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Archiv "Französische Seealpen: Willkommen im Barock" (22.07.2013)

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A 1442 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 29–30

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22. Juli 2013

W

enn Lydie Staub in die Tas- ten ihrer Orgel greift, glaubt man, ein Kirmesorchester zu hören.

Zuerst öffnet sich theatralisch ein Vorhang und legt die Orgelpfeifen frei, dann ertönen Pauken, Becken und sogar Glocken in der prunkvol- len Pfarrkirche von Saorge. Will- kommen im Barock.

Keine Führung ohne Orgelde- monstration im den Berg hochge- stapelten Ort Saorge, der abge- schieden in den Seealpen im Hin- terland der Côte d’Azur liegt. „Wir sind stolz auf unser barockes Erbe“, sagt Lydie Staub. Die reich ge- schmückten Kirchen in der Region und die bedeutenden Orgeln, meist aus dem 18. Jahrhundert, seien Re- likte aus der Epoche, in der diese Region zum Königreich Savoyen gehörte und von Turin aus regiert wurde. Im Sommer finden die „Ba- roquiales“ und ein Orgelfestival statt. „Dann sind internationale Ba- rockmusiker in unseren Kirchen zu Gast, und das Publikum kommt von weither“, erklärt Lydie Staub.

Eine Barockstraße, wie sie sich durch die Täler der Flüsse Roya und Bévéra nördlich von Menton schlängelt, würde man in dieser Ge- gend kaum vermuten. Die Zeit liegt lange zurück, als Prunk und Pracht die Dörfer an der alten Königsroute zwischen Nizza und Turin prägten.

Heute vermitteln die Orte den rauen Charme ungeschminkter Bergorte, in denen man das Mondäne der na- hen Côte d’Azur vergeblich sucht.

Kaum 20 Kilometer sind es von Menton nach Sospel, und doch glaubt man hier die Küste Lichtjah- re entfernt. In den Gassen und auf den Plätzen rund um die Kathedrale mit der mächtigen Barockfassade, dem größten Gotteshaus weit und breit, ist kein Schaulaufen der Eitel- keiten angesagt.

Wer die alte Zollbrücke ansteu- ert, um auf der anderen Seite des Ortes im Café am plätschernden Brunnen eine Pause einzulegen und danach die vielen Fassaden mit far- benfroher Trompe-l’Œil-Malerei zu bestaunen, wird sich vielleicht wundern, dass die Männer, die am Ufer der Bévéra auf den Bänken sit- zen und erzählen, auf dem Rück- weg immer noch dort sind. Hier schlägt der Puls des Lebens eben et- was gemächlicher.

Abends gibt es in der Kathedrale von Sospel ein Konzert der „Baro- quiales“. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, sich von Musikern mit al- ten Instrumenten wie Theorbe oder Psalterion in die Welt des Barocks entführen zu lassen – in einem

„Bühnenbild“, das passender nicht sein könnte: die Opulenz der Klän- ge inmitten des üppigen Dekors.

In den französischen Seealpen haben Kultur und Natur auf einla- dende Weise zusammengefunden.

Ein überzeugendes Beispiel ist auch das ehemalige Kloster aus dem 17.

Jahrhundert hoch über dem Roya- Tal in Saorge. Wo früher die Fran- ziskaner Armut predigten, steht heute der Reichtum der Kreativität im Mittelpunkt. Das Gebäude aus der Barockzeit, umgeben von grü- nen Hängen und schroffen Gipfeln, ist ein Kulturzentrum geworden, in dem sich Künstler in Klausur bege- ben und Veranstaltungen für die Öf- fentlichkeit stattfinden.

Saorge, das autofreie Dorf, das früher als uneinnehmbar galt, hat sich weit geöffnet – wie die anderen Gemeinden in den Tälern von Roya

und Bévéra.

Ulrich Traub

@

Informationen: Atout France, info.de@rendezvousenfrance.com;

www.cotedazur-tourisme.com;

www.royabevera.com; Baroquiales:

www.lesbaroquiales.com; Orgelwo- che in Saorge: www.orgue-saorge.fr

FRANZÖSISCHE SEEALPEN

Willkommen im Barock

Reich geschmückte Kirchen erinnern an die Zeit, als Prunk die alte Königsroute zwischen Nizza und Turin prägte. Barocker Charme kehrt im Sommer in die Bergdörfer zurück – mit Musikfestspielen.

Raue Schale:

Gänzlich unpräten - ziös und scheinbar uneinnehmbar liegt Saorge auf einem Felsvorsprung über dem Tal der Roya.

Seinen Schatz, die barocke Orgel, prä- sentiert Lydie Staub

– Organistin und Fremdenführerin in einem.

Fotos: Ulrich Traub

K U L T U R

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