem Weg ist ebenfalls verboten.

Wurden die Kirchen daran gehindert, christliches Material aus dem Ausland zu importieren?

Alle importierten religiösen Materialien müssen die offizielle Prüfung durchlaufen. In den meisten Fällen werden die Artikel beschlagnahmt und vernichtet. Aus diesem Grund versuchen Christen aus protestantischen Gemeinden erst gar nicht, gedruckte Materialien nach Turkmenistan hineinzubringen. Wenn Muslime mitbekommen, dass Christen religiöse Materialien illegal importieren, melden sie es sofort den Behörden.

Auftreten von Gewalt

Im Berichtszeitraum für den Weltverfolgungsindex 2021:

Angriffe auf Christen: Quellen berichten, dass mindestens 47 Christen körperlich misshandelt und geschlagen wurden. Die meisten dieser Opfer waren Frauen.

Inhaftierung von Christen: Quellen berichten, dass mindestens 31 Christen inhaftiert wurden. Dies geschah im Dezember 2019. Die Polizei stürmte ein Haus, in dem einige Frauen eine geheime Weihnachtsfeier abhielten.

Beschädigung von Häusern und Eigentum von Christen: Es wurden drei Razzien in den Häusern von protestantisches Christen gemeldet.

9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Der „Bericht zur internationalen Religionsfreiheit“ für das Jahr 2019, erstellt im Auftrag des US-Außenministeriums, sagt für Turkmenistan Folgendes:

Die Sicherheitskräfte der Regierung in Turkmenistan überwachen weiterhin religiöse Organisationen. Die Einfuhr religiöser Literatur ist untersagt. Es bleibt weiterhin schwierig, Kirchen zu registrieren. Nach Angaben der Zeugen Jehovas waren Ende des Jahres 2019 zehn Personen, die den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigert hatten, inhaftiert. Einige von ihnen sind schon länger im Gefängnis, einige wurden im Laufe des letzten Jahres inhaftiert und zu Haftstrafen zwischen einem Jahr und vier Jahren verurteilt. Die Regierung bietet weiterhin keinen Zivildienst als Alternative für diejenigen an, die den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigern. Forum 18 berichtete davon, dass die Polizei in Aschgabat und der Provinz Lebap Männer unter 40 Jahren dazu zwang, sich Bärte und Schnurrbärte zu rasieren. Die Regierung hat im Laufe des Jahres keine neuen, zuvor nicht registrierten religiösen Gruppen registrieren lassen.

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Seite 12 Die Regierung konzentriert sich nicht auf eine bestimmte religiöse Gruppierung – Muslime, Christen, Juden, Bahais usw. erfahren alle ein hohes Maß an staatlicher Überwachung und Unterdrückung:

Am 29. Oktober 2019 lehnte das Gericht in Aschgabad die Berufung zweier 18- jährigen Zeugen Jehovas gegen deren einjährige Haftstrafe ab. Sie hatten diese erhalten, da sie aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigert hatten.

Anfang Dezember 2019 verstärkten die Behörden, insbesondere in der Region Mary östlich von Aschgabad, ihren Kampf gegen den Hijab. In der Folge wurde fast keine Frau mehr auf der Straße oder auf Märkten mit einem Hijab gesehen.

Am 3. September 2020 sperrte ein Gericht in der Region Mary einen weiteren 18- jährigen Anhänger der Zeugen Jehovas für ein Jahr ein. Er ist insgesamt der 24. Zeuge Jehovas, der wegen der Verweigerung des Militärdienstes aufgrund von

Gewissensgründen seit Januar 2018 inhaftiert wurde. Acht der elf sich derzeit im Gefängnis befindlichen Zeugen Jehovas wurden in das Seydi-Arbeitslager gebracht.

Ein ehemaliger politischer Gefangener beschrieb die Bedingungen dort als

„unmenschlich“. Alle 24 jungen Männer erklärten sich dazu bereit, statt des Wehrdienstes Zivildienst zu leisten, doch diese Alternative existiert nicht.

10. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Turkmenistan:

Beten Sie um eine Lockerung der schweren Restriktionen für Kirchen in Turkmenistan.

Beten Sie für die Gemeindeleiter um körperliches, emotionales und geistliches Wohlergehen, denn sie können unter enormen Druck gesetzt werden.

Bitten Sie darum, dass Christen muslimischer Herkunft vor Schaden bewahrt werden und dass Familien, Freunde und Dorfbewohner von der Veränderung in ihrem Leben positiv beeinflusst werden.

Referenzen

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