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ERSTER AKT. Erste Szene

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Academic year: 2022

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Erste Szene

Großer freier Platz zwischen Kapitol und Forum, von Tempeln und Hallen begrenzt, die sich nach rechts mit mehreren Ausgängen verlieren. Schräg links große Freitreppe, die zu einem Tempelvorplatz führt. Altar, Priester im Hintergrund. Auf dem Platz Volk, im Vordergrund Senatoren und Ritter, da- runter in Gruppen Metellus, Optimius und Nasica; Carbo, Flaccus und die Brüder Gracchus; Laelius, Crassus, Mucianus, Scaevola und Octavius. Sci- pio auf der Höhe der Treppe.

SCIPIO

Vor einem Jahr habt ihr mir anvertraut Das höchste Amt, das Rom zu geben hat.

Der Censor, den ihr wähltet, nahm das Amt, Für das sich Jahre lang kein Träger fand;

Ihr wißt, der Censor hat ein Jahr zu schweigen, Damit er wirken kann. Das Jahr ist um.

Ich stehe hier und gebe Rechenschaft. (Schweigen) Wer Fragen hat, der melde sich zum Wort.

(Schweigen. Alles sieht gespannt auf Nasica und Opimius, Carbo und Tiberius Gracchus. Keiner bewegt sich. Scipio betrachtet, langsam den Kopf wendend, Volk und Senatoren)

Ich habe mehr als vierzig Senatoren Aus dem Senat gestoßen. Keiner hier, Der wissen will, warum? (Schweigen)

Ich habe dann

Achthundert Ritter aus dem Rang gestrichen.

Ist keiner hier, der wissen will, warum? (Schweigen) Prätoren hab ich ihres Amts enthoben,

Weil sie das Recht gedreht, statt Recht zu sprechen, Auch einen Konsul seines Amts entsetzt,

Weil er das Heer verdarb, und einen andern, Weil er geschlossene Verträge brach.

Ihr wollt nicht wissen, Römer, wann und wo? (Schweigen) Ich habe die Gerichte umgestaltet,

Die Bürgerschaft gezählt; den Aufenthalt Der Fremden neu geregelt: manche sind Willkommne Gäste; andre wies ich aus.

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Hat keiner Fragen über die Entscheidung? (Schweigen) Ich habe die Gesetze neu geordnet

Und hier am Forum frei zur Schau gestellt.

(mit scharfem Blick auf Gracchus)

Ist keiner da, der das Gesetz verbessert? (Schweigen) Ist keiner da, der eine Antwort heischt? (Schweigen) Dann leg ich dieses Amt in eure Hände

(gibt den Priestern ein Zeichen, Flammen auf den Altären) Und bitte, daß die Götter freundlich seien.

(mit ausgebreiteten Händen, nach oben schauend) Nehmt unser Opfer gnädig an, ihr Götter – Und helft uns, daß wir unsern Staat bewahren!

(Stumme Bewegung bei den Zuhörenden; Scipio steht schweigend auf der Höhe der Treppe; dann schreitet er langsam die Stufen hinab und geht durch das Volk nach rechts hinaus. Volk und Senatoren folgen. Von außer- halb der Bühne Rufe des Volks: „Heil Scipio!“, die sich langsam verlieren.

Metellus, Opimius und Nasica sind zurückgeblieben) OPIMIUS

(zu Metellus)

Was sagt Ihr wohl zu diesem Streich, Metellus?

METELLUS

Zu was?

OPIMIUS

Zu diesem Schimpf der alten Bräuche.

METELLUS

Wieso?

OPIMIUS

Habt Ihr am Ende nicht bemerkt, Daß er die alten Formen angetastet?

METELLUS

Er schont sie, wo er kann. Was tat er denn?

NASICA

(lächelnd)

Kennt Ihr die Formel nicht, mit der ein Censor

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Sein Amt vor allen Göttern Roms beschließt?

METELLUS

Die Formel? Ja. Gewiß. Vor sieben Jahren Hab ich sie selbst gesprochen: Nehmt, ihr Götter, Das Opfer dieser Stunde gnädig an,

Und helft, daß wir des Staates Macht vermehren!

NASICA

So heißt sie!

OPIMIUS

Aber nicht, wie er sie sprach:

„Daß wir den Staat bewahren“!

METELLUS

Sprach er so?

