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Die Beweggründe für Homeschooling Ein Vergleich zwischen der öffentlichen Schule und dem Unterricht zu Hause

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Academic year: 2022

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Kantonsschule Musegg

Maturaarbeit

Die Beweggründe für Homeschooling

Ein Vergleich zwischen der öffentlichen Schule und dem Unterricht zu Hause

Verfasserin:

Eliane Bürgi

Eingereicht im August 2020 bei:

Herr Ronald Blättler Pädagogik

Abb. 0

(2)

Vorwort

Meinen vierwöchigen Sprachaufenthalt im Juni/Juli 2019 verbrachte ich bei einer sieben- köpfigen Familie in der Westschweiz im Kanton Waadt. Diese Familie unterrichtet alle ihre Kinder seit jeher zu Hause. Die Kinder waren damals zwischen zwei und elf Jahren alt. Ich hatte vorher noch kaum von dieser Unterrichtsform gehört und kannte auch keine Familie, die diese praktizierte. Diese Lebensweise weckte mein Interesse. Um mehr darüber zu er- fahren, beschloss ich, meine Maturaarbeit über dieses Thema zu schreiben. Aus Gesprä- chen mit Bekannten und Verwandten hörte ich heraus, dass Homeschooling relativ unbe- kannt ist und ausserdem viele Leute gleich Vorurteile entwickeln, wenn von «Unterricht zu Hause» die Rede ist. So kommen oft Fragen auf wie: «Sind diese Kinder dann wirklich sozia- lisiert?» oder «Machen das nicht nur sehr religiöse Familien?» Mit meiner Arbeit möchte ich einen kleinen Teil dazu beitragen, dass Homeschooling bekannter wird und die Vorurteile be- gründet oder allenfalls verworfen werden können.

An dieser Stelle möchte ich allen Personen danken, die mich während dem Erstellen dieser Arbeit unterstützt und geleitet haben.

Ein spezieller Dank geht an meinen Fachbetreuer Herrn Ronald Blättler, der mir immer wie- der neue Inputs und Ratschläge gegeben hat.

Auch möchte ich meiner Familie herzlich danken, die mir ebenfalls mit vielen Ratschlägen zur Seite gestanden ist, mich immer wieder motiviert und meine Arbeit zur Korrektur gelesen hat.

Ausserdem geht ein Dank an Sandra Waldmann, die meine Maturaarbeit ebenfalls zur Kor- rektur gelesen und so einen wichtigen Teil beigetragen hat.

Zum Schluss möchte ich auch allen Personen danken, die sich bereit erklärt haben, mit mir ein Interview zu führen und den Familien danken, die an meiner Umfrage teilgenommen ha- ben.

(3)

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 1

1.1. Ziel und Fragestellung ... 1

1.2. Vorgehen ... 1

2. Theoretische Grundlagen ... 2

2.1. Begriff Homeschooling ... 2

2.2. Ursprung des Homeschoolings ... 2

2.3. Geschichte des Schulwesens in der Schweiz ... 2

2.4. Die verschiedenen Methoden des Homeschoolings ... 4

2.4.1. Klassisches Homeschooling ... 5

2.4.2. Unschooling / Freilernen ... 5

2.4.3. Themenorientiertes Lernen ... 5

2.4.4. Autodidaktisches Lernen ... 5

2.4.5. Carschooling/Worldschooling ... 5

2.4.6. Charlotte-Mason-Pädagogik ... 6

2.4.7. Waldorfpädagogik des Rudolf Steiners ... 7

2.4.8. Maria-Montessori-Pädagogik ... 8

2.4.9. Pestalozzi ... 9

2.5. Die Vor- und Nachteile von Homeschooling ...10

2.5.1. Vorteile ...10

2.5.2. Nachteile ...10

2.6. Die Vor- und Nachteile der öffentlichen Schule ...10

2.6.1. Vorteile ...10

2.6.2. Nachteile ...11

2.6.3. Wie die Schule konkret geändert werden sollte ...11

2.6.4. Wieso Klassen von Gleichaltrigen nicht ideal sind ...11

2.6.5. Noten: sinnvoll oder unnötig? ...12

2.7. Rechtliche Lage in der Schweiz und ihren Nachbarländern ...13

2.7.1. Rechtliche Lage in den Kantonen der Schweiz ...13

2.7.2. Rechtliche Lage in Deutschland ...14

2.7.3. Rechtliche Lage in Frankreich ...14

2.7.4. Rechtliche Lage in Fürstenturm Liechtenstein ...14

2.7.5. Rechtliche Lage in Italien ...15

2.7.6. Rechtliche Lage in Österreich ...15

2.8. Entwicklung des Homeschoolings in der Schweiz ...16

2.9. Gründe für Homeschooling ...17

2.10. Unterschied Homeschooling – öffentliche Schule ...17

2.11. Bildung zu Hause Schweiz ...18

2.12. Euro Home Ed (EHE) ...18

2.13. Aktualität: Fernunterricht aufgrund des Corona-Virus ...18

(4)

3. Methode ... 19

3.1. Wahl der Methode ...19

3.2. Stichprobe ...19

3.3. Vorgehen ...19

4. Auswertung der Interviews und der Umfrage ... 20

4.1. Auswertung der Interviews ...20

4.1.1. Frage 1...20

4.1.2. Frage 2...21

4.1.3. Frage 3...22

4.1.4. Frage 4...22

4.1.5. Frage 5...23

4.1.6. Frage 6...23

4.1.7. Frage 7...24

4.1.8. Frage 8...24

4.1.9. Frage 9...24

4.1.10. Frage 10 ...24

4.2. Auswertung der Umfrage ...25

4.2.1. Frage 1...25

4.2.2. Frage 2...25

4.2.3. Frage 3 und 4 ...25

4.2.4. Frage 5...25

4.2.5. Frage 6...25

4.2.6. Frage 7...26

4.2.7. Frage 8...26

4.2.8. Frage 9...27

4.2.9. Frage 10 ...27

4.2.10. Frage 11 und 12 ...27

4.2.11. Frage 13 ...28

4.2.12. Frage 14 ...28

4.2.13. Frage 15 ...28

4.2.14. Frage 16 ...29

4.2.15. Frage 17 ...29

4.2.16. Frage 18 ...30

4.2.17. Frage 19 ...31

4.2.18. Frage 20 ...31

4.2.19. Frage 21 ...32

4.2.20. Frage 22 und 23 ...32

4.2.21. Frage 24 ...32

4.2.22. Frage 25 und 26 ...33

4.2.23. Frage 27 und 28 ...33

(5)

4.2.24. Frage 29 und 30 ...33

4.2.25. Frage 31 ...33

4.2.26. Frage 32. ...34

5. Diskussion ... 34

5.1. Bezug zur Theorie ...34

5.2. Eigene Meinung ...35

5.3. Eigene Erfahrung mit Homeschooling aus meinem Sprachaufenthalt ...35

6. Fazit ... 36

7. Reflexion zur Arbeit ... 37

8. Glossar ... 38

9. Quellenverzeichnis ... 39

9.1. Literaturverzeichnis ...39

9.2. Abbildungsverzeichnis ...42

9.3. Diagramme und Tabellen ...42

Anhang ... 44

Anhang 1: Interview mit Fachpersonen ...44

Anhang 2: Umfrage mit Homeschooling-Eltern ...44

Anhang 3: Rechtliche Grundlagen für Homeschooling in der Schweiz ...45

(6)

1. Einleitung

Da ich mich nach der Matura zur Primarlehrperson ausbilden lassen will, wusste ich seit län- gerem, dass ich meine Maturaarbeit im pädagogischen Bereich verfassen würde. Die span- nende Thematik des Homeschoolings liess mich nicht mehr los.

Im Kanton Luzern kommt ein Kind im Alter von etwa fünf Jahren in den Kindergarten, meis- tens in den öffentlichen Kindergarten seiner Wohngemeinde. Die wenigsten Eltern überlegen sich dabei, ob es auch eine Alternative zur öffentlichen Schule gäbe. Privatschulen sind vie- len Familien zu teuer, aber von Homeschooling wird oft gar nicht gesprochen. Gründe dafür können sein, dass viele Eltern gar nichts von dieser Unterrichtsform wissen oder dass sie sich diese Unterrichtsform nicht zutrauen.

Trotzdem werden immer mehr Kinder in der Schweiz von ihren Eltern oder Privatlehrperso- nen zu Hause unterrichtet. Die Gründe für diese Entscheidung sind sehr verschieden und es gibt zahlreiche Vorurteile von Seiten der Gesellschaft.

Viele Personen, mit denen ich über meine Maturaarbeit ins Gespräch kam, wussten eben- falls noch sehr wenig über diese Unterrichtsform und bildeten auch sofort Vorurteile gegen- über diesen Familien und speziell deren Kindern.

Als Hauptgrund wurde oft die mangelnde Sozialisierung genannt. Dies führte zu meiner Fra- gestellung und der Hypothese. Ich möchte damit herausfinden, ob die Eltern ihre Kinder tat- sächlich dem sozialen Einfluss entziehen möchten und was die wahren Gründe für diese persönliche Entscheidung sind.

1.1. Ziel und Fragestellung

Fragestellung: Was sind die Beweggründe der Eltern, ihre Kinder zu Hause zu unterrich- ten?

Hypothese: Die Homeschooling-Eltern wollen ihre Kinder dem sozialen Umfeld/Einfluss ent- ziehen, um die Erziehung nicht den Lehrpersonen zu überlassen.

1.2. Vorgehen

Um meine Hypothese zu überprüfen, führe ich eine Umfrage mit Eltern durch, welche mit ih- ren Kindern Homeschooling praktizieren. Zusätzlich führe ich Interviews mit fünf Fachperso- nen aus verschiedenen Bildungsbereichen. So möchte ich die verschiedenen Perspektiven auf Homeschooling aufzeigen.

(7)

2. Theoretische Grundlagen

Fachbegriffe sind in einem Glossar (siehe Kapitel 8.) zusammengeführt und erklärt. Im Text sind diese jeweils kursiv geschrieben.

2.1. Begriff Homeschooling

Homeschooling wird häufig auch als Hausunterricht, Unschooling, Freilernen, Bildung zu Hause, Lernen ohne Schule, usw. bezeichnet. (Zięba, 2015, S. 16) Genau genommen ist Unschooling/Freilernen jedoch etwas anderes als das «klassische» Homeschooling (siehe Kapitel 2.3.2.). (ebd.1) Doch grundsätzlich bedeutet jeder genannte Begriff, dass die Kinder zu Hause entweder von ihren Eltern oder von Privatlehrpersonen unterrichtet werden. (ebd.)

