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M 072/2000

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M 072/2000 ERZ 18. Oktober 2000 48C Motion

3166 Bernasconi, Worb (SP)

Weitere Unterschriften: 45 Eingereicht am: 03.04.2000

Schaffung einer Informatikmittelschule

Der Regierungsrat wird beauftragt, an einer bestehenden Mittelschule (Gymnasium Wirtschaftsmittelschule etc.) allenfalls an einer anderen geeigneten Bildungsinstitution eine Informatikmittelschule zu schaffen. Der Lehrgang soll auf vier Jahre ausgerichtet sein (drei Jahre Schuljahre und ein Jahr Berufspraxis) und zwei Abschlüsse anbieten: die kaufmännische Berufsmaturität und das eidgenössische Fähigkeitszeugnis in Informatik.

Begründung:

Der Schweizer Wirtschaft fehlen tausende von Informatikern und Informatikerinnen. Dies kann beispielsweise einem Artikel der Wirtschaftszeitung „Cash“ (9/2000) entnommen werden.

Auch im Kanton Bern kann der Bedarf an Informatikspezialisten bei weitem nicht gedeckt werden. Dies wird von namhaften Unternehmen aus der Branche bestätigt. Firmen aus dem Technologiebereich sind bekanntlich nur dann bereit, sich an einem Standort niederzulassen, wenn sie auch Aussicht haben, die Stellen mit qualifizierten Fachkräften besetzen zu können. Es kann deshalb festgehalten werden, dass der Mangel an Informatik- Fachkräften die weitere wirtschaftliche Entwicklung in diesem zukunftsträchtigen Bereich einschränkt.

Auf eidgenössischer Ebene laufen momentan Abklärungen, ob zur Behebung des Informatikermangels Fachkräften aus Osteuropa und Asien zusätzliche Arbeitsbewilligungen erteilt werden sollen. Zu einer dauerhaften Lösung dürften aber diese Massnahmen kaum führen, denn auch in unseren europäischen Nachbarstaaten werden ähnliche Überlegungen angestellt. In einem möglichen Konkurrenzkampf um diese Arbeitskräfte asiatischer und osteuropäischer Herkunft dürften dabei die EU-Staaten gegenüber der Schweiz doch gewichtige Vorteile aufweisen (Sprache, offene Grenzen etc.).

Die heute bei uns praktizierte duale Ausbildung zum Informatiker und zur Informatikerin hat sich zwar grundsätzlich bewährt, vermag aber den künftigen Bedarf kaum zu decken. Hinzu kommt, dass der Drang von jungen Menschen in diese Bereiche nach wie vor ungebrochen gross ist und in nächster Zeit aufgrund des Internet-Booms eher noch zunehmen dürfte.

Die geforderte Informatikmittelschule würde übrigens kein Novum für die Schweiz darstellen. An den Kantonsschulen Winterthur, Frauenfeld und Chur wird ab Sommer 2000 ein entsprechender Lehrgang geführt.

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Es würde dem Kanton Bern zweifellos gut anstehen, bei der Ausbildung in den neuen Technologien einmal zur Spitzengruppe zu gehören. Die Region Bern hat sich bekanntlich die Schaffung eines Telematikclusters zum Ziel gesetzt.

Es wird Dringlichkeit verlangt. Abgelehnt: 06.04.2000

Antwort des Regierungsrates

Der Regierungsrat setzt seit einiger Zeit bei der Ausbildung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien einen Schwerpunkt. Neben der Eröffnung von zusätzlichen Informatik- und Mediamatik-Berufsschulklassen sind ein Informatik- Basislehrjahr für Frauen in Bern, ein Informatik-Basislehrjahr in Langenthal und eine Informatik-Klasse an der Lehrwerkstätte in Saint-Imier eingerichtet worden. Dabei ist festzuhalten, dass die Lehrlinge für diese zusätzliche Vollzeitklasse in Saint-Imier schliesslich nur mit besonderen Anstrengungen rekrutiert werden konnten. Im laufenden Jahr wurde die Telematik-Technikerschule in die Gewerblich-industrielle Berufsschule Bern integriert und die Ausbildung in der Telematik-Berufslehre gestartet.

Im April 2000 stellte das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT das Konzept zur Strukturierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung der Informatik Berufsbildung Schweiz (I-CH) vor. Dieses Konzept geht von einem breiten Basisberuf Informatik aus, der sich zu über 50 Prozent der Lehrzeit auf den Erwerb spezifischer Informatik- Qualifikationen in der Praxis abstützt. Vorgesehen ist ein modulares Ausbildungssystem für die Grund- und die Weiterbildung im Interesse einer zeitgerechten Weiterentwicklung dieses zukunftsorientierten Berufs. Für die Differenzierung sind nicht zusätzliche Spezialberufe oder Spezialausbildungen, sondern spezielle Ausbildungsschwerpunkte (z.B. Applikationsentwicklung) vorgesehen. Ein Basiskurs soll den Einstieg in die komplexe betriebliche Tätigkeit erleichtern. Es ist die erklärte Absicht des Regierungsrates, die im Kanton Bern entstandene Informatik-Berufslehre gestützt auf dieses neue Konzept sowie in Zusammenarbeit mit dem Telematik Cluster Bern (TCB) den Anforderungen der Zukunft anzupassen. Die entsprechende Vereinbarung ist bereits abgeschlossen und soll innert nützlicher Frist im Rahmen des zweiten Lehrstellenbeschlusses zu konkreten Ergebnissen führen. Inwieweit bestehende Vollzeitschulen in ein modulares Ausbildungskonzept eingebunden werden können, ist im Rahmen der weiteren Arbeiten zu klären.

