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(1)

Folgen und endliche Summen

• Folgen und ihre Eigenschaften

• Endliche arithmetische und geometri- sche Folgen und Reihen

• Vollst ¨andige Induktion

• Anwendungen

(2)

Folgen

Im Allgemeinen besteht eine Folge aus einer Anord- nung (nullter, erster, zweiter . . . Wert) von gewissen reellen Zahlen. Durch diese Anordnung wird jeder nat ¨urlichen Zahl n ∈ IN genau ein Wert a ( n ) zuge- ordnet und eine Reihenfolge festgelegt:

a (0) , a (1) , a (2) , . . .

Definition

Eine Abbildungsvorschrift a : IN → IR mit a(n) = a n heißt (unendliche) Folge. Hierf ¨ ur schreibt man auch

(a n ) n IN = (a n ) = a 0 , a 1 , a 2 , . . .

Die reellen Zahlen a n heißen Folgenglieder.

H ¨aufig beginnt die Abbildungsvorschrift nicht mit der

Zahl Null, sondern mit der Eins. Daher benutzen

wir das Symbol IN + := IN \{ 0 } f ¨ur die Menge der

positiven nat ¨urlichen Zahlen.

(3)

Beispiel

a) Die Folge 1, 3, 5, 7, . . . der ungeraden nat ¨urli- chen Zahlen kann man schreiben als

a 0 = a(0) = 1, a 1 = a(1) = 3, a 2 = a(2) = 5, a 3 = a(3) = 7,

usw. Das Bildungsgesetz f ¨ur die Folgenglieder lautet offensichtlich

a n = a(n) = 2n + 1.

Statt die Folge — wie eingangs — durch Auf- z ¨ahlung ihrer Glieder zu definieren, k ¨onnen wir daher auch (2 n +1) n IN (Definition mittels Ab- bildungsvorschrift) schreiben.

b) Die Folge 1 3 , 2 3 , 3 3 , . . . l ¨asst sich auch durch ( n 3 ) n IN

+ angeben.

c) Die alternierende, nur aus zwei Werten beste-

hende Folge 1 , − 1 , 1 , − 1 . . . kann durch das

Bildungsgesetz a n = ( − 1) n , n ∈ IN , definiert

werden.

(4)

Umgebung eines Punktes

Zur Untersuchung von Grenzwerteigenschaften von Folgen, ben ¨otigt man Kenntnisse ¨uber

” Abstands- verhalten“ von Folgengliedern.

Abstand zweier reeller Zahlen x und a: | x − a | .

Die Menge aller Punkte x ∈ IR, die von einem Punkt a einen Abstand kleiner als eine vorgegebene Zahl ε haben, bilden eine Umgebung von a.

Definition

F ¨ ur ε > 0 ist die ε -Umgebung von a defi- niert durch

U ε (a) := { x ∈ IR | | x − a | < ε }

= { x ∈ IR | a − ε < x < a + ε } .

Mit a = 0 und ε = 1 ergibt sich U 1 (0) zu

-

x

f f

− 1 0 1

(5)

Konvergenzbegriff

Der Konvergenzbegriff l ¨asst sich exemplarisch an der Folge 2n 1 n IN

+

= − 1 2 , − 1 4 , − 1 6 , . . . und de- ren Visualisierung studieren:

-1/2 -1/4 -1/6 -1/8 0

x a 4

a 3 a 2

a 1

Die Folge hat die Eigenschaften:

a) Mit zunehmenden n werden die Folgenglieder a n gr ¨oßer und unterscheiden sich dabei immer weniger von der Zahl 0.

b) In jeder noch so kleinen Umgebung der Zahl 0 (U ε (0), ε beliebig klein gew ¨ahlt!) liegen fast alle Glieder der Folge.

D.h. nur endlich viele Glieder liegen außerhalb

der vorgegebenen Umgebung.