2.2. Ursprung des Homeschoolings

Grundsätzlich ist Homeschooling keine Neuerfindung. (Zięba, 2015, S. 13/14) Es ist eigent- lich die natürlichste Art zu lernen. (ebd.) Denn als die Schulpflicht noch nicht bestand, «un- terrichteten» alle Eltern ihren Nachwuchs zu Hause. (ebd.) Man brachte den Kindern bei- spielsweise das Jagen, das Nähen und das Kochen bei. (ebd.) Das waren alles Dinge, die man fürs Leben damals brauchte. (ebd.) Also hat Homeschooling seinen Ursprung im Ur- sprung der Menschheit. (ebd.) Der Grund, dass der Bildungsstand damals noch nicht so gut war wie heute, ist, dass die Eltern selbst nicht gut gebildet waren und darum ihren Kindern auch nicht viel Wissen mitgeben konnten. (ebd.)

2.3. Geschichte des Schulwesens in der Schweiz

Im Zeitalter der Spätantike und des Mittelalters (6. bis 15. Jahrhundert) stand die Ausbildung der Geistlichen im Fokus. (Historisches Lexikon der Schweiz HLS, 2012) An Kloster-, Dom-, Stifts- und Pfarreischulen unterrichteten angehende Mönche Lesen, Schreiben, Grammatik, Logik und Latein. (ebd.) Das Latein wurde anhand der Bibel beigebracht. (ebd.) Ab dem 12. Jahrhundert wurde das Lehrprogramm der sieben freien Künste (septem artes liberales) angewandt.

(ebd.) Nach der Grundbildung wurde an höhere Schulen für Philosophie und Theologie, Medizin oder Jura gewechselt. (ebd.)

Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert entstanden Stadt- und Ratsschulen. (ebd.) Dort wurde vor al- lem Latein unterrichtet. (ebd.) Nach dem Ab- schluss dieser Schulen wurde meist auf der Kanzlei geholfen, um dann später in der Politik oder Diplomatie tätig zu sein. (ebd.) In Bern war ausserdem die Ausbildung als Page bei einer fremden Familie sehr beliebt. (ebd.) Weiter ent- standen nun muttersprachliche Schulen, in denen

das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht Abbildung 1: septem artes liberales (sieben freie Künste)

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wurde und im Jahr 1460 entstand die erste Universität der Schweiz in Basel. (ebd.) Diese war jedoch sehr teuer, wodurch nur Geistliche dort studieren konnten. (ebd.) Auch die philo- sophische Fakultät entstand. (ebd.) Diese wurde jedoch meistens nur eins bis zwei Semester lang besucht und galt als Propädeutikum. (ebd.)

Im 16. Jahrhundert waren die Schulen durch den Humanismus geprägt, weil die Lehrperso- nen selbst Humanisten waren. (ebd.) Durch die Reformation und die katholische Reform wurde der Zugang zur Bildung noch mehr Volksschichten ermöglicht. (ebd.) Dabei standen die religiöse Erziehung und das Erlernen des Schreibens und des Lesens der Gesellschaft im Zentrum. (ebd.) Denn so konnte die Bibel und der Katechismus von allen gelesen werden.

(ebd.) Ausserdem wurde Hebräisch eingeführt, um die antiken Sprachen studieren zu kön- nen. (ebd.) In Genf wurde um 1536 die Schulpflicht eingeführt. (ebd.) Ausserdem breiteten sich die unteren Schulen langsam aus. (ebd.)

Im 17. Jahrhundert wurden die Gemeinden von Bern und Zürich beauftragt, Schulen einzu- führen. (ebd.) Obwohl es im 18. Jahrhundert schon in vielen Gemeinden Schulen gab, be- standen immer noch grosse Lücken. (ebd.) Ausserdem variierte auch die Qualität dieser Schulen sehr stark. (ebd.) Die Schulen auf dem Land hatten oft einen weniger hohen Stan- dard als die in der Stadt. (ebd.) Viel mehr Leute konnten lesen als schreiben, weil das Schreiben und Rechnen nur einem gewissen Teil beigebracht wurde. (ebd.) Doch die Aufklä- rung führte dazu, dass alle Konfessionen etwa gleich alphabetisiert wurden. (ebd.) Auch wur- den das Singen und der Instrumentalunterricht eingeführt, um die Gottesdienste mit Musik bereichern zu können. (ebd.) Als Lehrmittel benutzte man den Katechismus, wobei in den re- formierten Schulen ein anderer üblich war als in den katholischen Schulen. (ebd.) Auch die Bibel, das Psalmenbuch und sonstige Unterrichtsmaterialien wurden angewandt. (ebd.) Der Unterricht funktionierte so, dass jedes Kind für sich allein lernte und dabei von der Lehrper- son kontrolliert wurde. (ebd.) Es gab also noch keine Klassen, sondern Einzelunterricht wurde praktiziert. (ebd.) Auch wurde das mechanische Auswendiglernen des Katechismus gefördert. (ebd.)

In den Lateinschulen wurden angehende Pfarrer auf höhere Schulen und Laien auf Universi- täten und die Übernahme von Ämtern vorbereitet. (ebd.)

Die Jesuitenschulen entsprachen der mittleren und höheren Bildung und waren besser be- sucht als die Klosterschulen. (ebd.) Dabei wurden humanistische und scholastische Bil- dungsinhalte vermittelt und die Rhetorik war apologetisch geprägt. (ebd.)

Der Schulorden der Ursulinen setzte sich für die Ausbildung der Mädchen ein. (ebd.)

An den höheren Schulen stand die Kunst, die Literatur und die Philosophie der Antike im Fo- kus. (ebd.) Dadurch wurde dort nebst Latein auch Griechisch und Hebräisch unterrichtet.

(ebd.) Nun wurde nicht mehr das Kirchenlatein, sondern das Latein von Cicero übermittelt.

(ebd.)

Aus den höheren Lehranstalten für die Ausbildung von Pfarrern wurden Akademien. (ebd.) Die Universität in Freiburg und das Collegium Helveticum in Mailand boten aber Ersatz für die Priesterseminare. (ebd.)

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts führten pädagogische Reformbestrebungen zu Neuerungen im Schulwesen. (ebd.) An den Elementarschulen wurden das Schreiben und Rechnen unter- richtet und weitere praxisorientierte Fächer eingeführt. (ebd.)

An den Klöstern befanden sich die Musterschulen. (ebd.) Dort wurden Lehrpersonen ausge- bildet und Lehrmittel herausgegeben. (ebd.) Ausserdem ersetzten nun Klassen und neue Lernmethoden wie der Frontalunterricht den Einzelunterricht und das Auswendiglernen.

(ebd.)

Gymnasien waren reformiert geleitet. (ebd.) Man wollte dort den Humanismus verdrängen und die Muttersprache sowie Geschichte in den Vordergrund rücken lassen. (ebd.) Ausser- dem wurden Realschulen gegründet. (ebd.)

Die Mittelschulen waren hingegen katholisch geleitet. (ebd.) Der Jesuitenorden wurde aufge- hoben, wodurch man sich gegenüber der Aufklärung öffnete. (ebd.)

Die reformierten Akademien machten Fortschritte, indem sie neue Fakultäten gründeten.

(ebd.) An den katholische Theologiefakultäten wurde neu die Pastoraltheologie und die Kir- chengeschichte eingeführt. (ebd.)

Das ganze Schulwesen war aber immer noch stark entwicklungsbedürftig. (ebd.)

(9)

Ab dem 19. Jahrhundert kam mit der Helvetik und dem Mi- nister Stapfer ein neuer Impuls. (ebd.) Mit der Mediation und der Restauration wurden die Kantone im Bereich der Bil- dung eigenständig. (ebd.) Das führte jedoch zu Unterschie- den zwischen den verschiedenen Kantonen. (ebd.) Auch entstanden Lehrerseminare, an denen Lehrpersonen ausge- bildet wurden. (ebd.) Ausserdem wurde an den Schulen Re- ligion, Lesen, Schreiben, Singen und der wechselseitige Un- terricht nach Andrew Bell und Josepf Lancaster umgesetzt.

(ebd.) Mit der Regeneration wollte man möglichst jedes Kind bilden. (ebd.) Es entstanden somit Primar- und weiterfüh- rende Schulen auf dem Land. (ebd.) Auch Sonderschulen und Bibliotheken entstehen. (ebd.) Ausserdem werden wei- tere Lehrerseminare und Universitäten in Zürich und Bern errichtet. (ebd.) In der Ostschweiz ersetzte die Alltagsschule und die Repetier-/Ergänzungsschule die Primarschule.

(ebd.) Die Erstere dauerte sechs bis acht Jahre und die Letztere drei Jahre. (ebd.) Ausserdem wurden Lernziele festgelegt, obligatorische Lehrmittel eingeführt und die Schulen wurden selbständiger, weil die Administration bei der Gemeinde lag. (ebd.) Neu wurden die Lehrpersonen auch bezahlt. (ebd.) In der Westschweiz gab es eine neue Rechts- grundlage für die Volksschule und ein Lehrerseminar sowie Universitäten entstanden. (ebd.) Ab Ende des 19. Jahrhunderts war in jedem Kanton der Unterricht der Primarschule für alle Kinder obligatorisch, kostenlos und unabhängig vom Vorwissen. (ebd.) Auch der kirchliche Einfluss auf die Schulen wurde durch den Kulturkampf geringer. (ebd.) 1874 wurde das Obli- gatorium des Primarunterrichts in der ganzen Schweiz eingeführt. Es bestand nun ein Unter- richtszwang, aber kein Schulzwang. (ebd.) Die Kinder mussten zwar unterrichtet werden, aber nicht in der Schule. (ebd.)

Im 20. Jahrhundert liegt die Verantwortung für die Bildung bei den Gemeinden, Kantonen und dem Staat, wobei die Aufgaben aufgeteilt sind (ebd.) Es existiert jedoch noch kein eige- nes Departement für Erziehung, Bildung und Schule. (ebd.) Ausserdem wird das schweizeri- sche Bildungssystem harmonisiert. (ebd.) Das heisst, dass das Schulsystem vereinheitlicht wurde. (ebd.)

