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Archiv "Todesursachenstatistik – Sterbetafeln" (11.04.1991)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

as Statistische Bundesamt veröffentlicht seit einiger Zeit regelmäßig abgekürzte (Perioden-)Sterbetafeln für jeweils drei Kalenderjahre, zuletzt für 1985/87 (4). Sie enthalten eine Ab- sterbeordnung, das heißt Angaben darüber, wieviel von einer fiktiven Geburtskohorte, in der Regel 100 000, nach x Jahren noch am Le- ben sind, außerdem die weitere Le- benserwartung vom jeweils erreich- ten Altersjahr ab. Auch dieser Wert ist fiktiv, da die Sterblichkeit nicht konstant bleibt.

Eine Auswahl von Sterbetafel- werten enthält die Tabelle 1, und zwar die erste für das Deutsche Reich überhaupt (1871/81), die je- weils letzte vor dem Ersten (1910/11) und dem zweiten (1932/34) Welt- krieg, die erste für die Bundesrepu- blik (1949/51) sowie die letzte (1982/84) ohne Überschneidung mit der aktuellen.

Unübersehbar ist bei beiden Ge- schlechtern die Lebenserwartung ständig angestiegen, beim weiblichen Geschlecht stärker als beim männli- chen, absolut mit zunehmendem Al- ter immer weniger. Für ein Neuge- borenes hat sich seit 1871/81 die Le- benserwartung mehr als verdoppelt, bei Männern von 10 bis 80 und bei Frauen von 10 bis 30 um weniger als 50 Prozent, sonst zwischen 50 und 100 Prozent gegenüber dem Aus- gangswert erhöht.

Individualmedizinisch hat eine Sterbetafel nur geringe Bedeutung.

Der Kliniker muß die allgemeine Lebenserwartung berücksichtigen, wenn er Dauererfolge einer Thera- pie ermitteln will, mit Überleben als Kriterium. Diese offiziellen Sterbe- tafeln vermitteln ein — zunehmend — zu günstiges Bild. Stirbt ein Bundes- bürger, eine -bürgerin im Ausland, so wird dieser Sterbefall in keiner amtlichen Sterbefallstatistik berück- sichtigt, auch nicht in den Sterbeta-

feln, wohl aber bei der Bevölke- rungsfortschreibung. Mathematisch gesprochen: Korrigiert wird der Nenner, aber nicht der Zähler. Bei solchen Größenunterschieden wie zwischen Sterbefällen und Wohnbe- völkerung wirken sich Veränderun- gen im Zähler viel stärker aus als im Nenner.

Bis 1982 wurden vom Statisti- schen Bundesamt wenigstens die Auslandssterbefälle ausgewiesen, die dem Standesamt 1 Berlin (West) ge- meldet worden waren. Deren alles an- dere als vollständige Zahl stieg von 1979 bis 1982 bei Männern von 988 auf 1188, bei Frauen von 449 auf 536 (1).

Nach der offiziellen Statistik sind 1982 344 275 männliche und 371 582 weibliche Personen in der Bundesrepublik und Berlin (West) gestorben, und dies bei einer mittle- ren Bevölkerung von 29 481 924 be- ziehungsweise 32 155 697 (2). Be- zeichnet man die Mortalität mit q„, die Zahl der Sterbefälle mit d„ und die Bevölkerung mit 1„, so folgt für 1982

qx = dX

=

1167,7 (männlich) bzw.

1„ 1155,6 (weiblich).

Addiert man die als d„ bezeich- neten Auslandssterbefälle zu d„ (der Nenner braucht nicht korrigiert zu werden), so folgt daraus ein q„ von 1171,8 beziehungsweise 1157,2. Die neuen Werte liegen um 3,5 bezie- hungsweise 1,4 Promille über den amtlichen, gewiß keine dramatische Abweichung. Es geht um das Prinzip.

Neben den hinreichend disku- tierten Problemen der unikausalen Signierung von Todesursachen und der Korrektheit der angegebenen Todesursachen existiert überra- schenderweise auch das der Voll- ständigkeit. Die für 1982 mitgeteil- ten Auslandssterbefälle stellen mit Sicherheit nur ein unvollständiges Teilergebnis dar. Verhandlungen

mit einem Standesamt, dort regional zahlenmäßig registrierte Auslands- sterbefälle zu erfassen und zu den Inlandssterbefällen in Beziehung zu setzen, scheiterten an der fehlenden gesetzlichen Grundlage für eine der- artige Datensammlung.