(6)

Konvergenzbegriff — Fortsetzung

• Beispielsweise liegen in U 1/6 (0) alle Folgen- glieder mit Ausnahme der ersten drei,

• in U 1 / 100 (0) alle mit Ausnahme der ersten f ¨unf- zig ( | a 51 | < 1/100),

• in U 1/1000 (0) alle mit Ausnahme der ersten f ¨unfhundert ( | a 501 | < 1/1000), usw.

Fast alle Folgenglieder bedeutet somit: alle mit Aus- nahme von endlich vielen.

F ¨ur unsere Folge gilt f ¨ur fast alle n ∈ IN + a n ∈ U ε (0) bzw.

− 1

2n − 0

< ε. ( ∗ ) Bei jeder Wahl f ¨ur ε liegen nur endlich viele Folgen- glieder außerhalb von U ε (0). Die Ungleichung ( ∗ ) 1 / (2 n ) < ε kann ¨aquivalent umgeformt werden in

n > 1/(2ε).

Diese Ungleichung wird bereits von der kleinsten

Zahl n ∈ IN erf ¨ullt, die gr ¨oßer als 1/(2ε) ist.

(7)

Konvergenz bzw. Divergenz einer Folge

Fast alle bedeutet auch: mindestens alle ab einem bestimmten Index n 0 .

So wie sich unsere Beispielfolge der Zahl 0 n ¨ahert, kann sich eine Folge i. Allg. nat ¨urlich einer beliebi- gen Zahl a ∈ IR n ¨ahern.

Definition

Die Folge (a n ) heißt konvergent mit dem Grenzwert (oder Limes) a , falls zu jedem ε > 0 eine nat ¨ urliche Zahl n 0 existiert, so dass f ¨ ur alle n ≥ n 0 , n ∈ IN , gilt

| a n − a | < ε . Man schreibt dann symbolisch (mit sog. Limeszeichen oder einfacher):

n lim →∞ a n = a oder a n → a.

Ist a = 0 , so heißt (a n ) Nullfolge. Exis-

tiert keine derartige Zahl a , dann heißt (a n )

divergent.

(8)

Beispiel

a) Egal, welches beliebige ε man sich auch vor- gibt, f ¨ur die Folge

− 1 2n

n ∈ IN +

findet man immer ein geeignetes n 0 , n ¨amlich n 0 > 1/(2ε). Somit gilt

| − 1 / (2 n ) − 0 | < ε

f ¨ur n > n 0 , also ist die Folge konvergent mit dem Grenzwert 0, d.h. eine Nullfolge.

b) Auch die durch

a n = 1

n , n ∈ IN + ,

definierte Folge ist eine Nullfolge. Die Existenz der Zahl n 0 ergibt sich direkt aus der Umfor- mung von Gleichung

| 1/n − 0 | < ε

zu n > 1/ε. F ¨ur jede nat ¨urliche Zahl gr ¨oßer als

1/ε ist somit | a n − a | < ε erf ¨ullt.

(9)

Divergente Folgen

Es gibt auch Folgen, die keinen Grenzwert besitzen.

Beispielsweise hat die Folge a n = ( − 1) n keinen Grenzwert, da unendlich viele Folgenglieder gleich 1 (a 0 , a 2 , a 4 , . . .), aber auch unendlich viele gleich

− 1 (a 1 , a 3 , a 5 , . . .) sind. In keiner Umgebung U ε (1) bzw. U ε ( − 1) liegen also fast alle Folgenglieder.

Die Folge a n = n 3 zeigt ein interessantes Verhal- ten: Ihre Folgenglieder werden immer gr ¨oßer, schließ- lich ” beliebig groß“. Mathematisch kann man dies wie folgt ausdr ¨ucken:

Sei M > 0 eine reelle Zahl, dann sind nur endlich viele Folgenglieder kleiner als M . Fast alle Glieder, n ¨amlich diejenigen a n mit n > √ 3

M sind gr ¨oßer als M . Da die Wahl von M dabei belanglos ist, hat man die Aussage:

F ¨ur alle M > 0 gilt, dass fast alle Folgenglieder

gr ¨oßer als M sind.