Heute gibt es in allen Kantonen der Schweiz Kindergärten und Sonderschulen. (ebd.) Die Volksschule ist in die Primar- und Sekundarstufe I aufgeteilt. (ebd.) Die obligatorische Schul- zeit beträgt neun Schuljahre, wobei häufig ein zehntes Schuljahr angeboten wird. (ebd.) Nach der Volksschule folgen gymnasiale Schulen sowie Berufsausbildungen. (ebd.) Auf der Tertiärstufe werden Studiengänge an Universitäten, Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen (ehemalige Lehrerseminare) angeboten. (ebd.)

2.4. Die verschiedenen Methoden des Homeschoolings

In diesem Kapitel werden mehrere Alternativen zur öffentlichen Schule und die verschiede- nen Arten von Homeschooling näher erklärt. Da jede Familie ihre Kinder wieder anders un- terrichtet oder eine Mischform aus verschiedenen Methoden praktiziert, ist diese Liste jedoch nicht vollständig.

Abbildung 2: Minister Stapfer

(10)

2.4.1. Klassisches Homeschooling

Homeschooling wird häufig mit Privatunterricht gleichgesetzt. (Zięba, 2015, S. 16) Im Fall des klassischen Homeschoolings bedeutet das, dass der Unterricht zu Hause stattfindet.

(ebd.) Unterrichtet wird meistens von den Eltern der Kinder oder gegebenenfalls von einer Lehrperson. (ebd.) Denn in einigen Kantonen der Schweiz muss die unterrichtende Person ein Lehrerdiplom vorweisen können. (ebd.) Familien, welche das klassische Homeschooling praktizieren, haben einen fixen Stundenplan, an den sie sich täglich halten.

2.4.2. Unschooling / Freilernen

Unschooling bedeutet auf Deutsch Freilernen und heisst, dass kein fixer Stundenplan, kein Lehrplan, keine Tests und keine feste Struktur festgelegt sind. (Griffith, 1998, S. 21-24 & 39) Die Eltern stellen den Kindern alle Sachen zur Verfügung, die sie benutzen dürfen. (ebd.) Die Kinder dürfen also lernen, wann, was und wo sie möchten. (ebd.) Eltern, die mit ihren Kin- dern Unschooling praktizieren, gehen davon aus, dass die Kinder natürliche Interessen ha- ben, denen sie nachgehen, solange sie nicht unterbrochen werden. (ebd.) Laut Gardner ar- beiten Unschooler an ihren Stärken und nicht an ihren Schwächen. (ebd.) Denn das, was man gut kann, macht man auch gerne. (ebd.) Gardner ist der Meinung, dass in der staatli- chen Schule die Talente der einzelnen Kinder leider nicht gross berücksichtigt werden. (ebd.)

2.4.3. Themenorientiertes Lernen

Unter dem themenorientierten Lernen versteht man, dass ein konkretes Thema in alle Schul- fächer integriert wird. (Zięba, 2015, S. 19) Wenn das Kind beispielsweise an Raumschiffen interessiert ist, könnte man die Geschwindigkeit, die Höhe und die Masse eines Raumschif- fes berechnen. (Mathematik) (ebd.) Dazu könnte man gemeinsam einen Text über Raum- schiffe lesen und möglicherweise die Wortarten bestimmen. (Deutsch und Allgemeinbildung) (ebd.) Um eine Fremdsprache abzudecken, könnte man sich einen Film über Raumschiffe in der entsprechenden Sprache ansehen. (ebd.) Zu guter Letzt wäre es möglich, mit dem Kind ein Raumschiff zu basteln oder zu zeichnen. (Gestaltung) (ebd.) Schlussendlich hat man dann ein Thema in allen Fachbereichen behandelt. (ebd.)

2.4.4. Autodidaktisches Lernen

Laut Zięba (2015, S. 19/20) praktizieren alle Homeschooler das autodidaktische Lernen. Da- runter versteht man, dass sich das Wissen selbst angeeignet wird. (ebd.) Auch Homeschoo- ler erreichen ihr Wissen meistens ohne jegliche Lehrperson oder festen Ausbildungsort.

(ebd.)

2.4.5. Carschooling/Worldschooling

Carschooling/Worldschooling umfasst die ganze Bildung, die unterwegs stattfindet. (Zięba, 2015, S. 20)

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2.4.6. Charlotte-Mason-Pädagogik

Die Pädagogik von Charlotte Mason ist auf drei Ebenen aufgebaut:

«Bildung ist eine Atmosphäre, eine Disziplin, ein Leben» (Simply Charlotte Mason, 2020).

Die Atmosphäre ist das Umfeld, in dem das Kind aufwächst. (ebd.) Unter der Disziplin versteht man das Angewöhnen guter Dinge.

(ebd.) Das Leben bezieht sich auf das Studium. (ebd.) Die Kinder sollen lebendig lernen. (ebd.)

Diese drei Dinge machen je einen Drittel in der Entwicklung des Kindes aus und sind darum gleichwertig. (ebd.)

Unter lebendigem Lernen versteht man, dass Kinder beispiels- weise mit lebendigen Büchern lernen. (ebd.) Ein lebendiges Buch ist erzählerisch geschrieben und lässt das Thema lebendig wer- den. (ebd.) Ein Beispiel dafür ist «Die kleine Raupe Nimmersatt»

von Eric Carle. (ebd.) Es sollten jedoch keine Bücher angewendet werden, die einfach geschrieben sind. Denn dies ist eine Beleidi-

gung für die Kinder und setzt deren Niveau herunter. (unbekannter Autor, 2015, PDF: S. 5-9) Nach Charlotte Mason sollte ein Kind die gehörten Geschichten mündlich, schriftlich oder an- hand einer Zeichnung nacherzählen. (ebd.) So wird nämlich die Aufmerksamkeit und das Vorstellungsvermögen der Kinder trainiert. (ebd.) Ausserdem sollten gute Gewohnheiten wie zum Beispiel Aufmerksamkeit, Gehorsam, Respekt oder Ordnung einzeln eingeübt werden.

(ebd.) Denn diese helfen im späteren Leben. (ebd.) Auch sollten die Lerneinheiten nicht län- ger als 20 Minuten dauern. (ebd.) So entsteht beim Kind keine Langeweile und die Aufmerk- samkeit sowie die Geduld können trainiert werden. (ebd.) Der Unterricht sollte ein guter Aus- gleich zwischen Theorie und Praxis sein. (ebd.) Nebst diesen Lerneinheiten sollte mindes- tens einmal pro Woche der Wald erforscht werden und täglich ein Spaziergang absolviert werden. (ebd.) Dies dient der Erholung, der Bewegung und dem Spass untereinander. (ebd.) Wenn man diese Forderungen konkret in einzelnen Fächern umsetzen möchte, bedeutet dies folgendes. Im Bereich der Sprache werden viel Texte abgeschrieben, um so die Hand- schrift, die Rechtschreibung, den Schreibstil und die Grammatik zu verinnerlichen. (ebd.) Im Bereich der Kunst soll man den Kindern Bilder von bedeutenden Künstlern vorstellen. (ebd.) Dabei ist die Aufgabe des Kindes, das Bild anzuschauen, zu beschreiben und dann nachzu- malen. (ebd.) Die Mathematik sollte immer mit dem Alltag verbunden werden, um den Sinn dahinter zu erkennen. (ebd.) In den Naturwissenschaften sollte wie überall mit lebendigen Büchern gearbeitet werden und von Wanderungen, Experimenten und Gartenbau gelernt werden. (ebd.)

Mason sagt, dass alles Nahrung haben muss, was wachsen will. (Fachstelle für Charlotte Mason Pädagogik, 2020) So muss auch der Geist Nahrung bekommen, um sich weiterzuent- wickeln. (ebd.) Lehrbücher sind dabei unnötig, weil der Geist zum Selbststudium fähig ist.

(ebd.) Doch um lernen zu können, müssen «Ideen auf den fruchtbaren Boden des Geistes gestreut werden» (ebd.). Eine Idee ist das Bild, das sich der Geist von etwas macht. (ebd.) Sie ist ein Keim, der leben und wachsen will. (ebd.) Diese Idee scheidet wie jedes Lebewe- sen die eigene Nahrung wieder aus, wächst dadurch und verwandte Ideen entstehen. (ebd.) Sie sucht sich also Nahrung, um zu wachsen. (ebd.) Wenn dies nun auf Kinder angewendet wird, sollte nur eine Idee gegeben werden. (ebd.) Diese sollte jedoch nicht zufällig gewählt sein, sondern muss der weiteren Entwicklung des Kindes dienen. (ebd.) Um die Idee aufzu- nehmen, muss das Kind aber aufmerksam sein im Geist. (ebd.) Die Aufmerksamkeit kann anhand vom Nacherzählen von Geschichten trainiert werden. (unbekannter Autor, 2015) Diese Pädagogik beruht darauf, das Lernen so viel wie möglich mit dem Alltag zu verknüp- fen. Das geschieht anhand von Spaziergängen und Exkursionen. Ausserdem soll auch die Mathematik mit dem Alltag in Verbindung gesetzt werden, damit die Kinder einen Sinn dahin- ter sehen. Diese Pädagogik kann darum sehr gut im Homeschooling umgesetzt werden. In der öffentlichen Schule ist es schwieriger, diese Vorgaben umzusetzen, da meistens nicht genügend Zeit für so viele Exkursionen zur Verfügung steht.

Abbildung 3: Charlotte Mason

(12)

2.4.7. Waldorfpädagogik des Rudolf Steiners

Nach Rudolf Steiner muss der Erzieher einen

«Sinn für feinste Lebensäusserungen des Men- schenwesens» (Hansen-Schaberg & Schonig, 2006, S. 56) haben. Seine Pädagogik beruht auf der Antroposophie. (Altenthan, Betscher-Ott, Gott- hardt, Hobmair, Höhlein, Ott & Pöll, 2016, S. 457- 464) Diese besagt, dass es eine «höhere geistliche Welt über der sinnlich wahrnehmbaren Welt»

(ebd.) gibt. Dabei ist der Mensch in vier verschie- dene Teile aufgeteilt. (ebd.) Der physische Leib be- steht aus denselben Stoffen wie die unbelebte Na- tur. (ebd.) Beim Tod zerfällt er in seine chemischen Bestandteile. (ebd.) Er macht der sichtbare Teil un- seres Körpers aus. (ebd.) Der Ätherleib trägt die Lebenskraft und die ganze Persönlichkeit in sich.

(ebd.) Er ist der Gründer des physischen Leibes.

