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Archiv "PET-Untersuchung bei Mördern: Hat Gewalt eine biologische Basis?" (26.06.1998)

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A-1636

S P E K T R U M AKUT

(4) Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 26, 26. Juni 1998

PET-Untersuchung bei Mördern

Hat Gewalt eine biologische Basis?

M

örder aus intakten Familien haben jetzt ein neues Argument, um die Verantwortung für ihre Taten zu leugnen. In einer Studie an 41 Angeklagten kommt der Aggressionsforscher Adrian Raine (University of Southern California, Los Ange- les) zu dem Schluß, daß „asoziales Verhalten bei Men- schen aus gutem Elternhaus mehr mit der Biologie als mit der Erziehung zu tun haben könnte“ (Neuropsy- chiatry, Neuropsychology and Behavioural Neurolo- gy 1998; 1: 1–7). In Gerichts- und Krankenakten, psy- chologischen Gutachten und bei Geprächen mit den Verteidigern hatte Raine Beweise für „mildernde Umstände“ gesucht. Physischer und sexueller Miß- brauch, Vernachlässigung und Armut wurden ebenso erfaßt wie Unterbringung in Heimen, schwere Famili- enkonflikte oder Vorstrafen der Eltern.

A

nhand all dieser Faktoren erstellten die Psy- chologen dann eine „Fünfpunkte-Risikoska- la“. Nur zwölf der 41 Männer und Frauen hat- ten gemäß dieser Skala schweren psychosozialen Mißbrauch oder Vernachlässigung erleiden müssen.

Bei 26 fanden sich dagegen minimale oder gar keine Hinweise auf solch eine belastende Vorgeschichte.

Im zweiten Teil der Studie untersuchte Raine die Ge- hirne seiner Versuchspersonen mit Hilfe der Positro- nenemissionstomographie (PET). Beim Vergleich der Mordverdächtigen aus gutem Hause mit denjeni- gen, die eine schwierige Kindheit hinter sich hatten, fand Raine eine um 5,7 Prozent verringerte Hirnakti- vität der ersten Gruppe im medialen präfrontalen Cortex. In einem kleinen Teil dieser Region, dem or- bifrontalen Cortex der rechten Großhirnhälfte, be- trug der Unterschied sogar 14,2 Prozent. Raine weist nun darauf hin, daß genau diese Hirnregion an der Kontrolle aggressiven Verhaltens beteiligt ist.

D

ies sei in Tierversuchen ebenso nachgewiesen worden wie eine Beteiligung des rechten or- bifrontalen Cortex beim Erlernen von Äng- sten. Ein Blick in die Krankenakten der wohlerzoge- nen Mörder ergab keine Hinweise auf frühere Kopf- verletzungen als Ursache der verringerten Hirnakti- vität, weshalb Raine davon ausgeht, daß es sich um einen angeborenen Defekt handelt. Für die Früh- erkennung besonders gewaltbereiter Menschen kommt die Methode der Positronenemissionstomo- graphie vorläufig nicht in Frage, warnte der Wissen- schaftler. Der Sinn solcher Studien läge vielmehr dar- in zu zeigen, daß sowohl biologische als auch soziale Faktoren wichtig sind, um Ausbrüche von Gewalt zu

verstehen. Michael Simm

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