(10)

Bestimmte Divergenz

Definition

Wenn f ¨ ur eine Folge (a n ) die Aussage

F ¨ ur alle M > 0 bzw. M < 0 gilt, dass fast alle Glieder a n gr ¨ oßer bzw. kleiner als M sind“

erf ¨ ullt ist, dann nennt man sie bestimmt di- vergent mit dem uneigentlichen Grenzwert

bzw. −∞ . Man schreibt dann

n lim →∞ a n = ∞ bzw. n lim

→∞ a n = −∞ .

(11)

Beschr ¨anktheit und Monotonie

Weitere wichtige Eigenschaften, mit deren Hilfe man Konvergenzuntersuchungen durchf ¨uhren kann, sei- en nachfolgend definiert:

Definition

Eine Folge (a n ) heißt nach oben bzw. nach unten beschr ¨ankt, falls es eine Zahl M o bzw. M u gibt, mit

a n ≤ M o bzw. a n ≥ M u f ¨ ur alle n ∈ IN.

Eine Folge heißt beschr ¨ankt, falls sie so- wohl nach oben als auch nach unten be- schr ¨ankt ist.

Folgen, f ¨ ur deren Glieder

a n+1 ≥ a n bzw. a n+1 ≤ a n

f ¨ ur alle n ∈ IN gilt, nennt man monoton

wachsend bzw. monoton fallend.

(12)

Monotoniekriterium

Damit l ¨asst sich nun ein wichtiges Ergebnis, das wir hier nicht beweisen wollen, formulieren:

Eine monoton wachsende, nach oben be-

schr ¨ankte bzw. monoton fallende, nach un-

ten beschr ¨ankte Folge ist konvergent.

(13)

Beispiel

Die bereits untersuchte Folge ( a n ) =

− 1 2 n

, n ∈ IN + , ist wegen

− 1

2( n + 1) > − 1 2 n monoton wachsend.

Da sie durch die Zahl 0 nach oben beschr ¨ankt ist, konvergiert sie.

Wir haben schon gezeigt, dass sie eine Nullfolge ist.

(14)

Grenzwertregeln

F ¨ur die Bildung von Grenzwerten gelten gewisse Rechenregeln, die es erlauben, von den Grenzwer- ten einfacher Folgen — etwa (a n ), (b n ) — auf die Grenzwerte komplizierter Folgen, wie z.B. Summen- folge (a n +b n ) oder Produktfolge (a n · b n ), zu schlie- ßen:

F ¨ ur zwei konvergente Folgen (a n ) und (b n ) mit den Grenzwerten a und b gilt:

n lim →∞ (a n + b n ) = a + b,

n lim →∞ (a n − b n ) = a − b,

n lim →∞ (a n · b n ) = a · b,

n lim →∞ (c · a n ) = c · a, c ∈ IR const.

n lim →∞



a n b n



= a

b , falls b n 6 = 0, b 6 = 0.

(15)

Grenzwertregeln bei bestimmter Divergenz Ist eine der Folgen ( a n ), ( b n ) bestimmt divergent, z.B. lim n →∞ b n = ∞ , dann gelten ¨ahnliche Re- chenregeln ( dabei soll ∞ keine Zahl sein, sondern ein Symbol f ¨ur bestimmte Divergenz):

a ± ∞ = ±∞ ,

a · ∞ = ±∞ ,

∞ a = 0 ,

a = ±∞ . Ferner gilt auch

” ∞ · ∞ = ∞ “ . Man beachte aber, dass

” ∞ − ∞ , 0 · ∞ , 0

0 , ∞

∞ , 0 0 ; 1

(0 steht dabei als Symbol f ¨ur lim n →∞ a n = 0) un- bestimmte Formen sind und bei jedem Auftreten ei- ne eigene Untersuchung erfordern.