(ebd.) Der physische Leib und der Ätherleib stellen zusammen den Körper dar. (ebd.) Der Astralleib, auch Empfindungsleib genannt, beinhaltet alle unsere Empfindungen wie Lust oder Schmerz. (ebd.) Er stellt die Seele dar. (ebd.) Der Geist wird vom Ich-Leib vertreten. (ebd.) Er macht die Einzigartigkeit jedes Menschen aus und ist unsterblich. (ebd.) Jedoch sind alle vier «Teilleibe» zur Entwicklung fähig. (ebd.) Im Bauch der Mutter sind nämlich noch alle vier Leibe in einer Schutzhülle verpackt. (ebd.) Erst mit der Geburt enthüllen sich diese nach und nach. (ebd.) Die Kindheit bei Steiner ist in vier Zeitperioden von je sieben Jahren eingeteilt. (ebd.) Dabei muss in den ersten sieben Jahren der physische Leib des Kindes geschult werden. (ebd.) Dies geschieht, indem die Umwelt passend gestaltet wird und dem Kind schöne Eindrücke vor Augen gebracht werden. (ebd.) Ausserdem wird auch der Wille des Kindes erzogen. (ebd.) Denn dieser kommt vom physi- schen Leib und kann darum auch nur durch diesen erzogen werden. (ebd.) Mit dem Über- gang von den Milchzähnen zu den bleibenden Zähnen, verlässt der Ätherleib seine Hülle und die zweite Zeitspanne von sieben Jahren beginnt. (ebd.) Da das Kind noch nicht theoretisch denken kann, muss der Erzieher mit sprachlichen Gegenständen arbeiten. (ebd.) Der Erzie- her ist für das Kind in dieser Lebensphase sehr wichtig. (ebd.) Denn das Kind muss sich an jemandem orientieren können. (ebd.) Ausserdem muss das Gedächtnis geschult werden.

(ebd.) Dabei werden dem Kind Sachen beigebracht, die es erst später wirklich begreifen wird, weil es zu diesem Zeitpunkt noch nicht theoretisch denken kann. (ebd.) In der dritten Phase entweicht mit der Geschlechtsreife der Astralleib aus seiner schützenden Hülle. (ebd.) Nun gilt es, den Verstand und die Urteilskraft des Kindes zu schulen. (ebd.) Somit verliert die Autorität an Bedeutung und eigene Vorbilder treten an dessen Stelle. (ebd.) Erst jetzt werden wissenschaftliche Themen in den Unterricht integriert, weil der Jugendliche nun theoretisch denken kann. (ebd.) Zuletzt kommt dann der Ich-Leib zum Vorschein. (ebd.)

Bis zum Austritt des Astralleibes spielt der Erzieher eine sehr wichtige Rolle für das Kind. Er ist jemand, an dem sich das Kind orientiert und den das Kind lieben soll. Dafür muss aber das Kind auch vom Erzieher geliebt werden. Daher sind die Eltern in diesem Lebensab- schnitt der optimale Begleiter ihrer eigenen Kinder. Denn eine Lehrperson liebt seine Schü- ler/innen kaum so grenzenlos, wie das eine Mutter oder ein Vater tut. Dies würde also für Homeschooling sprechen. Sobald der Astralleib jedoch aus seiner Hüller entwichen ist, spielt der Erzieher keine Hauptrolle mehr. Daher kann ab diesem Zeitpunkt die Pädagogik auch in der öffentlichen Schule umgesetzt werden.

Abbildung 4: Rudolf Steiner

(13)

2.4.8. Maria-Montessori-Pädagogik

«Hilf mir, es selbst zu tun.» ist der Satz, den man sofort antrifft, wenn man sich für die Montessori-Pädagogik interessiert. (Gmei- ner, 2010, S. 1-3)

Dabei soll das Kind beobachtet und so durch den Erzieher erforscht werden. (Alten- than, Betscher-Ott, Gotthardt, Hobmair, Höhlein, Ott & Pöll, 2016, S. 449-453) So kann die Entwicklung des Kindes nachvoll- zogen und individuell darauf eingegangen werden. (ebd.) Dabei hat jeder Mensch ei- nen inneren Bauplan, nach dem sich die Seele entwickelt. (ebd.) Der Erzieher muss dem Kind eine Umgebung schaffen, in der es sich nach seinem inneren Bauplan opti- mal entwickeln kann und dieser nicht zer- stört wird. (ebd.) Das Kind besitzt dabei in

seinen ersten drei Lebensjahren einen absorbierenden Geist. (ebd.) Darunter versteht man die Fähigkeit, Eindrücke aufzunehmen und im Unbewusstsein zu verarbeiten. (ebd.) Diese Fähigkeit wird während den ersten drei Lebensjahren von drei sensiblen Perioden (Bewe- gung, Ordnung, Sprache) geführt. (ebd.) Während einer solchen Periode ist das Kind für be- stimmte Eindrücke sehr empfänglich, wobei es andere übersieht. (ebd.) Dafür muss die Um- welt vom Erzieher passend gestaltet werden. (ebd.) Nach dem Abschluss einer Periode, kön- nen dem Kind in diesem Fachbereich nur noch mühselig neue Inhalte beigebracht werden.

(ebd.) Darum tut es sich ein Erwachsener auch schwerer, eine neue Sprache zu lernen, als das ein Kind noch tut. (ebd.) Durch die Aufnahme von Umwelteindrücken entwickelt sich die Seele des Kindes nach dem inneren Bauplan. (ebd.)

In einer Montessori-Schule stehen den Kindern verschiedenste Materialien zur Verfügung.

(Gmeiner, 2010, S. 1-3) Diese sollen das Kind anregen, etwas Neues zu entdecken. (ebd.) Die Kinder können dabei ihre Fehler selbst entdecken und direkt korrigieren. (ebd.) Die Lehr- person beobachtet die Kinder in ihrem freien Spiel und hilft, wenn es ein Kind nötig hat oder zeigt ihm noch unbekannte Materialien. (ebd.)

Diese Pädagogik kann gut im Homeschooling umgesetzt werden, da kein Frontalunterricht stattfindet, sondern die Schüler/innen selbst entdecken und erforschen. Dies ist für die El- tern, die ihre Kinder zu Hause unterrichten, weniger aufwendig. Ausserdem muss individuell auf das Kind eingegangen werden, um den inneren Bauplan nicht zu zerstören, was in einer öffentlichen Schule eher schwierig ist.

Abbildung 5: Maria Montessori

(14)

2.4.9. Pestalozzi

Nach Pestalozzis Erziehung ist das Ziel der sittliche Mensch. (Brühlmeier, 2018) Es gibt drei sittliche Grundgefühle: die Liebe, das Vertrauen und die Dankbarkeit. (ebd.) Das sind die drei Herzenskräfte. (ebd.) Diese liegen in der Natur jedes Menschen und warten auf Entfaltung, welche jedoch nur durch Erziehung stattfinden kann. (ebd.) Nebst den Herzenskräften müs- sen aber auch die intellektuellen (Kopf) und handwerklichen (Hand) Kräfte entfaltet werden.

(ebd.) Das Herz, der Kopf und die Hand entwickeln sich nach unterschiedlichen Gesetzmäs- sigkeiten. (ebd.) Die Aufgabe des Erziehers ist es daher, diese wahrzunehmen und sich die- sen anzupassen. (ebd.) Denn nur die Naturgemässheit ist bildend. (ebd.) Alles andere sei nicht bildend. (ebd.) Dabei spielt die Mutter-Kind-Beziehung eine sehr wichtige Rolle und das Wohnzimmer ist die Basis der Erziehung. (ebd.) Alles, was erzieht, muss durch eine warm- herzige, offene zwischenmenschliche Beziehung geprägt sein und die Bedürfnisse des Kin- des müssen individuell betrachtet und erfüllt werden. (ebd.) Was der Erzieher dem Kind vor- lebt, macht das Kind nach. (ebd.)

Um Erkenntnis gewinnen zu können, ist die Anschauung äusserst wichtig. (ebd.) Die äussere Anschauung dient der Entwicklung der Kräfte und durch die innere Anschauung kann inne- res sittliches Urteil getroffen werden. (ebd.)

Nebst den sittlichen Kräften muss auch der Gehorsam entwickelt werden, welcher die

Grundlage für Freiheit ist. (ebd.) Freiheit bedeutet hier, frei von Egoismus und Triebhaftigkeit auf das eigene Gewissen zu hören. (ebd.) Der Gehorsam ist die sittliche Grundfertigkeit.

(ebd.) Zuerst muss das Kind jedoch gegenüber den Erziehern gehorsam sein, wobei der Er- zieher eine sehende Liebe ausüben sollte. (ebd.) Bei der sehenden Liebe soll der Erzieher das Kind lieben, aber Grenzen und eine gewisse Festigkeit müssen existieren. (ebd.) Laut Pestalozzi sollten Bildung und Erziehung nicht getrennt werden, sondern die Bildung soll zu einem Mittel der Erziehung werden. (ebd.) Der Unterricht soll erziehend sein. (ebd.) Die Eltern sollen sich um die Kräfte des Kopfes und der Hand kümmern. (ebd.) Bei den geis-

tigen Kräften geht es darum, dass das Kind die Sinne im Zusammenhang zu der Sprache zu gebrauchen lernt. (ebd.) Die Umwelt soll mit möglichst allen Sinnen erlebt und erfahren werden. (ebd.) So wird die Basis für das eigenständige Urteil getroffen. (ebd.) Bei den Kräften der Hand steht die Körperkraft, Geschicklich- keit und praktische Anwendung im Zentrum. (ebd.) Da- bei muss jedoch zuerst auf die richtige Ausführung ge- achtet werden, bevor die Freiheit und Selbständigkeit im Fokus liegen. (ebd.)

Für Pestalozzi sind konkrete Lerninhalte nicht wesent- lich, sondern der Erwerb von Fertigkeiten soll im Fo- kus sein. (ebd.) In jeder Kraft liegt der Entfaltungstrieb.

(ebd.) Deshalb stand Pestalozzi auch positiv zur Kin- derarbeit. (ebd.)

Nach Pestalozzis Pädagogik ist also der Unterricht zu Hause die richtige Unterrichtsform für ein Kind. Denn die Eltern-Kind-Beziehung spielt eine wichtige Rolle und die Bedürfnisse jedes Kindes müssen individuell betrachtet werden. Dies ist an einer öffentlichen Schule mit grossen Klassen kaum umsetzbar.

