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Archiv "Gutachter" (09.02.1996)

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ns darüber Gedanken zu machen, wie sich das verträgt, daß wir zusam- menleben und miteinander arbeiten, dazu haben wir wirklich keine Zeit! Wenn man sich versteht, dann funk- tioniert das automatisch. An- sonsten sollte man es eben bleibenlassen!“ So denken viele Ärzte und ihre in der Praxis mitarbeitenden Ehe- frauen. Koordination funk- tioniert nach ihrer Meinung intuitiv – oder gar nicht.

Man würde zwar nie eine Arzthelferin einstellen oder eine Gemeinschaftspraxis er- öffnen, ohne klare Abma- chungen über Verantwortung und Pflichten zu treffen. Mit dem eigenen Ehepartner hält man solche Klärungen aber für überflüssig. Dies führt je- doch auf beiden Seiten zu un- ausgesprochenen Erwartun- gen, Annahmen und Wün- schen, die sich schnell zu Kon- flikten ausweiten können.

Auf einmal Hierarchie

Es gibt einige Klippen, wenn man zusammen lebt und arbeitet. Denn im Grun- de beeinflussen sich alle Le- bensbereiche in einer Part- nerbeziehung gegenseitig;

und alle Paare haben ihr spe- zifisches Kommunikations- muster, das von ihnen selbst nicht unbedingt erkannt wird.

Einige Beispiele:

1 Probleme durch die Hierarchie: In den meisten Arztpraxen herrscht eine kla-

re hierarchische Ordnung. So ist der Praxisinhaber für die Patientenversorgung zustän- dig, weil er über das entspre- chende Fachwissen verfügt.

Die anderen in der Praxis ar- beiten ihm zu, auch seine Frau. Wenn das Paar aber privat gleichberechtigt zu- sammenleben will, dann müs- sen beide Partner täglich von

einer auf die andere Bezie- hungsebene wechseln. Dieser ständige Wechsel in der Be- ziehungsform ist in jeder Partnerschaft eine Heraus- forderung. Sie ist nur zu mei- stern, indem man das Thema bewußt angeht.

1 Identifikationsproble- me der Ehefrau: Die in der Praxis mitarbeitende Ehefrau weiß oft nicht recht, mit wem in der Praxis sie sich bei Kon- flikten identifizieren soll. Ei- nerseits ist sie in der Praxis angestellt und teilt damit die

Bedürfnisse der Arzthelferin- nen. Andererseits ist sie als Ehefrau auch Mitbesitzerin der Praxis. Das kann zu wi- dersprüchlichen Interessen führen.

1Es gibt keine Geheim- nisse mehr: Wo bleibt der notwendige persönliche Le- bensbereich für beide Ehe- partner? In einer „24-Stun-

den-Paarbeziehung“ gibt es keine Geheimnisse mehr. Je- der weiß über den Tagesab- lauf des anderen Bescheid und kann sich dadurch in alle Bereiche einmischen.

Wenn ersagt, daß er in der Praxis überlastet sei und häuslichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen könne, hat sie die Möglich- keit, ihm vorzuwerfen, er ar- beite hier und dort ineffizi- ent. Wenn eine „fremde“

Helferin sagt, sie müsse we- gen dringender Familienan-

gelegenheiten früher nach Hause, kann eres nicht nach- prüfen. Wenn siees hingegen sagt, kann er mit ihr die Not- wendigkeit diskutieren.

Neue Muster als Lösung

Um die besondere Kon- stellation zu meistern, gibt es Möglichkeiten:

¿ Um die notwendige Entspannung, die beide brau- chen, zu ermöglichen, ist es notwendig, daß sich beide

„Hemmungen“ auferlegen im Umgang mit dem anderen.

Berufliche und private The- men sollte man trennen – zum Beispiel mit Hilfe klarer Vereinbarungen.

À In vielen Praxen wer- den Teambesprechungen an- gesetzt und häufig wieder ab- gesagt. Erst wenn etwas

„schiefläuft“, vereinbart man den nächsten Termin. Aber die Kontinuität, um die Kom- munikation in der Praxis wei- terzuentwickeln, fehlt. Des- halb: Teambesprechungen re- gelmäßig vereinbaren und ih- nen hohe Priorität geben.