Es gilt lediglich (falls b 6 = 0)

” b

0 = ±∞ “ .

(16)

Beispiel

a) Da wir bereits wissen, dass

n lim →∞

1

n = 0 ist, k ¨onnen wir nun schließen:

n lim →∞

1

n 2 = lim

n →∞

1

n · lim

n →∞

1

n = 0 · 0 = 0.

b) Um den Grenzwert der durch a n = 4 − n

2 n − 1

definierten Folge zu bestimmen, benutzen wir lim n →∞ n 1 = 0 und erhalten

n lim →∞

4 − n

2n − 1 = lim

n →∞

n

n · (4/n) − 1 2 − 1/n

= 4 · 0 − 1

2 − 0 = − 1

2 .

(17)

Wichtige Grenzwerte

Ohne Beweise f ¨uhren wir einige Grenzwerte von Fol- gen auf, deren Kenntnis f ¨ur sp ¨atere Anwendungen wichtig ist:

Es seien c ∈ IR eine Konstante und q eine reelle Zahl mit | q | < 1 , dann gilt:

n lim →∞

√ n

c = 1, n lim

→∞

√ n

n! = ∞ ,

n lim →∞

√ n

n = 1, n lim

→∞ q n = 0.

(18)

Arithmetische und geometrische Folge

Definition

Eine Zahlenfolge (a n ) heißt arithmetische bzw. geometrische Folge, falls die Differenz k bzw. der Quotient q benachbarter Elemen- te konstant ist, d.h.

a n+1 − a n = k bzw. a n+1

a n = q.

Bei der geometrischen Folge ist nat ¨ urlich

a n 6 = 0 f ¨ ur alle n ∈ IN erforderlich.

(19)

Bildungsgesetze Unmittelbar aus der Definition folgt:

Arithmetische bzw. geometrische Folgen besitzen beide jeweils ein einfaches Bil- dungsgesetz:

a n = a 0 + n · k bzw. a n = a 0 · q n .

Das ” arithmetische“ Bildungsgesetz erkennt man so- fort.

Das ” geometrische“ Bildungsgesetz folgt wegen a n

a n 1 = q aus

a n = a n 1 q = ( a n 2 q ) · q

= ( a n 3 q ) · q 2 = . . . = a 0 q n .

(20)

Beispiel

a) Durch a n = n/ 2, d.h.

0 , 1

2 , 1 , 3

2 , 2 , . . . ,

ist eine arithmetische Folge mit k = 1 2 definiert.

b) Durch a n = 2 n , d.h.

(a n ) = 1, 2, 4, 8, 16, . . . ,

ist eine geometrische Folge mit q = 2 gege-

ben.

(21)

Das Summenzeichen

Endliche Summen, die aus vielen Summanden be- stehen, schreibt man in der Regel bequemer durch Benutzung des Summenzeichens P .

So z.B. die Summe s n in der Form

n − 1 X i=0

a i := a 0 + a 1 + . . . + a n 1 .

Definitionsgem ¨aß ist dabei der Summationsindex i der Reihe nach durch die Zahlen 0 bis n − 1 zu ersetzen. Allgemein l ¨asst sich dann die Summe der Summanden

a m , a m+1 , . . . , a n ; n ≥ m, schreiben als

X n i=m

a i := a m + a m +1 + . . . + a n .

(22)

Wert von endlicher arithmetischer und geometrischer Reihe

Es gibt einfache Formeln, mit denen man den Wert der Reihen sofort berechnen kann:

Ist s n := a 0 + a 1 + . . . + a n 1 eine endliche arithmetische Reihe, dann gilt:

s n = n

2 (a 0 + a n 1 ).

Ist s n := a 0 + a 1 + . . . + a n 1 eine end- liche geometrische Reihe mit dem Quotien- ten q := a k+1 /a k 6 = 1 , dann gilt:

s n = a 0 q n − 1 q − 1 .