Abbildung 6: Johann Heinrich Pestalozzi

(15)

2.5. Die Vor- und Nachteile von Homeschooling

Nach einer Umfrage von P. Gray und G. Raley (2011, PDF: S. 14-18) mit 232 Familien, die Homeschooling praktizieren, wurden folgende Vor- und Nachteile genannt.

2.5.1. Vorteile

Die Kinder, die zu Hause «unterrichtet» werden, lernen mit viel mehr Freude und Eifer als die Schüler der öffentlichen Schule. (ebd.) Daher geht auch das Lernen dieser Kinder viel effizi- enter. (ebd.) Denn sie sind viel neugieriger und lernen, was sie gerade interessiert. (ebd.) Häufig sind das Sachen, die man fürs Leben braucht wie beispielsweise Kochen, Allgemein- wissen, Haushalt bewältigen, usw. (ebd.) Die Familien können ihre Tage viel freier gestalten, wodurch deren Kinder weniger gestresst werden. (ebd.) Denn sie haben keinen Stress auf dem Schulweg, keinen Prüfungsstress und auch keinen Hausaufgabenstress. (ebd.) Wichtig ist ausserdem hervorzuheben, dass die Kinder meist einen sozialen Vorteil haben, weil sie mehr Kontakt mit Menschen verschiedenen Alters und Hintergrundes haben. (ebd.) So wer- den sie viel offener gegenüber «andersartigen» Menschen. (ebd.) Denn Kinder an der öffent- lichen Schule lernen in Jahrgangsklassen mit meistens gesunden anderen Kindern und tref- fen sich in ihrer Freizeit häufig auch mit diesen. Der soziale Vorteil stimmt jedoch nur dann, wenn sich die Familien aktiv um soziale Kontakte bemühen und sich mit anderen Leuten tref- fen. Dadurch, dass die Kinder immer zu Hause sind, entsteht ausserdem eine nähere und grössere Beziehung zu den Eltern. (ebd.)

2.5.2. Nachteile

Ein Nachteil vom Homeschooling ist der soziale Druck von Bekannten, Verwandten aber auch von fremden Personen. (ebd.) Denn diese bilden oft sofort Vorurteile. (ebd.) Daher müssen die Eltern sehr stark bleiben und überzeugt sein, dass dies ein guter Weg ist und die öffentliche Schule ein schlechterer Weg für die eigenen Kinder wäre. (ebd.) Natürlich braucht der Unterricht zu Hause sehr viel Zeit. (ebd.) Daraus folgt, dass die Eltern kaum mehr Zeit für sich selbst und ihren Beruf haben. (ebd.) Meistens muss also ein Elternteil seinen Beruf auf- geben, um vollständig für die Kinder da zu sein. (ebd.) Ein weiteres Problem, welches alle Homeschooling-Familien zuerst bewältigen müssen, ist die Bewilligung. (ebd.) Denn es kommt häufig vor, dass Familien eine Wohnung in einer anderen Region suchen müssen, in der Homeschooling erlaubt ist. (ebd.)

2.6. Die Vor- und Nachteile der öffentlichen Schule

2.6.1. Vorteile

Das Bildungssystem der Schweiz ist sehr vielseitig. (VSS-UNES-USU, 2018) Man hat sehr viele verschiedene Möglichkeiten und es ist durchlässig. (ebd.) Das heisst, dass mehrere Wege ans Ziel führen, egal ob Matura, Berufsmatura oder Berufslehre. Ausserdem ist die Qualität des Schweizer Bildungssystems hervorragend und jedes Kind darf, beziehungs- weise muss daran teilnehmen. (siehe Kapitel 4.1.1.) Dazu ist die öffentliche Schule nebst den Steuergeldern, die jeder zahlen muss, kostenlos. (ebd.) Auch werden die Kinder in der Schule sozialisiert und erzogen, damit sie sich in höheren Schulen oder in der Berufswelt durchsetzen können. (ebd.)

(16)

2.6.2. Nachteile

An der öffentlichen Schule wird kritisiert, dass sie derzeit viel zu fest in die Erziehung der Kinder eingreift. (Brunner, 2019) Früher war die Schule christlich geführt. (ebd.) Doch seit der französischen Revolution im Jahr 1789 mischt sich der Staat immer mehr in die Bildung der Kinder ein. (ebd.) Er möchte seine Ideale und Vorstellungen umsetzen. (ebd.) Ein Bei- spiel dafür ist der Beschluss im Jahr 2018, den Sexualkundeunterricht für obligatorisch zu erklären. (ebd.) Diese Frühsexualisierung wurde von vielen Familien mit einer anderen Welt- anschauung nicht begrüsst. (ebd.) Häufig wird auch kritisiert, dass in der öffentlichen Schule nicht individuell auf das Kind eingegangen werden kann. (Arnet, 2017) Es ist nicht so, dass es die Lehrperson nicht möchte, sondern einfach nicht kann, wenn sie 20 Kinder gleichzeitig unterrichten sollte. (ebd.) In der Schule werden die Kinder als Objekte behandelt und nicht als Subjekte mit ihren persönlichen Bedürfnissen. (ebd.) Sie müssen unter Stress die Arbei- ten erledigen. (ebd.) So wird der kindgesteuerte Prozess gestört und gleichzeitig geht die na- türliche Neugier verloren. (ebd.) Mit dem kindgesteuerten Prozess ist gemeint, dass das Kind vor der Schule das lernt, was und wann es das möchte. So lernt es das Sprechen und Lau- fen ebenfalls dann, wenn es sich bereit dazu fühlt. Weiter sei das heutige Schulsystem nicht realitätsgetreu, kritisiert Andreas Müller vom Institut Beatenberg. (Lang, 2015) Die Lehrer ori- entieren sich zu stark an den Lerninhalten und zu wenig an den Bedürfnissen der Schüler.

(ebd.) Die Lehrpersonen wollen ganz nach dem Interesse der Schulleiter und Behörden den Kindern möglichst viel Wissen in kürzester Zeit beibringen. (ebd.) Auch sind die Jahrgangs- klassen nach Müller (ebd.) ein Unsinn, weil Lernen nicht so funktioniere.

2.6.3. Wie die Schule konkret geändert werden sollte

Nach Müller (Lang, 2015) sollte für jedes Kind ein personalisiertes Lernkonzept errichtet wer- den. Es sollte jedes Kind seine eigene Schule haben. (ebd.) Damit dies funktioniert und die Schüler Freude haben zu lernen, muss die Lehrperson zum Lerncoach werden. (ebd.) Das heisst, dass sie weniger Frontalunterricht führen soll und einfach für das Kind da sein und ihm für Hilfe zur Seite stehen sollte. (ebd.) Auch müssten die Schüler viel mehr Selbstwirk- samkeitserfahrungen machen können, in denen sie ihr eigenes Wissen anwenden könnten.

(ebd.) Das Lernen müsste also praxisorientierter sein. (ebd.) Papalambrou (Homann & Benz, 2016) sagt ausserdem, dass in der Schule das Lernen viel mehr künstlerisch und spielerisch angegangen werden sollte. Denn wenn die Schüler nur Zahlen und Fakten auswendig lernen müssen, ohne einen Zusammenhang zum Leben zu sehen, ist das nicht nachhaltiges Wis- sen. (ebd.) Ein weiterer Punkt, in dem das Bildungssystem geändert werden sollte, ist die In- tegration. (Krummenacher, 2018) Man möchte die Kinder von bildungsfernen Familien noch mehr unterstützen, als man das bisher macht, um so die Chancengleichheit zu verbessern.

(ebd.)

2.6.4. Wieso Klassen von Gleichaltrigen nicht ideal sind

Mit den Klassen von gleichaltrigen Kindern geht die Orientierung an den Erwachsenen verlo- ren. (Neufeld & Gabor, 2006, S. 7-14, 105-119, 185) Die unreifen Kinder werden von ande- ren unreifen Kindern erzogen. (ebd.) Die Kinder bauen so Bindungen untereinander auf, wel- che die Eltern-Kind-Beziehung ersetzen. (ebd.) Obwohl dies im Grunde genommen unnatür- lich ist, merken die Eltern das fast nicht mehr, weil sie selbst schon so erzogen wurden.

(ebd.) Die Folge ist, dass Bräuche nicht mehr von einer Generation zur nächsten übergeben werden, sondern Kinder ihre eigene Welt mit eigenen Kulturen aufbauen, welche von Kind zu Kind weitergegeben werden, also innerhalb einer Generation. (ebd.) Dies ist jedoch unge- sund. (ebd.) Denn Kinder lieben und akzeptieren einander nicht so fest wie das eine Mutter oder ein Vater tut. (ebd.) Sie rivalisieren sich eher untereinander, was zu verletzlicheren We- sen führt und die Selbstmordrate steigen lässt. (ebd.) Nach Neufeld gibt es dazu vier

(17)

Gründe: Wenn die Kinder Stress empfinden, indem sie beispielsweise ausgeschlossen oder ausgelacht werden, holen sie sich im besten Fall Schutz und Rat bei den Eltern. (ebd.) Ist die Eltern-Kind-Beziehung jedoch schlecht, verlieren die Kinder diesen Schutz vor Stress. (ebd.) Der zweite Grund ist, dass Kinder viel empfänglicher für das sind, was sie von Gleichaltrigen erfahren. (ebd.) Wenn nun die Eltern-Kind-Beziehung durch eine Kind-Kind-Beziehung er- setzt wurde, ist das Kind viel sensibler und verletzt mit seinem Verhalten andere Kinder.

(ebd.) Denn die Kinder lernen voneinander und übernehmen deren Sitten und Sprache.

(ebd.) Der dritte Grund ist eine Folge des zweiten. Die Kinder dürfen ihre wirklichen Emotio- nen nicht mehr ausstrahlen. (ebd.) Sonst gehen sie das Risiko ein, von den anderen ausge- lacht oder ausgenutzt zu werden. (ebd.) Also müssen sie ihre Emotionen unterdrücken und sich immer so verhalten als würde sie nichts berühren. (ebd.) Der vierte Grund ist, dass die Kind-Kind-Beziehungen nicht von einer grenzenlosen Akzeptanz geleitet sind. (ebd.) Die Kin- der leben dauernd unter der Angst, dass ihr/e Kollege/Kollegin jemand anderen besser mag und Anzeichen von Verletzlichkeit müssen vertuscht werden, um sicher nicht ausgeschlos- sen zu werden. (ebd.) So geht auch der Wissensdurst der Kinder verloren. (ebd.) Denn Kin- der verbringen die meiste Zeit damit, die Bindung zu den anderen Kindern aufrecht zu erhal- ten. (ebd.) Dabei können sie sich nicht auf ihre Interessen fokussieren und die Neugier geht verloren. (ebd.) Ausserdem ist die Angst da, wenn zu viel Interesse an etwas gezeigt wird, ausgeschlossen zu werden. (ebd.)