ÁWenn etwas schiefläuft, sieht das Muster – nicht nur zwischen Ehefrau und Ehe- mann – häufig so aus: Gegen- seitige Schuldzuweisung Ý sofortiger emotionaler Streit Ý oberflächliche Versöh- nung, weil man weiterma- chen muß Ýdas Ganze ver- gessen, bis ähnliches wieder passiert.

Besser wäre es, gemein- sam eine Notlösung zu su- A-329 Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 6, 9. Februar 1996 (61)

V A R I A WIRTSCHAFT

Ehepartner in der Praxis:

Miteinander oder gegeneinander?

Wer miteinander lebt und arbeitet, sollte sich regelmäßig mit den Klippen die- ser Konstellation befassen. Sonst sind alle unzufrieden: Das Paar, die Ange-

stellten – und die Patienten. Foto: Panorama

Wenn ein Paar sein Privat- und sein Arbeitsleben miteinander teilt, wie beispielsweise ein Arzt

und seine in der Praxis mitarbeitende Ehefrau, dann bedarf es einiger Koordination und Zu-

wendung. Ohne die Mithilfe der Ehegattin ginge es in vielen Praxen gar nicht. Aber gerade die-

sem Bereich wird meist sehr wenig Beachtung geschenkt. Im folgenden Beitrag schildert David

Wilchfort, Doctor of Medicine/Universität Toronto – Facharzt für Psychotherapeutische Me-

dizin, welche Probleme diese Konstellation birgt, welche Lösungsansätze es gibt und welche

Erfahrungen er mit speziellen Seminaren zum Thema „Couple Coaching“ gemacht hat.

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chen Ýbei der nächsten Pra- xisbesprechung den Ablauf des Malheurs mit allen zu un- tersuchen Ýdas Mißgeschick als Chance zu sehen, um zu neuen Lösungsmöglichkeiten zu kommen.

Eine Möglichkeit, Pro- bleme in der Kommunika- tion mit dem Lebens- und Arbeitspartner anzugehen, heißt „Couple Coaching“.

Idealtypischerweise setzen sich vier bis fünf Paare für ein Wochenende mit ei- nem Kommunikationsthera- peuten zusammen, um typi- sche Probleme zu besprechen und zu individuellen, kreati- ven Lösungsansätzen zu kommen. Gegen solche „Psy- chokisten“ bestehen erhebli- che Vorbehalte. Ein Grup- pengespräch hat jedoch viele Vorteile gegenüber lähmen- den Auseinandersetzungen zu zweit:

! Zum Zeitpunkt des Gruppengesprächs besteht weniger Affekt als im Mo- ment des tatsächlichen Kon- fliktgeschehens. Die Abläufe können nüchterner betrach- tet werden. Mißverständnisse werden schneller deutlich und so als Pseudokonflikte entlarvt.

!Um dem anderen be- stimmte Sachverhalte deut- lich zu machen, müssen auch nicht hinterfragte, unter-

schiedliche Grundannahmen beider Partner aufgedeckt werden. Die „schlampige“

oder „eingefahrene“ Diskus- sionsweise der Partner, die sonst hinderlich ist, wird in der Gruppe verhindert. Mög- lich wird so eine gründlichere Bestandsaufnahme.

!In der Gruppe läßt sich leichter verstehen, inwieweit man seine Wünsche und Be- dürfnisse dem Partner inef- fektiv mitteilt. Außerdem las- sen sich (von anderen) neue Verhaltensweisen lernen.

Wirkungen auf die Patienten

„Couple Coaching“ kann auch Antwort auf folgende Fragen geben:

HWie wirken wir als Paar auf unsere Patienten? Erle- ben sie uns als einladend, oder weichen sie innerlich zurück?

HWie können wir unsere Kommunikation effektiver gestalten und unnötige Rei- bungspunkte vermeiden, da- mit die Arbeitsabläufe im Be- trieb effizienter werden und wir dadurch wieder mehr Zeit für einander haben?

H Wie erlangen wir die Fähigkeit zum Krisenma- nagement, um trotz privaten

„Knatschs“ in der Arbeit wei- ter kooperieren zu können?