Die Formel f ¨ur die arithmetische Reihe l ¨asst sich mit

einer Idee von Klein-Gauß leicht herleiten.

(23)

Beweisprinzip der Vollst ¨andigen Induktion

Um die G ¨ ultigkeit einer Aussage A(n) f ¨ ur alle nat ¨ urlichen Zahlen n ∈ IN zu bewei- sen, muss man zweierlei zeigen:

• A(0) ist wahr, d.h. die Aussage gilt f ¨ ur n = 0 (Induktionsbeginn),

Aus A(n) folgt A(n + 1) , d.h. wenn die Aussage f ¨ ur eine beliebige nat ¨ urli- che Zahl n gilt, dann gilt sie auch f ¨ ur die nachfolgende Zahl n+1 (Induktions- schluss).

Der Induktionsbeginn besagt also: A (0) gilt. Durch den Induktionsschluss folgt, dass die Aussage auch f ¨ur den Nachfolger 1 der Zahl 0 gilt: also A(1). Wie- derum durch den Induktionsschluss folgt, dass die Aussage auch f ¨ur den Nachfolger 2 der Zahl 1 gilt:

also A (2), usw. Damit kann man A ( n ) f ¨ur jede be-

liebige nat ¨urliche Zahl n zeigen.

(24)

Bemerkungen zum Prinzip der Vollst ¨andigen Induktion

• Statt von

” Induktionsbeginn“ spricht man auch von ” Induktionsanfang“ oder

” Induktionsbasis“;

f ¨ur den

” Induktionsschluss“ sind ebenso die Be- griffe

” Induktionsschritt“ oder

” Schritt von n auf n + 1 “ gebr ¨auchlich.

• Der Induktionsbeginn muss nicht bei 0 liegen, auch 1 oder irgendeine andere nat ¨urliche (oder sogar ganze) Zahl sind ¨ublich.

• Es gibt M ¨oglichkeiten der Verallgemeinerung:

Man kann etwa im Induktionsschritt von A (0), A(1), ..., A(n) auf A(n + 1) schließen, also nicht von einer Zahl auf die n ¨achste, sondern von mehreren Vorg ¨angern aus.

Andererseits gelten Aussagen nur f ¨ur alle ge-

raden bzw. ungeraden Zahlen, wenn man von

A ( n ) auf A ( n + 2) im Induktionsschluss fol-

gern kann.

(25)

Beispiel

Beweis der folgenden Summenformel:

1 + 2 + 3 + ... + n =

X n i =1

i = n · (n + 1)

2 ( ∗ ) Induktionsbeginn:

Gezeigt wird Formel () f ¨ur n = 1.

F ¨ur n = 1 besteht die Summe auf der linken Seite nur aus einem einzigen Summanden, n ¨amlich der 1.

Auf der rechten Seite ergibt n(n+1) 2 nach Einsetzen von n = 1 ebenfalls

1 · (1 + 1)

2 = 1 · 2

2 = 1,

womit dann die Formel () f ¨ur n = 1 bewiesen w ¨are.

Induktionsschluss:

Wir setzen jetzt voraus, dass die Formel () f ¨ur n gilt, und zeigen, dass sie dann auch f ¨ur n + 1 richtig ist. Also formal aufgeschrieben:

Induktionsvoraussetzung: (Das wird vorausgesetzt!) 1 + 2 + 3 + ... + n = n · (n + 1)

2 ( ∗∗ )

(26)

Summen — V ollst ¨andige Induktion 1 + 2 + 3 + ... + n = n · (n + 1)

2 ( ∗∗ )

Induktionsbehauptung: (Das ist zu zeigen!)

1 + 2 + 3 + ... + n + ( n + 1) = ( n + 1) · ( n + 2)

2 ( ∗ ∗ ∗ )

Auf die Induktionsbehauptung wiederum kommt man, indem man in der Induktionsvoraussetzung ¨uberall, wo n steht, dieses durch n + 1 ersetzt (auf Klammersetzung achten!).