2.6.5. Noten: sinnvoll oder unnötig?

Das heutige Notensystem entstand Ende des 16. Jahrhunderts. (Quarks, 2020) Arme Kinder hatten damals noch keinen Zugang zur Bildung. (ebd.) Nun konnten sogenannte Benefizien- zeugnisse angefordert werden, in denen der Charakter der Kinder beurteilt wurde. (ebd.) Dies war ein Empfehlungsschreiben, um Stipendien zu erhalten. (ebd.) Auch der Jesuitenor- den stellte solche Zeugnisse aus und verwendete darin zum ersten Mal Ziffern. (ebd.) So ist unser heutiges Notensystem entstanden. (ebd.) Bei den Jesuiten spielte also neu die Leis- tung eine wichtige Rolle. (ebd.) Es musste eine Prüfung abgelegt werden, um in die nächste Klasse zu kommen. (ebd.) Diese wurde anhand des sechsstufigen Notensystems bewertet.

(ebd.)

Noten sollten den Schülern eigentlich eine möglichst eindeutige und objektive Rückmeldung zu ihrer erbrachten Leistung geben. (ebd.) Wenn die Note nicht genügend gut ist, gibt es vom Lehrer oder von den Eltern negative Rückmeldungen. (ebd.) Unsere Erwartung an gute Noten ist also das Grundproblem. (ebd.) Doch sind Noten wirklich so objektiv, wie immer ge- meint wird? Die Antwort ist klar nein. Denn jeder Lehrer bewertet anders und hat dabei auch einen sehr grossen Spielraum. (ebd.) Da auch Lehrer «nur» Menschen sind, werden diese unbewusst durch Sympathien, Vorlieben und Vorurteile beeinflusst. (ebd.) So können der Name, das Aussehen, das Geschlecht und der private Hintergrund des Kindes einen sehr grossen Einfluss auf die Lehrpersonen haben. (ebd.) Noten sind also keine persönliche Rückmeldung, sondern ein Vergleich zwischen den Schülern einer Klasse. (ebd.) Würden mehrere Lehrpersonen die gleiche Prüfung korrigieren, so kämen wahrscheinlich sehr gute bis sehr schlechte Noten heraus, weil sich jede Lehrperson auf andere Sachen fokussiert.

(ebd.) Ausserdem werden die Fächer teilweise unterschiedlich stark gewichtet und bewertet.

(Lübke, 1996, S. 22 & 25/26) Das führt dazu, dass wenn ein Schüler in zwei Fächern qualita- tiv genau die gleiche Leistung erbringt, andere Noten erhält. (ebd.) Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Notenmassstab innerhalb der Klasse angepasst werden kann, damit beispiels- weise alle Schüler eine genügende Note haben. (ebd.) So kann jedoch die Leistung der Ler- nenden nicht mit anderen Klassen oder gar Schulen verglichen werden. (ebd.) Trotzdem müssen sich die Schüler später mit diesen Noten um einen Beruf bewerben. (ebd.) Sicher motivieren die Noten für pflichtbewusstes Arbeiten. (ebd.) Doch dies ist die falsche Motiva- tion für die Schule. Viel besser sollten die Kinder an den behandelten Themen von sich aus interessiert sein. Nur so ist das angeeignete Wissen nachhaltig.

(18)

2.7. Rechtliche Lage in der Schweiz und ihren Nachbarländern

In diesem Kapitel wird die aktuelle rechtliche Lage des Homeschoolings in der Schweiz und ihren Nachbarländern kundgegeben.

2.7.1. Rechtliche Lage in den Kantonen der Schweiz

In der Schweiz ist das Schulwesen kantonal geregelt. Darum hat jeder Kanton seine eigenen rechtlichen Grundlagen für Homeschooling. Ich habe zu jedem Kanton die gesetzliche Grundlage aufgelistet (siehe Anhang 3). Hier ist die Schweiz in vier Gebiete eingeteilt wor- den. Gewisse Kantone kommen dabei mehrere Male vor, weil diese zu zwei Gebieten gehö- ren. Die Gebiete wurden anhand der schweizerischen Konferenz der Kantonalen Erzie- hungsdirektoren EDK festgelegt. (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdi- rektoren, 2020)

Ostschweiz (AI, AR, GL, GR, SG, SH, SZ, TG, ZH)

Lehrerpatent 8 Kantone: AI, GL, GR, SG, SH, SZ, TG, ZH

Andere pädagogische Eignung 1 Kanton: AR Westschweiz inklusive Tessin (BE, FR, GE, JU, NE, TI, VD, VS)

Lehrerpatent 2 Kantone: FR, VS

Andere pädagogische Kenntnisse oder Hilfspersonal

2 Kantone: BE, JU

Wichtige Gründe 2 Kantone: TI, VS

Keine Vorgaben ausser der Melde- und Be- willigungspflicht

3 Kantone: GE, NE, VD Nordwestschweiz (AG, BE, BL, BS, FR, LU, SO, VS)

Lehrerpatent 6 Kantone: BL, BS, FR, LU, SO, VS

Wichtige Gründe 2 Kantone: BS, VS

Andere Bedingungen 2 Kantone: AG, BE

Zentralschweiz (LU, NW, OW, SZ, UR, ZG)

Lehrerpatent 3 Kantone: LU, SZ, ZG

Wichtige Gründe 2 Kantone: OW, ZG

Keine Vorgaben 2 Kantone: NW, UR

Anhand dieser Tabelle wird ersichtlich, dass sich die West- sowie Zentralschweiz bezüglich einem Lehrerpatent gegenüber der Ost- und Nordwestschweiz eher liberal zeigen. Betref- fend einer Bewilligung ist die Ostschweiz aber wieder liberaler als die anderen Teile der Schweiz. Denn es gibt keinen Kanton der Ostschweiz, der wichtige Gründe wie eine Krank- heit oder eine Behinderung des Kindes in einem Gesuch erwartet. Dabei zeigt sich die Zent- ralschweiz eher streng. Denn bei einem Drittel der Kantone muss dort ein wichtiger Grund für eine Bewilligung sprechen.

Tabelle1: Rechtliche Grundlagen in den Kantonen der Schweiz (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erzie- hungsdirektoren, 2019)

(19)

Diese Grafik zeigt den Anteil der Schüler und Schülerinnen, die momentan zu Hause unter- richtet werden. Dabei kann man sehr gut sehen, welche Kantone in Bezug auf Homeschoo- ling die liberalere Gesetzeslage haben als andere. So werden zum Beispiel im Kanton Ap- penzell Ausserrhoden, Bern und Waadt am meisten Kinder zu Hause unterrichtet. In allen drei Kantonen ist für eine Bewilligung kein Lehrerpatent nötig. (ebd.) Wahrscheinlich gibt es deswegen in den Kantonen Tessin und Zug momentan keine zu Hause unterrichteten Kin- der. (ebd.) Denn in beiden Kantonen muss ein spezieller Grund für die Bewilligung sprechen.

(ebd.) Dies kann eine Krankheit oder Behinderung des Kindes sein. (ebd.)

2.7.2. Rechtliche Lage in Deutschland

In Deutschland herrscht Schulpflicht. (Spiegler, 2020) Dies bedeutet, dass jedes Kind eine staatlich anerkannte Schule besuchen muss. (ebd.) Homeschooling ist also nicht erlaubt.

(ebd.) Wird es trotzdem von einer Familie durchgeführt, kann dies schwere Folgen haben.

(ebd.) Dies geht von einer stillen Duldung über eine Busse bis hin zum Sorgerechtsentzug.

(ebd.)

2.7.3. Rechtliche Lage in Frankreich

Homeschooling ist in Frankreich legal. (Les enfants d’abord, 2020) Trotzdem muss es beim Bürgermeister und beim zugehörigen Schulamt registriert werden. (ebd.) Die Familien wer- den jährlich inspiziert und alle zwei Jahre besucht ein Mitarbeiter des Jugendamts die Fami- lien. (ebd.) Ist die Inspektion unbefriedigend können die Kinder wieder in eine öffentliche Schule gezwungen werden. (ebd.)

2.7.4. Rechtliche Lage in Fürstenturm Liechtenstein

Damit das Schulamt Homeschooling bewilligt, muss der Unterricht von einer Person mit Lehrerdiplom durchgeführt werden. (Wachter, 2020) Dazu muss der Lehrplan eingehalten und die vorgeschriebenen Lehrmittel verwendet werden. (ebd.) Ausserdem überprüft das

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7

AG AI AR BE BL BS FR GE GL GR JU LU NE NW OW SG SH SO SZ TG TI UR VD VS ZG ZH

Anzahl Schüler/innen in Prozent

Kantone der Schweiz

Anteil der Homeschooler in % im Jahr 2018/2019

Diagramm 1: Anzahl Homeschooler im Vergleich zu den Schüler/innen an der öffentlichen Schule pro Kanton

(20)

2.7.5. Rechtliche Lage in Italien

In Italien muss für Homeschooling jährlich eine Bewilligung beim Schulamt geholt werden.

(Kruse, 2020) Die Voraussetzung für die Bewilligung für den Unterricht bis zur Mittelschule (Sekundarstufe I) ist, dass die Eltern eine Matura haben. (ebd.) Wenn die Kinder auch in der Oberschule (Sekundarstufe II) zu Hause unterrichtet werden, müssen die Eltern einen Hoch- schulabschluss vorlegen können. (ebd.) Ansonsten muss eine Privatlehrperson zugezogen werden. (ebd.) Bei Zweifel kann das Schulamt Kontrollen durchführen. (ebd.)

2.7.6. Rechtliche Lage in Österreich

In Österreich ist es grundsätzlich jedem erlaubt, seine Kinder zu Hause zu unterrichten. (Bil- dung zu Hause Österreich, 2020) Der Unterricht zu Hause muss jedoch dem öffentlichen Schulunterricht gleichwertig sein. (ebd.) Homeschooling muss trotzdem beim Bezirksschulrat gemeldet und bewilligt werden. (ebd.) Wenn die Gleichwertigkeit zur öffentlichen Schule nicht zustande gebracht werden kann, wird der Familie Homeschooling nicht erlaubt. (ebd.) Im Falle einer Bewilligung müssen die Kinder einen jährlichen Test bestehen. (ebd.) Falls dieser nicht bestanden wird, muss das Kind in die öffentliche Schule zurückkehren. (ebd.)

