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b und zu erinnert Gün- ter Grass mit einer Le- sung auf polnischem Boden daran.Ansonsten bleibt es aber eine recht unbemerk- te Angelegenheit: Tatsächlich begeht man 2005/ 2006 ein so genanntes Deutsch-Polnisches Jahr. Jetzt bemüht sich das Kölner Wallraf-Richartz-Mu- seum/Fondation Corboud um den polnischen Kulturraum, indem 80 Gemälde aus dem Nationalmuseum Breslau/Wroclaw ins gerade kulturell neu animierte Gesamteuropa gerückt werden sollen. Alles östlich der Oder wird seit 1989 auf diese Weise kom- mentiert, bis hin etwa zu Miroslaw Balka. „Der“ interna-
tionale zeitgenössische Kunst- Star Polens wird übrigens ge- rade in Düsseldorfs Stände- haus K21 (bis 10. September) mit interessanten Videoarbei- ten gezeigt.
Doch zurück nach Köln, das den Betrachter bis tief in die sakrale Gotik jenes Kul- turraums jenseits der Oder führt. Breslau, im 17. Jahrhun- dert als „Blume Europas“ be- zeichnet, hat dem ganzen Pro- jekt zumindest einen hüb- schen sommerlichen Titel ver- schafft.
Polen wurde immer wieder nachhaltig gebeutelt, durch Habsburger, Preußen, Russen, und war dabei von stets tie- fem Andachtskatholizismus
beseelt. Diese Gottesliebe scheint sich über eine Art ästhetischer Brücke aus hier- zulande überwiegend unbe- kannten Historienbildern des 19. Jahrhunderts in polnische Vaterlandsliebe transformiert zu haben – bisweilen schon recht befremdlichen „Schin- ken“.
Nichtsdestoweniger gibt das 200 000 Kunstwerke hor- tende Breslauer Nationalmu- seum, zu Hause unterge- bracht in einer Gründerzeit- Burg des Architekten Frie- drich Endell, Einblicke in die schlesische Malerei zwischen Mittelalter und Renaissance,
darunter vor allem Marien- darstellungen, Porträtmale- rei. Ferner lässt sich der schle- sische Barockmaler Michael Willmann entdecken. Ein- blicke in eine der besten Kol- lektionen moderner polnischer Kunst, die das Nationalmuse- um nicht minder sein Eigen nennt, werden in Köln leider nicht möglich.
Frühsymbolistisch aufgeladene Landschaft Chronologischer Schlusspunkt ist eine noch dunkel frühsym- bolistisch aufgeladene Land- schaft Kandinskys („Der Abend“, 1902/1903). Hinweise auf den Münchner Kunst- markt und Publikumsge- schmack um 1900 liefert etwa das „Kartoffelfeuer“ von Apo- loniusz Kedzierski (1889). Die damals beliebten Bauernsze- nen, in diesem Fall eine Idylle aus drei Kindern, die um ein Feuer in der Dämmerung hok- ken, verbinden den Farbton der Barbizon-Schule mit dem Detail-Realismus des späten 19. Jahrhunderts. Roland Groß
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 26⏐⏐7. Juli 2006 AA1915
Wallraf-Richartz-Museum
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Im Rahmen des Deutsch-Polnischen Jahres sind zurzeit in Köln 80 Gemälde aus dem Nationalmuseum Breslau zu sehen.
Die Ausstellung „Die Blume Europas“ ist bis zum 30. Juli zu sehen. Öffnungszeiten: diens- tags von 10 bis 20 Uhr, mitt- wochs bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags und sonn- tags von 11 bis 18 Uhr; Oben- marspforten (am Kölner Rat- haus), Katalog 29,90 Euro. In- ternet: www.museenkoeln.de
Oben: Hohenfurther Meister der Madonna, Muttergottes mit Kind, circa 1410, 94,5 74,5 cm
Oben links: Wassily Kandinsky, der Abend, 1902–1903, 64 100 cm Links: Michael Lucas Leopold Willmann, Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten, um 1685, 163 198 cm
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