Beim Induktionsschluss kommt es nun darauf an, ( ∗ ∗ ∗ ) aus ( ∗∗ ) herzu- leiten — man wird also auch irgendwo in der Beweiskette das Bekannte, also ( ∗∗ ), benutzen m ¨ussen. Wir starten mit der linken Seite der Indukti- onsbehauptung:

1 + 2 + 3 + ... + n + (n + 1) = [1 + 2 + 3 + ... + n]

| {z }

n(n + 1)

+(n + 1)

k ompakt

(27)

Summen — V ollst ¨andige Induktion Beispiel — Fortsetzung

Wir starten mit der linken Seite der Induktionsbehauptung:

1 + 2 + 3 + ... + n + (n + 1) = [1 + 2 + 3 + ... + n]

| {z }

= n ( n + 1) 2

+(n + 1)

nach Induktionsvoraussetzung ( ∗∗ ), und fahren fort mit dem Ausklammern von ( n + 1):

n(n + 1)

2 + ( n + 1) = ( n + 1) ·

n

2 + 1

= ( n + 1) · (n + 2) 2 . Damit haben wir die rechte Seite der Induktionsbehauptung ( ∗ ∗ ∗ ) stehen

— was zu beweisen war!

k ompakt

(28)

Rekursion, Fakult ¨aten

Vollst ¨andige Induktion ist eng verwandt mit Rekursi- on, was folgendes Beispiel gut verdeutlicht:

Fakult ¨aten sind bekanntlich definiert als

n ! = n · ( n − 1) · ( n − 2) · ... · 3 · 2 · 1 , etwa

6! = 6 · 5 · 4 · 3 · 2 · 1.

Wenn man nun aber 5! = 120 kennt, w ¨are es doch dumm, 6! = 6 · 5 · 4 · 3 · 2 · 1 auszurechnen — das geht n ¨amlich einfacher:

6! = 6 · 5! = 6 · 120 = 720 .

Dass man, wie gesehen, 6! auf 6 · 5! zur ¨uckf ¨uhren kann, wird mit dem Begriff Rekursion bezeichnet.

Fakult ¨aten kann man also rekursiv definieren:

0! := 1 , ( n + 1)! = ( n + 1) · n ! .

(29)

Potenzen, Potenzgesetze

Ein anderes Beispiel f ¨ur eine rekursive Definition sind Potenzen:

a 0 = 1, a n +1 = a n · a.

Wenn man nun noch Potenzen f ¨ur negative Expo- nenten wie folgt erkl ¨art:

a n = (a 1 ) n =

1 a

n

= 1 a n ,

dann gelten (zun ¨achst f ¨ur ganze Zahlen m, n) die bekannten Potenzgesetze:

a m · a n = a m+n , a m

a n = a m n , (a m ) n = a m · n ,

(a · b) n = a n · b n ,



a b



n = a n

b n

(30)

Rekursive Definition von Zahlenfolgen

Man kann Zahlenfolgen bilden, indem man die erste Zahl (den Startwert) a 0 vorgibt, sowie eine Rekursi- onsvorschrift, wie sich die (n +1)-te Zahl a n+1 aus der n-ten Zahl a n berechnet.

So ist etwa durch

a 0 = 1 und a n+1 = 1

2 ( a n + 2 a n )

eine Zahlenfolge rekursiv definiert. Durch iteratives Verwenden der Rekursionsformel erh ¨alt man

a 1 = 1

2 (a 0 + 2

a 0 ) = 1.5, a 2 = 1

2 (a 1 + 2

a 1 ) ≈ 1.4157, a 3 = 1

2 (a 2 + 2

a 2 ) ≈ 1.4142 usw.