(21)

2.8. Entwicklung des Homeschoolings in der Schweiz

Anhand dieser Diagramme ist sehr gut sichtbar, dass der Anteil an Homeschoolern im Ver- gleich zu den Kindern in der öffentlichen Schule sehr klein ist. Dies hat verschiedene Gründe. Homeschooling ist nicht so bekannt, es ist schwierig, eine Bewilligung dafür zu be- kommen und seine Kinder zu Hause zu unterrichten, bedeutet für die Eltern häufig einen Mehraufwand. Viele Eltern wollen ausserdem die Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder nicht übernehmen. Trotzdem nimmt die Anzahl der Homeschooler in der Schweiz stetig zu, wie das im Diagramm 3 zu sehen ist. Gründe könnten sein, dass immer mehr Eltern

0 500 1000 1500 2000 2500

2008/2009 2011/2012 2017 2018/2019

Anzahl Kinder

Jahr

Anzahl Homeschooler in der gesamten Schweiz

1 10 100 1000 10000 100000 1000000

2008/2009 2011/2012 2017 2018/2019

357 501

1435 2094

914453 980953 940666 954811

914810 981454 942101 956905

Anzahl Schüler/innen logarithmisch aufgezeigt

Jahr

Homeschooling-öffentliche Schule

Anzahl Homeschooler Anzahl Kinder in der öffentlichen Schule Total

Diagramm 2: Anzahl Schüler/innen im Homeschooling und in der öffentlichen Schule ((Daten 2008/09: Schönen- berger-Gmür, 2010, PDF: S. 29), (Daten 2011/12: Reich, 2012, PDF: S. 21-22), (Daten 2017: Hottiger, 2018, PDF: S. 19), (Daten 2018/19: Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektion, 2018/19))

Diagramm 3: Entwicklung der Anzahl Schüler/innen im Homeschooling in der Schweiz seit 2008/09 ((Daten 2008/09: Schönenberger-Gmür, 2010, PDF: S. 29), (Daten 2011/12: Reich, 2012, PDF: S. 21-22), (Daten 2017:

Hottiger, 2018, PDF: S. 19), (Daten 2018/19: Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektion, 2018/19))

(22)

unzufrieden mit dem Schulsystem sind oder eine gute Ausbildung haben und sich dies da- rum finanziell sowie im Bezug auf den Bildungsstand zutrauen.

2.9. Gründe für Homeschooling

Jedes Elternpaar hat ihren eigenen persönlichen Grund, mit ihren Kindern Homeschooling zu praktizieren. Wie in der Einleitung schon erwähnt, betreffen die Beweggründe meine Frage- stellung. In diesem Kapitel werden jene geschildert, welche in den Medien gefunden wurden.

Die Resultate der Interviews und der Umfrage werden später dargestellt und erklärt.

Gründe, die in der Literatur vorkommen, sind der lange Schulweg, das mangelnde Vertrauen in die Lehrer, aber auch der persönliche Glaube und die Religion. (Meisser, 2019) In diesem Fall wollen die Eltern ihre Kinder vor zu starken äusseren Einflüssen fernhalten, damit sie nicht «falsche» Dinge lernen, die beispielsweise der Schöpfungsgeschichte der Bibel wider- sprechen. (ebd.) Laut André Stern (Schulthess, 2017) lernen die Kinder im Spiel am meisten.

Es seien die erwachsenen Personen, die das Kind in ihrem Spiel unterbrechen. (ebd.) Wir hätten das Gefühl, dass es den Kindern langweilig werde, beispielsweise dauernd das glei- che Buch anzuschauen und besorgen ein Neues. (ebd.) Doch in Wirklichkeit könnten die Kinder hundert Mal das gleiche Buch lesen, weil sie immer wieder neue Sachen entdecken.

(ebd.) Der Lernvorgang in der Schule hat nichts mehr mit dem Spielen der Kinder zu tun.

(ebd.) Stern (ebd.) vergleicht es mit dem Spielen eines Musikinstrumentes. Wird das Kind gezwungen zu üben, verschwindet die Freude an der Musik. (ebd.) Nur wenn das Instrument spielerisch angegangen wird, bleibt die Freude an der Musik. (ebd.) Spielen werde in der Schule mit Auswendiglernen verglichen, was aber etwas anderes sei. (ebd.) Weitere Gründe sind, dass die Eltern den Alltag selbstständig und kindgerecht gestalten möchten. (Reich, 2012, PDF: S. 8-9) Sie möchten direkt auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder einge- hen können, was in einer Schulklasse von 20 Kindern beim besten Willen der Lehrperson nicht möglich ist. (ebd.) Es gibt auch Eltern, die ihre Kinder zweisprachig erziehen wollen und sich deswegen für Homeschooling entscheiden. (ebd.) Auch wenn Kinder hochbegabt sind, in der Schule gemobbt werden oder Gewalt- bzw. Suchtprobleme zum Vorschein kommen, entscheiden sich die Eltern für Homeschooling. (ebd.) Ein anderer Grund ist, dass Home- schooling weniger kostet als eine Privatschule, wobei darauf geachtet werden muss, dass die Eltern zusätzliche Lernmaterialien kaufen müssen und genau gleich hohe Steuern wie alle anderen bezahlen. (ebd.) Häufig werden Kinder auch von den Eltern unterrichtet, wenn sie beispielsweise als Musiker auf Konzertreisen gehen oder die Eltern als Schauspieler oder Zirkusartisten engagiert sind. (ebd.)

2.10. Unterschied Homeschooling – öffentliche Schule

In diesem Kapitel werden die konkreten Unterschiede zwischen Homeschooling und der öf- fentlichen Schule erläutert. An beiden Orten findet Unterricht statt – einfach anders. Doch wo liegen die Unterschiede?

In der Familie sind die Handlungen eines Menschen fast immer affektiv motiviert. (Reich, 2012, PDF: S. 18-20) Das heisst, dass sie mit Gefühlen verbunden sind. (ebd.) Dies ist in der öffentlichen Schule nicht der Fall. (ebd.) Die Lehrperson sollte sich möglichst neutral verhal- ten und kann dadurch nicht so emotional sein. (ebd.) Auch ist die Schule der erste Ort, an dem der soziale Stand durch Leistung erworben wird. (ebd.) Zu Hause in der Familie spielen das Geschlecht, das Alter und die Generation eine Rolle für den sozialen Stand und die Ge- meinschaft steht im Vordergrund. (ebd.) In der Schule hingegen steht vor allem der persönli- che Nutzen im Vordergrund und häufig nicht die Gemeinschaft der Klasse und das Kind muss sich deshalb auf Selektion und Leistungswettbewerb einlassen. (ebd.) In der Schule herrscht eine sogenannte Peerkultur. (ebd.) Das heisst, dass die Kinder sich auf

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ausgrenzende und herabwürdigende Handlungen einlassen müssen und dass Beziehungen unter Gleichgestellten erfahren werden. (ebd.) Ein weiterer Unterschied zwischen Home- schooling und der öffentlichen Schule ist, dass zu Hause die Legitimations- und die Enkultur- ationsfunktionen nur mangelnd erfüllt werden. (ebd.) Die Legitimationsfunktion ist das Ver- mitteln von sozialen Werten und Normen und die Enkulturationsfunktion ist das Vermitteln von kulturellen Werten und Fertigkeiten, damit die Kinder in ihrer Kultur vertraut werden.

(ebd.) In der Qualifikationsfunktion hingegen werden zu Hause überdurchschnittliche Resul- tate erreicht. (ebd.) Mit der Qualifikationsfunktion ist das Vermitteln von konkret verwertbaren

Kenntnissen und Fertigkeiten gemeint. (ebd.)

2.11. Bildung zu Hause Schweiz

Der Verein Bildung zu Hause Schweiz wurde Ende der 1990er-Jahre gegründet und besass im Jahr 2010 etwa 130 Mitglieder, die selbst Homeschooling praktizieren oder daran interessiert sind. (Villiger, 2010, S. 3)

Der Verein unterstützt die Familien und gibt ihnen die nötigen Informationen rund ums Homeschooling. (ebd.)

2.12. Euro Home Ed (EHE)

Der Verein «Euro Home Ed», kurz EHE, unterstützt Familien in ganz Europa, die selbst Homeschooling praktizieren oder daran in- teressiert sind. (Euro Home Ed, 2019) Er bietet auch Kurse und Veranstaltungen an. (ebd.) Vor allem möchte er aber den Familien helfen, ihren Weg zu gehen. (ebd.) Der Verein existiert erst seit dem Jahr 2019. (ebd.)

2.13. Aktualität: Fernunterricht aufgrund des Corona-Virus

Ende 2019 wurde in China bei einem Patienten zum ersten Mal die Krankheit «Covid19» di- agnostiziert. Nur kurze Zeit später tauchte der erste Fall in Europa auf. Im Februar 2020 er- krankte die erste Person in der Schweiz daran. Da die Fallzahlen in der Schweiz über län- gere Zeit stiegen, beschloss der Bundesrat am 13. März 2020, alle Schulen per sofort bis zum 19. April 2020 zu schliessen, um dort das Infektionsrisiko zu minimieren. Doch auch da- nach mussten die Volksschulen noch bis am 11. Mai und die höheren Schulen bis am 8. Juni geschlossen bleiben. Unter den höheren Schulen sind die Universitäten, Hochschulen und auch die Gymnasien wie die Kantonsschule Musegg gemeint. Danach wurde der Termin zur Öffnung der höheren Schulen den Kantonen überlassen. Dem Luzerner Kantonsrat war es am 8. Juni noch zu riskant, die höheren Schulen zu öffnen und beschloss, bis zu den Som- merferien mit dem Fernunterricht fortzufahren. Doch schon am 15. Juni 2020 öffnete die Kantonsschule Musegg ihre Tore wieder, um die Schüler/innen noch vor den Sommerferien an der Schule zu begrüssen. Nun fand in den ersten Klassen der Präsenzunterricht an der Schule in Ganzklassen statt, wobei in den oberen Stufen nur Halbklassenunterricht erlaubt war.