Da somit einmal mehr eine ver- nünftige Datenerhebung in der Bun- desrepublik unmöglich ist, bleibt nur der Versuch einer neueren quantita- tiven Abschätzung. Für das zahlen- mäßig größte Kollektiv, Auslandsrei- sende, stehen einige Daten zur Ver- fügung (5). Demnach sind 1985 21,1 Millionen Bundesbürger über 14 Jahre mehr als fünf Tage ins Aus- land verreist, im Durchschnitt 17,3 Tage (keine Trennung nach Männer/

Frauen, Durchschnittsaufenthalt für Inland und Ausland zusammen).

Im Jahr 1985 sind 696 782 von 52,5 Millionen Einwohnern der Bun- desrepublik über 14 Jahre gestorben (15. Lebensjahr als 20 Prozent der Altersklasse von 10 bis unter 15 an- genommen (3). Das bedeutet eine q, von 1328,1. Nimmt man vereinfa- chend eine über das ganze Jahr gleichförmige Verteilung der Sterbe- fälle und ein nach Geschlecht und Alter streng repräsentatives Kollek- tiv von Auslandsreisenden an, so er- rechnen sich für 21,1 Millionen in 17,3 Tagen 13 282 Sterbefälle.

Da nun beide Annahmen mit Wahrscheinlichkeit nicht zutreffen, ist eine Korrektur, und zwar nach unten, angebracht, wiederum verein- fachend auf die Hälfte des durch- schnittlichen Sterberisikos. Dann verblieben 6641 Auslandssterbefälle, woraus eine q„ von 1340,7 folgt, das sind 9,5 Promille, oder knapp ein Prozent, mehr als amtlich ausgewie- sen.

Auch diese Zahlen beeindruk- ken zunächst wenig. Das wird ver- mutlich anders, wenn man 6641 nicht in der Todesursachenstatistik ausge- wiesene Sterbefälle mit einigen aus- gewählten Todesursachen im Jahr 1985 vergleicht: alle infektiösen und parasitären Krankheiten, einschließ- lich Tuberkulose und AIDS (ICD 001-139): 4857, Leukämie (ICD 204-208): 5109, hereditäre und dege- nerative Erkrankungen des Zentral- nervensystems (ICD 330-337): 5231, Lungenembolie (ICD 4151): 4642,

Todesursachenstatistik Sterbetafeln

Gerhard Neumann

A-1280 (66) Dt. Ärztebl. 88, Heft 15, 11. April 1991

(2)

Tabelle: Sterbetafel - Lebenserwartung in Jahren (nach 4)

Vollendetes

Altersjahr 1871/81 1910/11 1982/84 1985/87

Sterbetafel 1932/34 1949/51 männlich

0 35,6 47,4 59,9 64,6 70,8 71,8

1 46,5 56,9 64,4 67,8 70,6 71,5

10 46,5 52,1 57,3 59,8 61,9 62,7

20 38,4 43,4 48,2 50,3 52,3 53,0

30 31,4 35,3 39,5 41,3 42,8 43,5

40 24,5 27,2 30,8 32,3 33,5 34,1

50 18,0 19,7 22,5 23,8 24,6 25,2

60 12,1 13,2 15,1 16,2 16,8 17,3

70 7,3 7,9 9,0 9,8 10,3 10,7

80 4,1 4,2 4,8 5,2 5,8 6,0

90 2,3 2,3 2,6 2,7 3,5 3,6

weiblich 0

1 10 20 30 40 50 60 70 80 90

38,4 48,1 48,2 40,2 33,1 26,3 19,3 12,7 7,6 4,2 2,4

50,7 58,8 54,0 45,4 37,3 29,4 21,4 14,2 8,4 4,5 2,5

62,8 66,4 59,1 49,8 41,0 32,3 23,8 16,1 9,6 5,2 2,7

68,5 71,0 62,8 53,2 43,9 34,7 25,8 17,5 10,4 5,6 2,9

77,5 77,2 68,4 58,6 48,8 39,2 29,9 21,2 13,3 7,2 3,7

78,4 78,0 69,2 59,3 49,5 39,9 30,5 21,7 13,8 7,5 3,8

Kfz-Unfälle im Verkehr (ICD E 810-819): 7978 (3).

Die Datenlage erlaubt nur die Schätzung eines Globalwertes. Das jüngere oder mittlere Lebensalter, aber auch jüngere Rentner, können durchaus stärker betroffen sein, was sich entsprechend auf die tatsächli- che Lebenserwartung auswirken muß. Nicht einbezogen in die Ab- schätzung ist das Kollektiv der im Ausland beruflich tätigen Bundes- bürger, das von Sterbefällen im Aus- land sicher nicht verschont bleibt.