Diese Folge ist ¨ubrigens schon seit ¨uber 2000 Jah- ren bekannt. Als

” Verfahren von Heron“ liefert sie mit wachsendem n immer bessere N ¨aherungswerte f ¨ur

(31)

Beweise in der Mathematik

Zur Mathematik geh ¨oren Beweise — wie das Amen zur Kirche, wie Versuche zur Experimentalphysik, wie Messungen zu den Ingenieurwissenschaften.

Beweise sind in allen exakten Wissenschaften wirk- lich wichtig, denn ein bloß intuitives Verst ¨andnis kann

— das ist auch eine Alltagserfahrung — leicht t ¨au- schen. Dabei gibt es auch in der Mathematik ganz unterschiedliche Beweistypen.

Mathematische Aussagen haben oft die Gestalt

” Wenn A, dann B“.

In der Logik verwendet man daf ¨ur die Abk ¨urzung

” A ⇒ B“

(sog.

” Implikation“). Aber

” A ⇒ B“ kann man nicht immer direkt zeigen, d.h. mit Zwischenschritten

” A ⇒ Zw 1 ⇒ Zw 2 ⇒ . . . ⇒ Zw n ⇒ B “

herleiten. Manchmal kommt man auf scheinbaren

Umwegen weiter.

(32)

Beweis durch Kontraposition

Ein solcher vermeintlicher Umweg ist der so genann- te ” Beweis durch Kontraposition“. Hier zeigt man an- stelle von

” A ⇒ B“

die Kontraposition

” B ⇒ A “

(wobei A f ¨ur die Verneinung von A steht).

Dass ” A ⇒ B“ und

” B ⇒ A “ ¨aquivalent (also lo- gisch gleichwertig) sind, lernt man in der Logik — dort lernt man ¨ubrigens auch, dass

” A ⇒ B“

etwas ganz anderes als

” B ⇒ A “

ist.

(33)

Widerspruchsbeweise Eine andere M ¨oglichkeit, eine Aussage

” A ⇒ B“ zu beweisen, ist der so genannte Widerspruchsbeweis.

Er funktioniert indirekt: Man setzt

” A ∧ B “

(A und nicht-B) voraus und leitet daraus einen Wi- derspruch ab.

Ein Glanzst ¨uck solcher mathematischer Beweiskunst ist etwa der Beweis Euklids, dass es unendlich vie- le Primzahlen geben muss: Euklid nahm an, es ge- be nur endlich viele Primzahlen und leitete daraus einen Widerspruch her.

Euklid (etwa 3. Jahrhundert v.Chr.) liefert auch das Stichwort f ¨ur eine weitere wichtige Charakterisierung der Mathematik im Zusammenhang mit Beweisen:

die so genannte axiomatische Vorgehensweise.

(34)

Neuere Beweise

Dass mathematische Beweise immer komplizierter werden, ist auch kein Geheimnis. Manchmal kann ein solcher Beweis nur einer gr ¨oßeren Gemeinschaft von Wissenschaftlern gelingen. So waren etwa an der Klassifikation der so genannten endlichen Grup- pen mehr als 100 Mathematiker beteiligt.

Andere Beweise sind das Werk einzelner Genies, wie z.B. der Beweis des so genannten Fermat’schen Satzes von Andrew Wiles. Dieser Klassiker der Ma- thematikerzunft hat folgenden Hintergrund:

Bekanntlich gibt es Zahlentripel (x, y, z), die die Glei- chung x 2 + y 2 = z 2 erf ¨ullen, etwa (3, 4, 5) die Gleichung 3 2 + 4 2 = 5 2 . Wie steht es nun mit der Gleichung x n + y n = z n ? Gibt es andere nat ¨urliche Zahlen n, so dass sich entsprechende Zahlentripel mit n als Exponenten finden lassen?

Die Antwort ist — nein.

Andrew Wiles ist f ¨ur den Beweis des Fermat’schen

Satzes mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wor-

den (einer Art Nobelpreis f ¨ur Mathematiker).

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