Mit der plötzlichen und unerwarteten Forderung von Fernunterricht, die es so wahrscheinlich noch nie gegeben hatte, waren die Schulleitungen und Lehrpersonen gefordert, so schnell wie möglich eine Lösung für den Unterricht zu Hause zu finden. Mich persönlich erfreute dies aufgrund meiner Maturaarbeit sehr, da man plötzlich auf der ganzen Welt von «Homeschoo- ling» sprach. Ausserdem erfuhr ich aus einem Interview mit der Präsidentin des Vereins

Abbildung 7: Logo des Vereins

Abbildung 8: Logo des Vereins

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Bildung zu Hause Kanton Luzern, dass es in dieser Zeit viel mehr Anfragen und Interessen- ten für Homeschooling gab als üblich.

Der Fernunterricht in diesem Sinne ist jedoch nicht mit dem klassischen Homeschooling gleichzusetzen. Denn die Schüler/innen bekamen Aufgaben von ihren Lehrpersonen, die sie dann selbstständig lösen mussten, wobei es häufig Audio- und Videokonferenzen gab. Die Lernenden sahen also ihre Klasse und Lehrpersonen im wirklichen Leben nie. Sie befanden sich nur in einem virtuellen Klassenzimmer. Beim Homeschooling ist die unterrichtende Per- son direkt beim Kind und unterrichtet dieses eins zu eins.

3. Methode

Um meine Hypothese zu überprüfen, habe ich die Methode des Interviews und der Umfrage gewählt. Mit insgesamt fünf Personen aus verschiedenen Bildungsbereichen führte ich Inter- views. An der Umfrage nahmen 96 Homeschooling-Familien teil. Dabei war die Teilnehmer- zahl unbeschränkt. Um möglichst viele Teilnehmer für die Online-Umfrage zu gewinnen, ver- loste ich unter allen Teilnehmenden einen Orell-Füssli-Gutschein im Wert von 20 Franken.

3.1. Wahl der Methode

Ich habe mich für die Interviews entschieden, weil ich die Meinung von Personen aus ver- schiedenen Bildungsbereichen erfahren wollte. Ausserdem interessierte mich auch, wie be- kannt Homeschooling bei diesen Personen ist. Dafür musste ich möglichst qualitative Ant- worten haben. Auch dafür erschien mir diese Methode sinnvoll.

Durch die Umfrage wollte ich vor allem die persönliche Meinung der Homeschooling-Eltern herausfinden. Ich erwartete interessante Antworten sowohl betreffend ihrer Kritik gegenüber öffentlichen Schulen als auch ihrem Entscheid für das Homeschooling. Damit das Ergebnis vielseitig und möglichst repräsentativ wurde, wählte ich die Umfrage als Methode.

3.2. Stichprobe

Ich führte mit fünf Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen der Bildung ein Interview.

Dies waren Rebekka Cattelan als Lehrperson der Montessori-Schule Luzern, Patricia Krum- menacher als Lehrperson einer 5. Primarschulklasse in Buchrain, Felicitas Marbach-Lang als Bildungsvorsteherin von Adligenswil, Peter Metz als Mitglied der Schulleitung der Rudolf- Steiner-Schule Sihlau und Vreny Spichtig als Präsidentin des Vereins Bildung zu Hause Kan- ton Luzern.

Bei der Umfrage nahmen 96 Familien aus der Deutschschweiz teil, welche Homeschooling praktizieren, dieses noch vor sich haben oder es bereits abgeschlossen haben.

3.3. Vorgehen

Nachdem ich mich bereits in die Literatur eingelesen hatte, erstellte ich Fragen für die Inter- views und für die Umfrage. Gleichzeitig machte ich mich auf die Suche nach möglichen Inter- viewpartnern und Homeschooling-Eltern für die Umfrage.

Für die Interviews hatte ich Leitfragen, an welchen ich mich während den Interviews orien- tierte. Der Fragebogen ist im Anhang beigefügt (siehe Anhang 1). Die Fragen habe ich mög- lichst offen gestellt, damit die Interviewpartner auch viel dazu sagen konnten.

Ich hatte das Glück, dass ich die Umfrage für die Homeschooling-Eltern der Präsidentin des Vereins Bildung zu Hause Kanton Luzern schicken konnte, welche diese dann an alle

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Vereinsmitglieder der Deutschschweiz weiterleitete. Dafür erstellte ich über speakneon.com einen virtuellen Fragebogen. Auch dieser ist im Anhang beigefügt (siehe Anhang 2).

4. Auswertung der Interviews und der Umfrage

4.1. Auswertung der Interviews

4.1.1. Frage 1: Welche Vorteile und Nachteile sehen Sie an der öffentlichen Schule?

Drei von fünf Fachpersonen nannten als Vorteil der öffentlichen Schule, dass diese für alle zugänglich ist. Sie nimmt also alle Kinder auf und unterrichtet diese. Zwei von fünf sagten auch, dass die Schule kostenlos ist und dass in der Schule die Kinder sozialisiert werden und in ihrem vertrauten sozialen Umfeld bleiben können, da sie häufig bereits Kinder aus der Gemeinde kennen und mit diesen dann den Schulweg erleben können. Weitere genannte Vorteile der öffentlichen Schule sind die gute Qualität und dass die Kinder eine gezielte Bil- dung erhalten, die durch einen Lehrplan geführt ist.

0 1 2 3 4

für alle kostenlos Sozialisation gezielte Bildung Qualität Schulweg

Anzahl Nennungen

Vorteile der öffentlichen Schule

0 1 2 3 4

wenig Individualität Konkurrenzkampf nur Gleichaltrige staatlich und wirtschaftlich gesteuert

Anzahl Nennungen

Nachteile der öffentlichen Schule

Diagramm 4: Vorteile der öffentlichen Schule

(26)

Als Nachteil wurde in drei von fünf Fällen genannt, dass die Schule nicht so individuell mit jedem Kind arbeiten kann, weil die Klassen zu gross sind. Auch wurde erwähnt, dass die Klassen meist nur aus Gleichaltrigen bestehen und so ein Wettbewerb und Konkurrenzkampf entsteht, wobei sich nur die Starken durchsetzen und die Schwächeren untergehen. Ein wei- terer genannter Nachteil der öffentlichen Schule ist, dass der Staat und die Wirtschaft die Schule beeinflussen. Denn sie wollen, dass möglichst alle Lehrstellen besetzt werden, um so von den Schülern profitieren zu können.

Aus der ersten Frage des Interviews kann geschlossen werden, dass die Gesellschaft die öf- fentlichen Schulen der Schweiz aufgrund der Aufnahme aller Kinder vertritt. Denn jedes Kind kann kommen und die Volksschule ist, abgesehen von den jährlich zu bezahlenden Steuern, kostenlos. Darum ist sie auch für alle zugänglich. Dies wird von der Bevölkerung sichtlich ge- schätzt. Allgemein wird unser Schulsystem als sehr positiv beschrieben. Es wird aber auch eingesehen, dass in der öffentlichen Schule kaum auf jedes Kind individuell eingegangen werden kann. Es entsteht ein Konkurrenzkampf zwischen den gleichaltrigen Kindern, weil je- der gute Noten und Bewertungen erzielen möchte. Ausserdem wird kritisiert, dass die Schule immer mehr vom Staat und der Wirtschaft gesteuert wird. So werden die Kinder nur noch als eine Ware angeschaut, von der profitiert werden kann, wenn richtig gehandelt wird.

4.1.2. Frage 2: Welche Vorteile und Nachteile sehen Sie an Homeschooling und einer Privatschule?

Als Vorteil von Homeschooling nannten drei Personen, dass sehr individuell und persönlich auf das Kind eingegangen werden kann und man so dem Kind besser gerecht wird. Weitere Vorteile wurden einzeln genannt. Diese sind, dass die Kinder keinen langen Schulweg ha- ben, psychisch labile Kinder können zu Hause Selbstvertrauen gewinnen, es können alterna- tive Konzepte ausprobiert und umgesetzt werden und als Eltern muss eigentlich nichts ge- macht werden. Denn das Kind lernt alles ganz allein, wenn man ihm einfach die nötigen Ma- terialien zur Verfügung stellt.

Als Nachteil von Homeschooling wurde die mangelnde Sozialisation der Kinder von drei Per- sonen genannt. Weiter wurde gesagt, dass das Leben in Wirklichkeit nicht nach dem Lust- prinzip funktioniert, dass also Homeschooling nicht realitätsgetreu sei. Auch sei es ein Nach- teil, wenn die Eltern es nicht schaffen, mit den Kindern eine klare Tagesstruktur aufrecht zu erhalten, was dann für die Kinder sehr verwirrend sein kann. Ein weiterer genannter Nachteil von Homeschooling ist, dass die Kinder keinen Schulweg erleben können, auf dem sie ler- nen, über die Strasse zu gehen, Rücksicht zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen.

Bei der Privatschule wurde von zwei Personen genannt, dass sehr individuell auf die Kinder eingegangen werden kann, weil meistens in kleineren Gruppen gelernt wird. Ausserdem kön- nen in einer Privatschule alternative Konzepte umgesetzt werden. Die Kinder werden soziali- siert, die Schule muss nicht alle Kinder schulen und kann auch gewisse Kinder aus der Schule verweisen. Dies kann dann geschehen, wenn beispielsweise die kognitiven Fähigkei- ten des Kindes nicht in diese Schule passen. Ein weiterer Vorteil einer Privatschule ist, dass die Schüler/innen meistens in altersdurchmischten Gruppen arbeiten, wobei die Kinder ler- nen, Rücksicht zu nehmen und voneinander zu lernen.

Es gibt keine Nachteile, die mehrere Male genannt wurden. Alle wurden nur einmal erwähnt.

Dies sind, dass Subkulturen entstehen können und die Eltern eine hohe Erwartung haben, weil sie meistens sehr viel für diese Schule bezahlen und darum die bestmögliche Leistung erwarten. Häufig entstehen diese, weil zum Beispiel nur sehr reiche oder hochbegabte Kin- der an diese Schule gehen. So lernen diese Kinder kaum, dass es auch andere Personen mit anderen Voraussetzungen gibt. Weiter wurde kritisiert, dass die erbrachte Leistung einer Privatschule in gewissen Fällen nicht mit dem späteren Berufsleben konform ist, weil die Schule nicht realitätsgetreu ist. Denn wenn alles nach dem Lustprinzip läuft, entspricht dies nicht dem wirklichen Leben. Ein letzter Nachteil ist, dass die Kinder häufig keinen eigenen

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