HWie schaffen wir es, un- sere unterschiedlichen Stär- ken nicht gegeneinander aus- zuspielen? Wie können wir sie statt dessen als Ergän- zungspotential nutzen, um dadurch die Ressourcen, die

in unserer Beziehung schlum- mern, zum Wohl der Praxis und der Partnerschaft zum Leben zu erwecken?

Anschrift des Verfassers:

David Wilchfort Ziegelhofstraße 7a 81247 München

Autofahren wird immer teurer. Bei den Auto-Versi- cherungen müssen besonders Anfänger bluten. Doch es gibt legale Möglichkeiten, dies zu umgehen. Autofahrer, die erstmals ein Auto auf ihren Namen zulassen, kön- nen in der Haftpflichtversi- cherung einige hundert Mark sparen. Unter gewissen Vor- aussetzungen ist der Scha- denfreiheitsrabatt „vererb- bar“:

c Wenn Mutter oder Vater den Wagen auf Tochter oder Sohn überschreiben, werden den Kindern die Jahre als schadenfrei angerechnet, in denen sie das Auto nicht nur gelegentlich selbst gefahren haben, also den Rabatt „mit- verdienten“.

c Auch wenn die Eltern den von ihren Kindern mit- benutzten Wagen endgültig abschaffen, die Kinder dann aber ein neues Auto kaufen, gilt ähnliches.

c Wer von seinem Arbeit- geber den Firmenwagen

kauft, den er bisher fuhr, kann ebenfalls den Schaden- freiheitsrabatt übernehmen, wenn der Arbeitgeber diesen Rabatt nicht auf ein anderes Fahrzeug übertragen will. Ist dies jedoch der Fall, kann der neue Fahrzeug-Eigentümer immer noch einen Rabatt bis zur Schadenfreiheitsklasse 2 bekommen, der einem Bei- tragssatz von 85 Prozent ent- spricht.

Für alle drei Fälle gilt, daß man seiner Versicherung ge- genüber die Rabattansprüche innerhalb von sechs Monaten geltend machen muß. Die deutschen Autoversicherer selbst können vom Rabatt- Erben den Nachweis verlan- gen, daß gegen ihn weder ein Fahrverbot verhängt ist, noch sein Flensburg-Konto mehr als neun Punkte aufweist. roc

Gutachter – Autobesitzer, die schuldlos in einen Unfall verwickelt wurden, können ab 1 000 DM Schaden einen Sachverständigen einschal- ten, dessen Rechnung von der gegnerischen Versiche- rung bezahlt werden muß (Amtsgericht Augsburg, 5 C

3548/95). WB

A-330 (62) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 6, 9. Februar 1996

V A R I A

WIRTSCHAFT/AUTO UND VERKEHR

Ausreden, um Kommunikation mit dem Partner zu vermeiden

„Das kann ich ihm nicht zumuten.“

„Damit würde ich ihn zu sehr verärgern.“

„Das könnte er gegen mich verwenden.“

„Ich darf ihn damit nicht belasten.“

„Ich könnte seinen Wutanfall nicht verkraften.“

„Es ist eigentlich nicht so wichtig.“

„Ich werde mich daran gewöhnen müssen.“

„So etwas muß man aushalten können.“

Versicherung:

Rabatt

ist vererbbar

Zu dichtes Auffahren gehört nach wie vor zu den Hauptunfallursachen. So er- höhte sich die Zahl der Crashs durch unzureichenden Sicherheitsabstand inner- halb von vier Jahren im gesamten Bundesgebiet um mehr als 17 Prozent – in den alten Bundesländern um 9,3 Prozent, in den neuen gar um 93 Prozent von 4 515 auf 8 706 Fälle. Damit hatten Unfälle mit Personenschaden, hervorgeru- fen durch zu geringen Abstand, gegenüber anderen Ursachen bei weitem die höchste Steigerungsquote. Auf Initiative des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) hängen jetzt Plakate an Deutschlands Autobahnen und Bundesstraßen, die an die Autofahrer appellieren, angemessenen Abstand zu halten. DVR

Unfälle durch „zu dichtes Auffahren“

weiter gestiegen

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