Zusätzlich lassen sich weitere Gründe gegen die Schaffung von Informatikmittelschulen im Kanton Bern anführen:

1. Informations- und Kommunikationstechnologien werden laufend weiter entwickelt. Eine Vollzeitschule ist nur mit entsprechenden Zusatzinvestitionen in der Lage, diese Veränderungen nachzuvollziehen. Nur die tägliche Auseinandersetzung mit dem Markt ermöglicht es den Ausbildungsverantwortlichen, à-jour zu bleiben.

2. Lehrkräfte an Gymnasien und an Handelsmittelschulen entsprechen von ihrer Qualifikation her nicht zwingend der Informatiklehrerin bzw. dem Informatiklehrer an einer gewerblich-industriellen Berufsschule, die für den beruflichen oder den praktischen Unterricht einen Bezug zur Arbeitswelt haben müssen. Zudem sind qualifizierte Informatiklehrkräfte im Moment kaum zu finden oder müssten mit entsprechenden finanziellen Anreizen gewonnen werden.

3. Der Aufbau eines kantonalen Vollzeitangebotes mit dem entsprechenden Bedarf an Praktikumsplätzen würde die Bemühungen im Bereich des Lehrstellenmarketings und der Weiterentwicklung der Berufslehre in Frage stellen.

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4. Die Kantone Thurgau, Graubünden, Zürich und Neuenburg haben in diesem Jahr den Pilotlehrgang einer Informatikmittelschule mit je einer Klasse gestartet. Das Ausbildungskonzept basiert auf einer dreijährigen Vollzeit-Schulausbildung mit einer anschliessend zu absolvierenden einjährigen Praxis. Die Informatikausbildung soll zum eidgenössischen Fähigkeitszeugnis als Informatikerin oder als Informatiker führen.

Diese technisch orientierte Ausbildung soll mit einer kaufmännischen Berufsmaturität abgeschlossen werden. Die Finanzierung der Pilotlehrgänge ist Sache der Standortkantone. Der Bund beteiligt sich im Rahmen des Lehrstellenbeschlusses, wobei gegenwärtig nicht vorgesehen ist, den Versuch auf weitere Schulen auszuweiten.

5. Der Swissmem (Dachverband der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie) stellt einjährige Praktika nach einer schulischen Ausbildung nicht in den Vordergrund, da eine auf ein Jahr beschränkte praktische Ausbildung als eher oberflächlich beurteilt wird. Er empfiehlt deshalb den Maturandinnen und Maturanden, sich nach der gymnasialen Maturität während zweier Jahre auf einen Berufsabschluss in Informatik oder in einem anderen technischen Beruf vorzubereiten. Bund und Kanton übernehmen in diesen Fällen die Kosten des Berufsschulunterrichts.

Neben diesen grundsätzlichen Vorbehalten gegen die Einführung der Informatikmittelschule im Kanton Bern sind auch Kosten-/Nutzenüberlegungen anzustellen. Für einen dreijährigen Lehrgang im Kanton Bern mit max. 24 Ausbildungsplätzen müsste mit Betriebskosten von ca. 1 Mio. Franken gerechnet werden (Basis: 42,5 Pflichtlektionen pro Woche à 200 Franken [Durchschnittssatz der Gewerblich- industriellen Berufsschule Bern]). Zusätzlich würden je Lehrgang Investitionskosten in der Grössenordnung von 310'000 Franken anfallen (Basis: Grundausrüstung für die Informatikausbildung an der Gewerblich-industriellen Berufsschule Biel).

Diese Folgekosten sind mit den Ausbildungskosten im dualen Berufsbildungssystem zu vergleichen. In den letzten Jahren setzte sich der TCB in Zusammenarbeit mit der Erziehungsdirektion für die Schaffung von Lehrstellen ein. Die Anzahl Lehrverträge konnte innert drei Jahren von 158 auf 411 gesteigert werden. Die Folgekosten liegen in diesem Fall für max. 24 Ausbildungsplätze bei 550'000 Franken (2 Schultage pro Woche während vier Jahren). Zudem liegt der Nutzungsgrad der Investitionen bei Parallelklassen in der dualen Berufsbildung höher als bei einer einzelnen Vollzeitklasse.

Der Regierungsrat beantragt deshalb dem Grossen Rat, die zur Verfügung stehenden Mittel konzentriert zu Gunsten der Weiterentwicklung der Berufslehre einzusetzen und die Motion zur Schaffung einer Informatikmittelschule abzulehnen.

An den Grossen Rat

Referenzen

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