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Senn-Irlet, B. (2012). Merkblatt Pilze: Orangeroter Dachpilz. Pluteus aurantiorugosus (Trog) Sacc. Birmensdorf: Eidg. Forschungsanstalt WSL.

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Academic year: 2022

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Beschreibung

Hut 3 bis 6 cm im Durchmesser, jung kräftig orangerot, Rand später zitronengelb, schwach gerieft. Lamellen gedrängt, jung weisslich, später gelblich bis fleischrosa.

Stiel 1 bis 2,5 x 0,5 cm, zylindrisch, von weisslich-gelber Grundfarbe, darüber faserig-flockig. Flocken hell gelb, an der Stielbasis leuchtend orange. Geschmack mild.

Meist gruppenweise bis fast büschelig. Kein Speisepilz.

Diese Art ist unverwechselbar, die orangen Hüte dieses deutlich gestielten Lamellenpilzes an Holz fallen sofort auf.

Ökologie

Die äusserst auffälligen, farbigen Fruchtkörper wachsen an sehr morschem Strünken und stehenden Stämmen, sowie an feucht liegenden dicken Stämmen von Laub- holz von Erle, Eschen, Pappeln, Eichen, Weiden, Ahornen vorwiegend in Auenwäldern wie beispielsweise der Sil-

berweiden-Auenwald (Salicion albae) oder boden-feuch- ten Hainbuchen-Eichenwäldern, aber auch in Pappelfor- sten und selten auch an Holzlagerplätzen (Krieglsteiner

2003). Der Orangerote Dachpilze ist ein Totholzpilz der Optimal- bis Finalphase des Laubholzabbaus.

Arten der Gattung Dachpilze (Pluteus) gelten alle als Holzsaprophyten, welche unter Laborbedingungen ext- rem schlecht gezüchtet werden können, was auf sehr spezielle Lebensansprüche des Mycels hindeutet.

Situation weltweit

Das Verbreitungsareal des Orangeroten Dachpilzes um- fasst offensichtlich die ganze Holarktis wie Fundmel- dungen aus Sibirien, Japan, Nordamerika zeigen. In Europa scheint die Art einen Schwerpunkt im subatlan- tischen-submediterranen Bereich zu haben.

In Schweden ist dieser Pilz eine Indikatorart für natur- nahe Laubwälder (nitare 2000).

Die Art wird in allen Ländern mit Fundnachweisen als gefährdet eingestuft (Heilmann-Clausen 2007), insbe- sondere weil das spezifische Substrat, morsches gro- bes Laubholz in luft- resp. bodenfeuchten Situationen, in ungenügenden Mengen vorkommt.

Situation in der Schweiz

In der Schweiz ist der Orangerote Dachpilz sehr selten und nur von wenigen Standorten in den tiefer gelege-

Zwei Fruchtkörper des Orangeroten Dachpilzes; darüber ein Fruchtkörper eines anderen Dachpilzes. Foto M. Wilhelm.

Typischer Standort des Orangeroten Dachpilzes: ein strukturrei- cher Auenwald. Foto M. Wilhelm.

Merkblatt Pilze

Orangeroter Dachpilz

Pluteus aurantiorugosus (Trog) Sacc.

Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstrasse 111

CH-8903 Birmensdorf

Beatrice Senn-Irlet www.wsl.ch

Aktuelle Fundorte BL, GE, TI, VS

geschützt Oktober 2012

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nen und wärmebegünstigten Regionen bekannt. Die Fundorte aus neuerer Zeit umfassen nur drei Standorte (Genfer Becken, Basel, Zentralwallis), jeweils an etwas luftfeuchten Standorten.

Die Art wurde als Agaricus aurantio-rugosus vom Thu- ner Apotheker J. G. Trog (trog 1857) von einem Pappel- baum entlang der Zulg bei Thun / BE beschrieben. Die Typuslokalität liegt somit in der Schweiz! Mehrmaliges Aufsuchen hat leider noch kein rezentes Vorkommen dieser Art gezeigt.