Ich hörte mehr das Ganze als den Teil – Und wenn er so gesprochen hat, ihr Freunde, Dann hat er nur dem ältesten Gebet

Die Wahrheit unsres Tages eingegeben!

Seid nicht zu hart, Opimius, Ihr wißt, Ich bin sein Gegner länger schon als Ihr!

Doch zwingt mich Gegnerschaft, gerecht zu sein.

Der Mann, der uns Karthago niederzwang, Der wird noch ein Gebet verändert dürfen! – Wir sehn uns wohl heut abend, Nasica?

NASICA

Ich denke nicht.

METELLUS

Seid Ihr nicht eingeladen?

NASICA

Natürlich bin ichs. Alle Senatoren,

Die gnädigst noch ihr Amt behalten durften, Sind ja gebeten worden. Aber mancher Wird dieses Gartenfest vermeiden wollen – OPIMIUS

Wer dort gesehen wird, steht im Geruch,

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Daß er nach einem guten Posten strebt!

NASICA

Und diesen Anschein wird man gern vermeiden!

METELLUS

Gewiß, die Mücken drängen sich zum Licht;

Ich bin zu alt, um in Verdacht zu kommen – Ich gehe hin. Ich will mit Scipio,

Bevor er sich ins Hauptquartier begibt, Noch einmal sprechen.

OPIMIUS

Reist er denn so bald?

NASICA

In wenig Tagen. Drüben stehts gefährlich.

OPIMIUS

Numantia?

NASICA

Natürlich!

OPIMIUS

Dieses Nest!

NASICA

Das halbe Spanien steckt in dieser Festung!

OPIMIUS

Dann beißt er sich daran die Zähne aus.

Und wir – wir sind ihn los und rechnen ab.

Die ganze revolutionäre Bande,

Die er geheimnisvoll beschützt und fördert, Auch wenn er ihr die tollsten Streiche wehrt – Die soll erleben, was ein fester Staat,

Befreit von seinem sogenannten Staatsmann, Mit Zucht und Ordnung über sie vermag!

Die Landreform zum Beispiel! Seid versichert, Der beste Wein wird Gift auf meiner Zunge, Wenn ich dran denken muß!

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NASICA

So hart betroffen?

OPIMIUS

Wieviele sind es, denen dies Gesetz Nicht an die Wurzeln ihres Daseins ginge?

NASICA

Doch Scipio hat es dann zu Fall gebracht.

OPIMIUS

Er hat es ausgeheckt, um uns zu schrecken.

Glaubt Ihr, daß Laelius, sein nächster Freund, So viel an Mut allein zusammenbrächte, Um dies Gesetz, das seinen Namen trägt, Auch nur zu denken?

(Nasica macht eine zweifelnde Gebärde) Glaubt mir nur: So ists!

(deutet nach der Stelle, wo Scipio stand) Er wollte sehn, wie weit er damit kommt, Um dem Senat Reformen abzupressen.

Und wir – wir haben ihm sein Spiel gespielt, Wir haben nachgegeben, wo wir konnten:

Dann gab er seinem Laelius einen Wink – NASICA

Und Laelius war gekränkt. Vergeßt das nicht!

OPIMIUS

Gekränkt? Für einen Tag. Ihr habt ihn doch Vorhin gesehn, wie er vor Freude strahlte.

NASICA

So einfach liegen diese Dinge nicht;

Denn Scipio wußte nichts von dem Gesetz Und kam vom Lande, um es zu begraben.

OPIMIUS

Seid Ihr Metellus, um gerecht zu sein?

Der findet auch an Scipio keinen Fehler, Der ihm nicht Schritt für Schritt bewiesen wäre!

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Wir dürfen keine Skrupel haben, Freund.

Der Krieg in Spanien ist für uns ein Glück.

Der Himmel gebe, daß er lange dauert – Ob Sieg, ob nicht – das ist mir einerlei,

Wenn uns nur Zeit bleibt, mit dem wilden Haufen Hier schnell und gründlich einmal aufzuräumen.

(Lärm von rechts)

Da hört den Pöbel, wie er brüllt und schreit – Das nennt sich Volk! Und Gracchus in der Mitte!

NASICA

Kommt! Kein Zusammenstoß! Nicht heut und hier – (will ihn mit sich fortziehen)

OPIMIUS

(macht sich los und geht ein paar Stufen hinauf) Ich denke nicht daran, vom Platz zu weichen!