Die ausgewiesene Mortalität, al- so die Relation von Sterbefällen zur mittleren Bevölkerung, ist unver- meidbar durch Fehler bei der Bevöl- kerungsfortschreibung oder Unge- nauigkeiten bei der Volkszählung belastet. Damit darf aber der Ver- zicht auf eine leicht erreichbare voll- ständigere Erfassung aller Sterbefäl- le nicht begründet werden. Dafür bietet sich eine technisch einfache, alles andere als aufwendige Lösung an: Die überwiegende Mehrzahl der Auslandssterbefälle wird beim zu- ständigen Standesamt registriert.

Dieses füllt an Hand der vorhande- nen Angaben den offenen Teil des

Leichenschauscheins aus und sendet diesen an das zuständige Statistische Landesamt. Dort werden alle Fälle wie üblich nach Geschlecht, Alter und Wohnsitz erfaßt und in den amt- lichen Todesursachenstatistiken als neue Gruppe „Im Ausland verstor- ben" am Schluß in der gängigen Wei- se aufgeführt. Die krankheitsspezifi- schen Mortalitäten müssen weiterhin ohne Auslandssterbefälle errechnet werden. Die Angaben über die Ge- samtmortalität und die Lebenser- wartung werden jedoch wahrheitsge- mäßer. Eine statistische Unkorrekt- heit kann so beseitigt werden.

Literatur

1. Statistisches Bundesamt: Gebiet und Bevöl- kerung 1982 (W. Kohlhammer, Stuttgart &

Mainz 1984)

2. Statistisches Bundesamt: Todesursachen 1982 (W. Kohlhammer, Stuttgart & Mainz 1984) 3. Statistisches Bundesamt: Todesursachen 1985 (W. Kohlhammer, Stuttgart & Mainz 1986) 4. Statistisches Bundesamt: Gebiet und Bevöl- kerung 1987 (Metzler-Poeschel, Stuttgart 1989) 5. Zucker, W. 1-1.: Urlaubsreisen 1985 (Studien- kreis für Tourismus, Starnberg 1986)

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. Gerhard Neumann Urachstraße 3

7000 Stuttgart 1

Karzinomrisiko bei Patienten mit Dysplasie der

Magenschleimhaut

Leider besteht weltweit keine Einigkeit über die Klassifikation der Dysplasie der Magenschleimhaut.

Zumindest bei den schweren For- men der Dysplasie wird ein kontinu- ierlicher Übergang in ein Adenokar- zinom für wahrscheinlich gehalten.

Die Autoren berichten über Fol- low-up-Studien bei 67 Patienten mit mäßiggradiger bis schwerer Dyspla- sie anhand endoskopischer Biopsie- partikel. Von 41 Patienten mit mä- ßiggradiger Dysplasie wiesen 22 (54 Prozent) eine Regression, 14 Patien- ten (34 Prozent) eine Persistenz und drei (sieben Prozent) eine Progressi- on auf. In zwei Fällen (fünf Prozent) kam es zur Transformation in ein Adenokarzinom der Magenschleim- haut. Von 26 Patienten mit schwerer Dysplasie konnte bei zwölf Patienten (46 Prozent) eine Rückbildung beob- achtet werden. Sechs Patienten (23 Prozent) wiesen eine Persistenz auf, bei acht (31 Prozent) kam es zu einer Progression zu einem Adenokarzi- nom bei einer Verlaufsbeobach- tungszeit von einem bis 79 Monaten.

Es steht zwar außer Zweifel, daß es sich bei der Dysplasie um präneo- plastische Veränderungen handelt.

Das Risiko, ein Magenkarzinom zu entwickeln, liegt mit 9,5 Prozent je- doch relativ niedrig, wenn Fälle mit kurzer Nachbeobachtungszeit ausge- schlossen werden. Die Autoren emp- fehlen deshalb häufige endoskopi- sche Kontrollen, bis der Nachweis ei- nes Magenfrühkarzinoms einen ope- rativen Eingriff rechtfertigt.

Coma del Corral, M. J., F. J. Pardo-Min- dan, S. Razquin, C. Ojeda: Risk of Cancer in Patients With Gastric Dysplasia. Follow- up-Study of 67 Patients. Cancer 65:

2078-2085, 1990

Departments of Pathology and Gastroent- erology, Hospital General Yagüe del Insa- lud de Burgos and Department of Patholo- gy, Glinka Universitaria, Universidad de Navarra, Pamplona 31080, Spanien.

Dt. Ärztebl. 88, Heft 15, 11. April 1991 (69) A-1281

Referenzen

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