Die Art steht auf der Roten Liste (senn-irletet al. 2007) und ist aufgrund des kleinen Verbreitungsgebietes und des effektiv sehr gering besiedelten Gebietes als stark gefährdet eingestuft. Die Zahl der Fruchtkörper ist ins- gesamt sehr klein.

Priorität

Für diesen auffälligen Pilz trägt auch die Schweiz eine mittlere Verantwortung mit Prioritätsstufe 3 (BAFU 2011), denn die Populationsdichte scheint in ganz Europa so dünn zu sein, dass jedes Vorkommen geschützt werden muss.

Gefährdungsursachen

Zahlreiche geeignete Standorte sind in den letzten 50 Jahren durch Umwandlung (Seestandregulierungen, Flussbegradigungen und -eindämmungen verloren ge - gan gen. Akute Hochwasserschutzmassnahmen in jüng- ster Zeit haben nochmals Altbestände von Weichholz- auen gekostet.

Kurze Umtriebszeiten beziehungsweise Beseitigung alter absterbender Bäume erlauben die Bildung von neu- em geeignetem Substrat in genügender Menge nicht.

Erhaltungs- und Fördermassnahmen

Der Orangerote Dachpilz benötigt genügend grobes, be- reits morsches Totholz von Laubbäumen, vorzugswei-

se Pappel, seien dies Stämme, grobe Äste oder auch Strünke in relativ ungestörter Umgebung. Da diese Pha- se in der Regel nur wenige Jahre dauert, braucht es für diese seltene Art sehr viel Totholz damit die Chancen der Etablierung an einem neuen geeigneten Standort steigen und so die Populationen längerfristig erhalten werden können. Günstig sind grossflächige Schutzge- biete, damit Kontinuität gewährleistet werden kann.

Durch die Förderung von Weichholzauen unter besonde- rer Berücksichtigung von Silberweiden- und Pappelwäl- dern in gewässernahen Zonen können zusätzlich ideale Voraussetzungen für die natürliche Verjüngung der Art geschaffen werden.

Gefährdungsursachen Massnahmen Zerstören von

Strukturen

Information verbessern, insbe- sondere in der Waldplanung, bei Hochwasserschutzmassnahmen, Sonderwaldreservate einrichten;

Besucherlenkung

Fehlendes Substrat Standortsgerechte Pappeln und baumförmige Weiden fördern Intensive forstwirt-

schaftliche Nutzung

naturnahen Waldbau fördern Strukturreiche alte Wälder fördern Kleine Populationen Bestandeskontrollen

Information verbessern

Literatur

BAFU, 2011: Liste der National Prioritären Arten. Arten mit nati- onaler Priorität für die Erhalgung und Förderung, Stand 2010.

Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug Nr. 1103.

Krieglsteiner, G.J. (Hrg.) 2003: Die Grosspilze Baden-Württem- bergs, Band 3. Ulmer.

Heilman-Clausen, J., 2007: Compilation of European Red List and Candidates for an European Red List. Siehe www.eccf.info.

nitare, J., 2000: Signalarter. Indikatorer pa skyddsvärd skog.

Skogsstyrelsen.

senn-irlet, B.; Bieri, g.; egli, V., 2007: Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz. Umwelt-Vollzug. Bern, Bundesamt für Um- welt BAFU; Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. 18: 92 S.

trog, J.g., 1857: Dritter Nachtrag zu dem in Nr 15–23 der Mit- theilungen enthaltenen Verzeichnisse schweizerischer Schäm- me. Mitt. naturf. Ges. Bern 32: 388–390.

Synonyme: Pluteus coccineus (Masse) J.E. Lange Zitierung

senn-irlet, B. 2012: Merkblatt Pilze: Orangeroter Dachpilz.

Pluteus aurantiorugosus (Trog) Sacc. [published on line October 2012]. Available from Internet <www.wsl.ch/merk blaetter_pilze>

Birmens dorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL. 2 S.

Kontakt

beatrice.senn@wsl.ch www.swissfungi.ch

Herausgegeben mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)

Merkblatt Pilze Pluteus aurantiorugosus – Orangeroter Dachpilz

Aktuelle Verbreitung des Orangeroten Dachpilzes in der Schweiz.

Referenzen

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