(Octavius von rechts) NASICA

Octavius, Ihr kommt zu guter Zeit – OCTAVIUS

Bringt Euch in Sicherheit. Das Volk verträgt Heut keine harten Mienen.

OPIMIUS

Hör ich recht?

Das Volk verträgt nicht? Pöbel muß vertragen!

OCTAVIUS

Selbst Crassus haben sie – NASICA

Da kommt er selbst.

(Crassus, halb belustigt, halb ärgerlich, von rechts) CRASSUS

Ein wenig ausgepfiffen – weiter nichts.

OCTAVIUS

Das ist der Anfang –

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CRASSUS

Alles halb so schlimm!

Doch geht man ihnen besser aus dem Weg.

Gerade dummes Vieh hat seine Launen – Man läßt es brüllen –

OPIMIUS

Wenn der Nasenring Noch sicher sitzt – doch hier ist er gelockert!

CRASSUS

Drum geht man fort!

OCTAVIUS

Und schnell! (mit Crassus ab)

NASICA

(zu Opimius)

Vertretet Ihr

Denn einer wildgewordenen Ochsenherde

Den Weg? – Ich hoffe nein! – Dann kommt! (Beide ab)

(Von rechts, inmitten einer größeren bewegten Menge, zuerst Clodius, dann Tiberius Gracchus, Carbo, Flaccus)

CLODIUS

Dem Crassus nach!

TIBERIUS

Ich bitt Euch, Clodius, Vergeßt nicht, wo wir sind!

CARBO

Wo sind wir denn?

TIBERIUS

In Rom! Und Römer sein, heißt Haltung haben!

VOLK

Heil, Gracchus, Heil! Heil Scipio!

TIBERIUS

Dank, Freunde! Haltet Frieden! Geht nach Hause!

Die Volksversammlung ist kein Maskenfest!

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CLODIUS

(leise zu Carbo)

Noch immer nichts begriffen? Haltung! Haltung!!

Verdammt! (laut) Zum Marsfeld, Leute! Wer noch nicht Nach Hause will! Zum Marsfeld, sag ich euch!

Dort spielt ein neuer Zirkus aus Ägypten!

Der ist so gut wie Crassus!

TIBERIUS

Clodius!

FLACCUS

Er will die Leute nur bei Laune halten!

CLODIUS

(zu Carbo)

Wir sehn uns noch?

CARBO

Natürlich!

CLODIUS

Leute, kommt!

(Clodius mit Volk ab. Tiberius, Carbo, Flaccus bleiben allein zurück) TIBERIUS

Man müßte Clodius etwas kürzer halten!

CARBO

Versuchts!

TIBERIUS

Er treibts zu weit!

CARBO

Nicht weit genug!

Auf einen Menschen, der nach vorne drängt, Sind immer tausend Klötze da, die bremsen!

Seid Ihr mit Eurem Schwager so zufrieden, Daß Ihr verzichtet –

FLACCUS

Carbo – mäßigt Euch!

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TIBERIUS

Gewiß, mein Schwager Censor hätte manches Noch ändern können oder ändern müssen, Was nicht geschehn ist. Doch Ihr müßt bedenken, Er ist nicht mehr der Jüngste. Glaubt mir nur:

Für ihn, für seine schwere, dunkle Art Wars viel, wie er mit dem Senat verfuhr.

Er hat mit vielem Plunder aufgeräumt, Es ist genug geschehn, um Recht zu schaffen, Und was versäumt ist, nun, wir holens nach, Wenn er in Spanien ist und uns nicht hindert.

Das Landgesetz zum Beispiel – FLACCUS

Glaubt Ihr wirklich, Daß er in Spanien uns vergessen wird?

VOLK

(aus der Ferne)

Opimius nieder! Nieder! Crassus nieder!

(Zuerst starker, dann abnehmender Lärm) TIBERIUS

Die Leute sind –

(steigt einige Stufen empor, um besser nach links sehen zu können) CARBO

Geschrei und weiter nichts!

(leise zu Flaccus)

Ich wüßte, wie man Scipio drüben hält!

Die Truppen sind – ich weiß – am Rand des Meuterns.

Man hilft im schlimmsten Fall ein wenig nach – Verbindungen –

FLACCUS

Still! Vorsicht! Schweigt davon!

(Der Lärm hat sich gelegt. Tiberius kommt die Stufen herab) CARBO

Ihr seht, der Lärm ist aus.

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